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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 03.11.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-186611032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18661103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18661103
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: S. 364 und 363 vertauscht.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1866
- Monat1866-11
- Tag1866-11-03
- Monat1866-11
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Wpchenkkatt für Zschapau und Umgegend. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt und den Stadtrath zu Zschopau. 18««. Erscheint Mittwochs und Sonnabends. Abonnementspreis r 10 Ngr. pro Vierteljahr Lei Ab holung in der Expedition; 1l Ngr. bei Zusendung durch den Boten; jede einzelne Nummer 5 Pf. Inserate werden für die MittivochSnummer bis Dienstag früh 7 Uhr und für die SonnabendSnunimer bis Donnerstag Abends 8 Uhr angenommen und die dreispaltige Cicero-Zeilt oder deren Raum mit k Pf. berechnet. Bekanntmachung. Landtagsabgeordnetenwahl betr., Zur Vornahme der Wahl eines Landtagsabgeordneten und seines Stellvertreters im 12. bäuerlichen Wahlbezirke ist, nachdem nun mehr die sämmtlichrn Wahlmänner-Wahlen beendigt sind, der 22. laufenden Monats Vormittags 1« Uhr im Fügrrer'fchen Gasthofe zu Waldkirchen anberaumt worden, was gemäß der Bestimmung in Z. 72 des Wahlgesetzes vom 19. Dctober 1861 hiermit bekannt gemacht wird.' Der Commissar für den 12. bäuerlichen Wahlbezirk. Zschopau, am 2. November 1866. Forker. HLmmermäuschen. Eine Erzählung von Eduard Adolay. (Schluß.) Wir haben HLmmermäuschen verlassen, als sie ohn mächtig in ihrem Zimmer umgesunken war. Die Annemarie war inzwischen keuchend die Treppe hinauf geklommen und hatte das Mädchen auf dem Boden hingestreckt gefunden. Ihr Mark und Bein er schütternde« Zetergeschrei rief den Entenmüller und so gar den tauben Stoffel herzu, die die Ohnmächtig« auf ihr Bett trugen und sofort jene Mittel und Kunstgriffe in Gang setzten, welche ländliche Einfalt bei derartigen Fällen für unfehlbar hält. That es nun des Stoffels wüthiges Frottiren mit einem Fkanelllappen oder des Entenmüllers unausge setztes Anstreicher, oder besser gesagt — Ueberschwemmen M Branntwein, oder der Annemarie Einschütten von lauwarmer Milch — oder was das Wahrscheinlichste ist und bleibt: that eS die vereinte Kunst des ärztlichen Kleeblatts — Hämmermänschen schlug endlich die müden Augen wieder auf. „Wo ist er?" war ihre erste Frage und sie sah ver stört um sich. „Hab' nur Rah', Herzet; er wird schon kommen," beschwichtigte die Annemarie, indem sic HämmermäuS- chsn mit sanfter Gewalt in die Kiffen zurückzudrängcn suchte. „Wie viel Uhr ist'- denn?" drängte HämmermäuS- chm, Annemarte's Hand zurückstoßend und vom Bett aufspringend. „'S geht auf Elf, Kind — aber was hast Du denn vor?" forschte der Entenmüller und er sah ihr beküm mert in das farblose Antlitz. „Auf Elf?" heilige Mutter Gotte«, ich hab's ver paßt!" und sie stürzte gegen die Thüre. Auf einmal blieb sie stehen. „Betet für mich — und auch für ihn," setzte sie leiser bei, dann kniete sie vor dem Entenmirller nieder, drückte einen leidenschaftlichen Kuß auf die hagere Hand de» Greises und fort war sic, ehe nur Eins daran den ken konnte, ste zurückzuhalten oder zu verfolgen. * ch * Wie ein Schatten schwebte Hämmermänschen am Bache hinunter, ohne zu fragen wohin. Jost hatte ja nur gesagt: um elf Uhr. Bor ihr lag da« Moor. An grauer Vorzeit mochte es das Bett des Stromes gewesen sei«, bi» mancherlei Ursachen und Erscheinun gen demselben nach und nach seinen jetzigen Lauf gaben. Eben trat der Mond aus den Wolken und goß ein fahles Licht über diese traurige Einöde, diesen Leichen acker der Natur. Durch das Schilf zog eS flüsternd wie die Stimmen ruheloser Geister und schauerlich mischte sich hinein der Rohrdommel dumpfer Klaggesang und des Kibitzes ge spenstiges Lachen. Hämmermänschen bebte zusammen. Dann lauschte ste lange in der Richtung des Rhei nes hinaus; doch sie vernahm Nichts als daS unun terbrochene Rauschen seiner Wasser, die, ein ewiges Lebewohl murmelnd, seewärts nach Holland hinunter glitten. Noch einen Blick warf sie um sich, dann flog sie leicht und geräuschlos über das Moor. das. LrenZwde Auge unverrückt auf die lange Reihe von Pappeln ge richtet, die den Flußdamm begrenzten — so wie wohl ein bedrängter Schiffer dem Leuchtthurm zusteuert, der tröstlich in das Dräuen von Wind und Wellen hinein leuchtet. Und die Uhr im Dorfe hob aus und elf Schläge zitterten durch die Nacht. „OGott! ist's zu spät?" keuchte Hämmermänschen und sie richtet den wahnsinnsdunklen Blick himmelwärts und in ihre zuckenden Glieder legte es sich schwer wie Blei. Abermals trat der Mond hervor; gegen Sonnenauf gang zog sich ein blinkender Streifen am Horizonte hin — eS war der Rhein. „Jakob!" ächzte ste aus todtmüder Brust und sie schwankte taumelnd weiter; „Jakob!" und nochmals „Jakob!" fcholl's leiser und „Ja " Von grüner, trügerischer Decke überwuchert, ziehen sich gleichsam wie Adern durch die Moore Stellen von unergründlicher Tiefe. Anscheinend eine feste Masse, zittert ihre Oberfläche, wenn nur ein müder Vogel sich zur Rast darauf nie- derläßt. Wehe! dreimal wehe dem nächtlichen Wanderer, der seinen Fuß darauf setzt! Geräuschlos öffnet sich der Boden unter seiner Last und hinab finkt diese, und langsam, geräuschlos schlägt der Spalt wie ein Leichentuch wieder darüber zusammen. Bis an die Brust war Hämmermänschen einge sunken. Die Symptome des Ertrinkens sind wunderbarer Art. Es ist, als ob die Seele in dem Augenblicke des Scheidens schon höherer Anschauung theilhaftig würde, als ob sie schon die Morgenröthe ahne, die dem Tage der ewigen Erkenntniß vorangeht. ES ist dteS keine leere Phantasie. Die größten Aerzte und die Ertrinkenden, die noch zu rechter Zeit gerettet worden sind, haben es bestätigt. Mit elektrischer Schnelle entrollt sich vor dem Ster benden sein ganzes Leben wie ein unendliches Panorama mit blühenden Thälcrn und starrenden Abgründen, wie ein wogendes Aehrenfeld, auf dem die Engel Gottes und die Teufel der Hölle sich um die Garben streiten. Der eigentliche Todeskampf Hämmermäuschcns war schon vorüber. Sie wußte, daß ste sterben mußte und es überkam sie wie die Wonneschauer einer seligen Got tesruhe. „Für Ihn! für Ihn!" jauchzte es in ihr und sie faltete die erstarrten Hände. Mit einer überirdischen Klarheit flog ihr geistiges Auge zugleich auf die Vergangenheit und die Zukunft. „Du wirst den Abend meines irdischen zum Morgen» rothe meines ewigen Lebens machen; Du wirst Jakob'S Weib werden; Du wirst ihm eine Gehülfin, ein Stab und eine Stütze sein, und Ihr werdet, wenn ich heimge gangen bin, mein Andenken in Ehren halten;" so hatte damals der Entenmüller geredet und segnenv die Hand auf sie gelegt, wie ein Erzvater deS alten Bundes. Eine heilige Verzückung verklärte ihre reinen Züge, dieweil sie langsam und langsam hinuntersank. „Und dein Tod wird Jakob'S Schuld tilgen;" pro- phezeihte es in ihr wie mit Engelsznngen: „er wird umkehren von dem Pfade der Gottlosen auf den Weg der Gerechtigkeit; er wird der Stern fein, der die trübe Mitternacht seines alten Vaters erhellt, er wird ihm einst die brechenden Augen schließen und dann an feinem Grabe auch Deiner gedenken." Und immer tiefer zog es ste hinab. Da knüpfte ste ihr Halstuch los und holte aus ihrem Busen ein kleines Kreuz von Messing. Wir kennet, da» Kreuz. Es hatte vor Jahren der seligen Entenmüllerin die Beruhigung gegeben, daß der Findling mindestens kein „Heidenkind" war. Hämmermänschen drückte es mit beiden Händen an ihre Brust, dann mit glühender In brunst an ihre eiskalten Lippen. Das Kreuz in dem Tuche bergend, rollte sie letzte res zusammen und warf es so weit als möglich von sich. Es sollte der stumme Bote ihres letzten Lebewohls, es sollte der einzige Zeuge ihres schauerlichen Endes sein! Sie war bis an den Hals hinabgesunkcn. „Ja! er wird Deiner gedenken;" flüsterte die Stimme in ihr still aufhorchendes Herz; „er wird Dich unter die Gestirne seiner Erinnerung versetzen, er wird Dich hei ligen und Dein Name wird dereinst das Amen seines Lebensgebetes sein!" Und immer tiefer — und immer tiefer... „Unser Vater in dem Himmel! Geheiligt werde dein Name;" betete HLmmermäuschen, daS brechende Auge gläubig zum Himmel aufschlagend. „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen!" * * * Und abermals war eS eines Abends, als ein müder bestaubter Wanderer langsam dem Rheine zupilgerte. Er mochte wenig mehr als 30 Jahre zählen, und dennoch glich er einem gebrochenen Greise.
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