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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 29.01.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185901294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18590129
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18590129
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- Saxonica
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1859
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19 sollte er von dem Wetter nicht wieder so wie früher begünstigt werden. Kaum hatte er Kursk verlassen, als der Himmel sich mit Wolken bedeckte; bald darauf fing es an zu schneien; dann erhob sich der Wind und in kurzer Zeit mar er bis zum heftigsten Sturme angewachsen, der wild über die Ebene dahinsegte. Dmitri, der durch das Unwetter geuöthigt worden'war, den Schritt seines Pferdes zu verkürzen, befand sich noch einige Werst von seinem Dorfe entfernt, als die Nacht anbrach. Der Schnee bedeckte in Masse die Zweige der Tannen, welche den Weg bezeichncten, und dieses Leitfadens beraubt, verirrte sich Dmitri. Nachdem er längere Zeit vergebens bemüht gewesen war, seinen Weg zu finden, verließ er den Schlitten, denn die Kälte erstarrte ihn. Sein Pferd am Zügel führend schritt er einige Zeit vorwärts, sich dem Zu fälle überlassend, plötzlich aber fühlte er den Schnee unter seinen Füßen weichen, und beinahe in demsel ben Augenblicke sank er mit Pferd und Schlitten in eine Vertiefung. Seine Bemühungen, Pferd und Schlitte» daraus hervorzuziehen, blieben erfolglos; der Sturm hatte seine Heftigkeit verdoppelt, und er war gezwungen, hinter dem Schlitten Schutz gegen den sich rings um ihn anhäufenden Schnee zu suchen. Er sah ein, daß ihm nichts Anderes übrig bliebe, als den Tag abzuwarten. Er schirrte daher sein Pferd los und befestigte es an der Gabeldeichsel; dann legte er sich in seinen Schlitten so ruhig, als wäre es der Ofen, seine gewöhnliche Schlafstätte. Ehe er sich jedoch niederlegte, zog er die Stiefeln aus, nahm die Mütze ab, und legte Beides unter den Kopf; darauf deckte er sich mit seinem Kaftan zu und nahm eine Lage an, in welcher sein Kopf vor dem Winde geschützt war. So verbrachte er die Nacht. Als er die Augen wieder öffnete, war er ganz mit Schnee bedeckt. Da er vermuthete, daß eS Tag sein müßte, rieß er eine Weidenruthe aus dem Korbe des Schlittens und bohrte damit ein Loch in den Schnee über sich. Obgleich dieser sehr hoch lag; gelang ihm das dennoch, und er steckte den Kopf durch die Oeffnung. Die Sonne war aufgegangen, aber man sah sie kaum, und der Schneesturm wüthete noch immer. Er legte sich daher wieder nieder, aber indem er dies that, drehte er sich mehrmals um, so eine Art Höhlung über sich zu bilden. Nach einiger Zeit wollte er wieder durch seine Oeffnung hinaus sehen, aber die Schneelage, die ihn bedeckte, war jetzt so dick, daß er sie nicht zu durchdringen vermochte. Jetzt gab er jede Hoffnung auf, empfahl seine Seele Gott, sprach ein inbrünstiges Gebet, und schlief wieder ein, indem er an die Angst dachte, in welcher die Seinigen jetzt um ihn sein würden. Als sein Vater ihn nicht zurückkehren sah, machte er sich am Tage nach dem, wo er seinen Sohn »ach Kursk geschickt hatte, auf, um ihn zu suche», und die Ortsbehörde forderte die Bauern der umliegenden Dörfer auf, ihre Bemühungen um den Vermißten mit denen des Vaters zu vereinigen. Alle Bemühun gen waren aber ohne Erfolg und Alle kehrten mit der Ueberzeugung nach Hause zurück, der Unglückliche sei von dem Schneesturme überfallen worden und in demselben nmgekommen. -Indessen war das Wetter wieder schön geworden, und am 9. December ging ein Bauer aus Dmitri's Dorfe auf die Jagd. Als er dabei de» Rand einer kleinen Schlucht verfolgte, bemerkte er, daß sein Hund in einiger Entfernung an einem Gegenstände nage, den er nicht erkennen konnte. Er ging näher und sah, daß es das Bein eines Pfer des sei, das zum größten Theile vom Schnee leicht bedeckt und von den Wölfen schon halb aufgefressen war. Sogleich kehrte er nach Hause zurück und theilte dem Vater Dmitri's die gemachte Entdeckung mit. Dieser machte sich sogleich auf den Weg, be gleitet von mehreren Freunden, die Schippen und Schaufeln trugen, denn er zweifelte kaum, an der bezeichncten Stelle oder in der Nähr derselben seinen verunglückten Sohn zn finden. Neben der Pferde leiche entdeckte man bald die Deichsel des Schlittens; die Leute verdoppelten nun ihre Arbeit und trafen binnen kurzer Zeit auf eine hartgefrorene Schneelage, die eine Art von Dach über den Schlitten bildete. Man machte ein Loch hinein und zum Staunen Aller drang daraus ein warmer Dunst hervor. Einer der Arbeiter kniete neben dem Loche nieder und steckte den Stiel seiner Schaufel tastend hinein. Deutlich fühlte er. daß auf dem Boden dieses Grabes ein Mensch lag; doch derselbe gab kein Lebenszeichen von sich. Nu» trat auch der Vater des jungen Mannes hinzu und rief durch die Oeffnung hinab: „Dmitri, lebst Du noch?" „Ja!" antwortete dieser mit matter Stimme. „Komm zu dem Loche!" rief man ihm zu. „Gern," entgegncte er, „doch nehmt Euch in Acht, daß Ihr mich nicht mit Euren Schaufeln verletzt." Einige Augenblicke darauf steckte er den Kopf durch das Loch. Sein Gesicht war todtenbleich, aber sonst verrieth nichts eine ungewöhnliche Aufregung. Man half ihm heraus; er war sehr erschöpft und seine durchnäßten Kleider verbreiteten einen feuchten Dunst. Als er seinen Vater bemerkte, grüßte er ihn und reichte ihm einen kleinen Ledersack, in welchem sich das Geld für die in der Stadt verkaufte Waare befand. Man brachte ihn in eine nahcgelegene Hütte, wo er andere Kleider anlegte und etwas Nahrung zu sich nahm. Als man ihm sagte, daß er zwölf Tage unter dem Schnee gelegen hätte, war er sehr überrascht. Die Zeit, sagte er, wäre ihm allerdings sehr lang vorgekommen, aber in dem Schweigen und der Dun kelheit wäre es ihm unmöglich gewesen, ihre Dauer zu ermessen. Er hätte geschlafen und wenn er er wacht wäre, hätte er seinen Hunger dadurch zu stillen gesucht, daß er etwas Schnee gegessen. * v Dann, so erzählte er weiter, hatte er gebetet, denn da er die Hoffnung auf Rettung aufgegeben, wäre nur noch der Gedanke an sein ewiges Seelen-
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