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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 08.10.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185910083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18591008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18591008
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- Saxonica
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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164 ich jeden Tag haben, aber nicht jeden Tag Peccarys. Vorsichtig erhob ich meine Büchse, legte auf den groß, ten Eber an, den ich in der Heerde gewahren konnte, und feuerte. Ich hörte den Eber und nach ihm die ganze Heerde quieken und sah ihn Umfallen, entweder todt oder schwer verwundet. Kaum hatte sich aber der Pulverdampf verzogen, als ich alle PeccaryS auf mich losstürzen sah. In einem Augenblick sah ich mich von einer dunkeln Masse häßlicher Geschöpfe umzingelt, die wüthend gegen meine Beine sprangen, während sie ein grelles Grunzen ausstießen und mit den Zähnen klapperten, wie mit Castagnetten.» Ich eilte nach dem höchsten Theil des Baum stammes, fand aber dort auch keine Sicherheit. Die Peccarys sprangen hinauf und folgten mir. Ich schlug nach ihnen mit dem Kolben meiner Büchse und warf sie hinunter, aber sie sie stürmten immer noch von Neuem wieder auf mich ein und schnappten nach meinen Beinen, bis kaum ein Fetzen von meiner Hose übrig blieb. Ich sah, daß ich in großer Gefahr war, und nahm meine ganze Energie zusammen. Wild schlug ich mit der Büchse um mich, aber wo ich eine der wüthenden Bestien hinuntergehauen hatte, sprang sofort wieder eine andere an ihren Platz. Obschon mein hoher Standpunkt auf dem Baum stamm mir den Vortheil gewährte, daß die Feinde nicht alle auf einmal gegen mich ankonimcn konnte», waren sie doch in ihre» Angriffen so unermüdlich, daß ich fühlte, wie die unausgesetzte Anstrengung mich ermattete und mich in Gefahr brachte, vor Er schöpfung ihnen in den Rachen zu fallen. Fast verzweifelte ich in meiner Stellung, als ich beim Ausholen zu einem Schlage fühlte, wie meine Büchse an einen Gegenstand hinter mir anschlug. Es war der Zweig eines Baumes, der sich über den Platz hin erstreckte, auf welchem ich stand. Dadurch kam mir plötzlich ein neuer Gedanke. Konnte ich den Baum aufklettern, so war ich gerettet. Nasch blickte ich um mich, der Zweig war innerhalb meines Be reichs. Ich faßte ihn und zog ihn näher, holte dann tief Athem und schwang mich mit aller mir noch übrig gebliebenen Kraft hinaus. Es gelang mir auf den Zweig zu kommen, und im nächsten Augenblicke schon saß ich dicht am Stamm. Ich athmete wieder frei — ich war gerettet. Eine lange Zeit verging, ehe ich an irgend etwas anderes dachte, als mich auszuruhen. Eine volle halbe Stunde mochte vergangen sein, ehe ich mich nur bewegte. Endlich blickte ich hinunter aus meine Peiniger. Sie standen noch alle auf dem Platze, liefen um den Stamm des Baumes herum, versuchten hinaufzuklettern und zerfetzten die Rinde mit ihren Hauern, wobei sie nicht aufhörtcn, mir durch ihr grelles widerwärtiges Grunze» die Ohren zu zerreißen, und durch den abscheulichen Geruch aus ihren Rücken drüsen mich fast zu betäuben. Ich sah, daß sie nicht an den Rückzug dachten, sondern entschlossen waren, mich förmlich zu belagern. Dann und wann liefen sie zu ihrem todten Kameraden hin, der auf dem Grase ausgestreckt lag; aber dies schien sie nur in ihrem Entschluß zu be stärken, denn wenn sie zurückkamen, grunzten sie nur noch wilder als zuvor. Ich hoffte, daß mein Freund jetzt aufgestanden sein und mir zu Hilfe kommen würde, allein bei näherer Ueberlegung erschien mir das wieder nicht wahrscheinlich, weil sich annehmen ließ, daß er mich nicht eher vermissen würde, als bis meine längere Abwesenheit auffallend erschiene. Das konnte aber vielleicht erst gegen Abend, oder spät am nächsten Tage der Fall sein, indem ich häufig mit dem Ge wehr ausging und über vierundzwanzig Stunden fortblieb. Bis dahin, wie das in so seltsamen und unge wohnten Lagen wohl häufig geschieht, hatte ich noch gar nicht daran gedacht, meine Büchse zu gebrauchen. Jetzt kam es mir in den Sinn, sie abzufeuern, um dadurch die Aufmerksamkeit meines Freundes auf mich zu ziehen. Ich balalancirte auf meinem Zweig, so gut ich konnte, und lud die Büchse mit Pulver. Als ich abfeuern wollte, kam mir der Gedanke, daß ich ebenso gut den Schuß dazu benützen könnte, die Zahl meiner Feinde zu vermindern. Ich stieß des halb eine Kugel in den Lauf, zielte auf die Stirn eines der Peccarys und streckte cs nieder. Dieser gute Erfolg brachte mich auf die Idee, daß ich es mit der ganzen Heerde ebenso machen könnte. Sie waren durch den Fall ihres zweiten Kameraden nicht im Geringsten eingeschüchtcrt, sondern kamen im Gegentheil noch näher, streckten die Schnauzen in die Höhe und gaben ihre grellen Töne von sich. Ich lud und feuerte wieder, abermals einen Feind weniger; Hoffnung stellte sich wieder bei mir ein, ich zählte meine Kugeln und hielt mein Pulperhorn gegen die Sonne; ich hatte über zwanzig Kugeln und Pul ver in Ueberfluß. Ich zählte dann die Peccarys, cs waren nur noch sechszehn, nachdem ich drei erlegt hatte; wiederum lud ich und feuerte wiederum, ich zielte so sorgfältig, daß ich nur ein ciuzigesm-l fehl schoß. Als ich mit dem Schießen fertig war, stieg ich von meinem lustigen Sitz auf den Kampfplatz hinunter, der einem großen Schlachthof glich. Neun zehn Peccarys lagen todt um den Baum herum, und der Boden war mit ihrem Blut getränkt. Die Stimme meines Freundes tönte in diesem Augenblick in meine Ohren, und als ich mich nach ihm umwandte, sah ich ihn mit emporgehobenen Hän den, und Augen, so groß wie ein paar Untertassen, dastehen. Er war vollständig starr vor Erstaunen!
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