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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 08.10.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185910083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18591008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18591008
- Sammlungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1859
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163 Eine Jagd auf wilde Schweine in Texas. Ich war für einige Wochen der Gast eines Far mers oder „Pflanzers", welcher im Trinity-Thal lebte. Wir waren mehrmals im „Holz" gewesen und hatten Bären, Hirsche und Truthühner geschossen, batten aber noch nicht das Glück gehabt, ein Peccary (Wildschwein) anzutreffen, obschon wir bei jedem Ausgang ihre Spuren bemerkten. Wir hatten nie Hunde mitge habt, und durch ihren äußerst feinen Geruch hatten die Thiere uns immer längst entdeckt und sich veri borgen, bevor wir sie nur sehen oder ihnen nahe kommen konnten. Ich war dadurch immer neugieriger auf ihre Bekanntschaft geworden, indem ich noch nie ein Peccary gesehen, viel weniger geschossen hatte. Es war im Herbst, der schönsten Jahreszeit des Waldes, wo das Laub seine goldigen orangefarbenen und purpurnen Tinten erhält. Ich lag »och im Bett im Hause meines Freundes, und wurde plötzlich durch das Kollern wilder Truthühner ganz in der Nähe des Hauses aufgeweckt. Ich sprang auf, zog mich rasch an, er griff Büchse und Munition und schlich mich hinaus. Kein Mensch war noch zu sehen, und ich dachte, meinen Freund mit einem fetten Truthahn überraschen zu können. Sobald ich um das. Haus herumgegangen war, sah ich ein großes Volk Truthühner. Sie waren in einem alten Maisfcld und fraßen die ausgefallenen Körner. Da sie über Schußweite von mir entfernt waren, trat ich unter die Kornstengel, um mich näher heranzuschleichen. Ich gewahrte bald, daß sie nach dem Busch zugingen, und wahrscheinlich an einem ge wissen Punkt herauskommen würden. Wenn ich diesen Punkt vor ihnen erreichen könnte — so überlegte ich — würde ich einen guten Schuß haben. Gedacht, gethan. Ich beeilte mich so, daß ich zur rechten Zeit auf dem gewünschten Punkte ankam. Das Maisfeld war sehr groß und ich befand mich jetzt eine halbe Meile von dem Hause entfernt. Da die Truthühner noch nicht herangekommen waren, setzte ich mich auf einen umgehauenen Baumstamm, voll kommen verborgen durch die großen Blätter einiger Pawpawbäume. Noch war ich keine Minute auf diesem Platze, als ein leichtes Geraschel in den dürren Blättern am Boden meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Als ich hinblickte, bemerkte ich, wie eine Schlange aus den Blättern hervorkroch. Ich konnte zwar ihren Schwanz noch nicht sehen, aber aus der Form des Kopfes und der eigenthümlichen Zeichnung des Körpers entnahm ich, daß es eine Klapperschlange sein mußte. Sie glitt langsam über den offenen Platz gegen das Dickicht zu. Wahrscheinlich hatte ich sie von dem Baumstamm, wo sie sich gesonnt hatte, vertrieben. Mein erster Gedanke war, dem scheußlichen Reptil zu folgen und cs zu tödten; da ich mich aber da durch den Truthühnern würde gezeigt haben, beschloß ich, auf meinem Platz zu bleiben und es gehen zu lassen. Ich beobachtete, wie es langsam bis nach der Mitte des offenen Platzes hinkroch, und wandte meine Aufmerksamkeit dann wieder den Vögeln zu, die mittlerweile bis auf Schußweite hcrangekommen waren. Gerade wollte icb mich fertig machen zum Feuern, als ein seltsames Geräusch, gleich dem Grun zen eines kleinen Schweines, von der Lichtung her in mein Ohr schallte und meine Aufmerksamkeit wieder dorthin zog. Meine Blicke fielen auf ein kleines Thier, das eben aus dem Gebüsch hervorkam. Seine lange scharfe Schnauze, seine schweinförmige Gestalt, der Mangel des Schwanzes, der hohe Rumpf und das weißliche Band über die Schultern, das alles paßte zu der Beschreibung, deren ich mich erinnerte; das Thier konnte nur ein Peccary sein. Indem ich cs mit neugierigen Augen anblickte, kam ein zweites aus den Büschen, dann ein drittes, ein viertes, und so fort, bis eine ansehnliche Heerde zum Vorschein gekommen war. Als die Klapperschlange das erste sah, hatte sie den Kopf flach auf den Boden gelegt, und bemühte sich, augenscheinlich erschreckt, im Grase zu ver bergen. Da der Gruud aber glatter Torf war, ge lang ihr das nicht. Das Peccary hatte sie bald entdeckt, und in demselben Augenblicke richtete sich sein Hintertheil hoch auf, seine Nückenborsten wurden straff und die Haare am ganzen Körper sträubten sich empor. DaS Aussehen des Thieres war in einem Augenblick ganz verändert, und ich konnte bemerken, wie die Luft mit einem unangenehmen Geruch sich füllte, der aus der Rückendrüsc des aufgeregten Thieres ausströmte. Ohne einen Augenblick zu zaudern, stürzte es vorwärts, bis es nur noch drei Fuß von der Schlange entfernt war. Als diese sah. daß sie sich nicht mehr verbergen konnte, rollte sie sich zusammen und richtete sich auf zur Verteidigung. Ihr Auge glühte von unheimlichem Feuer. Das Rasseln ihrer Klappern erschallte ohne Aufhören, und mit ihrem hoch emporgehobenen Kopf schoß sie wiederholt auf ihren Feind los. Diese Demonstrationen brachten schnell die ganze Peccaryheerde auf den Platz. In einem Augenblick hatten sie einen Kreis um die Schlange gebildet, die nicht wußte, auf welchen die ser vielen Feinde sie losschießen sollte, sondern rastlos ihren Kopf nach allen Richtungen hi» bewegte. Die Vorderfüße dicht an einander gestellt, das Hintertheil hoch aufgezogen, standen die Peccarys fast wie Katzen auf der Lauer und stießen ein drohendes und grelles Grunzen aus. Dann erhob sich eines Plötzlich in die Luft und hieb mit seinen Hufen auf die zusam mengerollte Schlange los. Die ganze Heerde folgte diesem Beispiel, bis das Reptil, von den Fußtritten zerschmettert, lang ausgestreckt und unbeweglich auf dem Boden lag. Sie ergriffen es dann mit den Zähnen, zerrissen und verschlangen cs. Von dem Augenblick, wo diese Peccarys mir zu Gesicht gekommen waren, hatte ich jeden Gedanken an die Truthühner aufgegeben. Truthühner konnte
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