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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.05.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188305074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830507
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830507
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-05
- Tag1883-05-07
- Monat1883-05
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.05.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Retirtion und Lrpeditioa JohaaueSgassc 33. Sprechstunden der Nrdaction: Vormittag« 10—13 Uhr. Nachmittag« 5—6 Ul,r. NH» »u Ute,»dk rii>»csantln M-nirl-rirte »1-t sich »i» Ac»«cno» >»chr r«r»m»UH. V»»«tz«e »er für »ie uächftf»l,ra»e Nm»«er »efli»«te« Inserat« an S«chenta,cn »i« 8 Utzr Nachmittag«, «« G«m»««» Festtagen früh »i« '/,9 Uhr. In den Filialen für Ins.-^nnahme: Vit« Klemm. UniversitätSstraße 31. Laut« Lösche, Katharinenstraße 18. v. nur »i» '/,S vhr. UchMtrLWMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd GeWstSverkehr. Auflage R7,8S0. Abonnemrntsprris viertelj. 4'/, Md. incl. Bringerlohu 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegereinplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilagen ohne Postbesürderung 39 Mk. mit Postbejörderung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzrile 20 Pf. Größere Dckttsten laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellarischer Sag »ach höherem Tarif. Uerlamrn unter dem Kedaction»strich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stet« an die Hxpedttt«» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnonumeriuuio oder durch Post- uachnaiimc. 127. Montag den 7. Mai 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. vrrmikthmlg. Der in dem der Stadtgcmeinde gehörige HauSgnindstück Meichtstra-e Nr. so befindliche Hausstand mit Ga-beleucktungSeinrichtung soll vom I. October diese« Jahre» ab gegen rinhalbjährliche Kündigung vtittwoch, den 0. Mat diese« Jahre» Bormittag» IL Uhr an Rathsstelle. RathhauS, 1. Etage, im VersteigerungSwcge an den Meistbietenden anderweit vermtethet werden. Die BermiethungS» und Bersteigerung«bedingungcn liegen schon vor dem Termine auf dem Rathhau«saale» 1. Etage zur Einsichtnahme au«. Leipzig, den 2l. April 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Brendel. Bekanntmachung. Der i« hiesige» Georgenhause detinirte Arbeiter Carl Friedrich Vtt« Tchaester, am 28. März 1857 hier geboren, ist von einem ihm am 24. April diese« Jahre« verstnttcten AuSgange nicht in die Anstalt zurückgekehrt und treibt sich vermuthlich vagabundirend umher. Wir ersuchen um Festnahme und Herweisuaa de« pv. Schaeffer mittelst Zwang-Passe«. Leipzig, den 5. Mai 1883. Tas Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. > BrrScigtrung. . Vom «suta, den 7. Mai 1888 Nachmittag S Uhr. sowie folgenden Tag von früh V Uhr ab, sollen im Grundstücke Cutritzscher «ttahe Nr. s hier eine groß« Partie Fleischwaarcn, al«: ca. lOEtr. Knackwurst, 2 Ttr. Cervelatwurst, 1 lltr. Blut- und Lcbcrwurst, ca. 9 Ltr. Rauchfleisch, Speck, Schinken u. s. ca. 4 Ltr. Pökelfleisch, Schwein-knochen, Schinken u. s. w., RindSzungen, Därme, Talg, 1 lltr. Schweinefett u. s. w. meistbietend gegen sosortige Baarzahlnng öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 6. Mai 1883. Tteinbe«, Gerichtsvollzieher. aufbereitet in den Abteilungen 50, 51, 53 und 55 Holr-Auction. V« de» aaf de» Na»ah«fer K,rftre»t«re «lsterritete» LLläer» solle« Freit«», »e« 18. Mat d. von Vormittag« 9 Uhr an 57 erleue, eich. n. birk. Klötzer, 16—24 cm stark, 2,,—4 m lang, 22,„ Hdt. ficht. Stangen, 3—7 cm stark, 2—7 w lang, 3 8m eichene Nutzscheite, 61 - harte, 7 8m weiche Brennscheite, 164 » » 11 » . Brcnnknüppel, 8 « harte« Abraumreisig, 151„Wllhdt. harte« > 16.! . weiche« / dergleichen und Montag, de» TI. Mai d. A, edenfag« «an 9 Uhr vormittag« an 10 Stck. kies. Stämme, 18—20 cm stark. 16—18 w lang, 59 eichene Klötzer 16—85 - » 3- 7 - . 13 erlene - 16—30 » « l 5 birkene - 19—23 - « > 4« « 43 sichten- > 16—19 - » j 1,„Hdt.ficht.Stangen, 9—13 » . S—11 » « 85 Rm harte, 260 8m weiche Brennscheite, 18 - - 323 - - Brennknüppel, 13 . . Zacken und Bruchholz. 22 . hatte« i 10„ Wllhdt. - > Abraumreisig, 110„ » weiche«1 3 hatte, 39 weiche Langhaufcn und 8 8m harte Stockscheite und Spähue meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter den vorher be kannt z« machenden Bedingungen versteigert werden. Berfa»«1»«g am 1. Tage auf der Threnaer Aller im Schlangen» Winkel und am 2. Tage auf dem Klingaer Wege und dem Flügel S. Geltzetnnahme im tilaitbanse „Stadt Leidzig" zu Naunhof. Tie in «btheilung 3 und 14 lagernden eichenen, erlene» und birkene» Klötzer bittet man vor der Auction zu besichtigen. K-ntgl. K-rftrentamt Wurzen und König«. NeetervcrWaltnu, Rauntzos, am 1. Mat 1888. Vachmann. Leuthold. in den Ab theilungen 3. 14. 29, 43, 44, 47 und 48 Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 7. Mai 1883. * Nach den neuesten parlamentarischen Dißposi tionen stehen im ReichStaa vor Pfingsten noch sehr wichtige Entscheidungen bevor, namentlich Uber dir Holzzölle nnd daS Krankencasscngcsetz. Da» Schicksal der Holzzollvorlage wird von so wenigen Stimmen und solchen Zufälligkeiten abbängig sein, daß c« gar nicht vorauSzusehen ist. wie die Entscheidung fallen wird. Borau«sichtlich werden die Polen, Uder deren Stellung zu der Frage noch nickt« sichere« bekannt ist. den Ausschlag geben, recht bezeichnend für die gegenwärtigen parlamentarischen Verbältnisse. Bon Seiten der Rechten u»d de- Ecntrnm» sind alle Anstrengungen gemacht worden, ihre Parteigenossen in den nächsten Tagen noch einmal möglichst vollzählig zu versammeln. Auch an die Angehörigen der liberalen Parteien muß diese Mahnung noch einmal gerichtet werden. Auch in ihren Reihen waren rn dm letzten Tagm weile Lucken zu bemerkm. Da» bedauer liche Schauspiel der Beschlußnnsähigkeit bei wichtigen Ver Handlungen, da« un« in der Frcitagsitzung wieder geboten wurde, Vars sich nickt wiederholen, wenn nickt die Geschäfte wie da« Ansehen de« Reichstag» in empfindlicher Weise Schaden leide« sollen. * Die socialpolitische Commission de« Reich« tag« rousiatirte in ihrer Sitzung vom Freitag Abend zu nächst da« Einverständniß darüber, daß der Antrag Ri«rt wegen schleuniger Berathung der grundlegenden Bestimmungen de« Nnsallverficherung-geskye- durch da« von der Commission bereit« eingeschlageue Verfahren einstweilen al« erledigt zu betrachten sei, und fetzte dann die Discussion de» tz. 5 de« Unsallgefetze« fort, wiederum, ohne dieselbe zum Abschluß zu bringen. E« handelt sich um die principirlle Streitfrage, ol> dem verletzten dir EntschävigungSrente sofort am Tage de« Unfall« an oder erst nach Ablauf einer sogenannten Carrenp zeit gttvährt, und ob während dieser Carrcnzzeit die Unter Nitzung de« verletzten von der Krankencaffc, und zwar m-schließlich von dieser, getragen werden soll. Dir Regierungsvorlage überträgt die Fürsorge für siimmt- liche Betriebsunfälle während der ersten 13 Wochen nach Eintritt de« Unfall« aus die Krankenversicherung; erst nach Ablauf dieser Zeit läßt sie die Unfallversicherung in Wirksamkeit treten. Nach dem vorhandmen statistischen Material würde auf diese Weise die Entschädigung für etwa 95 Proc. aller Unfälle ausschließlich von den Krankmcassen abgewickelt und auch mdailtig getragen werden. Für die« System hat sich in der Commission bisher nur eine einzige Stimme auSgrsprochen. Dagegen liegt eine Reihe mehr oder weniger von demselben abweichender Abänderung-anträge vor. Am nächsten kommt ihm ein Antrag v. Maltzahn. welcher die Unfälle während der ersten 4 Wochen ausschließlich den Krankmcassen zuweist, von da ab freilich dem Verletzten die volle gesetzliche Unfallrmte gewährt, dieselbe jedoch bis zur vollendeten 13. Woche der Unfallversicherung nur soweit zur Last legt, als sie den Betrag de« von der Krankencasie zu gewährenden Krankengeldes übersteigt. Die Krankencasie würde also für sämmtliche Unsallbesckädigte während der ersten 13 Wochen daSvorgcsckriebcneKrankengeld aus ibrenMitteln zu leisten baden: nur die Kosten de« Heilverfahrens sollen ihr bereit« nach Ablauf der ersten vier Wochen von der Unfallversicherung ahgenonimen werden. Bon diesem Maltzahn'schen Anträge unterscheidet sich ein Antrag v. Hertling nur dadurch, daß er die Kosten keS Heilverfahrens von Anfang an der Unsallver- icherung zuweist. Eine besondere Frage ist noch die. waS in den ersten 4 Wochen auS denjenigen verletzten werden soll, welche in einer Krankencasie nicht versichert sind. Hertling trifft für diese gar keine Fürsorge, während Maltzahn ihnen vom Eintritt des Unfalls an den vollen Schadenersatz ge währen will. Eine Entschädigung der freien HilsScassen seitens de» Arbeitgebers für die Verpflegung eincS Unfall' verletzten nehmen beide Anträge nicht in Aussicht. Ein An trag Lehren will die Unfälle während der ersten 4 Wochen den Krankencasien zuweiscn, von da ab aber die Unfallvcr sichernng eintreten lassen. War der verletzte zur Zeit de« UnfallSnicht in einerKrankcncasie versichert, so soll der Arbeitgeber dieKosten deS Heilverfahrens für die ersten vier Wochen und daS innerhalb dieser Zeit zu gewährende Krankengeld zu tragen haben. Auch ein Antrag Buhl will die Unfälle während der ersten vier Wochen dm Krankencasien ruwcisen, jedoch den verletzten statt deS Krankengelde« vom Tage de« Unfall« an den vollen gesetzlichen Schadenersatz gewähren Al« Aequivalent für diese LeisduW» Neelnngt er. daß die Untemehmer Unfall versicherung-pflichtiger Betriebe zu einem höheren Kranken casienbeitrage, al« dem kn K.47 deSKrankcnversicherungSgcsetzeS vorgeschriebmen Drittel, herangezoge» werden. Den gegen Krankheit nicht versicherten oder freien HilsScassen ange hörenden verletzten sollen vom Arbeitgeber während der ersten 4 Wochen die Kosten de« Heilverfahrens und die Rente direct vergütet werden. Endlich beantragen die secrssionistischm und fortschrittlichen Mitglieder der (Immission, di« Krankenversicherung bei de» Unfällen ganz au« dem Spiele und sofort vom Tage de« Unfall« an die Verpflichtung der UnKtllversicherung eintreten zu lassen. Al« Kcrnpuncl der Debatte tauchte immer von Neuem wieder die Frage auf. wer eigentlich für die Folgen der Betriebsunfälle aufzukommrn habe. Daß diese Frage zurislisch nickt generell zu entscheiden ist, wird «llgemein zugegeben. Bezieht man sich aber einmal von dem principiell rechtlich«, mehr oder weniger aus den Zweck mäßigkeitSstandpunct, so gehen die Ansichten nalurgeniäg weit auseinander. Erwähnenswerth ist, daß auf die von der linken Seite gestellte Anfrage, ob die Regierung aus den ReichSzuschuß zu der Unfallversicherung verzichte, sowie auf die andere, wie weit die Vorarbeiten für die Alters- und Jnvalidenversor gung gediehen seien, eine bestimmte Antwort von Len Regie rung-Vertretern — wie e« übrigen« auch nicht ander« zu er warten war — nicht rrtheilt wurde. Aus eine Entschädigung der den sreienHilsScasscnAngehörigen während der ersten 4 Wochen dnrch die Arbeitgeber erklärten die Regierung-Vertreter nie «ingehm zu können. Welchen Au-gang die Debatte haben wird, läßt sich noch nicht Vorhersagen. Wahrscheinlich wird e« in der Sonnabendsitzung zur Abstimmung kommen. * In seiner Abmdfltzung vom Freitag beendigte da« preußische Abgeordnetenhaus die Verhandlung über di» Siinultaafchulfrage. Nachdem der Abg. Langerhan« für, der Aba. v. Tiedemann gegen da« Princip der paritätischen Schulen gesprochen, wurde der Antrag von Rauchhaupt „in Erwägung, daß die StaatSregierung von dem Grundsätze, daß me Einrichtung von Simultanschulen sowie die Rückverwandlung der Simultanschulen in konfessionelle von dem Beschluß der Unterhaltung-pflichtigen abhängig zu machen ist. in Ereseld abgesehen hat und die Annahme gerechtfertigt ist, daß sie in ähnlichen Fällen in derselben Weife verfahren werde. Uber die Petition der Stadt verordnet«!! in Creseld zur Tagesordnung Uberzugehen" mit 158 gegen 127 Stimmen angenommen. Dafür stimmten Centrum, Conservative und Polen, dagegen die liberalen Parteien und die Freiconservativen. — In der Sitzung vom Sonnabend wurde zunächst der Gesetzentwurf, betreffend die Eifclbahn, in zweiter Lesung angenommen und bann die dritte Lesung der BerwaltnngSgesrtze begonnen. In der Generaldebatte kcnnzeicknete Abg. Meycr-Bretlau die flüchtig Art, in welcher die Berathung dieser Gesetze durchgepeilscht würde, und hob nochmal» die gewichtigsten Bedenken hervor, welche von liberaler Seite gegen die Revision erhoben werden müßten namentlich die verfehlte Construction de« Bezirk-auSschuffe« An der Generaldebatte betheiligten sich ferner die Abgeordneten v Hehdebrand, Dinchlet und Göttling. Die Specialbi-cussion ging in flüchtigster Eile über die Paragraphen binweg Abänderungsanträge wurden überall abzclehnt. Nur de wenigen Punkten wurde «in kurzer Aufenthalt gemacht, so bei dem von der Bestätigung der Communalbeamten Han delnden Paragraphen de« Zuständigkeit-gesetze«. Ein fort schnttlicher Antrag, wonach bei der Verweigerung der Be, stätigung den Betheiliaten dir Gründe mitzutheilen seien wurde in namentlicher Abstimmung mit 2lS gegen 125 Stim men abgelehnt. Die Fortschritt-Partei stellle vergeblick wiederholte vrrtagung«anträge und verließ endlich da« Hau« Die Berathung gelangte ulSdann fast ohne Debatte zu Ende, in drei Stunden waren sonach diese umfangreichen Gesetz entwürfe in dritter Lesung erledigt. » * » * Bi« znr Stunde seblt noch jede Nachricht darüber, wie die Situation de« Ministerium« Glabstone sich in Folge de« UnterbauSvotumS, betreffend die Eitesbill. gestalten werde. Zwar ist der Premier seitdem schon wieder im Hause erschienen, um seinen principiellen Standpunkt in der Brad- laugh-Affaire zu wahren, aber nur, um Zeuge eine« neuen Siege« der Opposition zu werde», ja diesen Steg durch seine eigene reserviere Haltung mit herbeiführen zu Helsen. Die Stellung de« Eabinet« wird täglich unhaltbarer, da» Auf treten der Opposition täglich siege-gewiffer, der Zweifel, ob die Regierung sich von ihrer vorgestrigen Niederlage werde erholen können, täglich lauter. Seiten» der Tcne« wird mit Erfolg an der parlamentarischen Isoltrung de- Mini- ierium« gearbeitet. * Die in London gewünscht« und von dem britischen Vertreter in Washington eifrigst befürwortete Cooperation mit der Unionsregierung gegen die subversiven Tendenzen de« Irenthum« nimmt sich auf dem Papier besser auS al« in Wirklichkeit. Amerika ist mit England „im Princip" zwar einverstanden, umgiebt dasselbe aber mit so vielfachen juristi- chen Cautelen, daß concrete Erfolge bei dieser Behandlungs art der Sache schwerlich herauskommen werben. ES mag da« Mi großen Theite mit daran liegen, daß die Irländer jenseits des OceanS, Dank ihrer numerischen Stärke, eine bedeutende politische Macht bilden, mit welcher die Re- ierung Wehl oder übel rechnen muß. WaS sich die Irländer alles herauSnehmen, davon liefert gerade jetzt Ncw- 4>ork ein drastisches Beispiel. Am 24. d. M. soll daselbst die Einweihung der Easl-River-Brücke zwischen New-Vork und Broollyn siattfinden. Kaum war das Datum bekannt gemacht, alü sich auch schon unter den irischen Bewohnern Ncw-VorkS ein allgemeiner Protest gegen diesen Tag erhob, weil derselbe der Geburtslag der Königin von England, mithin nicht nach irischem Geschmack ist. ES wurden Drohungen laut, man werde die Brücke mit Dynamit sprengen, falls der EröffnungSterinin keine Abänderung erfahre. Infolge dessen faßte der Rath der New-?)orker Aldcrmen am vorigen TienStag den Beschluß, den Ausschuß zur Verlegung der Eröffnungs feierlichkeit auf den 30. Mai ausznsordern, weil das Datum des Gcöurt-lagcS der Königin Victoria ein für die irische Race beleidigendes seil Eine» Commentar« bedarf diese Kundgebung wohl nicht. * Die türkische Negierung schwebt in ernstlicher Sorge um den Geist ihrer Truppen. Den Unruhen von Mekka ging schon vor sechs Wochen rin Skandal in Suleimanie in der Nähe der persische» Grenze, nördlich von Bagdad, voraus. Dort drangen am Freitag, während de« Gebet» für den Sultan, als die männlichen Bürger in Ver Mosche« waren, die Soldaten in die Häuser und plünderten, besonder- die Läden. Der Fall wurde von der Pforte vertuscht; der von Mekka wird sich nicht ganz verschweigen lasten. Man hat die Absicht, die dortigen Truppen nach einem andern Platz zu ver legen und in Mekka eine neue Garnison einziehen zu lasten. Ans türkischer Seite scheint man zu fürchten, daß England von Egypten auö den Vorwand ergreifen möchte, ui» in Arabien ei»' ruschrcitcn; eS liegt aus der Hand, daß englische Truppe» im Ge> Met der heiligen Stadl Mekka gleichbeveutcnd mit dem Ruin de« KbalisatS in Arabien wäre. Wir glauben kaum, daß Eng land angciibticklich die Absicht hat, in Arabien vorzugehcn; wenn cS aber gerade einen Druck auf die Türkei aiiozuübcn wünschte, so böte die Drohung, Tsckedda freundschaftlich zu blcckiren, ihm eine ganz brauchbare Handhabe dar. Die Pforte ist nicht ohne Besorgmß, daß die Ausbrüche der Unzufrieden heit in der Armee noch weiter um sich greisen. Sie weiß recht wohl, daß die Unzufriedenheit jetzt überall vorhanden ist: ttieilS behält man die Leute über die gesetzliche Zeit hinaus in Dienst, tkeil« bezahlt man sie nicht, mit Ausnahme der wenigen Bataillone, welche den Sultan direct umgeben. Bi« vor Kurzem aber verhielten sich die Soldaten wenigsten« äußerlich ruhig; jetzt, wo die Betspiclr gegeben sind, fürchtet man, die AuSörilche möchten um sich greisen. Die mekkaische Angelegenheit wird deshalb in Konstantinopel al» tiefe« Gc heimniß behandelt. Da« wird aber kaum Helsen, wenn man nicht wenigsten« die Subalternofficicre bezahlt; denn die müssen auch leben, und sie verlieren die Geduld eher al« die gutmüthig unterwürfigen Gemeinen. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Der Colporteur St. in G- ist vom Landgericht au« tz. 246 Str.-G °B. vernrtheilt, weil er Gelder de« Buchhändler« Schilg in D. unbefugt in seinen Nutzen verwendete, somit fremde bewegliche und ihm anvertraute Sachen in rechts widriger Weise sich zugeeignet hatte. Der Buchhändler Sckila hatte im Februar 1882 in G. eine Filiale seine« Geschäfte« errichtet und dem Angeklagten in der Weise über tragen, daß letzterer gegen eine bestimmte Provision lediglich die au« Schilg'S Verlag hervorgeganaenen Schriften an die durch Schilg'S Sammler erworvenen Abonnenten ad- zuliesern, von diesen die Abonnentengelver für Sckilg in Empfang zu nehmen, und diese Gelder, sobald sie die Summe von 100 erreichten, an Sckilg abzuiübren hatte. Hierbei war in dem zwischen Schilg und dem Angeklagten schriftlich abgeschlossenen vertrage bestimmt, daß die von Sckilg de», Angeklagten aus dessen Bestellung gelieferten Schriften u. s. w al« CommissionSwaare zu betrachle», alleiniges Eigen' thum deS ersteren bleiben und stet« als anvertraute« Gut angesehen werden, sowie daß an ibre Stelle nach Ab lieferung an die Abonnenten die von diesen gezahlten Adonne mentgelder treten sollten, wa» die Bedeutung hatte, daß die Abonnementaetdrr alsbald in Schilg'S Eigcnthum Über gehen und für de» Angeklagten ebenfall- fremde, »hm nur anvertraute, Sachen bleiben sollten. von den so eingenommenen Geldern hat Angeklagter in einzelnen Posten von S—6 den Betrag von zusammen 362 62 nach und nach für sich und seiner Familie Unter halt verwendet. Nach der vom Landgericht dem Vertrag- gegebenen Aus legung handelte e« sich nicht um ein Eommission«. geschäst im Sinne de« Handel-gesetzbuch«, sondern um ein Mandat. Di« Revision de« Angeklagten, welche sich gegen diese letztere Auslegung wendet.ist voi»N.-G.,Ul. Strafsenat, am l5. Januar d. I. verworfen, da sich die Auslegung de« vertrage«, insbe sondere de« Vertragswillens im Hinblick darauf, daß Anae- Nagter nur einer Filiale des Schi lg'scheu GeschäjieS Vorstand, daß er nur die au» Schilg'S Verlag hervorge gangrnen Schriften an dir durch Schilg'« Sammler er worbenen Abonnenten abzuliefern und lediglich Abonne mentgelder für Sckilg einzueasnre» hatte, al« rechtlich unbedenklich darstellt. ES kann zugegeben werben, daß eS für die Frage, ob die vom Angeklagten für Schilg eingrnrmmenrn Gelder sofort in das Eigenthum des Sckilg übergingen, nicht blos auf daS zwischen letzterem und dem Angeklagte» bestandeneVcrtragSvcrhältniß, sondern auch d»raus anzukoiiiinen hat. ob die Lieferung der Waaren — d. i. Schriften — an die Abnehmer nickt bloS für Rechnung, sondern auch im Namen de» Sckilg erfolgte. Denn wenn nach außen, d. i. gegenüber den Abonnenten, Angeklagter alS Verkäufer i» eigenem Namen, und nicht als Beauslragter dcü Säulg, a»s- ttat, so war die Absicht der Käufer bei Zablung des Kauj' »reise« darauf gerichtet, an den Angeklagten daS EigenUm», an den gezahlten Geldstücken zu übertragen, in welchem Falle nach dem hier maßgebenden gemeinen Rechte trotz der zwischen dem Angeklagten und Sckilg stattgehabten Vereinbarung das Eigcnthum an den Geldstücken nickt sofort an Schilg. ondern zunächst an den Angeklagten üöcrgcgangen wäre. Es hat da» Landgericht nun aber angenommen, daß daS zwischen den Parteien bestehende Mandat «Verhältnis; auch nach außen in die Erscheinung getreten sei, wofür nickt nur der Umstand spricht, daß die Abonnenten von Schilg'S Samm lern geworben, also mit Schilg in ein unmittelbares vertragSvcrhällniß getreten waren, sondern auch, daß die auü dem verkaufe der Waaren gelösten Gelder sofort bei der Tra dition an den Angeklagten in daS Eigcnthum kcS durch den lngeklaaten vertretenen Schilg übergingen. Wenn bei Abgabe der Schriften an die Abonnenten der Name Schilg'S nicht genannt worden wäre, so würde dieser Umstand ür die Ausführung der Revision nicht zu verwcrthen sein, weil die Abonnenten auch stillschweigend von der Voraussetzung auSgchen konnten, daß ihnen der Angeklagte at» Vertreter Schilg'S gegenüber stehe. Daß Angeklagter ausdrücklich im eigenen Namen mit den Abonnenten gehandelt habe, wird von ihm selbst nicht behauptet. Hiernach waren die vom Ange klagten unbefugt in seinen Nutzen verwendeten Gelder aller dings fremde, nämlich im Eigenthnm deSSckilg stehende Sacken, und hat daS Landgericht in dem unersaublcn Ver brauche dieser Gelder seitens deS Angeklagten ohne RechtS- irrthuin eine rechtswidrige Aneignung derselben erblickt. Die Gelder waren ferner als dem Angeklagten anvertraute zu erachten, da zum Begriffe des AnvertrautseinS nur erfordert wird, daß die Sache in Folge eine» zur Ablieferung oder Rückgabe verpflichtenden RechtSgelchästS in den Ge- wabrsam de« Thäter» gekommen, nicht aber, daß die Sache vom Fordcrungdberechligtc», beziehnngSweise Eigenlhümrr un mittelbar dem Thäter anvertraut ist. Musik. SSngercommkrS im Krystaklpalast. 8. Leipzig, 6. Mai. In den rothen 2aal deS Krvstallpalaste« zogen in der neunten Stunde die Fcstthcilnehmcr, welche au« dem über Gebühr ausgedehnten Orgelconccrte in der Nicolaikirche kamen, durstig ein, aber Bielen wurde e» nicht gerade leicht, Platz zu finden, da schon säst alle Tische besetzt waren. Erst spät konnte deshalb der Sängercommer«, der übrigen- mir ei» gemüthlicher Lieder- abend ohne rhetorische Abwechselung war, beginnen. Die unverwüst lichen Sänger de- „Arion" trugen allein die »osten der Unterhaltung, iiidcin sie da« Auditorium mit einigen reizenden Liedern und Quartetten erfreuten. Ihr Gesang tönte so frisch und voll, wie man eS nach der vorangegangenen großen Anstrengung in, Concert kaum für möglich gehalten hätte. Zuerst hörten wir die köstliche „WaldeSwcise" von Engelsberg, deren Pianostellen von entzückender Wirkung waren, daraus ein sehr ansprechende« „Madrigal" von Rich. Müller, später noch da» herzige: „Schön Rothtrnut" von Beit. Fanden diele Bor- träge schon die freudigste Zustimmung und langdaucrnden Beifall, so war die« noch mehr der Fall nach den übrigen Gelängen: „Abend wird eS wieder", Quintett von Adam, „AuS der Jugend- ttt" von Radecke und „Sonnenlichl ist schlafen gangen" von öbt, da hier dir Elite der arionischen Quartetlsänger durch ihre BortragSkilnst ullgemeine Bewunderung erweckte. Dem letzt erwähnten Quartett von Abl, da- in muslergilnger Weise gelang, gab der welche und schöne Tenor de« Herrn Hosvprr»länger Dierlch, welcher al« aller Herr der Arianen inilwiikie, noch besonderen Reiz und Glanz, aber auch die übrigen Slinimen waren von schönstem Wohlklang. — Ein llebelstand machie sich Allen, die im roihen Saale auSharrten, sehr fühlbar: eine wahrhaft afrikanische Hitze, die nicht Wenige hinauSirieb, um sich im Thcatersaale abzukühlen und neben- bei noch in dem neuen Eoncertraume (rechts) etwa« von den vorzüglichen Vorträgen der Iahrow'jchen Capelle (Regiment Rr. 134) mit anzubören. — Unter den Anwesenden zeigten sich von fremden Tonkünstlern nur einzelne, wäbrend die große Mehrzahl auS Einheimischen bestand. Freilich mockie cs den Meisten zu viel geworden sein, nach der Uebersülle musikalischer Genüsse nochmals singen zu hören, und Manche werden auch in Familienkreisen ihrer Gastgeber zurückgehalien worden sein. Als Ehrengast wurde von den akademischen Sängern S. Magnificenz der UniversitätSrector Herr Pros. lir. H!s beim Eintritt lebyast begrüßt und außerdem hatten sich noch andere Noiabililäten eingefunden. Ein lebhafter Verkehr der künstlerischen Festgenossen zeigte sich namentlich an der Tasel, an welcher die Komponisten Herr Felix Dracscke, Herr Reinhold Becker,Herr Professor Riedel ». A nebst ihren Damen saßen. Wieder und wieder wurde der Componist des schöne» und gioßariigeu „Requiem" von Vielen beglückwünscht. Solche Huldigung batte der bo b- begabte Componist gewiß im volle» Maße verdient, denn bisher halte er leider »och nicht die Freude genossen, »in seinem berrlntien Werke eine» großen Erfolg zu erringe». Dem Riedelschen Bei ein muß es daher eme große Genuqthuung gewähre», durch die an-gezeichneie Aufführung am Donnerstag dem Schöpfer des Werkes die vollste Freude des Gelingens bereitet zu haben. — Die inimcr uiierlräglicher gewor dene Hitze Halle schon bald die Reihen stark gelichtet und sogar die zahlreich erschienenen Pauliner veranlaßt, de» angetammellen Durst anderweitig zu lösche». Endlich aber drang wohlthätige Kühle >» den Saal, so daß die tapfer Ausharrende» zuletzt »och recht ver gnügt waren und wie die allen Deuische» immer »och Ein« »ranken. Sachsen. * Leipzifl, 6. Mai. Tie Aiigelegenheit der Feststellung de« südöstlichen Bebauungsplanes und der Er weiterung de« IohanniSsriedhoseS hat in neuerer Zeit die städtischen Behörde» bescbäsligt. Gegenwärtig liegt die Sacke dem StistiingS-, Oekonouiic- und Ba»-A»Ssck»s; deS Stadtvcrordneten-Collegiumö vor, welcher bereits in der nächsten öffentlichen Plenarsitzung dem Collegium Bericht erstatten wird. * Leipzig, 6. Mai. Wir machen auch an dieser Stelle noch besonders daraus ausmerksam, daß. nachdem in neuerer Zeil Hunde in den städtische» Waldungen Rehe gehetzt, ja sogar zerrissen habe», der Rath dieFvrsibcaintcn angewicscn hat, Diejenige», welche ihre Hunde in den städtischen Wal dungen einschließlich de« NcsenttialS revieren lassen, zur Artige bringen, unbeaussichligte und im Aussuchcn keS Wilde- begriffene Hunde aber nnnacb sichtlich zu tödtcn. — Leipzig, 6. Mai. DaS Ad. Schmidt'scke Neise- bnreau veranstaltet znm Psinzsiscsl nickt nur eine Extra»
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