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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188307108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-07
- Tag1883-07-10
- Monat1883-07
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1883
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«rscheint täglich früh 6'/, Uhr. Reösrtion nnö Lrpkdition JvhanneSgasje 33. AprrchKuil-kll der ttrdactioa: vormittag« 10—13 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. so Mt-Z«»« «ui,«I»»tln «acht sich >» W«d«kli»» »ich: ««rdmei.ch. tWiger und Tagtliiali An»»h«r »er fSr die «Schstfolgenve Nu««er »eftimmten Inserate an vach««1a,e» öt« 4 Ubr Nachmittag«. ««G-ms-UttDArfttagenfrötbr- V.öUhr. 3» de» FiUtUen für Ins.-Ännahmk: Hit» Klemm, UniversitLtSstraße St, Lauts Lösche, ttatharineiistraße 18, v. U«r »ts '/,» vhr. ^ . 191^ Amtlicher Theil. Vktllnntmiichiin-, Aohleulieferung betreffend. Die Lieferung de« Bedarfs an Stein- und Braunkohlen für das hiesige JohanniSstift auf die Zeit vom 1. August 1583 vi< 31. Juli 1884 und zivar von ungefähr 125.000 Kilo beste Rußsteiukohlen in Stücken, 1900 Hecteliter beste böhmische Braunkohlen und 400 Hektoliter böhmische Knörpelkohle soll au den Minhestfordernden, jedoch vorbehaltlich der Aus wahl unter den Submittenten, vergeben werden. Die Lieferungsbedingungen liegen an Rathsstclle zur Einsichtnahme au- und sind die Offerte»» bis zum IO. Juli «. Mittags 12 Uhr bei der -Luntia, tur ebendaselbst mit der Aufschrift: „Kohlenlieferung für daS JohannishoSpitnl" versiegelt einzureichen. Später eingehende Offerten können keine Berücksichtigung finde». Leipzig, am 29. Juni 1883. Der Rath der Ltadt Leipzig. vr. Georgi. . Harrwitz. Wohnnngs-Vermiethung. In dem L. Stockwerke des linken Seitengebäude- des der Stadtgcmeindc gehvrigcil Grundstücks zur grünen Linde, PcterSsteinweg Nr. N. ist eine auS einer L fenstrigen Stube, einer Ifenstrigen Kammer, Küche n»v Bodenkammer bcitehcude Wohnung vom 1. Oktober diese- JahreS an gegen einvicrtcljährliche Kün digung anderweit zu vermiethen. Miethgesuche werden auf dem Rathhause. 1. Etage, Zimmer Nr. l7. woselbst auch die VeriniethniigSbediiigungeu zu erfahren sind, entgegcilgenoinmen. Leipzig, den 4. Juli 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Dkkü Georgi. Stvß. vieb-ahls-Vrlianntmachung. Gestohlen wurden allhter erstatteter Anzeige zufolge: 1) Mn Leitztzau-schetn über »in goldenes E«kUer und eln eben- solches Medaillon, ferner zwei weiße Handtücher, au« einer Wohnung in Nr. 83 der Reichsstraße, im Laute de« vor. Mit.; 2) ein Franrnjaquet von schwarzem Sloff, mit rothem Passe, voll und schwarzen Hornknössen — i» einer Tasche befand sich ein Bortemonnair von braunem Leder, mit gelbem Bügel, enthaltend 4 ^l, in einem Thalcr und einem Markstücke —, ferner rin Toiine»- schirm von schwarzem Alpacca mit grmcm Rande und ichwarzem Siab mit rundem Knopf, aus dem Apollosaal, am 1. djs. MlS. Abends; 31 fünf bis fech« weißleinene Krauenhrmden, 4 davon gez. X. It. 86.—39., ein edcusolchr- von weißer Baumwolle, gez. 6. L., ein Paar ebensolche Beinkleider, ein Paar dergleichc» Von blau- und rothgestrcistem Barchent, zwei blaugcdrucktc, enie grauleinene, »ine roth- und wcißgcstreistc baumwollene und eine blau- und welßgetupstc wollene Tchnrjr, acht weißleinene Taschen tücher, mit den verschlungenen Buchstaben 6. L. ge»., acht der gleichen, gez. k. 8. bcz. 3. 0. und L. 8., aus den» Borfaal einer Wohnung in Nr. 7 am Brühl, van, 1. bis 8. dl«. Mt«.; 4) eine Geldsumme von 50 ^l, in zwei Doppclkronen und einer Krone, au» einem Comptoir in Nr. 16 der Katharnicnsiraße, vom 87. vor. bis 2. dsS. MlS.; b) ein Paar Hosen von schwarzem bramigetupsten Winlerstosf, mit gelbem Bundfutter, au« einer Wohnung iu Nr. 86 der Süd- slraße, am 2. dsS. MtS. Nachmittag-; 6) eine schwarze -iciskdecke mit brauner Borde eingefaßt, ein weiße- Lbcrürmd und ein braunwollener Regenschirm mit kolbigcm Griff, mittelst Einbruch- aus einem GartenhänSchen in der IV. Abtbcilung des JohannrSthales, in der Nacht vom 2. zum S. ds». Mt«.; 7) rin Frauenkleid von grau- und braungestreistem Kattun, eine Tervtette Vvn grauem Damast, mit Fransen, eine graue Decke, roth und blau benäht, und rin kleiner Schlüssel, mittelst Nach schlüssel» au- einem GartenhäuSchen in derselben Gartenabtheiiung, zur nämlichen Zeit; 8) ein Paar Arauensttesrletten von Kalblcder, mit Gunimi- elnsätzeu und beseelen kohlen, auS einer Wohnung in Nr. 4 der Sntonstraße, am 8. d. MtS. Bormittag«; 9) eine Leiter mit ca. 85 Sprossen, au- dem Hofraum des Grundstück- StcichSstraße 52, am 3. d. Mt». Vormittag«; 10) ein schwarzlederncS Geldtäschchen mit Stahlbügel und einem Inhalte von ca. 11 ^!, in einem Thalcr, eine», Zweimark-, fünf Markstücken und kleiner Münze, auS einer Schlafkammer in Nr. 45 der Sternwartenstraße, am 4. ds«. MlS. Nachmittags; 11) ein Manu-rock von braunem Stoff, fast neu, mit einer Reihe Steinnußknöpfen und ein Paar Hosen von demselben Stoff, auS dem Hosraum de-Grundstücks Nordstraße 49. in derselben Zeit; 12) ein Paar kalblederne Haldsticsel», beseht und mit Abiah. eisen, auS einem Neubau an der Kramerstraste, am 5. dsS. Ml«.: 13) eine silberne Eylinderutzr, in vier Steinen gehend, mit Se kunde, goldenen steigern und ciselirter Rückseite mit wappenähnlichcm Schildchen, nebst kurzer Talmikrtte mit vergoldetem Uhrichlüffel, aut einer Ankleidezeue im Sophienbad, am 5. dis. MtS. Abend«; 14) zwei Paar Frarieiihosc» von weißem Shilling, da« eine Paar mit Stickerei, au« einer Skblaslanimer in Nr. 14 am König«, platze, in der Zeit vom 15. bi« 30. vor. Mt«.; 15) eine Geldsumme von 14—17 in zwei Thalern, Zweimark. und Markstücken, aus einer Wohnung iu Nr. 7 der Aohlenstraße, vom 4. bis 6. ds«. Mt«.; 161 sechs silberne Kaffeelöffel, zum Theil U. 0. gez., und eine Rrisedrcke, aus einer Seile dunkelbraun und auf der andern tiger sarbig, au» einem GartenhänSchen in der IV. «btheilung de« JohaoneSthale-, in der Nacht vom 6. zum 7. d. MtS.; 17) ein kommer-Nrberzieder von dunklem Stoffe, mit Ichwarzem Sammetkragen, ein Waiinojaqnet von blauem Stoffe, ein« des gleichen von graubraunem Lüster, ein Hut von Stoff (dimkelgrau und grün), zwei Flaschen Bordeaux, eine halbe Flasche El,am- pagner und eine halbe Flasche Weißwein, mittelst Eindruck,- au« einem Bortenhäutchrn in derselben Gartcnabtheilung, zur uäm lichen steit; 181 eine graue Joppe mit grünem Passepoil, HirschhornknSpseu und Riegel im Rücken, eine dergleichen von grauem Drell, eine rothgemusierte leinene Tischdecke, ein weißleinene« Tischtuch, gez. l. L.. ein Handtuch, ebcnio gez., ein Hammer, eine Lange, eine Baumsage und ein Ttechdcntrl. ans gleiche Weise au« einem GartenhäuSchen ebenda, in terjelben Nacht; 19) ein MannSrock von schwarzem Lüster, mit kiuer Reihe Knöpfea, schwarzem WoNatlaSkutter und im Henkel der Name ,.8r«tl«n>itt-". eine messingene Rofcnschcere und eine kleine Baum säge, auf dieselbe Art. vom gleichen Orte und zur nämlichen Zeit; 20) ein Eommeröderzteher von gclblichbrauncm Stoffe, mit einer Reihe Knüpfen und hellbraunem Futter und eine Flasche Limonadrn-Extrael, ebenfalls mittelst EindruchS aus einem Bartenhäu'chen iu derselben Gartenabtheilung, zur gleichen Zeit; Anzeiger. Auflage 18,100. LbonnkMtntsvrris viertelj. 4'/, Mk. incl. Bringerloha 5 Mk., durch die Po>l bezogen >> Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbrsörderung 39 Mk. mit Postbrsörderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schritte» laut unserem Prett- verzeichniß. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Dienstag den 10. Juli 1883. 8!) ela schwarzseidrne- Araurnjacket, mit schwarzen Spitzen be- setzt — in einer Tasche befand sich ein gelblederneS Portemonnaie mit Gtahlbügel, enthaltend ein Zehnmarkstück —, serner em Rrgrumantrl von dunklem Stoff, mit zwei Reihen Knöpfen, mittelst EindruchS aus einem GartenhäuSchen aus dem nördlichen Schrejxrplatze, in der Nacht vom 6. zum 7. ds». MtS.; 221 ei» Jogurt von braun- und weißgesprießeltem Stoffe, mittelst Einbruch» au« einem GartenhäuSchen in der IV. Ablhmlung dcS IohaiincSthaleS, in derselben Nacht; 23) sieben silberne Kaffeelöffel. gez. v. L. und k. I,., ein E-mmerkbcrzieher von rehfarbigem Stoffe, eine arauleinene Ttfchdear, groß, durchaus roth gestickt, ein T»ch> von Kaffeeläcken zusainmengeiiäht und mit Schlingen von weißer bchnnre versehen, ei» schwarzwollencr Thawt und eine Rosriischrere, auf gleiche Weise au- einem GartenhäuSchen in derselben Gartenabthriluug, zur nämlichen Zeit; 24) eine silberne Eylindernhr mit Secund« und geriester Rück seite, auS einer Schlafstube i» Nr. 9 der Alberistraße, am 7. dir. Mts.: 251 zwei blau- und weis,gestreifte leinene MailnSliemdett, au« einem Schlaslocale in Nr. 20 der Mittelstraßc, vom 6. bis 8. ds-.Mt«.; 86) ein grauleinencr Tack, darin ein schwarzer Tttchrock, mit zwei Reihe» Knöpfen, hellgestreiftem Aermcl- und ichwarzem Schooß- sutter, ein Paar schwarze Hose» mit grauem Bundfuttcr, eine eben solche Weste, «in Jaqnrt von Drell, zwei weiße baumwollene und ein leinenes ManiiShemde, zwei wolleiic Halstücher, zwei Taschen» tücher, ein Paar rindSIcdcrne Haibstiescln, besetzt, mit Absatzeisen, ei» eii>zelner Etiefel, ei» Paar Filzschuhe »nd zwei Panr wollene Socken, auS einem Locale in Nr. 24 dcr Plagwitzcr Straße, in der Nacbk vom 7. zum 8. dsS. M>s; 2?) eine silberne Eylinderiihr mit geriester Rückseite, eine tombakne Etzlitidernhr mit Secunde und aus der Rückseite mit einem eingravirten Hause und «ine silberne Epindcluhr. an welcher der große Zeiger sehlt. an« einem Parlerrclocal i» Nr. 7 der Wind- inühlenstrafte, in der Nacht vom 8. zum 9. ds«. MtS. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlene» Sache» oder den T Hüter sind ungesäumt bei unserer Trimiaal- Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 9. Juli 1883. Da» Polizei-Amt der Btadt Leipzig. - - Bretichneider. Kneschke. Nichtamtlicher Theil. Ci» neues Anterrichtsgeseh. Jede« Jahr bringt in der Zeit der saure» Gurken Mangel« bestimmter Tbatsack'en und Ereignisse allerlei mehr oder minder aiile Vorschläge. Gerüchte, ja sogar Erfindungen der tollsten Phantasie, welche, meist unter den, Namen der „Sccschiangen" bekannt, immer wieder und wicderkehren. Der ZeilungS- rcdacteur wie dcr ZeitungSlescr wissen e« genau, besonders, sobald die parlauienlolose Zeit beginnt, müssen sic der kräftige» Ei'.ibildniigSkrast gegenüber nach Möglichkeit aus der Hut sein, aber es Hilst nichts, der Ncdactenr hat die Pflicht, auch von Gerüchten seinen. Publicum Mittbeilung zu machen, und auch die Meldung solcher bietet oft genug eine» brauchbaren An halt zur Beurtheilung von Tendenzen und Climmungcn ge wisser Kreise. Sobald die Parlamente geschloffen sind, hört man in dcr Presse Jahr für Jahr von der rastlosen Thäligkeit, welche in den Ministerien wallet, um da« Volk mit neuen Gesetzen zn beglücken und alte Berheigungen zu erfüllen. In Preußen besonders wird in dcr Parlamentspanse immer erzählt, das so lange vermißte und so oft in Aussicht gestellte Unterrichls- gesetz solle endlich vorgelegt werden. Wir'bckcnncn offen, daß unS bei dcr Botschaft der Glaube sehlt. Die Materie ist schwierig, sehr schwierig, und wir glauben nickt, daß Herr v. Goßlcr, bei aller Anerkennung dcr LcisinngSsähigkcit dieses Ministers, in der kurzen Zeit seiner Amlssührung zirast und Muße genug Halle, um diese Vorlage auSarbcitcn zu lasten; wir glauben e« um so weniger, al« wir leider nach den Er fahrungen der letzten Jahre überzeugt sein müssen, daß die Falk'sckie» Vorarbeiten zu einem llnterrichtsgesetz keine Berück sichtigung finden dlirflen. Bekanntlich ging Herr vr. Falk gerade in dem Zeilpunct seines Portefeuilles verlustig, aiS er »m Begriff war, den Entwurf eines UntcrrichtSgcsctzcS zum Abschluß zu bringen. — Der Unterricht der Jugend ist allerdings schon seit Jahr hunderten, bereit- im Mittelalter, als Gegenstand einer dauernden gesetzmäßigen Ordnung anerkannt worden, allerdings aber in der Weise, daß die germanische Welt in der Form der römisch-katholischen Kirche ein eigenes StaalS- wcsen kür die Lehre und Lehrer des ChristenlhumS gebildet hat. Der Eulturzweck dcS Staates verwirklichte sich durch die Kirche i» einer großartige» Weise, aber später, aus dem Höhepuncl seiner Macht, war das kirchliche Slaalswesen mit den ständischen Elasten und Interessen dcr Gesellschaft ver wachsen «nd seinem idealen Beruf entfremdet worden, wäh rend das weltliche Gemeinwesen begonnen hatte, sehr wichtige allgemein-menschliche Aufgaben der Kirche in sich auszunehme», und die Reformation bat schließlich zu einer einheitlichen Auffassung der StaalSidce geführt, in welcher die Eultur- ausgabcn der Kirche in einer kräftig verjüngten Gestalt fort leben. Freilich hat der verschiedene Verlaus der Reformation «in wesentlich verschiedenes Verhältniß der Staatsgewalt zu den Ausgaben de» Unterricht» herbcigesührt. Wen» wir von dem übrigen Europa absehen, so verdankt jedenfalls Deutschland die Anerkennung, welche e» aus dem Gebiete der Schule erlangt hat, vor Allem dcr inneren Durch führung seiner Reformation, als einer absoluten Forderung des Gewissen», welche allein zur geistigen Befreiung führen konnte. In dem sich auslöscnden deutschen Reiche fiel den Einzelstaaten die Aufgabe zu, die gewonnene einheitliche Staatsgewalt auch zur geistigen Hebung der schwächeren Elasten de» Volke» zu verwenden. Die Kursächslsche Kirchenordnung vom Jahre >580 ist in dieser Beziehung ein klassisches Zeugniß, entsprechend den Mahnwortcn Luther'-, al» neu«, in der europäische» Welt einzige Verwirklichung de» reformatorischen Gedanken« im Staat. Mit den zahl reichen landesherrlichen Schulordnungen wetteifern in dieser Zeit auch noch die städtischen Magistrate, bl» unter dem namenlosen Elend de» dreißigjährigen Kriege» diese tüchtigen Grundlagen wieder verloren gehen. Erst daS achtzehnte Jahrhundert erfaßt die Ausgaben deS Unterricht« in der freien Weise, welche die Grundlage der heutigen pädagogischen Systeme geworden ist. In Preußen war bereit» unter Friedrich Wilhelm 1. der Grundsatz de» Schulzwangs ausgesprochen worden, und Friedrich der Große wnrkc durch die Erwerbung Schlesien» aenötbigt, gesetzliche Normativbcstimmungen für da- Ver> hältniß gleichberechtigter Kirchen iu der Volksschule zu finden. yi» zum Anfang neunzehnten Jahrhu^ Parteien auS zwar wieder w>chl>g- P n >- uisgll die Ausaabe zufallcn, diese Grundlagen Zu vertreten Die'Gesetzgebung muß eine einheitliche sein, ein einheitlicher G-.mdP,an fiir d^ nali°..al- Bildung ist d°n der Unwersi ä bi« zur DorfschuIe herab »othwcnd.g, ^nsowoh 'm Inter st der Einheit dcr Wissenschaft. w>e auch zur A sb ldnng dcS Lehrerpersonals. welche« °>.f den hdbere,. Sk's . r d.c niederen ru bilden ist Diese cinheiiliche Gtsctzgedung m serner erforderlich zur Regelung dcS Verhältnisse» der Kirch e « LL. "L- >» p"«'«» 7°,>" ^ der disüd-nlischcn Bekenntnis,« »ur von der anSgehen kann, wie zur Regelung der SchuUast, welche sehr eingehender gesetzlicher Pestimmungen bedarf, und zur Auseinandersetzung der widerstreitenden Familie, de. Gemeinde und der Kirche zn>nald>eseA>>r-a"k-r setzung durch de» Grundsatz de- Schulzwang« »" einer absolu cn Pst.ch't de« Staate« wird. Und schließlich >st aucti Vie c n heitliche Gesetzgebung »othmendig zur Regelung de« Privat unterrichts. dcr nach dem Grundsatz der freien Eoncul-cz neben den öffentlichen Unter.,chtsan,.alten d>-Möglichkeit de« Bestehen» finden muß. aber ebenfalls aesetzl,cher No.mc>t v- b-slimmungen bedarf zur Erhaltung der Em '-il ve» nar>onc>len BildungSwesen« »nd gegen naheliegende Uebergrisse gesell schaftlicher Interessen »nd kirchlich-politischer Parleien. Daß da» geistige Leben die uniforme Rcglcmentirung aller Studienpläne'von der Universität b,S zur Dorfschule herab nicht zu ertragen vermag, sieht Jedermann ei». Der SelbstsiändigkeitStrieb im deutschen Familien- und Gemeinde- lcben, sowie da» eifersüchtige Ankämpsen der organistrten Airchengewalten siegen staatliche „Eentralisatwn sieben da- aeaen da« nothwcnbige Gegengewicht und die ausreichende Gewähr. L>- Schwierigkeit liegt in Deutschland vielmehr umgekehrt in der Neigung zu Sonderbildungen. welche sich gegen jede gesetzliche Regelung sträuben. Die erforderliche Decentralisation ergicbt sich aber für die Universitäten von selbst durch Beibehaltung wesentlicher Elemente einer Evr- porationSvcrfastung, für die gelehrten Schulen durch ihre Anlehnung an die ständigen' Körperschasien der Slavt- Verwaltung, bezw. Kreis- und Provinzialvcrwaltungcn, für die Fach-'»»d Specialschule» durch Verwallung-rälhe unter wesentlicher Betheiligung dcr nächsten Jnteresseiilen und e»d- lich für die Volkaschule durch eine» „SchulauSschuß" oder ein Euratorium, in welchem die Familicnvätcr durch gewählte Vertrauensmänner, die Gemeinden durch communale, die Kirchen durch kirchliche Organe vertreten sein inüsseii, zur Wahrung ihrer verschiedenen, sich öfter widerstreitenden Ansprüche. Natürlich muß die erforderliche Einheit in dcr Ver waltung durch die SlaalSaussicht gewahrt werden. Ten Vorschriften der Ecntralvcrwallung muß ein erheblicher Spielraum bleiben, da dcr stetige Fortschritt kcö geistigen Lebens und der gesellschaftlichen Interessen eine schematische Gesetzgebung über den Schulplan in seinen technischen Einzel heiten uninöglick »nackt. Nur die beweglichere Gestalt dcr Regulative vermag auch die immer wiedcrkehrendcn con- sessionellen Reibungen und die Engherzigkeit dcr Localintcresjcn zu überwinden, die kein Gesetz völlig serichalten kann. Diese Grundprincipien werde», wc>« Preußen anbctrisst, in einem UnIerrichlSgeletze scstzuhallen sein. Wie gesagt, wir glauben nicht, daß einstweilen Aussicht ist. daß ein solche« vorgelegt wird. Indessen müssen wir auch offen bekennen, daß wir unter dem Zeichen der klerikal-konservativen Aera auch gar nicht begierig aus die Vorlage sind. Vie Erbschaft der Orleauisten. Wer gegenwärtig die Acußerungen dcr monarchistischen Presse Frankreich« mit Aufmerksamkeit verfolgt, der wird kaum der Uebcrzeuguiig sich entschlagen könne», daß i» diesen, Augenblicke alle ernsten politisch-parlamentarischen Kreise sich hauptsächlich mit den Folgen des Erlöschen» dcr älteren Linie de« französischen Königshauses beschäftigen. Die erste Nach richt von dem bedenklichen Gesundheitszustände deS Grasen Ehambord hat in Pari« eine Aufregung hervorgernfen, die sich überall, sowohl i»> öffentlichen Leven als auch in den engeren Gesellschaftskreisen, in unzweideutiger Weise bemerk bar machte. Nur die Organe dcr gegenwärtigen Regierungs partei bemühten sich äußerlich eine» Gleicbmuth zur Schau zu tragen, welchen indeß die in politischen Dingen sehr nervösen Führer dieser Partei keineSweg« thcilten. Die Epigonen Ga»>- bclla'S können sich zwar nicht rühmen, ein Ucbcrmaß politi schen Scharfblicke» zu besitzen, sondern haben vielmehr einen starken doctrinären Glauben an die Vortrefflichkeit ihrer Republik, aber sie abnen dennoch, daß dieser gerade zctzt wieder nicht zu unterschätzende Gefahren seitens der monar chischen Parteien drohen, weil diese, im Hinblicke auf ein besondere» Ercigniß, im Begriffe stehen, sich zu einigen, waS selbstverständlich den Anhängern der Republik durchaus nicht ^eichgiltig sein kann. Die Einigung dcr legilimistischrn Gruppe mit der orleanistischen ist so gut als vollzogen zu betrachten, ja sogar eine dritte, der konservative Flügel der Bonapartisten, macht au- Haß ac^en die Republik Miene gelegentlich eine» eventuellen NeffauralionSvcrsuche» den Grälen von Pari« zu unterstützen; wenigstens hat diese» Auskunft-mittel Paul de Cassagnac in den Couloir» der Tcputirtenkammer seinen Freunden und Gegnern erklärt Tic legitimistischen Organe geben vorläufig dein Schmer» über de,, bevorstehenden Verlust de« bisher ängcstammlcn HauplcS ihrer Partei Ausdruck, ergehen ,ich aber wenig in Betrack, tungen. weil za nun die politische Führung den Orleans zufallt. Im orleanistischen Lager ist man nicht minder rnriick- baltend, tbcil« au» Klugheit, tbeil« au« begreiflichen^ Rück sichten, welche bei Lebzeiten de» Erblasser» icd, " Blä>te^b'","l?" auSschließen. Die orleanistischen D n»', v ^ republikanischen, sich über di! Ln den Ge^' L''''s''^ ^k>en au-zusprechen vkn den Gesellscha,I-kre,sen werden solche Rücksichten Nerltnnrn unter dem r.e-aelionrknch die Spaltzcile 50 Ps. Inserate sind siel» an die Expeditt-N zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung ziravnumsrawlo oder durch Post. Nachnahme. 77. Jahrgang. allerdings weniger beachtet, ja dort siirdet, wie überein stimmende Nachrichlen auS Pari» melde», ei» lebhafter Ideen austausch statt. Zumal i» der orlcaiiistisckeii Gruppe hört man die Bortheile der gegenwärtigen Lage eifrig erörtern und die Mittel und Wege besprechen, Nxe jene auSzunütze» sei«». Dabei gewinnt eS den Anschein, alS ob die republi kanischen Staatsmänner sich einer großen Täuschung hingeben dürften, wenn sie ans eine Unvorsichtigkeit dcr Prinzen rechnen, um daraufhin gegen diese mit einem General- strciche Vorgehen zu können. Es heißt, daß die bisherige maßvoll«, umsichtige Politik der Prinzen unverändert bleiben und jede Uebersiürzung vermeiden werde, welche ihren Gegnern „ur erwünscht sem könnte. Da« weiteire Vorgehen de« Grafen von Pari- ist, wie seine Anhänger und Freunde betone», durch seine Vergangenheit bereits vorgezeichuet. Als unter dem Eindrücke der wuchtigen Äcge Dcnlsch- landS selbst von konservativer Seite die Republik als die jenige SlaatSsorm betrachtet werden mußte, welche die Parteien minder entzweie, da lag auch der Gedanke einer Einigung der beiden royalistiscben Gruppen nahe, durch deren Au-snhrnng man die Restauration zu erleichtern hoffte. In Versailles tagte eine in ihrer Mehrheit royalistische Kammer. daS Land war der Parteifehden müde, weshalb ma» fick >873 der Hoffnung hingab. daß die Einigung der lcgitiinislischen Gruppe mit der orleanistischen zu Stande kommen werde. Dcr Gras von Paris besuchte den Grafen Ehambord in FrohSdors; Erslerer erklärte dort, daß er in Zukiinst »ur den Letztgenannten al« daS Haupt dcS königlichen Hauses von Frankreich betrachten und nur alS besten eventueller Erbe die politische Nachfolgerschaft antrtken werde. Bekanntlich machte» die übertriebe» legitimistischen Bedenken deS Grafen Ehambord, dcr weder die Verfassung Frankreich« mit dem allgemeinen Stimmrecht noch die drei farbige Fahne anerkennen wollte, den Verhandlungen und allen weiteren Versuchen, die Einigung durchznsühren, ein Ente. Die royalistische Kammer blieb rin Parlament der Republik und der Graf von Paris verhielt sich, seinem, dein Grasen Ehambord gegebenen Worte gemäß, bi« zur Gegen wart zurückhaltend. Inzwischen erlitten die Bonapartisten al» dritte monarchi stische Gruppe einen schweren Schlag durch den Tod de» Prinzen Ludwig Napoleon; nicht minder empfindlich war sür die Republikaner der Tod Gambctla'S, der thatsächlich der begabteste Führer der ganzen Partei gewesen war. In Folge Vesten und wohl auch in Verbindung mit der politischen Mißmirthschast der rasch wechselnden Ministerien gewannen die Royalisten immer mehr Boden; aber an eine baldige ernste Aetiou war noch nicht zu denken. Die weiße Fahne und die übrigen in FrohSdors gestellten Bedingungen waren in Frankreich unmöglich; nur eine verschwindende Minderheit hätte dafür gestimmt. Die Prinzen von Orleans dagegen, die Vertreter der modernen parlamentarstch-konstitutionellen Monarchie, hatten seit de» FrohSdorfcr Auseinandersetzungen von 1873 dem Grasen Ehambord den Vorrang eingeräumt und dadurch ihrerseits auf die führende Nolle verzichtet. Nun ernten die Prinzen, sagen die Orleanistcn, die Früchte ihres klugen Verhaltens; die Parteisusion vollziehe sich von selbst. Die Legitiinisten müßten von der Stunde ab, in welcher Gras Ehambord die Augen geschloffen, eben in ihrer Eigenschaft alS Legitimisten bedingungslos dem recht mäßigen Erben dcS letzten BourbonS, dem nunmehrigen Haupte dcr königlichen Familie Frankreich-, dem Grafen von Paris, alS getreue Unterthane» huldigen. WaS in Pari» in verschiedenen Blättern von einem Testamente deS Grafen Ehambord erzählt wird, welche» angeblich Ton Carlo» zum Erben eingesetzt hätte, bezeichnet man von gut unterrichteter Seite als eine ebenso tolle Fabel, wie die Gerüchte von Meiniing-unterschiedcn zwischen den Prinzen und von frondi- rcndcn Schrullen seitens de- Herzog» von Aumale. Tie Legitimisten haben bereit» unzweideutige Schritte gethan, durch welche sie den Grasen von Paris als den berechtigten Thronerbe», als ihren rechtmäßigen „Dauphin" anerkennen. Ihre hervorragenden Führer, an deren Spitze der Herzog von BrSze, waren eS. die dem Grafen von Pari- die Nach richt von dem bedenklichen Zustande des Grasen Ehambord überbracht und dadurch den Prinzen zur eiligen Abreise nach FrohSdors veranlaßt hatten. Man glaubt also, daß seiten» der Legitimisten den Orleanisten keine Gefahr mehr drohe. E? wäre denn, daß die extremen Elemente der crsteren nach dem Tode dcS Grafen Ehambord durch ihre Unbesonnenheiten der royalistische» Sache neue Verlegenheiten bereiten köiinlen. Im orleanistischen Lager ist man aber fest entschlossen, in aller Ruhe de» richtigen Augenblick zu erwarten, der die gewünschte Wendung der Dinge bringen soll. Eine solche glaubt ma» zumal von de» nächste» Kam»,erwählen hoffen zu dürfen. Bis dahin wird sich »ach allen Wahrnehmungen d,e Thäligkeit der Partei aus eine möglichst »»nsasiciide Vorbereitung zu der diesmal entscheidenden Wahlschlacht beschränken. Man rechnet dabei aus die unfreiwillige BnndcSgenossenschast dcr gegenwärtig am EtaatSrnder befindlichen Elemente sowie der Intran sigente», welche gemeinsam, die Einen durch ihre Mißwirth- schast im Innern und ihre verunglückte» Unternehmungen nach Bußen, die Anderen durch ihre anarchistische» Excessc, die Republik compromittircn und so der Monarchie die Wege zu ihrer friedlichen Herstellung bahnen dürsten. Ob da» Aller so eintresfcn wird, wie man eS hofft, ist freilich ein« andere Frage. Leipzig, 10. Juli 1883. * Der klerikale ReichStagSabgeordncte Gras Dallestrem hat, wie schon kurz erwähnt, in Folge von Differenzen mit seinen schlesischen Parteigenossen und Eollcgen sei» Mandat sür den zweiten Oppelner ReichStagSwabllrei» niedergelegt. In einen, AbschicdSschrciben an seine Wähler begründet er diesen Schritt folgendermaßen: „Als Mitglied de« ToinitS«, welchem die Leitung unsere« Pro vinztalorgan«. der „Schlesischen BolkSzeitimg", obliegt, hatte ich in Ipecieller Weise a» Beschlüssen milgcwirkl, welche eine wichtige PersonalverSnderung in der Redaktion dcr gedachten Zeitung zur Folge batten. Längere Zeit nach diese» Vorgängen, nachdem schon eine neue RedacttonSkrast seilen« de- LomiiSS contraclttch engagirt war, ging am 29. Juni d. I. unter meiner Adresse eine Collectiverklörung von 13 schlesischen Abgeord neten der CcntrumSsraction deS preußischen Abgeordnetenbauie- ein, in welcher ich ein« Mißbilligung der gedachte» ComitSbeschlüsse »nd eine Aufforderung zum Rückgängigniachen derselben erblickte. An der Spiye dcr 18 unterschriebeneu Abgeordneten und in de« Lchrisistück als derjenige bezeichnet, an welchen die weiteren Lorre- spondenzcu r» dieser Sache zu richten wären, stand der von »iS
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