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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-17
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1882
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4819 Berianimlung von heute an wieder t?»tt Xroninlnr, itönigsplatz Gäste wie immer willkommen. v. V. ^88v<M'.1N/-kIllI>. Dienstag, den 17. Oclober. Discuisions- Abcnd ini Clubzimmer des kaufmännischen Verein-Kaufes. I). V. v. r. v. b. rttelee: Dogmatik und Metaphysik. — Local: Kuntzschmann (Burgstraße). Die Verlobung unserer Kinder Helene und Theodor beehren wir uns ergebenst anzuzeigen. LeileiShain b. Crimmitschau und Crimmitschau, Oclober 1882. LScnr UHIig und Frau, 8. G. Ziegler und Fra«. Auguste Geißler Richard Fraueudorf e. s. a. B. Naunhof, IS. Oct. 1882. Reudnitz-Leipzig. Helene Udlig Theodor Ziegler Verlobte. LeitelShain. Crimmitschau. Unsere am 14. Oktober in der Kirche zu Bockwa durch Onkel- Hand vollzogene eheliche Verbindung zeigen wir nur hierdurch an. Rudolph Rodenwoldt» Louise Rodenwoldt geb. Richter. Etatt besonderer Meldung: Vinma Knorr Herrmann Grtebsch Verlobte. Zwickau und Leipzig, den IS. Oktober 1882. . Richard Kraft 3 Clara Krast geb. Brauer Vermahlte. Leipzig, den 15. Oktober 1882. Waldemar Keller Martha Keller geb Ziegler Vermählte. Crimmitschau-Leipzig. den 17. Ort. 1882. Lebcrecht Alling Amalle AUtng geb. Grundman» Vermählte. Neustadt-Leipzig, im Oktober 1882. Di« chti Gonnabend erfolgte Geburt eines munteren Knaben zeigen an M. Münzer und Frau geb. Frrudenthal. Schon wieder et» Aungr aiigekommcn ^äolk l-elseker nebst Frau. Die glückliche Geburt eine- Mädchens zeigen hocherfreut an Leipzig, den 15. Oktober 1882. Landgerichttdirector Moritz Bartsch u.Frau. Gestern Abend 11 Uhr ist unser guter, lieber Vater, Herr Bahnhofs.Jnspector a. D-, Ritter, plötzlich, aber sanft und ruhig verschieden. Ilm stille Theilnabme bitte» Dresden, 15. Oktober 1882. die tiektranerndcn Htnterlasfrnrn. Blumeuschmuckwird dem Wunsche des theueren Entschlasenen zufolge dankend abgelehnt. Sonntag früh 6 Uhr endete ein sanfter Tod die schweren Leiden unserer guten Frau und Mutter Auguste Donath. Leipzig, 16. Oktober 1882. Weststrahe 76. Die Hintcrlasseiikn. 15. Octodor Aaclits 12 Dkr sutscklieksankt vuok längerem I-oidvn unser innixxelitzbter Oatte, Vater und Lrudor Herr I'risärioli Mttner, Sauptrväaeteur cts» IMp-igor Tagsdlutts». im Kaum anxotrstonen 59. I^sdenszatue. Verrvanciton und Lelcannten nur Ui erd uro k diese Vrauer- Illlllde mit der Litte um stille Dkoilnakmo. I-eiprix und öerlin, den 16. Oeteker 1882. vlo tleflietrilltlell Illnterlassevkll. 'Oie Lserdi^unx lindot am LIittvooli krilii 8 lllir vom Irausr- kauss aus, Lindenstrasse 1, II-, statt. Heute Morgen 4 Uhr eutschlies saust und ruhig unser geliebter Gatte, Vater und Großvater Herr 1'l ieärlel» Callas l-ecklg im 78. Lebensjahre. Um stille Thcilnahme bitten die trauernden Hinterlassrnen. Leipzig u. DrcSde». 16. Oct. 1882. Die Beerdigung findet Mittwoch '.,3 Uhr vom Trauerhause, Jacob- strafie 6. statt. Heute Vormittag '/JlZ Uhr schied sanft und ruhig »ach 4 tägigem Krankenlager meine theure, trcusorgende Mutter, Frau vorotbeL verv. Im tiefsten Schinerz zeigt dies allen Verwandten und Bekannte» nur hier durch an Leipzig, den 15. Oclober 1882. Marie verw. Barthel geb. Lira»;. > Heute Morgen '/,8 Uhr entschlief nach l längeren Leide», sanft uud ruhig im 68. > Levcnsjal.re, unser guter, treuer und sorg- ! saiii r G.ilie, Bruder, Sct'wager und Onkel kriedrich Lrangott Staub, Hausbesitzer in Schüneselv. Schön, seid, den 15. Oktober 1882. Dir traurrnvcn Hinterlassrnen. Die Beerdigung findet Mittwoch Nachm. 3 Ubr statt. Für die virlsachc» Beweise a»s- richtiger Thrilnahvie. sowie für den überaus grosse» Bltiinrii- schmnck beim Tode nuseres gute» Gatten nnd Bakers, Herr» Htinr. Will). KrobiM, sagen Alle» nur ank diesem 'Wege den besten, tiesgesühltestrn Lanl die Hinterlassene» Denen, welche meinen seligen Mann Wilhelm Biller so reichlich mit Blumenschmuck ehrten, sowie Denjenigen, welche ihn zu seiner Ruhestatt begleiteten, sage ichallen meine» herzlichen Dank. Leipzig. Angnstr verw. Biller. Für die bei dem Hiuscheide» meiner un vergesslichen, liebe» Frau so reichlich erwiesene The lnaliiiic sage ich meinen inuigslc» Tank. NeujeUerhausen, de» 15. Oclober 1882. Angust Schlag, im Austrag der Hinterlassenen. Heute früh 8 Uhr verschied nach langen, schweren Leiden unser guter Gaue und Bater, Sohn und Bruder, der Kir-1 eudiener Varl kraur kuukeMr im noch nicht vollendeten 45. Lebensjahre. Freunden und Bekannten zeigen dies tiesbe- trübt mit dein Bemerken an, daß die Beerdi gung Mittwoch Nachmittags 4 Uhr von der Capelle des städt.Krankenhauses aus stattfindet. Leipzig, am 16. Oclober 1882. Dir Hintcrlafirnen. Nach länger» Leiden folgte heute früh 7 Uhr meine theure, heißgeliebte Gattin, unsere iorcssawe Mutter Emilie Helling geb. Kimke ihrem vor 6 Monaten vorangegangenen Georg in die Ewigkeit nach. Sclmicrzerfullt zeigen dies Freunden und Bekannten hierin» an Leipzig, den 16. Oktober 1882. Friedrich Hrnnig als Gatte, Arthur Hcnnig > <21,a Hennig / «'"d»- Für die 'vielen «»weise herzlicher »Heil. nähme bei dem Tode unserer guten Mutter, Gros,- und Urgroßmutter. Frau Aohanne Sophie Golde geb. Hüppe, sagen ihren herzlichen Dank Familien Golde und Derpe. Brrlobt: Herr Mortimer von Suckow, Sec.-Lieutenant im 2.Jäger-Bataillon Nr. 13, mit Frl. Katharine von Kommerstaedt ans Grüba. Herr Johannes Rickler in Waldhcim niil Frl. Camilla Barth daselbst. Bcrmählt: Herr Eduard Lantzsch in Chemn tz »l>k Frl. Hulda Krause in Ponitz b. Mecranc. Herr Emil Müller aus Ritterg. Wcgcsarlh mit Frl. Linna Gretzschel daselbst. Geboren: Herrn Dietrich von Witzleben in RochSburg ein Sohn. Herrn Past. Canitz in Canitz ein Sohn. Gestorben: Frau Margarethe verehr!. Just in Dresden. Herr Crnsi Vogel, Bahn boisiuspector a. D. in Tre.-Sen. Herrn Restaurateur Polster's in Dresse., Sohn Karl. Herrn Wilhelm Bräutigam's in Naumburg a. S. Tochter Eliiabelh. Frau Loiiiie Mann geb. Lchilie aus Niedermeisa, in P rua. Fr -n verw. Bildhauer Schreck geb. Lauer aus Altcnburg. Herrn Richard Weiß' in Dresden Tochter Leuchen. Frau Anna verw. Zimmer- man» geb. Freytag in Dresden. Herr Victor Arthur Halle, Kausmiun in Chicago. Fron Rittergutspachter Therese Kittel in Ehrenhaft,. Herr Pastor Carl Bonde in Mülsen S. Micheln. Herr Friedrick Will). Kraußc in Pausitz b. Meißen. Heute Ad. 7'z ll. L. v. ^ L. L. L. VILNL-Laä, .li. O 8elinl»,i»k»^>iln ftllO Danic». Du'lisl..: uuil IVetlenkuii äill . ' ,11. Mmnaq. ? Donnerst.. Loniiao. Mittwoch. Freitag ' , 0 Damen: Dienst.. Donneret.. Sonnad.' ,!«- . ' 11, Nioniaq. Milliv., ?>rkilag ' ,2-'/Vä. 4 litt litt tl Poststraiie «. Tägl. geössnct von Morgens bis Abends, Soiintagc- ,fi>lNc>1k<1U, s,is Nciilags. Wanncncurbüder genau nact, arzlli ärzllieker Verordnung. DkB»» o>I Torothkenstraste II. Täglich von Ms d » CIL Morgens bis 8 llhr Abends geöffnet. Sbriicaiift. I. ». I I. Mittwoch: Kartoffeln u. Zwiebeln m. SchSpsst. T. B. Melde, Unruk. Dem Andenken AI. Carl Gottlob Reichs,! weil. Direktor der Taubstuuiuienanstalt zu Leipzig, geb. den 17. Oktober 1782, gest. den 20. April 1852. Am heutigen Tage vereinigen sich in hiesiger Taub stummenanstalt eine Anzahl allerer, ehemaliger Schüler, um den hundertjährigen Geburtstag ihres unvergeßlichen Lehrers in einfacher, aber würdiger Weise zu feiern. Sie werden hinauSgehen auf den alten Johannesfricdhof und dort sein Grab bekränzen; sie werden in festlicher Versammlung das Andenken an ihren „Vater Reich" erneuern und dann am Abende bei eiuein gemciiisanlen Essen sich in Erinnerungen an die längst vergangenen Schuljahre ergeben, bl. Reich wird aber nicht nur in den Herzen seiner Schüler und in der Geschichte der Leipziger Taubstummenanstalt unvergessen bleiben, er nimmt auch sür alle Zeiten in der Geschichte vcS gesammten TaubstuiiliuenbilbuiigSwcsenS einen der ersten Plätze ein. Samuel Heinicke war der Begründer der deut scheu TaubstummenunterrichtSmethode und der Stifter der Leipziger Anstalt; Reich aber hat 42 Jahre hindurch Heimcke's Werk erweitert und auSgebaut. Ohne seine selbst lose Hingabe würde die jung« Anstalt wohl schwerlich das schlimme Kriegsjahr 1813 und feine Folgen überwunden haben, unter seiner umsichtige», tbatkräfkigeii Führung erhob sie sich aber zur ersten und vorzüglichsten Anstalt der damaligen Zeit. Der äußere LcbenSgang dieses hochverdienten Mannes ist still und einfach. Cr wurde am 17. Oktober 1782 zu Waldheil» geboren. Seine Eltern waren arme, aber äußerst recht schaffene Schuhmacher-Ieute. Den frommen Sinn des BalerS bezeichnen die Worte, die er bei der Geburt dieses Sohnes in seine Hauspostille schrieb: „Gott lasse ihn zu Ehren und Freude Gottes und allen Menschen zum Wohlgefallen auf wachsen um Jesu Christi willen." Trotz ihrer großen Armutk ermöglichten eS die Eltern, daß ibr Schn »ach Dresden aus die Krenzschule kam. Freilich, außer einer dürf tigen Ausstattung, konnten sie ihm nichts geben und der junge Reich mußte sich durch Singen und Stnitdengebcil selbst erhalten. Als Präscct deS Kreuzchores gelang es ihm aber, sich eine leidliche Summe Gelbes zu sparen, die ihm die spätere Studienzeit erleichtert. 1807 kam er nach Leipzig, um hier Theologie zu studiren. Drei Jahre später wurde er durch eine elgenthümlichc Fügung in das Taub- stummen-Jnstilnt geführt. Reich wohnte damals mit seinem Freunde Bernstein (später Rector zu Eolbitz) zusam men. Die damalige Direktorin der Anstalt, die Wittwe Heinicke's, kannte die Wirthin der beiden Studenten und fragte dieselbe eines TageS. ob nicht einer von diesen Lust haben dürste, Taubstninmenlehrer zu werken, sie bedürfe eines solche». Tie Wirthin erklärte sich für Bernstein, und nur dann, wenn dieser es ablehnen werde, solle Reich gefragt werten. Während dies d>e Frauen be sprachen. befanden sich die Freunde in den Ferien. Auf der gemeinschaftlichen Rückreise nach Leipzig wird das Schuhwcrk Bernstein'- derartig defect, daß er unterwegs bleiben muß. um die Schuhe ausbessern zu lasse». Reich kommt daher früher in Leipzig an; er wird von seiner Wirthin zur Heinicke gesandt und von dieser als Lehrer am Taudstlimmeninsiitule ange nommen. Bernstein äußerte später, daß er die Stelle eben falls ohne Bedenken angenommen hätte. Mit aller Energie gab sich Reick seinem neuen Berufe hi». 1815, nachdem er vorher die Magisterwürde bei der Universität Wittenberg erworben, wurde er Mitdirector der Anstalt. DaS Jahr darauf vermählte er sich mit der jüngsten Tochter Heinicke's und gewann in ihr eine vortreffliche Galtin unv seinen Taub stummen eine treu sorgende Pflegemutter. 1829 wurde er nach Pensionirung der Directvrin Heinicke, seiner Schwieger mutter, Direkter der Anstalt, die unter seiner Leitung sich immer steigendere Bcriihmlbeit erwarb. In Folge davon wurde Reich 1835 durch Verleihung deS Civilverdienstordcns geehrt. In Schrift und Dort wirkte er auch nach außen für daS Wohl der Taubstumme». Ucberall her kamen Lehrer, um ihn m seiner Anftalt zu sebc» und von ibm zu lernen. Seine Liebenswürdigkeit, sein würdiges, gediegenes unv dabei doch so anspruchsloses Wesen wurde von alien bewundert, die daS Glück hatten, ihn näher zu kennen. Nach langem segensreichen Wirken starb er, beweint und lies betrauert, am 20. April 1852. Die Zahl der Taubstummen, di« Reich unterrichtet und entstninmt hat, beläuft sich aus 34S. An den meisten hat er Freude erlebt und nur wenige haben ihm durch spätere schlechte Aufführung Kummer ge macht. Nach seinem Tote ward sei» Schwiegersohn, 1)r. Eichler, mit der Direktion der Anstalt betraut und seine Tochter wirkt alS treue Pflegemutter der Taubstummen, so daß also die Leitung der Leipziger Taubstummenanstalt von ihrer Gründung an, also seit mehr als bunkert Jahre», in den Händen der Heinicke'scbcn Familie geblieben ist. Zum Schluß sei noch aus dem Nachrufe, den Professor Ernst Heinrich Weber dem würdigen Manne im „keipz. Tgbl.' widmete Folgendes nutgetbcilt: .'.Das Leipziger Taubstummen inftitut zeichnete sich aber nnterRcich'ö Leitung nicht nur dadurch aoS, daß die Zöglinge denke», sprechen ,»id daS Gesprochene Andern vom Munke ablesen lernten, sondern es war über haupt eine Er;'eä»ttg.'a:'sttll sür Knaben nnd Mädchen ini ekelsten Sinne des Worts. Reich, seine Schwiegermutter Frau und Tochter verlraieit wahrbasl Vater- unk Mutter stelle an den Kindern, die mit Zärtlichkeit behütet und gc-1 pflegt, an ihren Pflrgceltern wie an leiblichen Ellern hinge», 1 sowohl während ihres Ansenthaltes in der Anstalt, als neckt nachdem sie dieselbe längst verlassen batten und in die Well eiiigetrcten waren." Wie wahr diese Worte sind, das bezeigt die Liebe, die heute noch die alten Schüler Reich'» zu ihrem Vater im Herzen tragen. E. Stötzner. Musik. NcncS Theater. * Leipzig, 16. Oclober. Die gestern im Neuen Leipziger Stadllheaker zur Ausführung gelangte Oper „Robert der Tcusel" von Mcyerbcer ist durch ihre nietodiscbe Krast vor dem Untergänge in der Zeitströmung beschützt worden. Trotz der unmottvtrlcn, nnloglschen, widersinnigen Handlung und trotz der vielen nur aus dem Streben nach äußerem Effect hcrvvrgegangenen Trivialitäten in der Munk ist die rhylbniisch- melodische und harmoutsch-lnstrumenkale Gestaltung von Seiten de» hochbegabten Componiste» doch so inicressant. daß die Erhaltung des auch mit unmittelbar wirkenden nmsikaUschcn Gedanken und mit glanzendem Eolorit ausgestatleten Werkes vollkommen gerechtfertigt erscheint. Zur Auasührmig dieser BUHnenschvpsnng geboren fettige, virtuose Kräfte, deren Material und künstlerische Durchbildung den höchsten An forderungen genügen. Die schwierigste technische Ausgabe bat die Vertreterin der „Jsabella" zu lösen, weiche als Eolvrakur- sängeriii mit dem ganzen Apparat der inetlSinalischen GesattgSkunst vertraut sei» muß, um nicht allein den Vor schriften des Autors allcntliaU'en Nachkomme», sondern auch »lil der eigenen Jndivituatllät das graziöse Element der Musik zur vollen Geltung bringen zu können, Zngtclch ver langt der Meister eine nicht geringe RepräsenlationSgabe, welche in nicht zu uiiterschätzendem Grade der Leipziger Vertreterin der erwähnten Rolle, dem Fräulein Be der, eigen ist. In allen Situationen verfaß die Künstlerin niemals, daß sie die „Prinzessin" von cicilien darznftellen batte »nd selbst bei Anssührung der schwierigsten Passagen bewahrte sie jene vornehme kein Charakter entsprechende Haltung. Bon dieser angenehm berührenden Noblesse in der Actio» wurde allerdings die technisch-musikalische Ausführung übcrtroffe». Freilich hatte in dieser Beziehung die Sängerin gegen über den Vorgängerinnen einen schweren Stand, weil das Organ deS Fräulein Bcbcr nicht ausgiebig genug ist. um in jeder Beziehung de» knnstterischc» Willen »>>l Energie durchsetzen zu könne». Nur ini Umsang der Quinte vom zweigestrichenen I-' bis zum dreigestrichene» O steht der Stimme eine gewisse Krast und Intensität des Klanges zu Gebote, m dieser Tonregion vermag sie auch mit de» Tonsarbcn Llcht und Schalten in nuancenreicher Abwcchicliing wirkungsvoll zu verlheileii. Im Bcwußücin dieses Besitzes versäumte cs die Sängerin nicht, in der angegebenen Tvurcgioii das Cres cendo sv oft als möglich anzuiveiiden und »nt den einzelnen Klängen den Meyeröeer'schen Cffcct individuell auSzunntzcit. In dem mittleren nnd tieferen Register ist jedock das Organ wenig ausgiebig, auch besitzt cs im Piano nicht die nölhige Ktangschönheit, um durch den Reiz in der Tongebung zu er setze», was der Natur an Fülle »nd Krast fehlt. Aus dieser Schwäche sind wohl auch die rechni'chcil Mängel deö Gesanges zu erkläre», welche in jener hohe» Stiininlagc nickt bemerkbar waren. Die nickt immer glückliche Verbindung der Klänge ii» tieferen Register, das Beigeniisch von Rauheit in der Production der farblosen Töne ka, n gewiß nicht dem Streben der Sängerin zur Last fallen, sondern cS vermag eben die Kunst nicht darzubietc», was die Nalnr nicht zu leisten im Stande ist. Desgleichen ist die nicht immer ganz sichere In tonation in jenen tieferen Stimmlagen der Beschaffenheit deS Organs zuzuschrcibe». Auch die Alice der ven Braunschweig herbcigceilten Ho opernsängcrin Frans. Andrse vcrniochle die Erinnerung an tieLeistiingen berühmter Vorgängerinnen nichtzu besiege». Dohl noch am Anfang ihrer Laufbahn, bcinnhte >,ch die Sängerin mit Ers'lg die Partie in corrcctcr Form zu übermitteln. Sie überwand mit Glück die technischen Schwierigkeiten und zeigte in der Darstellung eine sinngemäße, dem Charakter nicht widersprechende Auffassung. Ob der Künstlerin eine bedeutsame Intelligenz eigen ist und sie mit Gaben aus gerüstet wurde, welche ihr den draniatischc» Sieg mit Sicher heit gewinnen Helsen, muß die Zeit lehren; gegenwärtig hat sie neck allzuviel Aufmerksamkeit ans das rein Technische ihrer Ausgabe zu wende», als daß sic mit der ganzen Individualität ffir die Sache eintrcten könnte. Hoffentlich aelingl cs der jugendlichen Sänger»! bald sich zur künstleri scheu Höhe cmporzuschw'iiigc». Der sonst fertige und gediegene Künstler Herr Lederer war gestern so nnglncklich diSponirt, daß ihm die Durchführung deS Robert mißlang; besonders störte nicht selten unreine I»- tonalirn und die Schlaffheit in der Aclion. während Herr Grcnqg als Verlrelcr deS Bertram zwar das markige Material init überraschender Kraft entwickelte, aber in der technischen Ansfübrnng nnd künstlerischen Gestaltung nicht immer ka§ rechte Netultat erzielte. Offenbar ist der mit berr- lichen Mitteln ansgcstatteke Sänger besonders für die heitere Darstküiinaskiinst beantagt; a>.-r die ibm :n tttheilte irnnder voll" Gotteagabe. seine köstlich-- Summml ö'- euch der Künstler recht benutz.» und dn.ch eifriger Studium nnler sicherer Meistcrleitung gebörig ausbilden, um dann unter den Ersten in seiner Kunst einen vornehmen Platz zu be- haupicn. Als Naimbeaud enlivickelle Herr Marion lebhaftes Spiel und angemessenen Gesang, die Vertreterin der Helcnc, Frl. Heul ermann, culfattele Grazie, technische Fertigkeit und eine nicht unbedculenke Darslellnngskuiist, welche die vollste Anerkennung verdiente, die übrige» Ballktkünstlerinnen aber schiene» ihre Aufgaben nicht ganz bewältige» z» können; dagegen bot das Orchester eine vorzügliche Leistling. Nur hätten manche Partien etwas leidentchasilichcr ausgef'aßl werken können; eine solche lebhaftere Auffassung wäre auch dem Cbore zu wünschen gewesen, kessen sebr mittelmäßige Aussührung die scenffche Wirkung »>ch! crbökle. Tie ganze Aufführung des Meyerbecr'scheii Werkes hinterließ nicht jenen günstige» Eindruck, welchen die Reproduclio» des Matt'chncr'ichen „Ha»S Hessing" hcrvor- brachle. Man wirb jedenfalls ininitken der Enlwickelung unserer Opernverbällnisse aus den Leistungen zu ermessen ver mögen, aus weiche Krasle sich die Theattrdlrcclivn bcsvndero stütze» kann und welche Anordnungen getroffen werken müssen, um die Oper durch zweckmäßigc Engagements und andere Einrichlungen ausziigestallen, damit dieselbe zur volle» Wir- kungöfähigtcil gelange. Oscar Paust Carola-Thcoter. Leipzig, 16. Octeber. Die Tcxlversasser der Lecocq'- scken Ope reite» habe» eine beseiitere Verliebe für Ver wicklungen. die mcör oder weniger mit der Bigamie zu tim» Koben; so in der vorgestern unv gestern hier ausge- sührlen Oper: .. G iros lv-G i rosl a". wie besviitcrs in der neuesten Oxer deS Meisters, der jetzt am erfolgreichsten die Offcnbach'iche» Bahne» wandelt: „!,« Mir et i» nult", die wir vor Kurzem a» dem Renaissancelhcattr in Paris karstellen sahen, wo sie die ganze vorige Saison auSichlicßlich bc- kerrfcht hat und auch in dieser noch volle Häuser machst Hier wirk die Vertauschung zweier Frauen, die a» nnd für sich unverfänglich ist, da dem Ebegatten nur seine recklmäßigc Elegattin zukeninit. >»>l einer so kecken Pikantene knichge- sükrl, daß das Stuck für Deutschland wolll emo llmuögstchleil ist nnd selbst in Wie», wo man in Bezug aus die Bulmenmvral bock ein le reres Gew.sie» hat, abgestknt wurde. Giroflst - Girosta läßt inan sich cagegen überall gefallen, obichen hier der eigene Valcr seine Tochter am Allar der Kirche neck zwei Männern anlraiie» läßt und so das Ver brechen der Bigamie mit allen c minalislischen Merkmalen vorliegt. Freilich spielt die Handlung in der dunkeln Zeit gegen Ende des kreizeviilen Jakrbiliidetts »nd in Spanien, wo die Maure» eine gewisse Consnsie» in den christlichen Bräuche» angerichl.l batten. Auch dient es dem Vater zur Entschuldigung, daß er seine Toebler dem eine» Gatten nur „provisorisch" verheircllhet, um diese» »nzestüineu Eisenfresser zu beruhige», bis die zweite Tochter ans der Gesängen- schast der Seeräuber bcsreil worden ist, nnd baß er Alles aufbietet, um sein zweifach vcrinablte» Kind sür die beide» Männer unnahbar zu inachen. Alle seine Bemühungen drohen indcß zu scheitern; da kekrl die geraubte Giroflö, die ähnliche ZwillingStochter, glücklich znnick und das Sorti ment ist vollzählig, so daß der Vater beide Käufer be friedige» kann. Taö ist nun Alles mit den nölhige» prickelnden Anspie lungen ans verfängliche Situationen ven den Tertkllchtern Albert Banloo und Eugene Lcterrisre reich aus gestattet unk mit jenen leichlgesliigelle» Arabesken der Musik Lecocg's eingcrahmk, a»8 denen kier und kort emo a»ni»tl'ibe Liederölüthe cmpott'prießt. Frischer Pariser Ton und oft kecker Wurf ist allen diesen Chansons eigen. Gespielt »nd gesungen wnrtc >:> der SonntagSvorstcllnng der Oxer, der wir beiwohnten, mit vieler fzrii'che. Die Primadonna Frau Wcalci-Krause gab die ZwillingS- schwcstcr Giroslö und Girefla mit einem gut niiancirie» Unterschieb im Auftreten lind Wffen, sang die schüchterne» BraulÜcter der unerfahrene» Schönheiten im ersten Act mit der nölbigen Harmlosigkeit, in welcher gerade der Imut-gmit derselben liegt und brachte die Rausch- und Ohnniachlicencn lebendig zur Geltung. Herr Pagau war ein ergötzlicher Don Bolsro, ein Hasen herz von einem Valcr und Gatten, Herr Graßl ein g.,,inner zähncflclschcndcr Mourzenk, Frl. Groß mann als Aurora sonnte hier »nd dort, besonders im letzten Acte, neck etwas ttbärscr ansfragen, Petro Frl. V ielska) und Paqnita (Frl. Ni tsch- waren ei» sich schnäbclnkes Turtcltaubenpaar, angc« »cbm in Wesen und Erscheinung »nd geschmackvoll in ibrcin Kostüm. Der MaraSgni» wurde von zwei Sängern vorgc- siihrt: der erste. Herr Dell«, sang nur den ersten Act nnd wurde dann als beiter gemeldet. Da die gesanglichen Glanz- momente der Rolle erst kvätcr kamen, so können wir kein Uttheil über den Ga» fällen. Herr Wllhclmy, der für ihn eintrat, brachte jene Memente zur G-ltung »nd sang besonders daS anmntbigc Duckt >>n dritte» Aete mit Fra» Wcgler- Kra»sc zusammen in einer Weise, welche den Jnlcuticnen deS Di l'lers »nd des Componiste» gerecht ward. Die Regie, die dccoralivc Juseeniriing. Ensemble und Cbörc bewiese» das ernste Streben der neuen Directlon, in der Slidverstadt eine Opcrtttcnbiih-.' z-, b'griinde». welche kiest',:: G<"'re, d sst» ästl'el'stste V.:'"ch''aüerclli' zl"r'.'ll basi in, der aber in all.» Greiz",',klon c:ne oedemende An ziebungSkrast aus daS Publicum ausiibt, durch gut vorbereitete Ausführungen und das Ausgcbot tüchtiger Kräfte gerecht zu werken sucht. Rudolf von Gottschall. Matinee von Frl. Dory Petcrsen und Herr» Richard Burmeister. * Leipzig, 16. Oclober. Zwei jüngere Clavier-Talentc. Frl. Dory Pelerse» und Herr Richard Burmeister. die ibre letzte Ausbildung Liszt verdanken, producirten sich gestern im Bllllhner'schen Saale vor einem zahlreichen Publicum, welches die targebotenen Leistungen in beifälliger Weise ansnahm. DaS Programm bestand auS Werken von Liszt, Beethoven. Weber-Liszt, Schubert und Schumann. LiSzt, der vermutblich auch als Compooist das Ideal der sür ihren Meister enthusiaSmirtcn Schüler bildet, machte den Anfang und den Schluß, wie ihm be greiflicher Weise anch die Mitte eingeräumt worden war. Eröffnet wurde die MatinSe mit der in Leipzig schon öfter gehörten symphonischen Dichtung ,,l-e« kreluaos", eine Musik, bei welcher eS sich, beiläufig bemerkt, nicht um Präludien im Sinne Bacb's, sondern um die musikalische Jllustrcllien eines pkilolephischen PocmS von Lamartine, naai welchem daS irdische Leben mckllS weiter alS eine Reihe von Präludien zu einem höheren ist — also um wirkliche Programm- inusik hantelt. Das verbältnißmäßig dankbare Stück wurde von Frl. Pelerse» und Herrn Burmeister aus 2 Elavieren mit viel Kraft, sowie mit der nöthige» Sillierkeit und. wie sich unter den obwaltenden Umständen wohl vorauSsepen ließ, auch mit dein erforderlichen Verständniß gespielt, ohne welches ein wirksamer Zttsainincnkang in die äußerlich oft wenig Bezug vcrralbcnden einzelnen Theile desselben schwerlich hineinzu bringen ist. Die Gesainmtlclstuiigen Beider berechtigen zu der Annahme, daß Herr Bnrineistcr technisch weiter ent wickelt, im Ganzen künstlerisch gereister ist, wie Frl. Petersen, deren Spiel mehrfach den Eindruck der Unklarheit inachte, an welcher die linke Hand die Hanptschllld zu tragen scheint. Zu be rücksichtige» ist jedoch, daß Frl. Petersen auch als Solospielerin ini Dienste ihre» Meisters stand, von kesse» beiden Stücken „Liebes träum" und „Franziskus Legende" nur das ersterc eine dank bare Aufgabe ist. ivährenb letzteres eigentlich nichts an sich bat, was eine etwaige Bortiebe rechtfertigen könnte. Herr Burmeister hingegen spielte eine Sonate von Beethoven llO .Isllni') nnd halte dabei Kinlcinglich Gelegenheit, sich als technisch gewankte» und tenlende» rcsp. fühlenden Musiker zu bcivcifc», so daß man von seiner künstlerischen Persönlichkeit nur sunipalöiich berührt sein kan». Gemeinsam ianf 2 Clav eren) spullle» Ftt. Pelerse» ll»d Herr Blirmeistcr fpater »vch die von LiSzt öesaunttich für Orchester arrangirlc b.ctiii'-Pelonaife von Weber lind die Bnlvw gewidmete l. Rl ap'otie ven LiSzt, beides mit gntcm Erfolge, nur mit kein Unlerschieke, daß inan bei der Rhapsodie elivaS lauge ans die Wirkung Watten mußte, wahrend die Polonaise von Anfang bis Ende animirle. Herr Opernsänger Jäger, der sich, wie man hört, in Leipzig niedergelassen hat. sang die 'Adelaide von Beethoven und Lieder Vvn Schubert (Trockene Blumen) und Nubin st ein (Rällssel, das Letztere an Stelle der programmmäßig seNgesetzlcn „Flnlllingsnachl" von S ch u nia n ». Der Sänger ließ eine bekenlente Rvuline in der Beherrschung seines nicht mehr ganz jugendlichen, aber ininicr noch angcuchnien und für den gegenwärtigen Zweck auch ausreichenden Organes (Tenor) »»schwer erkennen. Auch an guleni Geschinacke bezüglich des VorlrageS scheint es ibm nicht zu seblen, de» man selbst da nicht vermißte, wo cS ihm beliebte, Beethoven zu verbessern. Nicht- desto weniger aber muß di- nicht »nbeträchlliche Aenkerung in der sonst sehr schön gesungenen „Adelaide" als eine Pielällosigkeit bezeichnet werde», die wir Herrn Jäger nickt verzeihen. Anck darf nickt verschwiegen werden, daß die „Treckenen Blumen" mit einer ziemllch starken Dcsi» theatralische» Raffinements angesencklet dargebvten wurde». Ini Uebrige» ist Heren Jäger, der fick, »nd zwar in angemessener Weise, selb» begö ilcte, daS Zeugniß, daß er seine S acke versteht, nicht vorziienthaltcn. Moritz Vogel. D Chemnitz, 15. Oclober. Tic hiesige Geidcl'fcke Capelle, der auch früher der vormalige Sladlninsikdircetee Hans Silk angel'örlc, ist durch die Ausnahme tüchtiger Musiker nnd Selillcii ungemein verstärkt worden und be- fintel lick aus einer Suffe der Knust, welche dieselbe be rechtigt, anck mit antcren Cbörcil wie unsereni Stadkmusik- ckcr in die Schranke» zu treten. Um auch einem größeren Publicum bei Anfang der W>»!ersaisoii Gelegenheit zu bieten, die Leistnnge» der Capelle in ihrer jetzigen Zusammenstellung lennen z» lernen, batte der Tireclor, Herr Ei Geidel, heute Vorinitlag ein Ceneert veranstattel, das »ngkinein gell besucht war. Tie Ansfübrnng wurde beifällig aufgenonimcn. V. Cri m m i tsch a n, 15. Oeteber. In der hiesigen Pfarr kirche gab der Glanckauer Kiichensängerchor, bestehend ans 6.5 Sängern, unter Leitung deS Eantors und Musikdirektors F in fl c r b ii s ch ans Glaucha» em geistliches Eonrert. Die Lenliinaen des Chores wie der Solifien waren ganz vor- znalicke. Nur wäre zu wünschen gewesen, daß ,na» das P eiramin --tivaS kürzer eingerichtet hätte. Drei Motetten :n twtc'n, i" zu viel. Der Beftick des Co,wert- war leider ei» sehr durfl-ger.
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