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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-08
- Tag1883-08-26
- Monat1883-08
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1883
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Nachmittag- 5—6 Uhr. bin dt» Rtl-a»d» n»,r1a»dtrr M»noicrg>t» dt» Ii«acn«i> luchl «rtmdUch «>« TagMM Annah«e »er für die nS-fts«l,entz« Nummer »eftimmten Inserate an Wachruta-en di» 3 Udr Nachmittag», au San«- und Kesttage» früh di» '/,S Nhr. 3n den Filialen für Ins.-Annahme: Ott« Klemm, Univeri'itätSstraß« 21, Laut» Lischt, Katharinenstrabe 16,0. nur di» '/,S Nhr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Nuslage LSLVV. Adonnementsprris Viertels. 4'/, Ml. inel. Briaaerlohu S Mt, durch die Post bezogen S Mt. Jede einzelne Nnmmer 20 Pf. Lelrgeremplar 10 Pf. Peblthre» für Lxtrabetlaae» atz«» Postbcsörderung 89 ML mit Postbrs-rdarnug iS Mt. Inserate Saespaltene Petitzeü» SO Pf. Größer» Schriften laM nnserr« Preis- Tabellarischer «. Ztssern^atz nach -»4«« Tarif. Lerlmnen unter de« Ledartionostrich di« Spaltzetle 50 Ps. Inserate find -et« an die Grpedilta» »u sende». — Rabatt wird nicht ge-el Zahlung prnennmsrnllcko oder Nachnahme. ^- 238. Sonntag den 26. August 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Veklmnlmachung, die Wahl -er Wahlmänner zur Gewerbekammer betreffend. Wegen der diesjährigen Ergänzungswahl für die Ge» Werbekammer hat das Königliche Ministerium des Innern in Gemäßheit von tz. 6 der Beiordnung, die Handels- und Geiverdekaminern betreffend, vom 16. Juli 1868 beschlossen, die bei den letzten Wahlen ini Jahre 1877 und 1880 zu Grunde gelegte Einlheilung der Wahlbezirke, sowie die Ge- sammtzahl der Wahlmänncr beizubchaltcn, auch in der eine Wahiablhcilung für sich bildenden Stadt Leipzig im Ganzen wieder 52 Wahlmänner wählen, dabei jedoch so Verfahren zu lasten, dag jeder einzelne Stimmberechtigte in Leipzig nur 13 Wahlmänncr zu wählen hat. Nachdem wir nun Herrn Stadtrath Becker als Wahlvorsteher und Herrn Schlostermeister Stadtverordneter Qehler hier, alS stellvertretenden Wahlvorsteher zur Leitung der Walil- männerwahl berufen haben, so werden alle in Leipzig wohnhaften, für die Gcwerbekammcr Stimmberechtigten, nämlich: ». Kaufleute und Fabrikanten, die mit höchsten- 1900 aber mit über 600 Einkommen nach tz. 17ct und tz. 2t dcS Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 im Ortssteuerkataster eingeschätzt sind, b. alle nicht zu den Kauflcuten und Fabrikanten zählenden Gewerbtreibcnden, die im OrlSstcuerkataster mit über 600 .Ul Einkommen nach tz. 17 ä und tz. 21 de- Ein kommensteuergesetze- eingeschätzt sind, o. 25 Jahre alt und ä. nicht nack den bestehenden Gesetzen vom Stimmrechte in der Gemeinde oder in Folge der Bcriibung eines Verbrechens von den staatsbürgerlichen Rechten aus geschlossen sind, geladen, zur Ausübung ihres Wahlrechts und bei Verlust de- letzteren für die gegenwärtig vorzunebmende Wahl Mittwoch den 12^ oder Donnerstag de« IS. September 188I, -Nachmittags t» de« «itnnden von S biS v Uhr in dem Wahllocale, den» Saale der alte« Waage, Kathart«e«straffe 20, II. Stock, persönlich stch ein zufinden und einen Stimmzettel, auf welchem IS Namen wählbarer Personen angegeben sind, abzugeben Zur Legitimation hinsichtlich seine- Wahlrechts hat jeder Wählende die Quittung über Entrichtung ve» zuletzt vorhergegangenen (also hier de» die» jähregen zweiten) vinrommensteuertermin» be ziehentlich diesjährigen Beitrags zur Gewerbe kammer vorzuweisen, auch, soweit nolhick. das Vor handensein der unter o und ä ausgesührten Bedingungen darzuthun. Diejenigen Wählenden, welche als Vertreter eine« Ge schüft-, dessen nn Ortskataster eingetragenes Einkommen nach tz. 17 ä und tz. 2l de- Einkommensteuergesetzes nicht auSreicht, um sämmtliche Theithaber als wahlberechtigt zu betrachten, daS Wahlrecht auSüben wollen, haben sich durch ein Zcugniß der Geschäftsinhaber zu legitimiren. Wählbar ist jeder Stimmberechtigte. Leipzig, den 25. August 1583. Der Rath der Stadt Letpzt vr. Georgi. ob e. Vekanntmaihung. Obwohl es verboten ist, durch Stehenbletben auf de» Trottoir» den Verkehr zu stören, ist doch fortwährend zu bemerken, daß man aus dem Trottoir der ehemaligen PaderSbrücke sich ausstcllt, um dem Exerciren des Mlti- tairS zuzusehe». Die- Wird nicht länger geduldet werden, und eS haben Diejenigen, welche sich dieser Uebrrtrctung schuldig machen. nnuachfrchtlicke Bcstrasung »m Geld biö zu 00 Mark «der mit Haft bis zu 14 Tagen zu gewärtigen. Leipzig, am 22. August 1883. Der Rath und da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Bretschueider. Hcnnig. Auction. Im Ermitlirtenbause hier, Frankfurter Straße Nr. 43 (alte Zicgclscheune), sollen Dienstag, den 28. August ». <»., Vormittags von O Ukr an alte Möbelstücke, Breter unv dergl. a>S Brennmaterial sowie sonstiges Gerät de meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 20. August 1883. DaS Armenamt. Winter. Iunghähnel. Auclion. Bon dem Unterzeichneten Armenamte sollen im Stadthause allhier (Eingang Mühlgaste Nr. 7) Montag, den 27. August ». Vormittag» von N Uhr an eine Partie getragene Kleidungsstücke, sowie einige Möbel, HauS- unv Küchengerälhe, Belten u. s. w. meistbietend Versteigert werden. Leipzig, den 20. August 1883. Da» Armen Amt. Winter. Iunghähnel. Gesucht der Malergcbülse Paul Jnlin» Robert Brrttseld, 30. August 1856 hier geboren, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhaltcn ist. heippg. am ,7. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Winter. Hchu. VekanntlUllchung, >te Wahl von Wahlmännern zur Handelskammer betreffend. Zu der diesjährigen ErgäuzungSwahl für die Handel»- ammer sind zunächst die Wahlmänncr durch Urwahl zu ernennen, für welch letztere wir Herrn Stadtrath Döhltnger alS Wahlvorsteher und Herr» Stadtratb Roch als stellvertretenden Wahlvorsieber zur Leitung berufen haben. Es werden dabcr alle in Leipzig, sowie tm Bezirke >er königl. Amtühauptmannsclinst zu Leipzig wohn haften Kausleiitc und Fabrikanten, welche u. mit über 1900Einkommen nach tz. 17 ä und tz. 21 deS Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 im OrlSstcuerkataster eingeschätzt, d. 25 Jahre alt. a. nickt nach den bestickenden Gesetzen vom Stimmrechte in der Gemeinde ober in Folge der Verübung eine- Verbrechens von den staatebürgerlichen Rechten aus geschlossen sind, »wie die Vertreter und beziehentlich Besitzer der im Bezirke gelegenen siScaliscken nnd coimnnnlichcn GcwerbSanstalten, Eisenbahn-. SchifsfabrtS-, Bergwerks- und SteinbruchSunter- nehmniigen, soweit sie den unter i> nnd o angegebenen Be dingungen genügen, bczw. den unter n, angegebenen EensuS erreichen, geladen, zur Ausübung ibreS Wahlrecht« und bei Verlust de« letzteren für kie jetzt vorznnehmende Wahl Montag, den 10. September 1881 in den Stunden von 0 — 12 Uhr Vor- »nd 3—6 Uhr Nach mittag» in dem Wabllocal, dem Saale der alten Waage, Katharinenstraste 20, II. Stock, in Person ick cinzusinden und eine» mit 00 Namen wählbarer Personen versehenen Stimmzettel abzugcben. Zur Legitimation biiiückllich seines WablrcchtS hat jeder Wählende die Quittung über Entrichtung de» letzten (diesjährigen zweiten) Einkommenstener- terminS, bez. diesjäkrigei» Beitrags zur Handels kammer vorzuwctse», auch, soweit nöthig, da» Bor» bandenjein der unter b und o ausgesührten Bedingungen darzutbun. Außerdem haben diejenigen Wähler, welche ihr Wahlrecht alS Bertreter eines Geschäfts, dessen im OrtSkatester ein getragenes Einkommen nach tz. 17ä und H. Ein kommenstenergesetze» nickt anSrcicht,' uni sämmilick^-r.:,e Haber als wahlberechligt zu betrachte», auSüben welle», sich durch ein Zeugniß der persönlich hastendeii Theilhaber dcS von ihnen vertretenen Geschäft« zu legitimiren, ebenso Vertreter juristischer Personen, bez. siScalischer und eommuulicher Unter- nebmuugen durch ei» Zeugniß der Vorstände und Dicnst- bcbörde». Wählbar sind alle Stimmberechtigten. Leipzig, den 25. August 1883. Dcr Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Lotse. Nichtamtlicher Theil. Der Tod drs Grofeu Lhombord. Seit zwei Monaten wurde die Auflösung deS letzten Sprosses der älteren Linie deS Hause« Bourbon täglich und stündlich erwartet, in te» Morgenstunden des 24. August hat endlich, nachdem noch kurz zuvor dcr apostolische Segen beS Papstes eingelrosscn war. der Tod den Kranken von seinen langen und qualvollen Leiden erlöst. Heinrich V., wie ihn die Legitimisten nennen, war ein merkwürdiger Anachronismus. Im Zeitalter dcr Revolutionen glaubte er in Frankreich, der Wiege der große» Umgestaltungen i» Staat und Gesellschaft, aus« Neue dem absoluten Königthum eine Stätte errichten zu können, denn eS ist nickt daran zu zweifeln, daß cS ihm heiliger Ernst war mit der Wiedcrentfaltung der weißen Fahne Heinrich'S IV. und mit der Wiedel Herstellung deS ab- soluten KöniglhumS: „Unbedingte Unterwerfung unter den von Gott berufenen Träger der Krone" — so lautet« die Parole, welche er au dem Tage au-gab, alS ihm die Krone FrankrrichS angeboten wnrde. Hätte Graf Cbambord wirklich inneren Berus gehabt, daS von seinen Vorfahren überkommene Reckt zur Geltung zu bringen, so würbe er auch König von Frankreich geworden sein. An Gelegenheit dazu hat eS ihm wahrlich nickt gefehlt seit dem Sturze de- BürgcrkönigthuniS im Februar 1848. Aber eS gebrach ibm nicht nur an der »vthigen Energie, sondern auch an dem Verständnis; für die Ausgaben und die Bedürfnisse seiner Zeit; er lebte in den Vorurteilen, welche ihm seine Umgebung von Kindesbeinen an eingcflößt hatte, ohne daß er in« Stande gewesen wäre, diese Kette durch eigene Kraft zu zerreißen „nd sich durch eine kühne Thal zum Herrn der Lage zu macken. Man darf nur einen Blick auf seinen klügeren Rivalen LoniS Napoleon werfen, um die ungeheure Kluft zu ermessen, welche Um von diesem trennte. Dieser kühne Abenteurer bedurfte nichts, als dcS NimbuS, welchen ibm der Name seines großen Oheim- verlieh, um die höchste Gewalt an sich ru reißen, sein klar« Verstand gab ihm die Mittel und Wege daru an die Hand und der Erfolg krönte seine Bemühungen Nnterdeß vergeudete der legitime Erb« der Krone Frankreichs die kostbare Zeit mit fruchtlosen Beratungen in EmS und Wiesbaden und seine Anhänger waren kurznchtig genug» die Präsidentschaft LouiS Napoleons zu fördern, in der trügeri schen Hoffnung, ihn alS Vorstufe für die Wiederherstellung de» legitimen Königtum« benutzen z» können. Tie gleicl Unsäbigkeit bewies Heinrich »ach dem Sturz Napoleon-, a! die Verhältnisse ihm die Krone förmlich aufdrangen. Aber auch heute ist nicht die mindeste Aussicht für den Rechtsnachfolger de- Grasen Chantork, den Grafen von Pari-, vorhanden, die Erbschaft Heinrich- von Bourbon an zutreten. Bei den Franzosen entscheidet dcr Augenblick, wird dieser verpaßt, dann schlägt die Stimmung regeimäßia in ihr Gegenteil um. ES gab eine Zeit, in welcher die Wieder- berstellun war wurde; ;a letdlt an dem Lag. Orleans sich an da- Krankenoett de- Grafen Ebambord be gaben, war die republikanische Partei in Frankreich in großer Aufregung »nd wartete nur auf eine Kundgebung dcS Grasen Pari-, um ihn sofort zu verbannen. Diese lluna de- Königtum- sehr nahe zu sein schien und da zu Anfang diese« Jahre«, al« da« Prinzengesetz beraten e; ja selbst an dem Tag. an welchem die Prinzen von Kundgebung unterblieb, die Franzosen überzeugten sich von der Ungefährlichkeil und Entscblußunfähiqkeit d«S Thronerben — und heute denkt kein Mensch in Frankreich mehr an die Prinzen von Orleans. Bei der Unberechenbarkeit de« sran- tsischcn Temperament- ist sogar nicht undenkbar. daß da- Steigen der republikanischen Fluth, welche- bei den letzten GeneralralhSwahlen hervvrgclretcn ist, eine Frucht dcr Ent täuschung über die Untätigkeit der Prinzen von Orleans ist. Man hat eingesehcn, daß die Rechte dieser Prätendenten nur in dcr Theorie bestehen, aber niemals in die Praxis übersetzt werden sollen, cS sei den», daß die Initiative von der große» Mehrzahl de« französischen Volke- auSgeht. Eine solche Jnitialive erwartet aber Frankreich von Demjenigen, welcher den Berns zu regieren in sich fühlt, soll dieser erst durch eine äußere Anregung an Tageslicht gezogen werden, dann ist die ganze Beranstalknnz verfehlt und daS staatliche Gebilde, welche- sich daraus ergiebt, entbehrt dcr Bürgschaft für Dauer und Festigkeit. E-S wird ja auch unter diesen Umständen nicht an Bemübnnge» von rcyalistischer Seite fehlen, die Sympathie der Anhänger dcr Monarchie für die Wiederherstellung der- elbcn zu rntcrcssiren und zu begeistern, daS Zusammen- irömcn von Legitimisten in FrohSborf, um dem lobten Heinrich V. die letzten Ebren zu erweisen wird einen ver- uärktcn Impuls in diese Bestrebungen bringen. Aber waS vermögen Leute wie General Eharctle, Herzog v. Larvchc- oucauld Bisaccia, Gras Mim und ankere Säulen der legilimistischcn Partei gegen die berrsckende Strömung! Etwaige ernste Anstrengungen, ihre Wünsche zur Thal werden zu lassen, würden nur die LackniuSkeln der Franzosen reizen. In Frankreich hat man jetzt andere wichtigere Tinge thun, als sich uni ratb- unv thatlose Prätendenten zu »u bekümmern, eS gilt den tief gehaßten Nachbar au dcr Ost grenze in der öffentlichen Meinung Europa- inS Unrecht zu versetzen, die Miene gekränkter Unschuld und beleidigten NationalstolzcS anzunchmcn und dadurch womöglich daS längst ersehnte Büntniß mit Rußland zum Abschluß u bringen. Und gicbt eS nicht noch aiidere wichtige Interesse», für welche die ganze Kraft eingesetzt werben muß? Ist nicht dcr mit so vielem Geld und noch mehr Müde inö Werk gesetzte Aufstand in Spanien kläglich gescheitert? Ist eS wohl gelungen, König Also»- an seiner Reise nach Dculsch- land zu verhinbern? Und zu allen diesen Widerwärtigkeiten kommt auch noch die täglich inniger sich gestaltende Freund schaft zwischen dem deutschen Reich und Italien, mit einer Macht. ,m> deren Freundschaft sie französischcu Republikaner alle Hebel in Bewegung setzen, ohne dadurch an den Thal, sacken auch nur die geringste Verschiebung zu ihren Gunsten zu erzielen. Bon der Differenz mit England und von der mißlichen Lage in Tonkin und Madagaskar ganz zu ge schweige». Rein, daü ist keine günstige Zeit für Geltend machung von Ansprüchen an die französische Königskrone, daS weiß der Gras von Pari« so gut, wie seine Anhänger. Schließlich mögen hier noch die hauptsächlichsten biogra phischen Daten über den Grasen Ebambord ihre Stelle finden: Heinrich Earl Ferdinand Marie Ticudonnü von Arlotü, Herzog von Bordeaux, Gras von Ehembord, der letzte Ver treter der alteren Linie deS HauseS Bourbon, der Enkel Karl'S X., wurde an: 29. September 1820, sieben Monate nach der Ermordung dcS Herzog« von Berry, seine« Vater«, durch Louocl, von der Wiilwe dcS Herzog-, der Prinzessin Karcline Fertinandinc Loinse von Neapel, geboren» ist also nicht ganz 63 Jahre alt geworden. Der Herzog von Berry, aus welchem bei dcr Kinderlosigkeit seines älteren Bruder-, deS Herzogs von Anaoulömc, die Fortpflanzung deS HanseS beruhte, binterlicß bei seinem Tobe nur eine Tochter: kein Wunder, daß sich zahlreiche Stimmen erhoben, welche die legitime Abkunft deS nackgebornen SprößtingS bezweifelten und denselben für untergeschoben erklärten. DaS Ministerium Richelieu wollte für den Prinzen die Domaine Ehambord im Name» der Nation ankauscn, mußte aber in Folge dcS Widerspruch- gegen die Legitimität deS Knaben davon ab- stehcn. Infolge besten bildete sich ein Verein von Legitimisten, am welcher die Tomaine erwarb und sic dem Prinzen 1. Mai 1821, alS er die Tause empfing, als Pathengescbenk übcrwicS. Karl X. legte bekanntlich während der Juli- revolution von 1830 die Krone zu Gunsten seines Enkel- nieder und gleichzeitig verzichtete der Herzog von Anzou- lSme aus sein Vorrecht zu Gunsten seines Neffen. Die Thronbesteigung LouiS Philipp'- zog die Verbannung der Der treter der älteren Linie deS Hause» Bourbon nach sich. Heinrich Ehambord ging nach Prag an den Hof seine» Groß vater- und wurde dort nach ultramontanen und absolutistischen Grundsätzen unter Leitung de« BaronS DamaS erzogen, später stand diesem General d'Haulpoul und nach diesem Latour- Maubourg zur Seile. Karl X. nahm feine Entsagung zurück und ließ nch von seiner Umgebung königliche Ehren erweisen während eine zweite Partei sich für den Hnzog von AnaoulSme. eine dritte die Hcnriquinquisien für den Grasen Ehambord erklärte. Nach dem 1536 crsolgtcn Tode Karl'S X. ließ sich der Herzog von Angoulöme von seinem Hof alS Ludwig XIX bulvigen und die Anhänger dcS Grafen von Ehambord riefen diesen als Heinrich V. zum König au«. Der Einfluß deS Fürsten Metternich brachte eine Aussöhnung zwischen den Vertretern der älteren Linie de» Hause» Bourbon zu Stande und diese nahmen fortan (1238) ihren gemeinsamen Aufenthalt in Görz; Gras Ehambord folgte 1839 seiner Mutter »ach Italien, wo ihn die kleinen Höfe, besonder- aber Papst Gregor XVI.» mit großer Auszeichnung empfingen. In dem selben Jahre fiel ibm durch den Tod de« Herzog» von Blacar eine Erbschaft von mehr al- 4 Millionen Thal« zw so daß er nun auch mit äußerem Glanze austreten konnte. Kurz vor den: Tode deS Herzog- von Angoulsiiie einigten sich 1843 die Häupter der legitimistischen Fracticncn zu einem gemeinsamen HuldigungSact, zu welchem Zweck Heinrich von Ehambord nach England reiste. Die sogenannte Pilger- sabrt nach Bclgrave-tzquare halte aber nur da» Ergebnis daß Heinrich erklärte, er wolle keine gewaltsame Bewegung in Frankreich Hervorrufen, sondern erst dann persönlich sein Recht auf den französischen Thron in Anspruch nehmen, wenn der rechte Augenblick gekommen sei. Am 16. November 1846 vermählt« er sich mit dcr Prin zesstn Marie Therese Beatrix, GaStana. geboren 14. Juli 1817, der reichen Schwester de« Herzog- von Modena. Der deren im Jahre 1851 erfolgten Ableben in den Besitz de» Grafen Ehambord überging. Nach der Februar-Revolution 1848 rührten sich auch die Legitimisten wieder» viele ihr« Mitglieder wurden auch in dr« Nationalversammlung ge wählt, unterstützten aber hier die Präsidentschaft de- Prinzen Napoleon. Im Sommer 1849 «schien Ehambord in EmS und im August 1850 in Wiesbaden, an welchen Orten sich die hervorragendsten Legitimisten um ihn sammelten, um wegen d« fnneren Haltung Rath zu pflegen. Die Verschmel zung mit den Orleanisten. aus welche ein Theil beider Parteien drang, kam aber nicht zu Stande, und auch 1853 scheiterten die Unterhandlungen an der entschiedenen Weigerung der Herzogin von Orleans. Nach dem Sturz de- zweiten Kaiser reich» stand jedoch eine legitimistiscbe Restauration in naher Aussicht, da die am 8. Februar 1871 stattgehabken Wahlen eine legitimisiisck-orieanistischc Majorität ergaben. Die Prinzen von Orleans kehrten auS der Verbannung nach Frankreich zurück und Ehambord erschien aus seinem Schloß Ehambord zu längerem Aufenthalt und erließ von dort am 5. Juli 1871 ein Manifest, in welchem er die Tricolore zurückwies und erklärte, daß er an der weißen Fahne Heinrich'» IV. fest- balten wolle. Mit dieser Erklärung war jede Hoffnung auf die Thronbesteigung Heinrich'S V. zerstört unv Ehambord kehrte nach FrohSdorf zurück. Nach dem Sturz deS Präsi denten Thier» im Mai 1873 wurde der Versuch der Fusion wiederholt, indem der Gras von Paris am 5. August aus FrobSdors einen Besuch abstattcte nnd Heinrich al« alleinigen Ehes deS HauseS Bourbon anerkannte. Jetzt schien daS letzte Hinderniß für die Thronbesteigung beseitigt, aber Ebambord erließ am 27. Oktober 1873 ein Manifest, in welchem er bedingungslose Unterwerfung verlangte und sich entschieden weigerte, sowohl in der Fahnensrage' al« auch in Bezug aus dia Verfassung vorher eine bindende Vervfllchlung zu über nehme». Damit war sein Verzicht auf ' Thron endgiltig geworden. den französischen Leipzig, 26. August 1883. * Zur Lage wird un» au« Berlin vom Freitag geschrieben: „Der Tod de« Grafen Ehambord hat in Berlin« politischen Kreisen qar keinen nennen-werthen Eindruck hcrvorgebrackl; seit Wochen war man aus daS Ereigniß vorbereitet, aber wenn eS auch nickt der Fall gewesen wäre, die Sache wäre dieselbe. Der Verstorbene, der niemals eine -olitifche Rolle gespielt, ist als Prätendent niemals ernst genommen, geschweige deun gefürchtet worden, seit zehn Jahren, wo ^vlsnckonnt« den „glücklichen Moment" verpatzte, der' nach einer Sage tm Leb«» jede» Sterblichen einmal etntreten soll, wurde Henri V, der -kox*, auch nicht einmal »ehr für einen Prätendenten angesehen. Die Blätter all« Partmen widmen »hm nun den üblichen Nachruf mit den wenigen biographischen Daten, zu denen sein Leben Anlag ge geben. und alle stimmen darin überein, daß sich der LebenSlaus de» Grafen kurz in den bekannten einen Satz usammenfassen läßt: „Er lebte, nahm ein Weib nnd iarb". Tie „Germania" rühmt außerdem noch, daß der Graf ein gläubiger Ehrist war und lobt an ihm, daß ihm die Gewissenlosigkeit und Verwegenheit fehlte. Für die Monarchisten in Frankreich bringt fein Tod ledenfall« keinen sonderlichen Sckmerz, daß er für die Republikaner kein Kart« Schlag ist, ist selbstverständlich, aber auch von dem Grafen von Pari« hat die Republik Frankreich nicht« zu fürchten. Im klebrigen, wenn wir auch keine Befürchtung hegen, daß der in dcr letzten Zeit wieder im uebermaß hcrvorgetretene Chauvinismus der französischen Presse in der Gesinnung der französischen Nation sobald zu da. wer auch immer der Regent wäre, ein König oder rin ..kmporour", «AnSsicht für eine Regentschaftsdauer fick nur schassen könnte durch einen Nevanchekricg. Und insofern haben auch wir niemals Sympathien mit irgend welchem französischen Prätendenten. Ich darf binzusetzen, daß diese Auffassung in hiesigen maßgebenden Kreisen getheilt wird. Mack sollte kaum für möglich halten, daß Stoffarmuth ern Blatt wir die „Kölnische Zeitung", welche» doch Anspruch darauf machen kann, ernst genommen zu werden, dazu verführen könnte, Tag für Tag mit neuen Alarmgerüchtcn die Nerven seiner Leser zu erregen und die Geschäfte in Aufregung zu versetzen. Zum Glück gelingt cS dem rheinischen Blatt nün nickt mehr. Die Nachricht über die bulgarischen Rüstungen, welche daS Blatt heute brachte, riefen in hiesige» militalnschen wie auch allen anderen Kreisen lediglich den Eindruck der Ungläubigkeit hervor. Daß da- KricgSbudget im Verhältnis zu den GescnnmtauSgaben in Bulgarien fast ein Drittel beträgt, ist an und für sich bei den» neugebackenen „souveraincn" Staate gerade nickt wunderbar, noch weniger aber wenn man berück sichtigt. daß die» seil langer, sehr langer Zeit i» dcr Türkei ebenfo ist. und baß die „Königreiche" Rumänien und Serbien hierin ihren Nachbar nicht« nachgehen. Daß im klebrigen diese neuen Reiche ihre Kriegsmaterialien nicht selbst zu produciren im Stande find und daher öfter Trans porte von außerhalb Vorkommen, konnte merkwürdigerweise nur die „Kölnische Ztg." befremden. Wir lassen unS darum den Schlaf nicht rauben. — Daß auch bei unS im nächsten Mi- litairetat au- mancherlei Gründen Mehrforderungen ein gestellt sein werden, bezweifelt kein Mensch: dar» braucht unS Niemand in dieser Weise vorzubereiten. Die velle Friedcne- bürgschast liegt eben allezeit in der guten Rüstung; daß wir noch lange aerüstet und aus dem „Hm Vrs" stehen müssen, sehen wir ohnehin, wenn wir einen Blick um un» Wersen, außerdem hat eS uuS ein Traf Moltke versichert. Aber ebenso dürfen wir auch da- Vertrauen hs>ben, daß von un serem Kanzler, ob er in Berlin oder Varzin, in Kissingen oder FriedrichSruh weilt, nicht« übersehen wird, waS dem deutschen Reiche entgegen, und nickt« außer Acht gelassen wird. waS unserem Volke zum Bortheil sein kann. Die Nachricht der Wiener „Neuen Freien Presse", daß Fürst BiSmarck am 1. September zum Eurgebrauch sich nach Gastrin begiebt, findet hier nur getheilten Glauben, obwohl sie auch nicht völlig in Abrede gestellt wird. Eine Zusammenkunft de» Reichskanzler« mit dem Grasen Kalnvky wird wenigsten« von österreichisch« Seite sehr gewünscht, und soll auch Fürst BiSmarck dem Project nicht abgeneigt sein. — Mit Cardinal Howard ist der Kanzler persönlich noch nicht zilsammengctroffcn, und unsere vor einigen Tagen gemachte Miltbcilung über die Eonsercnz de» Cardinal« init Gras Herbert BiSmarck wird jetzt von der „Nat. - Ztg." in
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