Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308303
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-08
- Tag1883-08-30
- Monat1883-08
- Jahr1883
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1883
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4323 besteht, daß zu den an die betreffenden Bebvrden zu richtenden Eingaben nicht Papier von sogenanntem Actenformat. sondern Postkarten, Zettel der verschiedensten Art, Brief bogen re. verwendet werden. Wir machen daS Publicum und zwar im eigensten Interesse noch ganz besonders daraus aufmerksam, daß solche vorschriftswidrige Eingaben den Absendern zurilckgegcben werden und letztere sich daher selbst die eventuellen Nachlhcile oder Weiterungen zuznschrciben haben. * Leipzig, 29. August. An den Nachmittagen de» 27. und 28. dieses Mvnatö fand durch einen Polizeibcamten, welcher vom DroschkenvcreinSvorstcher begleitet war, eine Revision der aus den Station-Plätzen haltenden und in den Bahnhöfen anaesahrcnen Droschken statt. Wie unS mitgetheilt wird, sind hierbei erhebliche Ausstellungen nicht zu machen gewesen; eine Droschke wurde wegen ihrer schlechten Beschaffenheit ohne Weiteres außer Betrieb gestellt. —r. Leipzig, 29. Aiiaust. Wir mache» wiederholt darausaufmerksam,daß mitEndc dieses Monat- auf der Eisenbahnlinie Reickenbach-Eger die beiden Nacht- courierzitge in Wegfall kommen. Es sind die- die Züge 2 Uhr 15 Min. früh ab Reichenbach, 5 Uhr 24 Min. früh in Eger, 10 Uhr 30 Min. Abend- aus Eger, 1 Uhr 24 Min. früh rn Reichenbach, welche zur Zeit den Anschluß an den tl Uhr 54 Min. Abend- von Leipzig, Bayerischer Bahnhof, abgehenden und den 3 Uhr 48 Min. früh in Leipzig ankommenden Zug vermitteln. Wer daher vom 1. September an die Badeorte Elster, FranzcnSbad und Eger aussuchen will, wird von Leipzig au- einen der Tageözüge wählen müssen und zwar haben direkten Anschluß die 6 Ubr 25 Min. srüb, 9 Uhr 10 Min. Vormittags, 12 Uhr 30 Mi». Mittag- und 6 Uhr 20 Min. Abend- von Leipzig abqchenden und die 12 Uhr 35 Min. Mittag-, 4 Uhr 11 Min. Nachmittags, 6 Uhr 54 Min. Abend- und 8 Uhr Abend- in Leipzig ankommenden Züge. Zwischen Leipzig-Hof erleiden die Züge eine Acnderung nicht. U Leipzig, 29. August. Der Festzug am Scdan- tage nimmt die- Jahr weit größere Dimensionen wie in den vergangenen Jahren an. Wie wir bereits gemeldet baben, war die vorläufige Theilnehmcrzahl bereits vor niedreren Tagen bi- auf 6500 angewachsen, wa- schon 1500 Tbcil- »ehmer mehr als im Vorjahre ergiebt. Dieses erfreuliche WachSthum de- FestzugS beruht zum Tbeil wohl darauf, daß zahlreiche Corporation«» die- Jahr neue Fahnen besitzen, denen zu Liebe man sich am Fcstzuge ketheiligt, anderntheilS aber auch darauf, daß einzelne Vereine in ganz ungewökn- licher Stärke die- Jahr antreten werden. So hat, wie wir z. B- soeben hören, die Polytechnische Gesellschaft sür die- Jahr die Theilnahme der älteren Schüler ihrer SonutagS- gewcrbcfckule am Festzuge angeordnet, wodurch die Gruppe dieser Gesellschaft allein schon über 200 Theilnehmer mehr aufweiscn wird als im vorigen Jahre. -- Nicht allein die hiesigen Militair- und Krieger- Vereine, sondern auch fast sämmtliche in der Umgebung von Leipzig rüsten sich, um de» Sevautag in würdiger Weise zu feiern. Ganz besonder- erfreulich ist es. daß viele dieser Vereine den Umstand, daß daö Nationalfest auf einen Sonntag fällt, dazu benutzen, eine Kirchenparade zu ver anstalten; eS geschieht die- z. B. im östlichen Bezirk Leipzig, in Großdeuben und Umgegend, in Großzschochcr, Eutritzsch re. * Leipzig, 29. August. Auch in diesem Jahre wird von Seiten des Inhabers der Eentral-Halle da-Sedan- sest zu Veranstaltung einer würdigen Feier benutzt werden. Dieselbe wird aus den Vorabend, also auf den 1. Septem ber, verlegt werden und auf Grund eine- sehr reich cinS- gcstatteten Programm- vor sich gehen. Außer dem Concert. welches die verstärkte Capelle de- Hause- unter Leitung des Herrn Musikdirektor MatthieS auSsührt, sind tüchtige Gesangskräfte gewonnen worden, so daß dem Publicum eine abwechselung-reiche musikalische Unterhaltung geboten sein wird. Herr CariuS bat aber auch im klebrigen noch Ver anstaltungen anderer Art getroffen, um die Tbcilnchmer an dieser Feier angenehm zu unterhalten; unter Anderin sollen gemeinsame patriotische Lieder gesungen werde», und falls die Witterung es gestattet, stehen auch die Gartcnanlagen zur Verfügung. Ein besonderes Entrse, mit Ausnahme von 10 für ein zu lösende- Programm, wird nicht erhoben. — Wegen Heiserkeit des Frl. Bebcr kann die ans heute angesctzte Vorstellung von „Don Juan" nicht stattfinden, statt dessen werden Meyerbcer'S „Hugenotten" mit Frau Moran-Olden als Valentine und Herrn Ferdinand Wachtel als Raoul in Scene gehen. — Frau Moran-Olden ver abschiedet sich morgen als „Fidelio" vom Leipziger Publicum. * Leipzig, 29. Aiigust. Der frühere Opern regisseur unseres Stadttheaters, Herr Bodo BörcherS, hat nach mehr als 27jähriger Wirlsamkcit als Concert- und Opernsänger seit dem 1. August seine Buhnen- thätigkcit ausgegeben und fick hier dauernd als Gesang lehrer niedergelassen. Wir können allen GesangSbcflisicnen den Unterricht des Herrn Borchcrs aufrichtig empfehlen, für dessen Stimmbildungs-Methode wir an seiner Schülerin, Fräulein Magdalenc Jahns am hiesigen Stadttheater, ein glänzende- Beispiel haben. Von anderen Schülern de- Herrn BörcherS nennen wir in erster Reihe die Hosopern- sängerin Fräulein Schober und den Baritonisten Scheide mantel, die in Braunschweig und Weimar zu den Lieb lingen de- Publicum- zählen. Leipzig. 29. August. Am heutige» Tage hielt sich der Asrikareisende Herr Hermann Soyaux, gebürtig aus Friedland in Mecklcnburg-Strelitz und auch in weiteren Kreisen durch seine interessanten Neiscschilderungen: „AuS West-Afrika. 1873 — 1876. Erlebnisse und Be obachtungen" vortheilbast bekannt, in unserer Stadt aus, specrcll um da- „Museum für Völkerkunde", dessen Bevollmächtigter er ist, und dem da- Institut bereit- reiche Sammlungen zu verdanken hat, zu besichtigen. Herr Soyaux war seinerzeit Mitglied der Güßfeld'schen Loango- expcdition und hat sich in der letzten Zeit am Gabun, an des Westküste Afrika-, zu Oberguinea gehörend, aufgehaltcn, wohin er auch demnächst wieder zurückzukehren gedenkt, und wo er auch weiter für unser Museum lhätig sein wird. —«. Leipzig, 29. August. Unserem Berichte über die Einweihung der neuen Fahne der hiesigen Schorn- steinseger-KrciSinnuna fügen wir. als Notiz für die Entwickelung deS Leipziger JunungSlcbenS, noch hinzu, daß bei Gründung der hiesige» Feucrmäurerkehrer-Jnnung, im Jahre 1709, dieselbe nur drei Meister zählte, und zwar Matthäus Bosse, wohnhaft Brüht im „Schwarzen Kreutz", David Hoch, wohnhaft im Brühl neben dem Georgenhause, und Andreas Jahn, wohnhaft in der Flcisckcrgasse im Hart- mann'schen Hause. Im Jahre 1716 kam noch ein vierter Meister. Georg Bosse, wohnhaft im Brühl im Mühlischen Hause, hinzu. JnnunaSdeputirter de- Rath- war vr. Carl Friedrich RonianuS. Im Jahre 1752 waren sechs Meister der Leipziger Feuermänrerkehrcr-Innuna vorhanden und die Herberge befand sich im Brühl im Gasthaus „Zum Strauß". Später wurde die Herberge in die Nicolaistraße, in- „Goldene Horn" verlegt. Tie beschränkte Zahl der Meister, 1812 deren fünf, und 1848 deren sechs — Fickcnwirth, Graupner. Knauth, Licbscher, Müller und Rieckborn — erhielt sich bi- zur Einführung der Gcwerbesreiheil. — Bei dieser Gelegen heit wollen wir unserem Berichte über die vorgestrige Feier der Fabnenwcibe noch hinzusügen. daß bei der Festtafel auch Herr Schornsteinfegerobcrmcister Christian Friedrich Graup ner im Austrag seiner College» in Anbetracht de- freund lichen Entgegenkommen- der königlichen und städtischen Behörden, womit dieselben bei Verleihung neuer InnungS- statuten und der Benennung .Schornsteiiifeger-Krei-innung", sowie sonst sich den wärmsten Dank der Innung erwarben, diesen Behörden ein dreifache- Hoch ausbrachte. Ein «eil er Toast Herrn Graupner'S galt dem Vorstand« de- Centralverein» de« deutschen Schornsteinfeger-Verein- in Berlin und Herrn Buchhändler Rahn, Redacteur und Ver leger de- Organs für Schornsteinscgerwesen. — Von dem als sehr praktisch bewährten Jllustrirten „Führer durch den Zoologischen Garten" deS Herr» Piukert ist schon nach kurzer Zeit eine um die neuen Anschaffungen des Garten- vermehrte, von Herrn Georg Wcstermaun besorgte dritte Auslage erschienen. Wir können diese kleine VrlkSnatnrgeschichte namentlich unserer Schuljugend nur empfehlen. * Leipzig. 29. August, lieber einen unglaublich rohen Exceß, dessen Schauplatz in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag da- nahe Möckern war, werden unS folgende Einzelheiten gemeldet: Vier ruhige und friedliebende, der gebildeten Elaste angcbörendeBewohner vonMöckern, darunter zwei GemeinderathSmitglicder. Hallen am Sonnabend in einem Gohliscr Restaurant verkehrt und mit einigen befreundeten Feldwebeln vom 106. Regiment sich über Insulten, denen eine Anzahl Herren von einer Anzahl von Strolche» au-- gesetzt gewesen, unterhalten. In der betreffenden Restau ration saßen unter Anderen auch einige junge Burschen, die da- Gespräch mit anhörten und sich gemeiner, heraus fordernder Redensarten bedienten, ohne daß sich Jemand mit ihnen einließ. Bald daraus gingen die Feldwebel in die Cascrnc zurück und die übrigen Herren kehrten im Restaurant zur „AlbcrtSburg" in Möckern nochmal- ein. Als dieselben Nackt- gegen 12 Uhr ruhig und ahnungslos den Heimweg an getreten hatten, wurden sie vor ihrer Wohnung in Möckern. Alberlüraße Z.von drei unbekannten Strolchen förmlich räuberisch überfallen und eS erhielt einer der ans so nickt-würdige Weise Angegriffenen, ein geachteter Schneidermeister, mit einem langen und starken Eisenstück einen so wuchtigen Schlag aus den Kopf, daß er bewußtlos zusammer.brach, über und über mit Blut besudelt war und ohnmächtig in seine Wohnung getragen werten mußte. Außerdem wurde noch ein anderer der Ucbersallenen, welcher Factor in einem Leipziger Geschäft ist, mit dem Eisenstück ebenfalls geschlagen und verwundet. Tie Thäter haben nach der Ausführung ihre- Bubenstücke- die Flucht ergriffen, sie sind aber. Dank der Energie und Findigkeit deS Gendarmerie-Brigadier- in Gohlis, noch »> derselben Nacht ermittelt und am Sonntag Morgen verhaftet worden. Die Namen der Raufbolde sind Juli»- Beruh. Kühn, 18 Jabre alt. au- Zwenkau, jetzt in GobliS, Carl Otto Dietzc, 22 Jabre alt, au- Grebehna, Carl Friedr. Ang Wicßner, 23 Jahre alt, aus Volkmars dorf, letztere zwei jetzt in Möckern wohnhaft. Alle drei Ver haftete sind Handarbeiter. Die Kopfwunde de- am meisten durch den Ucbersall Betroffenen soll sehr gefährlich und besorgnißerregend sein. Hoffentlich wird die Ücbelthäter die volle Strenge des Gesetzes treffen. I Leipzig. 29. August. In vergangener Nacht wurde ein wegen Unterschlagung von der hiesigen kvnizl. Staats anwaltschaft steckbrieflich verfolgter Ktempnerlehrling, ferner zwei Musikerlehrlinge, die unter Mitnahme der ihnen anvcrtrauten Instrumente ihrem Herrn entlaufen waren und sich in hiesiger Stadl umher trieben, polizeilich auf- gegriffen und zur Hast gebracht. — In der Härtclstraße tobte in vergangener Nacht ein Handlung-beflissener derart umher, daß die Nachtruhe erheblich gestört wurde. Da er den wieder holte» Rubegeboten eines Schutzmannes nicht Folge leistete, sondern ungenirt sortschrie, wurde er arretirt und auf dem Maschmarkl zur Ruhe gebracht. * Reudnitz. 29 August. In diesem Jabre wird da- Sedansest in unserer Realschule in etwa- anderer Weise als in den früheren Jahren gefeiert werden. Auf die Wich tigkeit und Bedeutung de- Tage- wird am Montag, den 3. September, früh in einem ClastenactuS hingcwiescn werden, während am Abend desselben Tage- eine öffentliche patriotische Feier im großen Saale der „Drei Lilien" stattsindct. Bei derselben wird der Sängerchor der Real schule einen Thcil de- „Vatcrland-festeS" von Julius Otto vorsnhren und Schüler der oberen Elasten da- patriotische Festspiel „Nach der Schlacht von Sedan" (Scene am Abend beö 2. September 1870) aufführen. Der Reinertrag der Aufführung ist zur Anschaffung eine- Musikinstrumentes sür die Realschule bestimmt. Möchte der Erfolg in Anbetracht de- guten Zweckes ein recht erfreulicher sein. Im klebrigen verweisen wir aus die Einladung in der heutigen Nummer unsere- Blattes. ch Plag witz, 28. August. Vermuthlich in einem Anfall geistiger Störung machte gestern ein hier wohnhafterKi sten- baner den Versuch, sich mittest Durchschneiden- der Kehle zu tobten; der Schwerverletzte wurde »och lebend in da- städtische Krankenhaus nach Leipzig gebracht. L Lößnitz, 29. August. Erfreulicherweise ist der in der Hutfabrik von Martin Hierselbst auSgebrochene Hutmacker- streik noch recht schnell beendigt worden, da von beiden Seiten Entgegenkommen gezeigt ward. Die Nachricht hat überall Befriedigung hcrvorgerufen. — In den Forsten bei ArnSseld im Erzgebirge brach dieser Tage ein Preißelbeerkrawall loS; er richtete sich gegen die Fvrstbeamten, welche da- Beerensuchen in den noch nicht sreigegebcnen Revieren verhindern wollten. Der Unfug nahm solche Dimensionen an, daß mehrere Gendarmen aus einige Tage hinbcfohlen werden mußten. Gegen 30 Personen sind zur Anzeige gebracht; die Mehrzahl der selben dürfte mit kleineren Geldstrafen davonkommen, zwei jedoch werde» sich auf die schwerere Anklage wegen Wider standes gegen die Staatsgewalt zu verantworten haben. * * Meißen, 29. August. Der vor 25 Jahren mit zwei Handkoffern zum ersten Male zum Jahrmarkt nach Meißen gekommene Kurzwaaren- und Posamentenhändler H. E. Kuhn auS Dresden, welcher jetzt dort ein umfängt lichcS flottcS Geschäft und aus hiesigem Kleinmarkte wie früher »och iinmer und so auch bei dem während der letzten beiden Tage hier abgehaltenen BartbolomäuSmarkte wieder seine» Verkaussstand hatte, bat au» Anlaß seine- silbernen MarktjubiläumS eine Anzahl hübscher Puvpen zur Berthei lu»g an hiesige arme Kinder al- Weihnachtsgeschenk zurück gelaffen und auch versprochen, zum Christfest »och eine Kiste Spielzeug zu demselben Zwecke nachzusenden. Der wackere Mann bereitet dadurch sich und manchem Kinderherz eine Freude reinster und schönster Art. — Taschendiebe haben bei dem Jahrmärkte ziemlich fleißig gearbeitet, ohne daß e- gelungen wäre, der Langfinger habhaft zu werden. Zur An zeige sind 9 Taschendiebstähle gekommen. — Reitende Artillerie in ihrer schmucken Uniform klirrte heute mit ihren Sckleppsäbeln durch die Straßen der Stadt und Trom petensignale markirten den Mannschaften wie daheim in der Garnison die einzelnen Phasen de- täglichen Dienste». Die Truppe war au; dem Marsche zu den nächster Tage be> ginnenden Divisionsmanövern begriffen und hielt hier in Meißen nur Rast. s Dre-den, 29. August. Ein während de» Vogel schießen» der priv. Bogcnschützenzilde (Anfang- d. MtS.) auf der sog. Vogelwiese verhafteter Taschendieb hat neuer dings eingeräumt, außer den bei ihm Vorgefundenen gesteh lenen Sachen noch eine ganze Anzahl von Porte monnaie- auf der Vogelwiese gestohlen und in einem Koffer, den er in einem Gasthofe eingestellt habe, verborgen zu haben. Die Angaben de- Verbrecher- bewahrheiteten sich, man fand in dem Gezeichneten Gasthan» den eingestellten Koffer mit den gestohlenen Portemonnaie-. dieselben waren aber sämmtlich leer. Weiter gestand der Jnhastirte, daß er auch während der Kaisertage im September v. I. in Dresden eine ganze Reihe von Taschendiebstählen au-gesührt und eine reiche Ernte gehalten habe. — In der Kaulbachstraße ist vorgestern Nach mittag ein in der dritten Etage eine» Reubaue» beschäftigter Zimmergeselle vom einem kurz vorher erst von ihm be festigten Balken in den Hofraum hinabgestürzt und hat dabei so schwere innere Verletzungen erlitte», daß er am andere» Morgen im Carolahause, wobin man ihn geschafft hatte, verstarb. — Seit dem 26. d. MtS. früh wird hier eia 43 Jahre alter Maschinist, verheirathel und Vater von 4 Kindern, vermißt. Derselbe hat in Folge eine» mit seinem nächsten Vorgesetzten gehabten Wortwechsel-, von dem er Nachtbcilc für seine Stellung befürchtete, zu der ange gebenen Zeit in etwas aufgeregtem Zustande seine Wohnung verlassen und ist bisher über seinen Verbleib nicht da» Ge ringste bekannt geworden. Man vermutbet. daß er sich da» Leben genommen hat und in die Elbe gesprungen ist. vermischtes. — Berlin, 28.August. TemAuSschuß derHygieine- AuSstellung ist au- dem Cabinet der Kaiserin folgende- Schreiben zug-gangen: Berlin. 26. August 1883. Ihre Majestät die Kaiscrin-Aüuigin haben mit Befriedigung Kennt- niß davon genommen, daß der Ausschuß der Allgemeinen Deutschen Ausstellung sür Hngieine und RettungSwcscn sich in anertennenSwerther Weise an den Bestrebungen zum Besten der Verunglückten in Jschia betheiligt. — Ihre Majestät wünschen bei diesem Anlaß Allerhöchst- ibrem Bedauern darüber Ausdruck zu verleihen, daß eS Ihrer Majestät bei der lür AllerhSchstihren Gesundheitszustand erforder lichen Schonung »icht vergännt gewesen ist, der Ausstellung im Lause der jüngst vergangenen Zeit noch einen Besuch abzustatten, doch sind Ihre Majestät erfreut zu hören, daß auch der weitere Verlaus des Unternehmens ein sa günstiger gewesen isr und dasselbe sich fortdauernde Anerkennung erworben hat. Im Allerhöchsten Austrage von dem Knesebeck, LabinetSsecretair Ihrer Majestät der Kaiserin-Königs». — Berlin. 28. August. Prinz Georg von Sachsen wird am Sonntag, den 2. September. Abends 9 Uhr 48 Minuten au» Dresden hier eintrcffe», im königlichen Schlöffe übernachten und sich am Montag früh zur Beimoh- nung der Manöver der Cavalleric-Division nach Viesenthal begeben; dort gedenkt derselbe zwei Tage zu bleiben und dann am 4. September nach Dresden zurückzukehren. — Wie man der „Nat. - Ztg." an- Kissingrn vom 27 d. MtS. schreibt, galt die Abreise des Fürsten BiSmarck nach Gastein in regelmäßig wohlinformirten Kreisen sür sicher. Ter Reichskanzler jcllte am I. September dort ein- lrcsfcn. Tie Rcisedispositionen des Fürsten BiSmarck sind indessen bekanntlich immer niit der Clausel versehen, wenn nick-Is Andere» bestimmt wird. Am 20. nahm Fürst BiSmarck wohl das letzte Bad; Diejenigen, die ihn seit Beginn der Cur bccbachletcn, wollen eine wesenllicke Besserung in dem Aussehen deS Fürsten wahrnchmeii; derselbe sicht indessen noch iinmer sehr angegriffen auS und zeigte am DienStag beim Verlassen deS Wagens nock eine ziemliche Schwäche beim Gehen. Tie Cur, der sich Fürst Bismarck unterzogen hat. ist eine ungemein angreisende, die Gewichtsabnahme eine außerordentliche. Die ungefährdete Vollendung der Cur wäre ein sehr günstiger Erfolg. — München. 28. Angnst. DaS CultuSministerium bat mittelst Entschließung vom 20. d. M. die Beschwerde deS Magistrats gegen die von der KreiSregicrung verfügte Belastung de- liberalen ScbulrathS Roh me der in seiner bisherigen Slellnng abgewiescn. — Berlin, 29. August. Professor Sckweinfurth a»S Kairo, welcher seit einiger Zeit zum Besuche hier ver weilt. wurde am letzten Sonntage von dem Kaiser und der Kaiserin in Audienz empfangen. Beide Majestäten erkundigten sich aus» Eingehendste über die Katastropbe von Alexandrien im Juli s. I., bei welcher der berühmte Reisende bekanntlich die äußersten Gefahren zu bestehen hatte. — Witten, 25. August. Der „Witt. Anz." berichtet: „Gestern Nachmittag gegen 5 Uhr wurde ein ziemlich starker Erdstoß verspürt, der besonder- in der Nahe vom Gerichts gebäude so deutlich empfunden wurde, daß die im Gebäude anwesendcn Personen dasselbe erschreckt verließen. Auch in verschiedenen Thcilcn der Stadt, in der Ruhr-, Casino-, Ost- und Wiesenstraße war der Stoß bemerkbar. Die OScillation dauerte blos eine Secunde." — Düsseldorf, 24. August. DaS Localcomitü zur Vorbereitung der 30. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands, an dessen Spitze Frh. Max Raitz v. Frentz als Vorsitzender und der ReichslagSabgeordnetc LnciuS al» stellvertretender Vorsitzender stehen, hat so eben die Einladung zu der genannten Versammlung ergehen lasten, die vom 10. bis 13. September hier stattfinden soll. In der Einladung wird aus die „mächtige Förderung" hin- gcwicsen, welche die VcrciiiStliätigkeit der Kirche aus socialem und charitativem Gebiete, sowie auf demjenigen der Missionen, der christlichen Kunst und Wiffenschast durch die bisherigen Generalversammlungen erhalten habe, und für die bevorstehende wird besonders eine reifliche und allseitige Erörterung der Mittel in Aussicht genommen, die zur Linderung und Heilung der allgemein anerkannten Schäden, an welchen daS sociale Leben in der Gegenwart leidet, geeignet erscheinen. — Köln,27. August. Die fünf unglücklichen Opfer der militairischcn Scbwimmübung wurden heute Vor mittag gegen 8 Ubr zur letzten Ruhe geleitet. Der imposante Leickenzüg vermochte sich nur schwer durch die trotz der frühen Morgenstunde mit Menschen überillllten Straßen zu bewegen. Ta» ganze Fllsilicrbataillon de-65. Regiment», Deputationen aller hier garnFonirenden Truppentheile, ca. 200 Osficiere aller Waffengattungen und Chargen gaben dem Trauerzuge da- Geleite. Die Tovten waren in' vier reich bekränzten Leichenwagen ausgebahrt, vor denselben ging die katholische Geistlichkeit, hinter denselben der evangelische DivisionSpsarrer. Von Verwandten der Verstorbenen betheiligten sich ca. 30 bei der Leichenfeier. — Beverstedt (Prov. Hannover), 28. August. Dem „Hann. Cour." schreibt man: „Schon seit Jahren hatte in der Forst Wachholz ein Rabennest von besonderer Größe die Aufmerksamkeit erregt, und eS wurde wiederholt versucht, dasselbe auszunehmen. Da e- indessen in einer etwa 80 Fuß Koben starke» Buche, welche unten keine Zweige hat. sich befindet, so mißlangen alle diese Versuche. Bor einigen Tagen nun erkletterten zwei Herren S. und B. von hier den Baum, und wer beschreibt ihr Erstaunen, als sie in dem Neste neben drei ausgewachsenen Jungen zwei goldene Trauringe, ferner ver schiedene Messerklingen, auch ern leidlich erbaltene» Taschen- mrffer fanden. Der eine Trauring ist R. N. gezeichnet. Ringe und Messer lagen in einer besonder» Atthcilunq de- Neste». Der Glaube, daß die Raben (eS bandelt sich in diesem Falle wohl um den Kolkraben, Oorvns corar) glänzende Gegenstände mit Vorliebe annectiren, findet hier wieder seine Bestätigung." — In Jütland beiRindjöbing hat man in einem Hügel einen zu einem Sarge auSgeböhlten Eichenstamm und darin eine „gut drei Ellen lange Leiche" gefunden, die mit wohl erhaltenen Thierfellen und Wollenstoffen bekleidet und mit Bronzezieratben geschmückt war. Dabei lag ein Bronze- schmert in wohl erhaltener, schön verzierter Holzscheide. Ta in der Mitte gescheitelte Kopfhaar hatte sich gut erhalten und an den Fingern bemerkte man wohlgeformte Nägel. Außer dem fand man u. A. an derselben Stelle einen prächtigen Bronzcdolch mit goldenem Besatz und Spiralornamenten. — Am 20. September kommt in München durch den Kunst- experten Rath vr. Karl Förster die Bibliothek de« ehemaligen Larthäusrr-Kloster» Buxheim an» dem Besitz« de« Graten Waldbott-Bossenheim zur Versteigern»» Wenn sich dieselbe auch nickt mit einer Bienheim, oder Hamilton-Bibliothek, wie solche im Laufe de« vergangenen Jahre» in London aus den Markt kamen, messen kann, so ist doch Deutschland an älteren Bibliotheken, welche dem Bibliophilen Gelegenheit »ur Ergänzung seiner Sammlungen bieten könnten, »icht so reich, daß nicht auch bescheidenere Schätze Aussehen zu erregen vermöchten Bietet doch die oben «nannte Sammlung, deren sorgfältig bearbeiteter nnd schön ansgeftatteter Katalog «ns NorUegt, auf den verschiedensten Gebieten der Ltteratnr a»--««öählte Kostbarkeiten. Die mehr al» SOOORrn. umfassende theologische Samm lung scheint unS in dem Gebiete der polemischen und asketischen Theologie besonder» reich; auch unter den liturgischen Werken findet sich eine Anzahl der seltensten Breviere. Unter den Handschriften dürste» wohl die mit Miniaturen ansgestatteten Pergameiit-Psalterien des 13. und 14. Jahrhunderts, sowie das Turnierbuch mit seinen mehr al» 10,000 Wappen daS Wenbvollste sein. Bon höchstem lite rarische» Interesse ist da» bei der Bearbeitung des Kataloge- erst aus« gefundene Fragment von „König Rothcr" in einer Handschrift deS 13. Jahrhunderts, welche erhebliche Alnveichungeu von der einzig vor- liandenen, i» der Heidelberger Bibliothek verwahrten Handschrift diese- Tdeiles des Gedichte- ausweist. Der Raum verbietet unS, alle Schätz« auszuzählen, die sür unser» Leserkreis von Interesse wären. Aber noch erwähnen müssen wir der überau» reichen, lheoweise mit Holz schnitten illustrirten Sammlung von Jncnnabeln, seraer einer präch tigen Collection von gleichzeitigen Einzeldrucken au-den Türkenkriegrn des 16. und 17. Jahrhunderts und in der Abteilung der Kunstblätter eine» woblerhaltencn TcigdruckeS, einer der ältesten Manieren brr Herstellung von bildlicher Darstellung in mechanischer Vervielfältigung, dann eine» noch gänclich unbekannten NiclloblatteS und eines sich durch Schönheit deS Abdrucke-, wie durch die herrliche Erkaltung auSzeichnenden Blatte- von Dürer, die säugende Madonna darstellend, da» überhaupt zu den seltensten Blättern Dürer'- gehört. Wenn uns etwa- über die Vereinzelung solcher Sammlungen zu trösten vermag, so ist eS die Beobachtung, daß auch in Deutschland die Neigung zum Erwerb solcher Schätze zur Geschichte der Kunst, Literatur und Topo graphie im Zuiiehmca begriffen ist und daß bei solcher Art der Ver äußerung die Grwähr geboten ist, dieielben nur in Hände gelangen zu sehen, welche da- Erworbene zu würdigen wissen. — Würzburg. 27. August. Wie die „N. Würzb. Ztg." mittheilt, verstarb hier in der Nacht zum Freitag der durch seine vielen Fußtouren durch ganz Europa, Asien nnd Afrika bekannte Herr Privatier Frz. Stephan. Er erreichte ein Alter von 63 Jahren. — Hohenkarzijz, 27. August. Unglaubliche- im Hungern leistete hier eine im Dienste de» Bauern K. stehende Dienstmagd. Dieselbe war auS irgend welchen Gründen lcbcnSndcrdrüssig und hatte beschlossen, „sich zu ver hungern". 9 Tage, sage nenn Tage, hat die geduldige Unglückliche sich aus dem Heuboden versteckt gehalten, dann kroch sie, znm Skelet abgemaaert und dem Tode nahe, aus Händen und Füßen an die Bodenluke und ries in Todes angst um Hilfe. Anfang- reichte man ihr löffelweise Zucker- waffer, dann, als sie sich etwa- erholt, stürzte sie dasselbe literweise hinunter. Jetzt wird die Unglückliche bei ihren Ettern gepflegt. — Am Mittwoch den 5. Septeniber um 9 Uhr wird an Ort und Stelle da- bedeutendste Bade-Etablissement am Ostsee-Strande, daS schöne König Wilhelm-Bad in Swinemünde, im Wege der Suvhastation versteigert werden. Bad Lauterberg am Harz, 29. August. Der Fremdenverkehr ist Heuer ein enormer. Tie Curliste Nr. 18 weist bis zum 27. August die stattliche noch nie er reichte Zahl von 1700 Curgästen, mithin gegen die vorjäh rige Saison ein PluS von 419 Personen aus und noch immer ist starker Zuwachs; auch der Touristenverkehr gewinnt an Ausdehnung, besonders srequentirt werden die reizenden Puncte: Wiesenbeekerteicb, NavenSkopf und Stöberkei, letztere» bietet nächst dem Brocken die großartigste Fernsicht und ist dcinziisolgc ein viel und gern besuchter Höhenpunct geworden. Der Bau der Eisenbahn von Scharzfeld nach Lauterbcrg- AndrcaSberg ist im vollen Gange und wird mit Beginn der nächstjährigen Badesaison fertiggestellt sein. — Kijsingen» 26. August. Die Saison neigt ihrem Abschlüsse zu. nnd mit inniger Genugthuuiig können alle Freunde KissingenS die erfreuliche Thatsache constaliren, vaß die Frequenz unseres freundlichen Badeortes, welche in diesen, Jabre die Ziffer von 12,000 weit überschreiten wird, wiederum kaum geahnte Fortschritte gemacht hat. Dabei hat jedoch von der Zunahme der Frequenzzisser die Zusammensetzung unseres CurpiiblicnmS nicht nur nicht den geringsten Nachthcil, sondern Kissingen wird im Gegentheil der mit jedem Jahre beliebtere Reiita-zvouS-Platz der besten Gesellschaft des In- und Aus landes. Freilich vereint fast kein anderer Qucllenort in so wohlthuender und angenehmer Weise alle Bedingungen, welche Curgästen aller Gesellschaftskreise und LcbeilSgeivohnhcilcn den Aufenthalt zu verschönen vermögen. --- Salzbrun», 28. August. Unsere amtliche Curliste zählt heute an Curgästen und deren Begleitung 3202 Personen; gemeldeter Fremdenverkehr 2144, ergiebt eine Gc- samnitsreguenz von zusammen 5346 Personen. — Ein Fculllctonist bringt im „Rheinischen Courier" die folgenden Erinnerungen an den Grasen von Cham- bord: Es war im Jahre 1861, als ich zum ersten Male dem „weißen Prinzen", dem Grafen Chambord im Schloß FrohSdors vorgestellt wurde und von da ab noch ost mit ihm verkehrte. Ich war mit der Erwartung in das einsame Kastell gekommen, den schönen, geist vollen Sohn der wegen ihrer fascinirendcn Schönheit berühmten Herzogin von Berry, die noch in ihrem hohen Alter, als Gattin des Marchese Lucchesi-Pally, Verehrer hatte, kenne» zu lernen. Im EmpsangSsalo» von Frohsdorf trat mir aber eine kleine. unansehn liche Gestalt entgegen, die aus einen Lnoienstock schwer sich stützend, langsam sich bewegte und da- Bild eines Falstaff bot, in seinen letzten Lebenslagen. DaS Gesicht, daS von einem kurzen, blonden Vollbart umrahmt war, hotte regelmäßige, aber wenig ausdrucks volle Züge, die Stirne, obwohl hoch, verlief spitz in den spärlich über bas Hinterhaupt glattsrisirtcn Haaren und die graublauen, hervorquellenben Augen schauten müde, aber mit einem herzensguten Ausdruck in die Welt. „In den Adern diese» Maunes, der den Eindruck eine- behaglich lebenden LandedelmanuS machte, rollt", so dachte ich mir beim ersten Begegnen, „wohl kein Tropfen jenes lavaheißen Blutes, das seiner galanten Mutter, während der Kämpfe in der Vendee, so vcrhängnißvoll geworden ist." Im Umgang war Gras von Ehambord der licbenSwürdigfte Cavalier und seine HerzcnS- gllte ist eine wahrhast rührende gewesen. Er bat offenbar seinen Berus verfehlt und wäre als einfacher, reicher Edelmann, der seinen Passionen nachleben durste, glücklicher gewesen, denn — al- Erbe der „weißen Fahne" des heiligen Ludwig von Frankreich. I» Brunnsee ni Unter-Steiermark, wo er an der Seite seiner lebens frohen Mutter seine Jünglingsjahre verlebte, war Gras Ehambord voll Heiterkeit und noch jern von jenem frömmelnden, münchhastcn Wesen, dem er sich später hingab. Ein Sturz vom Pferde, in Folge dessen er sein Leben lang lahmte und sich ein Leiden zuzog, das ihm die Hoffnung aus Nachko nmeiischast raubie, mag aus sein harm- lojes Gemüly vernimmend gewirkt und jene Schatten von Trül sin» und Weltjchcu i» seine Seele gebreitet Hoden, die ihn bis zu jeme« Tode nicht verließen. Er heirathetc die Herzogin Maria Theresia von Modena; eine Priiizessi», die von ihrer KuiLhcN an mehr Nonne als Weltdame war. Sic soll nur in der Ucbrrzcugung ihre Hand dem Gissen von Ehambord gereicht haben, daß er sic als Schwester betracht» würde. Ihr HerzeuSzug ging nach dem Kloster und sie entschloß sich nur ous den drängenden Zuspruch ihrer Beichtväter, der Jesuiten, zur Heirath. Sie hoffte, de» einstigen König von Frankreich ganz sür die römische Kirche und den Papst gewinnen !zu können. Der Gras Ehambord war auch unler ihrem Einslusse und dem seines Beichtvaters, dcS JesuitcnpalcrS Tr..., eine Drahtpuppe, die sich nur jo viel um Politik und die Rcstauratton der Bourbonen aus dem französisch:» Thron kümmerte, als er gedrängt sich kümmern mußie. Rach seiner Vermahlung mit der Herzogin von Modena, die ihm eine Mitgijt von mehr al- zehn Millionen Lire mitbrackne und später noch ihren Oheim, dcn Erzherzog Maximilian von Estt. der ihr mehrere Millionen Guide« hinlertteß, beerbte, zog er nach FrohSdors. Das Schloß FrohSdors, das zwei Eiscnbahnstuadea von Wien entfernt ist, liegt an der Grenze zwischen Nicdccösterreich und Ungarn, nicht weil vom User des Leithafluffcs, der Eis- und TrauS- leilhaiiieii trennt. Der „weiße Prinz" residirte hier, umgeben von den Söhnen des ältesten Adels von Frankreich, als König. Das Leremoniell auS der Zeit des Königs Ludwig XIV. wurde streng beobachtet und feder der Cavaliere hatte sei» besonderes Amt; der Herzog von Blaca« z. B. war eine Art Loerdofmarschall. Bcim Lever des „Monseigneur", wie der Aras Ehambord genannt wurde, mußten immer mehrere Hos-Herrrn zugegen sein und der erste Almosenier, AbbL H., reichte ihm, sobald er die Toilette zu machen begann, bat Hemd. Nach dem ersten Frühstück hatte der Beicht- vater, Pater Tr.. Vortrag, der in einer Predigt über die Pflichten eines christlichen Regenten bestand. Dieser Jesnitcnpnter war die Seele der Bourbonen-Parlei, die den Kronprälciideutka, welcher über seinen Jagden, Messen, Spnziersahnea und Ritten nur zu oft auch seine „geheiligte Mission" vergaß, a»S den behagliche» Träumereien aus-
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