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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188309299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-09
- Tag1883-09-29
- Monat1883-09
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1883
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Uettttion >m- LrpkNtum Johanne-gasse 33. ApreihNnndrn der KrdarUon. vormittag- 10—13 Uhr. Nachmittag- b—6 Uhr. »Uch ""-»^«SLÄL »» ««»«tt»» mch» „r»u>di> S«m«tz»e »er siir »i« »rchftsel,«,»« Nn«mer besttmmte« Inserate a> Wachen»«,r» bis 3 Uhr Nachmittag», an Sann- „«» Festtagen früh dt»Uhr Z« öen Filiale» tnr Ias.-^nnahme vtt« Me««, UniversitSt-straße 21, Laut« Lösche, Kalharinenftraße IS, v «ar »t«'/,» Uhr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschiiftSverkchc. Me-'Sluflage IS,S0tt. Ätiolinrmnlts-reis Viertels. 4'/, Mir. inel. Bringerloha 5 Mk„ durch die Pofi bezogea 6 ML Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postbesörderung 39 Mk. «it Postbesörderung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile SV Pf. Größere Echrrstea laut unserem Prris- verzeichniß. Tabellarischer ».Ziffernsap nach höher« Tarif. Nerlanm, unter dem Nrdartioa,strich di« Svaltzeile 50 Bf. .Inserate find siet» an die »rpehltla« «enden. — Rabatt wird nicht gegeben. V«h>ung pr»«nuoer»n,io oder durch Post- Nachnahme. ^- 272. Sonnabend den 29. September 1883. 77. Jahrgang. Jur gesMgkil Belichtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von heute an in Empfang genommen werden können. LxpeäMva äeu l^lprlxer raxedlüttos. Wegen der Messe ist unsere Expedition morgen Sonntag Bormittags bis 12 Nbr geöffnet. LxpsäMov Ses Isvlprlxer l'LxedlkItvs. Amtlicher Theil. VtKlltMlMilllMg, d»s am SV. September dieses JahrcS stattfindeude Skeane« zu Leipzig betreffend. An» Anlaß de» am 30. diese» Monat» auf dem Renn plätze hier statlfindenden Rennen wird zur Ausreckterhallung der Ordnung, sowie zur Sickerung vc» Verkehr» hiermit Folgende« bestimmt: 1) Don 12 Uhr Mittag» bi» ü Uhr Nachmittag» bleibt der Scheibenweg vom Scklenßiger Wege bi» zum Iohcinnapark, und der Sckleußiger Weg von der Brandbrücke bi» zum Kirschwebr'fiir den öffent liche« Fahr- and Rettverrehr, sowie der Scheibenweg vom Schlenßigcr Weg ab bi« zum Scheibengehölz auch für den Fnßverkehr gesperrt. 2) Wagen, welche zur Rennbahn gelangen wollen, haben den Hinweg über den Floßplatz, durch die Dusonr- straße und über den Schleußiger Weg, den Rückweg aber durch da» Scheibengehölz und den Iohannapark zu nehmen. 3) Wagen, welche nur bl» zur Kreuzung de» Scheiben und Schleußiger Wege» fahren, haben den Rückweg durch die Mahlmann- und Körnerstraße zu nehmen. 4) Alle in der Richtung nach der Rennbahn verkehrenden Wagen müssen vom Floßplahe ab in einer Reihen folge fahren und dieselbe streng einhalten. 5) Der gestimmte Fährverkehr hat sich auf den von ihm benutzten Straßen und Wegen stet» recht» zu halten. «) ans dem SchkeirHiger Wege dürfen Wagen nicht halten. 7) Die Droschkenführer milssen da» Fahrgeld von den Fahrgästen vor dem Einsteigen erheben, und zwar beträgt da« Fahrgeld au« der Stadt nach dem Renn plätze für eine zwei d /r rei Per vier Per on 1 onen 1 25 H onen 1 50 ^ onen 1 ^ 75 ^ Zuwiderhandlungen gegen die Anordnungen, für deren strenge Beobachtung die Scbutzmannschast Sorge tragen wird, werden init Geldstrafe bi» zu 60 oder Haft bis zu vierzehn Tagen bestraft. Leipzig, am 24. September 1883. Der Rath «nd da» Pokizetamt daselbst. vr. Georgi. Bretschneider. vr. Nienholdt. Bekanntmachung. Die Herstellung einer Blitzableiteranlage sür die Capelle und Leichenhallen de» neuen Iohanni-sriedhofS ist vergeben und wrrdeu die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber de»halb hiermit ihrer Offerte entbunden. Leipzig, am 25. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Cichoriu» Gesucht wird die am 6. Oktober 1852 zu Ostrau geborene ledige Amalie Marie Lanensteta, welche zur Fürsorge sür ihr Kind anzuhcttten ist. Leipzig, den 2l. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armea«M«t.d Ludwig-Wolf Oeüentlieke ÜLväe!s!ekran8t»It. ^»»«Klllmeen rum Eintritt« ill üi« l^brlluUmdidellu»» reeeüeo von llloatag, «lea 1^ dl, Voaovratag, «len 4. Üotodar, «NM 11—12 vdr Varmittag» eatge«a^»o«»mon. k»rl Aoltrum, virector. Vckanntmachu«-. Lte »eiden Lapistcnstelen ^nd besetzt. Ler G»»»e1«der«1t t« Neuduitz. Nichtamtlicher Theil. Ver KSni- von S-miie« i« P«ris. Henke erreicht Alson» X77. die letzte Etappe auf der Rücllehr in sein Königreich, Pari». Die französische Haupt stadt bildete auch den Au»gang«punct für die Rundreise de» König«, hier empfing er die ersten Eindrücke, aber daß sie besonder» angenehm gewesen wären, läßl fick kaum behaupte». Ein Mitglied de» Hause» Bourbon, welche» durch seine Geburt den ersten Anspruch aus den französische» Thron hat, aber bei dem geringsten Versuch, diese» Recht geltend zu machen, den Verlust seiner in Frankreich liegenden Güter und die Verbannung au» seinem Vaterland« zu gewärtigen bat, war die erste Person, welche ihn im spanische» Bot- fchaskShvtel aussuchte, und bei der Abfahrt von Pari» crbiclt er die Mittbeilung, daß er einem gegen ihn geplante» Mord- ansall glücklich entgangen sei. Wesentlich freundlicher gestattete sich der Wiener Besuch de» König» Also»». Hier fühlte er sich sogleich zu Hause, der Kaiser und die Erz- berzöge, sogar seine Schwiegermutter waren bei seiner Ankunft auf dem Bahnhof zugegen und alle Mitglieder der kaiserlichen Familie wetteiferten, ihm den Aufeulhait in Wien so angenehm wie nur iinmcr möglich zu gestalten. Mit weh- iniiibiger Freude gedachte er der Zeit, da er »och al» Zögling de» Theresianum» eifrigen Studien oblag und er versäumte e» nicht, die Bildungsanstalt, in welcher er so viele frohe Stunden verlebt hatte, aufzufuchen »nd seine ehemaligen Lehrer zu begrüßen. Da» war gewiß ein wohlthuender Gegensatz zu den kaum überwundenen Ausregnngen, welche der Aufstand in Spanien dem jungen König verursacht halte. Und wenn noch eine Steigerung der Ansmerkscin,ketten und Anncbnilich- keiten, welche die Tage von Wien ihm gebracht batten, möglich gewesen wäre, so waren sie Den Alfonso in Homburg Vor behalten. denn dort ist Me» aufgeboten worden, um alle trüben Erinnerungen der jüngsten Vergangenheit an» seinem Gcdächtniß zu tilgen uud ihm den vollsten und heitersten Genuß der Gegenwart zu verschaffen. Aber Spanien» König hat da» auch dankbar anerkannt, »nd da» Hoch, welche» er im Hombnrger Schloß aus Kaiser Wilhelm und die deutsche Armee aliSgebracht hat, trug daS unzweifelhafte Gepräge der vom Herzen kommende» Empfindung, e» war ihm Bcdürsniß, dem, wa» ihn bewegte, aufrichtigen An-druck zu geben und die Wirkung de» Trinkspruchs war um so durchschlagender, weil er in deutscher Sprache und noch dazu in leise an- klingcndcm Wiener Dialekt auSgebracht wnrde; c» tönte so etwa» wie ein Gruß von vom so innig befreundeten öster reichischen Kaiserhause zwischen durch, wa» nur den besten Anklang finden mußte. f «nd de» deutschen Kaiser» war. und daß er da» in den Augen der französischen Chauvinisten nnsiihnbare Verbrechen beging, die Ernennung zum Chef eine» preußischen IllanenregimcnkS »nd noch dazu eine» solchen. daS seine» Standort in Straß- bürg hat, anznnehmcn. A»S den Zeitungen hat König Alfonso erfahren müssen, daß ihn französische Blätter als Spion verdächtigen, daß sie eS sür eine Schmack französischer Soldaten erklären, dem preußischen Ulanen mililairisckc Ehre» zu erweisen, ja daß man ihn sogar gewarnt bat, die Place de la Concorde zn betteten, wett dort daS Standbild der Stadt Slraßbnrg steht. So weit geht die Brutalität der ebevcm al» so böslich gerühmten Franzosen, daß sie einen König, der als Gast zu ihnen kommt, beschimpfen, bloS weil er nicht mit einstimml in ihr Nevanchegcheul, weil er c» für angemessen erachtet bat. ihm von befreundeter Seite erwiesene Aufmerksamkeiten als solche aiisziinebnie». statt sic aller guten Sitte Trotz bietend, schroff zurückzu- meisen. Paul Gramer aus Cassagnac. der sonst gerate nickt al» daS Muster guter Lebensart hingcstcllt zu werde» verdient, hat diesmal'in feinem Blatte ausnahmsweise das Richtig« getroffen, wenn er als eine Feigbeit erklärt, daß die Deutschenhasser ihr MUthche» an dem König von Spanien kühlen, der als Gast z„ ihnen kommt, eS aber nicht wagen, Straßburg dem Kaiser von Deutschland wieder zu entreißen. Ein französisches Blatt hat die Liebenswürdigkeit gegen den König Alfon« sogar so weit getrieben, daß ' eS die Zurück bcrusiing Zorilla'S angerathen hat, um dem „preußischen Ulanen" zn zeigen, was er von der französischen Republik zu erwarten hat. ES scheint fast, als ob die Franzosen Jedem, der sich ihnen freundlich zu nähern wagt, gründlich den Ge schmack daran verleiden »nd etwaige Nachahmer rin für alle Mal abschreckrn wollten. Allerdings genießt die französische Presse „»beschränkte Freiheit, aber die Regierung bat doch -auch einflußreiche Blätter zu ihrer Verfügung, durch welche sie die gebührende Antivort auf derartige Unvcrfchämtheiten geben könnte. Sie hüllt sich aber in Schweigen, weil sie sich von gleichen Gedanken und Empfindungen nicht frei weiß und weil sie der leichten Erregbarkeit der Franzosen gegen die Feinde von 1870/71 für spätere Fälle beoarf, die Angriffe gegen den König von Spanien sind ja doch der Hauptsache nach gegen Deutschland gerichtet, dessen sind sich Fcrry unb Conforten betrugt, und de-halb lassen sie die Schreier und Hetzer gewähren. Für den Parffet Aufenthalt de« König» AlsonS waren drei Tage in Aussicht genommen und nach dem von der franzö sischen Regierung veröffentlichten Programm sollte der König aus dem Bahnhof »am Präsidenten Grevy und sämmtlichen Ministern empfangen und von 2 Schwadronen Eavallerie »ach dem spanischen Botschaft-Hotel geleitet werten. Am Sonntag soll Jagd in Marly. Diner und SoirLe im Hotel de» Prmldcnten aus den Cbainv» EtpsSeS nebst Galaoper folgen, der Montag endlich soll durch ein Artilleriemanöver in Binccnne» anSgefüllt werden. So weit gebt der Terrors»- muS der deutschfeindlichen Pariser Presse vorau»sicktttch nicht, daß sie eine Abänderung diese» Programm» durchsetzt, aber schon da» Verlangen nach einer solchen ist bezeichnend genug für die in Frankreich zur Zeit bestehenden Verhältnisse. Aulsicht aus freundlichen Empfang haben in diesem Lande nur die ausgesprochenen Feinde Deutschland» und deshald wurde vor einigen Monaten Eanzio Garibaldi und der Vicepräfldent der italienischen Kammer Gras Pianeiani so gefeiert, obwohl sie gcmz offenkundig für eine von der Politik der italienische» Regierung völlig entgegengesetzt« Politik Stimmung zu machen suchten. Ge»«« so steht die Partie Spanien gegenüber. Wenn heute Zorilla nach Pari« zuriickkebrte, so würbe er von einem großen Theil der Republikaner mit offenen Armen empfangen werden und wie sich die Regierung dazu verhalten würde, ist »«besten« zweifelhaft; ein beträchtlicher Theil der sranzvsi- fchen Prrsse hat den aufständischen Elementen in Spanien zugejauckzt. al« sie Anfang August die Monarchie zu stürzen versuchten und jetzt genügt die Verleihung eine« deutschen Regiment» an den König von Spanien, um laut mit dem Wunsche b-rvorzntreten, daß der Urheber des Ausstands nach Paris zurückkehren möge. König AlsonS ersieht daran», waü er von Frankreich zu erwarten hat und Niemand wird e» ihm verdenken, wenn er ssch nach zuverlässigeren Freunden umsieht. Ohne die französische Negierung zu verletze», würde er seinen Pariser Aufenthalt nicht abkürzcn können, voraus gesetzt, daß sie da» festgesetzte Programm genau imic hält; aber e» würde dem König auch gewiß kein Vorwurf daraus gemacht werden können, wenn er Pari« so schnell wie möalich den Rücken kehrte, er würde damit nur der berechtigten Auf- saflnng Ausdruck geben, daß die französische Regierung für die ihm von der französischen Presse widerfahrenen Beleidi gungen mit verantwortlich ist. Leipzig, 29. September 1889. * Zur Lage wird un» au» Berlin vom Donners tag geschrieben: .ES hat ziemlich lange gedauert, bi» sich Rußland über die Dinge in Bulgarien vernehmen ließ, aber nun ist cS geschehen, und seit drei Tagen bringt uns der Telegraph hintereinander in ziemlicher Ausführlichkeit die Auslassungen de» .Journal de St. PSlcrSbourg". Ter erste Artikel üver die bulgarischen Vorgänge war ;nm Theil recht scharf gehalten, zmn Theil erschien die Fassung dunkel. DaS ist unzweifelhaft, daß die Entwickelung, welche die Dinge in Sofia genommen, für Rußland überraschend undunangenehm war, und daß eS den Panslavistcn Ueberwindung kostet, ihren Groll und Aerger zn verbergen. Auch ist e» erklärlich, daß man besonder» in Wien, zumal nachdem der österreichische Einfluß soeben in Bukarest eine empsindliche Niederlage erlitten, init größter Aufmerksamkeit den Vorgängen in Sofia folgt, und man war dort in gewissen Kreisen zunächst über den ersten Artikel de» Petersburger Blattes etwa» bestürzt. Aber an maßgebender Stelle in Wien war man auf einen AuSbruch de» Unwillens von russischer Seite wohl vorbereitet und la» auch auS dem osficiösen Artikel nicht» anderes heraus. Immer hin muß man zunächst abwartcn. wie sich Rußland in die veränderte Lage schicken wird. Ein etwas verdächtiger Aus druck ist cS jedenfalls, daß „Rußland die den Bulgaren auf- erlcgtcn Prüfungen nicht ruhig anschen könne". ES ist sehr schön, daß Rußland so großes Interesse zeigt sür die Wohl fahrt und gedeihlich« Entwickelung de» Füpflenthum» Bul garien. wenn da» Interesse am rncht so weit gebt, s zH dir Mo-kowiter da» Bulgarenländchcn „vor Liebe ansfreffen", wie ein populäres Wort sagt. Kein Mensch bat etwa» dagegen, daß Rußland jede Solidarität mit de» letzten Ereignissen in Bulgarien abwcist und sie mißbilligt. Der Fürst »nd daS Volk von Bulgarien sollen die Verantwortung allein tragen und in dem Frieden von Berlin ist Rußland nicht zum Vormund Bulgariens bestellt worden. Jnucrbalb gewisser Grenzen mag Rußland in Bulgarien seinen Einfluß geltend machen, dagegen sind vorher keine Eiilwendnngcn von irgend welcher Seite erhoben worden und wird die» auch ferner nickt geschehen. Freilich sagen wir: in gewissen Grenzen. Diese sind durch den Berliner Vertrag bestimmt »nd rülfen nickt durch daS einseitige Interesse einer einzelne» Macht anders bestimmt werden. Der heutige Artikel des osficiösen Petersburger Blattes zeigt denselben Jdcengang wie der vorige. Es wird lediglich wiederum der übergroßen Svm- pcttbie Rußlands sür Bulgarien Ausdruck gegeben. Wir glauben, daß daS Petersburger Cabinct hinreichend unter richtet ist über die Intentionen der Cabinete von Wien und Berti», um unnöthigerweisc Conflictc und Verwickelungen heraiiszubcschwören. Rußland wirb also vorläufig Bulgarien gegenüber eine abwartende Stellung einnehmcn und eine bessere Situation von der Zukunft erwarten. Die Nachricht der Wiener .Neuen Freien Presse", daß Rußland ein Bulgarien betreffendes Rundschreiben an die Großmächte gerichtet habe, bestätigt sich nickt. In Berlin ist wenigstens ein derartiges Schreiben nicht cingctrosscu, eS dürste also überhaupt keines von Petersburg abgegangen sein. Fürst Bismarck ist im besten Wohlbefinden beute Morgen mit dem fahrplanmäßigen Zuge uni 7'/« llbr in Berlin eingetrcsfcn. Graf Herbert BiSmarck und Geb. Rath Rottenburg waren in der Begleitung de» Reichskanzler-. ES trifft sich eigcnthümlick, daß Fürü Bismarck gerade dritte in Berlin ankommt, nachdem alle Minister gestern zur Ent hüllung des Denkmal» nach dein Niederwald abgereist sind. Der Fürst verläßt un» bereit? wieder am morgigen Tage, so daß also keine StaatSministerialsitzung unter seinem Vorsitz stattfindet. Daß übrigen» in der letzten Zeit abermals „Friktionen", veranlaßt durch die focialpolitifche Gesetzgebung, staltgcfunden hätten, wie von fortschrittlichen Blättern an« einem Artikel der „Norddeutschen" heraii-gelcsen worden ist. davon ist in unterrichteten Kreisen absolut nicht» bekannt. Der Fürst nimmt an den legislatorischen Arbeiten für Reicks« und Landtag den wärmsten Antheit und soll von dem Fortgang der kirchenpolitifchen Unterhandlungen recht befriedigt sein. UebrigenS wird unsere Nachricht, daß der Bischof von Kulm, Baron von Marwitz, al« Senior der preußischen Bischöfe sür sämnitlicbe Diöcesc» den DiSpenS beim EuttuSminister Herrn von Goßler »acksnchen werde, jetzt allseitig, anck von der „Germania" bestätigt. ES ist erfreulich daß sich dieser Weg gesunden hat. nachdem die Curie zum ersten Male den guten Willen zur Verständigung gezeigt hat. Wenn auch die Lösung der „BifchcsSsragc" mit der Angelegenheit de» Dispense» unmittelbar gar nicht» zu thun hat. so hegt man doch im CultuLministerium die Hoff nung. daß auch diese Frage nunmehr leichter eine beide Thecle befriedigende Erledigung finden werde." * In den jüngsten heftigen Artikeln der „Germania" über den Niedergang der Socialpolitik de« Fürsten BiSmarck will man ein Anzeichen erkennen, daß sür diese Reformpläne aus di« Unterstützung de» Centrum» nickt mehr zu rechnen ist. Auch au» den, Auftreten de« Herrn Windt- horst ans der Düsseldorfer Katholikenversammlung mußte man den Eindruck gewinnen, daß positive» Mitarbeiten an den soeialpolitischen Ausgaben zur Zeit nicht mehr der Stimmung de» Cenlrum» entspricht. Die Versammlung, von der man eine große socialpolitische Kundgebung erwartet hatte, wäre sonst wobt etwa» fruchtbarer auSgesallen und bätte sich nicht mit etlichen oberflächlichen absprechenden Bemerkungen de» CentrnmßsührerS über da» famose Haider Programm be qnügt; e» wären wohl auch nicht alle aus diesem Gebiet al» Autorität geltenden Mitglieder der Partei fern geblieben. Die überaus heftigen AuSiälle d-S kettende" E>"'ttiimeraan» über die neneflr Wendung der soeialpolitischen Pläne de» Reichskanzler», von welcher da» Blatt gar keine genauere Kcnntniß haben kann, beweisen, daß man sich im Cenlrum frühzeitig einen Grund oder Vorwand schasse» will, in die Opposition abzuschwenken. Daher bat das EenlrumSblatt Plötzlich die Entdeckung gemacht, die Regierung habe die dcrussständifche Organisation, von der überhaupt noch Nie mand, auch im Centrum nicht, einen klaren Begriff gehabt, ausgcgcbc». Tie Socialresvrm droht eben die StaatS- ciulorität zu stärken, da» ist Grund genug für einen Ultra montanen. den Rückzug anzutreten. * Im l 9. hannoverschen Wahlkreise hat am Don nerstag die Stichwahl zwischen dem nationalliberaleii und dem fortschrittlichen Candidcttc» stattgcsiinden. DaS Resultat wird sich vor Sonnabend nicht übersehe» lassen. Wer einen Begriff von der wüsten Agitation cinpsangen will, welche die Fortschrittspartei dort in d.m letzten Tagen entfallet bat, der muß einen Einblick in die in Berlin gedruckte „freisinnige Wahlzcitnng sür den 19. hannoverschen RcichSwaklkrciS" thu». In diesem zum Zweck der Wahlagitation in jenem einzigen Kreise herauSaegebcncn Blatt wird daS Unglaublichste a» Verleumdung und Beriingliiiipsung der ncttionalliberalen Partei und ihres Eandidaten geleistet. Im bockstea Grade unwürdig ist da» Buhlen um die Gunst der wclfischcli Wähler, da» in jeder Nummer getrieben wird. Die letzte Nummer de» Blättchen- enthält nicht weniger als vier Ausrufe an die „deutsch-hannoversche" Partei, sür dm fortschrittlichen Can- didaten zn stimmen. Wer über die wachsende Verrohung des politische» TonS und Vcriinsitllichiing des ParkcitreibcnS klagt, der kann in Viesen unter den Augen der fortschrittlichen Centralleitnna in Berlin hcrgestelltcn Wahlslugblallcrii recht chlagcnde Belege finden. * Uebcr die Ursache de-, wie eS scheint, feststehenden Aus scheiden» de» bisherigen Direktors der Admiralität, Contre- Admiral LivoniuS, au» dem activcn Marincdienst erfährt die »N.-Z.", daß sie ausschließlich in Differenzen zu suchen ist, welche bei der Geschäftsführung innerhalb der Admiralität entstanden sind. Durchaus unbegründet ist die Annahme, daß Admiral LivoniuS zu dem Entschluß, auszuscheidcn. durch angebliche Uebergcbnng bei der Besetzung einer der Marine- Stationen veranlaßt worden; der Dcrectorposten in der Ad miralität ist früher wiederholt von einen: Bice-Admiral ver waltet worden; er gilt durchaus nicht als iw Avancement dem Posten eine« -Station» «Chefs untergeordnet. Schon hieran» erbcllt die Grundlosigkeit einer Andeutung, wonach Admiral LivoniuS überhaupt keine Au-sicht auf ein Com- niando mehr gehabt hätte und zwar wegen einer „Sturm- sabrl der Panzcrfrcgaltc „Friedrich Kar?' vor zwei Jahren in der Nordsee", die, so hieß cS in einer Correspondcnz, „den Eingeweckten noch immer in lebendiger Erinnerung ist." Admiral LivoniuS bat seit sechs Jahren übcrbaupt kein Schiss rominandirt, eine „Sturmsabrt", und zwar eine sehr gefähr liche, hat er 1877 mit der Panzersregaltc „Kronprinz" in der Nordsee zu bestellen gehabt, und er hat damals unter den schwierigsten Umständen Schiff und Mannschaft glücklich in den Hasen gebracht. Wen» rn dem Admiral LivoniuS jetzt abermals einer der höhere» Marincossiciere den Dienst ver läßt, so liegt der Grund sicherem Vernehmen nach darin, daß während eines Urlaubs desselben aus den Antrag seine» Vertreters in den Director-Geschäftcn von dem Chcs der Admiralität Entscheidungen getroffen worden sind, mit denen Admiral LivoniuS nicht einverstanden war. — Ein Urtheil über derartige Differenzen ist sür den Fernstehenden natürlich unmöglich; cs muß aber zur Beunruhigung der öffentlichen Meinung gereichen, wenn der Marine beständig werthvolle Krättc verloren gehen, und cö ist ein bedenkliches Symptom, daß regelmäßig der derartigen Vorkommnissen in der Presse Insinuationen ciustaiichcn, welche aus Umtriebe hinter den Cvulisscn schließen lassen. * Ans München wird der „Nat.-Ztg." geschrieben: „Unsere Abgeordnetenkammer hat am ersten Tage ihrer wicdcrbcginnenden Thätigkcit die traurig» Pflicht, cincS ihrer langjährigsten und hervorragendste» Mitglieder zn Grabe zn gelericn, denn da» Begräbnis; des Mittwoch verstorbenen StaalSrcilheS und Abgeordneten v. Schloer wird am Frei tag, an welchem Tage der Landtag wieder znsamnicnttitt. staltfinde». Seit langer Zeit hat kein Todesfall eine so all gemeine Thcilnahme in allen Kreisen der Bevölkerung erregt, als daS im besten ManneSaltcr erfolgte Ableben de? Herrn v. Schloer, der nur ein Alter von03 Iabren erreichte. MitHerrn v. Scklocr, der u. A. in drn Iabren 1800 bis I^7l Staats minister de» Handels war, ist ein bockverdienler Staal inaim und Volksvertreter, ein deutscher Patriot in des Wortes vollster Bcdoittimg von un» geschieden. D:r Verstorbene war 1848 Mitglied der deutschen Nationalversammlung zu Fra»! furt, 1800 Mitglied des denlscken Zollparlaiucnts und seit 1555, d. h. seit 28 Jahren, uuuntorbrocho» Mitalttd unserer Abgeordnetenkammer und in dieser, resp. im FinanzanS-scl',»: der Kammer, bei jedem Landtag Referent itter die sämnit lichen bayerische» VcrkebrSanstallcn, eine Stelle, in welcher er »ur sehr schwer wirb ersetzt werden können. Bon welcher großen Uneigennützigkeit v Schloer beseelt war, documcntirle er unter Andern» auch dadurch, daß er bei seinem Auötiitt au» dem StaalSministcrimn im Jahre l87l aus jeden Pension»bezug verzichtet halte." * * Zur parlamentarischen Lage in Ungarn wird ossiciös au" Pest, 25. Scplcnibcr, geschrieben: Mit Zusammentritt des Reichstages wird endlich Ge legenheit geboten sein, die zwei, Ungarn seit Monalen in Ausreqnnq ballenden Angklrgenlxit' ii in berittener Reise zu erörtern und hoffent lich auch einer gedeiblichen Lösung cnlgcgenzuiiüiren. RaS vorerst die antisemitischen Hetzereien und dic hieraus entstandene» unglückseligen Ausschreitungen betrifft, mutz das »nbksangene Urtheil leider con- statiren, daß an eine wirklich entsprechende schleunige Lösung, so lange de» Hanplbetzern da« Handwerk nicht vollständig gelegt wird, nicht gedacht werden kann. Da nützen weder die energischste» Gegenäiißernngk», wie sie init Ausnahme von einige» Wenigen, leider nicht z» bören sind, noch auch die unstreitig sehr schonen Maß regel», welche die Regierung getroffen hat. Da muß die töesellichaft selbst eingreisen; die Reactio» und deren unausbleibliche lZolaeübcl sür jede Gesellschasttschichic müsse» noch lebhaircr .mpsnaden werden. daS absolut ttzesährlicln und Tinulose des Wühlen- »nd des PredigenS deS Rassen hasse« »„iß noch deutlicher von alle» Klassen der Bevölkerung erkannt werden, damit endlich di« Bcrsalgnng der Jaden in Ungarn oushöre. Man wirft ihnen init bitterem Hohne fortwährend ihren Reichthum vor, während doch gerade in Ungarn ein vielleicht noch größerer Drocentsao brr ? d i. Beltler ssim als drr Nichtjuden, iiaincnllich nber der Banernbevoilcrung, d'e doch wenigsten» ibr Brod bat. ?a lange aber dir förmliche Epidemie
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