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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188211103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-11
- Tag1882-11-10
- Monat1882-11
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1882
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Aachniitlaq« S—6 Udr. tt» N»»»«»« »m,»i»ne«rr v!.»u>cm»l» »>« «er.ci.»> »u», ,«r»m«üch. »ch Anuatme der skr die nächk«s«Iaen»r Nummer -rttlmmten Auierare a» W«chrn»a,r« d>» » Ndr Nachmiliags, a»r»u». uudAeiikaaru IrühP»»',,VUtzr. Jft trn /ilialrn skr Zns.-Annaiime: ktt» Kleium. Univerblölsskroße 21, Lauts Lösche. Koibariiieniiraße 18, ». uur di« ',^1 Utzr. twrigtrCagclilatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage L7,S0«. Ldouurmrnlsvrci» vierielj. 4'/, Mlu. tncl. vrinaeriob» L Mk„ durch die Loft bezoge» 6 Pik. Jede einzelne Nummer 2» Vf- Vrlegrrenurlar 10 Pf. Gedadre» >ür Extrabeilage» «tue Poftbeiöroerunz SS Mk. «,t Loftdeiörverun« 48 ML Inserate Sqeivaltene Petitzeile »0 PH. Größer« Schrille« ianl ««ierem PretS- verzrichaiß. Tabellarischer Sa, naa, höhere» Laris. Lrelamen nnter den Nedarlians-rtch dir Svalizeile SO Ls. Inzerate sind irers an die AxpeSirt«» »u senden. — Rabatt wird mau gegeoen. Aahiang praauumer«,,»» oder durch Post. »aLnaome. ^-314. Freitag den 10. November 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vrkanulmlllhllng. Nn Stelle des erkrankten uni) nunmehr ausgeschiedenen Armenarztes Herrn, vr mock Gebhardt ist Herr 1)r. weck. E. R. Krappe, EuttUcusiraße Nr. 6, l.» gewählt worden. Leipzig, den 7. November >882. DaS 'Armen-Dtreetorlum. Lubwig-Äols.A. Gtsncht wird die am 14. August 1851 in Silbitz geborene ledige Dienstmagd Milbelmine Just, weiche zur Fürsorge für ihr in Waiseupstege befindliches Kind auzuhailen ist. Leipzig, den 7. November 1882. Der Rath der Ttadt Leipzig. tArinen-Amt.) Ludwig-Wols. Wendt. Ltkanulmachung. Erstatteter Anzeige zuiolae ist das sür die ledige Christiane Taraltft« Vrau» au» Zwickau kud Nr. 61 am 3. Juni 1878 von mit ousarstcllte Dienstbuch abhanden gekommen. Im AusfinduiigSialle bitten wir um schicunige Abgabe desselben. Leipzig, am 7. November 1882. La« Polizei-Amt der Ltadt Leipzig. I. B. Jnnck, Poi..Rath. N. NichtamMcher Thetl. Russische Reform-Phantasien. Zur Zeit als Gras Ignatiess die Leitung der inneren Politik Rußlands übernommen, da wußten seine Prcßorgane in Petersburg und Moskau nicht genug von den „durch greifenden Resormpläncn" zu berichten, welche das große Zarenreich aus Grundlage des nationalen AltrussentliumS zu erwarten hätte. Ta indeß sowohl die innere als äußere Politik Rußlands sich dadurch auSzeicknet, daß sie von allerlei Pcrsprechuiigen überfliegt, die man nur deshalb zu mache» scheint, um sie späterbin nicht zu halte», so standen auch jene Resormpläne Zc;natiefs'ö nur niit dem Satze, daß da- Papier geduldig sei, in innigem Zusammenhänge. Und diese papierene Geduld scheint in der Thal in Rußland noch viel größer zu sein als avder-wo. Während der ganzen AmtSkhLtigkeit IgnatiefsS kam man au« Versprechungen und Plänen gar nicht heraus, und so konnte man sich schließlich nicht verwundern, baß man vor lauter Bäumen den Wald nicht sah. Für Diejenigen, welche die russischen Zustände genauer kennen, war in ie»en Ver sprechungen nichts verwunderlicher, als die Berufung aus den „gesunden Sinn" de- AllrussenihumS. WaS sollte und wollte denn diese- zu Stande bringen? Zn Petersburg selbst ist daS Altrusscnlhum nur sporadisch, in gewissen ränkespielenden -reisen vorhanden; Petersburg ist nicht der nationalrussische Mittelpunkt teS Reiches, sonder» eine von der „westeuropäischen Verderbniß" angehauchte MischlinaSstadt, die dem echten Altrussen ein Gräuel ist Hätte also Ignatiess nach allrussischem Recepke logisch Vor gehen wollen, so mußte er sich vor Allem bestreben, diesen Zwiespalt einigermaßen auS;uglcichen, um dadurch seinen Resoruipliinen im Altrussenthume den nothmcnvigen Ruck kalt zu sichern. Ader Ignatiefs war, wie seit Jahr hunderten die ganze russische Politik, kein Freund logischer Schlüsse. Was er in einer Stunde als rettend für Rußland gepriesen, warf er in der nächsten als schlecht und unheilvoll üd^r Bord. Ein Blick aus die Geschichte Rußland- genügt, um zu erkennen, daß in keinem ankern Staate Europa- so verblüffend unsinnige Sprünge gemacht werden, al- gerade in dem „heiligen" Zarenreiche Mit vollem Reckt sagt der polnische Historiker Lelewel, daß Europa niemals begriffe», roa» in Rußland eigentlich vorgehe. Und dieser Begriff mangelt dem civilisirlen Europa auch heute, wo man beispiels» lvelst noch immer nicht recht weiß, was man von dem Nihi» li-lnuS denken soll. Zu» Hinblick auf diese chaotische Verwirrung der inneren Lag: de- Reiche» kann man sich füglich nicht verwundern, wen» auch der politische Nachlaß deS Grasen Ignatiess zur nemste» Geschickte Rußlands noch ein überau- eonsuseS Eanlel hinzugesügt hat. Mit diesem sich zurecht zu finden, ist mgenblicktich die Ausgabe de- Grasen Tolstoi. Wir sagen augenblicklich, weil nach letzterem kaum mehr ein anderer rusischer Minister sich um den ganzen Resormpluuder Igratieff'S bekümmern durste. Gewiß ist jedenfalls, daß. wenn in Rußland jemals wirk lich» und dauernde Reformen zu Staude tänien. diese natur- genäß nickt da« verdienstliche Werk de- von Ignatiefs ange- ruvnen AltrussentbuniS sein könnten. Wer jemals in Nuß. law gelebt und Gelegenheit gehabt, mit Trägern der alt- rusische» Idee zu verkehren, wird sich der hier geäußerten Biiauptung nur unbedingt anscbließen könne». Da« Att- ruienthum, da- bekanntlich seine» Mittelpunct in Moskau k>a, besteht nämlich durchaus nicht aus Resormsreunden. Gnge e« ganz nach dem Sinne dieser angeblich national- rosischen Partei, so würbe sogar mit den bisherigen spärlichen pititisch-administrativen Fortschritten, ja selbst mit der vom -usrr Alexander H. verbrieften Banerncmancipation tabula rar» ainacht nnd das Reich zu Gunsten de- reichen, aber uuwisiendeft iivjarenthumS wieder in di« alte asiatische Barbarei zurück- gstllrzt werden. Die bekannten Worte Napoleon'- I.: ..iratta» I« knaas et vau, trooverer l« Tartaie'', paffen anz besonder- aus da- Altruffentbum und seine Metropole kko-kau. Die Stimmführer de» Erstereu gefallen sich darin, us den „vrrsanllen" Westen und seine Einrichtungen mit teringschätzuna und Haß herabzublicken und Rußland die kückkehr zu seinen ursprünglich nationalen Zuständen zu «ipsehten, die sogar d,r übrigen slavischen Wclt als Muster ud z»r rettenden Nachahmung angepriesen werden. LaS »äre aber geradezu die Rückkehr von der Eivilisation zur tarbarei; ein unsinnige« Bestreben, au« dem in Rußland fick «>ch die Idee de« PanslaviSmuS entwickelt bat. Nickt« charakterisirt aber niehr diese allrussischen Rück- hrütstendenzen, al« die historische Thatsache, daß de» soge nannten Altruffen sowie den Moskowitern überhaupt im Lause der Jahrhunderte, zumal durch die lange Tartaren- Herrschaft und die Brrmischung mit allerlei Völkerstämmen, die national-slavische Eigenart ganz abhanden gekommen ist. Dies beweist schon die russische Sprache, die namentlich in literarischer Beziehung ein wahrer Mischmasch ist und von Legionen Barbarismen wimmelt, die allen ankeren Slaven völlig unrrrständlich sind. Aus diese Aeußerungen und Merk male de« anaeblich nationalen RuffenihumS haben schon wiederholt nicht-russisch slaviscke Gelehrte hmgewiesen und, zum großen Aergcr der Altruffen, ihre Ctinime gegen jede Breiiisluffung de- übrigen SlaventhuinS von Rußland her erhoben. Unter solchen Umständen und Verhältnissen kann man sich auch über taS Schicksal nicht verwundern, welche- die All- ruffen den Nesormbcstrebungen ihre- früheren ossiciellen Führers, de« Grasen Ignatiefs. bereitet haben. Diese- Sckicklal ist namentlich >m Hiublicke ans die sogenannten Semstwo-Dersammlimgrn ein sehr merkwürdige-, von deren Thätigkeit bekanntlich die Ossieiöscn de- srüberen Minister- de- Inneren in Rußland den Anbruch der Frcikcitsmorgenröthe erwartet haben. Spricht man aber noch in Rußland von jrnrn Semstwo - Versammlungen ? Ia wohl, aber nur im allrussischen Sinne. Graf Ignatcff hatte nämlich als Minister de- Inneren ein Rundschreiben erlaffen, in deni er verschiedene Mittbeilunaen verlangte, die ihm zur Perbeffcrung der Lage de- Bauernstandes nothivcndig schienen. ÄlS Schlußtermin zur Vorlage jener Miltheilungc» ward der Monat Juli d. I. bezeichnet. Inzwischen trat aber Ignatiess von seine», Miuistcrposten zurück. Graf Tolstoi, sein Nachfolger, indessen hat b,S heute aus jene- Rund schreiben seine- Vorgängers auch nicht eine Zeile als Antwort erhallen. AIS nun vor einiger Zeit Gras Tolstoi jene Mittkeilungcn in ziemlich scharfer Weise ei»- sorderte, ginge» ihn, aus verschiedenen Gouvernements Ant- Worten zu. die zwar bczüglick der Form wohl einigermaßen verschicken, aber hinsichilich de- Sinne- und der Auffassung völlig übereinstimmend lauteten. Man schrieb nämlich au« den Gouvernement- zurück, man hätte dort nickt gewußt, daß da- gegenwärtige „Hobe"' Ministerium des Innern aus jene Semstwv-Versuche noch einen Werth lege, mit denen schon seit langer Zeit sich Niemand mehr im Lande 1<- scbästige. — Man wolle nun die eingesorderten Mllihcilinis-eii allerdings verlege», könne aber bezüglich ihrer Richtigkeit und administrativen Brauchbarkeit keinerlei Bürgicbast übernehmen. DaS ist da- neueste Endschicksal der Senistwo-Versami». lungen, derrn Einsehung gerade Jgnakieff und da- Altniffeii- tkum al- eine rettende Tbat gepriesen yabcn. Von solchen wunderlichen Resornischicksalen' aus Rußland zu vernehmen, ist man aber in Europa schon seit langer Zeit gewohnt. Merkwürdig ist nur. daß es trotz seiner dusteren Lage der Politik Rußland« nicht an Humor, ja an Ucberuinlh fehlt. Das ist eben auch — russisch und eine SpeciaUlLl des „heiligen" Zarenreiche». Leipzig, 10. November 1882. Dir haben in der Mittwocbs-N»inmer unseres VlatteS eine Mittheilung deS „Pirn. Anz." wiekergrgeben, wonach aus Antrag deS apostolischen BicariatS im König reich Sachsen das königl. Ministerium de« CultuS und öffentlichen Unterrichte beschlossen hat, daß Kinder der cousessionellen Minderzahl, welche eine Volks schule der ankeren Ccnsession besuchen, überall da, wo sür einen besonderen Religionsunterricht derselben gesorgt ist, von der Theilnahme an denjenigen Geschickt-unter- ricktSgegenständen zu befreien sind, in denen kirchcnhi sterische Ereignisse mit Hervorhebung der die consessionellen Unterschiede berührende» Momente behandelt werden. Wir fügte» der Wieder gabe dieser bedeutungsvollen Nackricht die kurze Bemerkung hinzu, eS falle uns schwer, an deren Richtigkeit zu glauben; denn unsere- Wissens seien bei dem in den protestantischen Schulen unsere- Lande» ertdeilten Geschichtsunterricht niemals ttnzuträglickkeiten hervorgctreten, welche die gedachte weit- gehende Maßregel alS nothivcndig erscheinen ließen, und er klärten. wir würden, ehe wir diese Angelegenheit weiter be- handelten, abwarten, wie sich die NegicrungSprcffe darüber äußern werde. Mit einer Schnelligkeit, sür welche wir gern unseren Dank abstatten, hat die „Leipziger Zeitung" Stellung zu der betreffenden Frage genommen; freilich in einer Weise, die »nS von dieser Seite zwar nickt ganz unerwartet ge kommen ist. gegen welche wir aber eine Reihe von sehr ernst lichen Bedenken auSznsprechcn haben. Wir sind un» dabei bewußt, daß wir da» schöne Einvernehmen, da» bisher in Sachsen zwischen den verschiedenen Eonsessionen herrschte, den kirchlichen Frieden, durch den sich daS öffentliche Leben de- Lande- seit Langem auSzeickiiet, zu jeder Zeit mit wahrer Freude begrüßt und mit allen uns zu Gebote stehen den Mitteln zu fördern gesucht haben. Wir haben uns hierbei, ivaS nebenbei bemerkt sein möge, nickt aus die Eonfessionen christlicher Religion beschränkt, sondern die Aufjaffung ver treten. eS empfehle sich, daß alle RcligionSgescllschastcn in Friede und Eintracht bei einander wohnen, eine Auf fassung, di« leider an anderen Stellen in neuerer Zeit nicht immer zu finden gewesen ist. Wir haben zuvörderst zu constatiren, daß die „Leipz. Zkg." die Mittheilung de» „Pirn. Anz." sür begründet hält, indem auch sie gehört hat, daß von dem kvuigl. EultuSministcrium eine Generalvcrordnung de» angegebene» Inhalts neuerdings erlassen worden ist; eS liegt somit eine wenn auch nicht in amtliche Form sich kleidende, immerhin aber ossiciöse Be stätigung jener Mittheilung vor. Die „Leipz. Zig." erklärt alSdann. sie halte die getroffene Maßregel sür „vollkommen sachgemäß", ja eigentlich sür „einen selbstverständlichen A»S- fluß de» Princip« der cousessionellen Volksschule". Ten Be weis sür die Richtigkeit dieser seiner Anschauung legt sich da« halbamtliche Blatt folgendermaßen zurecht: Wir bitten da« „Tageblatt", sich nur einmal de« Fall zu denken, daß irgendwo die die Volksichule der katholischen Mehrheit besuchen- den Kinder einer evangelischen Minderheit genSthigt werden sollten, tSeschichtsstlinden beijuwahne», in denen die üieichichte der Resirma- lion, die Persönlichkeit «»d da« Werk Luther'« eine Darstellung etwa nach Maßgabe d^ vielbesprochenen Janssen'schen Äe'ch lvIS- wrrke« erführen. Vir denken wohl, daß sich da« protestantische Bewußtsein de« „Tageblattes" in jeder Fiber gegen eine solche Zumnthnng empören würde. Daß nun in den evangelischen Bolk«. I,Hillen unsere« Lande« kirchenhistorische Ereignisse, und insdriondere Resormationsgeschichte, um die es sich ja wohl haupliachlich handeln wird, mit Bewußtsein und Entschiedenheit von einem specifisch protestantischen Siandpunct an« -«handelt werde«, da« wird vermiithlich auch da- „Tageblatt" für selbstverständlich halten und in der Ordnung finde». Die evangelischen Ellern habe» eia Recht daraus. Daß aber eine solche Darstellung nothwendig für da» katholische Dewuklscin vielfach etwa« Anstößige- »nd Verletzen des haben muß, ist wohl selbst bei dem ehrlichsten Willen und dem grüßten Takte de» Lehrer« unvermeidlich. Katholischen Eltern tollte daher, meinen wir, da« Recht nicht bestritten werden, ihre Kinder, welche sie in die Bolk-schule einer anderen Eon- session schicken müssen, vor der Beeinflussung durch Darstellungen und der Berührung mit Auffassungen geschilpt zu wissen, welche gewiß nicht daraus berechnet, aber nicht» desto weniger nothwendig geeignet sind, sie an ihrer Kirche irre zu machen, an deren gute« Recht in den großen SLmlisen der Kirchengeschichte sie unbeirrt glauben müssen, ivenn sie gute Katholiken bleiben sollen. Auch da« „Tageblatt" wird die evangelische Volksschule Sachsen« nicht dem Vorwurf ou-srptn wollen, daß ihr Geschichtsunterricht benutz» werde, um in den Seelen katholischer Kinder de» hohen und reinen Begriff von ihrer Kirche, deren Lehre, Rechl und geschichtlichem Handeln, welcher jedem gläubigen Christen von seiner Kirche innewohnen soll, zu erschüttern. Wir begnügen un«. da« „Tageblatt" zu bitten, de« guten alten Svruchs eingedenk zu sein: „WaS du archt willst, daß «au dir thu, da« iüg auch keinem Andern zu!" Wir haben der Beweisführung der „Leipziger Zeitung", aus weiche der Satz: „Wer zuviel beweisen will, beweist in der Regel uicktS", angewentcl werden kann, einfach Folgende- entgegen zu stellen. Wenn eS richtig ist, daß der bisherige gesetzliche Zustand die Ucbclsiändc berbeigesührl hat. von denen die „Leipziger Zeitung" spricht, dann begreifen wir nicht, wie dieser Zustand seil vielen Jahrzehnten in unserem Lande un angefochten hat bestehen können. Unsere Frage: Sind that- sächliche Unzuträglichleiten beim Geschichtsunterricht in den Volksschulen hervorgetrcten, welche die gedachte Maßregel als nolhwciidig erscheine» lasten? hat die „Leipz. Zkg." nur mit den obenstchenden ganz allgemeinen theoretischen Betrachtungen zu beantworten versucht; aber sie vermag keinen einzige» coucretcn F ll al» Beweis anzusühren. Wir können unserer seits versichern, daß selbst auf katholischer Seite die Ver wunderung getheill wirb, daß die Kinder katholischer Eon- sessio» i» den Volksschulen künslig von einem großen Theile des Geschichtsunterrichts auSgcschloffen sein sollen; man ver sichert uns von dieser Seite, daß bei keiner Gelegenheit sich irgend welcher Anstoß von Bedeutung ergeben hat. Diese Wahrnehmung beruht in der Hauptsache daraus, daß der (iei'chichUvn'ierricht. wre überhaupt der Unterricht in den evan gelische« Schule«, sich dcu Grundsatz der Duldung und Ach tung vor Andersgläubigen zur Richtschnur gemacht hat. Und wie steht eS denn mit einem anderen wesentlichen Puncte, der hierbei durchaus mit in Betracht kommt? In den Volksschulen wird c» für nöthig erachtet, die Kinder der consessionellen Minderheit in dem gedachten Umfange an dem Geschichtsunterrichte nickt Theil nehmen z» lasten; in den höheren UnlerrichlSanstalken aber, de» Gymnasien und Realschulen, bleibt e» beimAlten! Es will»»- schlechterdings nicht einlcuchten.warum i»it einem Male die Volksschule in Bezug aus den Geschichts unterricht eine andere Stellung angewiesen erhält; eine Stellung, in der. c» läßt sich da» gar nicht verhehlen, eine gewisse Zurücksetzung enthalten ist. denn man erachtet ihre Lehrer nicht mehr sür befähigt und berusen.Kircben-und ReligionS- gesckichle sür alle die Schule besuchenden Kinder vorzu tragen. Hierin kann nach unserem Dafürhalten nur eine Absckwächung dc» WertkeS der Volksschule gesunken werden; indem man einen beliebigen katholischen Geistlichen an die Stelle de» Pädagogen von Fach stellt, in dessen Hand jedenfalls der Geschichtsunterricht brffer aufgehoben ist. Wen» erst einmal diese Bresche in den Wirkungskreis unserer Volksschule gelegt ist, daun kann eS sich sehr leicht ereignen, daß man den Versuch macht, ihr auch noch ander« Gebirlc de» zugewiefenen B>ldu»gsstoffeS aus diese Welse abwendig zu macken und dieselben katholischen Geistliche» zu übertragen: Lekrgegciisläure wie Naturkunde, Heimatbkunde, bei denen süglich consessionelle Unterschiede ebenfalls in Betracht kommen könnten. Wir glauben nn« aus die vorstehenden Bemerkungen be schränken zu können; die Hauptfrage für un- bleibt aber: Welche bestimmten Tatsachen liegen vor, die e» al- noth- w endig rrsckeinrn lasten, daß ein seit langer Zeit zu allge meinem Nutz und Frommen bestandene« Verhältuiß mit einem Male geändert werden muß? Es wird ja wobl über diese da- ganze Land berührende Angelegenheit noch weitere- Licht verbreitet werden, denn, wa» die „Leipz. Zeitung" zu deren Beurthcilung beiträgt, genügt keineusall». Icdeusalls dürfte der im nächsten Jahre zusammrntretenke Landtag bei der Bcrathung de- VolkSschiilbudget- sich mit dieser Frage, der eine priucipiclle Bedeutung gewiß nicht abzusprechen ist, zu befassen haben. Der in der Sitzung de« BundeSrathS vorgrlegte Entwurf, betreffend die Abänderung deSReich-beam ten gesetz eS. hat solgenden Wortlaut: Artikel I. Hinter ß. 34 de« ReichsbeamtengelepeS vom 31. Mörz 1873 wird folgender neuer ß. 34a eingestellt: Bei denjenigen au- dem Dienste scheidenden Beamten, welche das bü. Lebensjahr voll endet haben, ist eingetretene Dienstuusähigkrit nicht Vorbedingung de« Anivruchz ans Pension. Artikel II. An die Stelle de, g. 41 Abs- 1—S -nd de« ß. 48 Abi. 1 de« R.-ich«b«amtkngeskpe- treten folgend« Vorschriften: A. 41. Die Pension beträgt, wenn die Versetzung in den Ruhestand nach vollendetem zehnten, ledoch vor vollendetem elften Dienstiahre rintritt. und steigt von da ab mit jedem weiter zurückgelegten Dienstiahre um '/«, de« in gtz. 42—44 bestimmten Diensteinkammen«. Ueber den Bewag von diese« Einkommen- hinaus findet eine Steigerung nicht statt. In dem im -. 36 erwähnten Falle bei löst die Pension statt im Falle de« A. 39 höchsten« de« vor- bezeichneten Dienfteinkommen«. — ß. 48. D>« Dienstzeit, welche »or den Beginn de« 21. Lebenöjadre« fällt. -leibt außer Berechnung. Artikel UI. Hmter den g. 60 de« Reich-deamtengesetze« wird folgender neuer tz 6o» emgeilcllt: Such« ein Beamter, welcher da« 65. Lebrn-jabr vollendet hat, seine Versetzung in den Rudestond nicht nach, so kann diese nach Anhörung de« Veamtcn unier veobachtung der Vorschriften der ßß 53 ff. in der nömlichen Weis« versagt werden, »i« wem, der Beamte sein» Prusioniruag selbst beantragt häite. Artikel IV. Ist dir «ach Maßgabe diese« Eirletze« -emeffeae Pension geringer al« di« Pension, welch« dem Beamten hätte ge- währt werden müssen, wenn er am Tage vor dem Inkrafttreten diele« Gesetze' vom den bi« dahin sür ihn geltenden Bestimmungen pensionirt worden wäre, so wird dies« letztere Pension au Stelle der elfteren bewilligt. Artikel V. Diese« Gesetz tritt mit de« Tag« seiner Verkündung in Kraft. ES bandelt sich bei dieser Vorlage darum, die neuesten bezüglichen Gesetzbcstimmungen Preußen» aus da» Reich zu übertragen. Weniger al« in irgend einer früheren preußischen Land- tagSsessi on ist man diesmal zum Voraus unterrichtet, welche Gegenstände der Volksvertretung zur Berathuiig überwiesen werden sollen. Die Regierung hat da» Stillschweigen über ihre Pläne, welche» sie während der Wahlbewegung beobachtete, auch nach derselben noch fortgesetzt, und so ist keine oder nur ganz unzuverlässige und unvollständige Kunde über da» fernere gesetzgeberische Vorgehen verbreitet. Man hat nur dunkle Andeutungen vernommen, daß von einer Wieveraussrischung de- BerwendungSgesetzeS Abstand genommen sei und statt dessen die Steuerreform derart wieder ausgeariffen werden solle, daß zunächst der Landtag zu einem Votum ansge- fvrdert wird, ob überhaupt ein Bedürsniß zur Entlastung an directen Steuern vorhanden sei; in welcher Form und Art die- „Bekürsnißzeugniß" verlangt werden soll» darüber ist seitdem nickt einmal eine Andeutung erfolgt; ebenso wenig ist Zuverlässige« bekannt geworden, ob in der Thal der neue Finanzmimsler seine gesetzgeberische Thätigkeit mit dem Vor schlag der Aushebung der vier untersten Elaffensteurrstufen zu beginnen gedenkt, wie weit dieser Plan gediehen ist und wie die finanzielle Grundlage dafür geschaffen werden soll. Bezüglich de- Etat« hört man abwechselnd von einem großen Deficit und von einem starken Ueberschuß der Eisrnbahnver- waltung. Nicht bester ersickllich ist. was in anderen Restart« beabsichtigt wird. Tie Pläne de« Minister» de» Innern zur „Reform" der Verwaltungsgesetzgebung hüllen sich noch in undurchdringliche» Dunkel; nur ab und zu dringen Andeu tungen ziemlich unerfreulicher Art hervor, die wünschen lasten, eS möchte aus diesem Gebiete de« StaatSlebenS vor läufig die Gesetzgebung lieber ganz ruhen. Dasselbe gilt von der EultuS- und Unterricht-Verwaltung, vo» der man gegenwärtig nur wünschen kann, daß sie recht wenig gesetzgeberische Produclivität zeige. Auch da« Ministerium der öffentlichen Arbeiten hat seme Pläne in dichte» Dunkel gehüllt. Ob die Eisenbahnverstaatlichung in der bevorstehenden Session wieder einen Schritt weiter geführt» ob da» Secundärbahnnetz weiter au-gebaut werden soll» ob di« Canalvorlage wieder erscheinen wird, da» sind Fragen, zu deren Beantwortung e« zur Zeit nock an jedem sichern Anhalt fehlt. Bei dleser vollständigen Unsicherheit über di« Pläne und Absichten auf allen GcsehgebungSqevieten ist es gewiß recht müßig, zu erörtern, bei welchen Parteien di« Regierung Unterstützung finden wird. Wie kann man bei solcher Unkenatniß über Ziel und Richtung der Gesetzgebung mit Erfolg untersuche», wo di« parlamentarisch« M,hrh«it für di« Regierung zu finden sein wird? von den Mitglieder» de« neue« Abgeordneten haus e» gehören einige siebzig, sonach nur ein sechstel der- Gesammtzahl. zugleich dem Reichstage an. Bei einiger-, maßen guter Frequenz könnte sonach die Beschlußfähigkeit beider Versammlungen nicht beeinträchtigt werken, auch wenn sie gleichzeitig Sitzungen halte». Allerdings sind meisten» gerade die hervorragendsten Parlamentarier und Parteiführer Mitglieder der beiden großen gesetzgebenden Körperschaft«, und können in keiner derselben gut entbehrt werden. Immer hin ist zu Beginn einer partamentariscken Campagne, m! welcher voraussichtlich wiederholt ein Zusammentagcn von, Reichstag und Abgeordnetenhaus sich nicht ganz vermeiden' lasten wird, der Hinweis aus die verhältnißmäßig nickt allzu große Zahl der beiden Körperschaften angehörigeu Mitglieder am Platze. Die Blätter sind bereits mit Betrachtungen und Mil theilungen über die bevorstehende Präsidentenwahl i« Abgeördnetenhause anaesllllt. Da selbstverständlich noch in keiner Partei diese Angelegenheit zur Sprache ge kommen sein kann, ist mit Sicherheit das Ergebniß nicht vor» berzusehen. Man wird nur al- sehr wahrscheinlich annehmea dürfen, daß die deutschconservative Fraclion und da- Centrum sich wieder über die Besetzung der beiden ersten Stellen ver ständigen werden, und da sie die Mehrheit besitzen, so werden sie ohne Zweifel durchdringrn. Ob die Nationalliberalen sich diesmal am Präsidium bctheiligrn werden, wird noch »on verschiedenartigen Erwägungen abhängen. Die Wahl deS Präsidium» wird ja lucht mit Unrecht als die erste Kraft probe der Parteien und al- vorbildlich für deren ferner« gegenseitige Stellung angesehen und die Angelegenheit hat daher gewiß eine hochpolitische Bedeutung. Jndeffen kann man die Sache auch von einem mehr formell geschäftlichen GesichtSvuncte au- betrachten und bei der Unklarheit der ganzen Lage und der Unbereckenbarkeit ihrer ferneren Ent wickelung wird eS sich auf alle Fälle empfehlen, auS der Zusammensetzung de» Präsidium-. wie immer eS gebildet werden wird, nicht allzu weitgehende Schlüffe zu ziehen. Man schreibt un» auS Berlin: „Von einer Seite, die wir für orientirt zu halten guten Grund haben, wird un» die Meldung von der Absicht de» Reichskanzler-, Ente No vember oder Anfang December nach Berlin zuruckzukchren. al- unglaubwürdig bczeicknel. Fürst BiSmarck's Ankunft in der Hauptstadt und seine Thcilnabmc an den parlamen tarischen Arbeiten würde hiernach überhaupt nickt vor dem Beginn deS nächsten Iakre« zu erwarten sei»; höchsten» könnte ein vorübergehender Auseiilbait in Berlin au» einer eve». kuellcn Durchreise nach griedricksruh sür möglich gelten. Man wird hiernach kau», fehl geben, wenn man die Inten tionen dc- Kanzler» dabin auslegt, daß er eine spontane Ab klärung der Parteiverbältniffe im Abgeördnetenhause ohne sein eiaene» Zuthun oder den Schein eine« solchen gern sich vollziehen sehen mvchle.um hernach, nach der jeweilige» Gestattung derLage, mit um so größerer Sicherheit in den Gang der inneren Politik ein- greisen zu können. Da» immer langweiliger werdende Schaukelspiel der Ossieivsen. welche den Liberalen bald die Hand drücken, bald sie mit plumpen Faustschlägen traetiren, hält ja sür olle Arten von MebrüeitScomblnationea die Tbüre offen. Wenn indessen solchergestalt die Collegen de» Fürsten BiSmarck im Ministerium, die Herren v. Puttkamer und von Geßler. eine ihnen selber ungewohnte größere Actionssreihrit im Landtage erhalten, so mag e» leicht kommen, daß der Reichskanzler bei seiner Rückkehr den Schwerpunkt der Situation schon weit genug nach recht» verschoben vorfindet, um eine Combination, m «elcher di« Liberalen Platz finden können, sehr erschwert erscheinen zu lasten. Durcksübibar ist sie überhaupt nur unter der Be ringung der endlichen Austragung der immer noch andauernd«» Puttkamer-Krise." Die oltramontane Preise nimmt mit begreiflicher Ge- nugtbiiung Act von der Mittbeiliing, wonach Fürst Bis marck der italienischen Regierung Vorstellungen über die Einmischung italienischer Gerichte in die Angelegenheiten
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