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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188212054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-12
- Tag1882-12-05
- Monat1882-12
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1882
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Erscheint tL-ttch früh SV, Uhr. ikterU«» >»» Lrrettti»» Ivßa»««g»fft Alt. HPNckündt» »er Leß«ti«»: ««».Ua^ 19-12 Uhr. Nachmittag »—« Ul». »er kür »ir »üch«tf»lg,tze se«»»»e« Anferare tt ROchmln»,«. i.sllhr. 1«chrnt«ien st« 5 Utzr « »,,» »ns Festtag«,lrü» »t» 3, de» /ttlüteu für 3ns.->>n,h«e: Vttv Nr»». llntverütätsüraßr 21. »stis Vssche, Rathmttnenkraßr IS,». >»e »t» Uhr. WpMtr.Tagcklatt Anzeisser. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Z339. Dienstag den S. December 1882. Amtlicher Theil. Wchninlgs-strnltlh»««. ->» der S. Etage der Alten Waage, Katharinenstraße Ar. 29. ist eine au- L Borfa«l, S z»etse«strigen Ot»be» »achter Ratharineastrafte heran-, L zwei« srnsirtge» »d 1 etnfenftrtge» Stute »ach dem Hase j>, 1 Rüche und sonstigem Zubehör bestehende. ^ «it Wafferlettnug versehene Wohnung vom 1 April IWA an gegen einhaltjührltche Ründtgnag ander, «it z» vermtethen und werden Mithoesucke auf dem siathhaose 1. Etage. Zimmer Nr. 17. woselbst auch die Bcr- I «ethnngsbedingungen und das Inventarium der zu ver- niettzende« Wohnung eingesehen werden können, entgegen. ^ gauwmeu. Leipzig» den l. December 1882. Dar Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stöß. kltrunK 668 ürrtliekon ^ö«irks-Vereins 6er 8tü6t I-eipÄK vlenita», 1« t. veeemder, Ltzenü, 5 vbr, i» MuU« 4vr Lr»t«n 1turr«r»«knle. I l«ss«»ar<l»nng! 1) keolmuogMbteguiig cke« 6««eenLükr»r» »uck ?ma«lbu»g äer Zlirxlivcker-öeirrttz«. — 2) >V»KI cksr Versio»- Samten, äer v«le«rceo ooä <lvren Stellvertreter rum Lrei,- raewaoaobo«, keiner äer Vsrsinraumodü«« ooä »Meier Ustglieäar »um xeoüsebteo »tLätiseben ^u«cku« kilr vkkent- liid» Oaunckdeiteotlee«. >5. Seblua äa Vv»I»l»etei g vkr; »Us «trr» naok Lin tritt ist» 8toaäe sied eiaLoäeoäeo Zlitglieäer »iaä von äer ^d- öma»U »oixseobloaeo. Vr. klu,». erledigt di« m» «n» unterm 24. September dso. I». erlassene, den Heinrich Mitteueutzmei von hier betrrsfeade Be» g durch Lusgreifung de- L«-terra, am 3. December 1882. La» »a^,et.R«t der Stadt Juuck, Pol.-Rattz. Faldix. «uter dem 1. Jännnr 1872 > bitte», dasselbe t« «ufstudi -i-, a» 1. December 188». Da» P»ltie»»««t dafeldst I. v. Juuck, Pol.-Rath. verlöre», a» oa< abzuliefern. Virtß»HI»-1>rl>ii»t»»ch»rr. » wurde» allbier erstatteter «n»ige »»folge: stifte» ge». „Emilie Müller", enthaltend vier Oster «i Nachtde«de». ach» rafcheatücher» acht wurde» allbier erstatteter «meige »»folge: >K« drei : »aafchetten. v«i»ttetd-r. am 18. Oktober; i» zweiräderiger Hansttaaae«, brauugcstricheo, mtt der Finna stch« Paar Gtrümpfe nnd ^ ^aar l eiue« Gütmvagrn i» Magdeburger räderiger Handtaaae». branugestrichen, m Sträßner", au« dem Heframu de» Grundstück« Ar. 26 der ttnße, ,m 18. vor. Mt«.; I) «in alter kurzer schwarzer Pest «U grauem Ueberzug »ud v> Reihe, Hornknöpse». a»S dem Maschinenhänsr i» Magdeburger >h»h»s, vom 22. bi» 23. vor. Mt«.; 4) et« grüne Pferdedecke, fast »e», znr Hälstr «tt gram »d -efüttrtt »»d ü. L. 15 gezeichnet, ei»e edeusvlche vo» Karbe, mit blaue» und rothen Streife» uud durchaus mit » Futter, von eiuem Droschkengeschirr, welche« in der . . , gestanden hat, am 24. vor. Mw. Abend«; b) eiue kleine goldene D««e««hr mit ciselirlrr Rückseite, au« m Schlafstube tu Ar. 26 der lllrichsgaffe, in der Nacht vom r am 26. vor. Mi«.; s-ttnGetsttüschche» von schwarzem Leder, mit weißem Schlößchn, aau Anhalte von 24 69 -ä. in einer Doppelkrone, einer vier Markstücke» und kleiner Münze, mittelst Tascheadted» > i» der Petersstraße, am 27. vor. Mw. Mittag«; l «l» Maaasjaaaet von grauem Stoff, abgetragen, mit zwei schwarze» Steinnußknopfen, Seitentascheu und schwarzem — tu den Laschen befand sich ei» Notizbuch mit diversen ikatte», sowie eia rothbaumwolleue« Taschentuch» — au« Niederlage in Ar. SO der Laucharr Straße, au demselben Hachwillna» ^elu« Pferdedecke, grau-, roth- und brauugestrelft und mit roschke».«erei»«stempel vrrseheu uud eiue dergleichen, grau- defekt, voa eiuem Droschkengeschirr, welche« au der Ecke der ! Wilhelm, «ud Lrudtstraße gestand«» hat» »ur nämlichen Zeit: ei» Paar -«»«schätze von Ralblrder, au« eiue« Verkaufs- I» Ar S2 der Llbertftraße, am 28. vor. Mw. Larmitta-«; ,U>) ei, Rack von duukelblauem fringerieften Stoff, mit riuer >»«psr» uud schwarzem Futter, au« dem Borsaal einer i» Ar. 6 der Lhomasiu-straße, am gleiche» Lage Nach. II) ei» Muterstberzieher von schwarzem Diagonal, mit letkrageu, zwei Reihen RnSpsen und schwarzem Wellatla«- — i» den Lasche» befand sich «in weiße« T«sche»t«ch, ein eidenw Halstuch und eine Ctgarrcusvitze v«n braunem — an« de« Aeftaurattonslocal t» Ar. 1 der Schützeustraße, »selbe» Lage Abend«; U) ei» Stück Speck, etwa S Rilo schwer, au« eiuem Geschäft«, vle i» Ar. 62 der Elisenstraße vom 27. bw 29. vor. Mw.; IS) zwei Blechkrüge, je 1'^ Liter Milch enthaltend, au« einem "'««gen, welcher i» der Harwrtstraß« grstaudr» hat» am 29. vor. S»n»ittag«; 14> «in Rederrtetzer von blaue« Flocouu«, mit schwarzem »ttkrag». Seuentasche» mit Patten »ad schwarzem Wollatla«. — i, de» Laschen befaude» sich ei» Paar gelb« Plaeühand- i —sowie ein uiedrtger schwarzer Fitzhut «it de« Firmen- „0. ?. Aklmmme. Vriädeig", an« einem Corridor in Ar. 1b o , ... pruste, a» »emseib«, Lage Mittag«; I.U) «bw Merue Ldltvdervhr «st Seeuude, geriefwr Rücksrii« em Schildchen t, der Mitte, nebst langer sein» kette» an« einem Rüche, ra»me l» Ar. SS der »stmte. am ^«ltcheu Lage AachmMnas; ^«j» Bularddad von Elfenbein «st schworze, Streifen» an« «^rationslocale t, Ar. 24 d« Südstrnß», « gedachtem »lh «w >1a»»«r»ck von blangronem Stoff, mit dnnkelgronem E, «d rin Paar Hof«, von ^nm« Zwillich, fast m». ein .derPeich«, all?ein -«g»«t von grane» Swffe und «Vwmp T>ch»> Dl, ei» Itack von dlanem Lnch und «tu Paar e Strümpfe» mW einem Renda» am D-sener Rocht v«u ». «m SO. me. MM.; »nd vwiHearrlrde Bettüderzüge und ckm ge- von eine» Lwcknchla-t an der Hiüerstrahe am von ftirtem branne, Stoff, mit zwei Reihe» schwarzen staurattonslocal in und Settrntaschrn, mW de« Re» 41 am Renmarkt an demselben Lage Abend«; 20) ein Fünfmarkschein «uw einer Wohnung in Nr. 21 der Johanne-gasse vom 80. vor. bi« 1. ds». Mw.; 21 > eine Geldsumme »«« 2V in einem Füufmarkstücke in Sold, zwei ebensolchen in Silber, einem Lhaler und einem Zweimark, stücke, au« einer Schlafstnb« tu Nr. 18 der Windmühlraftraße» in derselben Zeit; 22) eine silberne Shliuderuhr mit Secunde, geriefter Rückseite mit Schildchen tu der Mitte, in welchem die Buchstaben ?. kt. ein» gekritzelt sind und mit der Ar. 481279b, nebst kurzer Talmtkette, einem Betrunkenen ans der Zeitzer Straße, i» der Nacht vom 1. zum 2. ds«. Mw.; 25) eia Geldtüschche» vo» gelbem Leder mit MesstnaschlSßchen, enthaltend ca. 2V ^Ül, in Lhalern, Koeimark- »yd Markstücken, ferner ein Seldbetraa von 1V ^ in SUber-, Nickel- uud Rupfer- münze, ein Wiuternderztetzer von schwarzem geriesten Stoff, mit Sammetkragen, zwei Reihen Ruäpfe», Seitentaschen mit Patten «nd schwarzem rothgestreiften Futter — in den Taschen befanden sich ei» Paar braune Glacehandschuhe und ein »igarrenetui von schwarzem Leder, mit blanseidenem Futter, enthaltend zwei Pfand- scheine — an« einer Schlafstube in Ar. 63 am Brühl, am 1. ds«. Mw. Vormittag«; 24) ein Midcheupaletat von rehbraunem winterstoff, mit zwei Reihen braunen Sieinnnßkuöpiai, Sejreiitaichen «it Patten uud Passepoil von braunem Atlas, an« dem Vorsaal einer Wohnung tu Ar. 39 der Nicolaistraße, am nämlichen Lage Abend«; 2b) ein Geldtiischcheu von schwarzem Leder, »aihaltend etwa »9 in einem Zwanzigmarkscheine, einer Rrone uud diverser Silbermünze, sowie ein goldene» HemdenknSpfche« und rin Zehntellaa« Nr. 33,780 znr nächsten sächsisihen Lande-lotterie, mittelst Tascheudiebftatzl« in einem «eschäswlocale tu Ar. 38 der Petersstraße, am 2. ds«. Mw. Nachmittag»; 26) ei» silberner Sdeisel-ffrl. gez. S. 8. 8., an« eine« Rüchrn» ranme in Nr. 16 der Lortzingstraße, am 18. vor. Mw.; 27) ein Wtnterüberzteher von dunkelbraunem glatten Stoff» mit braunem Samnietkragen, riuer Reihe Lnöpse«, schwarzem Futter und Stahlkettchen al« Henkel — in den Lasche» besandca sich eia Paar graue wildlederne Handschutze — an« dem Las- au der Pleiße 6, « der Nacht vom 2. zum S. ds«. Mw.; 26) ein kalblederne« Schohlede* von einem Rraukensahrstnhl, welcher in der Flur de« Hause« Slockenstraß« 7 gestanden hat, am 2. ds«. MW. Nachmittag«; 29) ein Pefzkraaeu von langhaarigem schwarzen Pelz» au« eiuem Lanzlocal in Ar. 62 am Brühl, am 3. ds«. M». Abend«: 30) ein Winterüberzieher von schwarzem pockigen Stoff, mit Sammetkrage«, zwei Reiben Rnöpsen und Schooßiasche», an« de« Apollosaale zu derselbe» Zeit. Wahrnehmungen über de. Verblieb der «stoh ^ . d« Lhister sind «»-«sämut bet nuferer Lriminat- PR »«ei« p, briug». «kdd^>, «u G Decemder 1882. ^ Dad P«lizei-P«t der St«dt Leipzig. J.V.: Znich vo^Raih. Raeschke' »lrntt, Nichtamtlicher Theil. HSnrl und Lichter. Im preußischen Landtage hat sich die Majorität der Fort- schritttpartei für Hiinel und im deutschen Reichstage für Eugen Richter erklärt. Wa« folgt darau«? Daß die Fort- schnttler im Landtage von Denen, weiche im Reichstage sitzen, verschieden sind. Nein! Da» abweichende Ergebniß hat vielmehr lediglich seinen Grund darin, daß di« Fortschritts partei i« Reichstage stärker vertreten ist, und zwar erst seit den letzten Reich«lag«wahlen. Die neuen Abgeordneten der Fortschritt-partei im Reichstag« haben ihre Wahl zumeist der Rührigkeit der Agitation Eugen Richter'« zu verdanken und deshato ist e« selbstverständlich, daß diese Herrn Richter nicht im Stich lasten, und wenn sie auch gegen seine Taktik Be deuten haben. Die Einigkeit der liberalen Partei ist sicherlich auch der Wuusch der «eisten Abgeordneten, welche gegen den Hossinann'schen Antrag gestimmt haben, und sie konnten sich um so leichter für die Richter'sche Resolution entscheiden, «eil ja durch dieselbe da« Zusammengehen mit dm übrigen libe ralen Fnictioam nicht ausgeschlossen ist. Bon der Fortschrittspartei de« Reichstage« warm am Abmd de« 1. December 48 Mitglieder versammelt, welche i» einer fünfstündigen Sitzung darüber berathschlagten, ob die vorbrralhnng wichtiger Angelegenheiten durch Delegirte der drei liberalen Fraktionen wie viSher auch ferner statt« finden oder ob man, wie Richter wünscht, jede Fraktion ihren eigmm Weg gehen lassen solle. Man hat darüber hin uud her debattirt und schließlich hat die Meinung Richter'« mit 33 gegen 13 Stimmm dm Sieg behalten. E« ist interessant, die Namen Derer kennen z« lernen, weiche sich für und welche sich argen Richter erklärt haben, und in der Hauptsache sind wir in der Lage, diese Namen zu »mnen. E» stimmten gegen Richter: Büchtemann, Büchner, Ahlhorn, Dirichle», Herz. Hirsch, Ropp, Klotz. Poppelier, Rademacher und Hoff man»; für Richter stimmten unter Andern: v. Saucken, Träger, Munckel, Möller. Parrisiu«, beide Herme«, Philipp«, Lenzmann, Wendt: abwesend waren «. A. Günlher, Neßler, Rarsten, Münch. Bircbow und HLnel. Diese Namen genügen vollständig, um die Thatsache zu beweisen, daß die Fortschrittspartei :m Renh«tage eoenso in der Auflösung begriffen ist wie im preußischen Landtage und daß trotz de« scheuzbaren Siege« Eugen Richter'« in der Fort- chrittSsraction de« Reichstage« seine Niederlage in seiner fraction de» Landtage« durch da« Ergebniß der Sitzung der sraction vom 1. December lediglich bestätigt worden ist. Zunächst verdient hervoraehvben zu werden, daß von dm 61 Mitgliedern der F»rtsch,ltt«part«» welche im Reickwtage sitzen, am Abmd de« 1. December nur 46 an der wichtigen Sitzung theilnahmen; e» iü «ls, wobl unzweifelhaft, daß die Kehlenden» soweit sie nicht am Erscheinen verhindert waren, wie der krank Bircho», nur deshalb arwbliebm, weil sie nicht dichter stimme» wollte». Daß «in großer Theil der fortschrtttlubeu Abgevrdnetm persönliche Sympathien skr Richter hmt. ist s« natürlich, daß «an sich im Geamthnl darüber wandern müßte, wenn es nicht der Fall wäre. Richte, hat sich so «uzweiselhaft« Verdienste um die Partei eiwvrbm, daß e» höchst «»dankbar von seinen Pertrigenvff«» wäre, wen« sie dieselben so leicht vergeffen könatm; aber daß trotz dieser so erklärlichen Sympathien dennoch ei» großer nnd nicht der unbedeutendere Theil der Fortschrittler die Richter'sche Resolution verwarf, ist der best« Beweis dafür» daß Engen Richter sich vv« seinen Freunden nahezu lsolirt hat und Wege Verfolgt, aus denen er sich bald ganz vereinsamt finde« wird. Richter ragt durch seine unge- wövulichen Fähigkeiten weit über die meisten seiner Parlei- grnvflr« empor; aber gerade diese« persönliche Uebergewicht rathStiscbe erregt hat wie das Ricbter's. Der große Unter schied zwischen beiden Parteiführern liegt aber darin, daß Hänel die liberalen GrsichtSpuncte als die maßgebenden angesehen hat und erst in zweiter Linie den Sonderstandpunci der Fortschritt-Partei. Die natürliche Consequenz dieser Anschauung war da« Streben, mit den übrigen weiter rechts sitzenden Liberalen zusammenzugehen und daS aufzusuchen, wa rme Einigung berkeiführen könnte, statt die Meinungsver schiedenheiten mit Fleiß auf die Spitze zu treiben. ES ist erlaubt, dieses Verfahren politisch zu nennen im Gegensatz zu dem starren Festhalten Eugen Nichter's am Fractionvprogramm, wa» al» unpolitisch bezeichnet werden muß, weit der Zweck eine Mehrheit gegenüber der klerikal-conservativen Coalition zu bilden dadurch vereitelt wird. WaS Hilst eS, wenn bei dm Abstimmungen die Fortschrittspartei stet- geschloffen gegen die Mehrheit stimmt und dadurch eben doch nur Niederlage ans Niederlage gehäuft wirdl Au» diesen, Grunde war der „allgemeine liberal« Brei", wie Richter die Vereinigung aller Liberalen höhnend genannt hat, gerade da» Gebilde, welche» die Aussicht auf eine libe rale Mehrheit im Landtage gewährte, und mochte diese auch auf Kosten de» einen oder anderen Proarammpuncte» der Fortschritt-Partei erreicht werden, so war sie doch ein großer Gewinn zu nennen im Vergleich mit der Niederlage, welche Eugen Richter und Genoffen bei den letzten preußischen Land tagswahlen ganz wider Erwarten erlitten haben. DaS, was Hanel in Neumunsier angeregt hat, ist auf fruchtbarm Boden gefallen und wird Früchte tragen früher oder später, obgleich Eugen Richter am 1. December scheinbar einen halben Sieg gegen Hänel errungen hat. DaS, worauf e» ankommt, ist nicht, daß noch ein Bruchtheil der bisherigen Fortschritts partei im Reichstage bei den Abstimmungen noch zusammm Mt, sonder« daß sich bei den Wählern, die Urberzeugung ihz- bricht «nd befestigt, daß nur durch- einheitliche« Zu- itmeüttmsm aller Liberalen ei« Wirkliches in di« Wagschal« salleMws Resultat erzielt werden kann. Der Zusammenhang der Mitglieder der Fortschrittspartei ist im Landtage ebenso zerriffen wie im deutschen Reichstage, die SS Anhänger Eugen Richter'«, welche die Abstimmung vom 1. December ergeben hat, ändern daran nicht». Der Bruch pviscken den früheren fest zusammen haltenden Ge sinnungsgenossen ist da, und der läßt sich durch die noch ver einigte Mehrheit nicht au» der Welt schaffen, vorausgesetzt daß diese Mehrheit noch bis zum Schluß der ReichStagS- sessiou auSharrt, wa» unS sehr zweifelhaft erscheint aus den obm dargelegten Gründen. Diese Sprengung der Fortschrittspartei ist ein Zeichen, daß die alten Partciunterschiede heute ihre Kraft verloren haben; die Zukunft drängt unaufhaltsam auf Parteineubil dungen bin und die naturgemäße Parteigestaltung ist — wenn auch vielleicht erst in ferner Zeit — die Vereinigung aller Liberalen. So lange Conservative und Ultramontane einander feindlich gegenüberstanden, konnte sich die liberale Partei den FractionSluxuS gestatten, heule ist die FractionSzerklüstung Selbstmord, denn lebensfähig ist der Coalition der Conscr- vativrn und Klerikalen gegenüber nur ein einheitlich organi- strteS Ganzes, «in« liberale Partei, welche die Mehrheit be freien, unabhängigen und gemäßigten Bürgerthums in Stadt und Land hinter sich hat. Leipzig, 5. December 1882. * Au» Berlin wird un» vom Sonntag geschrieben: „Wie ich Ihnen bereits telegraphisch meldete, hat am Frei tag in der FractionSsitzung der Fortschrittspartei de» Reichstags, welche sich bi» in die tiefe Nacht hinzog, Herr Eugen Richter über Herrn Haenel einen Sieg davongelragen. E» ist indessen ein PyrrhuS-Sieg gewesen. Wenn schon z» berücksichtigen ist. daß über ein Dutzend Mit glieder der Partei gefehlt haben, so wiegt e» noch besonder schwer, daß die Herren, welche gegen Eugen Richter ihre Stimmen abgabea, der Qualität nach weitaus bedeutender sind als feine Anhänger, unter denen sich besonder» die Berliner befinden und diejenigen, welche ihr Mandat vor Allem dem Einflüsse und der Thättgkeit de« Herrn Richter verdanken Auch ist hervorzuhebcn, daß c» bereit» dazu ge kommen ist» daß Herr Richter für den Fall, daß di« Ent scheidung gegen ihn auSfallen sollte, mit dem Austritt an der Partei gedroht hat und daß eS sehr Viele auf diese Eventualität nicht ankommen lasten wollen. Vor Allem aber beweist Nicht» so sehr die Auslösung, in der sich die Partei bereit- befindet, al» daß die Einzelnen nicht mehr geneigt sind, sich dem Votum der Majorität zu unterwerfen. Herr Hänel hat sich noch nickt entschieden, sonder» sich eine Erklärung über seine fernere Stellung zur P.rtci Vorbehalten. Aus zuver lässigster Quelle erfahren wir, daß Herr Hänel bereit- mit dem Plane umgeht, gegen die Richter-ParisiuS'sche Corre- spondeoz eine eigene Correspondenz für die Ver tretung seiner Grundsätze zu gründen. Im Uebrigen ist bereits während all dieser Vorgänge innerhalb der Fort schrittspartei sehr wohl bemerkt worden, daß gerade die fort schrittlichen Blätter am schlechtesten unterrichtet waren; mögen sie nun Unwahre- absichtlich gemeldet haben, oder weu sie es nicht besser wußten. Thatsache ist, daß die von dem Abg. vr. Alexander Meyer revigirte Tribüne, da» Organ der Secessionisten. sich am unterrichtetsien Uber die Affaire Hänel-Richtcr gezeigt hat, wa« man wohl nicht mit Unrecht auf nähere Beziehungen zwischen den Herren Hänel und Meyer zurückgeführt hat." * Wir aebeu nachstehend noch den Eindruck wieder, welchen die Vorgänge in der Fortschrittspartei auf dir Re- Gerung gemacht haben. Dw „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt an der Spitze ihrer SonntagS-Nummer: Die Zeitungen berichten über Vorgänge innerhalb der Fort- schrittspartei. welche den Ahe ordneten Engen Richter zunächst der- M Hab«. dH er stch wie ÄEe« «»Send in sei« t*" j»r«stz»»V» hat. «,e bei allen große, Vtaaitacttonen. deren «erdiriinna k«m Geheimuiß der Labinette anvertraut Ist, lauten die Berichte noch sehr zurückhaltend, und wa« mit einiger Bestimmt- he,t versichert »mb«, ist »jcht ohne Dement, gebliebru. Gleich. Auflage L7,S0O. Atzsuunornlsprels vienelj. 4'/, tuet. Bnngeriodn - Mk.. durch die Post bezöge» 6 Ml. Jede einzelne Nummer 2b Pf. Belegezempiar 10 Ps. Gebüdre» ,«r Extrabeilage» Ohne Poftbesvrderuag 39 Ml. »it Poftbeiörverung 48 Mk. Inserate Lgespaltene Petitzelle 20 Ps. Gräser« Schritten laut unserem Preis- Verzeichnis- Labellanscher Sag nach HSHerrm Laris. Lttlamea unter ürn Ur-artiowkrich die Svaltzeile 50 Pf. gmrrair sin» ster« an die Gppediklo» zu ieaoru. — Rabatt wird »ich, gegevea. Zahlnug pnwaumeranü» oder durch Post, aachuahme. 76. Jahrgang. ist ihm verderblich geworden, weil der Geist der Opposition, Welcher die Partei beherrscht, sich auch leicht gegen ein her vorragende- Parteimitglied richten kann, da- seine geistige Uebrrlegenheit in rücksichtsloser Weise zur Geltung bringen will. Wir wollen keine Vergleiche zwischen Richter und Hänel anstellen: aber daS Auftreten de- Letzteren im Reichstage und wohl glauben wir annehmen zu können, daß r« sich um die Be ziehungen der Fortschritt-Partei zu den Secessionisten und da« weitere Berhältniß diese« Lonsortiums zu den Nationalliberalen ge- handelt hat. Wir bekennen unS zu dieser Annahme, weil schon während der Wahlen die Forderung, daß eine Berständung der ge- nannten Fraktionen für die parlamentarische Actio» gesucht werden müsse, erhoben und von den Herren Professor Birchow uud E. Richter unter geringschätzigen Seitenblicken aus die „Dämmerung-liberalen" bestritten wurde, von dem Abg. Richter sogar mit sehr thatsächlichem Widerspruch. Die Sache mußte nothwendig zu einem Au-trage gebracht werden, welcher, wie es scheint, den Wideripruch Richter'« bei Seite geschoben hat. Bei der lebhaften Natur dieses Parteimanae« und den dicta- torischen Gewohnheiten desselben ist sein Schmollen begreiflich. ES wird wohl aber Niemand so naiv sein, zu glaube», daß durch die gegen ihn herbeigesührte Entscheidung die Fortschritt-Partei ihre Tendenzen Preis zu geben beabsichtigt habe, oder daß «S möglich sein werde, die drei Fractiouen nunmehr in gleicher Linie avaucireu zu lassen. „Leicht bei einander wohnen die Gedanken" — und so mag e« eben auch dem Herrn Professor HLnel sehr leicht scheinen, sehr heterogene Bestrebungen in den einen liberalen Gedanken zusammen- zufassen, wozu noch kommt, daß die den parlamentarischen Fraktionen so sehr zusagende Neigung des Diplomatisiren« über die mögliche» praktischen Wirkungen irre geführt hat: im ersteren Falle sanguinische oder wohlwollende Charaktere, im anderen die seinen Staatsmänner. Aber Herr Richter ist onS immer so sehr als die Jncarnatioa de« Fortschritts erschienen, daß, wenn er sagt: es geht so nicht, wir fest davon überzeugt sind, daß er weiß, wa« seiner Partei möglich ist und was nicht, und wir halte» dafür, daß er durch seine Rück- sichtslosigkeit in der Parteiconcurrenz der öffentlichen Sache einen großen Dienst erweist. Wenn er jetzt von dem Diplomatisiren nicht« hören will» so weiß er ebenso gut wie die Anderen, daß er mittelst desselben unter Um ständen eine wirksamere Loalition herbeisühreu kann, z. B. zwischen Fortschritt und Lentrnm — trotz des diametralen inneren Wider- spruchS. Wenn er aber von Anbahnung einer Perständignna mit den Nalionalliberalen nicht« wissen will, so gründet sich seine Anti- pathie auf das klare Bewußtsein der Unmöglichkett nnd aus di« Be- sorgniß, daß die Bermittluna-versuche da« demagogische Prestige der Fortschrittspartei lediglich erschüttern könnten. Fortschritt und Secession gehen stramm ans de» Parlamen tarismus lo«, ans den Parlamentarismus aaoa pdrnse, mit allen dem Rsnigthnm prtjudizirlichen Lonsequen-ru de« parlamentarischen Regiment«: Bamberger steht in Bezug ans die Socialpolilik im schroffsten Gegensätze za Herr« v. Bennigsen. Eine ganze Reihe anderer Fragen sind eben so viele Dlfferempnncte zwischen der Linken und den Nottonalliberalen. Wenn also Herr Richter sagt: e« geht nicht, — <» wird die Erfahrung sehr bald zeige«, daß er «K hat »nd recht behalten wird, «e»n dt« Fovtschrtttchmrtri nicht stch sewst ans^ir» »Ul. »nd dicheniör», vmlchr sich «tztz. et»a »ach in Illusionen gefallen, werden sich später über LLnschungr« ntth» beklagen können — warum haben sie sich von Herrn Richter nicht warnen lassen. - - * lieber die Behandlung de« ReichshauShaktsetatS ist bereits eine Einigung unter den drei liberalen Fractiouen erzielt. Es werden durch Amendements alle Puncte, welche sich im Aaleihegesetz auf den gemeinsamen Etat beziehen, auszuscheiden beantragt» und demnächst soll nur der Etat pro 1883—84 berathen werden. Die An wesenheit LeS Fürsten BiSmarck wird bei der Generaldebatte bestimmt erwartet, indessen hofft man, daß trotzdem für den Vorschlag der Liberalen sich eine genügende Mehrheit im Hause finden wird. * Die 8. Commission de» Reichstage» hat am Freitag ihre Arbeiten wieder ausgenommen und die Beratbungen über da» Gesetz, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, fortgesetzt. Den Gegenstand der Verhandlung bildeten die Einrichtungen der OrtSkrankencaffen. tz. 28 der Vorlage, der sich aus die Bildung de- Reservefonds bezieht, wurde nach kurzer Debatte mit einem lediglich die Fassung betreffenden Zusatz angenommen. Zu 8- 29, der sich mit der Frage beschäftigt, wa» zu geschehen hat, wenn die Einnahmen der Caffe zur Deckung ihrer Ausgaben nicht auSreichen oder die IahreSauSgaben übersteigen, hatte der Abg. v. Maltzahn- Gültz eine neue Fassung vorgeschlagen, welche auch von den Vertretern de- BunbeSrathes als eine Verbesserung der Re gierungsvorlage anerkannt wurde. Ter Antrag wurde dann auch nach längerer Debatte mit einem Unterantrag de- Abg. Hirsch angenommen. Dervon der Wahl deSvorstandcs handelnde tz. 30 wurde in der Fassung dck Regierungsvorlage ange nommen, nachdem ein Antrag deS Abg^ Hirsch, nach welchem der Vorstand au- der Zahl der Caffcnmitglieder gewählt werden sollte, abgelehnt worden. Für diesen Antrag stimmten die Liberalen mit Ausnahme de« Abg. Lenzmann. Ebenso wurde der die Befugnisse und die Legitimation de« Vorstandes regelnde tz. 3l angenommen, sowie der die Befugnisse der Generalversammlung regelnde K. 32 und 33, welcher von der Zu sammensetzung der Generalversammlung handelt, veranlaßte ein« längere DiScussson. Sowohl bezüglich der Fälle, in welchen die Generalversammlung au« Vertretern bestehen soll, al« hinsichtlich der Stiinmbcrechtigung der Frauen traten ver schiedene Auffassungen hervor. Schließlich wurde die Regie- rungSvorlage mit VerbcssernngSanträgen der Abgg. Gulsteisch und Eberly angenommen. Nbgelehut wurde ein Antrag de« Abg. Lobren, nach welchem nur männlichen Cassenmitglieder» ein Wablrecht eingeräumt werden sollte. Ohne oder nach kurzer Debatte wurden alsdann die Paragraphen 34—38 angenommen. Längere Zeit wurde Uber tz. 39 verhandelt, nach welchem die höheren Verwaltungsbehörden unter den von den Centralbehvrden feftzusetzenden Voraussetzungen an ordnen können, daß die OrtSkrankencaffen, statt für die einzelne Gemeinde, für mehrere Gemeinden gemeinsam, oder für einen grösseren Communalverdand errichtet werden. Von liberaler Seite wurde die Regierungsvorlage einmal in der Richtung bekämpft, daß die Beseitigung der den Crntralbebörden sLandeSverwaltungen) zugewiesenen Befugnisse verlangt wurde. Sodann wurde eine grössere Selbstständigkeit der einzelnen Ortskrankencaflen bezw. Communalverbänd« beansprucht. Als dann wurde die Debatte abgebrochen. * lieber die au- dem Königreich Sachsen ein » gegangenen Petitionen gegen den Impfzwang, deren wir bereit» erwähnt haben, wird der Abg. vr. Thileniu», ein Verfechter de« Impfzwang»», und der ultramontane Abg. vr. Westermeyer, ein bayerischer Pfarrer und euragirter Gegner de« Impfzwanges, dem Reich«tag Bericht erstatten. Man erinnert sich, daß im Sommer au« Abgeordnetenkreise« da« Gerücht colportirt wurde, e« seien Bereinbarungen unter ReichStagsmitaliedern aller Parteien getroffen, um unver züglich nach Wiederbeginn der Sitzungen einen Antrag auf Suspension de« Impfgesetze« und Einsetzung einer wissen schaftlichen Commission zur näheren Prüfung der Frag« ein zubringen. Indessen hat bisher von der Verwirklichung dieser
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