Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188311226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-11
- Tag1883-11-22
- Monat1883-11
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1883
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Reßscti«» und Lrvrditiu« IohannrSgasie 33. SprechKuu-ei» der Redarti«»: BormittagS 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. k»r U-WUl»«»» -»««laadrn M-milcrw«« »»cht sich Ui U«»«cN»» mchl »rrt>»»t»ch> >na«H»e »er für »ie urchftk«l,e«»e N«««er »efti««teu Inserate an küochcntagrn di» 3 U»r Nachmittag«, an San«»» nn» Frsttapen srkh dt« '/,S Uhr. 3« de« Filiale« für Zas.-Annahme: vtta Nie««, UniverfitätSstraße 21, L*»ts Lisch«, Kathariaenstraß« 18, p. nur dt» '/,« vhr MWger.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LS L00. Adonnnaeat-vrris viertel,. 4'/, Mit. ivcl. Bringerlobu 5 Mk., durch die Po» bezogen 6 Ml. Jede »inzelne Nummer 20 Ps. Belegexnnvlar 10 Ps. Gebühren iür Extrabeilagen Ohne Postbeiörderung 39 Mk. »tt Poftdesörderung 48 Mk. Inserate -gespaltene Petitzeile SO Pf. Gr-ßrre Schriften laut »nierem Prri«. verzeichmh. Ladetlarischer «.Ziffernjatz nach höherm Toris. ^ 32«. DonnevStag den 22. November 1883. Kerlmaen unter dem Redaktion,strich die Svaltzeile 50 Pf. Inserate sind sters an die i-xpedttian zn sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlaag pr»eoomer»o,ic> oder durch Post- »achnavme. 77. Jahrgang. Zur gtfalligkn Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Freitag, den 23. November, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpedMon de» I.elprlxer ^'axedlutte-. Amtlicher Thetl. Der Vorberritung-gotte-dienst für den zweiten dies jährigen Busetag findet Donnerstag den 22. d. MtS. AbeadS <t Uhr und zwar nur in der Thonia-kirehe statt Leipzig, den >4. November 1883. Die Lircheninspeclioil für Leipzig. Der Superintendent. Der Rath der Stadt Leipzig. Vekamilmachnng. Da« 1t. Stück des diesjährigen 0) sitz- und Verordnungs blattes für da- Königreich Sachsen ist bei unS cingegangen unv wird bis zu« O. Decembrr dsS. IS. aus dem Natb- hau«saale zur Einsichtnahme öffentlich auSbängen. Daffelbe enthält: Nr. 43. Bekanntmachung, die künftige Benennung der « Erziehungsanstalt für blödsinnige Kinder in HubertuSburg betreffend; vom 2. Oktober >883. Nr. 44. Verordnung, die Sicherung der telegraphischen und telephonischen Leitungen gegen Betriebs störung dnrck andere elektrische Leitungen be treffend; vom 12. Oktober 1883 Nr. 4L. Bekanntmachung, die Verlegung der Lander- Heil- und Pfleganstalt für Epileptischkranke von König-wartha nach HubertuSburg betreffend; vom 18. Oktober 1883. Nr. 48. Bekanntmachung, die Eröffnung deS Güter verkehr« auf der Theilstrecke Sckmiedeberg- Kipsbors der HainSbrrg-DippoldiSwalve-KipS- dorser Gecundaireisenbähn betreffend; vom 22. Oktober 1883. Nr. 47. Verordnung. Ernennungen für die I. Kammer der Ständevcrsammlung betreffend; vom 22. Octobcr 1883. Nr. 48. Bekanntmachung, eine Abänderung der Beilage X zu dem zwischen dem Königreich Sachsen und dem Fürstentum Neuß älterer Linie behufs der Regulirung der gemischten Parockial- uno Schulverbältnisse unter dem 10. Mai 1880 abgeschlossenen Recefle betreffend; vom 29. Ok tober 1883. Nr. 49. Bekanntmachung, die Errichtung eine- AichamtcS in LeiSnig betreffend; vom 10. November 1883. Nr. LO. Verordnung, die Veranstaltung einer nndcr- wrilrn ErgänzungSwahl für b»e II. Kammer der Ständeversanimlung brtrrffcnd; vom 12. November 1883 Nr. 51. Bekanntmachung, die Eröffnung deS Betriebes der Theilstrecke Mehltheuer-Altstadt-Weika der Mehltheuer-Weidaer Secundaireifenbahn de treffend; vom 7. November 1883. Leipzig, den 19. November 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndtin. Stöß. Verpachtung eines Werk- und Lagerplatzes. Wir haben beschlossen, den Zuschlag de« am 7. dS. Monats zur a«der»ette» Verpachtung als Werk» «ud Lagerplatz versteigerten, zeither an Herrn Zimmrr- meister Mvbiu» verpachtet gewesenen ThcilcS der zwischen da Berliner Straße und dem Güterfabrweg nach dem Ber liner Bahnhöfe gelegenen städtischen Pareelle Nr« 278S für die daraus gethaaenen Gebote abzuiehaen. 2» Gemäßheit der Brrsteiaerungsvedingungen entlassen wir daher die Bieter hiermit ihrer Gebote und sehen gleichzeitig zur sofortige» gegen vierwScheutliche KEudtguag erfolgenden Verpachtung de» bezeichnelcn ParcelleutheileS von >968 qm Flächengehalt srrnerwriten ÄerstrigerunqStermin aus Souuabend, de» 2». ds. Mou., Vormittag- 11 Uhr an RatbSstelle, RakhkauS I Etage, Zimmer Nr. 17, an. Die VerpachtungS- und BerstetgernngSbedingungen können schon vor dem Termine auf dem großen Saal de« Rath hause« eingesehen werben. Leipzig, den 14. November 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Di-. Tröndtin. Stütz. Ltzonmsschnle. Anmeldungen von Schülern, welche zu Ostern 1834 ln die Sexta der LhomaSschule eintreten sollen, werde» DienStag. den 27. und Mittwoch, den 28. d. M. vou 9—13 Uhr vormittag« entgegen genommen. Leipzig, am 21. November 1883. Vr. J«m,«a«U. Nichtamtlicher Thetl. vrr Rücktritt Lhallemel-Lacour's. Ein längst vorauSgesrheneS Errigniß, ist der Rücktritt de« französtschen Ministers de» AuSivärtigen nunmehr zur That- sache «üi»»rd«n. Die Form der Amtsniederlegung wurde mit all« Pvrflcht so gewählt, daß die geschäftige Kama, welche sich «ut« d«» Ministerium Kerry stet« beflissen zeigte, über »lh de« Ministerium« herrschenden Zwist zu be- .. W Gelegenheit fand, um ihre Mitibeilungen zu lte». Eballemel - Lacour spricht ausdrücklich sein Be dauern darüber an», daß er sich von College« trennen müsse, deren Charakter ihm Hochachtung rinflöße und mit denen er ich stet« in Uebereinstimmung befunden habe. Da« ist freilich bitter, aber r« liegen Anzeichen vor, au« welchen zu ent nehmen, daß diese rührende Eintracht unter den Ministern nicht immer bestanden hat, zumal zu der Zeit nicht, al« noch General Tbibaudin unter ihnen weilte, fiebrigen« hat Herr Eballemel den denkbar günstigsten Zeitpunkt getroffen, um seinen längst gehegten Rücktritt-plan au-zusübre». Alle« ist beglichen vi« aus die verkängnißvolle Tonkinaffaire, unk wenn da« Gerücht von der Räumung BacninhS sich bestätigt, welche« sich der „New Dork Herold" an« Hongkong tele« graphirrn läßt, so bezeichnet der Rücktritt Eballemel'S zugleich die Morgenröthe de« wieberlehrenven Frieden« in Ostasirn, denn Bacninh war ja seil langer Zeit die gefährliche Stelle, an welcher der NuSbruch von Feind seligkeiten die chinesische Kriegserklärung zur Folge haben sollte. E« darf bei diesem Anlaß daran erinnert werde», daß vor längerer Zeit schon einmal die Räumung Sontay'S irrthümlich gemeldet wurde, also darf man dieser letzten LensativnSnachrichk de» amerikanischen Blatte» nicht all;» fest vertrauen. Ein so plötzlicher Umschwung in der Situation dürfte auch kaum aus dem Umwege über New-Dork zuerst bekannt werde», die Franzosen haben da» nächste Interesse daran, derartige wichtige Nachrichten zu verbreiten. Möglich wäre cS allerdings, daß ihnen da-, wa« zu ihren Gunsten sich entscheidet, ihnen selbst zuletzt bekannt wird. alS Ent- schulbigunaSgrund müßten dann die grundlosen Wege gelten, welche die Handhabung deS Kundschaflerdienstc» nicht gestatten. Ni», ist cS aber Thatsacbe. daß im Ausschuß der fran zösischen Deputirtenkammer für die Tonkincredilvorlaae die allerschlinimslen Dinge zur Sprache gekommen sind, so daß man sich bereit« am lü. November da» Wort gab, unver brüchliches Gehcimniß zu bewahren über Alles, wa» im Aus schuß verhandelt worden. Am Montag haben Ferry und Peyron Mittbeilungen über die Sachlage gemacht, aber wenn sie die Räumung BacninhS berichtet hatten, dann würden die AuSschußmitgliedcr so wenig ihr Schweigen ausrecht gehalten haben, wie die Minister, dann hätten die Franzosen einmal wieder Gelegenheit zum Prahlen gehabt und die lasten sie nicht so leicht unbenutzt vorübergehen. Der Stand der Tonkinkrage ist also vermuthlich noch nicht rin solcher, daß von einer Beilegung dr« verderblichen Zwiste« die Red« sein kann, aber in anderer Beziehung hat Cballcmel- Lacour immerhin einen Erfolg aufzuweisen mW va« ist in Bezog ans Spanien. Die Ernennung de» Marschall« Gerrano am spanischrn Gesandten in Pari» ist ein Zugeständnitz an die französische Empfindlichkeit, wie e« sich Ehallemel nicht bester wünschen konnte, andererseits konnte Dieser nicht erwarten, daß der König von Spanien au« reiner Sympathie für Frankreich einen Gegenbesuch de« deutschen Kronprinzen in Madrid ablehne» würde, und wenn e« Ferry Über sich ge wonnen hat, im „National" von dem Kniesall zu rede», welchen König Alson« vor dein Fürsten BiSmarck gethan, so ist da« wohl weiter nichts al» «ine jener Fanfaronnaden und GaSconnaken. in welchen die Franzosen von jeher so stark ge wesen sind, von deren Mitschuld aber Eballemel-Laconr nicht sreizusprechen ist. Nun. der Umschwung ist auch in dieser Beziehung eingeleitel und Präsident Grevy glaubt die Heiß blütigkeiten seiner Minister nickt bester unv einfacher reparirrn zu können, alS wenn er während der Mcerfabrl Prinz Friedrich Wilhelm'« den Fürsten Hohenlohe und den Marschall Serrano, den deutschen und spanischen Botschafter zur Jagd nach Rambouillet einluv. Ein friedlichere» Bild für da« gegen wärtig so kriegerisch gesinnte Frankreich dürste nicht leicht zu finden sein, al« diese Iagdpartie. ES sieht fast so aus, al« machte der neue Minister de« Au«>rärtigen, Ferry, gute Miene zum bösen Spiel, nachdem er inne geworden ist. in welcher Weise der deutsche Kronprinz trotz aller Bemühungen der franzvstschrn Presse, ihm die Stimmung zu verderben, überall aus seiner Reise empfangen worden ist und welche Ovationen ihm die Italiener in Genua dargebracht haben. Tie Romanen aus der Appeninenhalbinsel sind nach der Meinung der Franzosen schon so entartet, daß nur noch der republikanisch gesinnte Theil der Italiener, die Anhänger der Irredrnta und die Gesinnungsgenossen Mazzini'« sür sie in Betracht kommen, aber da» Garibaldibankrlt, an welchem der BiceprSsidrnt der italienischen Kammer, Graf Pianchiani betheiligt war, ist denn doch ein gar zu magere« Äequivalent für den Emvfang de« deutschen Kronprinzen in Genua, das wird sich selbst der Heißsporn Ferry nicht ver hehlen. Und allem Anschein nach werden Valencia und Madrid nur gesteigerte Auflagen der Genueser Festlichkeiten bringen, rin Vorgeschmack vavon beginnt auch bei den Franzosen sich geltend zu machen, daher die Jagd in Ram bouillet. Eigentlich kann e« doch den Franzosen nicht ent gehen. daß sie sich bei dieser Gelegenheit einmal wieder unsterblich blamirt haben. Sie glauben immer, daß, wen» sie übler Laune sind, ihre SlammeSgenoffeu in Italien und Spanien auch auf daS Recht, sich ihren angenehmen Auf wallungen zu überlassen, Verzicht leisten müssen Nun aber gar die Ulanengeschichle. Wenn da« Ganze nickt geradezu albern und kindisch wäre, so könnte man sich darüber ärgern, so kann man nur darüber lächeln und den tollgewordrnen Franzosen eia gewisse« Mitleid nicht versagen DaS Ministerium Ferry ist jetzt an seinem dritten Ab schnitt angelangt. Der zweite begann mit dem Rücktritt Thibaudtn'S, und man muß sagen, daß der Verlauf diese« zweiten Abschnitte« über alle Erwartungen gut sÜr den zurückbleibenden Theil de« Ministerium« gewesen ist. Der gefürchtete Wieverzusammrntritt der Kammern, bei welchem sich da« inzwischen zusammengezogeae Gewitter über de» Häuptern der Minister sich entladen »u wollen schie», ist ohne all« Aufregung und zündende Schläge vorüber ge gangen; statt de» Sturze« wurde dem Ministerium ein Ver trauensvotum mit Zweidrittrlmajorität zu Theil uud Alle«, wa« die Herren in den langen drei Monaten, ohne di« Kammern zu befragen, gethan hatten, wurde einfach bestätigt Bei solcher Sachlage fiel natürlich der Antrag der Bona- partisten aus Erhebung der Ministeranklage in« Wasser, aber auch die Bemühungen, den Prinzen vou Orlean« da« Leben schwer zu macken, fanden keinen Anklang, und da« war viel leicht daS Klügste. denn sonst hätte der dadurch erregte Sturm da« Ministerium Ferry leicht von der Bildsläche hiuweg- wischrn können. Ob Ferry den dritten Abschnitt seiner ministeriellen Wirk samkeit ebenso glatt erledigen wird wie die beiden erste« uud wie lange dieser letzte Avschnitt dauern wird, bleibt abzu warten. Berechnungen mit Franzosen als Factoren auszu stellen, ist vergebliche Müyo, die werfen da« beste Exempel durch ihre Launen über den Haufen, wa« sonst überall di« Probe bestehen würde. E« genügt dr-halb. einen kurzen Abriß der Situation zu entwerfen: Nack allen Vorgängen ieht Frankreich vor einem Kriege mit Ehina. eine Brigade ist auf dem Puncl nach Ehina abzngebrn und die Shmesrn machen sich aus eine große Action gefaßt. 30,000 Mann sieben in der Nabe von Bacninh, 20,000 Freiwillige werde» in Hankau gesammelt, die Franzosen haben bereit« da» Bombardement von Kanton in Au-sicht genommen. Aus Madagaskar steht die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten auch unmittelbar bevor, dir Hvwa» wollen von Frieden nicht» wissen, da« zeigt der Empfang, welcher den au« Europa zurück.zekehrten Gesandten bereitet worben ist. Sie sind angeblich erdrosselt worben. Da» bedarf zwar noch vrr Be stätigung, immerhin aber stehen aus Madagaskar auch ernste Kämpfe bevor. Dom Congo unv vom Niger schweigt die Geschickte seil einiger Zeit gänzlich, und andererseits bat sick Kerry die größte Müde gegeben, um den politischen Horizont in Europa durch seine Taktlosigkeit zu verdunkeln. An Kühnheit, ja an Verwegenheit fehlt e» dem gegenwärtigen Leiter der auswärtigen Politik Frankreich» nickt, wenn er so fortsäbrt, wie er angcsangen hat. so giebl Va» für die Zukunft zu den schlimmsten Befürchtungen Anlaß. Leipzig, 22. November 1888. * Da» gute Einvernehmen zwischen Deutschland und der Türke! ist wieder in mehreren Fällen thatsäcklich zum Ausdruck gekommen. Der von dem General v. Kahler in Konstantinopcl auSgeardeitete Plan der türkischen Armee» resorm war einer besonderen Commission überwiesen wegen etwaiger mit Rücksicht aus örtliche Verhältnisse notsiwendiger Aenterungen. Die Eommifsion hat, wie man hört, solche auch vorgeschlagen, ebne daß die wesentlichen Beftandtthcile deS Kähler'scbeii Entwurf» davon berührt wurden. General v. Kähler hat sich mit diesen Vorschlägen einverstanden erklärt, und der sehr umfangreiche Bericht ist dem Sultan nockmal« vorgelegt worden. Dieser hat auch von den monatlichen Berichten, welche die in Berlin mit dem Unter richt der jungen türkischen Osficierr beauftragten deutschen Ossiciere erstatten, Kcnnlniß genommen. Der Sultan soll von den Berichten sehr befriedigt gewesen sein und hat den deutschen Ossicieren türkische Orden verliehen. Diese» iUtevff'Nte Wechsclverhältniß besteht auch außerhalb de« militairischen Bereiche«. E« find in Berlin neuerding« eine Anzahl von jungen Leuten au« Konstantinopel cingetrofsen, die in beiliner landwirtbschaftliche Schulen eintreten. Auch der vor Knrzttn zum preußischen Geheimen RcgierungSrath ernannte Herr von Wettendorff soll seinen Urlaub für einige vertrauliche Aufträge gut verwerthet haben. * lieber den Lande«hauShalt«-Etat für Elsaß- Lothringen pro 1884/8L. dessen Entwurf gegenwärtig dem BundeSraih zur Bcscdlußnahme vorliegt, berichtet die „Elsaß Lothringer Zeitung": Danach lchließt der Etat pro 1884'85 in Au-gab« und Einnahme mit 40,905,620 ab; bei dem Fond« für fortdauernde Ausgaben treten wcjentlich« ErliShungen ein. Bei den Besoldungen der Polizei Direktion um 54,500 bei der ArbeitShauSverwaltung nm 88,187 ^l, dagegen ist eine Mchreinuahme aut Arbeiten deS Arbeitshauses mit 10,600 angesetzt, für Renten und Kosten der Rentrnbegebnng 82,582 Die Livilpensioaen und Warte gelber der deutschen Beamten, welch« im leisten Etat erst eine Erhöhung von 220,000 verursachten, sind wiederum um 95,000 höher angefetzt. Diele Summe ist in Wahrheit viel arSßer, weil nian die Fond» für Penstone» von ehemals französischen Beamten, deren Wittwen und Waffen, wrlchr Pensionen naturgemäß alljährlich um 35,000 bis 36,000 fallen, in nahezu alter Höhe einstellte und durch BirrmentS für Posten deutscher Bcamten-Pen- onrn heranzvg. — Wesentliche AnSgabe.Berminderiingen werden «durch erzielt, daß man die drei Gteuerdirrctionen Metz, Tolmar uud Strahlung i« letzter Stadt rentraiisiren und dadurch 33,750 ^ sparen will. Der Matricular-Beitrag au- dem Reich ist um 137,325^4! «eniger angesetzt. Bei der Verwaltung im Innern werden nur 3450 erspart, obgleich der Posten de» UnterstaatrsecretairS mit 22,200 nicht besetzt ist. Al» Mehreinnahmen werden erwartet: alS Anlbeil der Reich-lande am Ertrag der Zölle, der Tabaksteuer und der RetchSstempelabgaben 194,020 an Llcenzgebühren 100,000 l40,V00 .4t Rückgang gegen da» Borjahr). Die direkten Steuern sind um 63,816 böder angesetzt, dagegen sind Einnahmen ans Lnregistremrnt um 112,700 ^l zuriickgegangen. Heber dir Tabak- mäsiusactur schweigt der amtlich« Aussatz, T Hatsache aber ist. daß denn ttzeschäste im lebten Sommer schlechter gingen al« in de« trübsten Monaten de» Roller'schen Regimentes. Die letzte gabrikfiliale Lauterburg ist verpachtet. Bon dem Stock der achtzig Millionen Cigarren sind rund zwanzig Millionen unter großen Berlusten lo<gtschlagrn worden. Man hat sie 50 bis 60 Proc. unter den Tarifsätzen, bi» zu 30 Proc. unter den ErstellungSkosten loSgrschlagen. Die schwebende Schuld au« den ordentlichen Ein- nahmen zu lügen, wie Herr v. Mayer prophezeite, ist nicht gelungen, sie beträgt 4,053,347 ^!, wtlche eine bauernde ZinS- und Amortisationslast von 200,000 » verursacht. Wie der leptjährige Etat, so loborirt auch das künftige an der willkürlichen Scheidung eine- ordentlichen und außerordentlichen Thrile«, eine Manipulation welche Lerop Beaulien beim srauzösiichen Etat eine „Spiegelicchwrei' »eunt und die im letzten Jahre beim reichSländischen Finanzgeletz von dem kinztgenFinanzpolitikerd«SLanderaurlchusicS.EHorleSS»lad,au1rHestigt, aber leider erfolglos, bekämpft wurde. Dadurch, daß selbst die alliährlich wtedrrkehrendrn Ausgaben für Schleußenreparaturen, Canalarbeiten, Iffenbahnanlagen, Rheindammverbesserungen, Katasterbereinigungea, laß- und Bachregulirungen den kommenden Geschlechtern ausge- !rde« werden, ha« man da« effektiv« Deficit des letzten Etats mit auderthalb Millionen durch Renteubegedung obiger Summe ver schleiert. Der Etat 1884/8L schließt darum wieder mit einer außer- ordeutlichen Gesammtauögabe von 1,570,500 ab, welche wiederum durch Renteubegedung, also durch «ine Anleihe sür ein Deficit gedeckt werden soll. Die gedrückte Finanzlage drS NelchSlandeS. welche im letzter Jahre nach einem am 22. Februar vom Regierungttüche au» ge tyaukn A««spruche de« Direktor« vom Oberschulrath. Richter, kein Geld sür die Errichtung von überaus nüthigen Anstalten für Taub stumme hat, verbiete« die durchgreifende Erhöhung der Gehälter «ämmtlicher Rrligioiwdiener. Di« katholische» hilsSpsarrrr, 1197 an der Zahl, unter sechzig Jahre» beziehen bi«her je 1080 Jetz, will da« Miaifterium die gelammten Gehälter de« katholischen Klerus am 139.680 dcr protestantischen Geistlichen um 41,540 », der israelitischen ReligioaSdiener um 4780 erhöhe«. Eine winzig« Abschlagszahlung längst berechtigter Forderungen. In Summa er scheint die Finanzlage Elsaß-Lothriagen» al« durchon» ungünstig. * Die bayerische Abgeordnetenkammer hat den Gesetzentwurf betreffend die Eultur-Rcntendaiik einem bcson deren, au- l4 Mitgliedern bestehenden Ausschüsse und da» Au«sübruua«gesrtz zum ReickSkrankenraffengesetz dem für die socialpolitischen Gesetzentwürfe bestehenden A»-scbuffe znr Borbcratbung überwiesen. Da« ReblauSentschädigung-gesctz. dessen Annahme der Abg. Buhl befürwortet hatte, wurde in erster Lesung unverändert angenommen. * Die »Süddeutsche Presse" bestätigt, daß Fürst Hohen lohe bei der Reicb«tag-wahi im Wahlkreise Forchheim-Euim- bach nicht candibiren werde, will aber wisse», daß er ein auf ihn entfallende« andere- Neich-tug-inaiidal annebmen würde. * Bei der am DienStag erfolgten Eröffnung de kadische» Landtage« war die Großberzogin inil Gefolge in der Hosloge anwrsend. Die Thronrede de- Grvß- herzog« gedenkt der Stellvertretung durch den Erbgroßberzog während dcr Krankheit de« Großherzogs und der allgemeinen Theilnabme während dieser Krankheit, sowie bei der Geburt eine« Enkel«. Die Thronrede theilt ferner mit, daß die über die Lage der Landwirthtchaft angestelltcn Erhebungen unverweilt vorgelegt werden würden. Weitere Vorlagen betreffen die Zuständigkeit und da« Verfahren der Äer- waitungSgerichte, die Einführung der Kreisorganisation und die Revision der Städteorvnung. Wörtlich heißt es dann weitrr: „Da« freundliche Berhältniß zum katholischen Kirchenregiment hat sich bei der Erledigung aller An- gelegenhelten, die ein Einvernehmen mit der obersten Kirchenbrhörde erforderten. in dcr beim Schlüsse der Tagung erhofften Weise bewährt. Meine Regierung wird ernstlich bestrebt sein, diese« sür eine friedliche Ent- Wicklung der inneren Zustände des Landes wichtige und erfreuliche Verhältnis; ausrecht zu erhalten." Ankere Vorlagen betreffen da« BolkSschulwesen, Vorschriften über öffentliche Hiuterlegung und die Fürsorge für die vaterländischen Denkmäler. Da« Budget wird durch die StaatSbilfe für die Herstellung der durch Hochwasser zerstörten Verkehrswege und Schutzwerke sehr in Anspruch genommen, trotzdem ist der Budgelabschluß ein günstiger. Es werden ferner Maß nahmen vorgrschlagcn, welche die Sicherheit de« Betriebe« auf den SlaatSbabncn durch Vervollkommnung technischer Einrichtungen erhöben sollen. Die Einnahmen der Eisen bahnen sind im Wachsen begriffen, so daß nicht nur die durch den Bau der Hvlenthalbahn verursachten Opfer getragen, sondern auch der Erfüllung berechtigter Wünsche anderer LandcStheile näher getreten werden kann. Erwähnt wird weiter die Borlage über die Einführung der Brau- malzstcuer anstatt der Kesselsteuer, die wiederholte Vorlage eine« allgemeinen Einkommensteuergesetze« und schließlich die Vorlage wegen der besseren Versorgung der Hinterbliebenen der ohne Staat-dienrrquatification im StaalSderwaltuug«- dieuste Angestellte«. * Zur Frage der Entschädigung unschsildkg ver- urtheilter enthält die »Juristische Wochenschrift" einen offenen Brief de« Rechtsanwalt« vr. Jakobi zu Berlin an die deutschen Rechtsanwälte, worin er dieselben um ihre Mit wirkung bei einer von ihm beabsichtigten Herau-gabe einer Sammlung strafrechtlicher, im wiedcrausgcnommenen Verfahren ergangener Entscheidungen durch Mitlbeilung actenmäßiger nnv objectiv gehaltener Berichte über solche Fälle ersucht. Dem Briese ist ein au« Zeitungsnachrichten zusammengestellte« Bcrzeichniß von nicht weniger al- 22 auS den Jahren 1882 und 1883 batikenden Fällen bcigesügt, in welchen nach Wieder aufnahme de« strafrechtlichen Verfahren» Freisprechungen er folgten, während die betroffenen Ängeschuldigten vorher zu größtenteils schweren Strafen, darunter in einem Falle zur Todesstrafe und in sech«FLllen zu Zuchthausstrafen von längerer Dauer, recktSkräftigverurtheilt worden waren, auch die erkannten Freiheitsstrafe» schon zum Theil verbüßt hatten. Von den in dem Verzeichnisse ausgeführten 22 Strasurthcilcn ergingen 17 von preußischen, 2 von sächsischen, 2 von banibnrgtschen und 1 von bayerischen Gerichten. Der offene Brief bemerkt weiter, daß nicht minder wichtig als die Frage dcr Entschädigung unschuldig Bcrurtheilter die Feststellung einer Enlsckävigung«- pflicbt gegenüber denjenigen sei. welche durch unverschuldete Untersuchungshaft ruinirt oder erheblich geschädigt seien, und betont schließlich, daß eö vor Allem einer Reform de- Stras- proersse« im Sinn« der Rechtssicherheit der Verfolgten bedürfe, weil zur Zeit nur ein kleiner Theil der Irrthümer durch Wiederaufnahme de« Verfahren« berickligl werden könne, übrigen« auch die Geldentschäbigung und Ehrenerklärung, welche der Staat besten Falls gewähren könne, iminerhin krineSweg« eine Ausgleichung de« Unrecht» darstelle, sondern nur einen kümmerlichen Nothbehelf. Die geplante Samm lung de« Herrn Vr. Jakobi bezweckt, zur Herbeiführung einer Reform de- Strasprocesse« beizutragen. * Nicht uninteressante Ausschlüsse über die Frage einer Colonisaticn der beiden occupirten Länder Bosnien und Herzegowina gab kürzlich dcr ReicbS-Finanzminister v. Kallay in der österreichischen Delegation. Iu Folge dcr Wasser-Calamität in Tirol im verflossenen Iabre, bemerkte der Minister, habe er sich mit dem Statthalter von Tirol inS Emvernebmr» gesetzt, um brodloS gewordene Ein wohner Tirols zur Uebersiebciung nach Bosnien zu veranlassen. Er sei mit grögtcr Vorsicht vorgeganqrn, weil er die Ueber- zcugung siegt, daß rin mißlungener Versuch in dieser Richtung aus die weitere Entwickelung deS ColonisalionSwesenS von den nachtheiligsten Folgen sein würde. Wären die ersten Eolonistcn gcnvthigt gewesen, mit getäuschten Hoffnungen in ihr HeiniatsiS- ianb znrückzukehre», so würde sür eine tauge Reihe von Jahren kein Einwohner diese- Lande- mehr zur Uebersiedelung in die occupirten Länder zu bewegen sein. Eine Cvlonisation in größerem Maßstabe könne nur dann von der Regierung vor- genvmmen werten, wenn Alle- sür die Ausnahme von Eolo- »isten und deren zweckmäßige Unterbringung vorbereitet würde. Drei Gruppen von Eolonistcn wurden aus Tirol nach Bo«aien gezogen, eine davon wurde in Konjica unter gebracht, die zwei anderen Gruppen siedelten sich in der Gegend von Mahovljani an, wo sie ein ziemlich zusammenhängende- Ganze bilden, so daß sie sich Ol eine Pfarr- und Schulgemeinde constituiren können. Bei Konjica sind die Eoionisten zwar etwa- mrhr zerstreut, aber läng« der großen Straße, die nach Mostar führt, an- qesiedelt. Aus Grund der mit den Beg« abgeschlossenen Pacbtvcrträjle haben sie von den Erträgnissen ein Drittel an die Grundeigentümer abzufübren: für die Rodungen sind sie in der ersten Zeit von jeder Abgave befreit, nach der Urbar- machung haben sie blo« ein Neuntel de- Erträgnisse« ab- znführen. Die zwei anderen bei Mahovljani angesiedelten Gruppen wurden aus StaatSgriinden untergebrockl und bis zum Ausbau ihrer Häuser in den Militairbaracken plarirt. Daß diese Ansiedler mit ihrem Schicksale zufrieden sind, beweist unzweifelhaft der eine Umstand, daß von ibnen bereit- wiederholte Aufforderungen an ihre Angehörigen ergangen sind, sich auch in Bosnien niederzulassen. Znm Schluß
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite