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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188311276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-11
- Tag1883-11-27
- Monat1883-11
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Uedartion »nd Lrpkdiiion Johannesgasse 33. Aprechstundkn drr Urdariion: Lormiltag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. xnr »t« NI»»«»« ci»,k<»»d«er v!,n»Icrl»si »»chi sich Nkd»rr>»» mchl »rrdi^tich, >«»atz«e »er für die nSchftsol,e«»e N«««er bestimmten Inserate an «,chr»ta,eu di« S Ndr Nachminag», an kann- nad Festtagen früh bis '/,S Uhr. In den /Malen für 3ns.-Annahine: vtt« Nie««. Universität-straße 21, Laut« Lösche, Katharinenstraße 18. v. nur bi» '/,S Nhr Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auslage 18,10«. Adonirrmeiltsnrei» Viertels. 4'/, MX. incl. vriugerlotm b Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren ,ür Eztrabeilagea ahne Postdeiürderung 3S Mt. «U Postbejördrruag 48 Mt. Inserate sigespaltene Petitzeile 20 Pf. »rögere Schriften laut unserem Preis» Verzeichnis. Dabellarischer u.Zijseriljatz aach höher« Paris. Lettinnen unttr dem Nedartionastrich die Svaltzette 50 Ps. gaftrate sind siet« a» die Nrprditia« zu senden. — Jiabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueuamornnilo oder durch Post- nachnatime. Dienstag den 27. November 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vekannlmachuns. Argen Reinigung der Ezpecition-tocale wird Mittwoch» de« 28., und Donner-tag, den 21». November nur vormittags von 8—tl Uhr expedirr. Leipzig, am 26. Novamber 1883. DaS Königs. Sächsische Standesamt. Bekanntmachung. Nachdem beschlossen worden ist, den beiden Bureauvor- ständcn deS Meldeamts Herrn Polizciregistrator Friedrich Wilhelm Dehr und Herrn Polizeircaislrator Richard Theodor Braune, hier, von jetzt an baS Dienstprädicat „Polizei - Secretatr" beizulegen, wird Solches hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Leipzig, den 26. November 1883. DaS Polizeiamt der Stadt Leipzig. Brelsch neider. Wegen Reinigung der Locale bleiben die Geschäfte VeS Leihhauses und der Sxarcasie für Donnerstag, den 2». November ». auögesetzk uns können dle für dielen Tag bei der Spvrcasse gekündigten Beträge schon Mittwoch, de« 28. No vember in Empfang genommen werden. Leipzig, den 26. November 1883. DeS NathS Deputation für LeihhaaS und Lparcaffe. Bekanntmachung, die Ausnahme schulpflichtiger itinSrr in die Wendlrr'sche Freischule betreffend. Diejenigen Ellern »nd Bormünver, welche für Ostern 1884 um Ausnahme ihrer Kinder und Pflegebefohlenen in die Wcndlcr'ichc Freischule nachzusuchen gesonnen sind, hoben sich enlweder am Dienstag, den 4. Deeruiber. L Uhr »der am Freitag, den 7. Trcember, 2 Uhr m der Freischnte, 3öUiierstr»i;c 5». persönlich mit den Kindern einzufinden und zugleich Taus- und Impfschein de« Kinde« vorzulegen. In di« ai.trrste Elaste der «chule können nur Kinder Ausnahme finden, welche in der Heil vom 1. Juli 1677 bi« zum 30. Juni 1873 geboren wurden. Kinder, welche schon Schuiuiuerrichl genossen haben, können nur, soweit Raum noch vorhanden ist, in einer der ober» Elasten der Schule ausgenommen werden. Leipzig, 24. November 1883. Das Direktorium drr Wrndlrr'schen Stiftung. Berkkigcrung. Freitag, den .30. November 1stK.3 und folgenden Dag, von Vormittag« lO Uhr ab, sollen oist dem Rittergute Möckern 13 Pserde, 7 Slliek Kühe. ca. 165 Schock ungedroschencr Hafer, 600 Ctr. Heu. 300 Ctr. Stroh, cs. 250Ü Ctr. Kartoffeln, 2 Kutschwagen (Landauer). 1 kleiner deSgl. ohne Verdeck, 12 voll- ständige Geichirre incl. 2 Külichgeschirre, 1 Korbschlikten, 2 Kasten wagen, .3 Jauchenwagen, ea. 70 Fuder Dünger, 6 Pflüge, 1 Gras mähmaschine, sowie verschiedene zum Landwirlhschastsbetriebe ge- hörigen Gegenstände, meistbietend gegen sofortige Baarzahlimg öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 26. November 1883. Stetnbeck. Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Theil. Vas chinesische. Ultimatum. Die Circularnote, welche die chinesische Regierung in der Form eines Ultimatums an das französische Cabinet den europäischen Großmächten zngebcn ließ, hat nicht geringes Aussehen erregt. Dieses merkwürdige diplomatische Schrift stück. die erste Circularnolc. mittelst deren sich Cbina an dir Großstaatcn Europas wendet, betont die Ausrechterhalt,mg aller bisher bezüglich TonkinS und AnamS den Franzosen gegenüber vertretenen Ansprüche und erklärt, der Krieg sei unvermeidlich, wenn Frankreich dieselben verletze. Worin diese Ansprüche, deren Verletzung den Kriegsfall bilden soll, eigentlich bestehen, ist aus dem knappe» telegraphischen Aus zuge deS Rundschreibens nicht zu entnehmen. Au» Londoner und Pariser Meldungen weiß man aber bereit-, daß die chinesischen Vertreter einen Angriff auf Bac-Ninh als rin Vorgehen bezeichnen, dem die Eröffnung der Feindseligkeiten seiten- China- unmittelbar folgen müßte. Bac-Ninh liegt außerhalb deS eigentlichen Deltas, soll ziemlich stark befestigt sein und kürzlich eine Besatzung regulärer chinesischer Truppen erhalten haben. Nach einer Melkung ständen nicht weniger al» 10,000 bis 12,000 europäisch geschulte Mandschn-Kerntrnppen in und bei Bac-Ninb. nach einer anderen Nachricht nur .3000; daß die gut errichteten Berscbanzungen mit modernen Ge schützen. nach französischen Versicherungen, mit Krupp'schen Kanonen bewaffnet sind, wurde bereits wiederholt ge meldet. Die Pekinger Regierung betrachtet Bar-Nmh al» einen strategischen Hauptpunct, welcher da« Hügelland von Tonkin gegen die Angriffe der Franzosen über da« Delta»UeberschwemmnngSgeoiel vertbeidigen soll, nachdem diese Abwehr aus diplomatischem Wege seit Monaten versucht worden ist. Ans den ofsiciellen Aktenstücken, welche zuerst von Challnnei - Laconr der. französischen Kammer auszugs weise vorgelegt, dann in Pariser und Londoner Blättern im Wortlaute veröffentlicht worden ist, weiß man, wie hart näckig dir chinesischen Staatsmänner sich gegen ein solche« Vorrvcken der Franzosen sträuben. Immer wieder erscheint in diesen Schriftstücken in irgend einer Form der Vorschlag, die Franzosen mögen sich mit dem Delta begnügen, und al» Nachtrag tue Drohung, man werde zu einem nachdrücklichen bewaffneten Widerstände schreiten müssen, fall- die Franzosen über jenen Vorschlag hinauSgehrn würden. D,e nrnrste Note an tue europäischen Mächte und da» in Paris übergebene Ultimatum stützen sich aus die früheren Eröffnungen, an deren vollen Ernst man im Pariser Aus wärtigen Amte nicht glauben wollte, wie man auch, allem Anscheine nach, noch in diesem Augenblicke die chinesische Kriegsdrohung nicht ernst nimmt. Man geht in Pari» von der Ansicht au», die diplomatischen Gegner würden, nach Art der ostasiakiscben Halbbarbaren, durch einen mitltairischen Lrfolg eingeschüchtert werden und die auf dem Schlachtfeld- geschaffenen Tbatsacbcn anerkennen, wenn diese auch die in den diplomatischen Mittheilungcn gezogene Grenzlinie verletzen ollten. AuS dielen Gründen, führt man in Pari- weiter auS, würden die Chinesen auch die Eroberung Bae-Ninh- hlnnehmen, wiewobl sie dagegen stet« protestirt haben. Ueberdie« kämen auch etwaige Zweifel und Bedenken zu spät, weil, wenn der ranzösische Marineministrr die Kammer-Commission richtig unterrichtet hat, Admiral Courbet in diesem Augenblicke be reit- bi» Bac-Ninh vorgerückt ist, um gegen diese Stabt die Feindseligkeiten sofort zu eröffnen. Der Kriegsfall ist also in demselben Angenblicke eingetreten, in dem die chinesische Note überreicht wurde. Würden die Dinge in Ostasicn einen gleichen Berlarff nehmen wie gclegcnttich eines Kriegsfalles in Eurova, so müßte Marquis Tseng sosvrt seine Paffe ver langen, den Schutz der chinesischen Iliilertlicmcn aus fran- zösifchein Staatsgebiete einer neutralen Macht übertragen und Pari- verlassen. Frankreich bätic alsdann die Wahl, von der Haltung der Chinesen keine Notiz zu nehmen, eine Action aus Tonkin zu beschränken oder aber mit einem großen abenteuerlichen Krieg zu beginnen. Zu einem solchen hat man in den maßgebenden Pariser Kreisen wohl wenig Lust und zwar auS dem einsachen Grunde, weit ein derartiger Krieg bei der gegenwärtige» Wehrvcrsassung der Republik kaum möglich ist. ES müßten zwei Armeecorps »lobilisirt und nach Ostasicn eingeschlfst werken, wenn mit einiger Wahrscheinlichkeit des Erfolge« ein Zug gegen Peking unternommen uud etwa noch die großen Handelsplätze besetzt werden sollten. Die vereinzelte Lage Frankreich- in Europa, die inneren und äußeren Zustände der Republik, dürsten wohl kaum ein solche« überseeische« Nnternebmen empseblen. Die chinesischen Staatsmänner haben wahrscheinlich in ihrer genauen Kennt,,iß der Lage Frankreichs den Bogen so straff gespannt; sie droben mit einer Kriegserklärung, weit sic glauben, baß diese die Haltung und da« Vergebe» Frank reichs nicht wesentlich verändern werde. Waö sie bezwecke» mögen und mit ikrcr Circularnote an die Machte auch wahrscheinlich bezwecken werden, sind VcrmittclungSvcr- suche seilen« jener Staaten, deren Haudctsintcreffcn durch einen französisch-chinesischen Krieg, durch eine Blo- tade der chinesischen Ha»kel«!>äfen arg geschädigt würde». Einer solchen diplomatischen Intervention dürste sich aller Voraussicht nach auch da- französische Cabinel filmen, sobald Admiral Eourbct nur einige »nlitaircsche Erfolge., errun^s» hat. Wird unter der Vermittelung der Bereinigten Sta>si» ko» Nordamerika und Englands ein Ausgleich erzielt, so >e- srrit derselbe Frankreich wieder aus der Sackgasse, in welche eS. China gegenüber, geralben ist. Die Republik wahrt die nationale »nd die Fahneiiehre, sowie jene Bortbeile, welche in mate rieller Beziehung billigerweise verlangt werden könne». Ebina aber hülle den Scemächleii thalsächlich bewiese», daßscinc eigenen Vasallengrbielc kein unvcrlheikigter Boden sei, den irgend eine europäische Macht ohne Weiteres i» Besitz nehmen dürfe. Beide Tlieile haben vom Kriege keinen Gewinn zu hoffen, während ein baldiger Friekcnslchlnß sic von ernsten Gefahren befreit. Die» wäre für beide Tlieile rin triftiger Grund, trotz der augenblicklich so bedenklich zugcspitzten Lage das Aenßerste zu vermeiden und aus dem Ultimatum nicht die letzten Folgen zu ziehen, deren günstige Wendung sich für Frankreich keineswegs vorhcrbcstimmen läßt. Leipzig, 27. November 1883. * In wenigen Tagen, am 1. December, tritt das Kr ankencassengcsetz, soweit seine Bestimmungen die Beschlußfassung über die statutarische Einsührung deS Ver- sicherungSzwangS und die Herstellung der zur Durchführung desselben »otbwendigen Einrichllingen betreffen, in Wirksamkeit. Entsprechend seiner hohen Wichtigkeit in da» neue Gesetz i» den letzten Monaten der Gegenstand lebhaftester Erörterung in den Kreisen der industriellen Arbeiter gewesen, einer Er örterung. die sich, nachdem an der gesetzliche» Einführung des BcrsichcrnngSzwanq« einmal nichts mehr zu ändern war, vornehmlich um die Frage drehte, bei welcher von den im Gesetz zugclassenen Cassen den Arbeitern die Versicherung am meisten zu empfehlen sei. Von socialdemokrattscher und sort- schrittlick-gewerkvcrcinlicher Seite sind die Vorzüge der freien Cassen in lebhaftester Weise gepriesen worden, mit dem mehr oder weniger offen eingestandcnen Bestreben, vermittelst der Leitung dieser Cassen Einfluß aus die Arbeiterwell zu gewinnen und diesen im politischen Parleiintcressc auS- znnützcn. An Agitatoren für die obrigkeitlichen und Fabrik- krankcncassrn hat eS naturgemäß gefehlt und so klar auch manche Vorzüge dieser Cassen vor Augen liegen, so ist doch kaum daran zu zweifeln, daß der Versicherung?zwang zunächst vorzugsweise der Entwicklung und weiteren Verbreitung der freien HilsScassen z» Gute kommt. Die» ist auch keineswegs zu bedauern, vorausgesetzt, daß diese Cassen ihrer Ausgabe gerecht werden, was man hoffen darf und wofür da» Gesetz einige Sicherheit bietet. Welche von den verschiedenen Arle» der Krankenversicherung sich praktisch am meisten bewähren wird, muß die Erfahrung zeigen, und wenn ein gewisser Wetteifer der Cassen sich entfaltet, so kann die« nur der Sache u Gute kommen. Der Streit um die Art der Cassen ist offcn- ar ein nebensächlicher. Die Hauptsache ist, daß überhaupt ein allgemeiner gesetzlicher Versicherung-Zwang für Er- krankungSsälle herqestellt wird, nnd in dieser Hin sicht will eS unS scheinen, als ob die Anerkennung von der Richtigkeit und Wohlthätigkrit de» PrincipS sich immer mehr Babn gebrochen habe. ES scblt zwar in der socraldemokralischen und fortschrittlichen Agitation keineswegs an Vernrtbeilungen der ganzen Grundlagen, Ziele und vor aussichtlichen Wirkungen de» neuen Gesetze». Allein recht von Herzen wollen diese Stimmen nicht mebr kommen und eS sind mitunter auch von dieser Seite Worte der Aner kennung und Billigung zu hören. Die Bemerkung einc» socialdemokratischen Parteisübrer«, er habe nur mit schwerem Herzen gegen taS Gesetz gestimmt, wiegt viele mißgünstige und abfällige Declamationcn aus. Nur Parteisucht und Rechthaberei verhindern noch die allseitige Anerkennung, daß mit diesem Gesetz der Grund zu einer sehr wohltbütigci, socialen Reform gelegt ist. * lieber den Aufenthalt de« deutschen Krön prin- zrn in Madrid liegen die folgenden weiteren Meldungen vor: * Madrid, 25. November, Nachmittag« 12 Uhr 45 Minuten. Der deutsch« Kronprinz besuchte am heutigen Todtenseste den Gotte«. I dienst in der evangelischen Capelle und wird um 2 Uhr dem Slier- I gefecht betwodneu. — Während de« gestrigen MilUoirbanket« im I königlichen Palai« erhob sich der König zu einem Trinkipruch. in I welchem er setneu erlauchten Gast, den deuischeu Kronprinzen, feierte. Der König gedachte dadet der Au«zetchaungen, die ihm tn Deutsch land durch den Kaiser Wilhelm und die kaiserliche Familie zu Tbeil geworden seien und trank schließlich aus da- Wohl der deutschen Kronprinzessin, de« Kaiser« und der Kaiserin und der gelammten kaiserlichen Familie. Der Kronprinz envidrrte mit verbindlichen Sorten de« Danke« an den König für die herzliche Ausnahme seiten» der königlichen Familie und der spanischen Bevölkerung und toastete ans die Königinnen Lhristtne «nd Jiadella, die Inmitten und aus dir Wohlfohr, Spanien«. Nach dem Diner oitterhieli sich der Kronprinz mit verschiedenen Personen, »»«besondere mitEanova« und den Ministern Posada und Morel. * Madrid, 25. November, Nachmittag« 1 Uhr 10 Minuten. Bet drr Ankunft de« deuischeu Kronprinzen an der evangelischen Lapekle der Geiandlichast wurde derselbe von dem Grasen Solm« und dem Personal der Gesandlschast empfangen. Nach dem ein leitenden Gesang hielt Pastor Fliedner die Predigt über die Be deutung de« Dodtensonulaq« und schloß mit einem Gebet sür den Kronprinzen »nd der Fürbitte, daß die Reise desselben zur Kräf tigung und Au«breil»ng de« evangelischen Glauben« in Spanten beitragen möge. Viele Deutsche wohnten dem Gottesdienste bet. * Madrid, 25. November Nachmittag«. (Bon einem zweiten Eorrespondenten.) Bei dem Galadiner, da« gestern nach der Parade in der Biloergalerie de« königlichen Schlosse« stattsand, erhob sich der König Allons. gedachte zunächst der herzlichen Ausnahme, die er am kaiserlichen Hoslager in Homburg gesunden und »rank so dann aus da» Wohl des Kaiser« Wilhelm, de» deutsche» Kron prinzen, de« ganzen königlichen Hauses nnd da« Bestehen srcund- schafllicher Beziehungen zwischen Deutschland und Spanien. Dee Kronprinz daakie und brachte die Gesundheit de« König«, der Königin und der königlichen Familie au«. * Madrid, 25. November. Dem gestrigen MMatrdtner wohnte auch der französische Gesandte bet. — Hent» Nachmittag begaben sich der deutsche Kronprinz, der König und die königlich« Familie zu dem Stiergelechi. wozu auch da« Publicum allgemeinen Huirikt hatte. Der Kronprinz prüfte die Spieße und andere von den Slierkäinpsern gch.iiidhable Instrumente und ließ sich über Zweck und Verwendung derielben unterrichte». Der Kronprinz wie der König trugen EiviMcidung, die Königinnen und Insanttnnen trugen wie gewöhnlich bei den Stieraesechten Mannklen. Der Kronprinz wurde bei seinem Eintritt in die königliche Loge mit Beifallsrufen begrüßt und spendete selbst z» wiederholten Malen den Kämpfern wegen ihrer kühnen Leistungen Beifall. * Madrid, 25. November, Acends. Heute Nachmittag 2 Uhr begab sich der Kronprinz mit dem König und den Mitgliedern der königlichen Familie in den Eircu» aus der Plaza de Foro«, um vom köng,l,che» Ella«Pavillon an« den Siiergefechten beizuwohiirn, in deren zw«, der berühmtesten Etiersechtee Spante»« anstraten. Der .Kronprinz wurde beim Eintritt in den Liren« mit einer Fanfare heg Aßt, am Schi»« de« Schauspiels, da« sehr glänzend verlies und dem. eine sehr große Menschenmenge beiwoh ne, wurden d«,.> Kron prinzen, während die Musik die preußische Ralionalbymne spielte, enttiiisiastische Hoch« dargebracht. Heute Abend S'<, Uhr begav sich der König mit dem Kronprinzen nach dem Palast der Akademie der Iurispruvencia, um der feierlichen Eröffnung der Akademie betzu- wohnen; die Festrede wurde von Römers de Robledo gehalten. * Ucbcr die politischen Erfolge, welche Herr v. GierS bei seinem kürztichen Besuche gehabt hat, zerbricht man sich in ec» politischen Kreisen Berlin« noch immer den Kopf. Es ist unzwcifclhast, daß die vielen Lesarten, welche in dieser Hinsicht jetzt in die Öeffentlichkeit gelangen, nur in sehr seltenen Fällen aus Tbatsachen und vorwiegend aus Coin- binationen beruhen. Hier stekl ein weite- Feld offen für Phantasien aller Art, welche mit der Lesart beginnen, daß die Reise nur zur Beruhigung drr internationalen Finanz- irelt unicrnonimen sei, um eine russische Anleihe zu ermög lichen, »nv niit der Annahme endigen, daß Rußland dem deutsch-ötterrcichischen Bündniß beigetrcten sei. Den sichersten Fingerzeig sür den Zweck »nd den Erfolg der Reise deS leitenden russischen Ministers bietetjedensallS die telegraphisch mitgethcilte Aenßerung deS ofsiciellen Blatte» der russischen Regierung, daß da» deutsche Reich für Rußland dasselbe sein werde, was Preußen sür Rußland gewesen fei. DaS „Journal de St. POlcrSbourg" macht die in Rede stehende Aeußrrnng bei Gelegenheit der Besprechung de» von Marten-kürzlich heranS- gegcbenen Sammelwerkes, welche» die Verträge zwischen Preußen und Rußland enthält. Die Aenßerung deS ofsiciellen russischen Blatte- lautet so. al- wenn dieselbe ans dem Munke von Marten- selbst käme. Dieser, der als Staat«» rath eine einflußreiche Stellung im auswärtigen Ministerium zu St. Petersburg bekleidet und al« Professor de- Völker rechts an dortiger Universität einen europäischen Rnbm genießt, gehört seit dem Bestehen de« Institut ckv äroit intar- nationsl auch diesen» Verein als eine» seiner angesehensten »nd thäligstcn Mitglieder an. Alle seine Coüegcn auS Dentschland, England, Italien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz und den Vereinigten Staaten kennen seine ausacklärlen Gesinnungen, seine große Gelckrsainkcit und seine hervorragende piiblicistische Begabung; seine näheren Freunde aber wissen ancb von seinen entschiedenen Sympathien sür Deutschland. ES ist daher bemerken-werth, daß das MartcnS'sche Buch die gedachte offiriellc Aenßerung veranlaßt hat. klebrigen- ist eS Thatsacbe, daß nian in den Berliner maßgebende» Kreisen mit dem Ergebniß der mit G>crS in Berlin nnd FriedrichSrnh geführten Verhandlungen überaus zufrieden ist. Sehr erfreulich ist eS auch, daß das Befinden de» Reichskanzlers sich neuerdings erheblich gebessert hat, und auch die alte Arbeitskraft wieder mehr und mehr sich entwickelt. » » » * Die deutsche Presse Böhmen« Ist seit einiger Zeit auf die Bestrebungen der Deutschen in den übrigen Ländern Oesterreich- sehr ungehalten und wirst namentlich Wien seine Theilnahmlosizkeit an der deutschen Sache vor. die immer mehr in Vergessenheit, ja in die Hände gewisser „Führer" aerakhe, deren Beeinflussung seiten- der deutsch feindlichen NcgirrunqSkreise Thatsacke sei. In dieser Richtung ist zumal die Auffassung der „Reichenberger Zeitung" de- merkenSwcrkh. Da» Blatt schreibt: „Trostlos ist der Blick nach Wien. Nicht eine Regung zu irgend einer Initiative ist wahrnehmbar, welche in dieser schweren Zert den deut schen Bolk-geist Ocste-reich« zu ermuthigei» vermöchte. Noch immer seben wir die Wiener Herren ihre Steckenpferde reiten; von diese» .Fübrern" wird der CentraliSmuS so eng herzig gedacht, daß nicht einmal eine gesunde DolkSregung. wie die jetzt in Böhmen entstandene, gevnlvet wird. Dieser CentralirmnS hat die Deutschen Oesterreich» thatsächlich in eine Sackgasse gedrängt, deren AuSgang von fämmtlichen Slawen hohntachenb versperrt wird. Die Organisation der deutsch-liberalen Partei bat sich ja darum provinciell ent wickelt. weil die Mener Führer eine centrale Organisation gar nicht versucht haben, ja weil die Reich-Hauptstadt Wien selbst weder das Verständniß. noch de» Willen, noch die Bebarrlicbkeit. noch die Opserwilligkeit besitzt, um wirklich der sichtbare Sammelpunkt de» österreichischen DeuIschlbumS zu werden. Blicken wir nur auf das jüngste Beispiel, ans den Deutschen Schulverein. Willig senden alle Ortsgruppen ihre Beiträge nach Wien, wc>» leistet aber Wien selbst? Die französische Chansonnelen Sängcrin Iudic interessirt die Wiener mehr als der Deutsche Schulverein; die Pariserin wird binnen wenigen Tagen vielmekr Gelt von Wien sort- tragen, alS ganz Wien durch ein ganze- Jahr zu dem Deutschen Schulderem beisteuert. — Deshalb »»v noch ans vielen andere» Gründen, schließt die,.Reichenberger Zeitung", „w»rd eS gut sei», baß wir Dculschböhmen »n» von nun ab ganz aus eigene Füße stellen." * Vor Kurzem ist der Vorort Wyscbehrad mit Prag, der Hauptstadt Böhmen-, vereinigt worden. An und sür sich ist die Vereinigung solcher Vororte mit dein angrenzenden größeren Gemeinwesen ein natürlicher Proccß, der sich bei alle» Großstädten beobachten läßt und dem man kaum eine Bedeutung beimißt. Ganz anders liegen die Verhältnisse in gemischtsprachigen Länder», bcz. Städte», namentlich in Böhmen, wo von Seiten der Ezecben die einsachslen Vor gänge politisch und national anSgenntzt werde». Jetzt leben ui Prag neben 130.000 Ezechen 32.000 Deutsche; die Deutschen bilden also ein Fünftel der Bevötkeruug. Wir jetzt Dysche- hrad mit Prag vereinigt wurde, so werden über kurz oder lang auch Karotinenthal. Smicbow, die Weinberge und andere Orte der böhmischen Hauptstadt angegliedert werdkn; was immer für wirthschastliche Hiuderniffe dieser Ver schmelzung im Wege stehen, sie werden dem nationalen Hoch drücke weichen müssen. So. wird Prag wahrscheinlich noch im Laufe diese- Jahrzehnt« ein Gemeinwesen von 2L0—800,000 Seelen werden, in welchem die Deutschen, da in den Vor orten kaum 10,000 der Bewohner deutsch spreche«, nur noch rin Sechstel bi» ein Siebentel der Bevölkerung bilden. In dem neuen, fast doppelt so großen Prag werden die Deutschen noch weiter «ms den Standpunkt der geduldeten Fremdlinge herabsinkrn, al» die» heute schon der Fall ist, und der deutsche Laut mnndtod gemacht werden. Auch für da« Bild, welche» Oesterreich dem Ausland« gegenüber zeigt, wird die czecliische Zukunsw-Großsiadt von fast 300.000 Menschen mitten aus der geraden Linie zwischen dem deutschen Men und dem deutschen Berlin bestimmend sein. Tie Bedeutung der Übrigen Provinrialhauptstävtc Oesterreich«, jene von Graz, Triest, von den kleineren gar nicht zu sprechen, wird dadurch Prag gegenüber nicht unerheblich sinken. Und all« diese moralischen und thatsächlichen vortheite, welche der Stadt Prag an» der Vereinigung «it den Vororten rnoachfen. werdet der politischen Macktstrkkung de» Ezechenthum« zu Gute kommet», nnd von diesem nur im Sinne de« StaatS- reedt« der WcnzelSkrone auSgrnützt werden. So wird die Erhebung der Stadt Prag dazu dienen, die schiefe Eben«, auf der Oesterreich zum Föderalismus gleitet, noch stärker zu neigen und diese- Hinabgleitc» zu beschleunigen. In einem Jahrzehnt wird wabrscheinlich da» deutsche Element in War schau, Kopenbagen, Bukarest, Brüstet, Amsterdam verhältniß- mäßig stärker sein, al« in dem vor SO Jahren noch halb- deutschen Prag. * Wie man der »Politischen Correspondenz* an« Warschau meldet, tritt das dortige Amtsblatt einer in der Lemberger „Gazeta Narodowa" kürzlich erschienenen Eorrespondcnz, in welcher eine aufregende Darstellung der militairischen Borkebrungen Rußland» an der Grenze ent halten war. mit einem eingehenden Dementi entgegen, ln welchem di« Meldungen Uber angebliche kriegerische Lor- bcreitnngcn Rußland» entschieden bestritten werden «nd namentlich die Bebauptung, daß in der Nähe der öster reichischen Grenze eine Zusammenziehung größerer russischer Truppen masten vor sich gehe, al» unbegründet bezeichnet wird. Diese Meldung hebt hervor, daß da» Warschauer Amtsblatt mit dieser Kundgebung zum ersten Male Anlaß genommen bade, die in galizischrn Journalen häufig austauchenden Mitthcilmige» der bezeichneten Art in auSfuyrlichcr Weise zu widerlegen, während e« dieselben bisher enlweder vollständig ignorirt oder mit wenigen wegwerfenden Worten abgethan hat. * AuS Belgrad wird der „Politischen Correspondenz" vom 2l. November geschrieben: Ja allen an den König Milan gerichteten Ergcbenheit«adreffen, sowie den anderweitigen loyalen Kundgebungen der Bevölkerung gelangen nebst den Gefühlen der Treue und Ergebenheit sür die nationale Dynastie auch die tiefen Schmerze- znm Ausdrucke, daß sich Serben gefunden haben, welche zur Schädigung der höchsten Interessen der Nation die Hand bieten konnten. Natürlich wendet sich der allgemeine Unwille nicht so sehr gegen die irregeleiteten Massen, als gegen die Leiter mW Rädelsführer, bei denen sich da« Verständniß sür die Folgen, welche a»S der Friedensstörung resultiren konnten, füg- lich voraussetze» läßt. Der Slaat-gedanke des nnabkä»g:gen serbischen Königreiche« ist vor Allem darin zu suchen, daß die» Land ein Element de» Fortschritte« und der Ordnung sein soll. Würde Europa einem von revoiutionairen Ausbrüchen durchzuckten Serbien, da« sür seine Nachbarn und alle Freunde des Frieden« einen Gegen stand ewiger Beunruhigung bilden müßle, seine Sympathie schenken? Diese naheliegende Erwägung und die Einsicht, daß alle fruchtbrin gende Arbeit, jeder ökonomische Fortschritt die Erhaltung der Ruhe und ungestörten Ordnung zur Vorbedingung haben, sie ruseu jenes verdammende Urtheil hervor, welchem die letzten Ereignisse in allen Bev-lkerungSkreisc» begegnen. An« privaten, mchis desto w'niger aber verläßlichen Quellen verlautet, daß die bäuerliche Bevölkerung in vielen Gebieten ihre Theilnahme am Auiftandc unter Angabe ähnlicher Gründe verweigert hätte. In einem Dorse fragte ein angesehener Bauer die Aufwiegler, welche Voriheilc die Erhebung bieten würde? DaS an die Stelle der jetzigen Einrichtungen kommen solle? AIS die Sendlmge aus diese vernünftigen Fragen keine vernünstige Antwort zu eriheilen vermochten, wiesen du Bancrn ihnen di« Thür. AuS gleichen Gründen soll auch in dem Stamm- landc de» Königreiche«, der Schumadija, Niemand der Fahne de« Aasrnhr« aeioigt sein. An verzweifelte» Versuchen, die Gruta und de» Rndnik «lszuwiegetn, wo ein entichloffener» herzhafter Menschen schlag haust, mit dem der berüchiigie Majordomn« der Karagevrgir- wttsch, Herr Wnäiö, seine Schrecken-Gaten zu vollziehen pflegte, fehlte e» kci»e«wcg«: allein die Leute »vielen die Hetzer ab, indem sie offen erklärten, daß „da« Volk an seinem König saflhakt« und durch die Erschütterung der Ordnung nur z» verliaeen fürchte." Diese Erscheinungen con'ervoiiver Gesinnung sind in Serbien etwa» Neue» und darum doppelt erfreulich. Sie berachtigen zu der Hoff- nnng, daß Serba«, sich at« Träger der L»»ilis««»»n nn» der fried lichen Eniwukcllmg cmi der Balkan-Halbi^el bemStzvi» nttrd. Le« ickMstrrten Praiaffae« Gerichiö Lotlegen baaen um eine Audienz beim Könige, um Gnade sür da« genannte Mitglied de« radikalen Central-Eomitö» zu erbitten. Derselbe stweck sühne bei» Ministerpräsidenten,n »nhestaud, Herr» Steftscha Mihafiapiä. in den Konak. Der Neffe de« alten Herrn, der SecreKttr sin Fsoa»z- Ministerium Mihajlovii!. ist ein böchst enisältigcr Mn^ch, dem so gut wie olle E genschasten fehlen, um im revoluttonairen Lager eine Stolle zu ipialen, der sein VorlchreNen bi- zum Leiter der radikalen Partei nur seinem Namen und dem Umstande z» verdanke» hat, daß Palchic a»S der Povularuät diese« Namen* Nutzen zu ziede» hoffte. Der König bat den Palriarchen ou« dem Wratlchar sreusid»
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