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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188312130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-12
- Tag1883-12-13
- Monat1883-12
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.12.1883
- Autor
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Erscheirrt täglich früh 6'/, Uhr. Rr-ortiin uni Lkprtüi» Johannesgaffe SS. Lprechkundka der Krdarlio«: vormittags 10—IS Uhr. Nachmittags 5—8 Uhr. tzttr »t> me,,»« »w,kt«i>»»«r «,»it«n»t» »acht »4 dk Nk»«ci>o» ,,ch« »ertuauch, «>»ab«e »er für »te nä»ftf»k«r«»e ««»«er bestimmten Ankerate an »achentaaeu bi» L Uhr Nachmittag», an Lann»«»» -efttagen kräh bi»'/,» Utzr. 2« de» /ltialen für 2»s.-^«»»h»»e: Ltta Klemm» Univerfitütsftraße »1, L*»l« Lösche, Katharinelistrase 18, v. «nr bi» '/,» Uhr WpMer.TagMIt AnzBger. Organ für Politik, Localgeschichte, chandett- «nd GcschaftSvcrkchr. Auflage LSLOV Adonnemciitsoreis vienel',. 4'/, Md- inet. Bringerlobu 5 Mk« dara, die Post bezogen 6 Mk. Jede -inzclnr Nummer SO Pf. Belege; emplar 10 Pi. Vebübren lür Extrabeilege» nvne Loilbeiörderung SS Mk. mu Poftveiörderung »8 Mk. Inserate «gewaltme Petitzeile 40 Pf. Gröbere Schriften laut unterem Preis. Verzeichnis. Tabellarischer «.Zifferniap nach höher« Tarif. Lkliamen unter dem Urdactioalskrich die Lvaltzetle SO Pf. gnierate sind stets a» di« Expebtti«« zu ienoen. — Rabatt wird nicht gegeoen. Zahlung praeunweraniio oder durch Post- nachuaainc. ^SL47. Donnerstag ven 13. December 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachun-, die Jnventarisirung und Stempelung der nach den bis zum 5. November laufenden Jahre» zwischen Frankreich und einzelnen deutschen Staaten giltig gewesene« Literarconven- tioucn rechtmäßig angesertigten Borrichtungen und Exem plaren bezw. angesangenen Exemplaren von Werken der Literatur und Kunst betreffend. Unter Bezugnahme auf die Nebereinkunft zwischen Deutsch land und Frankreich, betreffend den Schutz an Werken der Literatur und Kunst, vom IS. April 188S, sowie die zur Ausführung derselben erlassene Bekanntmachung des Reichs kanzler» vom 3. November lausendrn Jahres ordnen wir zur Nachachtung für die Betheiligken noch Folgendes an: Alle Besitzer von am 6. November lautenden Jahre- vor handenen, bisher erlaubter Weise hrrgestelllen, bez. ange- fangenrn Exemplaren von Werken der Literatur und Kunst (Schriftwerke», Abbildungen, musikalischen Compositioncn, Werken der bildenden Künste), sowie von rechtmäßig ange- sertigten Vorrichtungen (Stereotypen, Holzstöcken, gestochenen Platten aller Art, sowie lithographischen Steinen), deren Herstellung bez. Benutzung nach den Vorschriften der er wähnten Uebereinkunft nicht mehr gestattet sein würde, werden aufgefordert, ihre Borräthe davon spätesten» biö zum 15 Januar 1884 in unserem Stadthause, II. Obergeschoß, Zimmer IlSd» behufs Abstempelung mit unserem Dienst- stempel anzumelden. Die Anmeldungen der abzustempelnden Gegenstände sind in der Form des der obenerwähnten Bekanntmachung des Reichskanzlers angesilgten Verzeichnisse» ^ bez. V binnen der bemerkten Frist cinzureichen, damit die Stempelungen bi» zum 6. Februar 1884 beendet werden können. Borräthe von Werken bis zu 500 Exemplaren sind gleich zeitig mit der Anmeldung im Stavthause zur Stempelung vorzulegrn, dagegen werken größere Posten davon, sowie alle Bornchlungen auf Antrag der vetheillgtrn in deren Geschäfts räumen zur Abstempelung gelangen. Leipzig, am 4. December 1883. Der Rath »er Gtadt Leipzig. Kretsä 1)r. Trönvlin. schwer. MemitMihmi». Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß. daß wir den Fischerobermeister Herrn Carl Wilhelm Müller und den Aischermristcr Herrn Ernst August B»se ange wiesen haben, die Flüsse, Flulhrinnen und Teiche hiesigen SlavtbezirkS, soweit dieselben als Eisbahnen benutzt werden, während der Dauer gegenwärtigen Winters sorgfältig zu überwachen. ES ist daher den Anordnungen derselben sowohl seiten» der Inhaber der Eisbahnen, als auch seiten» der die Eis bahnen Besuchenden unbedingt Folge zu leisten. Insbesondere ist das Betreten des Eise» und da» Schlitt schuhlausen, bevor Solches auf der fraglichen Eisbahn von den Obengenannten für unbedenklich erklärt worden, ver boten. Es haben auch die Inhaber der Eisbahnen aus be zügliche Anordnung und namentlich bei eingetretenem Thau- Wetter den Zutritt zu ihren Bahnen ferner nickt zu gestatten und etwaige eisfreie oder nicht genügend sicher« Stellen in gehöriger Weise abzusperren. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden mit Geldstrafe bi« zu Grch-ztg Mark oder mit Haft bi- zu vierzehn Tagen geahndet werden. Leipzig, am 8. December 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Hennig. vlrktlgerllug. DtrnstN, den 18. diese- Monat-, von 10 Uhr vormittag» a», sollen im Aocttonrlocale de» hiesigen Amtsgerichte«, Eingang Kleine Buragaffe, eine größere Anzahl «euer «tchentzoli-, Nttßba««- »nd Matzagonimöbel. als: Tische, Speisetafeln, SophaS, Kleider-, Wäsche-, Bücher» und Spiegelschränke, Spiegel, Wasch- und Schreib tische. Büffet«, BenicowS, Toiletten, Bettstellen, Lommoden. Rohr- »nd Polsterstahle, Küchenmöbel, eine Partie Tisch-, Leib- »nd Bett wäsche. Federbetten, Stahlfeder- «nd Roßhaarmatratzen, sowie ferner eia Plonlao. ein Schrlstsetzerregal, eine Schneidemaschine, eine Steindruck- und zwei Augsbnrger Buchdruckpreffea ,ur Versteigerung gelange». Die Bedingungen «erden vor Beginn der Versteigerung bekannt gemacht. Leipzig, de» 11. December 1883. Bltltz, «erlchtsvollzleher. Nichtamtlicher Theil. Vir Wiedereinsetzung des Vischofs von Limburg. Da« Eenkrum ist durch die Begnadigung de« Bischof« von Limburg überrascht worden. Diese Thatsache wiest so schwer, daß durch sie Biele« ausgeglichen wird, was im Laufe de, lebten vier Jahre geschehen ist. Da» Centn,», hat nur dadurch seinen Einfluß und seine Macht ausrecht erhalten können» daß es nicht nur Verbündeter de« Papste« i« Kampf« gegen die preußische Regierung war, sondern daß die Üvngregation der Eardinäle nur seine« Winken «ad Rath- schlägen Folge zu geben schien. Der Papst schien dadurch selbst eine« Theile« seiner Machtvollkommenheit entkleidet und »eu» da» Crntrum seine Unzufriedenheit zu er kenne» gab, so galt e« als unvermeidlich, daß der Papst sich zu derselben Ansicht bekannte. So ist es leider lange Zeit hindurch wirklich gewesen, der Papst sah seine friedliche« Gesinnungen von seiner nächsten Umgebung be kämpft, sein« besten Absichten durchkreuzt und daher kam e«, daß auch der Gesandte d. Schlvzer nicht« au»zurichten ver mochte. Er hatte e« nicht sowohl mit dem Papst zu thun, als mit einer einflußreichen Esten«» »elch« den Frieden mit der preußische« Staat«regierung «ur unter der Bedingung völliger Unterwerfung derselben unter den Willen der Curie zu schließen gedachte. Hierin ist in »enester Zeit eine Neude- rmm eingetreten und die Begnadig«,« de« Bischof« von Limourg ist da« erste sicher« Kennzeichen de« vollzogenen Umschwunges. E« wäre ein Jrrthu«, wenn mau annehmen wollte, daß dt« jesuitisch« Propaganda in Rom plötzlich andere« Sinne« zeworden oder daß eS dem Papste gelungen wäre, sich von chrem Einfluß lo» zu machen, dieser Einfluß besteht unver ändert fort, aber dir Mitglieder der Propaganda haben rin gesehen, daß sie ihren Zweck nicht erreichen und e« nur dahin bringen werden, daß die preußische Staatsregierung ihr Berhältniß zur Curie einseitig durch die Gesetzgebung regelt, wie sie schon angesangen hat zu thun. wenn der Papst und sein Ratdgcber ferner aus ihrem ablehnende», «tandpuncte verharren. De-Halb war es nothwrndig, daß die Partei de« Centrum« einmal in einem wichtige» Sta dium der Verhandlungen an« dem Spiel gelassen wurde, daß zunächst einmal eine Tkatsacke geschaffen wurde, aus welcher sich das Gebäude de« zukünftigen Ver hältnisses zwischen Staat und Kirche in Preuße» ausrichten ließ. Schon die Einreichung eine» Begnadigungsgesuch« eiten« eine- seines AmleS enisetzten Bischofs ist nur unter Anerkennung ganz entgegengesetzter Grundanschauugen denkbar als bisher im Datican zur Richtschnur diente». Die Bischöfe, welche durch den Gerichtshof für d e kirchliche» Angelegenheiten ihre» Amtes entsetzt waren, galten »ach römischer Ausfassung nickt als vom Amt entfernt, sie waren nur die unschuldigen Opfer staatlicher Bergewaltignng und man betracklete cs al« ordnungsgemäß, daß sie ihre amtlichen Befugnisse, soweit möglich, weiter ausüblen. Da» ist denn auch von einem Tüeil der abgescyten Bischöfe geschehen und dadurch sind viele Geistliche in die Lage gekommen gleichosalls aus ihr Amt verzichten zu müssen. Die Verwaisung der Psarrsprengel ist wesentlich die Folge Vieser Auffassung gewesen, die staatliche Autorität wurde als nicht vorhanden angesehen und da« konnte nicht geduldet werde». Der Entschluß eine- Bischcf», ein Gnadengesuch ein- zurriLen, enthält da» niittclbare Z»geständ»iß. daß er sich »ein Staate gegenüber im Unrecht befand, al» er dessen Gesetze mißachtete und damit ist da» Geschehene unter den beuligen Verhältnissen, welche den Frievensschluß als Ziel des beiderseitigen Streben» erkennen lassen, gesühnt. Nachdem die staatliche Autorität al- zu Recht bestehend anerkannt war, konnte die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand geschehen »uv vie Begnadigung hat dir Wiederaufnahme der amtlichen Functionen de» abgesetzten Bischof- ermöglicht. Die große Bedeutung diese« Acte« tiegt in der veränderten Stelluaa der Kirche zu», Staat. Während jene bisher stet« die Miene annahm, al« Hab« sie nur vom Staate zu fordern, aber nichts dafür zu gewähren» al« hänge eS von ihrem guten Willen ab, wenn sie da« Entgegenkommen de« Staate« er widere, Aturch di« Thatsache der Begnadigung de» Bischof« von LnnMka sestgestellt, daß der Staat in seinem Recht war, alS er die Befolgung seiner Gesetze von den Dienern der Kirche forderte und der Bischof, welcher nach geschehener Be gnadigung die Geschäfte seiner Diverse weiter führt, hat dem Staate auch seinerfeit« diese Anerkennung gezollt. E« ist klar» daß Bischof Blu», da« Begnadigungsgesuch erst einreichen konnte, nachdem er sich der Zustimmung des Papste« zu seiner Handlungsweise versickert kalte und die Begnadigung würve nickt eiugelretrn sein, wenn die Negierung nicht vorher die Gewißbelt gedabt hätte, daß rer Bffckos auch davon Gebrauch machen werde. Daß Bischof Blum sich schwer erkrankt im Auslande bcfludet und daher augenblicklich nickt in der Lage ist, seine Amtsgeschäfte wieder zu überneb- men, ändert daran Nicht«: die Staat«leistunaen, deren Wiederaufnahme vom 1. Oktober ad verfügt ist, kommen ihm trotzdem zu Gute und etwaigen Verfügungen, welche er von seinem gegenwärtigen Wohnsitz au« trifft, ist die Aus führung gesichert. Jetzt ,st die Hauptbrdinqung für die endgiltige Regelung de« Derbältnisse« zwischen Staat und Kirche erfüllt und e« besteht fortan kein Hiuverniß für «ine Revision der Maigesetze i» der vom Papst gewünschte« Weise, freilich stets unler Ausrrchthattung de« Grundsatz»«, daß die Slaatsgesetzr für dir Geistlichkeit «hrnsv verbindlich sind wie für die übrigen Staatsbürger. Die Folge der Begnadigung de« Bischof« Blum wird voraussichtlich auch die VeS Bischofs von Münster sein, während «8 wohl kaum geschehen wird, daß dir gleiche Hebung auch auf die Erzbischöfe von Köln und Posen- Gnesen erstreckt wird wegen der allzu starke» Opposition dieser beide» Oberhirten. Dagegen ist «in Verzicht aus ihre Aemter wahrscheinlich und die Wiederbesetzung der erledigten Erzbis- IHUmcr durch anvere Personen. Da« Neutrum hat richtig herau-gesühlt, daß durch die Begradigung de« Bischofs Blum eine ganz u««« Lage geschaffen da« Wichtigste an dieser Lage ist. daß die Macht de« Centrum« dadurch einen gewal tigen Stoß erhalten hat, ja daß die Axt gleichsan, an die Wurzel Heesethea gelegt ist. Wenn der «ad»» vivendi zwischen Berlin und dem Vatikan gesunden ist, dann fehlt di« Grundlage für de« Fortbestand de« Eentrum» al« poli tische Partei, dann bedürfe« di« Bekenner de« katholische» Glauben« keine« Anwalt« mehr, welcher ihr« Rechte dem Staate gegeuüöer wahrnimmt» uud dann hat auch die Staat«- regierung kaue Veranlassung mehr, sich auf «in politische« Lauschgeschäft mit dem Centn,» «nzalassr«. Zwar wird dies« durchgreifsude Veränderung nicht sofort und mit einem Schlage eint«»», ader sie ist fortan unausbleiblich. Bei der Revision der Matgesetzt werden dt« Mitglieder de« Eentrum« noch PatheusteS« vertreten, das »erden sie sich nicht nehmen taffe«, aber »en» dieser letzt« Let de« Entgegenkommen« de» preußischen Staat« teendet ist, dann ist auch der ersehnte »ock» viviuM aesande» »nd der Kamps zwtschen Staat und Kirche ist ausgäämpst. Sechzig, IS. Deee»ter 1883. * Mehr und «etzr Bricht sich die verständigen Auffassung Bahn, welch« wir von vorn herein vertrete» haben, daß e gauz uud gar »icht i» der Absicht geleg« hat, den Kron prinz,« zu «tue« ^Besuch« de« Papste«" »u ver anlassen, daß vielmehr nur »in Besuch de« Könickö Umhrrt» aeptank gewesen und dabei, wo« nur natürlte erscheint, auch einer Visite bei« Papste gedacht wurde. End lich hat auch die„R»rdde«tsch«Altg,m«iu»Z»itu»g" di« Sprach« wiedergesuutzeu und äußert sich i» Betreff der italienischen Reise de« Kronprinzen i» der von »n« an- gedeuteten Weise. Wir sind«, es gerechtfertigt, wenn sich da« osfieiöse Btatt bei dieser Gelegenheit über ba« unver ständige Gebahn» deutscher Journalisten beklagt. E« ist in der Thal kaum glaublich, wie Gel« Gerücht» »d welcher Art auf einmal die Lust durchschwirrten, und jede Auägebu« der Phantasie saud auch sofort ihn« bemitwilliae» Ber- dnttn und «nnstwudnteu. Nicht wentg« gllmk». »aß ich der Kronprinz zu einer Art von diplomatischem Ver mittler hergede und fing« wurde ibm der Eultusminisler v. Goßler beiaeaeben, welcher bereit» am Dienstag nack Italien abgereist sein sollte. Wir um diese« Gerücht durch den Augenschein zu widerrufen, erschien Herr v. Goßler am DienStag währrnd der Sitzung deS Abgeordneten!,auseS am Ministrrtische und verweilte fünf Minuten im Hause, da er ,m klebrigen mit den Gegenständen der Tagesordnung nichls zu thun batte. — Der vorstehend erwähnte Artikel der „Nor »deutschen All ge me inen Zeitung" hat folgenden Wortlaut: Die ttrsflnataen Betrachtungen, welche ln einem Theile der Presse an die telegraphisch« Meldung aus Madrid über die Reise Sr. lattrrl. und kSuigl. Hoheit de« Kronprinzen nach Ra» geknüpft worden sind, zeige», daß wir uns offenbar »och m der logenannten lobten Tal on befinden, wahrend welcher die jeimaae» «>t Elser jeden Vorwand z» ergreife» pflegen, uni Eon- ectnrmtwlülk zu treibe». Ein geringer Grad ruhiger Uiwesaagenheit und «tu« nur mäßige Vertrautheit »ut den elementaren Gesetzen der Höflichkeit würden genügt haben, klar zu machen, daß jene Meldung in »er Kor«, t» der sie gebracht war, eine falsche sein mußte. — Leiber staden sich aber unter Denjenigen, welche sich für berufen halte», ble öffentliche Meinung durch Zeiimigsmiitheiluiigen au'zu- klärety augenscheinlich nicht Wenige, denen es nicht »ur unmöglich gr«»»w> ist, irgend einer politischen Frage »„besangen gegenüber- »»irrten, sondern denen auch da- Verständniß für die gewöhnlichste» Michkeltsrucksichre» in einem so Hoden Grade abgeht, daß es ihnen niemals emsullen kann, schlichte Höflichkeit bei Louverainen als Motiv irgend einer Handlung zu vermutden. Tie ziehen eS vor, trtt dessen auf die schwerst erfindlichen politischen Motive zu gerathen, »M über eine solche Handlung Ausschluß zu geben. — Ganz abgesehen von persönlichen sreundschaitlichen Be ziehung«. lag es in der Thit in den ersten Ansorderungen mternattonoler Höflichkeit, daß unser Kronprinz, wenn er zweimal hin und zurück durch Italien reiste, de», Souvcrain jenes Landes einen Besuch abstaitele. Nachdem der Besuch bei der Hinreise mit Rücksicht aus die Heit und die Abredungen mit Madrid unierblieden war. würde es für jede», mit den Formen der Well vertrauten Politiker «»natürlich erseh enen sein, wenn dieser Besuch aus der Rückreise, bei weniger beschränkter Zeit, »icht »iS Auge gesoßt worden wäre. Daß aber der Kronprinz, wenn er einmal in Rom ist, auch dem zweiten dort residirendrn, mit uns in Frieden lebenden Souveraiu, de« Papste, einen Besuch macht, ist eine ebenso natür liche Eonsequeuz derselben, zwischen alle» Höst» bestehenden Regeln der Höflichkeit. Ausfallend wäre es »ur gcweseu, wenn Se. kaijer- lxhe unb königlich« Hahelt zweimal durch Italien gefahren wäre, »bnr dessen König zu begrüßen; halte er sich aber in No» aafgeholien. ohne dem Haupte der römische» Kirche gleichfalls seinen Besuch absustaiten, so würde man berechtigt gewesen sein, daran« zu schließen, daß zwischen dem deutschen Kaiser- Hanse und dem Papst« eine Verstimmung obwalte». — Die- ist nicht der Fall. Besondere politische Motive liegen weder für ten einen noch sür den anderen Besuch in der Situation des Tages. Daß man nach solchen gesucht hat, ist die Schuld eine« Zeitung«- correspondcnlen, dem in Madrid da- Gerücht von der Reise de« Kronprinzen nach Rom zu Ohren gekommen war, und der in seinem Mangel an Berständaiß für Politik uud Höflichkeit daran dir Be merkung geknüpft hatte, der Zweck jener Reise sei. dem Papu einen Besuch abzuftatten. — Lhoraklrristisch bleibt es immerhin, daß das Jrrthünüiche jener Bemerkung in deutschen Journaltstenkreisrn nicht sofort und allgemein erkannt wurde. * In Berlin beginnt bereit« die ReichStagSwahl- bewegung und «» ist bemerkenSwcrth, daß die Fortschritts partei dabei die Wablrecktssrage ganz besonders in den Vordergrund stellt. Am 13. d. MkS. werden i>» l. B rliner ReichSwahlkrei» die Adgg. E. Richter und L. Löwe Bor träge Uber die Bedrohung de» geheimen Wahlrecht» und die Verkümmerung der Wählfreiheit der Beamten halten. * Die kürzlich erfolgte Wiederbesetzung der vaean ten Domberrenstellen in Osnabrück ist aus Grund der päpstlichen Bulle »lwpoiw» Ilomuuoium poutitienm- geschehen. In Vieser Bulle ist VaS Bersahren sür die Besetzung der Domberrenstellen in der Weise geregelt, da» der Bischof und das Domkapitel als Wahlberechtigte abwechselnd vie eiiizelnen Stellen zu besetzen und zu diesem Zwecke binnen 6 Wochen nach cingrtretener Erledigung der Stelle eine Liste von vier Candidaten vorzulegen haben, unter denen der König die etwaigen peinoon» minus grntns abzulchncn besugt ist. Be reit» nach «ingetrrtenrr erster Bacanz. als vr. Falk noch Eultusministrr war, hatte Vas Domcapilel, welches an der Reih« war» «ine Liste von Candidaten bei der Staatsregie rung eingereicht, aber ohne Erfolg. Als dann daS T omcapilrl nicht mehr wahlfähig, auch kein Bischof vorhanden war, unterblieb die Wiederbesetzung der Tomherrenstellen. Wenn Vie letztere nunmehr erfolgt ist, so darf da» der Besprechung, welch« diesrrhalb der Bischof von Osnabrück während der jüngsten Anwesenheit de» Eultusminister« dortsrtbst mit diesem hatte, zugeschriebea werden. * E« ist »in« wenig bekannte Thatsache, daß da» Deutsch thu« in Ungarn.Siebenbürgen trotz aller Maghari sirungsmaßregrln in den letzten 20 Jahren doch noch ;u- genoinme» hat. Die Teutschen im Westen Ungarn», in de» Comitate« Preßburg, Wieseidurg, Ocdrnburg und Eisenburg, wie auch dir Deulschen im Temescher Banate, in der Bacska. in Tolna und Bckranha haben nicht nur ihr Sprachgebiet be hauptet. soudern stellenweise sogar noch erweitert. Während man in rer Mitte der dreißiger Jahre in Ungarn-Sieben bürgen etwa l.tOO.OÜV Deutsche zäblte, war ihre Zahl im Jahre 1870 bereit« aus l.700.000, im Jahr« 1880 aber au l.800»00a gestiege». Dazu kommt noch, daß bei den srü- beren VotkSzählunaen die Israeliten sich meist zur deutschen Umgangssprache drkannten, wäbrend 1880 von 870,000 Juden sich mehr al« die Hälfte den Magyaren zuzäblte I« Temescher Banate wohnten 1835 etwa l5v bi« >80.000 Deutsche; gegenwärtig leben dort aber minkesien» 3Ü0.ÜV0 deutscher StammeSgenoffrn. Sogar die Sieben büran«, Sachse», von denen man immer wieder irriger Weife behauptet, st« sAtn i« Rückgang, begriff«, baden ein«, wen« «mck langt«me Zunahme ausznwmftn. Rur in den Nein«« deutsche« Sprachinseln i« ungarischen Erzgebirge, in »>-- i— -- »—Wald«, ganz btsonbers aber in den «» vermindert sich da« dentschc Element » hatte Ofen in de« zwanziger J.ihren di« mit AnSnahine von einigen hundert Magyar«» «nd lvoa Serben sämmllich Deutsche waren Petz hott« OA,aäV ebenfalls metst deutsche Bewohner. Die 000 e« teftk« BalkSzählung ergab in Ofen-Pest neben 198, Magyaren 128.000 Deutsch«. Jenseits der Donau gab W« flnszig Jahren zwei rein deutsche königl. Frei tzsibk« und 42 rein deutsch« Marktflecken. Heute sind all« dies« Ort« g«> " Ein einige Magyarne. Gegenwärtig find unter Tö.voo Einwohnern 580« wohnern Veden h,,g« mischtsprachig. Unter den 12,808 « waren vor fünfzig Jahren kaum i Magyaren. Raab war noch in den dreißiger fahren znm großen Theil deutsch, heute ist es eine rei» magyarische Stadt. Magyarisch ist auch St ei na manger geworden, wo »eben »000 Magyaren honte nur noch >000 Deutsche wohne»; ebenso Fünski ecken, welches jetzt 20,000 magyarische und »ur noch 5000 tentsche Elnivobner hat. Auch Preßburg hat eS schon zu 8000 Magyaren gebracht. I» Maria- Theresianopel hielt im Beginn de» Jahrhundert« da» teulschc Element dem magyarische» die Waage, heute sind dort 30,000 Magyaren und nur t40ü Deutsche. I» Neusatz wohnten vor 50 Jahre» nur Deutsche und Serben, heute hat die magyarische Einivohnerschast die deutsche überflügelt. In Z o »i b o r ist beul« da« Magy-irenthum doppelt o stark wie da» deutsche Element, mährend vor einem balbcn Jabrhunderl das Gegen theil stattfand. In TemeS var stehen heute 7000 Magyaren 20,000 Deutschen gegenüber; vor sünszig Jahren war daselbst vom magyarischen Stamine »och sehr wenig zu spüren. In vielen vbernngarischen, namentlich Zipser Städten ist da» Deulsch- thum biS aus kümmerliche Reste ganz verschwunden. E« ist gar kein Zweifel, daß noch größere Massen Deutscher m den ungarischen Städten ihrer Nationalität verloren gehen werden. Die Hossuung, daß die Mel»zahl der Deutschen in Ungarn- Siebenbüraen trotz aller Anstrengungen do« herrschenden Stammes deutsch bleibe» werde, beruht einzig und allein aus der Thatsache. daß die Sicbenbiirgener Sachsen und die deutsch ungarische Landbevölkerung zähe an ihrem Drutf'chthu« fest- halten. * Aus Rom, 8. December, wird der „Allgem. Zeitung" geschrieben: „lieber den Verlauf des gestrigen Duell- zwischen Ni cetera und Lovito haben die beiderseitigen Zeuge» felgendes eigeiitbümliche Protokoll veröffentlicht: „Die Unterzeichnele» erklären pflichtgemäß, daß die Verhand lungen bezüglich des WasjengangeS zwischen den Abgeordneten Nnwtera und Lovito in vollkommen ritterlicher Weise geführt wurden und diese» Ebaraktcr, soivcit es die Unterzeichneten betrifft, auch ans den, Kampsplatze behielten. Auf dem letzteren angelaiigt. erinnerten die Zeugen im Einzelnen an die Regel,i der Ritterlichkeit, welchen die Gegner aewiffen- baste Beobachtung schuldig sind, u. a. daran, daß der Gebrauch der linken Hand weder zum Angriff, noch zur Berlheitigung gestattet sei. daß die Commando» „Achtung!" und „LoS!" befolgt und dem Commando „Halt!" augen blicklich gehorcht werden müsse Auf das „Los!" erfolgte der Angriff. Lovito wurde am rechten Arm verwundet, und Botta und Damiani commandirtc» .Halt!". Bon diesem Augenblicke an war der Kamps kein regelrechter mehr, da Lovito fortsuhr, anzugreifen. Die Zeugen warfen sich da zwischen und trugen Verletzungen davon. In Folge jenes Angriffs trug Nicotera Verletzungen am Kopf «no Nr«, Lovito eine schwere Verwundung in der linken Handfläche davon. Die Unterzeichneten haben sich, das Borgefallene auf da- Tiefste bedauernd, mit größter gegenseitiger Rücksicht getrennt. Gez. N. Bvlla. A. Damiani. V. Giudiei. G. Di Sandonato." Wie man trotz der höchst lakonischen und rücksichtsvolle» Abfassung des Protokolls erkennt, sind die »bedauernSwertben Unregelmäßigkeiten- bei dem Duell durch Lovito begangen worden. Worin sie bestanden haben, sagt daS bereits stadtbekannte Gerücht, welches auch aus die Frage, wie Lovito eine Verwundung in der linken Handfläche vavöntragen konnte, antwortet. Während Nicotera auf da» Commando „Halt" unverzüglich zurücktrat und die Spitze seines Säbels zur Erve senkte, ibat Lvvito — es steht dahin, ob aus Uncisahreubcit und Aufgeregtheit oder weil er das Commando überhörte — nickt desgleichen. Im Gegentheile sübrte er noch einen Streich nach dem Kopse Nicotera'S, ergriff, als dieser seine Waffe zur Berthridigung wieder erhob, dieselbe mit der Linken und verwundete seinen Gegner durch einen zweiten Hieb am rechten Handgelenke. Natürlich folgte eine tunniltnarischc Scene. Die Secunkanten sprangen prolestirend zwischen die Duellanten, wobei Damiani einen leichten Stick in das Bein erhielt, und in die Ver wünschungen der Gegner mischten sich heftige Ausdrücke seiten« der beide»scitigen Zeugen. Lovito bezahlte seine Uebertretung der Ziveikainpsregeln sehr lhener. Seine linke Hand, mit der er in Nicotera'S Sabel griff, wurde vollständig zerfleischt und inchrcrc Arterien und Sehnen derselben durchschnitten, so daß er in Folge des heftigen Schmerzes niederstürzte. An Ort und Stelle wurde beiden vie erste ärztliche Hitse geleistet, bi« sie zu Wage» in ihre Wohnungen zurückkebren konnten. Heute ist das Besindcn Lovsto'S ein bedenkliches, dasjenige N>coter«'s gebessert. — Sowohl ii» Abgeordneten dause als in der Presse »nd unter der Bürgerschaft macht der Borsall begreiflich viel von sich reden. We in Lovito'» Verhalten auf der Walilsialt gerechtem Tadel begegnet, so entgebt Nicotera'S provocirrnkc Haiutnng gleichfalls nicht der Vcrurtheilung. Tieielbc »ins; eine absolute werden, wenn eS sich bestätigt, was oisic>öse Stimmen melden: daß die von ihm behauplele Eompliciiäl dcS Ministe,iuniS de» Innern mit seinen Verleumdern nicht existirl. Nach einer öffentlichen Erklärung de- Chestz der Prrso»alablheil»ng »» Ministerium VeS Innern, Bazio. von welchem Nicolera v,e Nachricht von der Dccorirunq seines Verleumders Ealabritto jnn. erhalten haben wollte, entbehrt nickt bloS Liese Angabe, sondern auch vie Thatsache der Ordensverleihung jeder Begründung, und andererseils soll die Bernsunq des Calabrillo «on zu einem BerwaliungSpcstc» schon vor der Pnblicirung de« LibellS und auf Griiiid thalsächlicher Verdienste ersolgt sein. Die pcntarchistischeii Organe stellen sich mehr oder weniger ent schieden aus die Seile N colera'S. Der Vorfall hat der ohnehin täglich sich verschärfenden Parteipolemik neue Nahrung ziigksuhrt, und die Klust zwischen dem Eabinet und den Dissidenten ist noch »in ein gut Stück erweitert worden. Der Gencralsecretair des Inner», Lovito, hat in Folge der geschilderten Vorgänge und seiner Verwundung heute seine Entlassung gegeben." * AuS Rom wird der „Pol. Core." in Betreff der mehrfach gemeldete» in ternationalen Schutzmaßregrln slir Europäer in Ebina mitgelhrilt, daß r« da» englische Eabinet war. welches an die vereinigten Staaten von Nord amerika. Deulschland »nd Italien eine Einladung zu gemein samem Vorgehen im oben erwähnten Sinne für den Fall eines EonfliclS zwischen Frankreich und China gerichtet hat. Deutschland und Italien hätten bereits zugestimmt. Man batte e« für wahrscheinlich, daß die gleiche Einladung auch an ankere Mächte gerichtet werden wird. In Italien bat dieser Schritt Englands wegen seiner Bedeutung für di« Be ziehungen de« Cabinrt« von St. Jamr« zu den Cabiaete»
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