Suche löschen...
Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 01.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188501010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18850101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18850101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-01
- Monat1885-01
- Jahr1885
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
anhaltendem schnellen Lauf bei der trockenen, heißen Sommerlust eingetrcten. Eine drückende Stim mung bemächtigte sich beider Männer. In beider Seelen war Lin schrecklicher Verdacht gegen die jetzig« Gemahlin Harder- aufgrstiegen und sie wagten nicht, sich aiizuschaueii, nur damit nicht einer in dem Auge deS andern die Bestätigung diese- Verdachtes lesen müsse. Unterdessen gelang eS den beiden Frauen, Jetty wieder inS Leben zurückzurufen. Matt schlug daS Kind die dunklen Augensterne auf, deren Glanz jetzt etwas unsäglich Trauriges hatte. Beim An blick der geliebten Mutter und Großmutter ver klärte ein Strahl seliger Freude das blasse Ge- fichtchen und sie lispelte: „Ach, wie bin ich doch so froh, daß ich wieder bei Dir bin, mein Herzcnsmütterchcn!" Schluchzend, von unnennbarem Weh erfüllt, bedeckte Lina daS geliebte kleine Antlitz mit Küssen und fragte mit thränenerstickter Stimme: „Mein Herzensliebling, hast Du Schmerzen?" „Nein, Mütterchen," flüsterte daS Kind, „mir ist ganz wohl, nur müde bin ich — schrecklich müdel" und halb im Schlafe schon murmelte eS noch: „Ich bin so weit, so weit gelaufen!" Lina drohte daS Herz stille zu stehen vor ent- . setzlichem Weh. Was hatte man mit ihrem Kinde angefangen, welches sie so vertrauend dem bitten den Vater gesandt? Ihr Herz sprach ihn frei von jeglicher Schuld, r» mußte etwas ohne sein Wissen geschehen sein. Düstere, schwermütige, bittere Gedanken bemäch tigten sich LinaS; das Bild ihrer Schwiegermutter und ihrer Nebenbuhlerin erstieg vor ihrem gei stigen Auge und die Stimme ihres Herzens schrie auf: „Die haben dein Kind hinausgestoßen, gleich wie sie dich einst hinaustrieben, — welch entsetz liche Herzen, welch ein Abgrund von Grausam keit und Härte." Sie stöhnte tief ans unter diesen Vorstellungen und Gedanken. Das war mehr, als ein Mutter herz ertragen konnte. Frau Falkenstein hatte sich leise entfernt, um das Abendessen anzuordnen. Sie berichtete den schweigenden Männern über JettyS Zustand und sprach die Hoffnung aus, daß der Blutsturz viel leicht keine schlimme» Folgen nach sich ziehen würde. Dann sprachen sie mit halblauter Stimme ihre gegenseitigen Vermutungen über diese rätselhafte Thatsache aus und rieten hin und her. Lina dagegen saß unverweilt am Bettchen des schlummernden Liebling». ThränenloS starrten die brennenden Augen vor sich hin; der Schmerz war zu groß, zu entsetzlich für ein vertrauend Mutter- Herz, daS aus innigstem Mitleid mit dem un- glücklichen, ruhelosen Gatten sein teuerstes, sein einziges Kleinod den Händen ihrer Feindinnen ausgeliefert hatte. Und wa» war der Dank da- für — der Tod! Tod — für Liebe! I» wildem Schmerz fuhr Lina mit den Hän den nach den Haaren — in diesem Augenblicke fühlte sie, daß ihr sanftes Herz auch glühend has sen konnte — da ein Echreckensruf entfuhr ihren Lippen, sie streckte obwehrcnd die Hände gegen die Gestalt aus, die im Rahmen der Thür erschienen war — ein geisterbleiches Antlitz, in dem sich Verzweiflung, Schmerz und flehendste Bitte zugleich abspirgelten. „Lina!" bebte es von Feodors Lippen. Die Gestalt des jungen Weibes erzitterte heftig. Es lag ein herzzerreißendes Weh, so trostlose Verzweiflung in dem einen Laut, daß Lina un willkürlich ihre Blicke auf ihren einstigen Gatten richtete. Stumm wie» sie auf dos schlummernde blasse Kind und verhüllte ihr Angesicht. Feodor trat näher. Mit langem, ängstlich forschendem Blick umfaßte er die kleine Gestalt und sank dann vor Lina auf die Knie nieder. „Lina," fragte er leise, „um Gottes Barm herzigkeit willen, wie kam mein Kind nach Hause, Welche? ich glücklich und froh bei der Großmutter verlassen hatte?" Lina erzählte stockend, daß der Pfarrer Dorn busch es bewußtlos und blutüberströmt gebracht. „Glaubst Du, Lina, daß ich mein heißersehnteS Kind auch nur einen Augenblick aus meinen Augen gelassen hätte, wenn nicht sehr dringende Vorfälle mich Weithin abgerufcn hätten?" Seine Stimme klang heiser vor innerer Auf regung, die Augen richteten sich angstvoll auf Linas Antlitz, als müßte er von ihrem Munde nun die Entscheidung über Leben und Tod er warten. „Ich weiß, — daß Du schuldlos an unserem armen Kinde bist!" tönte eS endlich sanft zu ihm herab. Er ergriff stürmisch ihre Hand und preßte sie an seine Lippen, dabei fühlte Lina zwei glühende Tropfen auf sie niederfallen. Die kleine Hand zitterte heftig in der seinen. Thränen — Thränen aus Feodors Augen?! Lina fühlte unter diesen Tropfen all die Bitter keit, den Haß und Groll, der noch vor wenigen Augenblicken ihr Inneres zerrissen hatte, dahin schmelzen, und mit weicher Stimme, aus der nur Erbarmen und innigstes Mitgefühl sprach, sagte sie: „Stehe auf, Feodor, ich habe vergeben." Langsam richtete sich Feodor auf. Seine Augen senkten sich lange und tief in die milden, blauen Augensterne seines ersten Weibes, er mußte in ihnen Wohl die Bestätigung ihrer Vergebung ge schaut haben, denn seine Züge drückten Plötzlich leidenschaftliche Freude aus. Mit schneller Be wegung zog er wieder LinaS Hand an seine Lippen. „Nun gehe," sagte sie, leise abwehrend, „daS Kind könnte erwachen und durch Deine Gegen wart aufgeregt werden. Sollte eS mit ihm schlimmer werden, so werde ich Nachricht senden!" „Nein," entgegnete Feodor hastig, „ich komme selbst, um mir diese Nachricht zu holen! Niemand soll's mir wehren, eS ist mein Kind, ich habe ein Recht dazu! Nicht wahr, Lina, Du erlaubst, daß ich komme?" Sie sah ihn erschreckt an. Doch als sie wahr nahm, wie sei» Antlitz bei ihrem Zögern sich schnell wieder verdüsterte, senkte sie den feinen Kopf und ein leiseS „Komme!" tönte zu ihm herüber. In Feodors Augen leuchtete eS wunderbar auf. Noch einmal umfaßte er mit einem langen Blick Mutter und Kind und eilte dann hinaus. Jni Korridor tras er auf Herrn Falkenstein, welcher fast erschreckt vor der unerwarteten Er scheinung zurückprallte. Feodor eilte mit einer flüchtigen Verbeugung an ihm vorbei. Plötzliche Scham über sein Eindringen in diese Räume, auS denen er sich selbst durch seine schmachvolle Handlungsweise verbannt hatte, war beim Er blicken deS ehrwürdigen alten Freundes über ihn gekommen. Als Feodor am andern Morgen über die, Er lebnisse deS verflossenen Tages nachdachte, erschien ihm alles gleich einem verworrenen Traume, aus dem nur die Gestalt Linas deutlich vor seinem inneren Auge schwebte. ES war ihm fast unfaß lich, daß er den Mut gehabt hatte, bis zu ihr zu dringen, und er fragte sich, ob er auch ferner den Mut finden würde, von der erhaltenen Er laubnis Gebrauch machen zu können. Aber der Gedanke an sei» krankcS liebliches Kind, das durch die niedere Nachsucht seines Weibes in Lebens gefahr gestürzt war, spornte ihn zu neuem Han deln an. Er riß Flinte und Jagdtasche vom Nagel und rüstete sich, gleich im frühesten auf die Jagd zu gehen. Vielleicht konnte er ein zarteS Wild erjagen, welche» er dann der Kranken schicken wollte. Am Frühstückstisch blieb Aglajas Platz leer. Feodor bemerkte es mit finsterer Miene, that aber weiter keine Frage nach ihrem Befinden. Er be kam sie auch nicht zu Gesicht, als er abends mit reicher Beute beladen ermüdet hcimkehrte. Am anderen Morgen, als Aglaja wiederum nicht erschien, that Frau Harders eine Frage nach ihrer Schwiegertochter an die Kanimerjungfer der- selben. „Die gnädige Frau hat sich eingeschlossen," cnt- gegncte daS junge Mädchen. „Gestern abend be fahl die gnädige Frau mir, Alexeis Bett in ihr Schlafzimmer zu stellen und sie heute nicht eher zu stören, als bis sie meiner Hilfe bedürfe." Mutter und Sohn sahen sich fragend an. „Was soll denn das heißen?" meinte erstere. .Meibergrillcn!" entgegnete Feodor gleichmütig. „Sic Wied nach einigen Tagen schon nusgeschmollt haben!" So verstrich die Zeit bis zum Mittagessen. Die Kammerjungfer meldete, die Gnädige hätte noch immer nicht geklingelt, e? wäre doch unmög lich, daß beide, Mutter und Kind, noch schlafen könnten; eS sei ganz still drinnen. „Sie wird sich doch kein Leid angethan haben," dachte Frau Haiders besorgt und teilte diese Be sorgnis sofort Feodor mit. Dieser ging mit ihr zu Aglajas Thür. Der Schlüssel war abgezogen. „Oeffne, Aglaja!" rief er befehlend. Nichts rührte sich drinnen. Auf wiederholtes Pochen und Rufen erfolgte keine Antwort. In Feodor stieg nun auch eine böse Ahnung auf. Er befahl dem Diener, das Schloß mit Ge walt zu sprengen. Nach langer Mühe ging endlich die Thür auf — doch welch ein Anblick bot sich den Eintreten den. Kleidungsstücke, Toilettengegenstände, Bücher, Nippsachen — alles Wild durcheinandergeworfen auf den Stühlen und dem Boden umher. Ein zusammengefalteter Streifen Papier war so auf den Tisch gelegt, daß er leicht in die Augen fal len mußte. Feodor entfaltete ihn und — tiefe Blässe be deckte sei» Angesicht. Stumm reichte er ihn seiner Mutter hin. Diese las: „Du hast mich tödlichst beleidigt! Ich verlasse Dich und nehme mein Kind mit. um eS Deinen Mißhandlungen zu entziehen! Forsche nicht nach mir — Du siehst mich niemals Wieder!! Aglaja." Höchste Bestürzung malte sich auf Frau Har ders Gesicht. „Die Unglückliche, wohin mag sie sich gewandt haben?!" Plötzlich ging es wie jähe Erkenntnis über ihre Züge: „Feodor!" rief sie hastig. „Sie ist nicht allein gegangen! Sie hat sich von Boris Paw- lowitsch entführen lassen! O, jetzt geht mir ein Licht auf über das Verhältnis beider! Du bist betrogen, Feodor, schändlich hintergangen. Sie hat Deinen alten stolzen Namen schamlos in den Schmutz gezogen — ihn dem Gespötte der Welt preisgegeben! O, diese Schlange, diese hinterlistige Kokette!" Die aufs höchste empörte Frau rang nach Lust. Die furchtbare Entrüstung drohte sie zu ersticken. Feodor stand daneben, mit gekreuzten Armen, finster zusammcngezogenen Brauen und düsterem Blick. „Das ist das Ende vom Liede!" sprach er dumpf. „Mutter," rief er dann, „einen unglück seligeren Gedanken als die Verbindung mit diesem Weibe hattest Du nicht haben können — sie hat mich zum elendesten und ehrlosesten Menschen ge macht und ein edles, engelgleiches Wesen ebenfalls dem Unglück anheim gegeben — mag Gott Dir vergeben!" Und fort stürmte er aus dem Gemach. (Fortsetzung folgt.) -S Z .LL 8 § ^ US ° 'S -§ .2- S i i!> l iLk-L-Z- Z-Z>§> I ! I ! ! 8 -- 8 s Z r- 8 O -UD 7-^ Ar 7-4 8 9 § <r§ SS « -- I 1I1 I ! I A T> ro « l I -- LLL j j s j j ! i ! l ! l ! ab Komotau in in Weipert ab ^ ab Weipert in 1 - Buchhol; ! in Annaberg ab ! ab Annaberg in ! - Wolkenstein . - Zschopau - Erdmannsdf. - in Flöha ab ab Flöha in ^ in Dresden ab > L'Z'L s '.s » A e: ^ LZ Z! §- LL . H.0 s - 'kG S S i rO A, 2« 2 SZ Z - 7»^ 7-1 7—4 ! l ^ A I ! ! I I N L co 0 LA 20 20« SS, ^ l l AA> A-Ä L Ä L Ä «, ^ uz sZ> Z Z 'S l l 8 oc> 0? ,8 2 OT-«,— « ^ ^ ^ ! ! I - r 2 -° Z 00 Redaktion, Druck nnd Verlag kon Paul Strebe low in Zschopau.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite