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Dresdner Nachrichten : 27.09.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193009274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19300927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19300927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1930
- Monat1930-09
- Tag1930-09-27
- Monat1930-09
- Jahr1930
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.09.1930
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74. Nchrgaiw. Nr. 433 Sonnabend, 27. September 1930 Lnchtanschrlst: Nachrichten Dresden Yermvrecher-Saininelnummer: »bi.» Rur iüi Nachtgespräche Nr. raoii Lchrytletlun« u. tzauPtgetchitfltstell«! Dresden - N. l. Martenltrabe b«/<i Bezugsgebichr bet Ittgttch ,«et,naltger Zustellung monatlich «.10 Mk. leinschlleßllch 80 Bin. sstr TrLnerl-bi», durch Postbezug ll.ru Mk. etnlchliestlich 5« Psg. Postgebühr (ohne Postzustellung-gebühy bet »mal wöchentlich«,» Bcrfand. lilnzelnummer lü Psg., außerhalb Dresden« tb Psg. Anzetgen- pretse! Die eintpallige »o mm breite Zeile s» Psg., sür auswaris «0 Psg. Famtlienanzelgen und Stellengesuche ohne Rabatt IS Psg., außerhalb LS Psg., die «0 mm breite ReNamezeile ru» Psg., außerhalb LS» Psg. Oliertengebühr S» Psg. Auswärtige Auiträge gegen 8orau«bezahlung Druck X. Verlag! Liehsch ck Reichardt, Dresden. Poftschc^-llto. las« Dresden Tiachdruck nur mit deutl.Ouetlcnangab« (Dresdn. Nachr.I ziüäsjig. Unverlangt« Lchrtststückc werden nich. ausbewahrt Die Schwierigkeiten -es Reichskabineits Gm Mtlltartr Matt Sclizil? Vrnhtinvlckung nnsoror SvrUnvr Lchrlttloltung Berlin, 2«>. Scpt. Dar' Netchskabinett setzte heute wäh rend dcd ganzen Tages die Beratungen über sein Arbetts- programm fvrt. Plan hvsst nun, iiu Lause des Sonnabend- i'ormtttags die Besprechungen abschliesicn zu können und will das Ncgierungsprvgramm am S v n n a b e n d n a ch - mittag zur Vcrösf c n t l i ch » n g bringen. In der koinmende» Woche sollen dann die mil den Parteien vor gesehenen Besprechungen stattsinden. Bisher sind allerdings über diese Verhandlungen noch keine wetteren Bestimmungen getroffen worden. Auch zwischen de», preus,Ischen Minister präsidenten Braun und dem Reichskanzler Dr. Brüning soll eine eingehende Besprechung der politischen Lage statt- sindcn. Zu diesem Zwecke kehrt der preußische Minister präsident, der sich zur Zeit ans einem Erholungsurlaub be findet, am Dienstag nach Berlin zurück. Man geht wohl nicht sehl ln der Annahme, das, der Reichskanzler Dr. Brüning vom preußischen Minister präsidenten Braun eingehende Mitteilungen darüber zu erhalten hasst, unter welchen Umständen die Sozial demokratische Partei bereit sei, das Kabinett Brüning zu stützen. Für die Beurteilung der koalttionSpolitischen Lage sind von besonderer Bedeutung auch die Formulierungen, zu denen heute Fraktion und Reichsauoschuß der Wirt schaftspakte! gelangten. Die Wtrtschastspartci hat danach ihre bereits bekanntgegebene Stellungnahme, aus keinen Fall mit der Sozialdemokratie zusammen zu regieren, nochmals nachdrücklichst unterstrichen. „Die Mirtschastöpartei", so wird ausdrücklich erklärt, «wird sich an keiner Regierung beteilige», ans die die Sozialdemokratie Etnslns, nimmt." Das Verbleiben in der bestehenden oder die Teilnahme an einer neu zu bildenden Regierung wird davon abhängig ge macht, das, sich aus dem Gesamtpvgramm der Regierung der Wille erkennen läßt, radikal mit der sozialistischen Mirt- Ichasts-, Finanz- und Steuerpolitik Schluß zu machen. Inter essant ist auch, das, die Wirtschaftspartet eine Aenderuug der außenpolitischen Bindungen mit dem Ziele ins- bcsvnder der Revision des Zloungplans und des Friede ns Vertrages verlangt. Von dem Aussehen des neuen Ncgtcrungsprvgrammö und der Stellungnahme, die die Parteien dazu einnchmen werden, wird es abhängen, wie sich die Lage des Kabinetts Brüning gestalten wird. Sehr interessant sind in diese», Zusammenhang auch die Artikel, die der Präsident der Michsanstalt S q r u p zur Zeit in einer volkswirtschaftlichen Zeitschrift erscheinen läßt. Dr. Sqrup spricht sich nachdrücklich gegen die vom Kabinett an geblich geplante Erhöhung der Beiträge zur Arbeitslosenver sicherung aus 6,5 Prozent ans und erklärt, daß eine derartig Hobe Stetastung weder den Arbeitgebern noch den Arbeit nehmern zugemntet werden kann. Man darf wohl anuehiiicn, das, der Präsident der Rcichö- anstalt mit dieser seiner Aussassung auch de» V o r st a n d der Acichsanstalt hinter sich hat. Zugleich wird offenbar, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei ihren Besprechungen inncr- balb des Vorstandes der Reichsanslalt keine Basis siir eine Zu sammenarbeit gefunden haben. Mit diesem Tatbestand mußte sich das Reichskabinett in seinen Beratungen auseinandcr- sctzen. Sv sehr die geplanten Vorlagen der RcichSregierung dem Gedanken einer G r o ß e n K o a l i t i v n eiitgegenzukoin- men suchen, so stellt doch die Haltung des Vorstandes der Neichsanstalt für Arbeitslosenversicherung und Arbeitsver mittlung ein c r n st e s Hindernis sür diese Absichten dar. Das ist um so bemerkenswerter, als die Retchsrcgicrnng be kanntlich ihre Maßnahmen im Benehmen mit dem Vor stand der Reichsanstalt treffen soll. Da der Vorstand der Reichsaustail zu keinem besünimteu Beschluß gekommen ist, liegt die anss ch l i e s, l i ch e Verantwort u » g jetzt bei der Reichsregieruug. Es bleibt die theoretische Möglichkeit, das, das gleich das bisher errechncte neue Gesamtdcsizit der Reichsanstalt in Hohe von 4M Millionen Mark aus sich nimmt. Ob sich das aber praktisch ermöglichen lassen wird, ist eine andere Frage. Ru» spricht man davon, daß das Kabinett sich auch mit dem Hiedanke» trage, einen sogenannten lteber- b r ü ck n n g s k r e d i t in Höhe von einige» hundert Millionen Mark — man nennt die Summe von KM Millionen — auszunehmen, um so die Schwierigkeiten, die sich durch den Ausfall von Steuergeldcrn und durch die Belastung des Etats infolge des Fehlbetrags der Arbeitslosenversicherung ergeben haben, zu überwinden. Dieser Uebcrbrückungskredit soll dann in den Jahren 1981 bis 1932 abgetragen werden. Ob ein solcher lleberbrückungSkrcdit auch zur Deckung des Defizits der Neichsanstalt für Arbeitslosenversicherung heraugezogen würde, ist augenblicklich in keiner Weise zu erkennen. Viel fach spricht man sogar davon, daß dieser Kredit für die Arbeits losenversicherung nicht in Frage käme, daß deren Defizit vielmehr ans andere Weise zu decken sei, so daß das Kabinett gezwungen wäre, die doch recht erhebliche Summe von 1 Milliarde Mark im Lause der nächsten Monate sich zn beschaffen. Allerdings läßt sich dadurch, daß eben die amtliche» Stellen iiber den Verlaus der Kabinettssitznngen vollstes Stillschweigen bewahrten und man zur Beurteilung der momentanen Finanz lage des Reiches lediglich aus Vermutungen angewiesen ist, kein genauer lleberblick iiber die tatsächlichen Finanzver- hältnissc gewinnen. Nausoin mil der KnbineltSbwims bclraul Wien, 26. Sept. Der Bunbespräsident hat heute nach mittag den Vizekanzler Karl Baugoin »ach einer längeren Anssprache mit der Reubildung des Kabinetts betraut und ihn ausgesordert, umgehend die hierzu nötigen Verhandlun gen auszunehmen. Der mit der Bildung des neuen Kabinetts beauftragte Vizekanzler Vaugoin steht i», 57. Lebensjahre. Er war Rcch- nungsbeamter des Landes Nicderösterrcich. 1912 wurde er in den Wiener Gcmeinderat gewählt. 1915, rückte er zur Kriegodicnstleistnng ein und stand bis Kriegsende als Ritt meister im Felde. Von 1918 bis 1929 bekleidete er daS Amt eines Siadtrats von Wien. Im Jahre 1929 wurde Vaugoin in den Rativnalrat gewählt und 1921 zum Bundcsminister für Heerwesen ernannt, welches Amt er seither mit kurzer Unterbrechung bekleidete. 1929 wurde Vaugoin zum Vize kanzler und 1989 nach den, Rücktritt des Bundeskanzlers Dr. Seipel vom chrtstltchsoztalen Partcirat einstimmig zum Bundesparteiobman» gewählt. Die Verhandlungen zur Bildung einer Regierung, wie sie im letzten Kabinett bestand, gehen inzwischen weiter. ES werden Ministerliste» verbreitet, die aber keinen Anspruch auf Nichtigkeit und Vollständigkeit haben. Zutreffend ist allerdings, daß der ehemalige Bundeskanzler Dr. Seipel, der am Montag aus Oslo in Wien eintreffen wird, für den Posten des Außenministers in Frage kommt. Dabei ist es nicht ausgeschlossen, daß Dr. Seipel später wieder an die Stelle des Bundeskanzlers tritt, die er bereits dreimal bekleidet hat. Der Preisabbau am Weltmarkt Non Professor Dr. Fritz Z a d o w, Berlin Die schwere Krise der Weltwirtschaft kommt auch in dem langsamen, aber stetigen Preisrückgang ansden R v h- st o fsm ä r k t e n zn», Ausdruck. Bei einer Reihe von Er zeugnissen, die sür die internationale Marltversvrgnng sehr erhebliche Bedeutung besitzen, hat sich eine Annäherung der Preise an das Vorkriegs Niveau vollzogen, bei einer Anzahl von Produkten, wie Zucker, Jute, Zink und Kautschuk, dieses sogar beträchtlich unterschritten. Die sinkende Weltmarkttendenz ist eine allgemeine geworden und findet ihren Ausdruck darin, daß die Indexziffern sür die Groß handelspreise der wichtigsten Länder gegenüber dem Durch schnitt des Jahres 1928 um 19 bis 29 Prozent zurückge gangen sind. Der Sturz der Nohstvsfprcisc hat aber das Gesamtniveau der Kvnsumprcise noch wenig beeinflußt. Die Preise der Fertigfabrikate sind der rückläufigen Be wegung der Rohslosspreisc nur zögernd gefolgt. Man wird in dieser Erscheinung offenbar nicht nur die Wirkung kartell- mäßiger Bindung sehen können: denn auch den stärksten Syndizierungen komnit gegenüber der Wirkung von An gebot und Nachfrage nur begrenzte Bedeutung zu, wie es z. B. das Kupferkartell und die Internationale Rohstahl- gemcinschaft erfahren haben. Wichtiger ist die Tatsache, daß fast alle Betriebskosten, vor allem die sogenannten „fixen Kosten", unverändert geblieben sind. Je weiter sich eine Ware vom Rohprodukt entfernt, um so größer wird der Anteil der stabil gebliebenen Kvstensaktorcn. Nicht nur die Jnvestitions- und T i l g u n g s k o st e n haben im Vergleich mit der Vorkriegszeit bedeutend z n g c n o m m c n, son dern cs sind auch die Zölle, Steuern und sozialen Abgaben erhöht. Hinzu kommt die Zersplitterung der Pro- duktivns- und Absatzgebiete, wodurch die Erzeugung in einem Maße unrationell geführt werden muß, daß alle technischen Verbesserungen der ErzcugnngSai,lagen diesen Nachteil nicht ausglcichen können. Für die Rückläufigkeit der Nohstofspreise sind mehrere Ursachen maßgebend gewesen. Bei einer Anzahl der Rohstoffe war dem Preissturz eine Uebercxpansiou der Erzeugung vorangcgangcn, deren Anfänge bis in die Zeit des starken Rohstoffbedarfs der KricgSjahrc und des WicderausfüllungSbedarfs der ersten Nachkriegsjahrc zurück reichen. Damals sind für die n,eisten dieser Produkte die Preise überhöht worden, und diese Ucberhöhnng hat dazu bcigetragcn, die Anbauflächen zu erweitern und neue Roh stofslager zu erschließen. Aber nicht nur durch diese be deutende Steigerung der Erzeugung, die gegenüber der Vor kriegszeit z. B. bei Zink 49 Prozent, bei Nichteisen metallen 50 bis 199 Prozent, bei K a u t s ch » k das Sieben fache beträgt, wurden die Preise beeinflußt. Die Chemie liefert mehr als früher industrielle Stoffe, wie Aluminium und Kunstseide. Die Aluniiniumcrzcttgung ist von 1918 bis 1928 von 66 899 auf 227 899 Tonnen gestiegen, während die Erzeugung von Kunstseide, die vor dem Kriege überhaupt keine Rolle spielte, heute iiber 176 999 Tonnen beträgt. Tech nische Verbesserungen der Produktionsprozesse, erweiterte und erleichterte Transport Möglichkeiten haben die Expansion der Rohstossgcbiete gefördert und so zu einer Ueberproduktion geführt, die schließlich znsammcnbrechen mußte. Aehnlichc Verhältnisse haben ja auch die Konsum krise der Jahre 1929 und 1921 verursacht. Man hat fast überall versucht, die Zwangsläufigkeit der kommenden Zusammenbrüche durch Valorisativn aufzn- haltcu, indem man durch Magazinierung des überflüssigen Teils der Produkte und durch künstliche Beschränkung der Anbaufläche (Restriktion) die Preise zu stützen versuchte. Gummi und Kaffee sind die deutlichsten Beispiele dafür. Durch künstliche Maßnahmen versuchte die englische bzw. bra silianische Regierung im Interesse der Pflanzer den Preis hvchznhalten, so daß der natürliche Ausgleich zwischen An- gebot und Nachfrage verhindert und die Kluft sogar ver größert wurde,- denn der hvchgclialtcne Preis bewirkte eine ständige Erweiterung der Plantagen. Wachsende Vorräte waren die Folge bet Kaffee und eine ständige Zurückdrängung der kontrollierten britischen Produzenten durch die hollän dischen und eingeborenen Erzeuger bei Gummi. Die a u f- gestapclten Vorräte haben nach dem Zu sammenbruch der V a l o r i s a t i o n die Märkte überschwemmt. Weniger deutlich aber im Grunde ebenso liegt der Fall beim Getreide, wo der kanadische Weizen pool und offiziöse Organe in den Vereinigten Staaten und Argentinien die Regulierung des Marktes versuchten. Auch bei Petrolcn m, Blei und Zinn, Kakao und Zucke r, zum Teil auch bei Baumwolle und Rohseide, haben diese Versuche keinen Erfolg gehabt. Nicht zuletzt ist auf die Vorgänge im Fernen Osten hinzuwciscn: die dauernden kriegerischen Wirren haben dort einen Bedarssausfall hervorgernfen, der unter anderem in rückläufigen Preisen zun, Ausdruck kommen muß. Der Tiefstand der Preise wichtiger Rohstoffe und Lebens mittel hat bereits die Kaufkraft der Rohstoffe ausslth- renden Länder, besonders Südamerikas, Australiens und Kanadas, empfindlich geschwächt und die Fabrikaten- etnjuhr dorthin teilweise schon unterbunden. Es wird daher Platz für die F76 OveiAstags- abgeordneten! Der Ilmban der Sitzreihen imPlenarsaal desReichotag« Hlur die ersten fünf 5X»ih,u sind noch mit Schreibputten ausgestattet, die den Partei führern und den älteren Par lamentariern Vorbehalten bleiben. Durch die 'Weg nahme aller übrigen Pult» ist Platz sür dir SO Abge ordneten, um die der I(«Ichs- tag stärker geworden ist, ge schaffen worden.
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