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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 31.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188703316
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- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18870331
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18870331
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von vertraulichem Verkehr eingetreten, der einen besonderen Reiz noch dadurch erhielt, daß beide da rauf bedacht waren, ihn vor ihren Mitdienern ge heim zu halten. John that dies, weil er fürchtete, der immer noch nicht eingeschläferte Verdacht gegen ihn könne daraus neue Nahrung ziehen und sich sogar auch auf Ruth erstrecke», die letztere, weil sie Schlüsse und Neckereien vermeiden wollte, deren Ungrund sie selbst am besten kannte. Sie empfand für John eine Art mütterlicher Teilnahme, sie sah in ihm ihren Schützling, den sie aus einer sehr bedrängten Lage gerettet hatte und über den sie wachen mußte, daß er sich nicht durch seine Lebhaftigkeit und Unbesonnenheit Hin reißen ließ, sich in neue Verlegenheiten zu ver wickeln. Wie sie ihn an jenem Abend davon ab gehalten hatte, durch eine übereilte Flucht aus New ton Park sich dem schwersten Verdachte ausznsetzcn. so gelang es auch ihren Vorstellungen, ihn zu ver mögen, daß er nicht selbst den Dienst kündigte, sondern den Lord dies thun ließ und ruhig die ge setzliche Frist ausharrte, obgleich dies bei der feind seligen Stimmung der gesamten Dienerschaft gegen ihn keine leichte Aufgabe war. Je schnöder man John begegnete, umsvniehr hielt sich Ruth verpflichtet, sich ihm freundlich zu erweisen und soweit es in ihrer Macht stand, gut zu machen, was der arme Bursche zum großen Teile um ihretwillen litt. Sie ahnte nicht, daß sie durch ihr Betragen in Johns Herzen Hoffnungen erweckte und dazu bei trug, das Wohlgefallen, das er von Anfang an für das hübsche Mädchen gehabt und das ihr ent schiedenes Eintreten für ihn urplötzlich in Liebe verwandelt hatte, zur heißen Leidenschaft zu steigern und war heftig betroffen, als diese eines Tages in vollster Kraft hcrvorbrach. Wie ein Kind, dessen Hand spielend ein Ventil geöffnet und den daraus hervorschießenden Strom nicht wieder zu bannen vermag, stand sic rat- und machtlos seinem aus tiefstem Herzen kommenden Ergüsse gegenüber, der in seiner Wahrheit und Ursprünglichkeit in ihrem Herzen eine verwandte Seite berührte und dem sie doch Halt gebieten mußte. Sie hatte ja eine Liebe, wie John sie gab und forderte, nicht mehr zu verschenken, sie gehörte längst einem anderen. Sie sagte das John nicht, aber er erriet es; nicht anders konnte er es sich erklären, daß Ruth, die so gut, so teilnahmsvoll gegen ihn war, die kein Hehl daraus machte, daß sie Gefallen an seiner Gesellschaft fand, seine Liebe nicht erwidern wollte und behauptete, er sei ihr wie ein Bruder und er möge doch ihren freundschaftlichen Verkehr nicht durch heftige, leidenschaftliche Scenen stören. Eine rasende Eifersucht bemächtigte sich des Bur schen, er hielt ein scharfes Auge ans die Diener im Hause, wie auf die, welche mit Fremden kamen, und da sich darunter keiner fand, den er seines Argwohns würdig erachtete, so wandte er seine Blicke höher — und glaubte das Richtige entdeckt zu haben. In welches Geheimnis Mr. Herbert auch seine Beziehungen zu Ruth zu hüllen verstand, dem eifersüchtigen Auge des verschmäht Liebenden genügte das leiseste Anzeichen, und nun ward John nicht von Zorn, sondern von der höchsten Besorgnis um Ruth erfüllt. Er kannte Mr. Herbert von London her und wußte, daß er einer Fran, die ihn liebte, nur Verderben bringen könne. Sie tauschten jetzt die Rollen, John ward der Warner, und Ruth wies ihn halb scherzend, halb unwillig ab. Je unsicherer sie selbst in ihrem Ur teil über Mr. Herbert geworden war, desto weni ger wollte sic etwas gegen ihn hören. Sie be stritt es auch auf das entschiedenste, als John fest behauptete, Herbert bemühe sich und zwar erfolg reich um Ai iß Ediths Gunst und erklärte es für Irrtum oder Verleumdung, als der Bursche ihr am Abend zuslüsterte, Mr. Herbert sei unter dem Balkon ihrer jungen Herrin im Parke gewesen und habe mit dieser noch für eine spätere Abendstunde eine geheime Zusammenkunft verabredet. Sie erklärte die Nachricht für Verleumdung, obgleich John, der seinem Nebenbuhler schon tagelang wie dessen Schatten folgte, hinter einem Gebüsch versteckt, die 'ganze Unterredung mit an gehört hatte und sie ihr wortgetreu wiederholte. Sie erklärte sie für Verleumdung, obgleich ihr das verstörte Wesen ihrer Herrin, nicht verborge» geblieben war. Sie konnte, sie durfte ja nicht daran glauben. Sie erklärte die Nachricht für Verleumdung, und dennoch fand sie eine spätere Stunde ans ihrem Lauscherposten. Sie redete sich selbst vor, es ge schehe nur, um morgen John triumphierend von der Haltlosigkeit seiner Behauptung überzeugen zu können, sie wollte eS sich nicht eingestehen, wie tiefe Wurzeln auch bei ihr schon das Mißtrauen gegen Cnthbert Herbert geschlagen hatte. Im Schatten des großen Schrankes kauerte sie, Vir. Herberts Thür im Auge behaltend. Sie wußte, er war in seinem Zimmer, wollte er noch eine Unterredung mit Edith haben, so mußte er auf den Korridor hinanstrete»; sie hatte Filzschuhe nngezogen, lautlos wie eine Katze wollte sie ihm nachschleichen. Wohl eine Stunde mochte Ruth gewartet habe», das Nahe» der Mitternachtsstnnde erfüllte sie mit leisem Beben, schon hoffte sie, eine vergebliche Wacht zu thun, da — mit dem letzten Schlage der zwölften Stunde öffnete sich Mr. Herberts Zimmer und gleich darauf trat Edith ans ihrem Schlafzimmer heraus. „Die Thür, die verhängnisvolle Thür!" mur melte Ruth. Ihr Herz schlug so laut, daß sie fürchtete, es könne ihre Nähe verraten, pfeifend kam der Atem aus ihrer Brust; gewaltsam unter drückte sie jeden Ton. Sie glaubte, Mr. Herbert werde zu Edith ins Zimmer treten und war entschlossen, dann hervor zukommen und Lärni zu schlagen, aber das Glück war ihr günstig, sie gingen beide nach der Nische, in deren Nähe sie sich verborgen hielt. „Weiter als bis zum Korridor geht Miß Ediths Konrage doch nicht," lächelte Ruth höhnisch. Einen Augenblick durchzuckte sie der Gedanke, ob sie nicht heranschleiche», die Thür zuwerfen und Edith, welche ihre anderen Zimmer, wie sie wußte, von innen verschlossen hatte, für die Nacht aussperren sollte. Aber sie hätte dann ihren Lauscherposten verlassen müssen und konnte ungesehen nicht dahin znrückkehren. Süß wie die Rache gewesen wäre, mußte sie darauf verzichten, um zu hören, was die beiden verhandelten, und was sie vernahm, das überstieg ihre schlimmsten Befürchtungen, das erfüllte sie mit tödlichem Haß gegen den so heiß geliebten Mann, das gab ihr aber zugleich die Waffen in die Hand für eine Rache, gegen welche das Schließen der Thür nur Kinderspiel gewesen wäre. „Wen treffe ich zuerst, ihn oder sie?" fragte sie sich. „Was ist vernichtender, wenn ich sie erst miteinander entfliehen lasse und dann mit meinen Enthüllungen hervortrete, oder wenn ich vorher die Flucht vereitele?" „Ich will es mir überlegen," schloß sie mit einem heiseren Lachen, „die Nacht ist lang und Schlaf giebt es nicht für mich." IX. Wie Ruth vorhergesehen hatte, fand der nächste Morgen sie noch eben so wach und ruhelos auf ihrem Lager, wie sie es in der Nacht ausgesucht hatte. Die Stunden waren ihr entflohen, indem sie einen Plan nach dem anderen zur Ausführung ihrer Rache ersann und wieder verwarf. Keiner schien ihr ausreichende Strafe für den an ihr begangene» himmelschreienden Frevel zu verbürgen, keiner gab ihr die völlige Sicherheit, daß man auf der Stelle glauben und nicht durch Zweifel und Bedenken dem Schuldigen Zeit geben werde, sich dem Arme der Gerechtigkeit zu entziehen. „Mein Kopf ist so wirr, mein Hirn so leer," seufzte sie endlich, „ich kann nicht für mich denken, ich muß John um Rat fragen, bin ihm ohnehin die Genngthunng schuldig. Ich muß ihm freilich dann auch ein schweres Bekenntnis ablegen," fügte sie leise hinzu, „aber was thnts, erfahren wird ers doch, besser er hörts durch mich als durch andere." Und doch fühlte sie ein schneidendes Weh bei dem Gedanken, in Johns Augen als eine Gebrand markte daznstehen. War es nur die Eitelkeit, die davor znrückbebte, von dem Picdcstal herabsteigen zu müssen, auf das die Verehrung ihres Anbeters sic erhoben hatte, oder war es ein anderer, tiefer liegender Grund? Ruth war nicht in der Lage, eine haarscharfe Prüfung ihrer Empfindungen an- znstellcn, hätte sie es aber gethan, so würde sic ihrer eignen Wahrnehmung »och schwerer geglaubt haben, als in der Nacht dem Zeugnis ihrer Angen und Ohren. Es giebt alte Oclbilder von bedeutendem Werte, die unter Nebermalung von Stümperhand lange Zeit verborgen waren und erst wieder ans Licht traten, als jene entfernt worden war; ähnlich er ging es Ruth. Unter der Rinden Leidenschaft für Cnthbert Herbert war die wahre echte Liebe für John aufgesproßt und wuchs jetzt mächtig empor, da ihr Raum zur Entfaltung vergönnt war. Die erste Frucht davon war der Entschluß, die Entscheidung über ihre künftige Handlungsweise in Johns Hände zu legen. So frühe es, ohne Aufsehen zu erregen, ausführ bar war, ging sie hinunter, um John aufzusuchen und mit ihm zu beraten. Zu ihrer unangenehmen Ueberraschung erfuhr sie, er habe spät am Abend noch den Auftrag erhalten, am andern Morgen ein Schreiben des Barons zum Squir Mosby nach Mosbyhouse zu tragen und sich bereits vor einer Stunde auf den Weg gemacht. „Da kann John vor mittag noch nicht zurück sein," überlegte sie, „und um zwölf Uhr fährt Cnthbert fort. Was nun?" Wieder ging sie alle Möglichkeiten durch und wieder konnte sie zu keinem Entschlüsse kommen. Als sie Miß Edith ankleidete, wallte es Plötzlich wie heißes Mitleid in ihrem Herzen auf; war ihre junge Herrin nicht gleich ihr ein beklagens wertes und noch viel schuldloseres Opfer jenes grundsatzlosen Bösewichts? Es war ihr, als müsse sie vor ihr aufs Knie sinken, ihr alles bekennen und sie warnen vordem zu ihren Füßen gähnenden, unter Blumen verborgenen Abgrund, da traf sie ein kal ter forschender Blick ihrer Herrin und wie einen Eisesstrom fühlte sie es durch ihre Adern rinnen. „Sie glaubt mir doch nicht, sie hält mich für eine Heuchlerin und Diebin," murmelte sie, „und auch der Lord wird mich nicht anhören." Denn versuchte sie zu dem Baron zu gelangen, es war jedoch nicht möglich, da er in Begleitung von Mr. Herbert mit zwei soeben angelangten Architekten einen Teil des Schlosses in Augen schein nahm. Sie dachte jetzt sogar daran, Sir Frederic, der ja ohnehin schon Verdacht gegen Herbert geschöpft hatte, zum Vertranten zu machen, der war jedoch auf die Hühnerjagd gegangen. „Es soll heute nicht sein, vielleicht ists besser so, seinem Schicksal und meiner Rache entrinnt er doch nicht!" seufzte sie, und unwillkürlich empfand sie eine Erleichterung durch diesen Aufschub; trotz allen Hasses fühlte sie sich doch noch nicht frei von dem Bann, den Vir. Herberts dämonische Augen auf sie ausübten, und sie floh seine Nähe. Die Zeit verstrich. Punkt zwölf Uhr fuhr der Wagen vor, der Mr. Herbert nach der Station bringen sollte; der Hausherr begleitete seine» Gast bis au den Schlag und verabschiedete sich freund lich und höflich von ihm. (Fortsetzung folgt.) Eisenbahn - Winterfahrplan. Gültig vom 1. Oktober 1886 ab. > i> > ! > > l > >* >1- I I 1 > , sss ^ ss > I j <x> X) ^ »52 »52 8 « » o- d- »52 «2 L 8 Dl 02 ^ 8 2 rO »52 §2 Ä »a I i8 '«l 8 c<2or I jLt202§, r s e-1 e—< ! ! «88, OX)-X ^ O sr sr («2 rs I Sr «> 1^52 H l ! L 8 D» LO « > > X) 8 8 8 rc> »52 »52 .'t.LL 8 » ! > i ! ! > > ! ! > ! ! ! ! ! I ! ! s — LZ ZK 2.8 o ^ ^ o 5 § ab Wiliichthal in in Ehrenfrdrsds. ab in Thum ab 22 2 2 § sZB L> ^> , r- L> L K ab Flöha in . Niederwiesa ab in Chemnitz ab T.'o Asc r: * 58 >8 2^222 -> »52 t». X) SrMSrQ l ! ! ! ! !! jLLL 2 2 « X)sr >?r ZA-, s s 8 <X) X)X> L 4 E, ^2 §2 »52 ^2 ^ A 8 - s 8 <- ^ ^ .52 8 « SrX) ! ! äZZäLur <X) <X) Sr Sr s « « 8 ,8 .. o — —Dl Dl ^ I I I I s « 8 I I l 8 8 8 X)kX) - 8 5 t— «» ^ PZ- 5-s.L ' über AUenbing. — s «Il,ü,e. Die Fahrseile» recht« »o» den SlationSnamen sind von unten »ach oben zn lesen. Redaktion, Druck und Benag von Paul Strebet»« iu -zschopau.
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