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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 08.02.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188702088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18870208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18870208
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: S. 92 [i.e. S. 90]
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1887
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86 großartige Veranstaltungen ins Auge gefaßt, di« z, Z. noch Gegenstand geheimer Beratungen sind. — Der königlichen Altersrentenbank in Dresden sind in, Monat Dezember des verflossenen JahreS an Einzahlungen 451185 M. in 1029 Einlagen zugeführt worden (gegen 379 303 M. und 955 Einlagen im gleichen Monat des Jahres 1885). Ein solches Ergebnis, das bisher noch in keinem Monat erreicht wurde, spricht wohl am besten für die große Beliebtheit, welche die Altersrentenbank im Publikum gewonnen hat. Um mehrfach aus gesprochenen Wünschen entgegenzukommen, werden seit Beginn des laufenden Jahres bei der Alters rentenbank neue Einlagebücher ausgegeben, deren schmäleres Format sie bequem in jeder Brnsttaschc unterzubringen gestattet und deren elegant zu nen nende Ausstattung sie zugleich noch mehr als bis her zu Geschenken geeignet erscheinen läßt. — Vor einiger Zeit wurde berichtet, daß ein in Pirna kurze Zeit in Stellung gewesener junger Kaufmann, Tölckner mit Namen, welcher wegen Eigentums-Vergehens eine längere Freiheitsstrafe verbüßt hatte, nach dem Verschwinden von Pirna und den Auftauchen in Königstein dortselbst eines verübten Einbruchsversuches halber zur Hast ge langte, dann aber auf dem Transporte nach dem Gefängnis dem betreffenden Exekutiv-Beamten ent wischte und nach der Versicherung des letzteren in der Elbe den Tod suchte und auch fand. Die tragische Folge dieser Affaire war, daß der Vater des Genannten, welcher in einem Blatte die Mel dung von dem Königsteiner Vorkommnis las, vom Schlage getroffen tot zusammensank; wie sich aber nun jetzt herausstellt, hat der erstgedachte Tölckner nicht seinen Tod, sondern vielmehr das Weite ge funden, worauf er alsbald wieder unter veränder tem Namen neue Schwindeleien verübte, so daß er gegenwärtig wieder steckbrieflich verfolgt wird. Die weitere Untersuchung in dieser seltsamen An gelegenheit dürste nun wohl bald ergeben, wie die erwähnte Annahme des Transporteurs in Bezug auf den angeblichen Selbstmord des Entflohenen entstehen konnte. — Die Bauarbeiten ans der neuen Eisenbahn linie Geithain-Leipzig sind infolge der günstigen Bauzeit des vergangenen Herbstes sofortgeschritten, daß deren Vollendung schon für Anfang Mai d. I. in Aussicht steht. Schon vor Beginn des Winters waren sämtliche Gebäude unter Dach gebracht. Die Ausführung der Bahn, welche ur sprünglich als Sekundärbahn projektiert war, er folgt als Vollbahn und erhält die Linie deshalb entsprechend leistungsfähigen Oberbau und die er forderlichen Wärterhäuser. — In Leipzig wurde von einem Fischhändler beim Ausnehmen von Fischen in einem etwa 3 Pfund schweren Schellfisch, der erst vor einigen Tagen in der Nordsee gefangen worden ist, ein Taschenmesser gefunden. — Auf eigentümliche Weise ist am Sonntag in Gabisdorf bei Waldenburg ein Feuer entstanden, durch welches ein Schuppen abbrannte. Eine Katze, die unterm Ofen gelegen, war durch glühende Asche angebrannt, und in ihrem Schmerzgefühle in den Schuppen gesprungen, woselbst Stroh und andere leicht brennbare Stoffe sich befanden, die sofort Feuer fingen. — Am Freitag abends wurde auf der Bahn strecke zwischen Meerane und Götzenthal der Leichnam eines in den 30er Jahren stehenden un bekannten Mannes mit breitklaffender, großer Kopfwunde aufgefunden. Der Entseelte lag lang ausgestreckt in dem neben dein Schienenstrang sich hinziehenden Graben mit dem oberen Körperteil aus der Böschung des dort ziemlich tiefen Ein schnitts. Nach dem Befund ist anzunehmen, daß der Unbekannte das Herannahen des Zuges nicht bemerkt, von den Puffern der Maschine dann so heftig oberhalb der Stirn getroffen worden ist, daß die vordere Schädeldecke zerbarst und der Ge troffene auf die Seite geschlendert wurde. Der Tod ist selbstverständlich sofort cingetreten. Der Tote war sehr gut gekleidet, trug mehrere Ringe, sowie eine größere Anzahl Cigarren und an Geld ca. 2 Mk. bei sich. — Die Firma Petrikowsky u. Komp., eine etwa 600 bis 800 Mann beschäftigende Spinnerei in Schedewitz bei Zwickau, hat demjenigen Stif- tnngskapital von 40000 Mk., welches dieselbe ain 2. September 1885 zur Errichtung einer Pen- sionskasse ihrer Arbeiter, bezw. deren Witwen und Waisen gespendet, jetzt weitere 5000 M. gewährt, auch die von den Arbeitern gezahlten Beiträge restituiert uüd hierdurch das Gtiftung-kapital auf 50000 Mark erhöht. — Der Votstaud sämtlicher Innungen zu Plauen i. V. hat einen Wahlaufruf an alle Handwerker des 23. sächsischen Reichstagswahl kreises erlassen, zur bevorstehenden Reichstagswahl voll und ganz für ihren bisherigen und bewährten Vertreter, Oberstaatsanwalt vr. Hartmann, einzu treten, zur Ehre deS Handwerks für das Hand werk, und es solle dies geschehen unter der alle reichstreuen Parteien vereinigenden Devise: „Mit Gott für Kaiser und Reich, König und Vaterland". — Am Donnerstag früh fand der Blockwärter beim Bahnübergang in Weischlitz i. V. vor seinem Diensthäuschen ein Stück kleingemachtes Feuerholz, hob es auf und legte es in den eisernen Ofen seines Diensthäuschens. Nach einer Weile erfolgte ein kanvnenschußartiger Knall. Im Ofen war der Rost durchgeschlagen, die über der Feuerung befindliche Platte gebogen. Fast um die nämliche Zeit fanden die Ehefrau dieses Eisenbahnarbeiters sowie die Ehefrau des Bahnmeisters vor ihren Wohnungen je ein ähnliches Stück von einer alten Bahnschwelle herrührendes Feuerholz. Die letztge nannte Frau legte das von ihr gefundene Stück auf den Ofen, durch den Vorfall im erwähnten Blockhäuschen aber nun zum Nachdenken veranlaßt, besah sie das Holz genauer und entdeckte an den beiden Enden desselben je einen Spund. Man untersuchte nun das Holz näher und fand, daß dasselbe aus zwei ausgehöhlten, mit Nägeln ver bundenen Teilen bestand und in der Mitte eine eiserne, von einem Gasleitungsrohre herrührende Röhre enthielt, die mit Sprengpulver gefüllt und fest geschlossen war. In gleicher Weise war sowohl das vom Blockwärter gefundene Stück Holz zube reitet, als auch dasjenige, welches dessen Frau ge funden hatte. Es ist zu vermuten, daß hier ein Racheakt vorliegt. Eine deshalb von der Gendar merie bei einem Verdächtigen vorgenommene Haus suchung hat zur Auffindung von Sprengpulver ge führt. Der Verdächtige selbst hat sich vom Hause entfernt. Tagesgeschichte. — Seit einigen Tagen ist eine Reihe von Ge rüchten in die Oeffentlichkeit gebracht worden, welche stark beunruhigend auf die weitesten Kreise der Bevölkerung eingewirkt haben, weil sie auf das angebliche nahe Bevorstehen kriegerischer Verwicke lungen hinauslaufen. Ganz besonders erregt haben sich hierbei die Börsen gezeigt, trotzdem daß von verschiedenen Seiten manches gethan wurde, um diese Kriegsgerüchte als unbegründet und übertrieben zu bezeichnen. Und wenn in der schwarzen An schauung der Lage durch friedliche Nachrichten auch zeitweilig Wendungen zum Bessern eingetreten find, so bleibt doch die große Frage Krieg oder Frieden auf der Tagesordnung der allgemeinen Bespre chungen. Angesichts solcher Verhältnisse erscheint es nötig, wiederholt zu betonen, daß zunächst nirgends ein Anhalt für einen baldigen Kriegsfall vorhan den ist. Es besteht namentlich zwischen Deutsch land und Frankreich für die nächste Zeit keine Gefahr eines ernsten Zerwürfnisses, ebenso bewahrt Rußland eine zurückhaltende und ruhige Haltung. Auch die Beziehungen zwischen Rußland und Oesterreich haben sich entschieden gebessert. Die Erregung der Ungarn ist geschwunden, seitdem die Panslavisten in Moskau sich zurückgezogen haben. Die bulgarische Frage scheint man vorläufig der Türkei zu überlassen, wodurch Rußland und Oesterreich vor direkten Verhandlungen über diesen heiklen Punkt bewahrt bleiben. Die Bergvölker der Balkanhalbinsel haben sich beruhigt. Ebenso schweigt zwischen Frankreich und England der ägyp tische Konflikt; das Britenreich hat seine Einmi schung in die türkischen Angelegenheiten aufgegeben, wie es überhaupt dem Willen des Landes, nicht aggressiv vorzugehen, Rechnung trägt. Neuerdings kommt ans bestinformierten diplomvtischen Kreisen die verbürgte Mitteilung, daß der französische Botschafter in Berlin die friedlichsten Erklärungen namens seiner Regierung abgegeben hat. Von be sonderem Werte erscheint auch die Erklärung des Ministers Goblet in der französischen Deputierten kammer am Donnerstage, worin er auf eine Inter pellation des Deputierten Lacroix versicherte, er habe die Ueberzeugung, daß die Panik der letzten Tage ausschließlich das Werk von Spekulanten ge wesen sei. — Der von Anfang an dem Gerücht bezüglich der bevorstehenden Aufnahme einer Kriegs anleihe entgegengesetzte Zweifel erweist sich mehr und mehr als berechtigt; jetzt erklären sich die „Berl. Pol.Nachr." in der Lage, auf das bestimm teste versichern zu können, daß eine derartige Ab sicht nicht besteht. — Diej „Köln. Ztg." schreibt über das Ver hältnis zwischen D«itschland und Frankreich: „Was den Stand der Dinge betrifft, so wird man zunächst abzuwarten haben, was Frankreich thut, ob Boulanger freie Hand mit seinetr Kriegkrüstun- gen behält, oder ob ihm Einhalt gethan wird. Wir hoffen noch immer, daß in Frankreich die Partei des Friedens, die unleugbar die Mehrzahl der Franzosen bildet, endlich sich erheben und ihr Gelvicht geltend machen werde. Wir wollen auch nicht unterlassen, da uns die Vernunft der Fran zosen verschlossen bleibt, an ihren Nutzen uns zu wende», und geben ihnen hiermit die ehrliche Ver sicherung, daß sie sich täuschen, wenn sie uns un vorbereitet überfallen zu können wähnen. Unsere Staatsmänner und unsere Kriegsniänner haben allezeit offene Augen und thätige Hände." Berlin, 6. Februar. In Berlin und nament lich an der Börse waren am Freitag beunruhigende Gerüchte über das Befinden des Kaisers verbreitet, welche erfreulicherweise jeden Grundes entbehren und wohl darauf zurückzuführen sind, daß die Majestäten auf dem Balle iin königlichen Schlöffe nicht erschienen waren und mit ihrer Vertretung das kronprinzliche Paar betraut hatten; dies hatte seinen Grund darin, daß sich der Kaiser am Don nerstag nach ununterbrochener Anhörung von Vor trägen, welche drei Stunden in Anspruch nahmen, begreiflicherweise etwas abgespannt fühlte,' die Aerzte glaubten deshalb, von der Teilnahme an dem Hofballe abraten zu sollen. Am Freitag be fand sich der Kaiser im besten Wohlsein. Als an diesem Tage die Wachtparade wie gewöhnlich am kaiserlichen Palais vorüberzog, wurde sie dort von einer ungeheuren, nach vielen Tausenden zählenden Menschenmenge erwartet. Der Kaiser zeigte sich am Fenster. Ein lautes, lang anhalten des Hurra erscholl. Die Wachtparade spielte die Nationalhymne, in welche die Anwesenden ein stimmten. Hierbei erschien der Kaiser wieder am Fenster, an dem er weit länger als gewöhnlich stehen blieb. Der Monarch verneigte sich, sichtbar ergriffen, wiederholt huldvollst vor dem Publikum. Als die Wache hierauf weiterzog und am Palais des Kronprinzen vorbeikam, zeigte sich auch dieser am Fenster und das Publikum brach in donnernde Hochrufe aus. — Auswärtigen Blättern wird von Berlin be richtet, von dein Erlaß einer Proklamation Sr. Maj. des Kaisers sei abgesehen worden. — Der Prinz und die Prinzessin Romatsu No Muja von Japan werden morgen, nachdem dieselben sich etwa 4 Wochen in Berlin aufge halten haben, nach Wien abreisen und dort gleich falls einen mehrwöchigen Aufenthalt nehmen. Nach einer Reise durch Italien gedenkt dann das japa- nesische Prinzenpaar später wieder nach Berlin zu kommen, um dann gleichfalls wieder auf lttnrege Zeit daselbst zu bleiben. — Der preußische Finanzminister v. Scholz hatte am Donnerstag eine längere Unterredung mit dem Fürsten Bismarck. Aus dieser Zusam menkunft entstand vielleicht das Gerücht von einer Reichsanleihe von 300 Millionen zu Kriegszwecken, welches an der Börse große Aufregung hervorrief, sich aber nicht bestätigte. — Kardinalstaatssekretär Jakobini hat unterm 21. Januar eine Note an den päpstlichen Nuntius in München gerichtet, in welcher es heißt, es sei noch nicht die Zeit zur Auflösung der Centrums partei ini Reichstage gekommen, da noch die Kampf gesetze zu beseitigen und auf eine gerechte Aus führung der neuen Gesetze hinzuwirken sei. Auch sonst könne eine katholisch-parlamentarische Partei ihren Nutzen haben. Der Papst erkenne die Ver dienste des CentrnmS an und räume ihr als poli tische Partei volle Freiheit ein. Die Annahme des Septennates habe der Papst aber sowohl aus religiösen, wie ans moralischen Gründen empfohlen. Zunächst würde dadurch ein weiterer Impuls zur Beseitigung der Maigesetze gegeben sein und in zweiter Linie hätte der Papst durch das Centrum auf die Erhaltung des Friedens hingearbeitet. Endlich hätte das Centrum sich dem Kaiser ange nehm gemacht und die Beziehungen der Kurie mit dem deutschen Reiche Verbeffert, wodurch auch die Interessen der Katholiken gefördert wären. Aus diesen Gründen empfiehlt der Papst die An nahme des Septennats und die Note ist dem Abg.
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