Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188502092
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850209
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-02
- Tag1885-02-09
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1885
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Erschrkrt täglich früh M/.UHr. ReD«tio> »nt LrpetM»« JohanueSqaffe N». »Iiw, -Prrchknn-en ter tirtüttt««: Varniittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« 5—« Uhr. **»ki»»!AL7U LLÜLk' ). UchMtr.MMM «»PIsßH, I«,TWG TUiovnnnknl,preis viertelj. 4'/, tnel. Bttngerlahn 5 Mk.. dnrch Rs Mcht >eu - Mk. Jede «inzekn« Rümmer SO Ps. «alr,»e«vlar 1v Os. Gebühre» für Extraheilnae, Tageblatt-Format gesalzt) ('. »« ftk »t, »Lchftfsi^»»« l»er K»tera»r «, eut«,rn »i» t Uhr Rnchwttlnn«, m«- nutz K,sat«ü»»frßh bts.G Uhr. 3» te» Filiale« fftr Sns.-Lnuatzn«: vtt» ittam«, Uu»v«rfitüt«straß, »1. L«»ts Lösch«, Kathanaeustraß« 1L,p. »,r »Is '/,T Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and GeWstSverkehr. «hur lastbrsörberung Ä Äk «tt Pvstbksörderung 48 VN. «gchaltrne Petit^ile »0 Pi. Gaößrr« Schrift«« l««t uns. Preisva^aichntß. ritzeuartichar ». Ziffernsatz aach HSHrr» Tarif. Nerlämen mtter dem Retznrttonsftrich tzteüaelpakt. Zell» 50 Ps..vvrde» Familirnnachrichtr» dt» ägrlpalt«»« geil« 40 Os. InierM» st»« stet« «, dir Gzpevittan z» senden. — Rabatt wirb »><tzt gegeben. Zahl«- pr»annm«r»oüo oder durch Post- nnchnadmt. 40. Montag den s. Februar 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Nrlumiltmchm«. Di« diesjähnge Osterwaeffe beginnt offtciell «mLO.Glpril und endigt am st. Mat. Während dieser drei Wochen ktnnen all« In» und aut» läladtschr« Handelsleute, Fabrikanten und Gewerbetreiben- den ihre Maaren hier öffentlich feildieten. Doch kann der Grohnandel in der bisher üblichen Weise bereits in der rum Auspacken bestimmten Vorwoche vom Ist. April an bei rieben werden. Da« Antpaökeu der Maaren ist den Inhabern der Meßlocale in een Häusern ebenso wie den in Buden und aus Ständen feilhaltenden Verkäufern tu der Woche vor der Böltcherwoche gestattet. Zum Ginpacken ist das Offenhalten der Meßlocale in den Häusern auch in der Woche nach der Zahlwoche erlaubt. Jede frühere Eröffnung, sowie jede- längere Offenhalten eine- solchen Verkauf-locale«, ebenso da« vprzettttzS Aut- »acke» an den Ständen und in de« Buden wird mit der sckortigen Schließung und außerdem jedesmal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung, mit einer Geldstrafe bi- zu 7st ^ oder entsprechender Haststrafe geahndet werden. Auswärtigen Spediteuren ist von der hauptzollamtlichen Lösung de« Waarcnverschlusse« an bi« mit Ende der Woche nach der Zahlwoche da« Speditionsgeschäft hier gestattet. Leipzig, de» 5. Februar 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Kretsch« vr. Georgi. hmer. Gesucht wird de, am 14. August 1844 zu Oel«nttz i/B. gehören«, zu» letzt tu Werdau ausbältlich gewesene Weber Gustav Moritz Roth gen Schneider, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 2. Februar 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (Arn»-na«t.) Ludwig-V»lf. Altm Nichtamtlicher Thetl. Dar Zkllerrichlrwrjen in de« rnMche» Ostseeproviure«. * Er ist ein« höchst bemerken-werthe Erscheinung, daß. seit die nationale Einigung Deutschland« vollzogen und da« deutsche Kaiserreich wieder aufgerichtet ist, da« Deutschthum außerhalb der Grenzen de« Reiche« einen schweren Kampf um seine Existenz und, wie statistisch erwiesen, einen Uberau« bedenklichen Rückgang zu verzeichnen hat. Diese Thatsache macht sich vor Allem in Oesterreich-Ungarn bemerkbar, wo all« nichtdeutschen Volkselement«, Slawen, Magyaren und Romanen gegen die Deutschen gemeinsame Sache machen und wirklich schon nenncnSwerthe Erfolge errungen haben. Dieselbe Erscheinung tritt auch in den russischen Ostsee- Provinzen, in Liv», Esth- und Kurland» hervor, wo bisher da» ganze öffentliche Culturleben ein deutsche» Gepräge trug. Seit Jahren hat aber da» Deutschtbum der Ostseeprovinzen mit dem immer heftiger und gewaltsamer anstürnienden Ruffenthume zu kämpfen, welche-, gerade wir dir Gegner de» deulschen Wesens in Oesterreich.Ungarn, die Deutschen au» allen ihren bisher behaupteten Stellungen zu verdrängen droht. Im Hinblick aus diesen Kamps in die Erklärung ve- «erkenSwerth. welche über denselben seiner Zeit die pan- rlawiftlschcn „MoSkowSkija Wiedvmosti" de- Herrn Katkow stbaegebeu haben. „Gewisse drutschthümelnd« Zeitungen der Oftseeprovinzen", schrieb daS genannte Moskauer Blatt, „finden e« unbegreiflich, ja sogar höchst undankbar, daß wirRuffen unsere deutschen Lehrmeister vor die Tbür setzen und ihnen den Laufpaß geben. Diese Anklage ist aber gerade bezüglich der sogen. Ostsee» Provinzen al« eine ganz falsche zu bezeichnen, wie denn über haupt eie Deutschen in der Geschichtsfälschung ein« beispiellose Frechheit (unglost) besitzen, um die lange Reih« ihrer ab scheulichen nationalen und historischen Verbrechen zu bemänteln, die seil Jahrhunderten laut um Rache schreie«. Daß eS einfach gar keine „deutschen Ostseeprovinzen giebt", fährt da» Katkow'lche Blatt fort, „weiß jeder Ruff, und Slawe, aber die Deutschen erdreisten sich dennoch, e« zu behaupten. Sie haben sich nur al« fremde Eindringling« im gewaltsame«. Wege mit ihrem Adel, ihren Pfaffen uud qrldhungrigen Krämern an dem schmalen Küstenstriche der Ostsee iestgesetzt. während das ganz« Hinterland diese« Küstenstriche« urslawisch und russisch ist. Wäre aber der Deutsch« auch wirklich der Lehrmeister de« Russe» gewesen," schließt Herr Katkow seine sonderbaren Betrachtungen, „so habe erstrrer feine pädagogisch« Rolle doch schon längst und für immer au-gespielt. Mau werte doch nicht von einem reifen, verständigen Manne der- langen, daß er seine Lehrer au« der Jugendzeit sein ganze« Leben mit sich umherschleppe, um sich von ihnen Hofmeistern zu lasten." Au« diese« Worten Katkow'« ersteht man deutlich', Wa den Deutschen in den Ostseeprovinzen bevorsteht: rücksichts lose Rnssisicirung. In dieser Richtung läßt e« auch die russische Negierung seit Jahren an allerlei Maßnahmen und sogenannten „Reformen' im rvssischen Sinne nicht fehlen. Maßnahmen, die sich ganz besonder» auf da« höhere Unter» richtS- und Volksschulwesen erstrecken. Die einst so berühmte deutsche Universität zu Dorpat war stet- iu regstem Verkehr mit Deutschlands ersten Geistesgrößen. Kant und Herder standen in wissenschaftlich-literarischen Beziehungen mit gelehrten Kurlänvern, Hamann focht seinen philosophischen Zweikampf mit seinem Riaaifck.cn Freunde au- und der geist reiche Stürmer Lenz war Goethe'« vertrauter Freund. Fast siebenhundert Jahre sind vergangen, seit Livland der deutschen Eultur erschlossen ist und lang« hat e« auch politisch rum dorischen Reiche gezählt; eS wurde dann dänisch, polnisch, schwedisch und schließlich russisch, aber in seinem Geistesleben dnrste es stet- deutsch bleiben, selbst in der trübsten Zeit dentscher Vergangenheit. Die Schöpfung Gustav Adolvh's w« der Hauptträster deutscher Eultur und hat ihr« Mission, dentsche Bildung m den Ostserländern zu erbalten «nd t» Rußland zu verbreiten, in glänzender Weise erfüllt. Von den politischen Ueberliesernngen Peter'« de- Große«, de« Eroberer- von Livland, ist aber schon lange nicht mehr die Red«, gm Gegentheil, die russische Politik yat mit jenen Urbrrliefenmgen vollständig gebrochen und gipfelt jetzt vor Allem in der möglichst raschen, gewaltsamen Tlawifirung der nichtrussischen Bevölkerung-destandtheile de« Ezarenretche«, der in erster Linie da« Deutschlhum der Ostseeprovinzen zum Opfer fallen soll. In dieser Richtung wird ganz mit dem selben unerhörten Fanati-mu« vorgegangen, der auch in Oesterreich-Ungarn die Agitation der Ezechen, Polen, Magyaren und Slowenen gegen da« dortige Deutschlhum kennzeichnet Wie diese in Oesterreich-Ungarn, bemächtige« sich auch di« Russe« in den Ostseeprovinzen de« Nnterricht«. gebietes, ans dem seit Jahrhunderten ausschlreßlich die deutsche Wissenschaft wirkte und ein« ganze Reihe kulturell» Erfolge errungen hatte. Zu dieser Agitation gegen da« deutsche UnterrichlSwesen gesellt sich aber in den Ostseeprovinzen noch eine andere, welche dem Deutschthume nicht minder gefährlich al« die erstere ist. Wir meinen den religiös-nationalen Ansturm, den, gleichzeitig mit dem Schul» kriege, da« orthodoxe Ruffenthum gegen die Deutschen be gonnen hat. In den Ostseeprovinzen war bisher „deutsch" und „evangelisch" identisch, aber auch Da« soll iu Zukunft u»d-r« werden Wenn dir Ostseeprovinzen wieder dem SlaweuthuA- zugesührt werden sollen, meinen die nationalen Politiker Rußland«, so müsse namentlich die religiöse Einheit zur Thatsache und die russisch-orthodoxe Kirche zur allein herrschenden werden. Ob dabei rin Rückgang de« wissen schaftlichen Leben« und der europäischen Eultur ,u besorgen ist. da« kümmert di« Führer der panrussischen Bewegung um so weniger, weil diesen, wie au« . -7 genugsam bekannten Deklamationen Katkow'« hervorgeht, gc» de «ft« ganz« europäische Eultur überall« verhaßt ist. weil ff« angeblich dem russisch-slawischen BolkSthume feindlich ge^-nüber stehen soll. Diese russisch-orthodox« Agitation hat auch in den Ostsee provinzen der evangelischen Kirche gegenüber schon sehr bv> denkliche Erfolge zu verzeichnen. Besonder« zieht der Üeber» tritt zum russisch-orthodoxen Bekenntnisse unter der lettischen Landbevölkerung immer weitere Kreise, wie denn überhaupt dir lettische Bevölkerung, durch allerlei russisch« Versprechungen und Agitation-mittel beeinflußt, gegen da« deutsch« Element eine immer drohendere Haltung annimmt nnd dt« Rufst- ficirungStendenzen wesentlich unterstützt. Wa« die Verhältnisse an der Dorpater Universität betrifft, so haben sich dieselben seit zwei Jahren für da« Deutschthum höchst ungünstig Verändert. Eine große Masse Studenten, i« Durchschnitt« über 100-, russischer, lettischer nnd esthnifcher Rationalität, ust „ach Dorpat geströmt. dessen Universität ihr vorwiegend deutsche« Gepräge schon thatsächlich eingedützt hat. Die Mehrheit dieser russisch-lettischen Studenten terrorisirt die deutsche Minderheit bereit- in einer Weise, daß di« Hochschule fast fortwährend der Schauplatz gewaltthätiger, oder mindestens sehr ärgerlicher Scenen ist, welche die deutschen Bewohner der Stadt mit Entrüstung erfülle«. Jetzt soll auch die russisch« Regierung, wie wir kürzlich schon an anderer Stelle erwähnt baden, vie Absicht verfolgen, die deutschen Gymnasien, Realschule». Krei-schulen, Lehrerseminare und Volksschulen allmälig zu russificiren, ja der Eurator des Dorpater Lehrbezirks, Staatsrath Kapustin, ein Nationalrusse, soll in dieser Beziehung der Regierung drreits einen „um fassenden Rrformplan" vorgelegt haben. Er ist, wie gesagt, eine eigenthitmlich« Erscheinung, daß während da« deutsche Reich in Europa zu einem immer ge waltigeren Einflüsse gelangt, da« Deutschthum außerhalb des Reiches in raschem Niedergänge begriffen ist. Leipzig, S. Februar 1885. * Vor einer überaus zahlreich besuchten Versammlung de- uationalliberalen Verein« zu Berlin ent wickelten am Freitag die Reich«tag«abgg. vr. Bürklin» vr. Buhl und Wvrmann die Stellung der national liberalen Partei zu den die Zeit bewegenden politischen Fragen. Während Herr Bürklin die allgemeine Stellung und Bedeutung der Partei in d«.e gegenwärtigen politischen Situation und ihr verhältuiß zu anderen Parteien h.lrnchtrte, ging Herr Buhl näher auf die wirthschast«-, zoll-, gewcrbe- und socialpolilischeu Fragen ein und Herr Worm».ua ver breitete sich über di« Aufgabe». au> Handel«- und rolonial- politischem Gebiet. Die vortrefflichen, mit lebhaftestem Beifall ausgcnommeuen Reden der drei Herren haben eine weit über den Rahmen eine- Localverein- hinau-gehenv« Bedeutung und verdienen die Beachtung der Parteigenossen m den weitesten Kreise». * De» Verein „Eoacordia" hat dieser Lage unter dem Borsitz dr« Reich-tag-abgeordneten Kalle eine außer ordentliche Generalversammlung zur Berathung der dem Reichstag vorliegenden Arbeiterschutzanträg« abge- baltm und nach eingehender Debatte folgende Resolution ein stimmig angenommen: „Der Verein zur Förderung beS Wohles der Arbeiter „Eoncordia" begrüßt es freudig, daß im Reichs tage verschieden« die Erweiterung de« Arbeilerschutzes be zweckend« Anträge eingebracht worden sind und glaubt, daß insbesondere die Kinder- und noch mehr die Frauenarbeit an Sonntagen, namentlich auch im Interesse des Familien leben« der betheiligten Arbeilerkrrise thunlichst aus» zuschließen sein dürste. Ebenso spricht sich der Verein grundsätzlich für eia« weitere Beschränkung der Nachtarbeit der Frauen wie der Beschäftigung der schulpflichtigen Kinoer unter 14 Jahren au« Mit Rücksicht aus die oitalln Interessen de« Arbeiterstande« an der Einschränkung der SonntagSarbeit wie der Kinker- und Frauenarbeit im Allgemeinen glaubt indessen der Verein, daß eine möglichst umsasiende Euquste im Sinne de« Buhl'schen Antrages anzustellen und hierbei in«b«sondtre die Arbeiter der ver schiedenartigsten Industriezweige eingehend zu hörru sin». — Di« Festsetzung eine« MaximalarbeitStage« für erwachsene männliche Arbeiter scheint dem Verein nicht im Interesse de« Arbeiterstande« gelegen, doch dürfte auch diese Frag« m die anzustellende Enqutzte einzubeziehen sein." * Man schreibt dem „Eorrespondenteu von «id für Deutschland" au« Evburg vom 4. Februar: Unter den Romen, mit welchen der vom Berliner Lentrolcomit« für ein« <t««arck.Sttst»ng erlassene Aiisrnf »ntrrzelwnet war. befand sich, wie bekannt sein wird, auch der etne« deotsch- sreisinnigea Abgeordneten, de« Herrn vr .jar. G. Siemen«, welcher nnsem» «ahlkret« «m Reichstage vertritt. E« hm sich denn auch hierorts ein Lomtt« für die «i«marck.Stiftung gebildet und mit feiner Sammlung schon sehr erfreuliche Resultate zu ver zeichne» «habt. »a« indessen »,s«r« »»ntschfrelsinuigen über die Sache denken, da» lehrt ein Blick in ein vertranliche« Ruodschreiben,welche«in hiesige»Sar»schritt«kreis«» eirrulirt, und welchw wir hier w-rtlich wiedergedrn: „»ob««,» den L7. Jaimar 1885. Geehrter Herr! . « Bekanntlich ist von uatianalliberal-loasirvativrr Seile der Gedanke angeregt, dem Reichtkanzler zom 70. Geburtstag ein nationale« Ehrengeschenk z« widmen. Der erste detfallstge Aufruf betonte, dah man dem Reichskanzler Geaugthuung für die „Schmach" de« 15. December schuldig sei. Er ging von den Urhebern jener Entrüstung-adresien au«, deren Treiben der Abgeordnete Rickert im preußischen Landtag al« „verleumderisch" und als „künstliche Aus. dauschiing einer Lappalie" bezeichnet hat. Man hat später jene» Grund ausgeschlossen, well man sich sagte, da- hierin eine Beschimpfung unserer freisinnigen Partei liege. Aber hierdurch ist an der Sache nicht« geändert worden; der Grnnd kann jederzeit wieder hervorgeholt werde», wenn die Sammlung ersolgt ist. Und dann hätte sich unsere Partei selbst in« Gesicht geschlagen I Schon deshalb können wir »n« au der Huldigung für den Reichskanzler nicht betheiligen. Aber auch außerdem scheint an« der Augenblick schlecht gewählt, di« Verdienste BiSmarck'l um die deutsche Einheit zu seiern, wo seine Politik im Inner» immer mehr di« rückschrittlichen Wege wandelt, welche wir sowohl für da- Reich, wie für die Wohlfahrt und Freiheit de« BolkS »erderblich halte», wo die Gewerbesreiheit mehr und mehr bedroht wird, wo da« Ladakmauopol wieder iu Sicht ist, wo der Reichskanzler insbesondere die von onS im Interesse der ärmeren BevSikeeung detämpstc Erhöhung der Kornzülle, Holzzökle »c. gesetzgeberisch durch- znjetzen sucht. Bet einer Ehrengabe für Bismarck könne» wir aber sein« äußere und seine innere Politik Nicht trenne«: die Gabe» Hilde» e» Ganze«, welch S dem ganzrn WSmarck gilt. Wie könnte» wir küai»g »eine Pläne bekämpfen, wen» wir ttz« jetzt ein« Huldigung darbringrn? Sind wir denn auch sicher, daß »r nicht die Gabe» unserer Partei, die »r nl» sein» ärgsten Feind« bekämpft nnd z» vernichte» defterbt ist, als .Heuchelei" znrückweise» wird? Und werden e< na« dir Gegner nicht at« „Feigheit" auslegen, wenn wir dir Selbstachtung s» well vergessen, wir di« Hand küssen, die »»« schlägt? Reinl Di« freisinnig« Wartet krn» sich al« solch» »nler de» dermaligen Umstände» bei dieser Ehrengabe nicht beldeiligen. Daß trotzdem »nler Abgeordneter (alö einzige« Wltglled der Partei im Reichstag) den Aairus unterschriete» hat, mag ta perssn« ttchen Dinge» seine» Gni^b haben, welch« für uns nicht bestimmend sei» können. Wir halten Unsererseits fest «» der Partei, welch« dir Belhril^ung abgettdnt hat. Svstten Sie, wie wir hoffe», unsere Ansicht theilen, so wolle» St« t» Ihre» Kreise» dafür wirken. Da- gegenwärtige Schveibe» ist ftcheffe» n«r für Sir bestimmt und d-rtranlich zu »ehaudein. Mit srrisinaigem Grnßl Namen« de« geichäst«sühr«nden AoSsckwsie« ^ * Fardtnand Sch,Uer. O. W«i»«an»." So st»S vertranftch« rlirnilar »er Eobnrgrr Dentschsrel» sinnige». Wenn e» auch, wie schon oben angedeutrt, der Sache, gegen welche er sich richtet, wenig Eintrag z» tbun schetnt, so ist doch seine Kenntnisnahme auch in weitere» Kreisen gewiß HSchft schätzbar. Da« geslnnung-tt.ck>tige Wühlen ftn Geheimen, welche« hier anrmpfohle» wird, da eine offene Agitation gegen eia Unternehmen von so papulaireu Sympathien nicht recht opportua erscheint, velrachiet die demschfreistnnige KampieSweise hell, und auch über die Ziele der deuilchjreisinnigc» Partei dürfte dem Publicnm ein ganz besandereS Licht ausgeh«», wenn e« dem Satz „Wie konnten wir künftig sein» (d.s Fürsten Bismarck) Pläne be» kämpfru, wen» wir ihm jetzt eine Huldigung dar- bringen?" liebevolle« verständniß entgegenbringt. Jeder weitere Lommeutar würde die vorstehend euthülltcu dentschsreisiunige» Vertraulichkeiten" nnr abschwächrn. * Ein kaiserlicher Erlaß vom 2». v. M. trifft Anord- nrmgn, Über die diesjährige Recruttruug de« Heere«. Die Entlassung der Reservisten ersolgt für die an den Herdst- übungen Theit nehmenden Mannschaften am 1. oder 2. Tage nach Beendigung der Uebungen beziehung«weise nach dem Wiedereintreffen w den Garnisonen. Kür da« pommersche ußartillerie-Regt. Nr. 2 und da« schleswig.holsirinische rtilleriebataillon Nr. st ist der 2st. August, für alle übrigen Iruppentheil« der 29. September der späteste EntlasiungStag der Reservisten. Zum Dienst mit der Waffe sind als Recruten einzustellen: bei den Balaillauen der älteren Garde-Insanterie- Regimrnter, sowie bei denen der Infanterie-Regimenter 25, 42 , 47 , KV., 98 , Ibv i« 225, bei den übrigen Bataillonen der Infanterie. Jäger und Schützen ;e 180, bei jedem Eavullerie-Regiment mindesten- 150, bei den reitenden Bat terien mindesten- 25. den übrigen Feldbatterlen mindesten« SV, den Bataillonen de- rheinischen Fußartillerie-Reats Nr. 8 und de« Fußartillerie-Reat». Nr. 10 zu 200. den übrigen Fuß. artillerie- und Pionnier-Bataillonen 160, den Bataillonen de« Eisenbahn-Regiment- mindesten« 135, bei jeder Traincom pagnie zu activer dreijähriger Dienstzeit mindesten« 15. zu halbjähriger activrrDienstzeit imHerbst d.I. und Frühjahr, k. I. 44. An Oekonomiehandwerkcrn haben sämmtliche Truppen- theile mindesten« ein Drittel der etatSmäßigen Zahl ein- zustellen. Fall» bei einzelnen Truppenteilen eine Aenderung der vorstehenden Zahlen nothwendig erscheinen sollte, wird da« Kriegöministerium zu entsprechenden Anordnungen er mächtigt. Die Einstellung der Recruten zum Dienst mit der Waffe ersolgt in der Zeit von» 3. bi« 7. November d. I.. nur Vir für da« Pomwersche Artillerie-Regiment Nr. 2, das Fußartillerie-Bataillon Nr. v, die Unterofftciersckmlen, sowie die al« Oekonomiehanvwerker auSgebobenen Recruten sind am 1. October d. I. und die Tramsolvaten für die Frühjahr-frist am 1- Mai i. I. einzustellcn. * Wie bekannt, hatte Herr Lsideritz von dem Capitain Joses Fredrick« von Bethanien die Eouveränelät über die Küfte von Groß-Namagualand, 2V Meilen landein wärts erworben. Nunmehr ist Bethanien selbst unter den Schutz de- Reich-S gestellt, und zwar durch einen von vr Nachtigal abgeschloffenen Vertrag, dessen Wortlaut dir „Weser-Zeitung" wie folgt mittheilt : Bethanien, 28. October 1884. Se. Majestät der deutsche Kaiser, König von Preußen re. Wilhelm I. im Namen de« deutsche» Reiche- einerseits, nnd Rr »nabhüngige Beherrscher von Bethanien, Capitain Joses Fredrick«, sür sich und seine RechtSnachjolger anderer- seit« von dem Wunsche geleitet, Ihre frenndschostlichen Beziehungen und grgenseitiaeu Interessen möglichst zu jürdern und zu befestigen, haben beschlossen, einen Schutz- und FreundschaflSvcrtrog abzuschließrn. Zu diesem Zwecke Ist »er kaiserlich deutsche General- consul vr. G. Nachtigal von Sr. Majestät dem deutschen Kaiser in guter und gehöriger Form bevollmächtigt, mit dem Capitain Joses Fredrick« und dessen Rathrversammln», über nachstehende Artikel üdereiuaekmn»«»: Artikel 1. Der Capital» Joseph Fretwick» von Bethanien Met S«. Gtajestät dr» deutschen Kaiser, über da« von ihm beherrschte Gebiet die Schutzherrlichkeit übernehmen zu wolle». Te. Majestät der deutsche Kaiser genehmigt diese» Antrag und sichert dem Capitata Joses Fredrick» Seine» allerhöchste, Schntz zu. Al« äußere« Zeichen diese« Schutzvrrhältnisie« wird di» dentsche Flagge gehißt. Artikl L Der Capitain Joses Fredrick« verpflichtet sich, sei» Land oder Theile desselben nicht an irgendeine andere Nation oder Anaehärrg« einer solchen obne Zustimmung Sr. Majestät de« deutsche» Kaiser« abzutrete», noch Verträge mit anderen Regierungen abzn- schließe» ohne jene Zustimmung. Artikel 8. Se. Majestät der dentsche Kaiser will die von anderen Nationen oder denn Angehörigrn mit de» Beherrschern von Bethanien frührr abgeschlossenen und zu Recht bestehenden Handelsverträge und Lontraete respeettren »ud de» Capitain weder in der Erhebung der ihm nach den Gesetzen nnd Gebräuchen de« Lande« zustehend«» Einnahme», noch in der Ausübung der Gerichtsbarkeit über sein« Unterlhane» beeinträchtigen. Artitel 4. Der Capitain hat durch Kaosvrrtrog vom 1. Mai and 2b. August 1883 baS zwischen dem 28. Gr. südlicher Breil« und dem Oranjcsiuß gelegene und sich 20 Meile» landeinwärts er. streckende Küstengebiet seine« Lande« dem deulschen ReichSange- börigen F. A. E. Lüderltz in Bremen mst allen daran hastende» Rechten abgetreten. Artikel 5. S«. Maj. d«r dentsche Kaiser anerkennt diese Lande«» abtretuag, auterstellt da« b«tr. Gebiet dem Schutz de« deutsche» Reiches und übernimmt die Oberhoheit über dasselbe. Artikel K. Der Capttai» überträgt ein sür allr Mal sür den übrigen Lhril seine« Reiche» dem obeugeaannien Herrn F. A. E. Lüderitz bezw. einer von diesem zu bildenden Gesellichas» da« ausschließliche Recht, Wege, Eisenbahnen uud Telegraphen t„ bauen und za verwalten, Miaeu zu graben und auszubeutea und überhaupt alle öffentlichen Arbeiten auSjuführen, gegen die jährliche Entrichtung einer Summe von 60 Lstrl. (Sechszia Psd Sterl.). Artikel 7. Se. Maj. der dentsche Kaiser übernimmt dt» Hetzer- wachnng und den Schatz de« zwiichcu dem Capttai» uud de» deuischeu Reichsaogehüriaen F. ». E. Lüderitz bezw. einer von diesem gebildete» Geselljchast sich au« dem Art. 6 ergebenden Verhältume«. Art. 8. Wen» Melnung«verschlebenhettr, oder Streitigkeit«» zwischen dem Capitain Joses Fredrick« nnd dem Herrn F. A. E. Lüderitz bezw. einer von diesem gebildeten Gesellschaft über dir beiderseitigen, au« den im Art. S entwickelte» Verhältnisse sich rr- aedeade» Recht« nnd Pflichte» eiatreten sallten, da soll dt« G»t- scheitznng der kaiserlich dentsche» Regierung zuftehe». Art. S. Der Capitain sichert allen Staatsangehörigen »ntz Schutzangehörige» und Schutzqenosse» für de» Umfang de« von ihm beherrschten Gebiet« den vollständigst»« Schutz der Persaaeu und da« Eiaenlhum« zu, sowie da« Recht uatz die Freiheit, jeden Lhell setna« Reiche« z» betreten, daselbst zu reise», Wohnsitz za nehmen, Hanvel nnd Gewerbe zn «reiben, Ländereien und Grundstücke zu kaufe,« »der zu miethen, dieselbe» zn tzebaueu, und sonst zu benutze», sanft« Baulichkeiten aus densrlbe» z» errichten. Die deutsch«» Staatsaug»- hörigen nnd Schutzgenoffen fallen in de» dem Capitain gehörige» Geb«««« dir bestehenden Sitten nnd Gebrünch» respeettren, nichts thu», was gegen die Gesetz; »ntz Verordnungen ihre« eigene» Lande« rerstoßri: würde und hiej-vwk» Gttt'lrn nnd ASo-M an de» Capitain entrichten, welche bisher üblich waren oder Wüter zwischen den beiderseittgea Regierungen vereinbart «erden mögen. Der Capitain verpflichtet sich in diesen Beziehungen keinem Angehörige» irgend einer andere» Nation größer» Rechte oder Bergünstipunge» zu gewähren, als de» dentsche« Staatsangehörige» und Schatz- genoffrn. Art. 10. Die Bestimmung der Gerichtsbarkeit, welcher dt« ir Bethanien sich oirshaltendr» deutschen ktantsangehörtge« und Schutzgenoffen bei Rcchlsftreitigkeitea unter sich, sowie in Bezug aus von ihnen gegen einander beganaene Vergehen und verbrechen unterworfen sind, bleibt der dentsche» Regierung und deren Anordnung überlasten. Die Feststellung der Gerichtsbarkeit untz d-S Verfahren hingegen in Bezug aus RechtSstreiligkeiten zwischen deutschen Staat-aagehSrige» und Schutzgeaossen einer seits nnd Unterlhane» de« TapttainS Joses Fredrick« andererseits, sowie bei Vergehe» uud Verbrechen von deutschen Staatsangehörigen und Schutzgenast«, gegen Uvlerthanen de« La- pttains Joses Fredrick» »der umgekehrt, einschließlich der nöihige» Bestimmungen über die Aussührung der etwaigen Bestrafungen bleibt einer basouderen Vereiubarnng zwischen den Regierungen Sr. Majestät de« deulschen Kaisers and CapilainS von Bethanien Vorbehalten. Bi» etne solche Vereinbarung getroffen sein wird, sollen allr zwischen ventschen Staatsangehörige» und Schutzgenoffen einer- seit» und Unlerthanen de« Capitain« Joses Fredrick« anderseits Vvrkommenden Rechtsfälle von dem zu ernennenden Vertreter Sr. Maiestät de« deutschen Kaiser« »dar dessen Stellvertreter in Ge meinschaft mit einem Mitglied« de« Rath- van Bethnnien ent- jchteden werden. Art. 11. Der Capital» Josaf Fredrick» verpflichtet sich, mög- llchst zur Erhaltung de« Frieden« in Groß-Ramaqualand salbst und »wischen diesem und den Nachbarländern beizutragen und bet seinen etwaigen Uneinigkeiten und Streitigkeiten mit anderen Häuptlingen de« Groß-NamaaualandeS oder der Nachbarländer zu nächst die Entscheidung oder Vermittelung der kaiserlich deutschen Regierung, bezw. de« für da- Gebiet de- Capitain« zu ernennenden Vertreters Sr. Majestät de- Kaisers anzurusen. Art. 12. Außer den tn den vorstehenden Artikeln gedachten ver schiedenen Vereinbarungen bleibt die Regelung snderer noch nicht berührter Verhältnisse der deutt'chen Staatsangehörigen »nd Lchutz- genossen, welche ihre., Aufenthalt im Gebiete beS Capitain« Joses Fredrick- haben w«rd.n. eine Vereinbarung der beiderseitigen Re gierungen Vorbehalten. Art. IS. Der gegenwärtige Vertrag wird vom Tage der Unterzeichnung in Kraft und Gültigkeit treten, vorbehaltlich besten, daß derselbe wieder ungültig wird, falls die Rattjication desselben setten» der deuischeu Regierung tun».bald der Frist von 18 Monatrn vom Tage der Unterzeichnung ab, noch nicht ei folgt lein sollte. Der vorstehend« Vertrag ist im Hause des Capitain« Josef Fredricks in doppel.er Ausf.ctigung uan den Bevollmächtigten «r. Majestät de« deutschen Kaiser«, sowie von dem Lavitain und seinen Rath-Herren und den nachstcyendrn Zeugen am 28. October 1884 unterzeichnet worden wie folg:: sgez.) Or. Nachtigal, kaiserlicher Generalkonsul, Tommiffar kür die Westküste von Afrika Zeugen (gez.) Graf Spec, Uuterlieutenant »ur See. (gez.) Heinr. Boaeisang, Vertreter von F. A. E. Lüderitz. ^e«.) I- H. Vom, Sch.-Miff., zugleich 2ls Doüm'ti'cher für die holl, spräche, (gez.) I. Christ. Goliath, zugleich als Dolmetscher sür die Namaquasprache. (gez.) Jos. Fredricks. f (Handzeichen de« Capittnns.) RaihSherrcn: (gez.) Adam Lambert, (gez.i Rüben Fredricks. (gez.) Klaa« Saul, (gez.) Daniel Fredricks. (Alle mit x unterzeichnet.) * Uebcr da- jünflst unter den deutschen Schutz gestellte Eapitay-Lanv wird von dem Asrikareisrnden Lieulenant a. D. TiUy, welcher bei ver Flaggenhisinng zugegen war. in dem „Minkener Kreisblatt" (Minden ist vie Vaterstadt de« Herr» Till») ck. ä. Dubrica N>o«r, 5. Januak. Fol. genves geschrieben: ,.Am 2. d. M. hat da« Kriegsschiff .Ariadne", Capitain Ehüden, ,n Eapitay vie deutsche Flagge ausgebißt. Ta« Land Eapitay, ungefähr 30 deutsche »Uuadtatineilen groß, liegt zwischen oem Dubrica.- und Bra» maia-Fliiß und ist msosern von äußerster Wichtigkeit, al« es den ganze» Handel mit dem Innern, namenlltch mit dem reimen Lande de« Futa«, bewerkstelligt. Dasselbe deutsch« Schiff nahm auch Besch vv» Lnn», Evba, dem KüstenstiÄ» ,wischen dem Bramaia- nnd dem Taboria-Fluß mit der Haupt- stabl Kobetia am Flusse gleichen Namen«. Der Dubvica »nd der Bramaia sind selbst für größare Dampfer befaffffbar, da
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