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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188402064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-02
- Tag1884-02-06
- Monat1884-02
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.02.1884
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Erfchetml täglich früh S'/, Uhr. Lediti« «d Lr»r-iti»» Johanuesgaffe 3». Aprechkun-kn -er Ledactimu vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. «I» m»»a»ld« ew»et»»t«n vt«»»tcrt»», »m ßch M N«»«co»a «i», »«d»i>t>a> An* «Gm« Voe für »te n-chftfal^»»« N««»« destt««t»n Inserate a» «achenta,eu hi« S Uhr Äachnttttna», an «am»- und Acsttaueu srnd hi« V.» Uhr. 3» den /ilialkn für 3»s.-A»«h«e: vtto Klemm, UnivrrsitStsstrahe »1, Laut« Lösche» Kathartnenstraße IS, n. nur bi« j.S Uhr' ^?L7. MpIlM.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L8,IS0. Adonnnncatsnrri, vierteil. 4'/, MN. iucl. Bringerlolm 5 M.. durch dir Post oezoge» 6 Mk. Jede -inzelne Nummer 20 Ps. Belegexemvlar 10 Pi. Gebühren iiir Extrabeilage» ohne Poslberörderung 39 Mk. mit Postdesörderung 48 Mk. Inserate Sgeipaltene Prtitzeile 20 Pf. Gröbere Schrillen lant uniercm Preis» Verzeichnis. Tabellarischer mZisserniatz nach HSHerm Tarif tieclamen unter dem RrdactionsKrich die Svaltzeüe 50 Pt. Inlerate sind siet« au di; Erpevitiau zu lenden. — Rabatt wird nicht gegeoen. Zahlung prnsoumeruuäu oder durch Post» nachnayme. Mittwoch dm 6. Februar 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Sn der Zeit dom 18. bi» mit 23. Januar 1884 erlangten da« hiesige Bürgerrecht: va»«aarten, Gottfried Earl August, Tischlergeselle; Becher» Ernst Wilhelm. Tlaviaturfabrikant; Berger, Oscar Paul, Schlosser: Bernstein, Johann Friedrich, Handelsmann; Böt^ier. Larl Friedrich Wilhelm, Seiler; Böttrtch, L«l Friedrich Theodor, Schaff»«; Brade» Earl August, Lohnkutscher: vro»»e, Rudolf Daniel Ernst, Slempuermetster; Vr«g. Eonrad, Buchhändler; Vröekner, Wilbelm, Kupserstech«: Brk««er, Friedrich August, Hutmachergeselle: vnchtzet«, Friedrich Lhregott, Sladlorchester-Mitglied; Bnsch. Louis Gustav, Tisthlergesclle; tlavael» Johanne« Felix, Kausmarm; Eurth. Gustav Adolf Hermann, Markthelf«; Dtetzr, Ehriftian Friedrich Oscar, Hausmann; Dtetze, Wilhelm Friedrich Herman», Feuecwehrmaa»; Ghert«. Philipp Andreas, Bildhauer; Smmcrllng, Ernst Friedrich Gustav, Agent; Körst«, Paul Georg, Kaufmann: Fromm, Ernst Anton Felix. Koufmau»; »arei«, Franz Victor, Kaufmann; Gaudlttz, Johann Gotllod Heinrich, McMaHeuhöudla; Hel, Friedrich Richard, Noteastecher; t«lh» Ehriftian Friedrich Carl, Hausbesitzer; etzer» Friedrich Gustav Adolf, Lommis; kyh, Gustav, Schneidermeister; letgenberg, Earl Hermann Theodor, Werksöhr«; Gros. Heinrich Gustav, Rührwärter? Gräfe, Max Heinrich, Kaufmann; Halecker, Albia Emil, Maschinist bei der Feuerwehr; Vinsei, Eduard Julius Ernst, Tischlergeselle; H««pt, Julius Friedrich, Assistent bei d« köuigl. Fabrik» und Dauipslkssel-Jiispcclion; HatvSky. Alfons, Kaufmann; venurnbcrg, Hermann Bernhard, Buchhaudlougr-SehUfe; veutschcl, Lrdmann Max. Kaufmann; l vertilg, Julius Ferdinand, Feuerwehrmann; 'offmann, Johanu Gottfried, Locomotivsühr«: offmann, Richard Otto, Buchbinderki»Miriuhab«; ogle. Friedrich August, Markthelf«; ölzel gen. Rech, Richard Paul, Zahntechniker; «mnth, Carl August, Bäckermeister; >öng. Jnliu» Herniau», Kaufmann; i «enger, August Oswald, Tischlergeselle; l Art, Friedrich Julius, Bureau-Vorsteher; Kaupisch, Ernst, Maschinist bei der Feuerwehr; Kirmse, Franz Oscar, Kaufmann: König, Max Otto, Kaufmann; K«r«»örfer, Oscar Franz Robert. Etadtorcheft«»Mtglird. knntzschnranu, Friedrich Albert, Restaurateur; Liehnsch, Johann Carl Traugott, Kausmaun; Meyer. Earl August Emil, Mechaniker; Mützer, Moritz Alfred, Kausmann; Nachod, Simon Oscar, Kaufmann; Peter», Carl Friedrich, Postschaffner; Pöschel, Earl Beruh-.rd, KcUermcister; Rahm, Gottfried Hermann Louis, Saosman« und vers.'Jnspector; Rech, Theodor Franz Otto, VuchlmndlungSgehilse; Ntinholh, Carl Eduard, Wildprethändler; Richter, Hermann Ernst, Restaurateur und Productenhändler; Schacht, Conrad Friedrich Wilhelm, Tapezierer; Scheide, Franz Theodor, Markthrlscr; Geisel, Johann Carl, Maurer; Atzlema»», Robert Max Heinrich, Kaufmaa»; Urban. Franz Louis, Schaffner; vtewrg, August Adolf Otto. Buchhändler; Vogel. Julius Georg, Lausma»»; Wurkier, August Moritz, Schutzmann: Winter, Carl Richard Ditlmar, Kaufmann. Dckannlmachllng. Der am I. Febrnar diese« Jahre» fälliqe erste Termin der LraatSgrundstener ist in Gemägheit des Gesetze« vom 9. September 1843 in Verbindung mit der durch da« Gesetz vom 3. Juli 1878 getroffenen Acnde- rung nach zwei Pfennigen von jeder Steneretnheit r« entrichte», weshalb die Steuerpflichtigen hierdurch ausge- sordert werden, ihre Steuerbciträgc nebst der städtischen Grundsteuer, welche von demsclben Tage ad mit Gtnö vom Tausend de« im Kataster eingestellten GrundwerthS fällig wird, von genanntem Tage ab bi« spätesten- 14 Tage nach demsclben an unsere Slädt-Steueremnahme. Stadt -au», Obstmarkt Nr. parterre recht», abzu führen, da nach Ablauf der Frist die gesetzlichen Maßnahmen gegen die Säumigen eintrctcn müssen. Leipzig, am 30. Januar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Tröndlin. Koch. Vrerniliolr-Auction. Montag, den 18. Februar «.» sollen von Vor mittag- S Nbc an im Fornreviere Connewitz aus den, Gehau iu Abtbeilnng 27e <im Gantzscher Pfarr-olze) . ca. 83 starke Langdanfea und » 200 Bund Dornen unter den öffentlich anShängeiidcn Bedingungen und der üb lichen Anzahlung nach dem Meistgebot verkauft werden. Zusammenkunft: aus dein Schlage an d« »elste« Brücke aus der Connewitz« Linie. Leipzig, am 1. Februar «884. De» Rath» Forst-Deputation. es.-rcformirlc Ke«kiu!>e. 8» Ausführung de« BelchluffeS, ük« Bermächtniffe o» onlere Kirche sorta» üffeiitlich zu quittiren, wird hiermit bekannt gegeben, daß dieselbe von der jüngst verstorbenen Fra» Johanne Christine M«s^N» -ttr testameutarisch mit einem Legat von «0« Mark Leipzig, 5. Februar 1884. «»-refor«. Lvnsistorin«. v. Dreudorss, v. Z. vors Israelitische veligioasschaie. Der llat«richt in der ReligiouSschul« beginnt wird« «tttwo«, den «. Kehrnnr 1884. vr. «olbschM» Director. Vckannlmachung. In Anerkennung besonder- bewiesener Pflichttreue sind folgenden Ziehmütter» von uns Geldprämien erlheilt worden: l. Frau Rühlemann, Brandvorwerkstraße S7. 2. - ÄVeiß, Arndlstraße 34. 3. - Buttstädt, Vrandvorwerksiraße 89. 4 s Kühn, Waldsiraße 45. ». B Hermann, Aleranderstraße 15. k. W Älbrecht, Lützowstraße 10. 7. B Ackermann, Mahlmannstraße 7. 8. O Graupner, Kohlenstraße 5. S. - Knbitz, Gerichtsweg 7. 10. B Reubcrt, Brandvörwerksiraße 73. N. L -Heinrich, Lessingstraße 32. 12. - Feiler, lUrich-Sgasse 4l. 13. S Drescher, Ulricksgasse 39. 14. B Atbrccht, Eberhardstraße 4. 15. K Stande, Südstraße 65. 16. - Kreßner, Alexanderstraße 21. 17. Becker, r)te»k»itzerstraße 16. 18. » Unger, Südstraße 8. 19. - FZnitt, Weststraße 87. 20. - Böhme, Marsct'nerstraße 2. 21. - Pohle, Blückerstraßc 21 und 22. - Schubert, Lcplaystraße 6. Der Arzt der Ziehkinderanstalt, Herr I>r. weck. Taube, Turnerstraße Ob. ist gern bereit, aus Nachfrage nach guten Zieheltern jede wünschenSwcrthc Auskunft uncittgeltlich zu cr- theiten. Leipzig, den 30. Januar 1884. Das Armen-Dircctorium. Ludwig-Wolf. Junghähnel. Erstattet« Anzrlge znsolge bat die ledige Katharine Döl ihr am 2. April 1880 von dcr nnierzeichnctcn Behörde ausgestellte« Dienstbuch verloren. Im AusfindungSfalle ist dasselbe an nnS abzugebeu. Leipzig, am 1. Februar 1884. Las Pollzciamt »er Stadt Leipzig. Vretschneider. H. verfleigerittlg. Sonnabend, den S. d. M.. von 10 Uhr vormittag« an» werden im gerichtlichen AuclionSlocale einige Nachlässe, worum« eine goldene »nd eine silberne Taich-mulir, ein Opernglas, Herren- kleidong-stücke. Möbel, mehrere verichlicffbare Kisten, sowie die Bibliothek emeS Königl. Pccich. Justizdeamten sich besindcn, vcr» steigert. Die zur Versteigerung gelangenden Gegenstände können an dem d« Auctio» vorhergehenden Tage besichtigt werden. Leipzig, den 2. Februar 1881. Vielst, Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung. LL« Rrnfto.dt bei Leipzig ist per I.Aprtt s. A. oder auch srüber neu zu besetzen. Gedall 1000 pro naoo. vieeigneic Bnvcrber, welche eine Camion von >000 zu hinierlegc» vermöge», wollen ihre Gesuche nebst Zeugnissen dis zum 20. Februar ». I. im Gemkiiideamte allhicr einreichcn. Neustadt b. Leipzig, am 4. Februar 1884. Der Wrmeinberath. Dietrich, Gem.-Vorst. GrundKücksverktigernkg. von dem Unterzeichneten Amtsgericht sollen aus Antrag d« Liquidatoren der in Folge andauernder Krankheit eines Thcilhaber« ausgelöst-n Firma v. L A. krsdinsch in Lripjii, die dieser Firma gehörigen, in Knautkleeberg gelegenen, ans Tampfstegelci, Oekonomie», Wohn-, Nebengebäuden, Feld und Wie c» bestehenden Grundstücke Fol. 83, 80, 88 und 104 deZ Grundbuchs Nr. 223, 288, 289. 305. 300, 220. 234, 235. 225. 230, 293, 120 und I20-»deS Flur- buchs für Knautkleeberg nebst de» dazu aebürigen Maschinen und lebenden und todten Jnveniarstücken im Geiailiintwerlh von ca. 113,000 Mark. sowie mit den vorhandenen VorräiNen aus dcr Ziegelei und Oekonomie Sonnabend, den 2L. Februar 1884, 11 Uhr Vormittags au unterzeichnet« GerichlSslelle freiwillig öffentlich versteigert werden. Die Beschreibung und Taxen der Grundstücke. Gelände, Ma» schinen und der Inventarstückc, sowie di: BersteigerungSbcdingungen sind ans den im Vernan'schcn Ggsthof in «nnntklceberg und am Gerichtsbrcl hier anShungenden Anschlägen ersichtlich. Markranstädt, d»n 16. Januar 1884. Königliches AmtSg«lcht daselbst. I>r. Siodig, H.-R. I. poSljlttls-Äeublm zu Pösneck. Für den PostdauS-Ncuban zu Pösiieck sollen folgende Leistungen und Lieferungen >m öffentlichen AnbictungS - Verfahren verdungen werden: 1) Erd», Maurer- »nd A-Phaktarbcitcn einschließlich Lieserung von Sand und Kalk, veranschlagt zn 19.600 .»!: 2) Lieferung von 561 Kubikmetern Bruchsteinen; 3f Lieferung von 330 Tausend Hintcrmaiierungsziegeln; 4> Lieferung von 12'/, Taufend Klinkern; b) Lieferung non 49.000 Stück Verblendezi:gcln erster Sorte iu halben und Biertelsteine»: 6) Lieferung von 28.000 Stuck Berblendeziegeln zweiter Sorte; 7) Lieferung von 100 Kubikmetern bearbeiteter Werksteine (Sand- stein oder Kalkstein); 8) Lieserung von 200 lfd. M. Trrppenstusen und 10 O.-M. Podesten au« Granit; 9) die Zimmerarbeiten mit Materiallieferung, veranschlagt zu 12,000 ^l; 10) die DachdeckungSarbeiten mit Materiallieferung, veranschlagt zu 2200 ^1; 11) die Klempnerarbcitcn mit Materiallieferung, veranschlagt zu 2000 >l; 12) die Schmiede- und Eisenarbeiten mir Material, veranschlagt zu 2100 .«. Dir Bedingungen nebst dem Kostenanschläge und den Zeichnungen können im Kaiserlichen Pvstanile zu PöSaeck während der Dienst- stunden eingesehen werden. Auswärtigen rvrrden aus verlangen die Bedingungen und AnschlagSauSzügc rou dem genannte» Postamt« gegen Einsendung von 50 zugesandt. — Eopicn der Zeichnungen werden nicht abgegeben. Dir versiegelten Angeber« muffen, mit entlvrechend« Aufschrift versehen, spätesten- bi» Freitag, den 15. Februar, Vormittag» 10 Uhr, an da« Kaiserliche Postanit zu Pösneck portofrei eiu- -esandl werden. Erfurt, 26. Januar 1884. Ler Kaiserliche Ober-Postbtr«1or. N > t s ch m a n n. Nichtamtlicher Theil. Das parlamentarische Chaos iu Frankreich. * Seit iu Pari- die Arbeiterfrage und da- ganze sociale Clend mit drohenden Gcderdcn in den Vordergrund d« Tagespolitik getreten, herrscht in der Kamm« ein wüst« oratorischcr Wirrwarr, der bl-her naturgemäß ganz unfrucht bar bleiben mußte. In dem republikamschcn Parlamente ist selbstverständlich die Redefreiheit eine unbeschränkte; Jeder mann kann da seine Meinung in d« ihm geläufigen Form zum Besten geben, ein Recht, von dem auch bezüglich der socialen Frage alle Parteien, Monarchisten, Republikaner und Sociatdemotraten. sehr ausgedehnt Gebrauch gemacht habe». Abgeordnete a»S allen Standen. Arbeiter, Professoren dcr National-Oekonomie, Industrielle und Fabrikanten haben ihre Weisheit auSgekramt, aber bi- zur Stunde ist kaum ein Stäubchen Meht au- dieser oratorischen Klappcr- mühle gcrvciinen worden. WaS hat man da nickt Alle« gesprochen und empfohlen? Vollständige Handelsfreiheit, eine ckinesiscke Mauer gegen fremde Arbeit und Arbeit«, allgemeine Gegenseitigkeit. Volksküchen, Innungen, Nalional- Werkstäbtrn. kurz lauter Versuche, die schon oftmals da- gcwrscn, und auch solche, die als neu und originell gepriesen wurden, aber deshalb mir »m so unsinniger waren. Aber die Rathlosigkeit, von welcher die Reden der wirtbsLafllichen Curpsusch« Zengniß gaben, kan, auch, und zwar nicht in geringem Maße, in de» Aenßerungen von der Ministcrbank und der oppositionellen Führer zum AuSdrucke. Herr Ferry erklärte beispielsweise, eS bestehe zwar eine locale Krisis, ab« rS lasse sich dagegen nichts vom Staate thun; nickt viel einschneidender zeigte sich dcr Scharfsinn de» Herrn Clemenccan. dcr auch kein andere- Mittel, als die Einsetzung einer großen parlamentarischen UntersuckungS- Comnussiou vorzuschlagen wußte, in der sich natürlich die Reden und Verhandlungen noch in unabsehbar« Länge forl- spinnen sollen. Siegt dann schließlich dcr radicale Führer, so muß Herr Ferry weichen und die Forderungen der Arbeiter werden noch nachdrücklicher hervortretcn: bchauplct Herr Ferrv da- Feld, so wird eben Alle- beim Alten bleiben. Nach der gegenwärtigen Lage der Dinge hat Herr Ferry die beiden großen republikanischen Parteien, die rcpubtlkanische Union und den demokratischen Verein, für sich, weil die von bki.cn Gruppe:, vereinbarte Tagesordnung durchaus im Sinne den Regierung rzehalte^ ist. Dagegen besorgt man ein Bknvniß der beiden radikalen Fraktionen mtt de«Monarchisten und seuea zahlreichen Unzufriedenen in der Kammer, die dem Minister- Präsidenten persönlich grollen; in diesem Falle wäre eS gar nicht unmöglich, daß die Negierung sich eine schwere Nieder lage holt, d,e ihr kaum gestatten würde, die Geschäfte weiter- znsnhrcn. Selbstverständlich wäre gnade in einem solchen Augenblicke eine MinistcrkrisiS der Beginn einer Reihe ernster Verlegenheiten für die Republik, denn eS ließe sich ja keine Negierung bilden, welche den bisherigen Schwankungen Fcrry'S rin ernstcö Neforniprogramm entgegen zn setzen vermöchte. Von den Monarchisten kann ja von vorn- bcrcin keine Rede sein und Herr Clemenccan müßte seine Meinung nach der de- groß-n parlamentarischen Unter- fuchunzS-AuSschusieS richte», welcher vielleicht noch Jahr und Tag bedürfen würde, niu zu irgend einem zweifelhaften Ergebnis; seiner Verathunaen zu gelangen. Allein selbst von diesem versasiungsmaßigen Ctanvvuncte abgesehen, scheinen praktische Erwägungen daS Vermeiden Fcrry'S an der Spitze dcr Negierung ivünschenSwerth zu machen. Er bat bewiesen, daß er kerne Schwäche gegen revolutionairc Kundgebungen kennt und sich nickt durch Drohungen ein- schlichtern läßt, sondern, wenn nöthig, mit den, größten Nachdrucke jeder ungesetzlichen Bewegung zu begegnen ent schlossen ist. Da« Benebmen der Arbeiter-Deputation gegen über dcr radicale» Linken gelegentlich der Einbringung der Arbeiter-Adresse hat bewiesen, daß unbekannte Rädelsführer die Verhetzung der Arbeitermassen mit Erfolg berrieben habe»; ja ganz ohne Demonstrationen dürste cs kaum ab- gchcn, wie auch ferner die Kammcrbcschlüsse anSfallen mögen. Die monarchistischcn Parteien rechnen jedenfalls daraus, daß die Kanimervcrhandlungcn und ihr Ergebnis die Lage der Republik nicht kräjtigen, sondern schwächen werden; eine Bermultiung. die vielleicht nicht unrichtig ist. ES ist in hohe», Grabe bezeichnend, das Jervnic Bvnaparte gerade jetzt ganz osscn als Prätendent auslritt und erklärt, die Verfassung müsse durch daS allgemeine Stimmrecht scstgcstellt und durch diese» auch daS Staatsoberhaupt gewählt werden; für diele beiden Hauplpnncle deS imperialistischen Programms, heißt eS weil«, müsse eine offene, unermüdliche Agitation entfaltet werde»; daS lei jetzt die Pflicht eincSjedc» ParteianbängcrS. Nicht „linder bemcrkciiSwcrth scheint, dag auch bereits eine große Jm- perialistenvcrsammlung im WiittercireuS ausgeschrieben ist, welche die EoinilöL für die im ganzen Lande zn betreibende Agitation wählen 'oll. WaS die Orlcaniffe» betrifft, so sprechen auch diese die Anffckit anS. daß ihre Zeit gekommen sei und schon die nächste Zukunft der Monarchie gehöre. Tie Königlichen haben ihre Organisation nickt erst herzustcllen gebraucht, sie ist be- reitS über LaS ganze Land vcrvrcilct und arbeitet, wie die jüngsten Nachwahlen zur Kammer bewiesen, mit Erfolg. NichlS ist auch leichter verständlich, als baß die Propaganda für einen Wechsel der NegierungSsorm immer srucklbareren Boden findet. Frankreich, da- Land der Unbeständigkeit, beginnt sich bei einem politischen System, daS schon mehr als zehn Jahre dauert, z» langweilen. Uebervie- ist auch wenig genug geschehen, um die Republik in den breiten Volksschichten, die nicht von PolitikundKammerräiikcn leben, beliebt zu machen. Tie Finanzen sind zerrüttet und vergeblich plage» sich die leitenden Staats männer niit allerlei Gedanke», neue Steuern zu «sinken, welche daS Volk nicht drücken sollen; da- Ansehen Frankreich- nach Außen ist gesunken und zwar in Folge unvorsichtiger Unternehmen, weiche der Welt von d« an-wäriigen Pclitik und der Wehrkraft Frankreich« keine vortbcilhastc Meinung beigrbrackl Heiden. WaS endlich die öffentliche Ordnung nu Innern betrifft, so leidet diese unter dem fortwährenden Wechsel der Verwaltung. ;a die Ausrollung dn soeial-n Frage scheint geradezu geeignet. daS erschreckte Bürgertbnm in die Arnic einer starken Negierung zu führen. ES war lhatsäck- lick ein ganz unsinnige- Unternehmen, in der Kammer eine so wichtige Frage zu stellen, ohne daß Jemand eineAntwort wußte; die Interpellation Lai,gloiS ist jedenfalls nureingebrackt worden, um die Radicale» z» zwingen, in der wirthschrsl'.ichen Frage Farbe zn bekennen So wird also da- politische und parln- mcularilche CbaoS in Frankreich »och eine Weile sorlwogen, aber.schließlich wird eS dock aus die eine oder andere Weise sein Ende sinken und zwar einfach nach dem allgemein gellen- den Naturgesetze, daß nichts auf Erden eine ewige Tauer verspricht. Leipzig, 6. Februar 1884. * Ter Tod des CardinalS Bilio wird ohne Zweifel einige Klarheit darüber schaffen, inwieweit die Curie geneigt ist, den staatlichen Anforderungen Preußen- ein billiges Ent gegenkommen zu beweisen. BiSber ist zwar von L«o XIII. wiederholt ein Anlauf nach dieser Richtung genommen worden, der positive Inhalt der betreffenden Kundgebungen bat sich ab«, wenn man ihm praktisch näher treten wollte, alsbald immer wieder völlig verflüchtigt. So lange Cardinal Bilio, welcher als der Iwrvorragendste Vertreter der jesuitischen Elemente in der Umgebung de) Papste- anzuschcn war, und welcher al- voraussichtlicher Nachfolger de- letzteren und Spiritus roctor der Commission für' die deutsch-kirchlichen Angelegenheiten einen hervorragenden Einfluß ausüble, lebte, lag die Annahme nahe, daß « da- Hauplhinderniß für die Verwirklichung etwaig« friedlicher Absichten de» Papste- gebildet habe. Jetzt, wo cs gilt, den so einflußreichen Posten wieder zn besetzen, wird sich anS der Wahl des Ersatzmannes aus die wirkliche Gesinnung des Papstes schließen lasten; man wird daran- «scben können, ob die minder schroffe Haltung Lco'S XIII. ein« friedliebcnocn Gesinnung entspringt oder lediglich auf taktische» Gründen beruht. Daß man in den CentrumSkreisen nicht ohne Besorgniß ist. «hellt an- d« scharfen Mahnung, welche Windthorst im preußischen Ab geordnetenhaus«; nach Rom richtete in Bezug ans da» irnbe» dingte Festbalten an den unannehmbaren Forderungen aus dem Gebiete der Ausbildung des Klerus. Hier kam jeden falls wieder einmal dcr Herzenswunsch dcr Verewigung d«S EulturkampseS zum Durchbruch. * Wie sich erwarten ließ, erklärt die amtliche »Elsaß- Lothr. Z " die Mitlheilungen der .Sckles. Z." üb« ange^ liehe (später beiaelegte) Differenzen zwischen dem Statthalter von Mantcussel und dem Fürsten BiSmarck für »von Anfang bis zu Ende unwahr und erfunden.- Charakteristisch ist eS, daß die unabhängige und im Herze» franzosenfreund- licbc Presse de« RcichstandcS warm für Herrn von Manteuffel eintritt. So schreibt dcr Mülhauscr „Erpreß" unter der 1!»b«schkist „hl cko Hlnntonffet et io» tonoblonalre» nllsnuwcki": „ES ch an der etsäffilchc Presse, für den Statthalter de« Kai sers Partei zu «greifen. Für uns ist Herr v. Manteuffel vor Allem ein Ehrenmann, ein wahrer Edelmann, ein vorneh«« Herr (graust seigueur) in der vollen Bedeutung de-Worte«,und die Rücksichten, welche « unS gegenüber übt. sind in unserem Augen ein Anzeichen, daß er überdies auch ein wirklich po- liliichcr Geist ist. Er wenigstens hat cingesehen, daß mau nicht durch den Druck die Gefühle zu Überwältigen vermag, welche die Elsässer für Frankreich bewahrt haben, und daß eine gegen ihren Willen unter ein Protokoll gesetzte Unter- schrijl nicht genügt, um ihnen von einem Tage zum andern deutschen Patriotismus cinznblasen. Wäre e- doch Gotte- Wille gewesen, daß Kaiser Wilhelm ihn, anstatt ihm am Tage nach dem Frieden das Obercommando in Nancy zu übertragen, vom ersten Tage an an die Spitze der Regierung von Elsaß-Lothringen gestellt hätte! Nicht nur wären unsere Bevölkerungen besser dabei gefahren, sondern seine Umsicht wäre vielleicht auch unseren Finanzen zn Gute gekommen, welche in einem eroberten Lande keine geringere Rücksicht er fordern, als die Steucrpstichligen." * ES ist erwähnt worden, daß einem der zum „Volks wirt hschastSrath" gehörenden Arbeiter, dem Former Kamin, von der SchissSbaiigeselllchast „Germania" dcr Urlaub zur Theilnahme an den Sitzungen verweigert worden. Von anderer Seite war hieran die Andeutung geknüpst worden, daß die Rcgiernng ans diele UrlaubSverweigeruiig hingewirkt habe, weil sie die Opposition deS Herrn Kamin gescheut habe. Hiergegen wird in dcr „Norkd. Al!g. Zkg." bemerkt: „Angest-Ille Ermillelnngen haben ergeben, daß der dem Former Kami» vorgesetzlc Gicßereimeistcr in der letzten Zeit bei seinen Gießereien mehrfach Unglück kakle, uns daß er gezwungen gewesen war, einen zweiten technisch geschickten Former zu entlassen. Der Eicßereinieisler verweigerte des halb, uni nickt beim Ausscheiden Kamin'«, welcher der einzige neck übrig bleibende zuverlässige Former in der Fabrik war, in Verlegenheit zn aeratben. den von diesem beantragten Ur laub und erklärte ans Befragen auch dem GesckästSlciter, daß er den Kamin nickt entbehren könne, wen» ander- er die LicferungSsrisien innehaltcn solle. Die Abwesenlxsit de- Kamin während dcr cisien Sitzungsperiode des VolkivirlhjchasiSratbeS bube drei Wochen gedauert. Es blieb somit bei der UrlaubS- verweigernng". * Die Uebcrcinkunsl zwilchen dem deutschen Reiche und der Schweiz bezüglich dcr Medici na tpersonen, resp. deren gegenseitiger Znlassiing, ist dem Bundesrathe zur versassungSmägigcn Zustimmung zngegangen. Die Regelung ist dieselbe, wie sie bereit- zwischen Deutschland einerseits und anderen Nachbarstaaten desselben, wie Oesterreich-Ungarn, Lureinbiirg :c., besteht, beziehungsweise weicht sie von r« UcbcrcinklNist mit Oesterreich - Ungar» nur insoiern ab. al» im Art. 4 den belheilig!'» Mcdic>na>persoi'en die Pftzcktt aus- crlegt in, gleich den Gesetzen auch die administrativen Vor schriften z» beobachten, welche in dem andern Lande hinsicht lich der Aiisiibirng ihrer BcrnsSibätigkeit in Heilung sind, während da- Abkommen mit Oesterreich-Ungarn in dieser Beziehung mir die Zusage der vertragschließenden Regierungen enlhält, ihren Medieinalrersonen die Befolgung der geltenden administrative» Vorschriften anziiempsehle,,. Diese Abweichung beruht aus eine,» von der badischen Regierung gemachten Vorschläge. * Ai» Sonnabend erklärte ans Anfrage im Abgeordneten- bausc dcr österreichische Ministerpräsident, er werbe zur Benrrhei'nnH der von dcr Negierung beschlossenen AuS- nahmei» agregeln in der nächsten Sitzung de» Bbgeord» nelcnbauseö eine Erklärung abgeben. Im Plenum wolle « fick Reserve anserlegcn. ein-.i» Ausschüsse gegenüber jedoch unl« Voraussetzung dcr DiSeretion nähere Mitlheilungen machen. Er wünsche vor Allem Beruhigung der Vcvölk«ung. nicht aber die Beunruhigung derselben zu vermehren. WaS die Sliinmung der Abgeordneten mit Bezug aus die AuS- nahmeverordnungen anbetrifft, so verhält sich angeblich ein Theil der Linken den borden Vorlagen gegenüber ablehnend.
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