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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188503073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850307
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850307
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-03
- Tag1885-03-07
- Monat1885-03
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.03.1885
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Erste ütilage mm Lchstger Tageblatt und Aineiger. .V KK. Sonnabend den 7. März 1885. 79. Jahrgang. »ziehung tri )t- sind wi: em geehrt« Überzüge, ^50" 200 275 675 7 00 8 75 1000 1100 1800 7 50 4 7b au 7 50 iischschyhr r durch de» Ls-le de- I« lafieu. ir ein «»- und r-nnte ig,e»«1ri lüedlickßeii wlcannt «im K >I>« Llltlkevs i> :o ater« äi« «rctam 1883 ilockEe Me mg?. Oie äeu unck ist ?ria«mr- ctioielbe irikateu! Psd.ä42 4. - und User- zen-Ecke. kerei Kloster- en) ist vom regelmäßige er zu ver> Milchpächter ntel 8- -g »I. 5,Mdl.80ch nst. Stw. 20. na zu achten larden. Ko- Stvplenien. »I, , Nr. 20 vie Lage in Siebenbürgen. * Seit in Hermannstadt der Redacteur des rumänischen Platte- „Tribuns" von der Anklage der ..Aufreizung zum Aufruhr gegen den ungarischen Staat" von den sächsischen tZeschwornen einstimmig sreigesprochen worden ist, hak sich die Stimmung der Wiedenbürger Sachsen und Rumänen gegen den Magyari-mu- immer mehr verbittert, weit selbst nrterisch ossiciöse Pestcr Blätter sich nicht gescheut haben, die ungarische Regierung zur raschen und gewaltsamen Unter drückung der „hochverrätherischen Sonderbestrebungen" der Lrebcnbürger Sachsen und der Siebenbürger Rumänen auf- zitsordern. Die Wortführer de« magyarischen Chauvinismus von rechts und links hören nicht auf, „energische Vorkehrungen und Maßregeln zur Berthcivigung der ungarischen StaatS- id.e' zu fordern, welche „jenseits deS KönigSsteigeS" vom „Dacoromanenthum" und dem „sächsischen Teutonismns" angeblich geleugnet oder gar angegrifjen werbe. Besonder- selten die m Siebenbürgen erscheinenden deutsche» und rumä- mfcheu Blätter offenen Ausruhr gegen die ungarische StaatS- ivce predigen, die ungarische Nation beleidigen und vor dem Ausland« hcrabsetzen. wodurch scrtwähreud Aufregung, Zwie tracht und Gehässigkeit unter d«e friedlich gesinnten Bewohner Siebenbürgens getragen werde. Dein ruhigen Beobachter der Dinge sind diese neuesten AuSbrüche der Magyaren keine Neberraschung; er sah die selben voraus, weil sie ein Ergebniß jener inneren Politik UugarnS sind, we'cbe man dort seit t867 mit zunehmender Heftigkeit verfolgt. Diese Politik läuft auf eine thatsächliche Unterdrückung aller nicht magyarischen BolkSstämmc des 1',indes hinaus. ES ist allerdings richtig, daß die ungarische Gesetzgebung eine solche bedenkliche Politik zu Anfang der wievcrgewounenen staatlichen Selbstständigkeit nicht bezweckt bat. Damals waltete mindestens in der gesetzgebenden Ver sammlung, wenn auch nicht in der magyarischen Gesellschaft, der staatömännisch objektive und gerechte Sinn eines Franz Deal, eines Baron Joseph EotvöS nud Anderer. Allein seit mehr als einem Jahrzehnt bewegt sich auch die Gesetzgebung Ungarns immer bedenklicher aus der abschüssigen Bahn sprachlicher Vergewaltigung, und damit mußte der Widerstand der übrigen VolkSstämmc deS Landes, welche gegen die Magyaren bekanntlich in der Mehrzahl sind, hervor- gcrusen werden. In dieser Beziehung ist cS heute so weit gekommen, daß Derjenige, welcher die Erfüllung der Bestimmungen deS NalioualitätkngesetzcS vom Jahre 1883 fordert, säst als ein Etaatsverräther betrachtet wird. So kommt es auch, daß die wichtigsten Vorschriften dieses NationalitätcngesetzeS tlrat- srchlich gar nicht auSaesührt oder durch späier erlassene Gesetzesbestimmungen völlig beseitigt worden sind. Mit einem Worte, das ungarische Äationatltätcngesctz rst ein todter Buchstabe geworden. Nirgends wird diese Thatsachr so tief empfunden als gerade in Siebenbürgen. Dieses Gebiet der ungarischen Elephanö-Krone hat aber auch in politischer und socialer Beziehung die größten Nachtheile erlitten. Die Geschichte Ungarns bezeugt cS, daß in dem siebcnbürgischen Hochlande seit dem Beginne deS ungarische» Königreiches eine gewisse staatliche Selbstständigkeit geherrscht und mancherlei autonome Einrichtungen sich entwickelt haben. Die staatsrechtliche Anerkennung und Feststellung der „drei Nationen", der Ungarn, Szekter und Sachse», trugen zur Ausbildung jener Selbstständigkeit nicht wenig bei. Dazu kam, daß die Fürsten von Siebenbürgen von 1528 bis 1680 zu den europäische» Regenten zählten und vaö Land auch uach der Wiedervereinigung mit Ungarn seine politisch-natio nale Eigenart bewahrte. Solche geschichtliche Thatsachrn lasse» sich umsoweniger gewaltsam beseitigen, als ihnen zugleich die natürlichen Verhältnisse und d»e Neigungen der Mehr zahl der Bevölkerung entsprechen. Daß die verfassungsmäßige Regierung und Verwaltung Ungarns ans Grundlage der althergebrachten Rechte der dortigen Nationalitäten nicht unmöglich ist. hat die Vergangenheit bewiese», von der aber die Ncumagyarcn unter der Führung TiSza'S und feiner Getreue» nichts hören wollen. Die thatsäckl,che Gleichberechtigung der Nationalitäten und Sprachen ist im Jahre l863 in Siebenbürgen »übt ohne Geschick dnrchgeführt worden. Die kurze Herrschaft dieses Gesetzes, welche« bis >867 dauerte, war hinreichend, um be sonder- dem rnmäniscbeii Volke unvergeßlich zu bleiben. Heute, wo diese Gleichberechtigung von dem magyarischen Cha»- viniSmuS über den Haufen geworfen worden ist, empfindet man dies doppelt schwer. Die gegenwärtig allein herrschende ungarische Politik kennt nur ein Ideal: die sprachliche Einheit um jeden Preis. Jeder aufrichtige Freund Un- gariis hat dieser Politik gegenüber nur die eine Pflicht: stelS davor eindringlich zu warnen; diese Politik birgt nämlich nicht allein sehr ernste Gefahren für Ungarn, sondern auä solche für die gesammte HabSburgische Monarchie in sich Die beabsichtigte sprachliche Einheit und nationale Ver schmclzuug sind undurchführbar, weil sie mit der Geschichte Ungarns im Widerspruche stehen und al« Gewaltacte zum Widerstande reizen. Mit Recht macht ein gemäßlgtes dcutsch- siebenbürgisckes Blatt darauf aufmerksam, daß DaS, wa» die Ungarn vor sich selbst und vor dem nichtoricutirten AuSlande als einen unerschütterlich festen nationalen Prachtbau hin- stellcn möchten, im Grunde nur ein lustige-, auf Sand ge bautes Gebäude ist, welche- einem Sturme, der früher oder später sich erheben kann, kaum zu widerstehen vermag. Di« deutsche Siebenbllrger Stimme weist auch darauf hi», daß die Magyaren mit den bisherigen Mitteln nur wenig erreicht haben, wekhalb jetzt die Fanatiker der sprach licheii Einheit, der staatlichen und socialen Centralisirung nach drakonischen Maßregeln rufen. Man erklärt das Vaterland in Gefahr, weil in Hermannstadt daS Schwurgericht einen Freispruch gefällt, oder weil in Liptau-Szent MikloS ein an geblich „pairflawistischer" Verein im ComitatShause eine Abendiinterhaltung veranstaltet hat. Wa» soll man von der Festigkeit deS ungarischen StaatSgebäudeS denken, wenn schon diese unscheinbaren Dinge al» gefahrdrohende Ereignisse ge schildert werden? Siebenbürgen ist dermalen der StephanS-Krone noch nicht verloren; daS hat man jedoch keineswegs den Chauvinisten von dem Schlage eine» BlasiuS Orban oder den von ihnen befürworteten Maßregeln zu verdanken, sondern vor Allem dem gcfehlichen und lande-treuen Sinne der dortigen Be velkernng, sowie der angestammten Loyalität derselben gegenüber dem Herrscherhaüse. Die Jnnerpolitik Ungarns könnte es freilich, falls sie den Spuren deS Chauvinismus weitere Folge leistet, gar bald dahin bringen, daß cie politischen Gefahren, die heute glücklicherweise größten- cheils nur Ausgeburten der Böswilligkeit oder deS schlechten Gewissens und der Verirrung sind, zur Wahrheit werden. Eine vorsichtige, wahrhaft erhaltende Politik wird deshalb den Schlachtrufen der ChauvinS kein Gehör leihen, sondern nach Deal'» Rath „den Bewohnern deS Lande- die hiesigen Verhältnisse lieb und angenehm zu machen suchen". Dazu be»«s eS aber vor Allem der Gerechtigkeit und der Wahrheit! Aus dem Reichstage. ** Berlin, 5. März. Die Arbeiterschutzcom Mission deS Reichstags füllte ihre heutige Sitzung vollftnusig init einer Debatte über die in dem Anträge des Lenlrum' deni Band.'Srathe beiaelegte Lesugniß zur Dispensirung von den Vorschriften über die Sonntags- ruhe aus, ohne zum Abschlüsse z» kommen. Die vom BundeSrakhe getroffene» AuSnahmebestimniluigen sollen dem nüchstsolgcnden Reichs tage vorgelegt und außer Krall geletzt werden, wen» der Reichstag da« »erlangt Geh. Rath Lohmann machie daraus ausmerkiam, daß diese letztere Bestimmung deni Bundc-rathe die Zustimmung zu dem Gesetze ganz unmöglich machen müsse, denn er würde sich dadurch i» eine unter Umständen ganz unhaltbare Lage versetzen. Man könne ich vorstellen, daß der BundeSrath dem Gesetze zustimme, unter der Voraussetzung, daß die von ihm für uotlnvcndig gehaltenen Ausnahmen auch wirklich in Kraft träten. Würden nun aber solche Ausnahme» durch den Reichstag wieder be. eitigt, so würden die verbündeten Regierungen gezwungen sein, ein Gesetz auSzusühren, welche« sie selbst sür schädlich hielten. Diesen Bedenken gegenüber erklärten die Abgg. Lieber »nd Ackermann, di» Klausel des dem Reichstage zugedachten Wiederaushebungsrechts sollen lassen zu wollen. Geh. Rath Lohmau» erwiderte indeß daraus, auch da»» die Zustimmung des Buiidesraths nicht znsichern zu können, da die verbündeten Regierungen keinem Gesetze zustinnnen und auch keine Vesugniß annehmen würden, ohne sich über die Tragweite vorher klar zu sein. DaS Facit dieser Aeußernnge» kann nur die Forderung einer vorgängigen Enquete bestärken. Dir- hob denn auch Abg Buhl hervor, der gleich dem Abg. Schräder zu der Ansicht kam, daß die Commission schließlich bestenfalls zu deni that- sächlichen Erfolge gelangen werde, mit sehr viel Zeitvergeudung und in unzweckmäßiger Form priucipielle Resolutionen ohne jede Garantie praktischer Durchsiihrung gefaßt zu haben. Eine Anzweiflung der arbeitersikundlictien Absichten der nationalliberalcn Mitglieder seitens der Abzg. Lieber und Racke wird, da die Debatte wegen Beginns des Plenums unterbrochen werden mußte, in der nächsten Sitzung die gebührende Zurückweisung erfahre». " Die Zolltariscommission des Reichstags setzte gestern Abend ihre Berathung fort »ud beschäftigte sich zuerst mit den zu 8- 2, Baumwolle und Bauniwollwaarcn, vorgesctilagenen Zoll- erhSbungen sür drei- und mehrdrähtiges Baunnvollengarn und acco- modirten Nähfaden. Während von dem Referenten Herrn Abg. Lohren Zustimmung zur Regierungsvorlage empsohlen wurde, damll der betreffende» deutschen Industrie der nothweudige Schutz gegen die drohende englische Concnrreuz z» Tbeil werde und auch seilen de- Regicrnngscominiffars unter weiterer Aussührung der schon i» der Begründung angedentelen Gesichtspunkte die Nothwendigkeit be tont wurde, der gefährdeten deutsch.» Industrie zu Hilse zu kommen, sprachen sich der Corrcserent, Herr Abg Smger sowie die Hrn. Abgg. Penzig, vr. Triinborn u. A. gegen die projemnc Zolleihöhung aus, indem sie die behauptete Nvthlage der denischen Industrie nament lich mit Bezugnahme aus die von den betreffende» Actsenges,llschasten bis in die letzten Jahre gewährten hohen Dividenden i» Abrede stellten und die zur Regierungsvorlage gegebene Begründung in ver schiedene» Punkten bemängelten. Hierbei wurde hervorgehoden, daß der Werth der fraglichen hauptsächlich gebrauchten Garne bewahe um das Doppelte zu hoch angcsetzt, seiner keine Rücksicht aus dos Gewicht der Holzspule» genommen worden sei, so daß t» Wirklichkeit der Zoll circa 30 Procent betrage» werte. Auch die Annahine ward als unrichtig bezeichnet, daß die den Näherinnen bei einer Zoll- erböhung nothwendiger Weise erwachsende Mehrausgabe durch Erhöhung des Arbeitslohnes Ausgleichung finden werde. Im Verlause der dreistündigen Diskussion wurde auch die gesammte Zoll« und Wirthschaslspolitik gestreift und insbesondere daraus hingelvtesen, daß die Gewöhnung der Industriellen, in Zoll- erliöhungen Abhülse sür Schwierigkeiten zu suchen, welche sie ,«nächst aus eigener Kraft zu überwinden suchen müßten, ihnen elbst zu größiem Schaden gereichen könne. Von anderer Seite wurde der Nachweis als gcsührt angesehen, daß die erwähnten hohen Dividenden nicht aus der Nähgarnsabrikation, sondern aus der Zwirnerei gewonnen worden seien und daraus hiugewiese», daß, falls eine Erhöhung des Preises eintrcten sollte, diese Erhöhung nicht von den Näherinnen, sondern von den Tonsuinenten getragen werde, daß übrigens nach den Erfahrungen vom Jahre 1879 eine solche Preissteigerung gar nicht zu befürchten sei. Zu bedenken sei auch, daß, falls die miäntasche Fabrikation ohne Schutz ntch! gedeihen könne, die von der Zollerdöhung besürchtete Preissteigerung in weit größerem Maße eintreten werde, wenn die coiicurrenzlole ausländische Fabrikation die Preise willkürlich bestimmen kSane, wogegen wieder geltend gemacht wurde, daß im letzteren Falle, der überhaupt nicht eintreten werde, in England selbst eine so umfassende Concurrenz erstehen werde, daß die Preise mäßige bleiben würden Bei der schließlichen Abstimmung wurde die Regniungsvorlage mit 12 gegen 7 Stimmen abgelehnt. Ans dem preußischen Landtage. ** Berlin, 5. März. Das Abgeordnetenhaus überwies heute den Antrag Ster» auf Aunahnic eines Gesetzentwurfs, belr. die Errichtung von Testamenten tm Gebiete der Stadt Frank furt a. M., nach kurzer Debatte der Justizromniission, erledigte eine Reihe Petitionen und Wahlprüfungen und nahm die Novelle zum Reblausgesetz, sowie die Gcietzentivürse, bctr. die Errichtung eines Amtsgerichtes in Seehause» und de» Verkauf und Austausch kleiner Grundstücke im Regierungsbezirk Kass-l, in erster, dezw. zweiter Lesung a». Morgen: Fortsetzung der ElatSberathung. Die rheinische Hypoihetennovelle ist von der Com Mission des Abgeordnetenhauses am Mittwoch Abend in zweiter Lesung beraihen und demnächst angenommen worden. Die in der ersten Lesung beschlossenen Zusätze wurden z»m Theil wieder gestrichen; insbesondere der Satz, daß bei Einschreibung der Legat- Hypotheken auch der Betrag der Forderung angegeben werde» müsse: auch sür die in erster Lesung beschlossene Aushebung der Artikel 834 und 835 aus Oocke äe prooectnre eivils ergab sich jetzt keine Mehr heit. Dagegen wnrde ein neuer Paragraph zugesetzt, nach welchem der Hyvothckenqläubiger, welcher seine Hypothek einschreiben läßt, bei Wahl deS Domicils nicht mehr aus den Bezirk des Hypotheken- amtcs beschränkt sein soll; er dars das Domicil a» jeoem One im Gebiet de« »rutschen Reiche- wählen. Nach Erledigung der Hypo ihekennovelle nahm die Commission eine Resolution a». durch welche die Staatsregierung um Reform deS rheinischen Ordreversahren- ersucht wurde. Mit Abfassung de- schristlichen CommissloiisberichtS wurde der Abg. von Lunh beauftragt. ** Die Commission de» Abgeordnetenhauses zur Be rathung des Berwendung-gesetzeS (Antrag von Hnei>< trat gestern Abend zu ihrer zweiten Sitzung zusammen. Es lag der bereit- von uns mitgetheilte Antrag von Zedlitz vor, der einen festen Betrag aus den Ueberschüffcn der neuen Reichssteuern für die Schul Unterhaltung verwenden will und zu diesem Zweck statistisches Material zusammenstellt. Ferner liegt eine statistische Nachmessung der Einsuhi- mengen und der Zollerträg« von denjenigen Artikeln vor, bezüglich deren andere Zollsätze in Aussicht stehen. Es wurde beschlossen, eine Subcommissio» von b Mitgliedern (je 1 von jeder Fraktion) ein- zusetzen behufs weiterer Prüfung de« Materials. Den Termin sür die nächste Sitzung anzuberaumea wnrde de« Ermessen de- Präsidentcn anheim gegeben. Die Longo-Region. * Die englische Presse hat sich dir kurz« Anwesenheit Stanley'- tu London nach Schluß der afrikanischen Lonferenz nicht entgehen taffen, den berühmten Reisenden und Lhes der Expedition der Inter nationalen Nssocialion über den Handel de- neuen LongostoateS auszusorschrn, damit eventuell Großbritannien einen Theil deS Ge- schästS an sich bringen kann, falls sich die- überhaupt der Mühe lohne» sollte. Herr Stanley, der die Berhältniffe de- CongobeckenS aus seinen früheren Reisen und während der Dauer seines letzte« Aufenthalts daselbst zur Anlegung der Stationen für die Internationale Association genauer kennen gelernt hat, alü irgend Jemand sonst, iß, wie er früher bezüglich der Zwecke der genannten Gesellschaft da» größte Grheimniß bewahrt hat. aach nach seiner Rückkehr un All gemeinen ziemlich verschwiegen bezüglich der erzielte» Resultate seiner letzten Unternehmung gewesen; nachdem er aber in der Commission der afrikanischen Eonserenz zuerst sich eingehender über die Berhältniffe des Longobeckens ausgesprochen hat »nd vir Zukunft de» CongoflaateS gesichert ist, scheint er au» auch der Presse geaenüdrr weniger der« schlossen z» sein und derselbe» auSführsichere Mittheiknngea gemacht z» haben, als je zuvor. DaS Gebiet des neuen Congostaakes ums ißt nach Slanley's Beschreibungen rin Areal von rund SM.OOO englischen Quadralmeilcn, von denen zwei Drittel von der außerordenilichsteu Zruchlbarkeit sind, während der Rest weniger werthvoll, aber edensalls guter Beben ist. Etwa 41,000 Quadrakmeilen entfallen aus Seen, 4000 englische Meilen betrügt die Länge der schiffbare» Flüsse, die der Schifffahrt nur bei den Stanley, »ich den Lnbilaschiälle» ein ernstliches Hinderniß dielen. Um dieses letztere zu vermeide», soll eine 147 Meilen lange Eisenbahn gebaut werde», von welcher 52 Meilen aus dir Strecke zwischen Bivi und Isangila und 95 aus diejenige »wiichen Manyanga und Leopvldvillc enlkallen. Der Bau dieser Bahn ist das wichtigste Werk, welches dt« Association zunächst zu vollenden hat und soll in Angriff genommen werden, sobald die demnächst nach dem Longo abgehenden Ingenieure die Trace ver messen hoben werden. Die Kosten werden ans nicht höher alt 60,000 ./l per Meile veranschlagt, so daß sür das ganze Unler- nehmen ein Capital von etwa 10 Millionen Mark nvthwendig sein wird. Nach Stauley's Ansichten würde die Bahn schon im ersten Jahre nach ihrer Vollendung einen Gew nn von 20 Procent abiversen, unter allen Umständen würde die Association aber selbst wenn jene Schätzung allzu sanguln sein sollte, eine Ver zinsung von b Proc. garantiren können. Die Bevölkerung, welche daS durch die Bahn erschlossene Gebiet bewohnt, beziffert sich aus mindesten« 30 Millionen. Bezüglich der Negierung und Verwaltung dieses großen Gebietes ist noch nichts Bestimmtes beschlossen, doch heißt eS, daß König Leopold von Belgien bereits eine Constitution zur Genehmigung unterbreitet worden ist. Die Nachricht, daß Stanley zum General-Gouverneur deS Staates auscrsehen sei. ist verfrüht, cS steht vielmehr noch gar nicht so ganz fest, ob derselbe nach Ablauf seines Urlaubs im Juni »ach dem Congo zurück- kehren wird. Die Aussichten sür den Handel deS neuen Freistaates schildert Stanley in den glühendsten Farben. Er stützt seine Wahrscheinlich- keitsberechiiungen aus Das, waS an anderen Theile» der westafrika- nilchen Küste bereits geschehcn ist »nd weist insbesondere aus die stenstrecke zwischen Gambia und St. Paul de Loanda hin, wo an jeder Stelle, welche sür den Handel geeignet schien, Factoreien an gelegt worden sind, die alljährlich ein Geschäft von 640 Millionen machen. DaS Binnenland muß seiner Ansicht nach ei» noch viel reicheres Feld sür den Handel dielen. Aus jeder Seite der 4000 Meilen schiffbaren Wasserläuse dehnt sich ein Gebiet von üppigster Fruchtbarkeit aus, da- Palmöl, Kaut- chuk, Gumnil, Kaffee, Kupier (bereits von den Einge borenen im Innern geschmolzen), Angolaholz »nd Orsetllekraut, Häute und Palmfiäcr hervorbringt, während einzelne Theile desselben mli den wcrlhvollsten Holzarten, wie Eben-, Pock, Mahagoni-, Teak- und Rolhholz bedeckt sind. In uninillelbaier Nahe einer Station, Lukolela, definden sich nach Stanley'S Berechnungen circa 30 Millionen Enbikfuß verschiedener Hölzer, die, wenn die Eisen bahn erst vollendet und den Traneport derselben gestattet, am europäischen Markte die hölasten Preise bedingen würden. Auch allerlei europäische Gemüse gedeihen gut, während Zucker und Baum wolle i» viele» Gegenden heimisch sind. Gegenwärlig sind die Traus- porlkosten vom Innern nach der Küste jedoch so groß, daß an eine Enlw ckelung de» Handels gar nicht zu denken ist. Nach zwei oder drei Jahren glaubt er daß dies sich geändert haben wird. Ist die Bahn sertig, dann könnte man sich von Europa direct nach Stanley Pool einschiffen und brauchte unterwegs uur zweimal vom Dampser aus die Bahn zu steigen und umgekehrt. Selbstveiständ- lich würde dic Eröffnung neuer Märkte auch die Eingeborenen ver anlasse», sich niehr mit der Cultur de- Lande- zu beschäftigen. Argwohn »nd Abneigung, mit denen sie die Oprrationcn der Ex- pcdition ansäiiglich betrachteten, sind allmälig verschwunden; anfäng lich kostete es große Mühe sie zur Arbeit sür die Niederlassungen zu veranlassen, aber da sie stets gut bezahlt »nd behandelt wurden, bieten sie jetzt ihre Dienste eben so eifrig an, wie sie früher sich davor fürchtete». Bor Stanlelps Abreise kamen die Eingeborenen au- weite» Enlsernnngen nach Vivi, um dort als Träger sür de» etwa 225 Meilen weite» Marsch nach Stanley Pool BescPtjtiguug zu erhalten. Auch an- den Nebenflüsse» kamen die Ein geborenen herbei, um ihr Elfenbein zum Verkauf zu bringen; es waren einmal zweitausend Elephanienzähne in Bivi, die aus den Ler» kaus warteten. Leider werden die ElsenbeinvoirSihe abnehmen, da die Elcphanten in großer Zahl qetödtei werden, wenngleich Stanlry nicht annimmt, daß die Zufuhren m den nächsten Jahrzehnte» sich erschöpfen werden. Tie Zanzibarer habe» schon seit achtzig Jahren die Elephanten in der Gegend bis zum Tanganika-Tce auf das Eifrigste verfolgt, ohne daß die Zufuhren dort abgenonime» haben. Der größte Theil deS neue» Freistaates ist unbewohntes Gebiet und würde sür SportS- leutc das gelobte Land sein, da dort unzählige Löwen, Büffel, Flnßps.rde, Krokodile, Elephanten, Luchte, Waslerböcke und andere wildc Thlcie Vorkommen. Bon dem Pflinzenreichlhnm kan» sich nur einen Begriff machen, wer selbst i» den Tropen gewesen ist. Die Bedürsnisse der Eingeborenen sind noch mannigsaltigcr als ihre Pioducte, und es giebt kaum einen europäische» In dustriezweig, melcher von der Eröffnung des ungeheure» MarlleS keine» Nutze» ziehen würde. Baumwollstoffe, Decken, Gewehre, Pulver, Eisen- und andere Waarcn werden stets verlangt; die Expedition der Internationalen Association tauscht allein jährlich 3 Millionen Meter Calico gegen Landesproducte ein und die große holländische Gesellschaft in Banana rechnet sogar aus einen monatliche» Verbrauch von 4 Millionen Airds, trotzdcm noch nicht einmal der vierte Theil der B völkerung de- große» Gebiete- mit den Stationen in Verbindung steht. Kommen dieselben mit der Livilisation noch mehr in Berührung, dann wird sich selbstver stündlich auch ihr Bedarf noch erheblich steigern. Wa« die projeclirte Bahn anlaiigt, so bietet der Bau gar keine Schwierigkeiten, da keine Tunnel zu bohren und keine Ländereien mehr anznkausen, dagegen Arbeiiskräfte sehr billig zu haben sind. Wahrscheinlich wird man sür die Bahn vorläufig eine Spurweite von drei Fuß wählen. Zur Deckung der Berwaltungskosten wird man wahrscheinlich einen ge ringe» Exportzoll einsühren, im klebrigen aber wird der Handel völlig frei bleiben. Altes Theater. Leipzig. 6. Mürz. An Stelle de- für gestern Abend cingekUndigten „Troubadour", welcher wegen Heiserkeit de- Herrn Wachtel nicht ausgesvbrt werden konnte, ging Lortzing'S beliebter „Waffenschmied" in Scene, und zwar mit theitwei« neuer Besetzung. Da war zunächstHerrPawlowSky vom Sladttheater in Magdeburg sür unS ein neuer Vertreter de- Grasen Liebcnau. Ohne stimmlich oder bezüglich der Darstellung mit besonderen Vorzügen auSgestattel zu sein weiß dieser Sänger doch seine Rolle zufriedenstellend durch zusübren. Seine gesanglichen Mittel sind gar nicht übel, nur bätte man seinem Vortrag der herzigen Weisen Lortzing'S etwa« mehr Empsindung gewünscht, und besonder- in den Sccnen mit der geliebte» Maria hätte der Gesang des Ritters lebhaftere dynamische Färbung zeigen sollen. In der dramatischen Darstellung entwickeite Herr Paw- lowrky achtenSwerthc Beweglichkeit, wenngleich eS ihm auch nicht so recht gelang, den Ritter und den Schmiede- gesellen Liebenau charakteristisch auseinander zu Hallen. Aller dings muß hierbei in Betracht gezogen werden, daß Herr PawlowSky Wohl ganz ohne Vorbereitung die Roste durch- aesiihrt hat, da man ursprünglich nur aiis seine Mitwirkung im „Troubadour" refiectirt hatte. Den Ritter Adelhas au- dem EchwabenILndle stellte gestern Herr Köhler dar. Herr Aöhler, welcher sich mit dem schwäbischen Dialecte gut ver traut zeigte, wußte da« grundgescheidte Ritterle recht wirksam zu charakterisiren. Ebenso wurde der neue Vertreter deS verschmitzten Wirthe», Herr Hoßseld, seiner Aufgabe mit Geschick gerecht. Die übrigen Rollen waren durch die Damen Frl. KacerowSka (Maria), Frl. Harditz (Jrmentraut) und die Herren G re ngg (Stadinger) undSlowak (Georg in bekannter Weise vertreten. Wohl nur dem Umstande, da, die Op« plötzlich eingeschoben werden mußte, isi cS znzu- schreiß«, wenn gestern einige recht wirksame Nummern auS- fielea. Oskar Schwalm. * ?. März. Daß awrge. Sonnlag, den 8. März, tur Saale d«S „Neuen Gewa ndstause»" stallsindende E onreri ßeS KvatgllchenConservaloriiims der Musik in Leipzig erregt ln den kunstsinnigen Kreisen unserer Stadl große- Inlereffe. In demselben wird »ach jüngerer Pause wieder daö auS 60 Sludirende» des Justituls bestehende Orchester seine LeistungSkrasi entwickeln und durch die Vorführung der schwierigen Eroica-Symphonie von Beethoven beweise», daß eS die höchsten Aufgaben künstlerisch zu bewäliigen sucht. Auch die Solovorträge werden dem Publicum Gelegenheit geben, die virtuose Kraft »nker der künstlerischen Jugend zu beurlheilen. Der gute Zweck („zu Gnuste» des Fonds zum Bau der englischen Kirche in Leipzig") ist ebenfalls iehr beachtensiverth, da aus England und Amerika fortwährend Besucher »ach Leipzig kommen, welche hier ihre wissenschafiliche und innftkalisch praklisch» Bildung zu fördern suchen * Am 1. März führte Lamoaronr in Pari- zum 1. Make die größere Hälfte des 2. AclS von Wagner s „Tristan und Isolde" in einem Conreri vor: die Vorführung fand über alle- Erwarte» reichen Beifall und da- Publicum verlang!« dringend die Aiisiühruug auch des 3. Actes. Königliches Laii-gerichl. HI Strafkammer. I. Der Kellner Karl Heinrich Ludwig Kitiner auS Siuegau war beschuldigt, in Gemeinschaft mit dein Kellner Friedrich Alfred Hulm aus Dresden, welcher Letztrrr sich jedoch seiner Verfolgung durch die Flucht eiiizogen und noch nicht hat ermittelt werden können, zum Nachiheil des Restauraleurs S. hier, bei den« sie Beide condilionirten, zu verschiedenen Malen Biermarken enlwendel »nd diese Diebstähle i» zwei Fällen unter erschwerende» Umstände» verübt zu haben. Es erfolgte die Vernrlheilung de- Kitiner zu 8 Monaten Gesängniß und 1 Jahr Verlust der Ehrenrechle. II. Die Dienftmagd Wilhelmine Minna Hingst auS Großlagel, eine wegen Betrugs bereits wiederholt besiraite Perjöulich!eit, hatte ich in der Zeit vom August vorigen Jahres ab wiederum mehrerer Schwindeleien schuldig geinochi. Zunächst benutzte sie di« Kennlniß davou, daß eine Frau F. rückständige» Lohn aus einem Gute zu beaiispruche» hatte, um diesen unter erdichleten Vorspiegelungen zu erheben und das Geld für sich zu verwenden; dann prellte sie einen Bäcker in Eulritzsch um 60 sür Backwaaren; weiter eine Fra« E. daselbst um den Bei rag. der für Nachtquartier rc. auigelausca war. In Quesitz verniielheie sie sich a» emen Gutsbesitzer als die Magd Koch und nah», die übliche» 3 ^4! Drausgeld dankend in Empfang, ohne sich wieder sehen zu lassen. Am schlimmste» kam die Familie M. in Möckern weg; dort mietheie ich die Hingst u»tcr den von A bis Z. erlogene» Angaben ein, sie >ekoinme von ihrem „Verführer" noch 470 V4; diese ganze Summe olle Fra» M. erhallen, wenn sie ihr Kind in Pflege nehme: sie. die Hingst, habe auch noch ein Sparkassenbuch über 500 und außerdem ein ganzes Glas voll Geld im Bermögen. Nachdem sich die Frau M. durch diese glänzenden Aussichten hatte bestimmen lassen, der Hingst ziemlich einen Monat hindurch Wohnung und Beköstigung zu gewähren, dann aber schüchtern z» fragen gewagt, wie es denn mit dem Gelbe stünde, wurde sie abermals durch falsche Angaben vertröstet, ja sogar bewogen, oerschieüene Gegenstände heranSzngebcn. Als jedoch der Angeklagte» die Sache doch be denklich wurde, rückte sie heimlich ans und beschwiiidelle dann noch einen Bewohner deS hiesigen Ex»iittirte»hau?es. Aber auch Diebereien hatte sich die Angeklagte schuldig gemacht. I» der Hauvtverhand- lung hielt sie eS sür qerathen, an Stell» thrrS frühere» Leugnen» ein offenes Geständniß abzulegcn, das ihr Seen auch nicht zum Nach- theil gereichte; denn der Gerichtshof nahm i» allen Fälle» milternve Umstände an, allerdings auch in Rücksicht daraus, daß es sich mn keine allzu erheblichen Beträge handelte, und überdies dic Vor- bestrasungen keine schweren gewesen waren. Dennoch schien der An geklagten 1 Jahr Gr säug »iß sür alle ihre Schwindeleien rc. »och al- eine zu harte Strafe, da sie bei Verkündigung deS Unheils in Lhränc» ausbrach und sich nur mühsam beruhigen konnte. HI. Die gegen den Barbicrgel,Ilsen Karl August Lang au« Niederrad wegen Verbrechens gegen H. l76, 3 L-S R.-Str.-G. B erhobene Anklage wurde in nichl öffentlicher Sitzung vrrhanLeli and der Angeklagte zu 1 Jahr Gesängniß vcrurtheilt. IV. Die lm 18. Atters>ahre stehende ledige Arbeiterin Louise Marie Margarethe Kohl hatte, während sie bei einer Frau K. hier und päter bei Frau Z. als Wovhasplerin beschäftigt war, in einer Mehrheit von Fällen Garnpacketc. Bindewolle »ad Wollrcste, welche allcsammt keinen allzu Hohe» Wetih repcäsenlirien, mit sich lenonimen und diese Gegenstände z»m größten Theil der HandelS- rau Louise Amalie verehcl. Müller au- Ceimmillchau versch nkt; Letztere erschien deshalb wegen Hehlerei als Mitangeklagte in der Hauptverhandlung aus der Anklagebank. Zwar behauptete die Müller, keine Kenntniß von dem unrechtmäßigen Erwerbe der an- genommenen Maaren gehabt zu haben; allein sie wnrde sür schuldig erachtet »nd zu 3 Monaten, die Kohl dcmegen. da man eine milde Aimdung für angezelgt erachtete, zu 6 Wochen Gesängniß ver- urtheilt. V. Der Zlmmermelster Peter Robert Lieber- stand unter der Anklage der Urkundenfälschung vor Gericht; er war vom Ztegelei- bcsitzer G. in Mahlis tm Decembcr v. I. beim Amtsgericht Mügeln aus Zahlung eines Kaufgelderrestes von 60 ^l Zt sür gelieferte Ziegel verklagt worden. Bei Gericht machte nun Liebers geltend, daß er die volle Kauffumme bezahl! habe; er suchte dies durch vor. gelegte Quittungen nachzuweisen; diese waren jedoch dem Dalum und der Summe nach gesälscht. Während der Untersuchung hatte LieberS die ihm zur Last gelegte Fälschung geleugnet; allein in der Verhandlung gab er der Wahrheit die Ehre n»d gestand sein Ver gehen ein; das Uriheil lauieie aus 4 Monate Gesängniß. VI. Der Kaufmann Otto Franz Adolf Isaak aus Halle sattelte, nachdem er die Kausinaiinschafl erlernt, iiisosern um, als er zu seinem Onkel nach Taucha übersiedelle und diese», in der Holzpantoffel- Fabrikation behilflich war. Isaak war vor Eintritt in die Lehre bereits mehrere Jahre hindurch im Hause deS Onkels erzogen worden. Letzterer, welcher ihn auch nach Austritt auS der Lehre wieder ausgenommen hatte, gewährte ihm Kost und Logis und ließ ihm auch ein Taschengeld znkommen. Mehrere Jahre hindurch fand sich Isaak damit zusriedcngeftelll: da kam ihm plötzlich vor einigen Wochen der Bedanke, über die Tasse des Onkels zu gehe» und aus einem verschlossenen, mittelst Nagel- geöffneten GlaSschrank eine Summe von 100 zu entwenden, von der er zunächst Schulde» bezahlte, den Rest aber binnen zwei Tagen verjubelte. Diesen Dieb stahl ahndete das Berich» mit der B>ri,nh, >luna deS Angeklagte, z« 1 Jahr 3 Monaten Gesängniß und 2 Jahren Verlust der Ehrenrechte. VII. Ebenfalls ohne zwingende Noth verscherzte sich durch einr, leichtfertigen Streich der noch in jugendlichem Atter stehende Hand- lung-lehrling Moritz Mar Nüih auS Dresden seine ganze Zukunft. In einem hiesigen Geschäft ihälig, nahm er vor etwa Mouatssrift ein Ouitiungssormular seiner Firma zur Hand und qufttirte über 800 ^k, welch« ein hiesiges Bankinstitut, mit dem der Principal t» lausender Rechnung stand, zahlen sollte. Er ging dann «It dem Papier nach jener Bank, erhielt jedoch nicht daS Geld, sondern nur die Zusicherung, man würde dasselbe durch einen Voten senden: man hatte Verdacht geschöpft, der auch seine volle Berechti gung hatte; der leichtsinnige junge Mensch aber kehrt« nicht wieder in- Geschäft zurück; er gestand den Fehltritt eia, wollte aber nicht wissen, weshalb er ihn geiha» habe: denn er erhielt Wohnung und Beköstigung und wurde auch voin Ellernhause enisprecheud unt«- stützi. Es erfolgte seine Berurtheilung zu 1 Jahr 8 Monat«» Gesängniß. Lachsen. * Leipzig, 6. März. Mit einrr Spannung sieht ma» allgemein dem AnSgange de- Procrsse» entgegen, welche» der selbstständige Verband Leipzig der ReichSjechtschnl« gegen Magdeburg um Herausgabe der für daS Reich«« Waisenhaus in Lahr gesammelten und widerrechtlich zurück« behaltenen Gelder führt. Wie c» scheint, will die Ungelegen« heit aar nichl in den rechten Gang kommen. Der erste Terwk» in betagtem Proccsie, welcher aus den 22. Januar d. I. aa» beraumt war. wurde aus Antrag der Obersechtschuk« t» Magdeburg, »m Zeit zu Frieden-Verhandlungen zu gewinn«»^ aus de» 2. März verlegt. Wie unS nun iuitgetheilt wir^ hat abermals eine Verschiebung de- 1. Termin- aus d«» 27. April d. I staltsiuden müssen, da der Anwalt der Oda»« sccbtschule in Magdeburg trotz aller Erinnerungen die Klagw beai tworl»:'.', i'.ck nick t fertiggestcllt hat. Ul-ein befondriA günstiges Zeichen diivslc dieser Umstand für Magdeburg nicht ' augrsche» werden.
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