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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188403126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840312
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840312
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-03
- Tag1884-03-12
- Monat1884-03
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1884
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Erste Beilage M Leipstger Tageblatt mb Anzeiger. Z- 72. Mittwoch den 12. März 1884. 78. Jahrgang. von der Socialdemokralie. * Dem Reichstage ist der Rechenschaftsbericht Uber die Anordnungen zugegangen. welche aus Grund d«S tz. 28 des SociatlstengesetzeS von der königlich preußischen und der hamburgischen Regierung unter rem 25. Oktober. 29. Oktober und 2«. November 1883 mit Genehmigung de» Bunde» rat HS getroffen worden sind. Nach dieser Darlegung beruhen die Anordnungen, welche für die Stadt Berlin und die angrenzenden Bezirke zuerst am 28. November 1878 getroffen, seitdem alljährlich erneuert worden und mittelst Beschlüsse» vom 26 November v. I. bis zum 3V. Scptbr. d. 3. von Neuem erlassen sind, aus nach stehenden Erwägungen: Mit Hilfe der mit Einführung de» Ausnahmezustandes der Staatsregierung übertragenen besonderen Besugnisse und namentlich durch entsprechende Handhabung der Au-weisungsermächtigung, von welcher, abgesehen von Erneuerungen früherer Ausenthaltsverbote, in dem letzten Jahre gegen 17 Personen Gebrauch gemacht werden mußte, war es mährend der Geltungsdauer der Bekanntmachung des lüNiglichen Staat-ministeriumS vom 25. November 1882 gelungen, die socialdemokratische Bewegung in Berlin und Umgebung in gewissen Schranken zu halten. Diesen Maßregeln war eS zu verdanken, daß ungeachtet zahlreicher und verlockender Gelegen heiten, welche namentlich die Stadlverxrdnclenwahlen, die gewerkschaftliche Bewegung, die Besprechung der socialpolitische« chcseyeSvorlagen der Socialdemokralie geboten haben, grobe Ausschreitungen nicht vorgekommen sind. Insofern Hitte der Aus nahmezustand die Wirkung erzielt, welche man sich von dem selben versprechen konnte. In den Verhältnissen, welche die An Wendung dieser außerordentlichen Maßregeln bisher erforderlich gemacht haben, war indessen bei Ablauf der GeltungSfrist der oben erwähnten Bekanntmachung eine wesentliche Aenderung nicht ein getreten. Die den bezüglichen Gebietstheilen durch die socialdemo- tratschen Bestrebungen drohende Gefahr für die öffentliche Sicherheit kennte daher keineswegs als beseitigt oder auch nur al» vermindert betrachtet werden. Aus die socialdemokratische Bewegung ist der Longreß, welcher ia »opcnhage» im März v. I. stattgesunden bat, von unverkennbarem Einfluß gewesen. Während bisher vielfach Zerfahrenheit und Un« klarheit über die zunächst zu verfolgenden Ziele bestand, ist durch die Eongreßbeschlüsse über die in nächster Zeit inne zu haltende Taktik volle Klarheit geschaffen worden. Hierdurch, sowie durch die aus dem Congresse erstatteten günstigen Berichte über die gegenwärtige Lage und die Aussichten der Partei für die Zukunft ist in dem ganzen Gebiete des deutschen Reiches Leben in die Bewegung ge- lammen, welches aus säst allen Felder» eine verstärkte Thäligkeit im Gefolge gehabt hat. Bo» besonderer Bedeutung sind die Beschlüsse des Eougresscs über die Stellung der Partei zu den nächsten RcichS- taqswahlen und zu den Socialresorinp'änen der Staatsregicrung. Die schon wiederholt betonten günstigen Erfolge, welche die social- deiiiokratifchc Partei, uaincntlich in Ansehung einer Befestigung der Organisation durch die letzte» Reichstagswahlen erzielt hatte, sind ohne Zweifel sür den Beschluß bestimmend gewesen, sich auch an den nächsten Rcichstagswahlcn mit allen Kräfte» zu betheiligen und bald- möglichst in die Agitation sür dieselbe einzutreten. Die hinsichtlich der Soclalreformgesetzgebuug einstimmig zur Aniiahiiie gelangte bemcrkenSwerthe Resolution, man glaube weder an die ehrlichen Absichten noch an die Fähigkeit der Herr- jchenden Elasten in dieser Beziehung, hege vielmehr die Ueberzeugung, daß die sogenannte Socialreform nur als taktisches Mittel benilpt werden solle, um die Arbeiter von dem wahren Wege abzulenken, bestätigt in bedauerlicher Weise die bereits in dem vorjährigen Rechenschaftsbericht zum Ausdruck gebrachte Ausfassung, daß die Führer der Partei in Schädigung der wahren Interessen ihrer Parteigenossen entweder den Ernst uud dir Ziele der staatlichen R«. sormbestrebungen aus diesem Gebiete nicht verstehen — oder gleich viel aus welchen Granden — d« Erkenntniß derselben absichtlich sich verschließen. Der vorstehend erwähnte» Resolution ist bereit» eine praktische Folge gegeben durch die außerordentlich lebhafte Agitation, welch« im ganzen Reiche von der socialdemokratischrn Partei gegen da» »rankcncasjengesetz eingelcitet worden ist und fortgesetzt rege erhalte« wi . Je größer aber i» den Augen der Parteigenossen die Schwierigkeiten find, welche sich den «ersuchen entgegensteklen, eine Besserung der Lage der arbeitenden Elaffe aus gesetzlichem Wege berbeizusuhren, um so mehr vertieft sich in der letzteren die von den Führern mit besonderem Eifer geförderte Meinung, daß alle Reformen, welche unter Aufrechterhaltung de» Bestände» der heutigen staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung iu» Werk gesetzt würden, ein praktisches Resultat nicht ergeben könnte», und daß nur von der Durchführung der socialistische» Theorie» eine wirkliche Besserung zu erwarten sei. Bei der »otvrische» Unmöglichkeit, diese letzteren auf friedlichem Wege zu verwirklichen, ergiebt sich als eine nothwendige Konsequenz dieser stetigen Hinweis« der Führer der Umstand, daß die Anhänger der socialdemokratische» Lehre allmälig immer mehr au den Bedanken de- gewaltsamen Umsturzes gewöhnt werden «ad sich deu aus Organisation der Masten gerichteten Bestrebungen her Führer immer zugänglicher erweisen. Mehrfache Anzeichen, namentlich auch da» erhöhte Selbstgefühl und di« Zuversicht, welche die Socialdemokrateu zur Schau trugen, sobald »e in die Ocffentlichkeit traten, deuten darauf hi», daß seit dem Kopeuhagener Longreß gerade auf dem Gebiete der geheime» Organisation wieder namhafte Fortschritte gemacht worden sind. Die Agitation durch Wort und Schrift wurde in verstärktem Maße betrieben, die Sprache der Parteiorgane wurde immer auf reizender, der zwischen der sogenannten gemäßigten und der sociai- rcvolutiouairen Partei angeblich bestehende fundamentale Unterschied verwischte sich auch in der Presse mehr und mehr. Bezeichnend iu dieser Beziehung war der Umstand, daß der „Socialdemokrat", da» Organ der ersten», die bekuante Dynamitexplosion ia dem Frank furter Polizeidieustgebäude in einer Weise besprach, welch« einer Billigung dieses Attentat» vollständig gleichkoinmt. Auch au erneute» Persuchen der Revolutionirung der Truppen hat e» tu dem ver- gonqenen Jahre nicht gefehlt. Die Wirkung dieser umfassenden Agitation, welch« vom Inland« ausging und sür das Inland berechnet war, wurde noch verstärkt durch die Beziehungen, welche zwischen deu Socialisten der verschie denen Ciilturstaaten Europas auf Grund der Gleichartigkeit der Interessen aufrecht erhalte» wurden. Dieselben sind zwar schon laugst angeknüpst, begannen indessen erst in neuerer Zeit intimer zu werden und eine größere Rolle in dem Parteileben zu spielen. Die Rückwirkung dieser verstärkten allgemeinen Entwickelung der Bewegung auf die Hauptagitaüonscentren wurde besonders auch in Berlin wahrnehmbar. Ja Ausführung der Kopeuhagener liongreßbeschlüsse ging man hier alsbald mit erneutem Eifer an die Wiederaufnahme der Beldsammlungen, welche eine Zeit lang nur schwach betrieben waren, und erhielt auch durch Berkau von Druckschriften, insbesondere de- Omnibuskalenders, nicht unwesentliche Beträge zur Parteicaffe. Neben der Beschaff»»! von Geldmitteln war das Hauptaugenmerk der Führer au die Festigung und Stärkung der Parteiorganisation gerichtet Dieselbe war zwar im Großen und Ganzen dieselbe geblieben wie früher, eine Aeuderung war nur insofern eingetreteu, als die Vertreter der Wahlkreise nicht mehr wie bisher in einer Wähler- oder Delegirtenversammlung gewählt, sondern von den Hauplleuten ernannt wurden. Es gewann indessen den An schein. daß die einzelnen nach den Reichstag-Wahlkreisen abgegrenzten Organisationen immer größere Selbstständigkeit erhielten. Es gelang zwar trotz der soeben erwähnten Neuerung auch dieses Mal. die ltoniilämitalieder zu ermitteln und durch Ausweisung eine» TheileS dkrielbe» sehr empfindlich« Lücken in der Orgaiiisation zu schaffen Eleichwohl fanden die geheimen Zusammenkünfte der Lomitömit- «lieber und Vertrauensleute noch regelmäßig statt; in zwei Fällen Hub größere Versammlungen sämmtlicher Vertrauensleute aus allen ke>ch«togSwahlkreiien io der Nähe von Berlin und zwar während der Nachtstunden im Freien abgehaltcn worden. Tinen erneuten Beweis einerseits für die Rührigkeit der Partei, «dererieit« sür da- Fortbestehen und die Zweckmäßigkeit der vrganisatiou in Berlin, bot der bet de» letzten Tommunalwahlen «zielte Erjolg. Auch in dem BereinSleben zeigte sich eine erhöhte Lebhaftigkeit. Be Zahl der gewerkschaftlichen Vereine, die. wie immer deutlicher » Tage trat, tn ihrer überwiegenden Mehrzahl au» Socialdemo- Katen bestanden, «ahm stetig zu. In einer großen Anzahl derselben Wen da« Bestreben, Boden zu gewinnen, sich iu Vereinigungen «juwandeln, welche die sämmtlichen Angehörigen eine» Gewerke« in ganz Deutschland umfassen. Zs» diesem Sinne ist bereit» der Ber- band deutscher Zlmmerleute «S Leben gerufen worden, welcher einen Sitz in Berlin und zahlreiche Mitgliedschaften in säst allen Theileu Deutschland- besitzt. Dir durch Verbreitung von Drnckschristea betriebene Agitation zeigte ebenfalls einen erhöhten Aufschwung. Bon dem verbotenen Parteiorgan „Socialdemokrat", dessen Abonnentenzahl, wie bereit- oben erwähnt, seit dem Kopeuhagener Longreß ersichtlich gewachsen ist. sind in deui letzten Jahre in Berlin etwa 1200 Exemplare be schlagnahmt worden; desgleichen wurde eine große Anzahl aiiderer Druckschriften saisirt. Nicht minder ist eine Reihe von Broschüren nnd Flugblättern verboten worden, darunter 2 in besonders auf reizendem und gehässigem Tone geschriebene Broschüren, betitelt: „Ein Mahnruf an das Volk" und „Die GotteSpest und die Religions- seuche". Die letztere von Johann Most verfaßte Druckschrift gipfelt in ihren estnischen Ausführungen darin, daß Gott nur ein von raffinirten Schwindlern erfundenes Gespenst sei, vermittelst dessen die Menschen bisher in Angst erhalten und tyrannisirt worden seien. Bei dieser Sachlage erschien es mehr als je nothwendig, die Aus- breitung der socialistische» Ideen mit allen gesetzlich zulässigen Mitteln zu beschränken, die Organisation und die Verbreitung der verbotenen Schriften nach Kräften zu hindern und etwaigen die öffentliche Sicherheit bedrohenden Ausschreitungen der Socialdeinokraten vorzubeugen. Wenn hierzu im Allgemeine» die übrigen Bestimmungen des Gesetzes vom 21. October 1878 sür ausreichend zu erachten sind, so gilt die- doch nicht in gleichem Maße für die großen Agitatio»»- centren, und namentlich nicht für Berlin, welches eine unverhältniß. mäßig große Anzahl von Socialdemokraten, darunter gerade sehr übcrzeugungStrcue. thatkräslige und intelligente Mitglieder auszuweisea hat und durch seine räumliche Ausdehnung die Controle erheblich erschwert. Hier erwies sich vielmehr, zumal Berlin in seiner Eigen- schaff als Residenz und wegen vieler anderer hiermit im Zusammen hang stehender Verhältnisse der Sicherung ganz besonder» bedarf, die Anwendung auch der äußersten in 8- 28 de- Gesetzes vorgesehenen Mittel alS durchaus erforderlich. vom Landtag. * Wir haben schon angcdeutet, daß die Gegner de» Eisen- bahnprojects Geitbain - Lausigk - Leipzig versuchen würden, dessen Verwirklichung durch ein ablehnende» Votum in der Ersten Kammer zu vereiteln. Die Gewißheit, daß dieser Versuch unternommen wird, liegt jetzt vor; die Mehr heit der Finanzdepntation der Ersten Kammer beantragt, da» Postulat behufs Ausführung des gedachten Baue» ab zulehnen. während die Minorität den Antrag stellt, da» Postulat zu genehmigen. In der Darlegung, womit die DepntationS-Mehrheit ihren Antrag zu begründen sucht, heißt eS u. A.: Man kann daher füglich an nehmen, daß der Localverkehr an sich die Betriebskosten der »ormalspurigen Bahn nicht decke» weide. WaS nun aber ven auf die Bahn überznleilenden Transilverkchr anlangt, so muß doch derselbe zunächst nach de» BetriebSrcsullaien der jetzt nunmehr seit 14 bis 15 Jahren bestehenden, nur wenig kürzeren und nicht concurrencirtcn Hauvtlinie beurtheil« werden. In dieser Hinsicht ist aus die Seite 2 de« DecrelS Abschnitt 2 -iud I er sichtliche Mitlheilung zu verweisen, daß daS auf die Eisenbahn Chemnitz-Kieritzsch verwendete Eijenbahncapital noch nicht voll ver- zinst wird. Eine Betriebsüberleitung von einer solche» Linie — die überdies durch keinen anderen Umstand wie etwa Ueberlastuua der Strecke Kieritzsch-Leipzig nöthig gemacht wird — muß »un die sinaii- zielten Ergebnisse derselben in demselben Maße Herabdrücken, als sie sie aus der neuen Linie in Zuwachs bringt, indeß ein positive« finanzielle» Ergebniß könnte dabei nur herouskonimeu, wenn lediglich in Folgt der Herstellung der kürzere» Linie der iu Frage kommende Verkehr an Umfang nnd Su-dehnung gewinnen würde. Dieser Annahme kann man sich hingebeu. Da» köuM Deeeet thut die» auch nicht, denn e« sagt Seite 2 ia der Mitte: Diese Ver hältnisse, wonach der zu erbauenden Bahn zwar nicht in Folge Ber- kehrSzuwachseS sür die StaalSbahnc« überhaupt, sondern vielmehr iu Folge einer anderweiten Bertheilung de- Verkehr- wenigsten» ein stärkerer Güterverkehr zusallen würde «c. Nach Ansicht der Deputation handelt e» sich eigentlich nur um 7.2, nicht nm 11.7 Kilometer Abkürzung, da man Geithain-Kieritzsch- Lurve-Berbindungsbahn Dresdner Bahnhof als wirklich vorhandene kürzeste Bahnlinie rechnen sollte und die Tarifiruug des WeaeS ia den Bayerischen Bahnhof und heraus nicht unbedingt geboten scheint. Dem sei indeß wie ihm wolle, e- ist jedenfalls nicht anzunehmen, daß die Abkürzung um einen so geringen Betrag bei einer sonst zweckmäßigen Linie eine sofortige Erhöhung de» Verkehrs tn einem den neuen Aufwand rechtjertigenden Maße nach sich ziehen dürste. Dieser Verkehr hat eine directe Linie und die Interessenten desselben «erden die Lage, daß die zu Gebote stehenden Verkehrswege Ab kürzungen fähig wären, mit vielen BerkehrSinteressenteu ia anderen Gegenden theileu. Al- finanzielles Ergebniß für Pie neue Bahnanloge scheint sich nach Alledem zur Zeit nicht» Andere» prognosticire» zu lassen» al- daß der Localverkehr die Betriebskosten zu decken nicht vermag und daß, was der weiter zu gewärtigende Verkehr eiubringt, sich al» Einbuße au einer sich »och nicht einmal verzinsende» Linie Heraus stellen wird, s, daß irgend eine Lerzinsnng de« Lapital» von rund 6,000,000 nicht zu gewärtige» sein würde. Rach Alledem kann aber weder für die bei der projectirteu Bahn betheiliate LandeSgegeud bezüglich ihre» Localverkehr» noch für sernere Interessenten ein so auSaiebige» Bedürfuiß für da« mit so großem Aufwand« herzustellende Bahnproject anerkannt werden, daß sich die durch da- Land hierzu zn bringenden Opfer nach Ansicht der Mehr heit der Deputation rechtfertigen ließen. In elfterer Beziehung liegt nach keiner Seite, auch nicht iu der Behandlung der seit lange» Jahren gebrachten Eisenbabnwünfche durch die Kammern genügende Begründung und Rechtfertigung vor, nunmehr einem neuen Projecte zuzustimmen, da» hinsichtlich seine» KoftenanswandeS unzweifelhaft All« überrascht und bedenklich gemacht hat. Ja letzterer Beziehung soll nicht geleugnet werden, daß die mit Abkürzung de- Verkehrs wege» verbundenen Bortheile der volkSwirthschafflichen Entwickelung den betheiligten ErwerbSkreisen zu Gute kommen würden, uud e» wohl begreiflich ist, daß von den betheiligten beiden Städten und Handelskammern die» lebhaft erstrebt wird. Es kann die» wohl Nicht ander» sei». Indessen Bortheile hier zu schaffen, für die von anderen Theileu des Landes, die mit ihren Verkehrswegen gewiß gar nicht besser gestellt sind und auch bequemere Routen oder solche überhaupt zu wünschen Grund hätten. Opfer durch Steucrbelastung zu bringe« wären, könnte nicht begründet erscheinen, um so mehr, ol der Stand der volk-wirthschastlichen Entwickelung iu dem betreffenden LandeStheil ein an sich gewiß befriedigender ist. Endlich kann nach Ansicht der Deputation in der Lombiaatlo» der beiden mit der projectirteu Bahn in» Auge gefaßten Verkehr», zwecke keine hinlängliche Begründung liegen, wenn dies« Zwecke, für sich einzeln betrachtet, einen Anspruch aus einen solche» Aufwand nur verhältiiißmäßig nicht begründen können. Die Mehrheit der Deputation begnügt sich hiermit, ihren grund sätzlichen Widerspruch gegen die Vorlage zu begründen, gegen welch« sie sich wegen der Höhe des Aufwandes unbedingt ablehnend zu ver halten gezwungen sieht, und unterläßt e», auf nebensächlichere Ding« einzugehen. Wenn nun aber auch »ach Ansicht der Mehrheit der Deputation die Vorlage nicht annehinbor erscheint, so hat ne sich doch die Frage vorlegen zu müsse» geglaubt, ob nicht in beschränkterer Weise be- rechtiqlen Wünschen abgeholfea werden könne. Bei dem Landstrich zwischen Leipzig uud Geithai« kommen, wie die- im Decret mehrfach bemerkt wird, hauptsächlich Liebertwolkwitz und Lausigk in Betracht. Für Liebertwolkwitz ist in der Hauptsache wichtig dir Erleichterung de- Verkehr« mit Leipzig. Ia dieser Beziehung möchten aber dem Ort und seiner Bewohnerschaft durch ander« Einrichtunacn besser gedient sein, al» durch Ban einer Haupteisenbaha, aus welcher täglich eine kleine Zahl von Zügen verkehrt. Die Landschaft zwischen Lausigk, Liebertwolkwitz and Leipzig i« Interesse de» Handel» und Gewerbe» »ad zur Gründung industrieller Unternehmungen zu erschließen, das» liegt kein Bedürsniß vor. An Ortschaften im Umkreise von Leipzig fehlt e< nicht, welche nach den bestehenden Eisenbahn- und anderen Verbindungen «it Leipzig »ad sonst sich sür industrielle Unternehmungen eignen; deaaoch smd die selben srei von solchen geblieben. In der hier fraglichen Landschaft wird dt« Landwirthschaft «or- zug-weise betrieben und kann mit Nutzen betriebe» werde»; hierzu neigt auch in der Gesammtheit die Bevölkerung uud nicht- drängt dazu, die Industrie dahin zu verpflanzen. Hiernach bleibt nur Lausigk übrig. Damit» daß dieser Ort in unmittelbare Verbindung mit de» bestehenden Eisenbahnen gebracht werde, ist auch die Majorität der Deputation einverstanden, wenn sie auch eS oicht vertreten zu können glaubt, daß e» mit einem unverhältnißmäßigea Aufwand« bewirkt werde, wozu die Verhältnisse Lausigks nicht angethan sind. Die Stadt Lausigk würde selbst, wie ans der obenciivähnlcn Petition hervorgeht, mit einem Anschluß an eine der bestehenden, sie ein« schließenden Linien zufrieden sein und sich znsriedenstellen können. Hierbei glaubte man vorzugsweise den Anschluß in Borna in Betracht ziehen zu »iüssen und da Pläne und Kostenanschläge, wen» auch nicht offieielle, hierfür vorliege», so nahm man an. daß sie mit Leichtigkeit seitens der Organe der Regierung insoweit geprüft werdeu könnte», daß sich dieAusfüiirbarkeit und derÜostenauswand imAllgemeinen übersehen ließe». Zweifellos kann man annehme», daß der Bau pro Kilometer niedriger zu veranschlagen ist. wie solcher veranschlagt ist ür den Bau Geithain-Lalisigk-Leipzig, und daß bei einer Enlserniing Lausigks von Borna von 14 bis 15 Kilometer ein solcher Eiscnbahn- bau nicht mehr Kosten verursachen würde, al» etwa 1,500,000 .4! Die Majorität der Deputation war daher gemeint, an die Kammer den Antrag zu stellen, zu beschließen: die Genehmigung zur Herstellung einer aormalspurigea Seenndärbahu von Geithain über Lausigk nach Leipzig zur Einmündung iu den Dresdener Bahnhof daselbst abzulehnen, dagegen die königlich« StaalSregierung zur Herstellung einer Srcundärbahn von Lausigk nach Borna zu ermächtigen, zur Ausführung diese- Baue- der königlichen Staats regicrung 1,500,000 ^l zur Verfügung zu stellen und solche unter Nr. 7 des außerordentlichen Staatshaushalt--Etats anstatt der daselbst gesordertea 5,970,000 einznstellen, endlich das Besugnlß zur Expropriation der durch den gedachten Bau uud die ZwcigglciSanlagen betreffenden Grundstücke zu ertbeilen. Die Minderheit der Deputation führt dagegen zur Begründung ihre- Anträge» u. A. Folgende» an: Bor Allem ist die Frage von Interesse, ob da» Verlassen d«S früheren ProjcctrS der Schmalspurbahn und die Herstellung einer Rormalspurbahn für gerechtfertigt anzusehen sei. Bon durchschlagendem Gewicht kann bei Beurtheilung dieser Frage der Kosteiipuiict nicht mehr sein, nachdem sich herausgestcllt hat, daß die Differenz nicht, wie früher vielfach angenommen wurde, mehr al» 3. sondern nur 2 Millionen Mark betrügt. Jedenfalls sind die großen Borthcile in Betracht zu ziehen, welche durch eine normal- spurige Verbindung zwischen Geithain und Leipzig zunächst den da- zwischen gelegenen Orlichaslen dadurch erwachse», daß sie ihre Güter ohne Umladuug und die damit unvermeidlich verbundene» Nachtheile beziehen und versende» könne», noch viel mehr aber die Bortheile, welche dadurch und durch Kürzung der sür die Zukunft wichtigen Güterverkehrslinie Chemnitz Leivzig (Dresdner Bahnhof) für die Slaatseisenbahiiverwaltung in Aussicht stehen. ES würde, ganz abgesehen von der gleichzeitig in Betracht kommenden Verbindung mit Lhcmnitz und dem Erzgebirge, sich schwerlich rechtseriigen lassen, wenn man eine Reihe von ganz eben gelegenen, zum Thcil schon jetzt qew.rbfleißige» und in ihrer weiteren Entwickelung bisher durch den Mangel des Eisenbahnanschluffes be hinderten Ortschaften mit einem so bedeutenden, den Treffpunkt zahlreicher großer Eisenbahnlinien bildenden Handels- und Industrie- stadt Leipzig nur durch eine schmalspurige Bahn verbinden wollte. Allenthalben verbindet man die Nachbarorte größerer Städte mit letzteren durch normalspurige Bahnen, sofern nicht besondere Hinder nisse deren Ausführung unmöglich machen oder wesentlich erschweren, weil die Anwendung der schmalen Spur die Borthrile de- Eisen- bqhnanschlusse« wesentlich verringert. Di« i» dieser Hinsicht sehr beachtenSwecthe Darlegung de» Abgeordnete» vr. Heine in Leipzig, insbesondere der von ihm bei der Verhandlung i» der Zweiten Kommer-ziffermäßig gegebene Nachweis, daß die durch Anwendung der schmale» Spur für den Staat erzielten Ersparnisse bei einiger maßen lebhaftem Verkehr aufgezehrt werden durch den vom Staate zu übernehmende» Güterumladungsauswand, ist von der SiaatS- regtcrung nicht widerlegt worden. ES kommt aber im vorliegenden Fall« noch Hinz», daß die Bahn nicht eine sogenannte Sackbahn, sondern ein Verbindungsglied werden soll zwischen den vom Erz gebirge nach Leipzig und von da weiter führenden Bahnlinien, daß sie benutzt werden soll sür den Leipzig traiisitirendrn Güterverkehr, daß sie benutzt werden soll zur Gewinnung einer Ersparniß von mehr al» 11 Kilometer. Die Abkürzung soll erreicht werden durch Herstellung einer möglichst directe» Verbindung mit den» Dresdner Dabnhosr in Leipzig, welchen man jetzt, von Ehemnitz kommend, nur mit dem Umwege über die Leipziger BerbinduiigSeisenbahn erreichen kann. Die Staatsregicrung verspricht sich von dieser kürzere» Ver bindung in erster Linie Bortheile für deu Güterverkehr. uud zwar kür den beträchtlichen Güterverkehr, welcher Leipzig transitirt, e» kann aber keinem Zweisei unterliegen, daß die neue Bahnlinie noch weit höhere Bedeutung gewinne» wird, sobald da- Projekt der Lentralisation de» Eisenbahnverkehrs aus der Nrodseite von Leipzig sich realisiren wird. Die Nothwendigkeit dieser Lentralisirung läßt sich gar oicht bestreiten. Die Ausführung ist nur eine Zeitfrage, und th»e Realisirnng seit dem Erlaß de- DecrelS in Betreff der Gcithaiu-Leipziger Bahn offenbar näher gerückt: denn dir Direktion der ia Leipzig mündenden königlich preußischen StaatSeisen- bahnen ist seitdem mit der Stadt Leipzig dereil» in Verhandlung getreten über die Frage, ob der Leipziger Erntral-Personenbahuhos al» Kopsstation oder alt Durchgangsstatiou angelegt werden solle. Daß die sächsische Staatsregiernng diesem LentralisirungSprojecte der königliche» preußischen Staalseisenbahnvrrwaltung entgegen- kommt, soweit die» mit den sächsischen Eisenbahninteresseu irgend vereinbar ist, und darauf sich einrichtet, kann von der Slände- versammlung nur gebilligt werden, denn die bisherige Verbindung der in Leipzig mündenden Bahnen unter einender erweist sich für den Durchgangsverkehr al- durchaus ungenügend, und der Aufenthalt, welchen vor Allem der Personenverkehr durch die getrennte Lage der Leipziger Personenbahnhöfe erfährt, kann nur durch Anlegung eine» gemeinsame» Personenbahnhofs aufgehoben werden. Offenbar ist dazu sür Leipzig der erste Schritt die Herstellung der Bahnlinie Geithain-Dre-dner Bahnhof Leipzig und deshalb auch mit Sicherheit vorauszusehen, daß diese zunächst nur für den Güterverkehr wichtige Linie ia nicht zu ferner Zeit auch sür den Personenverkehr erhöhte Bedeutung gewinnen wird. ES wird nun zunächst abzuwarten sein, ob auch die Mehr heit de- Plenum« der Ersten Kammer sich gegen da» Projekt entscheidet. Geschieht da», so gelangt die Angelegenheit in das BereinigungSversahren und wenn die Deputationen der beiden Kammern auch hier sich nicht einigen, wa» bei der großen Mehrheit, womit der zustimmende Beschluß in der Zweiten Kammer gefaßt ist, sehr wahrscheinlich ist. so gelangt die Angelegenheit an beide Kammern zurück und zur Ver- wersung der Borlage der Negierung ist dann erforderlich, daß iu einer der beiden Kammern wenigsten» zwei Dritttheile der Anwesenden sür die Verwerfung gestimmt haben. System in dem Entwürfe der königliche» StaalSregierung gesunde» hat. durchweg einverstanden ist und daß sie einen Theil der von der Zweiten Kammer beschlossenen Acnderunacn ihrerseits nicht beantragt haben würde. Die erste Deputation ist sogar bei mehreren der vo» der Zweiten Kammer gefaßten Beschlüsse nicht ohne Bedenken. Sir hat ledoch diesen Bedenken gegenüber ganz besonder» Gewicht darauf gelegt, die Angelegenheit möglichst im Einverständniß mit der Zweite» Kammer zu erledigen und hat, nachdem diese Bedenken unter Zu ziehung de» Freiherr» von Burgk, als eine- mit dem Gegenstände besonder- vertrauten Mitgliedes der Hohen Kammer, eingehend br- rathca und von Seiten der Herren Vertreter der königlichen StaatS- regierung deren zusttmmende Stellung näher dargelcgt worden, alle diese Bedenken fallen zu lasse» beschlossen. Die Gesetzgebungs-Deputation der Ersten Kammer be antragt, den Gesetzentwurf, betreffend die Knappschafts- Kranken» und PcnsionScassen, in der von der Zweiten Kammer vorgeschlagenen Fassung zu genehmigen. Im Be richt hierüber heißt eS u. A.: Während nun die Regierungsvorlage sich bezüglich der Kranken- raffen an dir Reichsgesetzgebung auschließt und ans diesem Gebiete abschließend voraeht, hat dagegen der Gesetzentwurf bezüglich der Prnfion-cassea keinen vollständig abschließenden Lharakter. DaS Letztere hat darin seinen Grund, daß zwar für die Krankenkassen eine örtliche Regelung möglich, ja sogar allein zweckmäßig ist, sür die Penston-cossea aber nicht ohne Grund eine größere Lentralisirung erstrebt wird. Diese letztere läßt sich nun nicht ohne tieseS Eingreifen ia die bestehenden Verhältnisse durchführen. ES ist daher nothwendig. »och weitere Erörterungen anzustellen, noch weitere Erfahrungen zu sammeln and noch weitere Verhandlungen zuzulegen, um die im Allgemeinen auch von der könial. Staatsregicrung für wüuschenSwerth erachtet« Vereinigung der PensionScassen z» einer oder mehreren größere» Gruppen zu ermöglichen. Die Unterzeichnete Deputation ist auch nach dieser Hinsicht mit dem Vorgehen der königlichen StaatSregierung völlig einverstanden, p« kann nicht verschweigen, daß sie überhaupt mit der Ausführung, die da» Die Taubstummen im Königreich Sachsen. ES ist eine merkwürdige Erscheinung in der Entwickelung der Cultur und der Wissenschaft, daß, so sehr man in Folge der menschenfreundlichen Thäligkeit zweier ausgezeichneter Männer, de» AbbS Charles Michel de l'Epäe zu Vers..,lleS und unsere- deutschen Landsmannes Samuel Heinicke'S zu Eppendorf bei Hamburg, seit der zweiten Hälfte de» vorigen Jahrhundert» bestrebt gewesen ist, jenen zahlreichen Unglücklichen, denen neben dem Auge der edelste Sinn. daS Gehör, von der Natur versagt worden ist, oder die desselben aus irgend einer Weise beraubt worden sind, durch Taubstummenanstalten und Taubstummenunterricht hilfreich bcizusprinaen, so spät erst an eine Verhütung und Heilung dieser Schäden gedacht hat. Die Humanität hat sich früher der de- Gehöres und der Sprache Beraubten angenommen alS die ärztliche Kunst, ja der um die Ohrenheilkunde so hochverdiente von Trölisch erzählt in der Einleitung zu seinem Lehrbuche, eS fei ihm »m Beginn seiner Laufbahn erklärt worden: „Ohrenarzt werden, heiße seinen guten Namen aufs Spiel setzen." Ein Mcnschenalter ist eS jetzt her, daß Dank den rastlosen Bemühungen einer großen Reihe deutscher und ausländischer Forscher die Otiatne eine ehrenvolle Aufnahme unter die medicinischen Wissenschaften gefunden hat und zu allgemeinerer Anerkennung gelangt ist. Trotz der erzielten Erfolge muß aber, wie ein trefflicher Ohrenarzt, der l)r. weck. Heinrich Schmaltz in Dresden, ganz richtig bemerkt, daS Ge brechen der sogenannten Taubstummen weit mehr» als eS bis her geschehen ist, al» KrankheitSprodiict im engeren Sinne ansgesaßt werden — und zwar als Resultat bekäu-psbarcr Krankheiten und socialer Verhältnisse. Wird aber ver LinneS- desecl der Taubstummen, oder doch der Mehrzahl derselben, so und nicht lediglich als Ergebniß rälhselhaftcr EnllvictelungS« Vorgänge ausaesaßt, welche der Therapie noch vollständiger alS elwa der Prophylaxis spotten, so wird daS Interesse sür daS kranke Gehörorgan — sür das nicht ertaubte, aber doch irgendwie gefährdete — gewiß sich steigern. Man wird der Wichtigkeit der Integrität de« Sinnes und seine» Organe» eingedenk werten, wird dann die Nothwendigkeit technischer Schulung bei Untersuchung und Behandlung de» letzteren immer mehr anerkennen und wird diese Behandlung gegebenen Falle- recht zeitig beginnen lassen. Gewiß muß trotz allen Aufschwünge«, den die Ohrenheilkunde namentlich auch mit der Entwickelung der Rhinoskopie und der Einführung einer Reihe operativ« Eingriffe nach exakterer Mclhod« genommen hat. nocb sehr viel geschaffen werden, ehe alle berechtigten Ansprüche a« ihre Leistungsfähigkeit erfüllt werben. Aber gerade deshalb ist eS nöthig, alle- vorhandene Materiell thunlicbst au-zunutze» uud In»« Seite de« noch vielfach unbebauten Gebiete« unberücksichtigt zu lassen. In erster Linie werden zwar immer die pathologisch-ana tomischen Forschungen gepflegt werden müssen, da sie de» beste» Erfolg zur Bekämpfung der Leiden, die da» Gehörorgan befallen, versprechen; aber auch der Nutze», den statistische Untersuchungen gewähren, ist nicht zu unterschätzen, ja er ist größer, al« allgemein vermuthet wtvd, namentlich durch die Nachweise, welche wir durch derartige Forschungen über di« Ursachen der Kraiikheit-erscheinungen erhalten, von denen er hofft werden kann, daß sie am ehesten und am besten durch Bekämpfung der erstereu verhindert und unmöglich gemacht werden. I« dieser Beziehung muß auch eine Arbeit de« schon oben erwähnten verdienstvollen Ohrenärzte» vr. weck. Heinrich Sckmaltz: „Die Taubstummen im Königreich Sachsen. Ein Beitrag rur Kenntniß der Aetiol«gi« und Verbreitung der Taubstummheit. Mit zwei Tafeln. Leipzig. Druck und Verlag vo« Breitkopf und Härtel. 1884", die ihre« Fleißes, ihrer Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit wegen aller Beachtung werlh ist. hervor gehoben werden und wollen wir nicht verfehlen, aus dieselbe ihrer allgemeinen Bedeutung für da» Wohl der Bevölkerung weg» nicht nur die Aufmerksamkeit der medicinischen Welt, sonder» noch ganz besonders der Behörden, d«S Lehrerstandes uud aller derer, Venen sür da« Wohl ihrer Mitmenschen zu sorgen ob liegt, zu lenken. Der Verfasser bietet un» hier eine medicinisch-statistisch« Specialerhebung, welche sich mit de» Verhältnissen aller Taub stummen rm Königreich Sachsen beschäftigt und sich an die sür den 1. December t880 angeordnet gewesene Volkszählung anlehnt. E» ist. bemerkt Schmaltz, von fachmännischer Seite schon wiederholt ausgesprochen worden, daß Sachsen sür sta tistische Untersuchungen ein besonders günstige» Feld sei. weil e» bevölkert genug ist, um große Zahlen zu gewähren, und doch so klein, daß da» statistische Material sich noch bequem übersehen läßt. Dazu kommt, daß bei aller Einheitlichkeit doch die geographischen und socialen Lebcnsbedinaungen sehr mannigfaltige sind, die zu vergleichenden Beobachtungen cm» rege», während die administralive Selbstständigkeit de« Laubes es möglich macht, auf mancherlei Detailsragen genauer eia» zugche». Die Resultate der Arbeit bestätigen die hier aus gesprochene Ansicht vollkommen, sie sind außerordentlich be langreich und nölhige» unS die vollste Anerkennung für die außerordentlich mühevollen und scharfsinnigen Untersuchungen, denen sie zu verdanken sind. ab. Nicht unterlassen wollen wir daraus aufmerksam zu machen, daß neben dem reinen Zähl materiale auch die einschlagenden geographischen, social», hygicinischen uud anderen Verhältnisse eine sehr eingehend« Beachtung gesunden haben und nutzbringend verwerthet wur den sind. Auf die ebenso umfassenden. wie sorgfältig auSaesührte» Untersuchungen, die alle aus den Gegenstand bezüglichen Ver hältnisse berücksichtigen, müssen wir un« leider versagen. Hier näher einzugehcn, sie sind so vielseitig, daß auch nur ein Auf- zählen ganz zur Unmöglichkeit wird, wa« namentlich von d» zahlreichen Fragen gilt, welch« der Verfasser aufgeworfen und denen er in einem Fragebogen eine höchstmögliche Verbreitung verschafft hat, um durch deren Beantwortung detaillirte Auf schlüsse über die Verhältnisse der einzelnen Taubstumme», so wohl der durch die Volkszählung namhaft gemachten, al« der in Anstalten untergebrachten, zu erhalten. Wir begnügen uus mit diese» Andeutungen über die verdienstvoll« Arbeit, der wir im Interesse der leidenden Menschheit Beachtung nicht nur von Seilen der Fachmänner, sondern auch i» de» weiteste» Kreisen wünschen. L
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