Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505068
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-06
- Monat1885-05
- Jahr1885
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1885
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Ersch«t»t täglich früh S»/,Uhr. 8e-«ttt1sn und Lrpk-ition JohanueSgasie 8. Sprechkundtn -rr iirdaction: vormittag« 10—18 llhr. Nachmittag« L—6 Uhr. -Je Ne >aamh> iu>,el»utln «t-naicrU,«, «aM Ich »« MA-cü»» »tchr ««»»dttch. U«»chh«« »« Mr »t« ^chftk-l^nde «»»«er »estkmchr«, Inser, i» „ Wochentage» bts t llhr Nuchmlnag». an La»»- nn» Festtagen srütz dt«Utzr. 3» Fstiülr, skr 3»s.-^nuah«e: Otto »>«»«. llotv»rsität«strahe 1. ta»t» Lasche, Kaiharinenstt. 23^ p. «»r Hs '/^ llhr. tWigcr LGtblaN Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Meß-Auflage »SQGG .>voni>e«rnt»,rri» vierteil. 4'/, Mk. iucl. Brinaerlohu 5 Mt-, durch die Post bezogen 8 Mk. Jede eiuzelne Nummer SO P,. Belegesemplor 10 Pi. Gebüdreu für Ektrabeilago, (in Lag»bla«.Formal «salz« ohne Lostbrtörderong W Mk. unl Postdesörderuag 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. »rohere Schriften laut aus. Pre^verzeuhniß. Labe 11a rischer ». Ziffernsatz »ach hoher» Tarif. Neclönäe» nntrr dem «edaclioaoftrtch dteägespakt. Zeile SO Pf., vor den Familien uachrtchte» die Sgespaltene Zeile 40 Pf. Juierate sind iler« a» dir Erpebttta» za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruoouworaoä» »der dar» Jost» Nachnahme. 1LK. Mittwoch dm 6. Mai 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekannlmmhnilg. Das S. Stück de» vierjährigen Geich- und Verordnungs blattes für das Königreich Sachsen ist bei un» eingcgangen und wird bis zu« 2V. Mai diese- Jahre- aus dem NatbhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: N» Verordnung, Strafbestimmungen bei Zuwider handlungen gegen die Vorschriften der revidirteu Instruction für die Hebammen zur Verhütung des Kindbettfiebers dom 28. März 1885, sowie gegen Bestimmungen der Vorschriften für das Verhalten der Hebammen bei der Augenentzün dung der Neugeborenen vom lk. Januar l882 beziehentlich de« Nachtrag- hierzu vom 28 März 1835 enthaltend; vom 28. März 1385. Rr. 10. Bekanntmachung, eine Anleibe der Stavtgemeinde Eolditz betreffend; vom 30. März >885. Rr. 11. Bekanntmachung, die Eröffnung de» Güterverkehrs auf der Haltestelle Altoschatz-Rosentbal derDvbeln- Mügeln-Oickatzer Secundaireisenbaha betreffend; vom 4. April 1885. Nr. 12. Verordnung, die Expropriation von Grundeigen thum für Erweiterung der Station Wilkau be treffend; vom 7. April >885. Rr. 13. Bekanntmachung, den zwischen dem Königreich Sachsen und dem Uirftenthum Reuß. jüngere Linie, wegen de- Baue- und Betrieb- einer Eisenbahn von Schönberg nach Schlei: unter dem 11. Februar >885 abgeschlossenen Staats- Vertrag betreffend; vom 2. Avril 1885. Nr. 14. Verordnung, die Anstellung-Prüfungen für den höheren Staatssorstbienst betreffend; vom 17. April 1885. Leipzig, den 4. Mai 1885. Der Rath der Stadt Letpzia. I)r. Georgi. Krumviegel. Vrkallntmachuug. Bei unsere» Ga-anstalten ist die Stelle eines Jnspecte»*- sür das Stadtrohrnetz, die Beaufsichtigung der Privat- rinricktungen event. für Lichtmessungen »nd dergl. zu besetzen. Die Stelle ist mit einem etatmäßigen Gehalt von 2100 ^tk jährlich und Pensionsberechtigung verbunden. Technisch vorgebilvete und mit dem Gassach vertraute Bewerber baden ihre Gesuche unter Beifügung ihrer Zeugnisse und eine» kurz»» LcbenSlaufeS dt- z« de« «. Jaat ds-, I-, bei «ns schriftlich «inzureicken. Leipzig, den «. Mai >885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel Vekailntmachung. Bei unserer Gasanstalt 11 ist vie Stelle eine- Ga-- «etster- zu besetzen. Mit derselben ist ein etatmäßiger Gehalt von 1200 ^tk. 90 jährliches Bekleidungsgeld und Pensionsberechtigung verbunden. Erfahrene, mit den Obliegenheiten ihre- Beruf- völlig vertraute Bewerber werden veranlaßt, ihre Gesuche unter Beifügung ihrer Zeugnisse und eine- kurzen Lebcnslauses bt- z« dem «. Iani ds». I-, bei un» schriftlich einzureichen. Leipzig, den 4. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Ge orgi. Krumdiegel. Verkarifslocal. An der Einfahrt zwischen dem Fürstenhause »nd dem Mauri- ciannm, »rimmaischt Straße 30/32 (alte Nr. 15/18), ist eia kleines Verkauf-local vom 1. Juli dss. Js. ab bis auf halbjährlich« Auf. küodiguag meiftbieleud, jedoch vorbehaltlich der Auswahl unter den Bietern, anderweit zu vermiet den. Reflecranten werden ersucht, Kreit«,, »en 8. «at ». I. Barmittag» II Uhr. im llniversttLts.Rentamte zu erscheinen und ihre »ebote abzngrbe». Die Licitationtbevmgungen liegen daselbst zur Einsicht aus. Leipzig, am 27. April 1WL. Uuiverfitäts-Nentamt. »ras. Ja einer hier anhängigen Nachlabsache sollen de« d. Mat Is8-, vormittags II llhr. eine größere Partie Tabake. Cigarren, Schnupftabake, Rauch- »ud CigarrenfabrikutrnsUien, Möbel. Betten, Wäsche und verschied«,» WIrthichaftssachen öffentlich meistbietend hier LatzencrStrnßeNr. AZ versteigert werden. Markranstädt, den 22. April 1885. Gtntll. Amtsgericht »«selbst. Flohr. Weiser. Nichtamtlicher Theil. Die Uahlberveguny i« Oesterreich. d Wie au» de» jüngste« Nachrichten zu entnehmen ist, welche ans d«n verschiedenen österreichischen Provinzen vor- liegen, beginnt dort der Wahlkampf bereits seme Kreise zu ziehen. Den Neigen eröffnet wie immer Böhmen, wo das Wahl- eraeboiß wie gewöhnlich für ganz Tisleithanien au-schlag gevend sein dürste. Zunächst haben die feudalen Großgrund, besttzer Böhmens und die Ezechensührer Mähren- ihre Mahl anfrusr dom Stapel gelassen. Diese, welche gegenwärtig alle czeckischen Blätter beschästigen, ergänzen einander wie Griff und Klinge. Was inbeß den äußeren Ton der beiven Dahl- aufrufe »trifft, so ist immerhin «ine gewisse Verschiedenheit wahrznnehmen. Graf Etam-Martinir, der Führer des czeckischen Lock odels, äußert sick mindesten- mit vornehmer R»be, während der qechjscb-mährische Agitator, vr. Sckrom. mit dem be liebten, von uns schon mebrsack geschilderten nationalen Terrorismus droht und gegen Alle«, was deutsch, beide Fäuste ballt. Eine praktische Tendenz kann aber dem Wahlaufrufe der czeckischen Magnaten und Großgrundbesitzer nicht zu geschrieben werden, weil di« Herren ,n gelegener Zeit sich ihre stebenzehn Mandate förmlich versichern ließen, wodurch die Wahl de- Großgrundbesitzes jedes Principienkampfes ent kleidet wird. Dagegen beabsichtigt der mährische Ezechen- sührer. durch seinen drohenden Ton jedenfalls die Deutschen einzuschüchtern und einige Bezirke und verirrte deutsche Seelen zu fangen. Bezüglich der politischen Absicht und der Gevankenganges sind aber beide Wahlausrus« als identisch zu betrachten. Diese Gemeinschaft einerseits zu beleuchten, diese Ergänzung schärfer ins Auge zu soffen, scheint un« iater- effant genug. Wir erfahren daraus, wohin sich feudaler Hochmuth ver irrt, wenn er, wie es bei vielen deutschen Adelsgesckttechteim Böhmen» der Fall ist, jeden Zusammenhang mit dem deut schen Volk-thum verliert, da- man als einen gefährlichen Gegner des historischen Adels zu bezeichnen versucht. In mehrjähriger Berührung haben die beiden Fractione«, die da in den Wahlaufrufen auch ihren Rechenschaftsbericht zu er statten versuchen, jedenfalls Einige» von einander angenommen. Beide Kundgebungen stützen sich mit stolzer Selbstgefälligkeit aus die befreundete Regierungsmacht des Grasen Taaffe. aus den Wahn, den Bauernstand von oben herab z» beglücken, und aus die fixe Idee, daß eigentlich Feudale und Ezechen ln dem zu ,E>«leithanien" zusammengeschrompsten Oesterreich allein zu sprechen haben. Da» bischer» Deutschthum und Freisinn wird mit Achselzucken und Läckeln betrachtet und zählt für immer zu den überwundenen historisch-politischen Standpunctrn. So wie Freund« im täglichen Verkehre sich immer enger aneinander schließen, so haben die SlawensÜhrer und die Feudalen ihre Ideen i» Laus« der jüngste» Reichs- ralh-session so lange ausgetauscht, bis all« früheren Pro grammunterschiede völlig verwischt wurde». Beide Wahlaufrufe prahle« mit großen parlamentarisch«» Thaten und stellen solche auch für vre Zukunft in Aussicht. Die deutsch, liberale Partei hat aber in Oesterreich Alles geschaffen, was überhaupt dem öffentlichen Leben Grund und Boden gegeben hat. Wie die Deulschea Oesterreich historisch gegründet und diesem eine weltgeschichtliche Mission und Culkurcnlwickelung gegeben haben, so setzten sie auch in dem Bewegungsjahre 1848 ihre Arbeit fort, um den alten Staat mit neuen modernen Grundlagen zu versehen. Feudale. Polen, Ezechen und Slowenen erklärten sich dagegen, und bald entbrannte der noch heute dauernd« national« Kamps mit großer Heftigkeit auf allen Seiten. Von dem Allen ist natürlich in den Wahlaufrufen der böhmischen Feudalen und mährischen Ezecken nicht die Rede. Da wirb nur auf die große» Leistungen für das Gemeinwohl hingewiesen, die man angeblich in den letzten seckS Jahren der ReichsratbSmehrbeit zu dauken hätte. Da wird die Arl- bergdabn erwähnt, z» der weder die Feudalen, »och die Slawen da« Sprengpulver geliefert, noch sonst eine Anregung gegeben baben; sogar da- UnfaUvcrstckerung-gesetz wird als Lockmittel berauSgestrichen, wiewobl eS gar nicht zu Stande gekommen, weil eS durch die kläglichen Parteirückstchten der Regierungs mehrheit von der Tagesordnung wieder abgesetzt worden ist. Ganz zutreffend bemerkt ein deutschbvhmische» Blatt, die Führer der Feudalen und Ezecken vermögen gar nicht einzusehen, warum sich nickt da- ganze Volk dankbar an ihre Rockschöße hängt, ja I)r. Gchrom spricht keineswegs blo» zu seinen czcchischen Lands leuten, sondern redet frisch und frei alle Mährer an, die kcrnveuIschen Znaimer, Olmützer und Brünner, sie Alle werden liebreich von, czcchischen Wahlaufruf umarmt, st« Alle werden rum größeren Ruhme Mähren- herangetrommelt, sich um die Fahne de» vr. Schrom zu schaaren. Diese lächerliche Fiction hat doch auch ihre ernste, häßliche Seite. Wenn die Söhne alter deutscher Geschlechter, wenn die Thun und Wollenstem, wenn die Lützow »nd Kleist es in ihrem Gewissen vertreten können, in den Reihen der grimmigsten Feinde de» Deutsch- thum- zu marschiren, woher nehmen sie den bedenklichen Muth, für solchen nationalen Abfall auch noch Profelyten zu machen? Wohl möchte es ihnen behagen, wenn irgendwo ein Stück deutsche» Bürgerthum die Last solcher Verant wortung mit ihnen theilen und dadurch die Wallungen ihres Schamgefühl» sänftigen möchte. Aber eS giebt eben mancherlei Sport, den da» deutsche Volk den Tone- al» ausschließliche» Privilegium überläßt, und damit mögen sich die Herren trösten, wenn andere Privilegien feudaler Provenienz, die sie der Gegenwart wieder aufbürden möchten, jetzt nicht mehr zu erreichen sind. Da» edle Spiel der Natiorralitätenvcrlcug- nung bleibt nun einmal ein Vorrecht der auserlesenen Geschlechter. Und auch Lerr Schrom mag sich trösten, wenn die Deutschen Mähren- ihm zur Stunde noch nicht den Fahneneid leisten. Der Wahn, daß alle Böhmen und Mährer Ezechen sind, ist un- wohl bekannt. Sie spukt durch alle deutsch geschriebenen Kundgebungen czechischer Apostel. Aber nur die kühnste Hoff nung auf einen einstigen Eollectivwahnsinn läßt ihre ver- wirMchung erträumen. Unterdessen blickt au- dieser Fiction nur die schöne Absicht hervor, durch Terrori-inn-, Drohungen und Schmeickeleien vielleicht irgendwo doch Verrälhcr zu werbe», eine Tendenz. welche dw deutschen Politiker ebenso gutwillig den czechische» als Privilegium überl«ffen wie da» deutsche Volk den Feudale» da» aamnthige Geschäft der natio nalen Spiegelfechterei. So weit über biose beiden Wahlaufruf« »nd di« Wahl« bewegnng in Böhmen und Mähren. Aber auch ln Süöösterreich hat die Wahlagitation bereits be«»nnen. So liegt uns ein Telegramm aus Graz vor. welelie- einen Au-zug de- Wahlaufrufes der deotschlideralen Partei der Steiermark enthält. Es heißt darin unter An derem: .Wir dürfen für die nächste Zeit keiner Besserung der Zustände entgegensehe». darum erwarten wir von Euch,ahl- reicke und einmülhige Betheiligung an den Wahlen. Wählt Abgeordnete, deren unbeugsame deutsche Gesinnung Ihr kennt, welcke Euer Bolksthum gegen jede Bevorzugung der Slawen vertheikigen, Abgeordnete, welche insdesonkkre gegen da» drückende unser ganzes Staal-ivesen unheilvoll beherr schende Uebergewrckl de« polnischen Einfluffes in die Schranken treten. Wäblt ferner Abgeordnete, welche iür eine pragmatische Sanktion unseres Bündnisse» mit Deutsch land zu wirken und dasselbe gegen alle Weckselsälle de» poli tischen Leben» sickerzuilellen entschlossen sind. In der Er kaltung diese« Bündnisses erblicken wir nicht nur die sicherste Bürgschaft des Friedens und dadurch zugleich die nothwendig« Voraussetzung für die Ordnung unseres Staatswesen«, di« Regeluna unsere, Valuta, wir betrachten sie auch al« Ersatz I für die Gutsagung, mit der wir uas netdlvs in di« geschichtlich I unvermeidlich gewordene Lo-trninung von unseren Stammes- I genossen im deulschen Reick gesunden haben. Ti« wichtigste wirthsckaftliche Frage, welche den nächsten Rrichsrath be schäftigen wird, ist die Erneuerung de« Au-gleickes mit Ungarn Dieser legt nn- schon heute schwere finanzielle Lasten aus. Darum wählet Abgeordnete, die entschlossen sind, über die Grenze der bisherigen Zugeständnisse an tlnqarn nicht hinau-zugehen. Die deulsche Partei unsere« Landes hat schon bisher in ihrer nationalen und fort schrittlichen Gesinnung dem äußersten Flügel der Opposition anqebört. Darum erwarten wir auch von unseren künftigen Abgeordneten, daß sie im neuen ReickSrathe die gleiche enl. 'chiedene Haltung einnehmen. Ihre vorgeschrittene nationale Richtung möge ihre parlamentarischen Genossen vorwärts drängen und befeuern. Aber wir wollen nickt, daß sie ihre Kräfte in der Bekämpfung verwandter Richtungen vergeuden, sondern wir verlangen, daß sie dieselben zu dem entscheidenden Kampfe gegen den alle» Deutschen gemeinsamen slawischen Gegner sammeln. Nur nationale Entschiedenheit und ein» müthiges Vorgehen kann unser Volk zum Siege führen oder vor dem Vorwürfe bewahren, selbst seine Niederlage der schultet zu habe».- Der übrige Tbeil de» Wahlaufrufs ist im Sinne des Rechenschaftsberichtes der vrremigten Lucken gehalten. Man steht also, der Wahlkamps dürfte diesmal in Oester reich ein sehr bestiger werden, weil die deulschliderale Partei jedenfalls entschlossen ist. gegen die Regierung und ihre seudal- slawischen Bundesgenossen mit dem größten Nachdrucke vor- zugehen. Leipzig, 6. Mai 1885. * Wie schon telegraphisch kurz angezeigt, wird dem Reichstage noch ein Nachtrag«etat zur Genehmigung zngehen, welcher nach der dem Bunde-ratye jetzt gemachten Vorlage sich auf 394,920 an einmaligen Ausgaben be ziffert. Davon entfallen 150.000 aus das Auswärtig» Amt, 200,000 -E aus da» Reichsamt de» Innern, 10,000 auf die Post- und Telegraphenverwaltung und S4.S20 aus den ordentlichen Etat der Eisenbahnverwaltuug. Die Forderungen sind durch mehrere Denkschristen erläutert. Der erstgenannte Posten von 150,000 soll zu einem Erweiterungs bau des Dienstgebäude» de« Auswärtigen Amtes, sowie zu einem damit im Zusammenhang stehenden Anbau an das Dienstgebäude de- ReickSamtS des Innern, und zwar als «rste Rate, dienen. E« handelt sich darum, die noch am Dilhelms- platz Re. 1 und 2 befindlichen Bureaux des Auswärtige» Amte» mit dem au der Wilhelmstraße Nr. ?5/78 befindliehen größeren Theile de» Amte- zu vereinige«, wa« sich al» «in dringendes Bevürfniß herausgestellt hat. Zu diesem Zwecke soll auf dem letzteren Grundstücke nach hinten hinaus ein Flügel angebaut werbe». Die am Wilhelmsplatz Rr. 1 liegenden Locale lasse» sich dann für da-Reich-schatzamt und dieWilyelms» platz Nr. 2 befindlichen für da- NcichSversichcrungsamt Der» werthen. Durch, den projectirten Bau wird auch zugleich ein zu Festlichkeiten geeigneter, jetzt noch fehlender Gaal für Vas Reich-kanzleramt gewonnen werden. Die Gesammtkosten des Baue- sind auf 240,000 ^<k veranschlagt. Die zweite Summe (200,000 ^lk) ist zu einem Erweiterungsbau de« Dienstgebäuve» de» Statistischen Amts, gleichfalls al» erste Rate, bestimmt. Eine zu demselben Zwecke in den lausenden Etat eingestellte Forderung von 150,000 wurde vom Reichstage mil Rücksicht darauf akgelehnt, daß der Reichs kanzler damals noch nicht in der Lage war, ein vollständiges Bauprojekt vorzulegen. Jetzt haben die Vorlagen di« erforder liche Ergänzung erfahren, und es ist da« Bauproject aus gestellt worben, dessen Ausführung auf 820,900 ver anschlagt ist. Die Pläne ergeben, daß das Bauterrain groß genug ist, um später erforderlichen Falls einen Erweiterungsbau vornehmen zu können. Die dritte Forderung von 10,000 soll zur Herstellung einer zweiten Ein- und AuSsahrt de- ReichSpostamtSgcbäudeS dienen. Endlich werden 34,920 »E zu Vorarbeiten behuf- Herstellung einer directen Eisenbahn verbindung zwischen dem südlichen Elsaß und den übrigen südwestlichen Theilen des Reiche« gefordert. Die bisher be stehenden Verbindungsbahnen führen durch schweizerische» Gebiet, was mit Erschwernissen verbunden ist, die sich noch steigern würden, sobald die Schweiz, wozu sie be rechtigt ist, den Betrieb der auf ihrem Gebiet belegenen Strecken überuehmen würde. Hervorzuheben ist auch» daß diese Babnstrecken für deutsche MilitairtranSporte nicht frei benutzbar sind. Da es nun aber mililairisch und politisch von hervorragendem Interest« ist, in der gedachten Richtung eine ungehinderte Bahnlinie zu besitzen, so sind Untersuchungen über die Ausführbarkeit und die Höhe der Baukosten einer solchen Linie eingeleitet worden. Da» in Betracht kommende Terrain ist gebirgig. Die Gesammtkosten der Vorarbeiten sind auf 94,500 veranschlagt. Davon sind im Etatsjahre >884—85 59,580 verausgabt worben, welche durch die Uebersicht der ReickSauSgaben und -Einnahmen in diesem Rechnungsjahre nachzuweisen sein werden, während der Rest betrag von 34,820 für das laufende EtatSjahr beantragt wird. Die Länge der herzustellenden Bahnstrecken wird 98 Kilometer betragen. — Die zur Deckung der im Nachtrags etat aufgestellten Forderungen nvthige Gesammtsumme von 394,920 soll durch eine entsprechende Erhöhung der Matricularbeiträge aufgebracht werden. « * » * Man schreibt un» aus Oesterreich: Jndeß die Wahlbrweguiig in Oesterreich im lebhafte» Lang« ist. wird di« Frage, welche Gestaltung die künsiige deutsche Opp »sttio» erfahren werde, ganz besonders stark diseutirt. Daß man sich fstr die Schicksale der deutsche» Opposition mehr interesfirt, als für das Longlomerat der Psrteibildungea der gegenwärtigen Majorität, ist eia neuerlicher Beweis für die Bedentnug dieser Opposition. „Deutscher Club" oder „vereinigte Linke" D da« ZnkuuftSthema. dem man mit der grSßten Svannung entgegnisieht. Der oificiöse Apparat beginnt noch ollen Richtungen bi» zu spielen, und tu ganz besonder« eifriger Weise beginnen di« Kostgänger Taasfe'S in der ihnen zugängliche. Prelle de« deutschen Reiches gegen die bevor- stehende Bildung eiueS Clubs aus deutschnationaler Grundlage Fron» zu machen, und dabei zugleich dir üblichen Prophezeiungen vou dem gänzlichen Zusammenbruch der deutschen Ovposttio» in di» Welt zu streuen. Dieselben Leute» di« di« Wortsshrrr der vereinigten Linke, vordem nie bämiich genug behandeln kountend habeu heule aus einmal ihr Herz entdeck» und drücken die Herbst, Kopp und Lblumetzki zärtlich an ihre Brust und prrihndige» diese Männer, welch« dieser Bertheidtgung gewiß »ich« bedürfen, mit wahrem Feuereifer -raen di« deutschuotioualen „Stürmer »ud Dringer" in Böhme», Steiermark und Wie« E« Wied von dem Undank der Dentschnalionalen declomirt, die mit HerostratuSrifer di« bewährtesten Männer der deutschen Partei über Bord werfen »ad statt ihrer kleine Talente «nd Streber emporhebea. Der Zweck dieser Preßmanöver ist klar; e« soll die deuischnationale Bewegung »erdächiigt «erden, indem mau ihr de» Lorwurs insiiiuirt, dag sie di« bekannten und bewährten Vorkämpfer de« deutschen BvikSthums zurückdräuge, daher mcht im Interesse de« deutsch«» BotlrhumS ia Oesterreich gelegen sein kann. Wenn et auch »in wenig gewagt klingt, den allzeit vorsichtigen, stelS zu mutdiaem RückwärlSconcen- triren geneigten CHIumetzki al« bewädrle» Vorkämpfer der Deutsche» zu proclainireu, so imponirt eS doch Denen, welche die Wirksamkeit eine« Chlumetzki nicht näher kennen, mit vr. Herbst aber treiben die osficiüsea Soldschreider ein, gelinde gesagt, »»eyrllcheS Spiel. E« steh» heute außer Frag«, daß der „Demsche Club" sich bilden wird, wobl weiß «an noch nicht, wie umsasjeud er sich gestalte» wird, wahrscheiulich wird er dt« gelammte Linke mit Ausschluß der Vertreter de« Großgrundbesitzer ia sich vereinigen, und da wird eia Herbst auch im deutschen C ud gewiß nicht sehleo. Man wird keine» „Kreuzzug" gegen Männer, wie ' rbst predigen, sonder» die nationale Bewegung wird erneuerte oft daraus gewinaen, daß die hervorrageudsteu Männer des Dentschthumt ia Oesterreich sich »icht mehr der Ueberzeugung »er- schließe», daß sür die veränderten Zeiten veräuoerte Mittel an- gewendet werden müssen, daß auch der Deutsche da« nationale Laauer eulsalte« müsse, nachdem die audräugeada» Nationen um ih» die» längst getha» hatten. * .Anklagen wider da« System Taaffe". «ineBro schüre, welche die bedcutcnksten Reden der deutschen Volks vertreter im österreichischen Parlament im Auszuge wiedergiebt, gelangte dieser Tage zur Versendung au die deutsche Presse. Diese Broschüre bildet da» Schluß in der Serie von Flugschriften, di« kurz nach einander i« deutschen Reiche verbreitet worden zu dem Zweck«, den deutschen Reichsanoehvriaen in wahrheitsgetrener Weis« di« Kämpfe ihrer Stammesbrüder in Oesterreich zur Kenntuiß zu dringen, und vor Alle« auch die weittragend« geschichtlich« Bedeutung dieser Kämpf« klarzulegen. Wenn da« nationale Bewußtsein der Deutschen im Allgemeinen noch immer nicht aus einer Höhe steht, daß der Deutsche allüberall jeden An griff der gegen Angehörige seiner Nation geieichtet wird, anch mitempfinbel, so ist da« Maß dessen, was in Osstrrreich ge schieht, doch so groß, daß es genügen müßt«, anch ein »och schwächeres nationale« Bewußtsein, als da« der Deutsche» in Bewegung zu bringen, vorausgesetzt, daß die Drangsale eine« Theil« der Nation anch genügend bekannt werden. Di« be sprochenen Flugschriften sollen da» Ähre zur Aufklärung thuu. „Das Deutschtyu« in Oesterreich einst" — .das Dentschthum in Oesterreich jetzt" — so waren die beide» ersten Flug, schristen genannt, die, von einem jnnge» tzsterreichischen Gelehrten verfaßt, streug »bjeetid und frei do» direkten agitatorische» Tendenzen, doch jede« Deutschempfin- deuden de» herben Eontrast zum Bewußtsein bringe» wüs e», welcher in diesem „ernst" und „jetzt" für das aesammte dent che BolkSlhum liegt, »icht blos für die Dentschvfierreicher. Wer indifferent bleiben kann, wenn er erfährt, welch« Einbuße die deutsche Eulturmacht in so weite» Gebieten erlitten hat und welche Gefahr ihr noch droht, der hat eben nicht viel von seiner deutschen nationale» Ehre z» verlieren. Wie es mit dem Dentschthum in Oesterreich jetzt bestellt sei, und wie der Spiegel, den der Verfasser der Broschüre „Das Deulschthum ia Oesterreich jetzt" vorhält, durch«» kein allzu scharfe« Bild da« lehren di« Anklagen der deutschen Volksvertreter Oesterreich- in der letzten Session de» österreichischen Parlamente-, welche in der in diesen Tagen versandten Flugschrift: „Anklage wider da- System Taaffe" enthalten sind. Die deutsche Presse unterzöge sich einer Ehrenpflicht, wenn sie au» diesen Reben Auszüge repro- ducirte, so daß di« Krnntniß von der Lage te« Deu.schthums in der alten Ostmark in die breitesten Volksschichten Deutsch land« getragen würde. Wenn eine oder die andere Zeitnngs- stimme im deutschen Reiche auch den traurigen Mmh findet, der nationalen Ehre so weit zu entsagen, daß sic vor der Publicirung der besprochenen Broschüren warnt, weil sie an geblich dazu beitragen könnten, die gute» Beziehungen der Völker Oesterreich» zu Deutschland zu stören, so weiß man ja doch, woher sür diese deulschen Blätter der Wind weht. Die nationalgestnnte Presse Deutschlands wird sich durch der artige Warnungen nicht abhalten lasten, sür das bedrängte Deulschthum in Oesterreich mit ihren Sympathien einzustehen. Jede Stärkung des Deutschthums in Oesterreich ist eine Festiaung der fremdnachbarlichen Be ziehungen Oesterreichs zu Deutschland. Wozu diese natürlichste aller Voraussetzungen Umstürzen? * Bon allen Seiten verkündet man in St. Petersburg — so wird der .Kölnischen Zeitung" von dort unterm 4. Mai gemeldet — Frieden. Freilich lasten die Täuschungen, die man schon erlebt, auch jetzt noch nicht die Vorsicht vergesse», mit der man nun die neue bessere Lage zu beurtheilen hat. Daß diese Vorsicht natürlich auch in den leitenden Kreisen beobachtet wird, beweisen die fortgesetzten kriegerischen Vor bereitungen. Dte Anordnungen über Lazarethe. Feldspitale u. s w. sind bereit» gegeben' ebenso dauert die Ausrüstung der Flotten fort. In Kronstadt sind so viel« Arbeiter be< schäftigt, wie überhaupt auszutreiben waren. Man glaubt, daß die friedliche Strömung aus eine erste Nackaiebigkelt England« zurückzusühren sei, daß Rußland im Wesentlichen kein Zu- geständuiß gemacht bade oder machen werde, daß aber der Vorschlag Gehör gesunden habe, di« einer Besprechung fähigen Fragen auf diplomatischem Arge durch »»tzlwolleude Ver mittelung einer dritten Macht z« erörtern. Als eine nicht solider Besprechung fähige Frage wird z. D. das Verhalten Komoroff'- betrachtet. Die .Petersburger Zmtuug" meldet von auterSette, der König von Dänemark sei in Parso» angegangen worden, die Vermittlerrolle zu überuehmen. * Einem Stimmungsbilde au« der Petersburger Gesellschaft entnimmt die „Kölnisch« Zeitung" solgäide Stellen: In be» Botschaften herrscht dte größt« Lhittgkett. Noch nie« mol» sah man so viele Diplomoten im Auswärtigen Amte aus- »nd «machen. Fast ltglich reisen Feldjäger nach dem Ausland« ab oder treffen von dort ein. Täglich um di« Nochmittag«s«unden «blickt man den englischen Bolichasirr S>r Edward rhornton aus de« Nege zu Herr» ». Gier«. Gicht man den otte» Herrn t» schneeweißem Haar in gebückter Haltung mit schlürfendem, aber immer eiligem schritt rinherwandeln. so kann mau kau« glanbe», baß aus schnei, Schulter» ein großer Theil der verautmoriuug »tues europäischen Kriege« ruht. Sir E. Thontto» ähnelt i» seiuem Aeußeru und Wesen »her eine« Landvoftor als einem Diplomaten in so wichtiger Stellung. Käme e« a»f ih» a». brr Fried« wäre gesichert. Sein Vorgänger am hiesigen Hose, der jetzig« Vicekönig Vvi, Indien. Lord Dofferi», war ett,e ganz andere Erscheinung, der Typ i Bnes Lebemannes in den boßm, Jaßmn. Gr schlte mit seiner o - muthigen Gemahlin aus kttnem Balle der vornehmen <v,s,lllchait. .»nd ec wcr b.kaniit, d,ß weder Lord roch Lady Dnsfcr n jemals
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