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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 04.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188407042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840704
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungChemnitzer Anzeiger und Stadtbote
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-04
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 04.07.1884
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»W, Chemnitzer Attzeiger ««d Gtadtbote. Nr. 1S4 Freitag, 4. J«li 1884. Seite 3. >enhrit hrigm ir nie rößere i. auf m die nnder n vor ment» llseitig Kou- ichen i mit uhörer n, die rmruf :idenS, nsches lde i« japsen, hnuug Theil llarm, >mmm erweck hlacht- ewehre r noch llt be. wußte istreich, ließlich i mar- lür die :le auf- Jäger- fanden rselben in den m sich hm er- gestem unter lilitär- j statt, er fick, »ähltes- welcher rann ^ kpiLcen kö nig: ersten am e» icht ge- bildeten iegs- 's war ldungs- nser an Lärm- )n der iastische monen- c auch ht bei- Stadt- llini- ligte in > schritt nächstem rowmm ntfernt;. enbahn- hinein ; Straße au ver» ,r einer msthüre ier und Manne ar Nie- Nannes er Hut jeS eine d. wunder» § l ten d°tz : zurück» lte, .ich jade Sie iener bei . konnte :ten — c die ich folgt. dollem Maße den Ruf, welcher Herrn Mellini, der ja auch für Chemnitz kein Fremdling mehr ist, vorangeht. Der genannte Herr ist nicht nur schlechthin ein «Zauberkünstler«, sondern vielmehr, und das dürfte die Hauptsache sein, ein unterhaltender Zauberkünstler, der durch die man möchte sagen «liebenswürdige« Art und Weise, in welcher er seine „Zauberei« ausübt, durch die «Bonmots«, die er überall geschickt einzuflechten versteht, das Publikum höchlichst zu unter halten und zu ergötzen weiß. Im ersten Theile des gestrigen Pro- grammS zeigte sich Herr Mellini als Meister in der Eskamotage; die Nummern „physikalische Tafel Experimente«, „die Ueberraschung und der Befehl«, „der wunderbare Geld- und Banknotenregen«, „der Uhrmacher in der Hölle«, sowie auch „der wunderbare Goldfischfang«, für welche dem Künstler selbstredend reicher Beifall seitens der An wesenden gezollt wurde, bewiesen dies zur Genüge. Die Programm nummer „Kopf des Jbikus« — ein Todtenkopf, der, auf einer durch zwei Stühle gestützten Glasplatte liegend, durch Nicken die gestellten Fragen richtig beantwortet — versetzt mit Recht das Publikum in Spannung und Erstaunen. — Ein wahres Kabinetstück ist die Nummer „I-u Lkoucrlw ä'oi" (die goldne Fliege). Eine Dame im Gewände eines Genius bewegt sich scheinbar frei in der Luft, auf- und abwärts, nach rechts und links, und die Täuschung ist hierbei, Wohl auch mit infolge der reizenden Dekoration eine so gelungene, daß der Zuschauer in der That sich verwundert fragt, wie das, waS sich vor seinen Augen abspielt, möglich ist. — Die „agioskopischen Darstellungen von Welt Tableaux« sind fürwahr prachtvolle; es kom men die einzelnen Bilder zu ganz vorzüglicher Geltung und die ko mischen Verwandlungsbilder verfehlen nicht, die Lachlust des Publi kums immer aufs Neue wieder zu erregen. — Zum Schluß gelangte «die dreifache Wunderfontaine« in Verbindung mit lebenden Bildern zur Darstellung, welche alle Zuschauer infolge der prächtigen Farben wirkung, der geschickten Regulirung der Wasserstrahlen u. s. w. in's freudigste Erstaunen versetzte. Das Arrangement der lebenden Bil der beweist, daß Herr Mellini auch aus diesem Gebiete ein Meister ist. — Der Verlauf des gestrigen Abends war somit rin in jeder Hinsicht gelungener; Herr Mellini versteht es, wie gesagt, das Publikum mit seinen „Täuschungen«, wie auch mit all' seinen übrigen Darstellungen auf's Angenehmste zu unterhalten, so daß der Besuch des elegant eingerichteten und einen überaus freundlichen Eindruck machenden „Mellini-Theaters« wärmstens empfohlen werden kann. — 8. Gestern früh verließ, wir berichteten dies bereits gestern, der Zirkus Merkel unsere Stadt, um sich nach Hohenstein zu begeben. Kurz vor Ernstthal, woselbst die Chaussee etwas steil nach der Stadt zu absällt, brach hierbei das Schleifzeug eines Trans portwagens, w daß dieser in zu schnelle Gangart gerieth. Die Pferde kamen zum Stürzen und der Kutscher fiel vom Bock, wobei er sich eine bedeutende Verletzung zuzog. Das eine Pferd wurde von dem über dasselbe hinwegrollenden Wagen sofort getödtet. Erst den schnell herbeieilenden Transporteuren gelang eS, den Wagen aufzuhalten und dem Kutscher Hilfe zu bringen. Der durch den Unfall entstandene Schaden soll sich auf ca. 1000 Mark belaufen. —o. Gestern Abend kam auf der neuen Dresdnerstraße ein Mann dadurch zu Falle, daß ihm ein Hund, der aus einem Hause förmlich herausgestürzt kam, zwischen die Beine gerieth. Der hinzukommende Besitzer des Hundes, dessen Pflicht es doch gewesen Wäre, das Thier von so ungestümem Rasen zurückzuhalten und für das angeiichtete Unheil energisch zu bestrafen, hatte für den Hinge fallenen nur die höhnische Bemerkung, daß er Wohl nicht mehr recht auf den Beinen sei. Da sich der so taktlos Angeredete, welcher an scheinend den gebildeten Ständen angehörte, glücklicherweise nicht weiter verletzt hatte, so setzte er zur Vermeidung ollen Skandals ruhig seinen Weg fort. Jedenfalls aber wäre eine energische Zurechtweisung hier recht wohl am Platze gewesen. —i. Daß bei der jetzt herrschenden Hitze die Pferde oft sehr arg von Fliegen belästigt werden, dürfte bekannt sein. Gestern Nach mittag nun bemerkten Passanten der König st ratze ein doherkommendes Fuhrwerk, dessen Geschirrführer ein sehr praktischer Mann zu sein schien; denn derselbe hatte am Kummet des Pferdes, einestheils um die Hitze etwas abzuhaltcn, anderntheils um den lästigen Fliegen zu wehren, Birkenäsle derartig angebracht, daß sie den ganzen Rücken des Pferdes bedeckten. Jedenfalls dürfte durch dieses so einfache Mittel den namentlich auf Feldern verwendeten Pferden seitens ihrer Besitzer ohne Unkosten in der heißen Jahreszeit eine bedeutende Erleichierung verschafft werden können. L— Ein kerngesundes Mädchen vom Lande suchte gestern auf der Augustusburgerstraße die Wohnung eines BarbierS resp. Chirurgen zu erfragen, welcher zu schröpfen verstände. Auf Befragen, was ihr fehle, um diese Prozedur vornehmen zu wollen, erklärte sie, daß ihr gar nichts fehle, aber weil sie zu dick sei und zu rothe Backen habe und einmal in der Stadt zu verrichten hätte, so solle sie sich nach der Anweisung ihrer Mutter gleich mit schröpfen lassen. Nachdem man dem Mädchen begreiflich gemacht, daß Korpulenz gerade keine Schande und rothe Wangen gesetzlich nicht verboten seien, kehrte die liebe Einfalt wieder um und ging sichtlich beruhigt wieder heim. —x. Auf der Wettinerstr aße scheuten gestern Abend zwei ausgeschirrte Pferde, da eine über die Lerchenbrücke fahrende Loko motive einige laute Signale gab. Glücklicherweise wurden sie, als sie den Geschirrsührer bereits eine Strecke weit sortgeschleist hatten, von einem entgegenkommenden Knechte aufgehalten. so daß sie, ohne irgend welchen Unfall verursacht zu haben, nunmehr ruhig fortgesührt «erden konnten. L— In einem Hause der M . straße kam es gestern Nacht zu einem kleinen Gefechte zwischen Vater und Sohn Letzterer war nach dem Hofe gegangen, und begegnete in der dunklen Hausflur seinem Vater, dcr ebenfalls beabsichtigte, sich nach dem Hofe zu begeben. In der Meinung, es sei ein fremder Eindringling, packte der Sohn den Vater und ebenso der Vater den Sohn und erst nach einigen Minuten erkannten die beiden in der Dunkelheit sich Bekämpfenden ihren Jrrthum, da sie ihre resp. Stimmen laut werden ließen. —p. Als gestern Nachmittag ein Herr einige in einem Galan- leriewaarengeschäste ausgewählte Gegenstände bezahlen wollte, bemerkte er zu stimm nicht geringen Schrecken, daß ihm sein Portemonnaie, das wohlgefüllt gewesen war, abhanden gekommen sei. Wie er sich entsann, war es noch in den Anlagen des Echillerplahes in seinem Besitze gewesen, da er dort einem Handwerksburschen, der ihm ob seine- properen Aussehens und seines offenen Wesens wegen gefiel, ein kleines Zehrgeld verabreicht hatte. Hinterher hatte er längere Zeit aus einer Bank daselbst gesessen und hier nur konnte er das Portemonnaie liegen gelassen haben. Eiligen Schritts begab sich nunmehr der Herr zurück an jene Bank und fand hier zu seinem freudigen Erstaunen das verloren geglaubte Geldtäschchen noch unbe rührt vor. Aus Freude hierüber schenkte er einer des Wegs daher- kommenden armen Frau 1 Mark. —». Auf unserem Taubenmarkte hatte sich gestern ein etwas Angesäuselter einen Zeisig gekauft und war nun jedenfalls Willens, den Sänger auch rach Hause zu transportiren. Er hielt sorglich die vier Zipfel des Tuches, in dem er seinen Schatz einstweilen geborgen hatte, in der Hand und überzeugte sich von Zeit zu Zeit, indem er das Tuch an das Ohr hielt, ob der frühere Waldbewohner auch noch m seinem Besitze sei. Aus dem Ziegelsteige begegnete ihm ein Be kannter, welchem er seine Akquisition mittheilte und dem er nun auch den Zeisig in Figura zeigen wollte. Bei dieser Gelegenheit gelang es aber dem Gefangenen sich zu befreien und sich schleunigst in den dichtbelaubten Kronen der Bäume de- nächstgelegenen Garten» in Sicherheit zu bringen. Mit komischer Verzweiflung starrte der Ge prellte dem Ausreißer einige Augenblicke nach, kehrte aber dann, von seinem Freunde getröstet, wieder nach dem Taubenmarkte zurück, um sich abermals einen Zeisig zu erstehen, diesmal aber zugleich mit dem kleinen Holzgebauer, so daß er höchst wahrscheinlich das zweite Mal betreffs des Transportes glücklicher gewesen ist, als das erste Mal. —v. Welch' sonderbare Vorstellungen oft über Gerichtsverhält' nisse noch in den Kreisen der Landbevölkerung herrschen und zu welch' drolligen Szenen dies oft Anlaß giebt, hat gewiß Mancher in Be amtenkreisen schon zu bemerken Gelegenheit gehabt. So begab sich kürzlich ein ehrsamer Landbewohner, dem man es ansah, daß er zum ersten Male auf dem Amte zu thun hatte, in da» Restaurant «zur Gerichts Halle«, sah sich dann verwundert um und nahm schließlich auf einem Stuhle Platz, um sich durch «in Glas Einfach Bier zum Gange ins Gericht zu stärken. Wie erstaunte aber der Kellner, als er von dem über die „Chemnitzer Gerichtsverhältnisse, „wo se sogar Bier Ham dhäten«, sich wundernden Bauer gefragt wurde: «Nu, de zweete Strafkammer, die dhut wohl im zweeten Stock sinn?« — Kopfschüttelnd und immer noch staunend über die «sonderbarlichen« Einrichtungen in Chemnitz entfernte sich unser Landmann, nachdem ihm genügende Aufklärung zu Theil geworden war. — x. „Wenn Jemand eine Reise thut, so kann er was erzählen« ist eine bekannte Sache, nur kommt eS darauf an, worin dieses «Was« besteht und ob es etwas Angenehmes oder Un angenehmes ist. Etwas der letzteren Art war einem biederen Land- mayn zugestoßen, der seinen in Berlin wohnenden Neffen eben besucht hatte und nunmehr gestern, auf der Heimreise begriffen, in der Rich tung Zwickau weiterfuhr. Derselbe erzählte den Mitreisenden, daß ihm bei seiner Ankunft in Berlin im Menschengedränge der Hand koffer, in dem sich Kleidungsstücke und Wäsche, sowie auch eine Summe von 300 Mark und eine goldene Uhr nebst Kette befunden hätten, abhanden gekommen sei. Infolgedessen wäre ihm, trotz Zuredens seitens seines Neffen, die Laune so verdorben worden, daß er noch an dem selben Tage die Rückreise angetreten habe. Sächsische». — Am Montag Abend sollte im Bergschlößchen zu Mittweida eine Volksversammlung stattfinden, in welcher Herr v. Vollmar über die Thätigkeit des deutschen Reichstages in der verflossenen Wahlperiode sprechen wollte. Die Versammlung wurde aber bereits Sonntag auf Grund Z 9 des Sozialistengesetzes von der Polizeibehörde verboten — Auf eine schreckliche Weise kam in Döbeln die Ehefrau eines Böttchers um's Leben. In der Nähe ihres Hauses war eine große Fichte gefällt worden. Während sie mit ihrem Sohne beschäftigt war, sich von diesem Baume etwas dürres Reisig abzubrechen, kam der Stamm an dem steilen Bcrgabhange in's Rollen, und ein Ast stumpf fuhr der Aermsten in den Unterleib, so daß sie nach Verlauf einer Stunde schweren Leidens ihren Geist aufgab. — Bei Einfahrt des Abends 9 Uhr 10 Min. von Dresden nach Chemnitz verkehrenden Personenzuges auf Bahnhof Freiberg ent gleisten am Montag Abend 3 Personen- und ein Gepäckwagen aus noch unbekannter Ursache. Verletzungen von Personen sind nicht herbeigeführt worden, dagegen wurden die entgleisten Wagen stark be schädigt, auch erhielt betreffender Zug eine nahezu einstündige Ver spätung Die Verkehrsstörung wurde bis Dienstag früh behoben. — Der Inspektor eines Rittergutes in der Nähe Plauens i. V. fand vorigen Sonnabend früh aus dem Kleefelde mehrere Häufchen gemähten KleeS zu einem großen Hausen zusammengetragen. Bei näherer Besichtigung fand er obenauf einen Zettel, mit vier Steinchen beschwert, liegen, auf welchem geschrieben stand: „Hier übernachteten drei arme Reisend« unentgeltlich. Besten Gruß und Dank.« Das ist doch höflich! — Am Sonntag wurde eine Frau in Seidewitz bei Tann dorf von einer Kreuzotter in den Fuß gebissen. Kurze Zeit darnach fühlte sie die heftigsten Schmerzen am ganzen Leibe und die Zunge schwoll so an, daß sie kaum noch zu sprechen im Stande war. Der mitanwesende Kgl. Oberförster, Herr v. Lindenau, sorgte aber schleu nigst für ärztliche Hilfe, so daß jetzt die Frau als gerettet gilt. In Gladitz bei Zeitz hat das Vogelschießen durch einen Akt grenzenloser Rohheit einen traurigen Abschluß gefunden. Der mit mehreren Bekannten hcimkehrende Arbeiter Stephan hatte auf dem Tanzboden Streit bekommen und war deshalb von dort fort gegangen. Unterwegs blieb er jedoch einige Schritte zurück und trat an einen Gartenzaun, hinter welchem 3 Personen standen, die er nicht bemerkt zu haben schien. Einer der im Garten befindlichen rief ihm nun zu: „Soll ich Dich H... todtschießen?' worauf auch ein Schuß krachte, welcher den Stephan in die Brust traf und sofort todt niederstreckte. Wer der Thäler gewesen, konnte noch nicht er mittelt werden; die gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet. — Einem Einwohner von Schmölln (Altenburg), dem vor Jahresfrist eine bedeutende Erbschaft zufiel, ist das Glück abermals hold gewesen. Unter den zu jener Erbschaft gehörigen Mobiliin be fand sich auch ein alterthümlicher Schrank, den der Erbe seinem Sohn in Berlin schenkte. Dieser ließ das Möbel vor Kurzem auspoliren und hierbei fand der Tischler ein geheimes Fach mit einem größeren Geldinhalt, welchen er seinem Auftraggeber wieder zustcllte. — Vermischtes — Merkwürdige Trinkgefäße. Die Becher und Pokale, deren man sich im 16. Jahrhundert bediente, zeigten oft die eigen artigsten Formen uud Gestalten. Die wunderlichste Darstellung war den Zechfreunden die liebste, und deshalb gab es Wohl kaum einen Gegenstand, der nicht als Modell zu einem Trinkgesäße benutzt wurde. So äußert ein Schriftsteller jener Zeiten: „Heutigen Tages trinken die Weltkinder und Trinkhelden aus Schiffen, Windmühlen, Laternen Sackpfcifen, Schreibzeugen, Büchsen, Stiefeln, Krummhörnern, Wein trauben, Gockelhähnen, Affen, Pfauen, Mönchen, Käuzen, Schwänen, Straußen rc.« Daß diese Bemerkung keineswegs übertrieben ist, mögen einige Beispiele der „T. R.« beweisen. Der Goldschmied Albrecht Krauß in München fertigte um das Jahr 15S0 „ain vast schönes Trinkgeschirr, einen Tannenzapfen vorstellend«, an. Ferner beschäftigte sich der Goldarbeiter Johann Wilhelm Hahn in Schwein- furt mit der Herstellung von Bechern, die nicht minder originell waren. Die ziemlich plumpe Pokalform des Bechers ruhte auf einem hohen Fuße, an dessen Kranze sich sechs runde Oefsnungen befanden. Diese Löcher waren die Mündungen kleiner Pistolenläuse, welche stern förmig zusammengehend in der sogen. Schwanzschraube endigten. Sobald uun aus diesem Becher eine Gesundheit getrunken wurde, entluden sich mittelst eines sinnreichen Mechanismus die sechs Pistolen läufe. Eben so merkwürdig war das Trinkgesäß eines Würzburger Tomherrn. In dem Fuße des Pokals befanden sich kleine Kamm räder, die durch ein Uhrwerk aufgezogen wurden und den Becher, der die Gestalt einer Jungfrau darstellte, fortbewegten, wenn man den selben auf die Tafel stellte. Alle jene Trinkgefäße wurden jedoch durch einen Pokal übertroffen, den Kaiser Ferdinand 1. dem Sultan Soliman schenkte. Dieser aus reinem Golde gearbeitete und mit Edel steinen reich verzierte Becher war so schwer, daß er von zwei Män nein getragen werden mußte. Ein im Innern des Gefäßes angebrachtes Uhrwerk schlug die Stunden und zeigte den Lauf der Sonne, sowie den Wechsel des Mondes an. berichtet wurde, an einem jungen Flötenbläser (von der Schiffskapelle de» amerikanischen Geschwader- unter Admiral Baldwin) Befallen findet und denselben mit einem OsfizierSrang und 10 Pfund Gehalt in seiner Hoskapelle anstellt, war für die Konstantinopelitaner nichts so sehr Absonderliches. Man ist am Bosporus gewöhnt, den Sultan mit besonderem Wohlwollen gegen Alles, waS „Künstler« heißt, auf« treten zu sehen, und dies kaiserliche Wohlwollen findet auch jedeSmak seinen Ausdruck in einem echt-kaiserlichen Gnadenakte oder Geschenk. 100 Pfund (— 2 00 Franks) ist die mindeste Gratifikation, die einem oft recht mittelmäßigen europäischen Künstler zu Theil wird, dem eS »erstattet ist, sich im Uldiz Kiosk zu produziren. So erhielt z. B. blanke 100 Pfund ein böhmischer Musikant, der nicht übel auf der Harmonika zu spielen verstand. Ein amerikanischer Löwenbän diger, der mit seinen Bestien in- Palais befohlen wurde, erhielt 120 Pfd., seine Frau 60 Pfd. und einen Schmuckgegenstand, ein italieni scher Schnellläufer, «der Erste in Europa« (ein obligater Titel, den die hierher verschlagenen Künstler alle führen) erhielt 80 Pfd., seine Frau ein werthvolleS Geschenk. SlavianSki, mit seinem russischen Kindersängerchor, erhielt über ISO Pfd. Line ungarische Musikkapelle, zwölf Mann hoch, die für gewöhnlich in dem Munizipalitäts-Garten in Pera für 2 >» Psd. pro Tag spielt, erhielt 150 Pfd. für eine Vor stellung im Palais u. s w. u. s. w Ein Wunder ist eS, daß nicht mehr Künstler nach Konstantinopel wallfahrten, die Reiseunkosten deckt mehr als hinlänglich die Generosität des Sultans, die ihn als den ersten xranck seiAiieur Europas erscheinen läßt. — Tod durch einen Apfelsinenkern. Nachstehender Unglücksfall mag namentlich den Eltern zur Warnung dienen, damit sie daraus dringen, daß die Kinder beim Verzehren von Steinobst die Kerne nicht mit verschlucken, wie das leider von vielen Kindern ge schieht. Die Frau de» in der Nostizstraße zu Berlin wohnhaften Schlossermeisters M. erkrankte vor einigen Tagen plötzlich an einer heftigen Unterleibsentzündung und starb nach kaum zweitägigem, schmerzhaftem Krankenlager trotz der aufopferndsten Bemühungen deS Hausarztes. Die auf Wunsch de» Gatten vorgenommene Obduktion der Leiche ergab, daß ein von der Verstorbenen verschluckter Apfel sinenkern sich im Darmkanal festgesetzt und eine mit Eiterung ver bundene heftige Entzündung veranlaßt hatte, der die Frau erlegen war. Thalia-Theater. Unter der Flagge „Schwank« segelt manch Stückchen leichter und seichter Bühnenproduktion durch die Theaterwelt. Auch Stobitzers „Mormonen«, eine Neuheit, welche gestern hier, allerdings bei sehr schwach besuchtem Hause, zur Aufführung gelangte, rechtfertigte das oben Gesagte. Der im Uebrigen noch unbekannte Dichter zeigt zwar in diesem, vermuthlich seinem Erstlings werke, ein hübsches Talent in der Konstruktion dramatischer Szenen und die »orgefllhrten Personen find charakteristisch nicht übel ausgeprägt; allein eS mangelt dem Ganzen die nöthige Reise, welche ein solches Schaugericht nur schmackhaft machen kann. Der Dialog ist seicht, die Komik zumeist bedenklich fad, das Gewebe der Handlung zeigt sich fadenscheinig, ohne den Untergrund des nothwendig Wahrscheinlichen Die mitwirkenden Darsteller schienen denn auch, beeinflußt vom Eindruck der voraussichtlichen Erfolglosigkeit ihrer Bemühung, der ihnen gewordenen Aufgabe nicht mit der besonderen Hingabe nahe getreten zu sein, wie wir eS sonst immer rühmend hervorzuhebeu hatten. Wenn in den meisten der ein zelnen Rollen trotz alledem recht Befriedigendes geleistet wurde, so kam hier bei wohl zumeist der sich nie verleugnende künstlerische Impuls und der Bor theil der Routine in Betracht. So zeichnete Frl. Scholz die poetisch- schwärmerische Alma Karmann in den geeigneten Konturen, Frl. Denkhausen ihre Justizräthin Taube mit der gewöhnten echt drastischen Komik, Frau Köhler die Heirathslustige alternde Jungsrau Adele Ritter durch lobenS- wertheS Einhalten des rechten Maßes der Affektion. Frl. Jenny Grahl hätte ihrer Läcilie Karmann ein etwa» bestimmteres Gepräge verleihen dürfen. Für Herrn Otto war die Darstellung der fragwürdigen Gestalt de» liebe« girrenden Gutsbesitzers Karmann jedenfalls eine wenig angenehme Ausgabe; immerhin machte der geschätzte vielseitige Mime ans dieser Rolle, waS über haupt machen war. Herrn Fi schbach war es in seinem Bergrath Ritter ebenfalls nicht vergönnt, das ganze Brillantfeuer seiner stets so unwidersteh lichen Komik spielen zu lassen; dafür bietet die seichte Charakteristik dieses auf den Mormonenfang versessenen Sonderlings doch zu wenig Anregung. Eine durchaus typische Figur zeichnete Herr Carlsen in seinem Rous und Hoch stapler von Roda. Der Maler Bandos des Herrn Schindler war in der Haltung etwa» zu salopp, im Spiel dagegen lobenswerth flott und frisch. Herrn Schreiner, dem die Partie des Malers Grunau zugefallen, möchten wir noch entschiedener anempfehlen, sich einer größeren Sorgfalt in Bezug auf Haltung des äußeren Menschen zu befleißigen; ein bei ihm zur Manier gewordenes Bor- und Seitwärtsneigen des Kopfes ist es namentlich, was unschön wirkt Befriedigend war Herr Munkwitz als Polizeirath Kalmar. Frl. Deck mann entfaltete in ihrem Kellner Christian eine allerliebste mit Sorgfalt und gutem Berffändniß durchgearbeitete anerkennenswerthe Leistung. Allerdings wollte der gut zum Ausdruck gebrachte norddeutsche Dialekt nicht recht zu der Erklärung des Kellners stimmen, daß er ein Bauernjunge «auS der Umgegend« sei und nur aushilfsweise die Serviette schwinge. Denn da» Stück spielt nach der Angabe des Theaterzettels in der sächsischen Schweiz. Der Umstand, daß im Dialog öfters von einem Sc«, auch einmal vom „GemS- kogel" die Rede ist, läßt den Schauplatz der Handlung ebensowenig in der sächsischen Schweiz erscheinen. Derartige Widersprüche erscheinen allerdings selbst in einem „Schwanke" befremdlich; ebenso bie Erscheinung, daß «in Lampenputzer bei offener Szene wiederholt aus der Koulisse heraustritt, um eine widerspänstige Flamme zu reguliren. Franziskus. Bericht des Schlacht- und Viehhofs zu Chemnitz. «om 3. Juli. . Austrieb: 46 Rinder, 258 Landschweine, 84 Schafe, 237 Kälber. Der Rinderhandel, welcher unbedeutend war, beschränkte sich auf II. Qualität. Schweinemarkt. Dem schwachen Austrieb stand in Folge der heißen Witterung ein sehr kleiner Bedarf gegenüber und konnte der Markt nicht ganz geräumt werden. Schaf- und Kälbermarkt. Recht flau gestaltet« sich auch das Geschäft in Schafen: für den schwachen Austrieb fanden sich noch nicht einmal genügend Käufer. — Hingegen hätte dcr Zutrieb an Kälbern größer sein können, da mancher Fleischer seinen Bedarf nicht völlig decken konnte. Preise: Rinder: II. Qual. 52-58 M. aus lOs Psd. Fleischgewicht. Landschweine: WO Pfd. lebend Gewicht «7—48 M. bei 40 Pfd. Tara per Stück. Schafe: l00 Pfd. lebend Gewicht 30-33 Mk. Kälber: 1'0 Pfd. lebend Gewicht S6-87 Mk. Familiennachrichten. Herrn Franz Richter. Ein Mädchen: Herrn Geboren: Ein Knabe: Eduard Wischke, Dresden. Gestorben: Ein Knabe: Hrn. 8 Themel, Plauen i. V- Hrn. Anton Schlegel, Chemnitz-Schloß. Ein Mädchen: Hrn. Julius Meißner. Herrn Kirchner Ernst Ditlmann. Herr Apotheker Heinrich Laban, Dresden. Herr Herrn. Ranst. Frau Wilhclmine Winkler geb. Psau. Herr Schaffner Ehr. Fr. Busch. — Die Freigebigkeit des Sultans Dem „Berl. Tgol. Waldschlößchen, Hilbersdorf. Freilag großes Extra-Konzert wird aus Konstantinopel geschrieben: Daß der Sultan, wie letzthin i sammten Stadtmusikchor. Vergnügungs-Anzeiger. Alicke's Bierstube. Heute Donnerstag PöckelschweinSknöchel mit Klößen. Deutsche Rei chssech ts chule selbst. Verband Chemnitz. Sonntag >roßes Sommersest in sämmtlichen Lokalitäten des Waldschlößchen» tzilbersdvrf. Frohberg's Gasthau», Salzstr. 19. Gute Küche, ff. Biere. Gasthaus Scheibe. Freitag großes Extra-Konzert von der gesammten Kapelle des 5. Jns.-Rcg. Nr. 104. Kaßberg-Bastei. Schönster Aufenthalt im Barten. Letzter Seufzer. Hoser Schankbier. Gute Küche. Heute Donnerstag Käsekäulchen. M ellini-Theater. Neustädter Markt. Freitag große brillante Vorstellung. Münchner Bierhalle, Ecke der Friedrich- und Brückenstraße, vorzüglich bekanntes Münchner Bürgerbräu. R. Noack'S Garten-Restaurant, Kaßberg. Vorzügl. Mittagitssch. Restaurant Johannisgarten, Königstraße. Täglich bei günstiger Witterung großes Unterhaltungs-Konzert. Restaurant Kronprinz. Vorzügliche Speisen und Getränke. Reinbvld's Restaurant und Theater. Heute Donnerstag EinzugS- schmauS und Ball. . Seidel'» Restaurant, Feldstr. 1. Heute Donnerstag Familien-Abcnd. ... ... . . - . . 22m ge«
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