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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188506149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-14
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1885
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Sechste Geilage M Leipziger Tageblatt mb Anzeiger. ^ 185. Sonntag den 14. Juni 1885. 79. Jahrgang. Museum für Völkerkunde. Au« Da«araltt»». (Schluß.) X Leipzig, 13. Jmii. Zu seinem Loriroge „Ueber Ackerbau »ud Viehzucht in Süd-Weft-Aftika" bemerk» Büttner, wie sechzig «ab flebenziajihrige Häuptlinge de« Herero die Muskete auf die Schulter nehmen und hinter ihre» Ochsen und Kühen in« Feld . »iehea. So haben daselbst auch unsere Feuerwaffe» Eingang ge- sunden und verdrängen immer mehr die heimischen, so daß dieselben jetzt schon seltener geworden sind und hoch im Werlhe steheu. Die gesürchteste Waffe der Herero sind Spieße mit einer großen Sachen, blattförmigen Spitze au« Ovamboeisen voo den Eiugebornen selbst geschmiedet. Zuweilen ist der Stiel mit der Spitze au« einem Stück, also ebenfalls an« Eisen, so daß der Spieß für dea Wurs ganz ungeeignet wird. Derselbe wird auch nicht wie bei den Losa geworfen, sondern lediglich zum Stechen und Schneiden gebraucht; auch wird nie vou oben gestochen, sondern horizontal. Meist sind die Spitzen, stet« vou vorzüglicher Arbeit, ans eiuen hölzernen Schaft aufgesetzt, welcher zur Zierde gege» da« obere Ende hin mit einem Büschel langer Haare, gewöhnlich der Quaste eines Ochsenschwanze«, versehe« ist. <Äne Anzahl derartiger sehr schöner ^emplare de- finden sich in der Pcchuel-Lösche'schen Sammlung; dieselben sind sehr kostbar, kaum zu erhallen, da sie gleichsam al« Relquien in deu Familien sorterben. Wie theuer dieselben find, erhellt daran«, daß Lüderitz, um eine» einzige» solchen Speer zu erhalten, neuen Mause» büchsen geben mußte. Auch Bageu und Pfeile siud in Gebrauch; dir in der Sammlung vorhaudeueu stammen von den Buschmännern im nördlichen Herero- laude. Eine mit einem derartigen Pseile hervorgebrachte Wuud« ist sehr gefährlich, da die Spitzen jener mit dem Safte einer Euphorbia vergiftet find. Unter deu A-bantu sind e«, wie Fritsch bemerkt, die Herero allein, welche Pseil und Bogen regelmäßig be nützen. Man sieht solche Waffen nur zuweilen io deu Händen der Bkchuanen und sehr selten in den Händen der Sulu uud Losa, welche eine entschiedene Abneigung oder besser Verachtung gegen die selben au deu Tag legen, als lediglich sür uukriegerische, gering geschützte Stämme, als sür Buschmänner passend. Die Herero aber, die von geringerer Streitbarkeit sind als die Kbrigeu A-baulu- stamme, führen Pseil und Bogen als Regel, doch leisten sie damit nicht so viel wie die Buschmänner, denen sie auch tu der Bereitung der Gifte nicht gleichkommen. Sie tauchen zwar di« Spitzen ihrer Pseile auch in den Säst einer Euphorbia, doch ist dieser kaum stark genug, um sür sich allein als Pseilgift gute Dienste zu leisten. Der Missionar Hahn bezeichnet die Herero als schlechte Bogenschützen, die über 30 bis 40 Schritt hinaus wenig mir ihren Pseile» aus- zurichlen vermögen, lobt dagegen ihre Sicherheit im Gebrauche der Feuergewehre. Wurskeuleu sind auch im Gebrauch und zwar sind die mit länglichem Kopse voo den Herero, die mit rundem von deu Ovambo oder wie Friedrich Müller schreibt: Ova-mpo, einem nördlich von dea Ova- Herero wohnenden Üasserslamiiie. Hahn thcilt hinsichtlich des Ge- braucheS der Wurjkeule mit, der Herero schmettere au« weiter Ent- scrnunq seinen Feind durch den Wurs des Kiri zu Boden. Hierzu bemerkt Fritsch: Handelt es sich um Hase», so mag die Behauptung wohl gellen, aber ein kräftiger Mann wird in weiter Entsernung durch einen solchen Wurs als Regel gewiß nicht ausgehalten, höchstens können besonders unglückliche Verletzungen der Schläfe eine derartige Wirkung erzielen. Gegen die Geschicklichkeit de« Herero im Wersen des Kir, ist Nicht« einzuwenden, die Eingeborenen erlangen gerade im Gebrauch dieser Waffe eine große Sicherheit, die aber mehr gegen die kleineren Thicre des Feldes, als gegen Menscheu zur Geltung kommt. Außer dea genannteu Waffen tragen viele Herero auch Dolch- wejjer, welche denen der Bechuauen ähnlich sind, zum Theil diese» Telegramme. 8. 8. DntSbnrg, 13. Juni. Die beutige Generalversammlung derActiengesellschastsürEiseuindustrieundBrückenbau, vorm. I. E. Harkort in Duisburg, genehmigte die JahreSrechnuug und die Bilanz, sowie die Bertheilung der Dividende von 6 Proc. für die BorzugSacticu und 4'/, Proc. sür di« Stammaktien. 1V-v. Prag, 13. Juni. Der Reingewinn, welchen die Local» bahngesellschast im versloffenen Geschäftsjahre erzielt hat. beziffert sich aus 499,258 fl. Der Geschäftsbericht betont, daß da« Unternehmen durch das Falliment der „Böhmischen Bodencrcdit- Bank" keine Verluste erlitten. (Bericht folgt.) vlatzrt«, 13. Juni. Der König genehmigte gestern deu deutsch-spanischen Handelsvertrag. vom Tage. ? Wehmüthig stimmt e«, zu sehen, wie die Zeit vergeht, wenn die Natur im vollsten Schmuck de« Blühen- prangt. Mit jedem Tag, wo sie sich herrlicher eutsaltet, rückt auch daS Ende näher. Der Frühling ist hin, der Sommer beginnt. Auch die Börse hat eine Art Frühling gehabt, damal«, als verlautete, über die afghanische Affaire habe man sich friedlich verständigt, da die KriegSbesürchiungen al- leer sich zeigten. Aber ein Sommer, welcher die Früchte zum Reisen brachte, ist dennoch nicht gesolgt. Einförmig schleppen sich die Tage an der Börse hin; nichts zu wagen gilt al« höchste Wei«heit. — Der Berichterstatter nagt schon längst am Hungertuche. Ueber wa« soll er berichten? Noch hat sich kein Manna für die Wüsten- Wanderer gesunden. — Beginnen wir wieder unsere tägliche Litanei. Die Londoner Eourse erfuhren am Freitag keine wesentliche Aenderung. Die Börse war sehr still. Pari- war ebensalls still und fest. Laut Frankfurter Bericht wurden für Placirung der Actien der italienischen Mittelmeer-Eisenbahn-Gesellschast die Uebernehmer ein Syn- dicat bilden, dessen Tauer bi- 30. Juni 1886 normirt ist und seitens de« EomitäS bis 31. Decembcr 1886 verlängert werden kann. DieseS Eomitä, welches weitestgehende Vollmachten erhält und seinen Sitz in Mailand haben wird, setzt sich zusammen au« der Banca Generale, der Banca di Torino, den Herren Iule« Bekliuzaghi und Adolf Bingen, ferner aus der Dircction der DiSconto-Gesellschaft, der Firma Sal. Oppenheim jnn. L Lomp. in Köln und dem BaSler Bankverein. Die Führung ist der Banca Generale aavertraut, welche jedoch für die Emission der Actien in Deutschland sich mit den beiden deutschen Mitgliedern deS EomitäS, für die Emission der Actien in der Schweiz mit dem BaSler Mitglied« zu verständigen haben wird. Damit würde die Behauptung widerlegt sein, wonach auf den deutschen Markt vorerst oder überhaupt gar nicht reslectirt werde. Die Wiener Vorbörse verkehrte in fester Haltung. Einen an regenden Einfluß auf die Specnlation übte die außerordentlich leichte Prolongation, speciell der Deport für ungarische Goldrente. DaS Geschäft war übrigen« nur von geringem Belang. Die Mittagsbörse eröffnet- mit säst durchweg« nominellen Loursea. Später trat aus Berlin eine Ermattung ein. Eredit 288. In der in Brüssel erscheinenden „Kerne comwerclnl« äiplomntiqus et conoulairs" findet sich ein bemerkenSwerther Aussatz über den Verkehr und die Aussichten der Arlbergbahn. Wir können demselben nur solgende Schlußzeilen entnehmen: Der Haupthandel-artikel über den Arlberg war bisher österreichisches Erzeugniß, wie Getreide, lebende Thiere, Hölzer, Eier, Weine, Malz, Bier, Zucker. Die Transporte gegen die Schweiz über Buchs und St. Margarethen umsaffen allein monatlich 4000 Wagenladungen, wozu noch die Transporte über Roman«h»rn und andere Bodenseevrte kommen, welche auch 1000 Wogen per Monat betragen. ES ist zu erwarten, daß man bald den Bau eine- zweiten Gleise« nöthig hoben wird. Berlin eröffnet« am Freitag in vollständiger Geschäft-stille, die Mehrzahl der Eourse behauptete da« gestrige Niveau. Bald nach Eröffnung ermattete die Haltung, angeblich aus die Verschiebung der Reise de« Kaisers. Die Eourse gaben nach, ohne daß sich aber ein lebhafteres Geschäft entwickeln konnte; Käufer wie Verkäufer be obachteten dir größtmögliche Reserve, so daß bestimmte Eourse in dielen Fälle« überhaupt nur schwer zu ermitteln waren. Eredit er- öffneten zu gestrigen Eoursen, gaben abcr bald 1 ^l nach. Com niaadit gingen lebhafter um, da« Angebot in denselben veranlaßt« in kurzer Zeit einen EourSrückgang von fast '/, Proc. Lebhaftere« tzatereffe bestand für oll« Eisenbahuwerth«, « denselben war im Eingeborenen überhaupt ihre Entstehung verdanke». Et» ßchnnG»»«»«. gleich am historische« Stück eine« derartigen Messer« beflnbet MÜ t» der Pechuel-Lösche'schen Sammlung. Doiselbe. echte Ov«inb»>Arbeit, befindet sich in einer Scheid« vou wunderlicher Form »»« getriebene« Supser. Dasselbe ist ein specielle« Gescheut von Mab»»er, an vr. Pechnel-Lösche. Jener hat e< durch eine Gesa» dt schaff »» ben Ovambo« erhalten, die e« ihm überbrachten al« Zeichen de« Ab» leben« ihre« König« Samboude, des Nachbar« Mahavrra'», »elchrr e« al« sein bestes Kleinod allezeit getragen Hot. Die Dacha-Pseise zum Rauchen des Dacha oder HanfIraoleS kommt auch bei dea Herero« vor, aber in einer nchimentäreu Form. Die Dacha-Pseise ist, wie Frttsch mittheilt, ein« Wafferpseis«, de- stehend auS einem Kuh- oder Aniilopeuhorn, ,» welche« ein un- gesähr zwanzig Lentimcter lange« Rohr seitlich in schräg aussteiqender Richtung eingesetzt ist. DaS Rohr trügt am obere» Ende eine» kleinen Kops zur Ausnahme des Kraute«, der entweder an« Thon oder Stein verfertigt ist. Bei dem Herero ist eine kurz« Lhonpsrtse an statt durch ein Rohr gegen die Spitz« eine« Antilope»-»!»«, am liebsten Kudu, seitlich eiugesügt, welche mit dem Jnncnranme io Verbindung steht. I» dieser Form läßt sich u,r »e»t- Wasser in daS Horn gießen, da man e< nicht ganz neige» dark. Außer diesen Wasserpfeifen finden sich aber auch europäisch« Ihonpseisen gewöhnlicher Lonstructio, bet dea Herero- i» großer Anzahl, da bei ihnen durchgängig der Tabak sehr beliebt ist. Die Anwendung dieser Pseise geht so vor sich, daß da« Horn zum größten Theil mit Wasser gefüllt wird uad ma» aläda»» de» Rauch des angezündeten Dacha oder Tabakes durch daflelbe zum Au-tritt bringt, »»dem «au die Lust an« dem obere» iheile ans- saugt. E« liegt hierbei die große sür den Europäer säst unübe» wmdliche Schwierigkeit vor, die weite, gerade zngeschuitteue Oeffunng eine« Kuhhorurt mit dem Munde luftdicht zu umschließe». Die Muadpartie de- Koffern ist für diese Vorrichtung günstiger gestaltet und er erreicht seinen Zweck, indem er die eine Seite de« Mundes dagegen legt und de» Rest der Oefsnung durch die angedrückte Wange schließt. Ein gerade« Ansetzen der Pseise würde nicht zum Ziele sühreu, da die Krümmung der Kiunladen verhindert, beide Wangen zugleich gehörig gegen die Oeffnuug zu pressen. Der arme Mann hilft sich in Ermangelung des Materiales zu einer Pseise, indem er aus dem flachen Erdboden Lehm za einer Form knete», die eiaem Backose» im Kleinen nicht unähnlich sieht; wo bei einem solchen der Schorn- stein liegt, befindet sich hier eine kleine Höhlung zur Ausnahme des Krautes, vou welcher ein Laual durch die Ledmmassc zur andere» Seite führt; au diese Oeffnuug legt der Raucher, sich flach aus de» Bauch werfend, den Mund. Das i» den verschiedene» Pseise» gerauchte Kraut ist Dacha oder Tabak oder beides gemischt, obgleich die Wasserpfeifen ursprünglich sür Dacha bestimmt sind. DaS Dacharanchen wird zu einem gesellige» Vergnügen, indem sich mehrere Leute, gewöhnlich zwei, zusamme» aneinanderkouern uud derselben Pseise sich bedienen, welche »o» Hand zu Hand geht. Eia durchgreilender Unterschied von der Art »»serer Raucher ist nun, daß die Süd-Asrikauer als Regel den Ra»ch nicht nur in deu Mund, sondern voll iu Re Lungen einziehe» nnd einen Theil gleichzeitig verschlucken. Sir bemühen sich dann, de» Rauch möglichst lange zurüc^uhalten, zu welchem Zwecke sie au« einer bereilstehcnden Kalabasse Wasser in deu Mund nehmen. Sind sie gezwungen, denselben wieder au-zustoßen, so thun sie die« gleichzeitig mit dem genommene» Wasser und dem durch Reiz heroortreiendca Speichel mittelst eines Röhrchens, wobei sie gern mit der Spitze desselben allerlei Figuren ihrer Einbildung in de» Sand zeichnen. Die Folge der beschriebenen unverständigen Gewohnheit ist zu- nächst heftiger Hustenreiz mit Lhränen der Augen und Speichelfluß; die Raucher überwinden zwar nach weniger Zeit diese nnangenehine Nebenwirkung, dafür tritt abcr bei anhaltend fortgesetztem Rauchen eine Ar» Trunkenheit ei», welche sich bi« zur Sinnlosigkeit steigern kann und dann energische Wiederbelebungsversuche noihwendig macht Die Rauchkameraden sind dazu verpflichte», sich gegenseitig solchen Liebesdienst zu erweisen, der je nach dem Grad« der Betäubung mehr oder weniarr haudgieislich auSsälll und wesentlich in kalten Uebergießunge», Rütteln, Stoße» uud Treten besteh». Auch eia musikalische« J»str»»«»t fehlt dem Herero nicht. Derselbe benutzt dazu einen Vogen, beste» 8eß»e er t» der Mitte fest gegen da« Holz «»zieht, und saßt beim Spiele» diese Stell« zwischen di« Zähne; er ersetzt also durch sei»« Mundhöhle de» Echallrmun. tvelchen der Kaffer durch Ansügen einer Knlabaff« herstellt. Dt« angezogene Sehne wird daraus mittelst eme« ksübche»« geschlagen, während die andere Hand die Spannung zu reaulirr» sucht u»d gleichzeitig der Musiker summende Tön« auSftößt: eme zwar Aiaeswep« melodisch« Musik, die aber doch stundenlang mit der größte» Andacht fortgesetzt wird. Schließlich wolle, wir »ach «ewätzae», daß die Wohnungen de« Herero, wie die de« cchrMttche» Laßera, t» haZbtngclt-cn Hütten bestehen, deren Grundlage et« Anzahl Stöcke bilde,, dir im Kreise ringepslauzt »ach der Mute heranteraebogen »ad z»sam«eaaebuaden sind. I» der weitere» Anöführang stnd die Kaffer» »der sorgsälti- ger; bei dem Herero ist die Hütte »ach »»ehr temporär «ad da die wtseulliche» Theile betm Ortswechsel mitgenommen werden, so ist «lleö sehr schwach u»d leicht zuiammeugefügt. Z»r Ausfüllung der Lücke» de« Gerüste« beimtzt man Buschwerk nnd Gestrüpp, welche« möglichst eng iueiaaudermflochten. da»» mit Leb« »der in Lrmao- gelang dessen mit Kuhmist bestriche» wird, so daß da« Ganze sich vo» dem Gestrüpp der Umgebung »»r wr»ig abtzebt. Die Thür ist niedrig, so daß ma» n»r kriechend in da- Jnnmre der Hütte ge- lange» kam. Ist da» Gefüge der Bedachung nicht dicht genug sür die Anforderungen der Bewohner, ls« deckt man noch Ochsenhäute darüber, die ja nach Gefalle» a»ch »och «ieder gelüftet werden können. Z» einer Nrcdcrl»ss«,g der Ova-Herero gehören außer de» Hütte», welch« keine besondere Ordnnna einzunehmeu pflegen, bei der Vorliebe für Viehzucht, natürlich a»ch Viehkraale, die wie bei alle, Bantn-Stämme» erngerichtet stnd. Diese vichhürdc» find von starke» Dornen und Pfähle», »ater Benntzuug von Streift» roher Thierhäute oder Bastseile dicht z»sa»«e»g«sügl, um da» Snö- breche» des Vieh« wie das Eindringen von Raubthieren zu verhindern and stelle» in de» Rage» der Eingeborene» alö vergnngSort ihre« ganze» Rrtchthnmö ein« Art Hriligthnm dar. Um die Kraale arnppire» sich die Hütte», »h»e »ach außen vou einem zweiten Dornenzanu itugcschlossen z» sei». I» Gegend«», wo vaumwuchs fehlt, pflegt man dft Einsriedtgung der Kraale »o» Striaen uud Rasenstücken ausz»da«en. Königliches Landgericht. II. Ltrttfkammcr. I. Einer abscheulichen Nphhett wachte sich iu der Rächt vom 14. zum 15. März d. I. der Handarbeiter Friedrich Hermann Börner an« Kleinzschocher iu der dorttge» Gastto,rth>chas: von R. schuldig. Er kam zu später St»»de i» dieselbe »»d. schon an- g.trunken, finaler «tSbou» mit andere» MUvejende» Gäste», obwohl dieselbe» ,dm Nicht« z» Seide getha», Krakehl a»; e« kam infolge desft» Reiberete». w^ei Börner da« Btergla« ergriff and aus d,e Umstehenden i» roher »nd rücksichtsloser Weise, gleichoiel »e» er traf, ein- schtnq »ud dadurch zuerst de» MaurrrJ. uad de» Handarbeiter W erheblich a» Kopseverletzt«. Nach einer Pause erneuert«Börner dieThäilichkeueu »nd Verletzte aut de« Bierglase anch dwömal wieder eiueu völlig uu- betheiligten Manu, ein«, aewiffe» H., » gleicher schwerer Weise. De» Gebot« de« Winde«, sich z» entferne». leistete Börner nun »ostend« kriue Folge; al« aber der herbeiaernftue Schutzmaua dev, »ngeklaglen bei fortgesetzter Reaiteaz die Arrctur »»kündigte, setzte er seiner Forljchaffuug den vestigsten Widerstand entgegen, so daß er mit Hilft ander« Verso»«» steüemoeise förmlich getragen werden mußte. Die königl. Staatsanwaltschaft bet»»te i» ihrem Schlußvortrage, daß Angesichts der großen Arechheit n»d Rohheil Börucr'S, der ohne VolkswirUchllstlichtS. All» für diesen Theil bestimmte» Sendungen stnd zu richten Ml dea verautw^tSch«» Rrdactrnr desselben G. G. La»« t» Leipzig. Anschluffe an die Mitthcilnngea über die Hessische Ludwiqsbahn das Angebot überwiegend. Mainzer gingen bei verhälinißmäßig lebhaftem Geschäft bald '/.Proc. zurück, denselben solgren andere Bahnen. Oesterreichifthe Bahnen traten kaum in den Verkehr. Schweizer Bahnen blieben zu gestrige» Eoursen Brief. Montan- werlhe ruhig uud wenig verändert. Russische Anleihen gaben nach, auch Ungarn und Italiener stellten sich niedriger. Da« Geschäft blieb im weitere» Verlaus sehr beschränkt «nd die Mehrzahl der Eourse bröckelte weiter ab. Die Ministerkristö in England wurde schließlich als Borwand der schwachen Haltung augegebea. Die „Natioual-Ztg." bringt eine Studie über die der Hessische» LudwigSbabn drohenden Schädigungen. Wir entnehmen derselben solgenden Satz: Nehmen wir an, daß eine gütliche Lösung de» Lau« flictö erfolgt uud daß dann der Bahn Verkehre im Betrage von nur 900,000 ^l entzogen werden, so gehen von diesem Betrage Ersparnisse an Betriebsspesen ab, die wir bei einem Be- triebScoesficienten i» 1884 vou 46.16 Proc. gegenüber einer Gesammlcinnahme vou 16.79 Mill. Mark doch nur höchsten» mit 33'/, Proc. ansetzea können. Es verbliebe danu ein Nettoverlust von 600,000 ^l Dieser Berlustbelrag ist jedoch um 90.000 zu kürzen, welche iu der Amortisation der Prioritäten gespart werden. Dagegen kommt hinzu schon 1885 die ganzjährige Verzinsung des aus die Fertigstellung der Bahnverlegung und des Tunnels bei Mainz verwendeten Anlagekapitals. Aus Seite 12 deS Geschäftsberichts ist diese- mit 19,750,450 ^l augegebea. Lu» den Betriebseinnahmen von 1884 wurde die Verzinsung jeaeö Capital« nur für V« Jahr (vom Oktober bis Ende December) entnommen. ES tritt also hinzu in 1885 Verzinsung von '/.Jahren zu 4 Pro«, mit rund 590,000 Wir kürzen, weil eia Theil jenes EapitalS durch Tcrrainverkäuse wieder eingebracht wird, diesen Betrag bis aus 490,000 Die Minder - Ergebnisse stellten sich demnach aus 1 Million Mark, uud sie kürzen bei einem Actieucapiial von 112 Millionen Mark die Dividende um 0.89 Proc. Eine weitere Kür- zung tritt durch Bildung eine« besonderen Reserveiond« (nach den Bestimmungen de« Actiengesetze« 5 Proc. vom Reingewinn) mit '/„ Pror. ei». Die Verkürzung der Dividende umfaßt demnach 1.09 Proc. Dir haben dabei die Frage der Heranziehung der Bahn zur Einkommensteuer in Hessen ganz offen gelassen. Die vor- stehenden Berechnungen sollen nur einen Anhalt bieten sür die Be- urtheilnng der Ergebnisse der Bahn, nachdem eia Vergleich zu Staude gekommen ist. Wir wollen aber dabei nicht unerwähnt lassen, daß der Localverkehr sich gut entwickelt und, freilich erst nach Jahren, einen großen Theil der Verluste einzubringen im Stande sein wird. Dann wollen wir hervorhebea, daß Sie Berechnung noch nicht voll sür 1885 zutrifft, da weitere VerkehrSentziehunge» erst im Lause de« Jahre« eintreten und die Einnahmen erst dann io stärkerem Maße beeinflussen werden. Eredit 473 (474'/,). Franzosen 488 (489). Lombarde» LLS (230). Deulsche Bank 145'/. (146), DiScoulo 192 (193'/.), Mainzer 104'/. (105'/,), Marienburger 78'/, (da.), Ostpreußen 107'/, (108'/,), Meck- lenburger 193'/« (193). Galizier 102.50 (102.62), Nordweft 273.50, Llbethal 285.50 (286), Duxer 140.75(141.12), Gotthard 110(110»/^, 1880er Russen 80»,. (80»/.). Russische Noten 206 (206.75), Ungarische Goldrente 60»/, (80V.). Italiener 95.50 (95.75), Laura 91'/. (91'/Z, Dortmunder 53'/. (bS'/Z. Vermischtes. Leipzig. 13. Juni. *— Kohlruverkehr. Aus dea unter SächsischerStaats» Verwaltung stehenden Eisenbahnen wurden iu der Zeit vom 31. Mai bi« 6. Juni in-gesammt 21,501 Wagenladungen Kohle» ä 5000 Kilogr., durchschnittlich pro Tag 3072 Ladungen befördert. Hiervon waren 11H63 Ladungen sächsisch« Steinkohlen und zwar: 7116 au« dem Zwickaner-, 8267 au« dem Lugau-Oel-nitzer und 1180 au- dem Dresdner Reviere, ferner kamen 507 Ladungen Steinkohlen au« Schlesien. 6379 Ladungen Braunkohlen au« Böhmen und 3052 Ladungen Braunkohlen au« Sachsen-Altenburg. *— Vom 2b. Juni bi» 15. Juli d. I. findet bekanntlich in Nossen eine Gewerbeau«fte>lu»g statt. Für diejenigen Gegen- stände, welch« dort «»«gestellt werden und unverlooft oder un- v erkauft bleiben, wird von der Verwaltung der „Sächsische» StaatSeilenbahuen" srachtsrrier Rück.ranSport unter de» übliche» Bedingungen gewährt, baser» der Rückiransport innerhalb 14 Togen nach Schluß der Ausstellung ersolgt. -0- >u« st«« Grzgrtirge, 12. Juni. Schon i» der zmeite» Hälfte de« April war der Wasserstand i» nnseren BebirgS- bächen ein so niedriger, daß die durch Wasserkraft betriebenen Industrie-Anlage» die erforderlich« Wassermenge nicht immer zur VersügunL' hatten. Die später eingetretenen Regengüsse haben ihm zwar vorkvergehend abqedolseu, aber jetzt ist derselbe wieder der artig fühlbar, daß die Papierfabriken, Holzschleisereien, Bretwaaren- sabrike» u. s. w. entweder die Dampskrast, soweit die nöthigcn Ein richtung«» dazu getroffen sind, zu Hilfe »ehmen oder den Betrieb einichränkea müssen. Da dir Geschäfte iu allen den erwähnten Zweigen nicht glänzend gehe», s» ist die Unannehmlichkeit weit weniger empfindlich al» in besseren Geschäftsjahre». Da« Erzgebirge besitzt ja gewiß Wald genug, wo da« Wasser sich sammeln kann, und der Staat hat gerade in de» letzten Jahren durch den Ankauf vieler Privatwaldnngen seine» Waldbesitz noch wesentlich vergrößert, allein die sumpfigen Stelle« in de» Forsten, die hauptsächlich als Wasser behälter sür di« Flußquelle» dienten, wurden auch theilrveise aus getrocknet, so daß das Regrnwasser schneller abfließ« al- srüher. Bon der Lultnr »och unberührt und darum als Wassersammelbecken von großem Wertste ist noch der Kranichse« bei Tarl-seld, ein Moor- sumps vou großem Umfange, dem zahlreiche Bäche entströmen, die aber wegen de- geringen Wassergehalte- der anderen Zuflüsse auch sehr seicht geworden stad. Daß die Londwirthe ebenso Ähnlichst aus einen tüchligen Regen warten wie die Industriellen, ist natürlich. Sebnitzer Papierfabrik (vorm. Gebr. Just L Co). Der Verlaus des 14. Geschäftsjahre- 1884-85 wurde ungünstig be einflußt durch den schon seit längerer Zeit nicht mehr ausgetretenen Mangel an Betriebswasser in Folge langanhaltender Trockenheit in dem erste« Halbjahre. Nicht nur in der Sebnitzer Popwrsabrik, sondern auch in den Holzschleisereien der Umgebung, die hauptsäch lich sür da« Unternehmen liefern, waren starke Ausfälle in der Pro duction zu verzeichne», die man durch Bezüge au- enisernteren Schleifereien unter Bezahlung hoher Preise decken mußte. Außerdem halte die Fabrik durch eiuen Wasserbau einen längeren Stillstand im Betriebe zu überftehea. Diese Vorgänge in Verbindung mit den stetig weichenden Preise« de« Fabrikate», de- theilweisen Ueber- ganfle- »nr Verarbeitung von Lellulose an Stelle von Lumpen, sowie noch verschiedene kleinere Hindernisse und Widerwärtigkeiten beeinflußte» besonder» da» Sommerhalbjahr erheblich in seinem finanziellen Eraebniß, so daß dasselbe nur mit ea. '/, am Gewinn brtheiligt ist. Durch die Ausstellung einer weiteren Dampsmaschinc war sür da» zweite Halbjahr »nd ist sür bi« Zukunft tu der Fabrik der Ausfall an Wasserkraft gedeckt. Die Production beziffert« sich auf 4,070,234 Kilo (gegen 3,731,991 Kilo im Vorjahre). Versandt wurde» 4,085.241 Kilo (gegen 3.656,132 Kilo im Vorjahre), im Be- trage von 1,583,409 ^l (gegen 1,544,660 im Vorjahre). Der erzielte Reingewinn beträgt 129,694 (gegen 208,301 im Bor- jahre) und gestattet die Verl heit«, etarr Dividend« von 8 Proc. (gegen 12 Proc. in 1888/84). Die vo» der außerordentliche» Generalversammlung am 20. Drcember v. I. grnehm gt« Erbauung einer eigenen Eellulosesabrik ist di» aus Weiteres beanstandet worden. 8. Lßeltttür, 13. Juni. Dir unter dem Vorsitz de» Herrn Land- gerichtspräsideaten Herr» vr. Frie» heute hier stattgesundeue 13. ordentliche Generalversammlung der Weimar.Geraer Eisen- bahn war von 29 Acttonair«», welch« 338 Stimme» vertraten, besucht. Die Bersommluug nahm einen ebenso rasche» wie glatten Verlauf. Der Geschäftsbericht und die Bilanz wurden einstimmig genehmigt, ebenso gab die Versammlung ihre Zustimmung zu den Vorschlägen der Gelellschaft-orgaae, betreffend die Bertheilung be im Jahre 1884 erzielte« Reingewinn«, wouach ans jede Priorität« Stammaktie eine Dividende von 2V, Prorent entfällt. Herr Richard Mit« Ausflcht«rolhe«, daß sich da« Unternehme, der Weimar-Geraer Eisenbahn, um dessen Entwickelung sich der Direktor desselben, Herr Baurath Kohl, iu hohem Maße Verdienste erworben habe, jetzt vollständig gekrästigt dafteh« und der Bahn durch die am 1. Oetobrr o. ftattzufindendc Eröffnung der Eichicht-Stock hetmer Linie, welch« bekanntlich da« Vinoeglird zwischen Nord und Süd bildet, eine weitere wesentliche Perkehrterweiterung in An« sicht stehe. Der Antrag de« »ussicht«ro>he« und der Direktion „die in der 12. ordentlichen Genrralversaninilung bi« »um 1. Juni 1885 erstreckt« Frist s»r di« Linhebnng der Dividendenscheine Nr. 2 bi« 8 der PriorftitS-Stammaetien, betreffend dir 6'/, Betriebsjahre vom 1. Juli 1876 di« Ende de» Jahre» 1882. wird bi« ans weitere« mit der Maßgabe verltngert, daß volle Serie, «ach wie vor mit 4 bezahlt »nd von jetzt ab anch einzeln« Scheine angenommen «nd je mit 0.5 vergüte« werde,-, «mied« genehmizt. Pune« 5 der Tage«- allen Anlaß die geschilderte» Brutalitäten verübt, vou Aaoahme mildernder Umstände selbstverständlich keine Rede sein köune, daß vielmehr iu dieieni Falle eine energische und exemplarische Bestrafung am Platze sei. Der Gerichtshof pflichtete dieser Anschauung bei und verurtheilte deu Angeklagten wegen Körperverletzung schwereren Falls, Widerstands gegen die ElaatSgewalt und HauSsriedensbruchS zu 1 Jahr 6 Monaten Gesäugniß, beschloß auch aus Antrag der königl. Staatsanwaltschaft mit Rücksicht aus die Höhe der Strase uad weil Börner deshalb der Flucht verdächtig erschien, denselben sofort in Hast zu nehmen. H. Geaea den Privatmann Ras. Rud. Bcrkowttz auS Dornchow lag eine Anklage wegen Verletzung des 8- 137 de- R -Str.-Ges.-B. vor iPwndverstrickung). Der Angeklagte hatte als ScschästSsührer seiner Ehefrau, welche eiu Möbelgeschäft betreibt und Möbel auch aus Abzahlung nach einem der bekannteu schriftlichen Verträge ab- giebt, an die verw. St. hier Möbel im Gesammtbclrage von etwa 85 ^l dergestalt überlassen, daß dieselben erst nach voller Zahlung deS vereinbarten Kaufpreises Eigenthum der St. würden. Bon Seiten des hiesigen OrtSarmenverbaadeS war nun durch Herrn RechlSauwalt E. wegen eine- Klaganspruches die Auspfändung bei Frau St. beantragt und vom Gerichtsvollzieher dann auch der An trag in der Weise auSgesührt worden, daß er die betr. Möbel mit der gerichtlichen Psändungsmarke belegte. In dieser Angelegenheil waren nun verschiedene proceffuale Weiterungen durch Wideripruch von Seilen der St. sowohl, als auch durch Reklamationen der verchel. Berkowifl, nicht minder durch Sachwalter und Anträge entstanden; genug, im Spätsommer vor. IS. hatte Herr Rechtsanwalt E. einen gericht lichen Befehl auSgewirkt, nach welchem die Sache» aus der Wohnung der St. abgeholt werden sollte». Dies war jedoch schon vorher vo» Seiten des Herrn Berkvwitz geschehen, welcher nebst einigen Leuten bei der St. erschienen war und die Möbel weggeschasst halt«. Zu seiaer Entschuldigung nahm er zwar daraus Bezug, daß er nach der Mitlheilung seiner Ehefrau nicht anders hob« aouehmen können, al« daß die Beschlagnahme zu Gunsten anderer Gläubiger wieder ausgehoben und er zur Weg- »ahme der Möbel berrchtigl gewesen sei; allein nach dem Ergebniß d«r Beweisaufnahme aeiangte da- Gericht zu einer gegenthciligen Ansicht, indem e- die Verschuldung Berkvwitz' als erwiesen erachtete uad ans 1 Woche Gesänguiß erkannte. lll. Der Uhrmacher Oskar Hugo Frey auS Freiberg stand unter der Auflage der falschen Anschuldigung. Der Bäcker meister M. iu Sellerhausen hatte dem Angeklagten im Herbste v. I. eine Uhr zur Reparatur übergeben, dieselbe aber trotz wiederholter Erinnerungen nicht zurückrrhalten. Aergerlich darüber, begab er sich — eS waren mittlerweile etwa 4 Monate verflossen — um Mitte Februar d. I. unter Zuhilfenahme des Gendarmen in die Frey'sche Wohnung, machte hier kurzen Proceß und nahm, trotz Widerspruchs des Uhrmacher-, die zerlegten Theile der Uhr an sich. Hieraus beschuldigte nun Frey den Bäckermeister, derselbe habe ihn bei der fragliche» Gelegenheit mißhandelt; allein das Schöffengericht erkannte aus Freisprechung M.'s. Gleichzeitig deauncirle Frey den Gendarmen bei der königl. Amlshauptmannichast, allein mil gleichem Mißerfolge; ja eS entstand der dringendste Verdacht, daß Frey beide Anzeigen wider besseres Wissen erstattet und damit eine falsche Anschuldigung begangen habe. Dieses Vergehen wurde denn auch in der Verhandlung als erwieseu erachtet uad der Ange klagte Forcy in Gemäßheit von § 164 d»S R.-Str.-G.-B. zu 2 Monaten Gesänguiß verurtheilt. Der Gerichlshos bestand aus den Herren Landgerichts.SLthcn Lehmann (Präsid.), Obenaus, Siegel, Pros. vr. Blöding »ud Divis.- Auditeur vr. Pechwell; die Anklage führte Herr Staatsanwalt Häntzschel und Herr Staatsanwaltschaft--Assessor Berudt, die Ber- theidigung zu H Herr Recht-anwalt Heilpern. Ber»iit»ertli<«rr Nted-cimr Heinrich Iths« in kelptt». Für vr» «il>U-Ut»<L lir. Oscar Panl i» retvst«, ordnling, betr. die Aenderung des Statut- in Folge des RrichSqesetze« vom 18. Juli 1884, wurde einstimmig angenommen. Wir heben auS diesen Abänderungen folgende tyichtigeren hervor: 1) Neben dem seither bereits vorgeschriebenen RescrvesondS (statutarischer Reservefonds) ist die Errichtung eine- gesetzlichen Reservefonds geboten. Die Zinsen der Bestände des letzteren werden bei dea Betriebseinnahmen ver rechnet. 2) Dividenten, welche binnen 4 Jahren nach dem Fälligkeitstermine nicht erhoben worden sind, verfallen zu Gunsten der Gesellschaft, dürfen aber je nach Beschluß des Aussichtsralhes der Pension-- und Unterstützuugscasse der Gesellschaft über wiesen werden. 3) Die Generalversammlung kann alljährlich aus ihrer Mitte einen Actionair zur Prüfung derßBilanz, bevor dieselbe der Generalversammlung zur Genehmigung vorgelegt wird, bestellen. 4) das Stimmrecht der Stammactionaire und der Priori- täts-Stammactionaire in den Generalversammlungen ist gleich und gewährt der Besitz von 5 Actien eine Stimme. Kein Actionair darf mehr al« 100 Stimmen für sich und in Betretung Anderer führen. Diese Statutänderungen hatten sowohl Herr Präsident vr. Fries wie Herr Baurath Kohl in eingehender Weise erläutert und begründet. Schließlich wurden die turnusmäßig aus dem Aussichtsrathe scheidenden Mitglieder, die Herren Kumbruch (Kösen) und Voß (Gera) einstimmig wiedergewählt. Brrlitt, 1l. Juni. Mit großer Befriedigung vernehmen wir, daß der Bundesrath heute den Antrag seines Ausschusses angenom men hat, über die Anträge aus Einführung der Doppel währung zur Tagesordnung überzugehcn. Damit hat auch der zweite Factor der Gesetzgebung seine Ansicht ausgesprochen, und wir werden nun wohl endlich, was wahrlich an der Zeit ist. vor den bimetalliftisch Umtrieben Ruhe bekommen. Am 6. März dieses Jahres berieth der Reichstag den bünetallistischen Antrag von Schor- lemer-AIst und Genossen. Wie erinnerlich, verhielten sich die Ver treter des Bundesraths schweigend, ein Theil der CenIrumSmitgliedcr unter Windihorst aber stimmte gegen den Antrag, mit der ver nünftige» Begründung, daß in so wichtiger und weittragender Sache den verbündeten Regierungen der Vorgang zu überlasse» sei. Der Reichstag lehnte da-aus die bimetallistischcn Anträge ab. Die Hoff nung der Gegner unserer Münzvcrhältnisse beruhte nun noch aus den Entschließungen des Bundesraths, den sie mit Eingaben über schwemmen ließen, welche alle über einen Leisten geschnitten, von den verschiedenen Bauernvereine» »nlcrschricbe» wurden. Mit einer etwa« dreisten Zuversichilichkeit wurde verbreitet, Fürst Bismarck sei ein Gegner der Goldwährung und werde die Abschaffung derselben in die Hand nehme». Daß dies nicht der Fall sei, konnlc man aus der letzten Rede des Kanzlers über die Wührungssrage vom 19. Jn»i 1879 entnehmen. In Beantwortung der Anfrage, welche am gcnanntcn Tage die Abgeordneten Delbrück »nd Genosse» wegen der Eiiistcllnug der Silberverkäuse stellten, erklärte der Kanzler mit lebhafter Ent rüstung die von den Interpellanten ausgesprochene Vermuthung, daß eine Aenderung des Münziystcms geplant sei, für eine ganz grund- und anholtloft Verdächtigung seiner Absichten. Zum Beleg dessen führte er an, daß er nach dieser Richtung hin noch nicht einmal eine Anfrage an den preußischen Finanzminister, die doch ,cder Umfrage bei den verbün deten Regierungen vorausgehen müßte, gerichtet habe, was doch der erste Schritt in dem vorausgesetzten Falle sein würde. Dabei erklärte der Reichskanzler, daß Zweifel über den Bestand unserer Münz gesetzgebung schädlich aus unscrn Credit einwirken müßten, und bedauerte au- diesem Grunde daS Einbringen der Jnlerpcllation Delbrück, die im Ausland« den Glauben erregen könne, als hielten einflußreiche und yut unterrichtete Männer in Deutschland unsere Währung durch die verbündeten Regierungen sür gefährdet. In- zwischen ist wahrlich Nicht- geschehen, was von der Bortrcfflichkeit der Doppelwährung hätte überzeugen oder unsere Währung sür schlechter erscheinen lassen können. Und so bat den» Fürst Bismarck mit Recht die Angelegenheit alle Stufen der gesetzgeberischen Be- Handlung durchwachen lassen, indem er auch den Bundesrath zu einem Beschluß aussorderie. Derselbe ist gegen die Dopvrlwähruug au«g-saklcn, und so wäre nach der einen Seite die Währungssrage zur Ruhe gebracht: unsere bestehende Münzgesetzgebung wird nicht geändert. Die wirklich noch vorhandene Frage aber, die nach der Vollendung unserer Münzreform. bleibt bestehen. Wenn auch die gewerbsmäßigen Verfechter des Silbers ihr Treiben begreiflicher, weis» selbst nach dem BundeSrathsbeschliiß nicht ausgeben werden, so ist dcch zu hoffen, daß die wissenschaftlichen Anhänger der Doppel- Währung, die überhaupt nur mit einiger Zurückhaltung in die Bewegung eingegriffen hatten, ihre Sachkemitniß nunmehr wieder in den praktischen Dienst der Reich-Politik stellen und an der Lösung
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