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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188507074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 3780-3781 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-07
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1885
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Erscheint täglich früh «V. Uhr. Ae-arlisn «kt Lrprdvisn JohanneSzaffe 8. Sprechstunden der Uedarlton. Vormittag« 10—18 Uhr. Nachmittag« 5—L Uhr. g»r »H «ii«,-d> «m,r1»i>»lkr vi-ooicrw«, »>« >!e»»ctr«» »Hl »crtzurtllH. >«»atz»e »er für »te nä»ftf«>>e«»r -lummer bestimmten Inserate an S«che»ta»r» d>s 3 Uhr Nachuntlag«, au Sonn- u»v Festtagen früh btSUtzr. 3« den Filialen für Zns.-^nnahme: Ltto Klemm, UniversitötSstraße 1. Laut» Lasche, Katharineustr. 83, p. nur di» '/.L Uhr. nWgtr.TagcbM Anzeiger. Organ für Politik, LocalMichte, tzandels- und Geschäftsverkehr. 188. Amtlicher Thetl. Vekanntmachung. Der neu angelegte Fußweg, welcher aus dem Streildamm und aus dem rechten Ufer der Pleiße nach Connewitz führt, ist fertig gestellt. Indem wir denselben dem Verkehr Über geben, machen wir bekannt, daß daS Betreten der Damm böschungen. sowie da» Befahren des DammcS mit Kinder wagen bei Geldstrafe bi« 15 oder entsprechender Haft verboten ist. Leipzig, den 4. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. — vr Georgi. Hentschel. Garten^verpachtung. Don den Gärten aus der der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen, an der Eutritzscher Straße gelegenen Parzelle Nr. 2707 der Stadtflur sollen folgende z. Z. an Frau verw. Gärtner Fischer verpachtete Abtheilungen, nämlich Skr. 27 von 770 qm > : 29 : E : Släch-ng-halt, - 30 - 934 -1 von» L. Januar L88V an gegen einhalbjckhrltche Kündigung Douner-tag, den S. Juli d». IS., Vormittags LL Uhr aus dem Rathhause, 1. Etage. Zimmer Nr. lS, an die Meistbietende« anderweit verpachtet werden. Ebendaselbst auf dem großen Saale liegen die Der- Pachtung«- und VersteigcrungSbcdingungen schon vor dem Termine zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 23. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Slöß. DckMntmalhung. Die Herstellung verschiedener Trvttoirubergängc mit Schlackengußsieinen soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werben. Die Bedingungen und Zeichnungen slir diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaus, ll. Etage, Zimmer Nr. 14, aut und können daselbst eingesehen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Trottoirübcrgänge" versehen ebendaselbst und zwar bl» zum 15. Juli d. I. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 3. Juli 1885. DeS Rath» der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Vkkanulmllchllng. Die AuSsUbrung mehrerer kleinerer Trottoirlegungen und zwar von der Barfußmühle bi» zur AuSmündung der Promenadenstraße, von letzterer bis zur Lesstngbrücke und an der AuSmündung der Goethestraße in die Bahnhosstraße soll an einen Unternehmer in Accord ver dungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RalhhauS, ll. Etage, Zimmer Nr. 14, au- und können daselbst eingesehen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Lrottoirlegung an der Promenadenbrücke und an der AuSmündung der Goethestraße in die Bahnhosstraße" versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 16. Juli, Nachmittag» 5 Uhr, cinzureichen. Leipzig, am 4. Juli 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Devutation. Pekanntmachnng. Auflage LS,LV0. .Xbonnnnrn1»Prri» Viertels. 4'/, incl. Brtnaerwhn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzeln, Nummer >0 Ps. Belegexemplar 10 Pt. Sebüdren iiir Extrabeilage» lin Tageblatt-Format gesalzt) ohne Bostbesörberuug 39 Mk. »Nt Postbesörderung 48 Mk. Zuserate 6gespaltene Hetitzeile 20 Ps. Gröbere Schriften laut uni. Vreieverzeichaiß. Tabellarischer u. gisicrniatz nach Höhen» Tons. Aeclainrn »ater dem Redactionsstrich di«4grfpalt. Feile SO Ps., vor den Fam > liennachrichten die 6gespaltene geile 40 Ps. Inserate sind »els aa die t-xpeS>tl«U za senden. — Rabatt wiro mcht gegeben. Zahlung pra^uumeriull o ober durch Post- aachnahüie. Dienstag den 7. Juli 1885. 78. Jahrgang. Vekanntmachung. Zur Bewerbung um da« »eugegründete Dtakonnt zu Linvenau wird hierdurch mit dem Bemerken anderweit ausgeforbert, daß dasselbe nicht, wie in unserer Bekannt machung vom 23. vorigen Monat- angegeben ist, außer der freien Amtswohnung nur mit 2100 sondern mit 24VU Mark Gehalt au-gestattet ist und Bewerbungs gesuche unter Beifügung von Zeiigniffen bi» zum 18. laufenden Monats bei unS einzureichen sind. Leipzig, den 3. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. Don dem Unterzeichneten Arnienamte sollen im Stadt hause allhicr (Eingang Mühlgaffc Nr. 7) Freitag, den kO. Juli ». Vormittags von 8 Uhr an, einige AleidnngSstücke, Möbel, HanS- und Kiichcngeräthe, eine silberne Schnupftabakdose. Taschenuhren, Betten und dcrgl. mehr meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 6. Juli 1885. DaS Armenamt. Ludwig-Wolf. Junghkthnel. WiWUiiün ninili liiilng. Mestoblen wurden aUbier eriiatteker Anzeige zufolge: 1) Tine goldene Tamen-b'HIiiiSci»hr mit der Nummer 32052 ldie Rückseite ist clwcis eingedrückl) liebst turzcr Talmikette mit zwei Quaste», aus einer Wohnung in Nr. 1 an Löhr's Platz, vom 1. bis 15. Mai dsS. I.; 2) ein vierrädriger Handwagen mit Leiternaufsatz und mit Brettern ausgelegt, in der Liebigstraße, am 27. dsS. Mts.; S) ein Lommeriiberzieher von grau-schwarz- und roth- melirtem Stoff, mit schwarzem Sammetkragen. grüngranem Futter, zwei Seiten- und zwei Brustlaschc» und einem Billettäschchen. ein schwarzer runder Filzhul mit braunem Futter, au- einem Gast- local am Roßplatz, am 28. dsS. Mts.; 4) eine silberne Tauic» - (shliiide» ulir mit Goldrand und ge- riester Rückieite, in der Mitte ist ein Blumenkärbchen eingravirt, nebst schwarzer Jetkctte mit ebensolchem Medaillon, aus einer Wohnung i» Nr. 85 der Weststraße, am 2. dss. MtS.; 5) eine tombakne isylinderuhr mit Secnndenzciger (im Innern de- Deckels ist der Buchstabe „ll" eingekritzelt), aus einer Wohnung in Nr. 26 der Sebasimn Bachstraße, am 3. dss. Mts.; 6) 63 ./< in 3 Zwanzigmarkstückeii und einem Fünsmarkschein. auS einer Wohnung in Nr. 18 der Nicolmstraße am 21. vor. Mts.; 7> ein olivensarbiger Tommcr Überzieher mit einer Reihe überspanneuen Knöpfen, verdeckter Batterie und schwarzem Futter. Im Henkel befindet sich der Name..Mlilberß,", ans einem Gastlocal «n Nr. 8 d.-r Roscittlmlzassi-, vom 3. bis 4. oss. Mts.; 8> drei ausländische Vögel »nd zwar zwei Eardinüle und einer mit gelbem Gefieder und rotbein Schnabel, au- einem Garten in Nr. 16 der Lessnigstroße. vom 3. bi« 4. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Arg«, stände oder Len Thäter sind ungesäumt bei unserer Lriminal Abtbeilung zur Anzeige ,u bringen. Leipzig, am 6. Juli 1885. D«S Vdltzei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. K. Vekanntmachung. Die Herstellung eines Fußwege» auS Mosaikpflaster auf dem Roßplatze soll an einen Unternehmer in Accord ver dungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RatbhavS, ll. Etage, Zimmer Nr. >4. aus und können daselbst eingcsehen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Mosaikweg aus dem Rvßplatze" versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 15. Juli 1885, Nachmittag- 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, am 3. Juli 1885. DeS RathS der Stabt Leipzig Straßenbau > Deputation. Nichtamtlicher Theil. Die Cholera in Spanien. Die Cholera tritt in Spanien in diesem Jahre mit einer unheimlichen Gewalt ans. 1354 Erkrankungen und 664 Todes fälle in einem Tage sind Zahlen, welche einen Begriff von der Bedeutung der Seuche geben. In Aranjuez erkrankten in drei Tagen 700 Personen an der Cholera und 367 starben daran, da- sind Ereignisse, welche die de» vergangenen Jahre in Ncapel tief in den Schatten stellen, denn Aranjuez hat nur etwa 9000 Einwohner, von welchen bereit« Über vi« Hälfte die Stadt verlassen hat. Die Leichen bleil<m auf der «traße liegen, weil e- an dem zur Beerdigu.. , nöthigen Personal fehlt. Angesicht» dieser hochernsten Lage fetzte König Alsonso alle Rücksichten auS den Augen und fuhr, ohne seine Absicht kund zu geben, mit dem Frühzuge am 2. Juli nach dem schwer heimgesuchten Orte, nur von einem Adjutanten begleitet. Erst zwei Stunden nach seiner Abreise erhielten die Königin und der Minister präsident Canovas del Castillo die briefliche Anzeige von dem Geschehenen, der letztere in folgender Form: „Ich gehe nach Aranjuez, wo die Seuche an meinem eigenen Herde Einkehr gehalten hat; zürnen Sie mir nicht; nicht« isi natür licher, alS daß ich zu meinen Soldaten, zu meinem Volke eile, welches so schwer heimgesucht wird. Ihr wohlgeneigter Alsonso." Der König hatte diese- Mal ein anderes Mittel gewählt, um zum Ziele zu kommen, er sah vorau-, daß die Minister wiederum Einspruch erheben würden, wenn sie von seiner Absicht, nach Aranjuez zu gehen, Kenntniß erhielten, deshalb handelte er auf eigenen Entschluß, ganz wie vor zwei Jahren, al» er trotz Le» Abratben» seiner Minister nach Homburg reiste. Und der Erfolg hat gezeigt, daß der König da- Nichtige getroffen batte. Die Deputirten- kammer hob die Sitzung unter Hochrufen auf den König auf, als sie erfahren, waS er gelhan, und bei seiner am Abend er folgten Rückkehr empfing ihn eine große Volksmenge aus dem Bahnhof und begleitete ihn unter Hochrufen nach dem Schloß. Noch wicderbolt mußte sich der König auf dem Balcon zeigen, bevor sich da- Volk beruhigte. Man ersieht daran», daß die Minister nicht im Sinne de- Bolle» handelten, al» sie den König durch Stellung der CabinelSsrage von dem Besuche in Murcia abhielten, die persönliche Anwesenheit de- König- an den hauptsächlich von der Seuche gefährdeten Orten wirkt denn doch weit durchgreifender und nachhaltiger, al- da- Er scheinen der Minister an diesen Orten. Allem Anschein nach ist nunmehr die Ministerkrisis vollständig beseitigt, und zu dem ohnehin schweren Unglück gesellt sich nicht noch eine politische Schwierigkeit, welche bei dem leicht erregbaren spanischen Volk-charakter von ganz unberechenbaren Folgen sein könnte. De» König- Anwesenheit in Aranjuez galt in erster Linie der dortigen Garnison, er wollte sich persönlich davon über zeugen, ob auch Alle» geschehe, um die Gefahr, in welcher sich die Soldaten befinden, zu vermindern, vor allen Dingen wollte er dafür Sorge tragen, daß sie au» den verseuchten Kasernen entfernt würden. Don Alsonso hat eine seiner Hauptaufgaben darin erkannt, die Armee zu reorganisiren und ihr den Geist der König-treue und MannSzucht einzu- flößcn. Wie er di« meuterischen Ofsiciere und Untcrofsiciere erschießen ließ, welche mit Zorilla gemeinschaftliche Sache machten, so trägt er jetzt mit seinen Soldaten gemeinsam die Gefahr, welche ihnen die Cholera bereitet, so wie er sie im Jahre >875 gegen die Carlisten führte und dem Tode, den ihm eine feindliche Kugel bringen konnte, muthig entgegen fab. Solche Haltung macht Eindruck bei der Armee wie beim Volke, man fühlt, daß ein energischer, seiner Pflichten und Rechte bewußter Mann an der Spitze der Regierung steht und dadurch erhält die ge- sainmte Lage eine festere Gestalt. Man hört jetzt in Spanien nicht- mehr von den extremen Parteien, Castclar hat seinen früheren Einfluß auf da» Volk vollständig eingebüßt und bei allen Parteien waltet da» Vertrauen auf den gulen Willen und die Kraft de- König», Spanien aus seinem Elend auszurichten, vor. Auch da» ist besonder- bezeichnend für die Zustände Spanien-, daß die Geistlichkeit sich nicht vordrängt, wie zur Zeit der Jsabella. König Also»» sucht zwar gute Beziehungen mit dem Papste zu erhalten, aber er vernachlässigt auch da» Königreich Italien nicht. In dem Streite, welchem Cardinal Pitra seinen Namen geliehen hatte, sind die spanischen Bischöfe, welche im »Siqlo suturo" gegen daS Ministerium Canovas eiferten, vom Papste selbst verleugnet worden. Leo XIII. ist zu klug, um nicht «nzu- schen, daß König Alfons sich die politische Haltung nickt vom Papne verschreiben taffen kann. Diese Freimachung von dem bestimmende« Einfluß der Geistlichkeit ist in Spanien etwas so Neues und Uncrhörles, daß schon dadurch allein ein großer Fortschritt erzielt ist. Der deutsche Kronprinz ist dem König Alsonso bei seinem Streben, di« rechte Mitte zwischen den religiösen Bedürfnissen de» spanischen Volke» und den durch die Politik bedingten Nothwendigkeiten zu halten, in der vollkommensten uud zweckmäßigsten Weise zu Hilfe ge kommen, und hat dadurch die gedeihliche Fortentwickelung de» spanischen Staat-wescn» nach den Anforderungen der Gegen wart wesentlich gefördert. Die Krisi», in welcher Spanien damals schwebte, ist glücklich überwunden und der Minister- Wechsel hat fick ohne Störung vollzogen. Heute sind Con- servative und Liberale in Spanien darüber einverstanden, daß die Monarchie die allein mögliche Staattform in Spanien ist und daß auch di« Sache der Liberalen in ihr die beste Stütze hat. Die große Regsamkeit, welch» bei alle« europäischen Mächten herrscht, die Spannung, welche Fragen von der Bedeutung der russisch-engliscken und der egvptischen erzeugt haben, hat bi-ber die Bedeutung de» Umsichgreifen- der Cholera in Spanien nicht hinreichend zur Geltung kommen lassen, obwohl Frankreich nicht versäumt hat, zweckdienliche Vorsichtsmaß regeln zu ergreifen. Spaniens geographische Lage ist der Art, daß die Gefahr der Einschleppung der Seuche von dort nach dem übrigen Europa weniger dringend erscheint, al» in Frankreich. Der Verlauf der vorjäbrigen Choleraseuche hat gezeigt, daß Italien und Spanien zunächst in Mitleidenschaft gezogen wurden vorläufig ist die Seuche aus Spanien beschränkt geblieben, aber die Verbreitung auf die benach barten Länder ist nicht au-geschlossen und wiederum ist e» Italien in erster Linie, welche» dieser Möglichkeit au-gesetzt ist. Man ist jetzt in der Hauptsache darüber einig, daß Abschließung-maßregtln nicht auSreichen, «m die Uebertragung der Seuche auf ander« Gegenden zu vermeiden. Ausräucherungen und Quarantänevorschristen sind wohl lästig, aber nicht zweckmäßig, worauf e» ankommt, sind Einrichtungen, welche die Verderblichkeit der Seuche an Ort und Stelle mildern. Wären Marseille und Toulon, Neapel und Genua den hygieinischen Anforderungen entsprechend gebaut, dann würde die Seuche in diesen Seestädten nicht so verheerend ausgetreten sein, wie im vergangenen Jahr« ge schehen. Ob in Murcia und Aranjuez dieselben Momente in Betracht kommen, isi noch zu ermitteln, bisher ist darüber noch nicht» in die Oeffentlichkeit gelangt. Da» neue Mittel, welcbe- vr. Fcrran erfunden hat. um die Wirkungen der Cholera «^»schwächen, muß erst noch weiter erprobt werden, bevor man darüber ein Urtheil abaeben kann, die bi«herigen Ergebnisse haben wenigsten« di« Thatsache außcr Zweisel gestellt, daß überall eine Abnahme der Todesfälle eingetreten ist, wo die Impfung angewendet wurde. ES bleibt zu hoffen, daß sich die Seuche von Spanien au- nicht auf da- übrige Europa verbreiten wird. In Madrid ist di« Seuche bisher in sehr geringem Maße ausgetreten, dagegen sind die in Aranjuez beobachteten Thatsachcn der Art, daß sie eine weitere AnS- breituug der Seuche nach Norden sehr wahrscheinlich mache», fall- nicht besondere örtliche Ursachen ermittelt werden, welche die Maffenerkraiikungen und Todesfälle in Aranjuez erkläre». Es ist selbstverständlich, daß auch in Deutschland Alles geschehen wird, um dem Eintritt der Seuche bei un« entgegenzuwirken. ? Leipzig, 7. Juli 1885. * Der .Reich»- und Staats-Anzeiger" enthält folgende, weite Kreise angehende Mittheilung: „An da» AuSwärtige Amt gelangen zahlreiche Gesuche, deren Er ledigung zur Zuständigkeit der kaiserlichen Consulate gehört und die deshalb zweckmäßiger unmittelbar an da- betreffende Consulat zu richten wären. Nach dem ConsulatSgesetz sind die kaiserlichen Consuln berufen, den Angehörigen der Bunde»- staaten in ihren Angelegenheiten Rath und Beistand zu ge währen. ES steht deshalb jedem Reichsangehörigen frei, sich unmittelbar mit seinem Gesuch an da- zuständige Consulat zu wenden. DaS Auswärtige Amt ist weder verpflichtet, noch bei der vorhandenen GeschästSlast in der Lage, der gleichen zum amtlichen Wirkungskreis der Consuln ge hörende Gesuche zu beantworten oder zu prüfen: e- kann dieselben höchsten» an da» zuständige Consulat be fördern, und e» geht dem Bittsteller hierbei die jenige Zeit verloren, welche bei einer umfangreichen Behörde auf die geschäftliche Behandlung der einzelnen Sache verwendet werden muß. Ueber die im Auslande bestehenden Consulate de» Reiches und die Abgrenzung ihrer Amtsbezirke gewährt da« alljährlich durch da» Auswärtige Amt veröffent lichte und im Buchhandel erscheinende „Verzeichniß der kaiser> sich deutschen Consulate" den erforderlichen Aufschluß DaS> selbe wird sich im Besitz der meisten Behörden befinden, so daß auch von diesen in schneller und zuverlässiger Weise wird Auskunft erlangt werden können." * DaS in Wien erscheinende österreichische .Armeeblatt widmet dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen folgenden warmempfundcnen Nackruf: „Prinz Friedrich Karl von Preußen, General-Fcldmarschall, General- Jnspectcur ,c.. ist am 15. Juni 1885 auf dem Schlosse Glienicke bei PolSdam gestorben. Mit ihm starb einer der größten unter den jetzt lebenden deutschen Heer- führern! Er besaß alle Eigenschaften, die bei einem Feld- Herrn vorhanden sein müssen. Er war Feldherr und Soldat zugleich und füllte überall vollauf mit seltenem Pflichtgefühl seinen Platz auS. Durch säst 50 Jahre der preußischen Armee angehörend, hat er in 49 größeren »nd kleineren Actionen mitaekiimpst und vergoß ganz jung schon sein Blut für Preußens Waffenebre. Um Hochdensclbcn trauern sein greiser Oheim, <Se. Majestät Kaiser Wilhelm, da- königliche Hau-, die preußische Armee, der er sein ganzes Dasein gewidmet hatte, und sein Vaterland. Die österreichische Armee tbeilt in treuer Kameradschaft den Schmerz der preußischen Kampfgenossen um den Verlust deS Feldherr,,, unter dessen Obercommando sie 1864 gesochten; sie verliert in dem dahingeschiedenen Prinzen den letzten ausländischen Commandenr de» Militair-Maria-Tberesia-Orden- und trauernd löscht sic den erlauchten Nanien eines.tapferen und glücklichen Heerführers aus der Reibe ihrer Oberst,Ji,Haber." — Wie der französischen, so hat Prmz Friedrich Karl auch der österreichischen Armee al» siegreicher Feldherr einst gegenüber gestanden. Welch' Unterschied aber zwischen dem ehrenden Nachruf, welchen da» österreichische militairische Blatt dem dahiiigeschiekeiicn Prinzen widmet, n»d dem von Paris, von leitender Stelle au», einem französischen Botschafter crtheilten Befehl, selbst de«' äußeren Zeichen» der Trauer um den Feind Frankreich» auf jeden Fall sich zu enthalten. * Nur Braunschweig erfährt die »Nationalzeitung", daß die Verhandlungen der Jntestaterben de- Herzogs Wilhelm von Braunschweig mit dem Herzog von Cumbrrland aus einer zu Daruisladt abgehaltenen Zu sammenkunft der Bevollmächtigten durch einen Vergleich zum lbschluß gebracht sind. Ter Abgeordnete vr. Windthorst vertrat auch bei dieser Gelegenheit de» Herzog von Cumbrrland, während die Recht« der König« von Sachsen durch den Justizrath Oehme au» Leipzig wahracilommcu wurden. Als Bevollmächtigter der vier Jntestatcroen, nämlich der Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen, der Herzogin von Hamilton, der Herzogin Map >n Bavern und deS Prinzen Alexander von Hessen und bei Rhein, fungirte Jnstizralh Lotheissen von Darmsladt. Der Ausgleich ersolgte durch Gewährung einer sofort zu erlegenden Ahfindungssumine, wogegen die Präten denten ans Anfechtung de» Testament» des Herzogs von Braunschweig verzichteten und die eingesetzten TestamentS- rrben, den Herzog von Cumberland und den König von Sachsen, atS gütig zur Erbschaft berufen' ausdrücklich an erkannte». Die VergleichSurkunte wnrde von den Bevoll mächtigten unterzeichnet und sind die beglaubigten Ratification«» urkunden sofort ausgewechselt worden, lieber die Höhe der stipulirten BergleichSsnmme variiren die Angaben, doch bewegt sich dieselbe, wie mit Bestimmtheit anzunehmen ist, zwischen ein bi» zwei Millionen Mark; dieselbe wird ohne irgendwelche Steuern und sonstig« Abgaben baar entrichtet. * Dem Vernehmen der „Berliner Politischen Nachrichten" zufolge hat der Herr Reichskanzler am Freitag den Ver trag mit dem Norddeutschen Lloyd in Bremen wegen der Dampf-rsubvention vollzogen und soll Blissingea «l» Anlauf-Hasen bestimmt worden sein. * Der BundeSratb hat in den Grenzen de» ihm zv- stehenden BerordnungSrechtS Bestimmungen getroffen, durch welche die Verbüßung von Gesängniß- und Zuchthausstrafen geregelt wird, insofern eine Mehrzahl von Bundesstaaten bei der Vollstreckung solcher Strafen betheiliat ist. Die Ver fügung des Bundesraths erweckt, so schreidt die »Kölnische Zeitung", die Erinnerung an ein« Materie, welche in früheren Jahren gewissermaßen zum eisernen Inventar der politischen TageSfragrn gehört«, in letzter Zeit aber säst gar nicht mehr erörtert worden ist. nämlich die Frage eines allgemeinen deutschen StrasvollzugSgesetze». W>e man weiß, finden sich im Gefäncmißwesen Deutschland» die buntesien Mannig faltigkeiten, nicht nur, wa» die einzelnen Staaten anlongt. sondern sogar in einem und demselben Bundesstaate, namenmch in Preuße», wo die Gefängnisse, die unter der Aussicht de« JustizministcrS stehen, einige nicht unwesentliche Abweichungen von den entsprechenden Anstalten zeigen, denen da» Ressort de» Ministeriums de» Innern vorgesrtzt ist. Hier eine zweck mäßige Einheitlichkeit der Normen herznstellen, ist von de» Begründung deS Reichs an als eine der dringlichsten und lohnendsten Aufgaben der Reichsgesetzgebung betrachtet worden, aber leider hat eS trotz aller ' theoretischen Übereinstimmung bisher nicht gelingen wollen, der guten Absicht auch die That folgen zu lassen. Es steckt ein gut Stück ParticularismuS in dem Widerstreben einzelner Bundes staaten gegen die Reform. Wenn man sich überhaupt einmal an cineZusammeiistellunq all'der Fragen machen wollte, in denen die Reichsgesetzgebung stockt, weil die Comvetcnzen der Einzel staaten angeblich oder wirklich durch dieselbe tangirt werden könnten, so würde man zu ganz seltsamen Resultaten kommen. DaS SlrasvollzugSgesetz wird nicht i» Angriff genommen, weil die Mittelstädten cpponiren; die Reform der Militairproceß- ordnung unterbleibt, weil die gefährlichste Specie« de» Parti- cutariSmuS, nämlich die preußische. Anstoß an dem Verzicht aus die Gondergesetzgebung Preußens nimmt. Die Liste könnte leider noch Weiler fortgesetzt werden. E» wird immer davon gesprochen, daß der Wille der Eiuzeistaaten unter der überragenden Wucht der Ccntralgewatt in seinen Absichten und seinem Wirken schwach, wenn nicht ohnmächtig geworden sei; besonders La» Centrum und seine heimlichen und offenen particularisrischen Freunde ans dem Lager der Reckten ver stehen in dieser Beziehung die Kunst der Schwarzmalerei gründlich genug. Die kurz- Auszählung, die wir gegeben, sollte geeignet sein, den MytbuS zu zerstören. Die Einzel staaten haben in einem gewissen Grade die Fähigkeit mit der Initiative, im Guten, wie im Schlimmen, verloren, aber daß sie durch passiven und activen Widerstand sich thatkrästig genug erweisen können, lehrt der Augenschein. * Wie auS Alexandrien gemeldet wird, erging seitens de» Kbedive an den KriegSminisicc die Weisung, eine Liste jener Personen vorzulegcn, welche in Folge ibrer Verurtheilung wegen Theilnahme au dem arabistischcn Aufstande in Ver bannung lebe». Die verlautet, beabsichtigt der Kbedive an läßlich de» bevorsiebenden sechsten JahrcslagcS seiner Thron besteigung eine ziemlich auSgedebntc Ainiiestie zu erlassen. — Einer weiteren Meldung zufolge ist einer der bekanntesten eghptischen Staatsmänner, Nagheb Pakcha, in Kairo ge storben. Derselbe war wiederholt Minister und zuletzt nach den Alexandriner Ereignissen Ministerpräsident bis zur Bildung deS CabinctS Schcris-Niaz. Der Verstorbene hinterläßt ein bedeutende» Vermöge». * Wie man an» Sofia berichtet» befinden sich die Koryphäen der ost-rnmelischen „liberalen" Partei gegenwärtig in der bulgarischen Hauptstadt. Sie haben unter Zuziehung ibrcr GesinnungSgcnon'en bisher drei geheime Be- ralhuugcn abgehalten, an welchen auch der Minister-Präsident Karawelow tbeilgenommen haben soll. Man will wissen, daß ein ActionS 9> -ramm vereinbart worden wäre und Karawelow zugesagt ha . - Partei könne aus die energische Unterstützung Bulgarien -n. Weiter wird aus der bulgarischen Haupt stadt geo < Au, ausdrücklichen 'Wunsch deS Fürsten Alexano Hab--, sich der Minister-Präsident Karawelow und der Kr irr Prinz Cantacuzene nach Küstendil begeben, um dic ^ i -treffend da» Verschwinden von Waffen au» de», T<r l in diesem Orte, persönlich zu untersuchen. Von Küstend.l werden sich die Minister uacd Dupnitza begeben, um sich über die Situation an der bulgarisch-makedonischen Grenze zu informiren. * Französische Blätter verzeichnen Gerüchte über eine Verschärfung des Stande» der afghanischen Angelegen heit und bringen selbst Alarm-Nachrichten, wonach Rußland sich aus» Aenßerste vorbereite und nvlhigenfall» mit 260.000 Ccmbattanten und >50.000 Reserven gegen Indien mnrschiren würde. Dagegen wird de/ „Neuen Freien Presse" auS Paris aus Grund angeblich guter Informationen ver sichert, daß man in Rußland, ohne gegenwärtig an extreme Mittel zu denken, gesonnen sei, di« asgyanische Angelegenheit
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