Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188405127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840512
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840512
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-12
- Monat1884-05
- Jahr1884
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.05.1884
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- Erscheist täglich früh 6'/,Uhr. Ket«k1lo» und Lrpkditlo» Johannc-gasse 33. Aprechliundeu drr Krdortion: Bormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» S—8 Uhr. i «»»««de rtugelaudirr ManuIcrIMe »acht sich t>» Act««»» »ich! »erdindlich. KiWger.TWMaü A,,«tz»e »er sür »i« «S«sts»l,,,de N»»»er »efttmmte« Inserate an Dochentose« »t« t lldr Nachmittns», «« Gau»»««» girstlagcn früh »io '/,S Uhr. 2» drn 4Uiale« str Jus.-Annahme: Otto Klemm, UniversttätSstrabe 21, Lauts Lösche» Katharinrnstraße 18, «ur »t» ',.3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschime, Handels- und Geschäftsverkehr. Meß-Auflage LSF««. Lt>o»ne»r»t»prei« viertelj. 4'/,. tuet. Brtngerlvtz» » VL. durch die Bost de tage» 6 ML Jede einzelne Nummer 20 Vs. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) »tzur Lostbesördernag 39 Mk. »tt Vostbesürderung »8 Mt. Inserat» 6aespaltkne Petitzeile 20 Pf. Größere Schrlsien laut uulerem PreiS- verzeichulß. Tabellarischer u. Ziffernsatz »ach hoher» Taris. Kerl«»»» unter de« Kediktiouoßrich die Svaltrriie öO Bs. Inserate sind krr» an die Gxprdttia» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraeuumerulliio oder burq Post- uachnahme. 133. Montag 12. Mai 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. -n der Zeit vom 21. bi» 2S. Aprll 1884 erlangte« da» hiefioe Bürgerrecht: Albrrcht, Gustav Adoff, Fleischermeister. Beck. Friedrich August. Gerichtsschreiber. Vöttgrr, Johann Heinrich, ktadtorchestermiiglied. Tiaru«, vr. msü. Ernst August Albrecht, praktischer Arzt. Diersch. Friedrich August, Privatmann. Lumaut, Bernhard Emil, Kousmana. Grrtzgaua, Bruno Max, Gerichtsvollzieher. Getgeumnller, Wilhelm Hermann. Polizeiamt»Gtegistrator. Gerhardt. Earl Heinrich, Forstausseher. Gerste«, Friedrich Hermann, Expedient beim Amtsgericht. Hautzsch, Arthur Rudolph, Privatdocent und Assistent an der Universität. Hemttg, Friedrich August, Fleischer, veuiiig. Iolmun Earl, Stereotypeur. Hoffman», Gustav Felix, Bankbeamter. »letuert, vr. Johann Earl Eduard, Lommiffar. Knöklrr, Ernst Paul. Xyloqraph. Kühler, Friedrich Bernhard, Tischlermeister Kratzt, Feodor Max, Agent. Letz««««, Earl Theodor, SrundstückSbesttzer. Ltudnrr, Paul Benjamin, Aönigl. Dammmrister. Litt»««», August Balduin, Theatersecretair a. l?. Mögt, vr. pkil. Eugen, Lehrer. Müler, Gustav Albert. Lithograph. Müler, Paul Theodor, Prokurist. Vortmon«. Guido Johannes. Tischlermeister. Kcißtzanrr, Earl Hngo, Lassenbote. Nostberger, Heinrich Louis. Architekt. N«d«lph, Friedrich Gottsried, Botenmeister. Echtster, Friedrich Louis, Lithograph. Echmidt, Vr. weck. Julius Arnold Clemens, Assistenzarzt. G«h»etder, Adolf Theodor, Bnreau-Assistent bei» Latserl. Post» Amt. Eeidel, Ernst Wilhelm, Eisenbahnassi statt. Ginger, Heinrich Gottlirb, Referendar. Steuer» Friedrich Wilhelm, Maurermeister. Stein deck, Oscar, Gerichtsvollzieher, ktockmann, Gustav Adols, Gerichtsschreiber. Ltohtt, Larl Gustav, Gerichtsschreiber. 'st, Hermann Adolf, AmtsgerichlS-Expedient. . land, Wilhelm Ednard, Droschkenaufseher. Veitzemüllcr, Larl Reinhold, Lehrer. Wcikftog, Friedrich Loui», LandgerichtSdieuer. Wtenuer, Carl Wilhelm, Lulturtechniker. In Nr. 123 vom 2. Mai nuiß e» in der Beia..tttmachun^ über stattgesundene'Bürgervcrpflichtungen anstatt: Küh»^ Larl Robert, UuiversitätS-Quüstor, sitzen: Kühn» Larl Robert, UniversitätS-Onästur-Asflstent. Vekannlmachullg. Da» gsretbad am Kopswetzr wird am 18. lausenden Monat» eröffnet. Die Beaufsichtigung desselben haben wir auch in diesem Jahre Herrn Fischermelster Earl Wtlhel« Met-aer übertragen. Für Benutzung de» Bade» gelte« die vnter D nach stehenden Borschriften. Leipzig, drn S. Mai 1884. Der Rath der Stadt Leipzig vr. Georgi. Kretschmer. G 1) Die Anstalt kann in der Zeit von Morgen» 8 bi« Mittag« 1'/, Uhr und von Nachmittag» 3'/, Uhr bi» zum Dunkelwerden unentgeltlich benutzt werden. 2) Die tägliche Schlußzeit wird durch zwei Zeichen mit der Glocke angegeben. 8) Nach dem ersten Zeichen wird Niemand mehr eingelassen, »ach de« »weiten haben die Badenden sich sofort an« den Bassin« »ud sodann mit möglichster Beschleunigung aus der Anstalt zu entferne». 4) Erwachsene werden in das Bad »ur gelassen, wenn sie mit Badehosen versehen sind. 8) Die Perron», Brücken, Aus- und Aakleidestellen, Bassin» und sonstigen Räumlichkeiten der Anstalt dürfen in keiner Weise verun reinigt «erden. 6) Niemand darf de» Ludere» bespritzen, untertanche» oder sonst belästigen. 7) Alle« «nnvthige Schreie», Lärmen und Heru«la»sr« t» der Anstalt ist »ntersagt. 8) Abwaschungen mit Seife dürfe» nur an de« dazu bestimmte» Orte vvrgenommen werden. 9) Da» Ein« und Au-steigen darf nur auf den Treppe» geschehen. 10) Die jedesmalige Benutzung der Anstalt ist «nf die Dauer einer Stunde beschränkt. 11) Da» Mitdringen von Hunden in bi« Anstalt ist verboten. 12) Da» Betreten der Rasen böschungen, da» Uebersteigen der BarriSren und da» Baden in de» Zu» nud Abflußgräben ist nutzt gestattet. 13) Jeder Besucher der Anstalt hat dem Aufseher aus dessen Ver langen seinen Namen und Stand, sowie seine Wohnung zu uennea. 14) Den Anordnungen des Aufsehers ist unweigerlich Folge zu leisten. 1b) Widersetzlichkeiten gegen denselben oder Zumtberhandlmigen gegen diese Bonchrlftcn werden mit Gelbsten e oder Hast, oder auch mit dem Berbote fernerer Benutzung der Anstalt geahndet. Vrkauntmachuns. Zu der Auffüllung einer Elsterlueh», westlich der Vöuldstraste unv nördlich der Sevanstraße gelegt». werden vom 12. Vs». Mt», an Fuhren mit Erve. Bauschutt (aus Stein, Sand, Kalkmörtel unv Erve bestehend), Saud und Kies gegen Scbnttmarken ä 60 Pfennige angenommen. Die Anfuhr geschieht von der Waldftraße »nd Sedan« straße aus. Leipzig, «u» 8. Mai 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Eicho vr Georgi. »oriu» Vekanntmachilu-. Die Herstellung von Srvardeiten in den Straße« an dem Platz« L de» nördlichen vcbauung»plane« und aus dem Platze selbst soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werde«. Di« Bedingungen für diese Arbeiten liegen i» unserer Liesban-Verwallung, RalhhauS, Zimmer Nr. 14, au» und könne« daselbst eingrsehen res», entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit drr Aufschrift: „Srdardettea auf de« Slatze M" versehe« rdendaselbst unv zwar bi» zum IS. lausenden Monat» Nachmittag» 8 Uhr einzureichen. Leipzig, de« 10. Mat 1884. ^ Rath« der Stadt «eip,«, ^tra-eubau-Deputatta«. Vckanutmachung. Die Herstellung versch ebener <>ug>oegiibergänge und er- höbter Fußwege in dem Jobanna-Park soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen unv Zeichnungen für diese Arbeiten kle-en in unserer Tiefbau-Verwaltung, Raktzhau». Z mmer Nr. 14, au» und können dasetbst eingeseben resp. entnommen «erre» Bezügliche Offerten sin» versiegelt »nv mit der A»sich, st: „stzutzwegübergaage tu dem Iohanna-Parde" versehen ebenkasetbi» und zwar di« zun, 17. la»f«»d«u Mouat- RachmittagS T Uhr einzureichen Leipzig, am S. Mai ld84. DeS Rath» der Stadt Leipzig Stra-eubau-Deputatto». ÄO-Ülllllüllll-11118- Moutag, deu LA. ds». Mt»., Vormittag» 10 Ihr. sollen im städtischen Armenhaus« am Täudchenwege ,ack>- benannt« Gegenstände gegen Baarzahtuug und unter den vor der Auktion bekannt z« gebende« Bedmguuge» öffd «iich versteigert werden: Alte hölzerne Abtrittöschlot«, gußeiserne Piffoirt ken. 2 auörinandergenietrt« schmiedeeiserne Bassin», kupferneAuz >uß- becken, alte» Bleirobr. Steinzeugrohre und dergl. Leipzig, den 7. Mai 1884. Da» Armeu-Direetwrtu» . Ludwig-Wolf. adl- Stadtbibliglljck. Wege« Neinignng der Lrpedition«zimmer bleibt di« bibliothek Montag den 12. Mai geschloffen. vr. Dustma^n. Erstatteter «»zeige zufolge ist der ledigen Krikserite « ymä Zrnmer au« Tr»bSdors da» ihr unterm 1. August >>-7. vom Gemeiudevorstuad zu Plagwitz «uS-eftrllt« Dieustbuch »bb «n g«. kommen. I« AusstndllugSfalle ist daffelbe bet »n« abzugeben. Lipzig, deu k. Mai 1881. Da» Poltretamt »er Stadt Lriv.t Bretschueider. Erstatteter Anzeige zufolg« hat di» ledige Lelma Au,nste Leckuer au« Hartmaunsdorf ihr vom Stadtgemciuberoth Rcg - am 30. März 1878 ausgestellte» Dienstbuch iu hiesige Stadt verloren. »falle ist da» Buch bei un» abzngebeu. ^ H. jtg, am 8. Mai 18S4. Ea» Poltzetamt »er Sta»t Leipzig. Bretschneider. Da» sür Anna Hirtel au« Lauban unter dem 20. Juni 1882 von der dortige» Polizeiverwaltung ausgestellte lienftkuw ist vor längerer Zeit tu hiesiger Stadt verloren gegangen und im Auffindung«, fall« anher abzulie' r». Leipzig, am 8. Mai 1884. Das Poltjetamt der Stadt Letprtg. Bretschneider. Nichtamtlicher Theil. Die Verlängerung -es Socialistengesetzes. Am 10. Mai. dem Jahrestage de» Frankfurter Frieden», durch welchen einer der blutigsten Kriege beendet wurde, hat auch der Reichstag mit den verbündeten Negierungen Frieden geschloffen und die Verlängerung der Geltung des Socialistc»- gesetze« bi» zum 30. September i886 genehmigt. Die Annahme de« Gesetze» war nach den seit der Commission»sitzunz vom l. Mai hervorgctretenen Symptomen, durch welche e» zur Gewißheit wurde, daß ein Theil de» Eeutrum» sür die Bor lage stimmen würde, wahrscheinlich, aber aus eine Mehrheit von 32 Stimmen für die Verlängerung de» Gesetze» hatten wohl nur Wenige gerechnet. Bei der allgemeinen Ungewißheit über drn AuSgang de« Parlamentarismen Kampse«, welche noch am Tage der Abstimmung herrschte, erschien die Be fürchtung gerechlsertiat. daß die Annahme uur mit sehr geringer Majorität erfolgen würde. Der Reichstag mar am EntscheidunaSlage gut besetzt, nur 50 Mitglieder fehllen bei der ».bAmmung uud auch von diesen hat noch ein Theil der Sitzung beigewohnt. Die Annahme de» Gesetze» ist da durch herbeigeführt worden, daß eine Anzahl Abgeordnete von der freisinnigen Partei und vom Eeutrum sür daffelbe gestimmt, andere Mitglieder dieser beiden Parteien sich der Abstimmung enthalten haben, abgesehen von diesen bestand die Mehrheit au» deu Conservalivea und den National- liberalen. Es darf al» feststehend betrachtet werden, daß die große Mehrheit de« deuischen Volke» mil dem Ergebniß der Ab stimmung einverstanden ist, und zwar in viel ausgedehnterem Maße, al» da» Stimmverhäitnig im ReichSlagc anzuveuten scheint. Ein großer Bruchtheil der freisinnigen Wähler steht iu dieser Frage nicht hinter den Abgeordneten, welche gegen da« Gesetz gestimmt haben, und deshalb haben e» auch die Reisrprediger der Freisinnigen bei ihre» letzten Agitation»- sahrten geflissentlich vermieden, sich über d»e Stellung der Partei zur brennenden Frag« der Verlängerung de» Socialtsten- gesetze« zu äußern. Im Bolle lebt die Uederzeugung, daß durch die sorldauernd« Geltung de» Gesetze» Ruhe und Ordnung bester verbürgt find al» durch die Aushebung oder Abänderung desselben. Al» die Nachricht von der Annahme bekannt wurde, war die Befriedigung darüber aus den Gesichtern der Meisten zu lesen, anch solcher, die mit »er i,mere> Politik de» Fürsten vi«marck in wesentlichen Fragen nicht einverstanden sind; e» war, al» ob man von einem lang« Zeit empfundenen Alpdruck befreit wäre. Radererseit» war bei den Gegnern der Verlängerung nicht» von Merger oder gar von Erbitterung zu spüren, dir erfolgte Annabmr de» Gesetze» brachte nur die Gewißbeit darüber, wat die Gegner erwartet hatten, wenn sie auck Da», wa» sie dachten, nicht äußerte«. Der seit nunmehr sech» Jahren bestehende Zustand ist in der Tbat auch für die Socialbemokraten keineswegs unerträglich, sie haben sich im Laufe der Zeit an Mäßigung und a» eine Form de» Auftreten» gewöhnt, welche den bestehenden Verhältnissen angepaßt ist. Da durch wrrden Störunge» der öffentlichen Ordnung vermieden und die berechtigten Ansprüche der Partei gelangen unter solchen Umständen weit leichter und sicherer zur Anerkennung, al» e» der Fall sein würde, wenn sie in brüsker und rück sichtsloser Form erhoben würden. E» hindert auch nicht». allmälig eine mildere Praxi» bei Handhabung de» Gesetze» walten zu lasten, wenn die Partei von der ihr em- geräumten größeren Freiheit verständigen Gebrauch macht. Der Abaeordnete G iser sagte am Sonnabend, daß der Zü richer „Socialoemokral" seine Sprache mäßigen würde, wenn da» Gocialistengesetz aufgehoben würde; seine jetzige Hatlung lei nur eine Folge diese» Gesetze», die socialdcmokratilcke Presse wü>dc überhaupt, wenn ihr wieder Raum gegeben würde, einen Ton austiinmen, welcher keinen Anlaß zur Klage gebe. Vielleicht entspricht da» den Wünschen de» Abgeord nete» Geiser, aber wir erlauben un» doch, unsere bescheidenen Zweifel zu äußern, ob die Thatsachen mit diesen Wünschen übereinstimmen würden, klebrigen» ist ;a der Versuch auch unter der Geltung des Sccialistengrsetzel nicht au»gejchlosscn, daß die Secialdeuiokratie auch bei Verfolgung ihrer Parteizwecke die bestehenden allgemeinen Gesetze achlet und die vorbanbene siaaliiche Ordnung als unantastbar gelten läßt. Sobald die revolutiouaire Tendenz der Partei ver schwindet, so fällt auch jeder Grund zur Klag« aus Seiten der OrduungSparteien fort. Kürst B>»marck bat in der Reich-tagssitzung vom 9. Mai klar unv bestimmt die Ziele bezeichnet, welche die verbündeten Regierungen in social- politischer Beziehung verfolgen: Dem Arbeiter Arbeit zu sichern, so lange er gesund ist, ibm Schutz zu gewähren, wenn er krank ist. und ibn zu unterstützrn, wenn er arbeitsunfähig ist. Diese« Anerbieten läßt an Annehmbarkeit gewiß nicht» zu wünschen übrig» und e» kann nicht fehlen, daß »in großer Tbeil der Sociaicemokraten dazu seine Zustimmung gebe» wird. ,. Die Folgen der Abstimmung vom Sonnabend werden al». bald in der wobllbueiidstcn Weise bervortreten. Der Reichs tag wird seine Arbetten ununterbrochen sortsetzen unv hoffent lich in nicht zu langer Zeit zu einem gedeihlichen Ende führen. Die Arbeiten der Commis»»» für baS Unsallvrrsicherung»- gesetz erhalten dadurch auch eine sehr willkommrne Förderung. Der Reichskanzler hat bestimmt erklärt, daß der Rnch-tag solange ve> sammelt bleiben wird, di» die Entscheidung Über da« UnsaüversicherungS.zesctz getroffen ist. Die Schwierigkeiten, welche in dieser Materie zu Überwinden die be». sind zweifellos groß, aber wenn aus allen Seiten der gute Wille hrnffcdt. etwa» zu Stande zu bringe», so wird das Ziel auch erreicht werden. Daß die verbündeten Regierungen e- ihrerseits auch nicht an Entgegenkommen fehle» lasse» dürfen, versteht sich von selbst. Ai» eine besonder» erfreulich« Wirkung der Abstimmung vom lv. Mai begrüßen wir die immer klarer hervortr-tende Tbatsacde, daß die Soeiatpolitik der verbündeten Regierungen bedeutend an Boden gewonnen bat. man erkennt in immer weiteren Kreisen, daß die Absicht, den Wünschen der Arbeiter aus gesetzt >chcm Wege Rechnung zu tragen, ein glücklicher und der allgemeinen Förderung würdiger ist. Auch dafür bricht sich mehr und mehr da» Berständniß Bahn, daß die Lösung der socialen Frage keine Parteisache ist, sondern daß vielmehr alle Parteien mit dem Arbciter- stande zur Erreichung de« Ziele» in friedlicher, ernster Arbeit Zusammenwirken müssen. Der Anfang, die sociale Frag« auö ken Parteiprogrammen auSzuscheiden, ist am 10. Mai bereit» mit Erfolg gemacht worden. Lic sonst so außerordentlich straffe Parleitisciplin de» Eentrum« hat. vor die Frage der Verlängerung de» Socialisteugesetze» gestellt, die Probe nicht bestanden; Windthorst war genvlhigt, seinen Parteigenossen in dieser Aiigelegcnheil volle Freiheit ruzugestehen. Derselbe Vorgang hat sich iu der freisinnigen Partei wiederholt, und wenn auch durch die beiden Hauvtredner. v. Slauffcuberg und Richter, der seit dein 8. März geschlossene Bund in überall verständlicher Form al» sorldeliehend anerkannt wurde, so hat doch diese Vereinbarung nickt hindern können, daß ein Tbeil der neuen Partei für die Verlängerung des Sccialisten- gesetzc» gestimmt hat, also damit dem Parteiprogramm cutgegengehandelt hat. Diese Thatsacke ist sehr beackken»- werth und sie wird bei den bevorstehenden Wahlen sich noch weit umfassender geltend machen. Die Wähler werden sich zunächst darüber vergewissern, wie dir Eandidaten sür den Reichslag in socialpolitischer Beziehung denken, da» sonstig« Programm wird davon streng getrennt zu halten sein. In diesem Sinne fassen wir auch dir Erklärung de» Fürsten BiSmarck aus, daß die politischen Parteien in Zukunst Jnieressengruppen werden weichen wüste». Denn wir un» auch mit einer so radikalen Umgestaltung de» Parteileben« nicht einverstanden erklären können, s» glauben wir doch, daß ein Körnchen Wahrbeit in Vieser Auffassung liegt, und da finden wir iu der Nothwrndigkeit, die sociale Frage au« den Parteibestrebungen lo»zulös«n und sie als ei» Gebiet zu be trachten, aus welchem sich alle Freunde von Gesetz und Ordnung die Hände reichen müssen. Nur so werden wir der Schwierigkeiten der bevorstehenden Entwickelung Herr werden. » Leipzig, 12. Mai 1884. * Di« dem BundeSrath vorliegende und in den nächsten Tagen im Rrich»taa zu erwartende Vorlage über Ein richtung direkter Postdampserlinieavondeutschen Häsen nach Ojtasieu undAustralie» hat in der öffent lichen Meinung eine im Allgemeine« recht günstige Ausnahme gesunden. Der Werth, den solche Dampserverbmduiigen für die politischen, eommercielleo. postalischen unv Marine-Interessen Deutschland» haben, wird allseitig anerkannt und e» wir» auch znaegeben, daß al» Eisatz für die Anforderungen, welche die Post- und Marinederwaltuna, zum Theil sür offenbar staatliche Zwecke, erbeben müssen, eine staatliche Subvention, wie sie andere Länder in viel weitere« Umsang gewähren, gerecht- fertigt ist «nd daß ohne solche vom privaten Unternehmungsgeist lediglich au» eigenen Mitteln nicht erwartet werde« kann, dag er sich der Lösung dieser Aufgabe unterzieh». Auch in Kreisen, welche sonst von Staatsunterstützung und Staat«ein»ischung in wirth- schastlicheu Verhältnissen nicht« wissen wollen, Hot der Plan Billigung gesunden; in den nächstbetheiligten Städte« der deutschen Seeschifffahrt verhält «an sich keine-weg» ganz ablehnend. Gegen Einzelheiten de» Vorschlag» wird noch manche« Bedenken erhoben werden, im Prinrip aber ist derselbe der Zustimmung der Mehrheit der Nation und ihrer Vertreter sicher. Ter Reich-kanzler geht von einem offenbar nicht gnechtsertigte« Mißtrauen an», wenn er in einem Schreiben an ken Vorsitzende« de» deutschen Eolonialverein», Fürsten Hohenlohe-Langendurg. bemerkt: »Den« ich auch im Rückblick aus die Gamoasrage un» in Erwägung der im Reick»tage vorhersckende» Tendenzen auf einen unmittelbaren Erfolg de» gestellten Anträge» kaum rechne, so halte ich r» doch für Pflicht der verbündeten Regierungen, sich von der Anregung solcher Einrichtungen. von denen sie ein« Förderung nationaler Wohlfahrt erwarten, durch Unwahr- scbeinlichkeit der Zustimmung de» jeweiligen Reichs tage» nicht obhalten zu lassen." Bei der durch die reiitsche Nation heutzutage gehenden Strömung ist llber- baupt jede« Unternehmen wärmster Sympathie sicher, in welchem man einen Keim und Ansang einer aktiveren überseeischen und colonialen Politik erblicken zu können glaubt. Inwiefern der Postvampfer « Vorlage dieser Charakter innewohnl, inwiefern sie zu weiteren Con'equenze» in dirser Richtung führen wird, läßt sich heut« noch nicht übersetze»: Ttzatsache ist aber, daß gerade unter diesem Ge- sichlspunct einer activeren überseeische« und colonialen Politik die Vorlage in weiten Kreisen freudig begrüßt worden ist. Seit Jahren hat keine Frage einen so mächtigen Widerhall in der Nation gesunden, daß allgemeine Interesse in solchem Maße aus sich gezogen, wie die Eolonialsrage, und wenn diese Bestrebungen bisher praktische Ergebnisse in so geringem Umsang gehabt haben, so ist daran zum großen Theil die kühle Zurückhaltung schuld, welch« die Reich-regieruna be obachtet hat. Eme kräftige aetive Politik in dieser Frag« würde die beaeisterte Znsttnimung de» ganz überwiegende» Tbeil» der Nation finden. Gerade jetzt ist der Augenblick gekommen, wo, vielleicht zum letzten Male, die Frage über seeischer Erwerbungen, Colonisationen oder doch wenigstens HaiikelSiiiekerlassungen an die civilisirten Nationen heranlritt. Welche Regsamkeit ander« Staaten. England und Frankreich voran, aus diesem Gebiete entfalten, steht vor Aller Augen. Der private Unternehmungsgeist der Deutschen bat sich freilich in der ganze» Welt Gebiete für er sprießliche Thätigkeit errungen, aber e» würde ihn durchau« nickt lähmen, so ivenig wie den englischen, wenn damit ein« aetive staatliche Politik Hand in Hand ging«. Jetzt eben vollziehen sich in Westafrika Vorgänge, welche die wirth« schastticke Erschließung de» schwarzen Erdtheil» in nah« Aus sicht stellen und Perspectiven von der größten Tragweite er öffnen. Wir sehen die meisten großen Regierungen an der Arbeit, ihren Völkern den gebührenden Antheil an dieser verheißung-reichen Zukunft zu sichern. England und Frank reich. Nordamerika, selbst Italien und Spanien verfolge» die „Congofrage" mit der gespanntesten Ausmerlsamkeit und drohen auch hier wieder Deutschland den Rang abzulausm. Wir sind in diesen Fragen der überseeischen Politik offenbar »och zu sehr in veralteten Traditionen und Gewohnheiten besangen, al« ob Deutschland in solche« Dingen nicht» zu such«, oder sich zu begnügen habe, unter dem zweifelhafte« Schutze fremder Nationen seinen HändelSiuteressen nachzu gehen. Möchten die kleinen Anzeichen nicht trügen, daß auch in unseren leitenden Kreisen ein Umschwung m dieser Be ziehung sich zu vollziehen beginnt! * lieber die Verhandlungen, welch« seit der Vervffenb lichung Gesetzentwurf» über di« Subvention von Post-Dampsschifs«verbindungen mit Rheder» stattgesundcn haben, schreibt man der „Frankfurter Zeitung": Der „Norddeutsche Lloyd" in Bremen oder dessen Vor sitzender, der RkichSlagSabgeordnete tz. H. Meier, will nur eine Hanotlinie, nämlich von Bremerhaven «ach der Insel Leylon einrichten, mit Zweiglinien von dort einerseits nach Lhina und Japan, andererseits nach Australien. Ans diese Weile wurde eine Houptlinie, deren da» ReglernngSproject zwei enthält (Hamburg oder Breme» nach Hongkong und Hamburg oder Bremen nach Australien direct), in Wegfall kommen und dadurch eine Kosten- erjparniß von mindesten» einem Drittthell elntreteu. dagegen aber auch dann kaum noch die neuen deutschen Post-DampsschifiSIinien als eine Berbindung ersten NangeS bezeichnet werden kä-nen. Auch würde thatsächlich die Zahl der direkten Postrxpedittonen ob Deutschland, welche dir Regierungsvorlage zusammen aus 26 im Jahre ansetzt, drr Hauptsache nach ans 13 reducirt werden. Endlich würde dir Ueber- sahrlSzeit nach Australien um ü—6 Tage, »ach Lhina und Japan um etwa 3 Tage verlängert werde». Ferner wollte Herr Meier die neuen Linien mit denjenigen Schiffen deS „Norddeutschen Lloyd" besetzen, welche durch die Einstellung der neuen sogenannten Schnelldampfer aus der Route zwischen Bremen nud New-Aork über- slüisig geworden sind. I» RegierungSkreise» ist man bisher »och wenig geneigt gewesen, diese Offerte anzunehmen, namentlich stieß brr Borschtog, »vr ein« gemeinsame Hauptlinie di« Leylon z» errichten, aus Bedenken. Herr Meier tu veroulaßl worden, seine Offerte um- zuarbeiten and jrtzi damit beschäftigt. — Alle übrigen R flectante» wollen neue Schiffe bauen lassen, verlangen dafür ober auch eine entsprechend größere Subvention. Die Deutsche Dampssch>ff?-Rytder»i in Hamburg hat geltrnd gemacht, daß sie seit zehn Jahren mit gro»!en Opfern eine regelmäßige inonotliche DampskhiffSverbindung zwilchen Hamburg und Oftasien hergestellt habe, daß sie, soll» ihr durch eine PostdampsichiffSlinie Loncurrenz erwachse, gezwungen sei» würde, zu l>quidiren, und daß sie deShalo glaube, in erster Linie Berücksichtigung zu verdienen, wenn eö zur Errichtung einer lud- veativairien Linie noch Oftast,a wirklich komme. Die australische DampfschiffSliuie de- Herrn Sloman ist bereit, eine «ntiprechrnde Anzahl neuer Schnelldampfer etnzustellcn, wenn die Subvention in genügender Weile erhöht würde. Endlich war auch Herr O'Lwald. der Vorsitzende der Hamburg-Ameritanischen Packetsahrt- Sesellichasl, hier Idäiig. doch konnte ich nicht bestimmt erfahren, ob sür diese Gesellschaft oder sür dir „Deutsche Dampfschiffs Rhederei", deren Vorstände er ebensallS ongehört. So viel scheint übrigen» Ichou sestzuftehni, daß dl« Regierung rinsieht, mit 4 Millionen Mark sei nichl onSzukommen und man werde, falls etwa» wirklich Tüchtiges geschaffen werden solle» tiefer in den RrichSsäckel greise» müssen. Ja einem Schreiben de» Fürste» BiSmarck an de« Fürsten Hohenlohe-Langendurg, sagt der Kanzler, daß er »in Erwägung der i» Reich»tage vorherrschenden Tendenzen aus einen unmittelbaren Erfolg de» gestellten Anträge» kaum rechne". Nach den vorstehenden, offenbar von unterrichteter Seite kommenden Einzelheiten sind zunächst praktische Schwierigkeiten zu überwinden, welch« e» zweifelhaft er scheinen lasten, ob di« Regierungsvorlage genügend vor« bereitet, ob in»bksonderr die Sutvention auSreuhend bemeffea ist. Wa- dagegen den Reichskanzler veranlaßt, aus einen „unmittelbaren Erfolg im Reich-tag nicht zu rechnen", ist unverständlich j eine ähnliche Vorlage ist noch niemals gemacht worden, und m der liberalen Presse ist dir gegenwärtige Vor lage fast ausnahmslos sympathisch ausgenommen Word«». * Di« Budgetcommisston de» Reichstag» trat am Sonnabend Vormittag vor der Plenarsitzung in dir Berathung der Uebersicht der Einnahmen und AuSgaden sür da- Jahr l882/8a und prüfte di« dabei voraekommenrn EkatSüdeirschreitungeo. Bei dieser Gelegenheit gao der Etat der Postverwaltung de« Abgg. vr. Möller und vr. Eckradrr Gelegenheit, den dringenden Wunsch geltend »n machen, daß den im Dienst so sehr angestrengten Postbeamten iu liberalster Weise Sommer urlaub gewährt werde» möge. Der Vertreter der Post-
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