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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188801145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880114
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-14
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.01.1888
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— Nr. 11. — 8. Jahrgang. — Der jeden Wochentag Abend (mit Datum de- folgenden Tage») zur Versendung gelangende „Sächsische Landes-Anzeiger" mit täglich einem besonderen Unter- baltunaSblatte und mit dem Extrabeiblatt Luftige» Bilderbuch kostet bet den Ausgabe stellen monatlich 70 Pfg., bei den Post-Anst. 75 Pf. (1888er ZtgS.-PrelSliste Nr. 8035.) är Abonnenten erscheint je einmal ImJahr: ommer-Eisenbahnsahrolanhest für Sachsen, inter-kisenbahnfahrplanheft für Sachsen. ' ' ' ^ ' ' ^'chsisch " " ' »Lan Sächsischer Sommer>< Vinter-Si. . . ^ ^ . Jftustr. Kalender der Sächsischen Sandboten. Illustrirtes JahreSbuch derLande».Snzeiger». Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei - mit ^Chemnitzer Stadt-Anzeiger^ Unparteiische tägliche Zeitung sür Sachsen nn- Thüringen. Sonnabend, 14. Januar 1888. »arelgenurel- de» „Sächf. Sander-Anzeiaer«": Raum einer schmalen Corpus,eile lp Pfg. Bevorzugte Stelle (lspalt. PetitzeileiSo Pf. BeiWiederholung großer AnnoncenRabatt. Bet Bestellungen von AurwärtS wolle man Jnsertion-betrag (in Briefmarken) beifügen iieSSilbenLorpuSschrist bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahm» nur bi» Bormittag. M«: Mmitn Me. Buchvnlckeret. Chemnitz. Thcaterstraße 8 (Fernsprechstelle Nr. ISS). Telegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Unterhaltungsblatt: i Kleine Botschaft — 2 Sächsischer Erzähler — 3 Sächsische Gerichts-Zeitung 5. Jllnftrirtes Unterkaltungsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Ueber das Vermögen des Uhrmachers JohannHeinrich Reichel in Reichen brand wird heute am 12. Januar l888 Vormittag» 10 Uhr das Concnrs- verfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt 1>r. Opve in Chemnitz wird zum Con- curSverwalter ernannt. Concursforderungen sind bis zum 9. Februar 1888 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eine» andere» Verwalter», sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und cintrctenden Falles über die in 8 120 der Concursordnnng bezeichnetc» Gegenstände aus den 30. Januar 1888 Vormittags 10 Uhr »ud zur Prüfung der angemcldcten Forderungen auf den 24. Februar 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Concursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Concurs- Masse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Be sitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie ans der Sache ab gesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Concursverwalter bis zum 13. Februar i888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Ueber das Vermögen des Kaufmanns Emil Loewenlhal, Inhabers der Firma Emil Loewenthal in Chemnitz, wird heute am 1l. Januar 1888 Nach mittags Uhr das Concursvcrfahrcn eröffnet. Der Rechtsanwalt 0r. Casten ung eines Gläubigerausschusses und cintrctenden Falles über die in 8 120 der Concursordnnng bezeichnetcn Gegenstände auf den 28. Januar 1888 Nachmittags 4 Uhr und zur Prüfung der angemeldetcu Forderungen auf den 6. März 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Concursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Concurmasse etwas schuldig sind, wird ausgcgcbe», dem Concursverwalter bis zum 11. Februar 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. In dem über das nachgelassene Vermögen des verstorbenen Rechts, anwalts Carl Ernst Bleyl in Chemnitz eröffneten Concursverfahrc» ist zur Beschlußfassung über Verwerthung der noch vorhandene» Außenstände Gläu- bigerversammlungstermin aus den 21. Januar 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem hiesige» König!. Amtsgerichte auberaumt. Chemnitz, den 12. Januar 1888. Der Gerichtsschreiber deS Königl. Amtsgerichts. In dem Concursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns Christian Casus Wommelsdorf-Friedrichsc», Inhabers der Firma Chr. Friedrichs«! in Che nnitz, ist infolge eines von dem Gemcinschuldner gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvcrgleichc Vcrgleichstermin aus den 10. Februar 1888 Vor mittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst anberaumt. Chemnitz, den 10. Januar 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. ^ Vom 12. Januar. Wien. Nach Meldungen aus Polen werden russische Truppen aller Gattungen in kleinen Abtheilnngen nach Beßarabien vorgeschoben. Auf der Demblin-Dvmbrowaer Bahnstrecke werden Schanzen aufgcführt. Budapest. Die gesammte Presse bespricht die gestrige Inter pellation mit maßvollster Zurückhaltung, um die öffentliche Mcinnng gegen den Vorwurf zu schützen, als ob Ungarn zu einer Aktion dränge. Der Ton der Pcrczcl'schen Interpellation wird als un politisch und schädlich verurtheilt. Tisza wird sich bezüglich der Antwort mit Kalnoky ins Einvernehmen setzen. — In Bruvno (Kroatien) hat eine Schneelawine zahlreiche Häuser verschüttet und Personen getödtct. Paris. Alle Morgenblätter widmen der Absetzung Vigneaus lange Artikel. Die Aufregung ist auch im Parlamente groß, wo die Regierung heute von einem Mitglieds der Union der Linken darüber intcrpellirt werden soll. Die radikalen und monarchistischen Blätter behaupten fast einstimmig, der wahre Grund der Maßregel sei die Furcht davor, daß durch den Ucbereifer Vigneau's Enthüllungen über Wilson gemacht werden könnten, welche hochstehende Personen kom- promittiren würden. Verurtheilt. Eine New-Aorker Kriminal-Novelle von Arthur Zapp. Nach dem Englischen. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Spaird ging zuerst das Vorleben seines Klienten durch, das, wie er durch Zeugen nachwies, stets dasjenige eines ehrenhaften und thätigcn Mannes gewesen war. Dann rief er die Dienerin der Er mordeten als Zeugin auf. Durch die Aussagen Sarahs wies er nach, daß der Angeklagte das Rcvere-Hotel allein um die Mittagsstunde verlassen hatte und daß Raimonde erst einige Stunden später ge gangen sei. Er bewies ferner, daß Raimonde Diamant Ohrringe und kostbare Ringe an den Fingern getragen habe, daß sie außerdem ein werthvollcs Diamant-Kollier um den Hals und ein Paar fcinge- arbeitete Armspangen an sich gehabt habe, als sie am Sonnabend Nachmittag das Reverc-Hotel verließ und daß von diesen Gegen ständen weder an der Leiche noch in der Kabine sich auch nur einer vorgefunden habe. Spaird hatte ferner den Geschäftsmann zur Stelle gebracht, mit dem sein Client in Boston geschäftlich zu thun gehabt hatte, er hatte auch den Buchhalter des Dampfers „Bristol" vorgeladeu, welcher bezeugte, daß der Angeklagte Kabine Nr. 63 in der Nacht, in welcher der Mord geschehen, inne gehabt habe. Zum Schluß seiner Rede wies der Advokat noch darauf hin, daß die Anklage bisher noch keinerlei Motive ergründet habe, was den Angeklagten veranlaßt haben könnte, den Mord zu begehen. Der Angeklagte sagte auS: Er habe Raimonde am Sonnabend, den 32. Juli, besucht und zwar, weil sie ihn brieflich um seinen Besuch gebeten habe; er sei aber im Grunde nur seine? eigenen Ge schäfte wegen nach Boston gegangen; er habe nur ganz kurze Zeit bei Raimonde verweilt und sei um die Mittagszeit wieder gegangen; als er auf der Rückreise den Dampfer „Bristol" betreten habe, habe er Raimonde schon am Deck angetroffen; da sie allein war, habe er sie nicht gut vermeiden können; er habe in ihrer Gesellschaft zu Nacht gespeist, auch mit ihr im Salon gesessen und sie dann nach ihrer Kabine geführt; auf ihre Bitte sei er eingetreten, um die Lampe in der Kabine anzuzünden; sowie das geschehen, habe er sich in seine eigene Kabine zurückgezogen; am andern Morgen sei er früh aufgestanden und habe sofort nach der Landung in New-Aork das Schiff verlassen, um nicht noch einmal mit Raimonde znsammenzu- treffrn. Al? er fi; das letzte Wal sah, sei sie am Letzen und in voller Gesundheit gewesen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 13. Januar. Deutsches Reich. Die Besserung im Befinden des Kaisers schreitet andauernd fort, die Nacht zum Donnerstag ist recht gut ver laufen. Der Kaiser hörte schon wieder den Vortrag des Grafen Perponcher und arbeitete mit dem General von Albedyll und dem Geh. Rath von Wilmowski. Am Nachmittag stattete Prinz Wilhelm einen längeren Besuch ab. — Aus San Nemo wird nachträglich bekannt, daß verdeutsche Kronprinz am Dienstag Nachmittag bei einem Ausfluge von einem leichten Unwohlsein befallen wurde, sodaß er umkehrte. Am folgen den Morgen war indessen das Uebel völlig beseitigt. Gestern Vor mittag unternahm der Kronprinz bei herrlichem Wetter einen Aus flug nach Taggia. An den „Reichsanzeiger" ist ein allgemein günstig gehaltenes Bulletin abgegangen. Der Kronprinz unternimmt jetzt fast täglich mehrere Spaziergänge oder Fahrten und bewegt sich gern unter der Bevölkerung. Seine Rüstigkeit, körperliche Frische und sein Aussehen lassen nichts zu wünschen übrig. — Die Antlvort des Papstes auf die Glückwünsche des Grafen Brühl-Pförtcn, des Vertreters des deutschen Kaisers, lautet wörtlich: „Wir hören mit wahrer Genngthuung, daß Se. Majestät Verdeutsche Kaiser Ihnen die hohe Sendung anvertraut hat, uns seine Glück- und Segenswünsche für unser Priesterjubiläum zu übermitteln, und freuen uns, Sie heute hier vor uns zu sehen und diesen edlen Auftrag aus Ihren Händen zu empfangen. Während unseres Pontifikates hat cs uns stets am Herzen gelegen, mit Sr. Maj.dem Kaiser Freundschaft zu pflegen, und ist es uns eine Pflicht, die Anerkennung auszusprechen, daß wir oft Gelegenheit hatten, die wohlwollende Gesinnung gegen uns hoch zu schätzen. Se. Majestät hat uns bei manchen Gelegen hciten nicht mißzuverstehende Beweise gegeben und besonders während der langen Verhandlungen, welche glücklicherweise mit dem religiösen Frieden in Deutschland geendigt haben, und in welchen der Kaiser unsere Wünsche und Bemühungen unterstützt hat. Wir können deshalb nicht umhin, diesen neuen Beweis der Freundschaft, welcher uns zur Hoffnung berechtigt, daß Se. Majestät auch ein Werk krönen wird, an welches sich die höchsten Interessen der Religion und des Glückes seiner katholischen Unterthanen knüpfen, freudig zu begrüßen. Wir bitten Sie, Herr Graf, unser treuer Vermittler zu sein und Sr. Majestät unseren lebhaftesten Dank und unsere Wünsche für die Er Haltung des kostbaren Lebens seiner hohen Person, sowie Ihrer Maj. der Kaiserin und aller Mitglieder des kaiserlichen Hauses anszudrückcn. Ferner bitten wir Sie, Sr. K. K. Hoheit dem Kronprinzen den Aus druck des hohen welches snr solns iUosnnUholl. ,,,iU 8t>v Wünsche, welche wir für die völlige Genesung des hohen Patienten hegen, gütigst übermitteln zu wollen." — Die „Köln. Ztg." erklärt, die viel besprochene Unterhaltung des Reichskanzlers mit dem deutschen Konsul von Ladenberg, in welcher u. A. das Wort „Lassen Sie sich doch nicht verblüffen" ge fallen sein sollte, habe gar nicht stattgefunden. — Der Bnndesrath in Berlin hielt am Donnerstag seine erste Sitzung nach den Ferien ab. Das Gesetz betr. die Rechtsverhältnisse in den deutschen Schutzgebieten wurde angenommen, auch die weitere Ausprägung von Kronenstücken. Im Uebrigen standen nur kleinere Sachen zur Berathung. — Der Reichskanzler hat kürzlich die Bundesregierungen ersucht, Ermittelungen darüber anzustellen, in welchem Umfange die Perlsucht unter dem Rindvieh vorkommt. Dies ist insofern von Wichtigkeit, als festgestellt worden ist, daß tuberkulöse und typhöse Krankheiten durch den Genuß von Milch auf Menschen übertragen und verbreitet werden. — Die Kostenvorlage zum neuen Wehrgesetz, sowie das Alters versorgungsgesetz werden spätestens im Februar an den Reichstag Der Staatsanwalt richtete jetzt einige Fragen an den Angeklagten' „Sie haben früher in freundschaftlichen Beziehungen zu der Er mordeten gestanden? „Ja", antwortete der Angeklagte mit leiser Stimme. „Sic sind verlobt mit einer jungen Dame hier i» der Stadt?" „Ich war cs", antwortete der Gefragte in dumpfem Tone. Aller Augen, ausgenommen die des Angeklagten, richteten sich auf Grace, aber sie blickte unverwandt auf ihn, der sie liebte, mit einem Lächeln auf ihren Lippen. „Drohte Ihnen Raimonde, daß sie von den Beziehungen, in denen Sie zu ihr gestanden hatten, Ihrer Braut Mitthcilung machen würde?" „Ja, sie that cs," antwortete der Angeklagte. „Hier, meine Herren Geschworenen," wandte sich jetzt der Staats anwalt triumphirend zu der Jury: „Hier ist das Motiv, das der Herr Vertheidiger vermißte." Spaird empfand den Schlag, den ihm der Staatsanwalt mit dieser Bemerkung zngcfügt hatte, und er beschloß, denselben, so gut cs ging, zu pariren. „Würden Sie sich wohl einige Fragen vorlegen lassen," flüsterte er Grace zu. „Warum nicht; aber was kann ich sagen?" „O, cs ist nicht deshalb, aber Ihre bloße Erscheinung auf dem Zeugenstand wird unserer Sache dienlich sein." „Wenn Sie das glauben, so bin ich bereit." „Grace Montcath wird die Güte haben, den Zeugenstand zu betreten," meldete der Advokat an. Alle Anwesenden blickten auf das junge Mädchen, das ruhig und ohne Zögern nach dem Zcugenstand schritt. „Sie sind die junge Dame, mit der Vanmark verlobt ist?" „Ja, ich habe mich ihm verlobt für immer und ewig." < Diese ostentativ abgegebene Antwort war gleichsam eine Erklär ung auf die Antwort Richards, der gesagt hatte, daß er mit Grace ver lobt gewesen sei. „Glauben Sie wohl, daß er sich gefürchtet haben würde, Sie irgend etwas aus seinem vergangenen oder gegenwärtigen Leben wissen zu lassen?" „O nein, nein." Spaird hielt hier mit Fragen inne, da er glaubte, das erreicht zu haben, was er mit dem Verhör Grace's bezweckte. Ter Staats anwalt aber konnte sich nicht enthalten, auch seinerseits eine Frage an das junge Mädchen zu richten. gelangen. Im Laufe dieses Monats wird wohl auch die Entscheid» ung über die Verlängerung des Sozialistengesetzes und der Reichstags wahlperioden fallen. — Morgen, Sonnabend, Mittag 13 Uhr findet die Eröffnung des preußischen Landtages statt, der seine Arbeiten mit der Etatsberathung beginnen wird. — Unter dem Vorsitz des Generalmajors von Rosenberg, Kommandeurs der 30. Kavalleriebrigade, tagt gegenwärtig im Ber liner Kriegsministerium eine Kommission zur Prüfung der Frage wegen Einführung eines einheitlichen Kavalleriesattels. — Die Militärverwaltung läßt gegenwärtig eine größere Anzahl von Proviant- und Gepäckwagen bauen, dieselben sollen theilweise in der Artilleriewerkstatt zu Danzig, theilweise in größeren Fabriken angcfertigt werden. In Königsberg sind allein an 1700 Wagen bestellt. — Man nimmt an, daß die zu errichtende Spirituskommisfions« bank in Berlin etwa zum April in ihre Thätigkeit wird eintreten können. Frankreich. Die französischen Kammern sind zum Beginn der Woche von den Alterspräsidenten mit den üblichen Gelegenheitsreden riffnet und die früheren Präsidenten dann wiedergewählt worden. D e Stimmung der Pariser Blätter bezüglich der Fortcxistenz de» Ministeriums Tirard ist eine sehr pessimistische; ziemlich allgemein nimmt man an, daß dessen Herrlichkeit nicht lange mehr dauern wird. Die Monarchisten sind durch ihren Erfolg bei den Ersatzwahlen zum Senat recht üppig geworden und warten nur eine Gelegenheit ab, ihren Gegnern einen neuen Rippenstoß zu versetzen. Sehr paffend für sie kommt, daß der Wilson-Scandal von Neuem mächtig in'» Kraut geschossen und nun gar der Untersuchungsrichter, welcher Wilson vernommen, darin verwickelt ist. Grevy's Schwiegersohn wird dies mal doch wohl noch erfahren, wie es hinter Schloß und Riegel sich sitzt. — Die Enthebung des Untersuchungsrichters Vigneau von seinem Posten ruft die seltsamsten Meldungen hervor. Bald soll er gemaßregelt sein, weil er bei Grevy eine Haussuchung habe vor nehmen wollen, bald, weil er sich geweigert habe, Papiere herauszu« gebe», durch welche zahlreiche angesehene Personen blosgestellt wurden. Wahrscheinlich ist, daß Vigneau Wilson's Secretär bei einem Souper betrunken gemacht hat, um von ihm mehr über den Ordensschacher zu erfahren, und daß er mit Legrand, dem Mitangeklagten Wilson's, per Telephon unter der Angabe, er sei Wilson, gesprochen, um ihn auszuforschen. Der Ministerrath hat beschlossen, wenn in der Kammer über diese Sache eine Interpellation gestellt werden sollte, zu er klären, Vigneau habe sich Jncorrectheiten zu Schulden kommen lassen. - Ein Theil der Pariser Blätter scheint wieder einmal übergeschnappt r» lei» Weil ver cklnrontine,- Nniilchensnll »Ni-ki nicbl eelediaf ikl s>ebc>>>e>t„— sie ganz einfach, Bismarck habe die ganze Sache angestiftet I —"Mg. Micheliu will beantragen, daß die Minister des Krieges, der Marine nnd des Aeußeren künftig Kabinetskrisen nicht mehr zum Opfer fallen sollen. - Das Zustandekommen der französisch-englischen Convention über den Suezkanal war seiner Zeit bekanntlich von Paris als ein großer Triumph der französischen auswärtigen Politik gepriesen worden. Eine genauere Durchsicht des in voriger Woche von der französischen Re gierung publizirtcn Gclbbuches zeigt nun, daß diese Auffassung eine ganz unberechtigte gewesen ist. Die Suezangclegcnheit wurde im Zusammenhänge mit der Frage betr. die Neuen Hebriden und die Inselgruppe „Unter dem Winde" verhandelt. Frankreich hatte diese Inseln besetzt und war gewillt, auf die Räumung derselben nur gegen englische Zugeständnisse in Egypten einzugehcn. Was hat nun Frank reich erreicht? Durch eine vor ungefähr 50 Jahren vereinbarte Er klärung hatte es sich verpflichtet, kein Protectorat über die genannten Südsee-Jnseln auszuüben. Dieser Vertrag wird nunmehr aufgehoben; dagegen verspricht Frankreich, die Inselgruppe „Unter dem Winde" zu räumen, sobald eine Art internationaler Polizei eingerichtet sei» wird, die dazu bestimmt ist, die Eingeborenen im Zaume zu halten. „Nicht wahr, Sie würden alles thun, was in Ihren Kräften steht, un> dem Angeklagten zu helfen?" „Alles, was ehrenhaft und wahrhaft ist", lautete die Antwort. Jeder, der in dieses liebliche, reine Antlitz blickte, empfand, daß sie ebenso handeln würde, wie sie gesprochen hatte. Der Staats anwalt aber verwünschte im Stillen seine Frage. Nun näherte man sich dem Schluß der Verhandlung. Spaird faßte noch einmal alle Punkte zusammen, die für seinen Clienten sprachen; er ermahnte die Jury, nicht nach dem bloßen Schein zu urtheilcn, und wies auf einige besonders markante Fälle von Justiz- Verbrechen hin,' in denen die Angeklagten verurtheilt worden waren, während sie doch, wie sich päter herausstellte, vollkommen unschuldig waren. Nach dem Berthe siger hielt der Staatsanwalt die Schlußrede. Er stellte alle den Angeklagten belastenden Momente in meisterhafter Rede zusammen und forderte die Geschworenen auf, sich bei ihrem Urtheilsspruch nicht von schwächlichen Bedenken leiten zu lassen, sondern vor allem sich an die erwiesenen Thatsachen zu halten. Was jene wenigen Fälle von Justizverbrechen beträfe, deren der Vertheidiger Erwähnung gethan, so erwiderte er, daß es eben nur einige Ausnahmefälle wären, gegenüber den tausend und abertausend Fällen, wo das verurtheilte Erkenntniß zu Recht gefällt sei. Nachdem noch der Vorsitzende Richter die Jury instruirt hatte, zogen sich die Geschworenen in das Berathungszimmer zurück. E» waren nicht mehr als zehn Minuten vergangen, als die Jury in den Gcrichtssaal zurückkehrte. „Bereiten Sie sich auf das Schlimmste vor", raunte Spaird seinem Clienten zu. Die Advokaten wissen, daß in solchen Fällen eine so kurze Be- rath ung gleichbedeutend ist mit einem für den Angeklagten ungünstigen Urtheil. Und Spaird hatte sich nicht geirrt, denn der Spruch der Jury, von dem Obmann in lautem, feierlichem Ton verkündet, lautete: „Schuldig des vorsätzlichen Mordes." „Richard", rief Grace schmerzlich auS, al» sie in sein bleiche» Antlitz blickte. „Muth, Grace!" flüsterte er ihr zu, «laß un» jetzt nicht die Fassung verlieren!" Spaird stellte nun den Antrag, daß die Verkündung des Urtheil» aufgeschobcn werde. Der Vorsitzende Richter aber erklärte, er sehe keinen Grund, diesem Anträge nachzugeben, denn der Fall liege voll ständig klar. Ter Richter verkündete das Urtheil, daß Richard Van mark „am Halse anfgehängt werden solle, bis er todt sei", und zwar am zweiten Montag nach Verkündung des Urthcils. 4
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