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Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188802179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880217
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-02
- Tag1888-02-17
- Monat1888-02
- Jahr1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.02.1888
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S a ch st f ch er 8 a»»d e S-»l nz elger. Nr. 40. Freitag, 17. Februar 1868. Mt da» Präsidenten der französischen Drputirtenkammer und künftigen Mnisterpräfidenten nun auch offiziell vollzogen; der Botschafter von Mvhrenheim ist am Montag auf dem glänzenden Fest bei Herr» Charles Floquct erschienen. Diese- Ereigniß kaf seltsamerweise mit emem eigenartigen Siege der gegenwärtigen französischen Regierung zusammen, welcher einer schweren Niederlage gleicht, wie ein Ei dem andern. Das Kabinet Tirard hatte für die Verwaltung von Tonkin und Annam 20 Millionen Frauken gefordert. Diese Forderung wurde mit Stimmengleichheit abgelehnt. Nach gewöhnlichem Branche hätte das Ministerium nach einer solchen Abstimmung seine Entlass ung genommen. Indessen Herr Tirard sand eine besondere Art, dem Votum die Bedeutung zu nehmen, indem er sich zu einer nachträgli chen Erläuterung der Abstimmung herbciließ und die Frage stellte, ob die Kammer mit der Ablehnung der Summe habe sagen wollen, daß die Truppen aus Tonkin zurückgezogen werden sollten, wofür die Regierung nicht die Verantwortlichkeit übernehmen könne, oder aber ob fie lediglich zu größerer Sparsamkeit in dieser Angelegenheit auf gefordert werden sollte, womit die Regierung einverstanden sei. Hätte sich die Kammer in ersterem Sinne entschieden, so wäre das Mini sterium kurzer Hand gestürzt gewesen. Indessen Herr Tirard hat noch einmal eine Mehrheit für sich aufzutreiben gewußt, wenn auch «nr von acht Stimmen. Diesen Pyrrhus-Sicg wird das Kabine! schwerlich lange überleben. Denn ist cs schon ein Armuthszeugniß, wenn sich ein Ministerium damit einverstanden erklären muß, daß es von der Kammer erst zur Sparsamkeit ausgesordcrt wurde, io ist selbst diese Beschönigung einer Niederlage nur so ärmlich erreicht worden, daß Niemand mehr an einen langen Fortbestand des Ministeriums Tirard glauben wird, zumal dasselbe von Anfang an nichts gewesen ist, als eine Berlegenheitsregierung. — Nach Pariser Mitthcilungcn Versichern indessen die „Debüts", daß der Kaiser von Rußland sch. unzufrieden mit der Auslegung sei, welche die französische Presse dein Falle Floquet-Mohrenheim gegeben hat. Ter Zar will den Besuä, Mohrenheims bei Floquet als einfache Höflichkeit angesehen wissen. Italien. An den Mitthcilungcn, zwischen England und Italien seien für gewisse Fälle Bündnißabmachungen getroffen, scheint dock ein starkes Stück Wahrheit zu sein. Im britischen Parlament wurde die Regierung direkt gefragt, wie es mit dieser Sache stehe. Ter Unterstaatssekretär im Auswärtigen Ministerium, Fergusson, gab aber so ausweichende Antworten, daß man recht wohl annehmen kann, eS feien wirklich bestimmte Vereinbarungen abgeschlossen. Daraus würden sich auch die gewaltigen Anstrengungen erklären, welche Italien gegen wärtig macht, um seine Flotte zu vergrößern. Im Flottenarsenal zu Reapä herrscht fieberbaste Thätigkeit. Geheime Befehle für die bc reits ausgerüsteten Schiffe sind angelangt. Die Arbeiten für das Rothe Meer-Geschwader wurden in die zweite Linie gesetzt, dafür wird Tag und Nacht an der Ausrüstung der gesammten Torpedo flottille gearbeitet. Sämmtliche italienischen Kriegsfahrzeuge, mit Ausnahme der zur Küsten- und Hafenvertheidigung nöthigen, werden sich bei der Insel Maddalena versammeln. Den Oberbefehl wird Admiral Rccchia übernehmen. — Die partielle Ministerkrisis, die im italienischen Kabinet wegen innerer Streitigkeiten ausgebrvchcn war, ist schon wieder beigelegt. Mit Ausnahme deS Unterrichtsministers bleiben alle Minister auf ihren Posten. — Französische Blätter schreiben, es sei dem König von Abefsynien gelungen, seinen Vasallen Menelik von Schva, der zu den Italienern übergehen wollte, wieder an seine Person zu fesseln. Trotzdem werden größere Kämpfe nicht mehr erwartet. England. Das „Londoner Hofjournal" meldet, der Königin gingen fortgesetzt die günstigsten Berichte über das Befinden des deutschen Kronprinzen zu. — Der aus Berlin wieder in London ein getroffene Baron Worms ist zum Staatssekretär für die Kolonien (Kolonialminister) ernannt worden. — Im Parlament wurde am Mittwoch Parncll's Tadelsantrag gegen die Regierung wegen deren irischer Politik debattirt. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen, auch Gladstone griff in die Berathung ein und zeigte außerordent liche Beredsamkeit. Alles das wird freilich nicht hindern, daß der Antrag abgelehnt wird und die Regierung aus der parlamentarische» Schlacht als Siegerin hervorgeht. Rußland. In Petersburg gelangt zur richtigen Zeit ein Dokument an die Ocffentlichkeit, welches den Panslawisten zu denken giebt. Es ist gelungen, einen Fragebogen der jetzt aufgehobenen „dritten Abtheilung" zu entdecken, auf welchem der Panslawistenführer Aksakow 1849 während seines sechstägigen Arrestes gewissermaßen ein politisches Glaubensbekenntniß ablegen mußte. „An den Pan slawismus, so schrieb Askakow, glauben wir nicht, dazu müßten alle Slaven eines Glaubens sein, das katholische Böhmen und Polen ist aber ein feindseliges Element und den rechtgläubigen Slawen fremd; zweitens müßten die einzelnen slawischen Theile mit Rußland ver schmelzen, und endlich ist ein großer Theil der slawischen Stämme vom westlichen Liberalismus infizirt, welcher dem russischen Geiste widerwärtig ist und bei uns nie festen Boden finden wird. Am meisten interessirt mich Rußland." Kaiser Nikolaus, dem der Chef ausgefertigt sei, verfinsterten sich seine Mienen, und er sagte mit einer Erregung, die wohl selten noch Jemand an dem leidenschafts losen Manne, der sich stets vollkommen in der Gewalt hatte, wahr genommen : „Immer und ewig dieses Weib! Es tritt mir auf allen meinen Wegen störend und feindselig entgegen und macht sich eine kindische Lust daraus, meine nothwendigen und wohldurchdachten Maßregeln zu durchkreuzen. Es ist die höchste Zeit, daß ihr Einfluß aufhört und fie womöglich selbst bei Seite geschafft wird. Was Du mir so eben mitgetheilt, mein Sohn, ist von höchster Wichtigkeit, und doch wird es schwer sein, davon Gebrauch zu machen, wenn sich die beiden thörichten Menschen nicht noch zu ferneren Unklugbeiten Hin reißen lassen, welche die Vohburgerin bloßstellen und ihren Ruf ge fährden. Auf die Anschuldigungen eines Hexenweibes dürste Kaiser Friedrich in seinem hohen Gerechtigkeitssinn kein Gewicht legen, wenn aber vielleicht noch andere Umstände hinzukommen, so möchte es immerhin sein, daß Mehrere- zusammengenommen ihn dahin bringen kann, die unwürdigen Bande zu lösen. — Außerdem werde ich ihm Vorstellung darüber machen, daß er einem in Bann und Reichsacht erklärten Aufrührer keinen Freibrief, wenn auch nur für wenige Tage, crtheilen darf, fürchte aber, da die Sache einmal geschehen ist, nichts auszurichten. Der Kaiser ist natürlich von der Ränkemacherci wieder hinter's Licht geführt und hat nicht geahnt, daß cs der Stahlecker ist, dem er für einige Tage im Weichbilde der Stadt Frankfurt eine Freistatt gewährt hat. Und eS liegt mir doch gerade so viel daran, daß die Strafe, welche den raub- und händelsuchenden Empörer ge kosten hat, aus das strengste ausgeführt wird, damit ein Beispiel stattfindet, vor dem sich die Anderen hüten. Jedenfalls muß vor allen Dingen gesorgt werden, daß die Voh burgerin nicht vielleicht gar noch andere Vergünstigungen für ihren Schützling erlangt, die sich über die Dauer der wenigen Tage er strecken, welche die Festlichkeiten währen sollen. Der Kaiser ist zu tief in ihren gefährlichen Netzen verstrickt, als daß er sich nicht am Ende durch ihre Bitten zu einer thörichten Milderung des verhängten Urtheils bewegen lassen könnte. Deine Schwester hat mir vor einigen Tagen mitgetheilt, daß fie weniger als je sich der Gunst Adelheid's rühmen kann; auch heute war sie die Einzige ihrer Gefährtinnen, welche in absichtlichem Ver gessen von der Jagd ausgeschloffen war; sollten sich derartige Vor- gänge so auffallend wiederholen, so würde es die Ehre unseres Hauses erfordern, daß sie ihre Stellung bei Hofe verläßt, obgleich es der dritten Abtheilung den Fragebogen vorlegte, machte an dieser Stelle die Notiz: „Vernünftig, alles Uebrige Träumereien. Gott allein kann bestimmen, was die Zukunft bringt. Doch sollte eine Verkettung der Umstände eine Bereinigung aller Slawen herbeiführen, v wäre das der Ruin Rußlands." Orient. Naäiricktcn aus Philippopcl zufolge ist dort das Ge rücht von einer Mobitisirung der bulgarischen Armee verbreitet. Dumme- Zeug, die Bulgaren brauchen ihr Geld nöthiger. Deutscher Reichstag. —UN. Berlin, den 15. Februar. Erster Gegenstand der Tagesordnung ist erste Berathung des Antrags der Abgg. Lieber Und Hitze (Ccntrum) auf Verbot der Sonntagsarbcit. Abg. Hitze begründet den Antrag mit den Ergeb nissen der Erhebungen über die SonntagSarbeit. Das Resultat jener Aufnahmen ist, daß sich die überwiegende Mehrheit der Arbeiter sür die Forderung meines Antrages ausgesprochen hat Auch von kirchlicher Seile ist diese Forderung nachdrücklich erhoben worden und nicht minder ist der letzte hygicinische Congrcß für die völlige Sonn tagsruhe der Arbeiter eingctrelcn. Kein Antrag ist von der öffent lichen Meinung so beifällig begrüßt, wie der vorliegende, der den Beschlüssen der vorjährigen Rcichstagseommission im vollen Umfang Rechnung trägt. Tie bestehenden landcsgesetzlichen Bestimmungen über die Sonntagsarbcit sind ungenügend, denn es wird nur die Arbeit während des Gottesdienstes oder die geräuschvolle Arbeit ver boten. Wir müssen aber volle Sonntagsruhe habe». Tie letztere ist nöthig aus hygicinischcn, socialen, religiösen Rücksichten, sie ist eine nolhwcndige Forderung des christlichen Staates. Abg. Struck mann (natlib.): Ich habe auch die Ergebnisse der Aufnahmen über die Sonntagsarbeit geprüft, aber ich bi» nicht zu dem Schluffe des Herrn Vorredners gekommen, daß in dem jetzigen Zustand eine radi kale Aenderung eintretcn muß, und daß diese verlangt wird. Die Erhebungen haben im Gegenthcil constatirt, daß die Verhältnisse durchaus nicht so grausig sind, wie man früher angenommen hat. Besonders sür Berlin ergiebt sich, daß am Sonntag in Großbetrieben recht wenig gearbeitet wird. Es haben sich zudem fast eben so viele Arbeitnehmer wie Arbeitgeber dahin ausgesprochen, daß die völlige Durchführung der Sonntagsruhe unmöglich ist. Diejenigen aber, die sich sür die völlige Sonntagsruhe ausgesprochen, besitzen sie fast sämmtlich bereits und brauchen sie nicht noch zu erhallen. Es hat sich gezeigt, daß die Gesetzgebung über diese Frage in den verschiedenen Staaten eine sehr verschiedenartige ist, weil eben auch die Verhältnisse ganz verschiedene sind. Sollten für das ganze Reich geltende Bestimmungen ge troffen werden, so würde also schließlich der Schade weit größer sein, als der Nutzen. Nicht ausgeschlossen ist esaber, daß Einzelheiten aus dem Wege der Reichsgcsetzgcbung geregelt werde». Vielleicht läßt sich in dieser Beziehung ein Gesuch an die verbündeten Regierungen richten, und bitte ich deshalb, die zweite Berathung des Antrages direkt im Plenum vornehmen zu wollen, damit nicht der Antrag für diese Session in der Commission begrabe» wird. Abg. v. Kleist - Rctzow (cons.) erwidert dem Vorredner, daß die Regierung bereits vor Jahren um ein Gesetz über die Sonntagsruhe ersucht sei. Wir haben da mals nur so viel erreicht, daß der Herr Reichskanzler sagte: „Ent werfen Sie doch einmal ein solches Gesetz!" Ich bitte, nehmen Sie den vorliegenden Antrag an. Das Familienleben und auch die Er ziehung können nur gedeihen, wenn eine wirkliche Sonntagsfeier, wie sie auch die Religion fordert, gewährt wird. Abg. Bamberg er (freis.): Ich muß es beklagen, daß die verbündeten Regierungen dieser Frage gegenüber eine so reservirte Stellung einnehmen, und kann deshalb nur den Herrn Staatssekretär bitten, endlich auch über diesen Punkt der Arbeiterfürsorge dem Reichstage eine Verlage zu machen. Die Herren, welche den vorliegenden Antrag gestellt, täu schen sich nun freilich, wenn sie die Resultate der Erhebungen über die SonntagSarbeit für sich allein in Anspruch nelnnen; die Enquete liefert für jede Parteirichtnng Material, sic zeigt vor allem, daß unr ein Pedant die absolute Sonntagsruhe fordern kann. Herr Hitze wünscht nicht die Bestimmungen über die Sonntagsruhe in die Hände der Polizei zu legen, weil letztere nicht genug Energie anwcnde» würde. Ein solcher Vorwurf ist der deutschen Polizei wohl noch nicht gemacht worden, sie wendet im Gcgentbeil zu viel Energie an. Auch dem weiteren Vorschläge des Herrn Hitze, das österreichische Gesetz über die Sonntagsruhe zu adopliren, kann ich nicht znstimmen. In Oesterreich ist die gewerbliche Arbeit an Sonntagen völlig ver boten, aber trotz der kurzen Existenz des betreffenden Gesetzes sind schon für 28 Gewerbe Ausnahmen zugclassen. Wo bleibt da die Regel? Wollen Sie den Arbeitern wirklich ein Geschenk mache», so unterstützen Sie die Gewerkvereine und das Corporationsleben derselben. Abg. Grillenbergcr (Soc.) spricht für den Antrag. Der Reichskanzler hat s. Zt. hier gesagt, daß ein Verbot der Sonn tagsarbeit auch eine Kürzung des Verdienstes bedeute; dies ist aber nicht zutreffend. Ein voller Ruhetag in der Woche stärkt die Ar- wünschcnswerther wäre, wenn sie an ihrem Platze bleiben und jedes peinliche Aufsehen vermieden werden könnte; schon deshalb, weil sic durch die Schwatzhaftigkeit der übrigen Jungfrauen, auch ohne der Vohburgerin nahe zu stehen, stets über deren Thun und Lassen unter richtet wird," Der Kanzler sprach viel und eingehend mit seinem Neffen; der bedeutende Mann mußte die Angelegenheit mit der Kaiserin sehr ernst nehmen, ihre Beseitigung ihm sehr am Herzen liegen, daß er seine so sehr in Anspruch genommene Zeit so lange auf diese Unterredung verwandte. Der Junker von Dassel war des Ohm's rechte Hand, sein geschmeidiges Wesen und seine höfischen Sitten, verbunden mit außergewöhnlichen Kenntnissen und umsichtiger Arbeitsfähigkeit, machten ihn besonders tüchtig, die Stellung eines Geheimschrcibers auszufüllen, welche er bei dem Kanzler inne hatte, und cs ist nur zu bewundern, wie ein Mann von den Verstandesgaben des Reichskanzlers sich so lange Jahre über die Beschaffenheit der Denk- und Sinnesart seines Neffen täuschen konnte. Er selbst setzte das ganze Streben und Schaffen seines Lebens an edle und große Ziele, wohingegen des Jüngeren Augenmerk nur auf selbstische Zwecke und eigennützige Vortheile ge richtet war, die ihm denn auch in vollem Maße zu Theil wurden. Ebenso verschieden wie die sittliche Eigcnthümlichkeit der beiden Männer waren auch die Wege, welche sie zur Erreichung ihrer Ziele cinschlugen, denn während der Oheim, wenn er auch nicht immer auf der breiten, geraden Heerstraße offenherziger Biedermänner einher schritt, doch niemals niedriger, verwerflicher Mittel sich bedient hätte, waren dem Neffen alle Ränke und Schliche recht, seine Absichten durchzusetzen. So hörte er denn auch in diesem Falle Alles ruhig mit an, was ihm der Kanzler sagte, mit sich einig darüber, zu thun und zu lassen, was ihm gut dünkte und was die erfinderische Durchtriebenheit seiner Schwester mit ersinnen würde. * ^ * Die Turniere, das Lieblingsvergnügen der Ritter sowohl, wie der Edeldamen des Mittelalters, waren auch für das Volk, das un gehindert dabei zuschaucn durfte, soweit man über die Einfriedigung des Platzes Hineinblicken konnte, eine große Belustigung, bei der cs an Drängen, Stoßen freilich nicht fehlte, die durch das Schaugepränge, welches dabei entfaltet wurde, aber die größte Anziehungskraft auf dasselbe ausübte. So war denn auch an dem Tage, an welchem das schon so lange vorher besprochene Fest stattfinden sollte, das Kaiser Friedrich beitskraft und die Erwerbsfähigkeit der Arbeiter, so daß sie mehr leisten können, er bringt auch eine Vermehrung der Arbeitsgelegenheit und des Arbeitsverdienstes. Eine CommissionSberathung des Ankage- wird sich allerdings nicht vermeiden lassen. Daß ein Ruhetag in der Woche sehr Wohl möglich ist, beweist am schlagendsten das Beispiel der Juden, welche an keinem Festtage ihr Geschäft öffnen. Der An trag ist übrigens noch sehr milde abgefaßt, er läßt dem freien Er messen der Arbeitgeber sehr viel Spielraum, und dadurch kann leicht der ganze Zweck desselben vereitelt werden. Ich wünsche vor allem noch, daß der Thätigkeit der Lehrlinge an Sonntagen möglichst ein Ende gemacht und den Ladeninhabern verboten wird, ihr Geschäft an Sonntagen länger als fünf Stunden offen zu halten. Abg. Henning (freikons.) erklärt, daß er dem Anträge im Princip zu stimmt, und beantragt Verweisung an eine Commission. Nachdem noch Abg. v. Czcgialski (Pole) für den Antrag gesprochen, wird die Discussion geschloffen. Abg. vr. Lieber (Centrum) tritt im Schlußwort den Ausstellungen der Gegner des Antrages entgegen und betont, derselbe enthalte ein gut Theil Arbciterschutz. Durch An nahme des Verbotes der Sonntagsarbeit werde man den Arbeitern in Wahrheit nützen, ohne den Arbeitgebern zu schaden. Der Antrag wird hierauf an eine Commission von 21 Mitgliedern verwiesen. Nächste Sitzung Donnerstag 1 Uhr. (Etat, Antrag auf Aufhebung des Identitätsnachweises.) Vom sächsischen Landtag. Am 15. Fcbr. gab die II. Kammer dcbattelos ihre Zustimmung zu den beiden Gesetzentwürfen über die Bcsugniß zu Protokoll-Auf nahmen und Beglaubigungen und über die Zustellung und Bestellung von Schriftstücken in Angelegenheiten der nichistreitigcn Gerichtsbarkeit. Die I. Kammer bewilligte die von der II. Kammer bereits ge nehmigten Positionen des außerordentlichen Etats für Erwciterungs- und Umbauten der Chemnitzer Bahnhöfe. Abg. Peltz wendet sich hierbei gegen die Verschreibung derartiger Ausgaben für Bahn- hofsumbaulen in das außerordentliche Budget. Er giebt der Regier ung zur Erwägung, ob es sich nicht für die Zukunft empfehle, Ein stellungen für Bahnhofsumbauten in's außerordentliche Budget um die Summe der durch den Umbau vernichteten Werthe zu kurzen. Zinanzminister v. Könneritz entgegnete, er halte diesen Gedanken sür vollständig richtig, doch stoße man in der Ausführung desselben auf große Schwierigkeiten, da es schwer zu ermitteln sei, in welcher Höhe die Abschreibung zu erfolgen habe. Die Regierung habe ver sucht, auf anderem Wege diesem Gedanken zu entsprechen; es sei deshalb für Um- und Ergänzungsbauten der Bahnhofsanlagcn eine Summe in das ordentliche Budget eingestellt worden. In den letzten Jahren seien übrigens die größeren Bahnhvfsnmbautcn in dem außer ordentlichen Etat lediglich durch die Ueberschüsse früherer Perioden gedeckt worden. Bürgermeister Beutler berichtete hierauf über die Petition der Gemeinde Rottwerndorf betreffs Heranziehung des Eiscn- bahnfiscus wegen des Verladcgcschästs zu den dortigen Gemeinde- Anlagen und beantragt namens der Deputation, die Petition auf sich beruhen zu lassen. Kammerherr v. Erdmannsdvrs bemerkt hierzu: Von den Gemeinden werde es erst als eine Lebensfrage hin gestellt, daß sie eine Bahn bekommen; hätten sie dann die Bahn, dann wollten sie auch noch, daß der Staat für dieselbe zu den Ge- mcindeanlagen beitragen solle! Die Kammer solle also kein Präjudiz schaffen und die Petition auf sich beruhen lassen. In diesem Sinne beschließt auch die Kammer. Das gleiche Schicksal trifft die Petition bez. Beschwerde des Karl Domschke in Briesnitz um Ersatz eines ihm angeblich widerrechtlich zugefügten Vermögensschadens. Sächsisches. — Wer eine Freistelle im Augustus-Stift zu Bad Elster haben will, hat das betr. Gesuch bis spätestens den 15. März d. I. bei der Kreishauptmannschaft Zwickau einzurcichen. Bcizufügen sind: 1. ein von einem legilimirten Arzte ansgestelltes Krankhcits- Zeugniß, welches nachweist, daß für den Kranken der Gebrauch des Elsterbades empfehlenswcrth ist, und welches die Krankheitsgeschichte nach Art und Verlauf, sowie den hervorragendsten Erscheinungen der Krankheit enthält, auch über die bisherigen ärztliche Behandlung und über die Erfolge derselben Auskunft ertheilt, endlich, dafern schon ein Gebrauch des Elsterbades stattgcsnnden hat, Angabe der Zeit und des Erfolges, 2. ein obrigkeitliches Vcdürsligkeits-Zcugniß. — Krankenversicherung der jugendlichen Fabrik arbeiter. Vom königl. fächs. Ministerium des Innern ist jetzt die principielle Entscheidung gegeben worden, daß die in Fabriken re. wesentlich beschäftigten Kinder im Alter von 12—14 Jahren auch als krankenversicherungspflichlig zu betrachten seien, für dieselben aber ein geringerer Durchschnitts-Tagclohn, als für die Arbeiter und Arbeiterinnen bis zum 10. Lebensjahre festgesetzt ist, angenommen werden könne, und daß der Fabrikherr, auch wenn er nicht selbst diese Kinder in Arbeit genommen hat und nicht selbst lohnt, für seinen vielen fürstlichen Gästen geben wollte, manche Stunde vor her, ehe an den Anfang gedacht wurde, eine große Menge Volk auf dem Wiesengrunde in der Nähe der Stadt versammelt, um zeitig genug Plätze zu finden bei dem zu erwartenden Schauspiel. Die guten Vürger der Stadt Frankfurt waren mit ihren Frauen und Töchtern in großer Zahl erschienen, aber auch viel fahrendes Gesindel, Leute, welche Eßwaaren und Erfrischungen verkauften, Wahrsager, Spielleuie und Gaukler. Es war ein lautes, lustiges Durcheinander und der herbstliche Himmel spendete noch einmal Hellen Sonnenschein und herrliches Frostwetter, die allgemeine Freude zu erhöhen. Gewissermaßen als Vorspiel zum Beginn des Turniers kamen zuerst, begleitet von einem Trupp Knappen, die Turniervögte und Grieswärlel, um nachzusehen, ob Alles auf dem Platze in Ordnung sei, und das Nöthige und Fehlende zu besorgen und in Stand zu setzen. Turniervögte und Grieswäriel waren gewissermaßen die Unter- deamten der Herolde und des Wappenkönigs, dazu bestimmt, aufzupaffen, daß Alles nach dem Rechten ging und keiue Unzuträglichkeitcn vorkamen. Im Mittelalter bildeten die Herolde einen eigenen Stand an den Höfen der Fürsten und durften selbst nur von edler Geburt sein. Sie waren sehr wichtige Persönlichkeiten und mußten die Heroldskunst zunftmäßig erlernen. Dazu gehörte die genaueste Kenntniß des hohen und niederen Adels, ihrer Wappen, Gerechtsame, sowie der einzelnen Geschlechter. Die Herolde hatten alle öffentlichen Feierlichkeiten zu leiten; sie waren die Richter in allen Streitigkeiten des Adelswesens, erlheilten Ahnentafeln, entwarfen Wappen und bildeten die Sitten richter der Edlen. Bei den Turniereu lag ihnen die Wappenschau ob, sowie die Entscheidung über Turnierfähigkeit. Im Kriege waren sie Voten des Krieges und des Friedens. AuS der Zahl der Herolde wurde der sogenannte Wappenkönig erwählt; aber es gehörten erst längere Dienstjahre dazu, die seine Fähigkeiten, dem wichtigen Amte vorzustehen, bekundeten, ehe der Kaiser oder je nachdem ein anderer Fürst ihm die Krone aufsetzte, welche zu seiner Ausrüstung gehörte, und ihm die Taufe mit Wein ertheilt e, die ihn zu seiner Stellung einweihte. Wieder nach einer ganzen Weile kamen die Spielleute deS Kai sers, nahmen ihre Plätze ein und begannen alsbald ihre Musik, gerade so laut und lärmend, mit ihren Trommeln und Posaunen, Flöten und Kesselpauken, wie die rauschende Zukunftsmusik deS neunzehnte« Jahrhunderts. Und endlich, endlich erschien der kaiserliche Zug, dem Trabanten
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