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Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188805019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880501
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-01
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.05.1888
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' «k M. —S. M« Mn »ochtntag «b«b (mlt Latu« des folgen! " aende Ä«'-K ^ Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: ^,Mer.SistMrnN>Ä-«hestLtrS-ch <n. «ckttk-ListubahnfthMoMst fin Eachs«,. Jllustr: «alend» de- SüchMkn Landbote«. JüustchtkS3ahresbuchreSS°nde-.-nzeIgerr. «i-Whr» mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nn- Thüringen. ^ Buchdruckerei. «hemnttz, Lheaterstrah» S (Fernsprechstelle Nt. i Telegr -Adr.: LandeS-Anzesger, Tremnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-HeisnyK 4. Sächsisches Allerlei — 6. Jllnftrirtes Unterbaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch» Amtliche Bekanntmachungen. Das Konkursverfahren über das Vermögen der Materialwaareuhänd- lerln Johanne Marie verehel. Kränket in Chemnitz wird nach erfolgter Ab haltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 27. April IMS. . Königl. Amtsgericht. Ueber das Vermögen des ins Ausland ausgetretenen Tricotagensabrikanten und Seidenwaareiihändlers August Adolf Carl Kluge, Inhabers der Firma A. Kluge in Chemnitz, wird heute am 28. April 1888 Nachmittags V,10 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der -Rechtsanwalt Justizrath vr. Enzmaun in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkurssorderungen sind bis zum 31. Mai 1888 bei den» Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschluß faffung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gtäubigerausschusfes und eintretenden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf den 17. Mai 1888 Vor mittags 10 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen aus den 18. Juni 1888 Vornnttags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anbe raumt. Alle» Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schulvig sind, wird ausgegeben, nichts an den Geiiieinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sic ans der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehme», dem Konkurs Verwalter bis zum 1. Juni 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folinm 472 verlautbart, daß die Herrn Heinrich Oswald Kahle für die Firma C. F. Zenker ertheilte Prokura erloschen ist. Chemnitz, am 28. April 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folinm 1931 vcrlautbart, daß Herr Emil Otto Müller aus der Handelsgesellschaft unter der Firma Müller L Hotn in Chemnitz als Mitinhaber ausgeschicdcn ist, daß Frau Caroline Hedwig Horn, gcb. Zenker, in Chemnitz das Handelsgeschäft dieser Firma sammt letzterer aus dem Nachlasse des seitherigen Theilhabers, des Kaufmanns Herr» Eduard Bruno Horn, zur Fortführung übernommen hat und daß dem Kattsmann Herrn Bruno Strohbach daselbst Prokura ertheilt worden ist. Chemnitz, am 28. April 1888. Königliches Amtsgericht. bejubelt. In sehr würdiger Weise sprach Carnot es aus, daß der! die Ruhestörer auseinander zu treiben, größte Segen für Frankreich eine besonnene, friedliebende und spar- letzt und eine größere Anzahl von Telegraphische Nachrichten. Vom 29. April. Wien. Nachdem die ungarische» Minister Tisza und Fejervary hier eingetragen sind, beginnen heute die gemeinsamen Minister-Kon ferenzen über die den Delegationen zu unterbreitenden Vorlagen. Ferner werden Tisza und DunajcwSki über die Abänderungen ver handeln, welche das Subcvmitö des Abgeordnetenhauses an dem Spirilusstcucr-Gesetze vvrgenvmnien hat. Brüssel. Der „Nord" spricht sich abfällig Über die bvu- langistische Bewegung aus. Sofia. Ohne jede? vorherige Einvernehmen belegte von gestern ab die türkische Negierung die Provenienzen aus Bulgarien undOst- rumelien an der Zollgrenze mit einer Gebühr von 8 pCt. Konstantinopel. Der türkische Gesandte in Athen, Fcriduun Bcy,' welchem die Pforte vorwirft, Griechenland in dessen Ansprüchen wegen einer neuen Grenzregnlirung ermuthigt zu habe», ist seines Postens in Athen enthoben worden. Von der Pforte angcstellte Er kundigungen haben ergebe», daß Frankreich und Rußland für, Oester reich-Ungarn, England und Italien gegen die Erfüllung der Wünsche Griechenlands, sind, während die deutsche Negierung wiederholt erklärt hat, daß sie sich in die orientalischen Angelegenheiten direkt nicht ein- »lischen könne. Berlin, den 30. April Vormittags. Ein heute früh 9 Uhr ausgegedenes Bulletin berichtet: Der Kaiser hatte eine ruhige Nacht; er ist nahezu fieberfrei. Das Allgemeinbefinden ist unverändert. Die Zustände in Frankreich. Präsident Cnrnvt ist in Bordeaux! Glockengeläut, Geschützialve», Hochrufe, Illumination und FestessenI Alles war wundervoll und die mehrfache» Reden des Staatsoberhauptes wurden auf's Lauteste Im unheimlichen Hanse. Erzählung von Friedrich Berner. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „N»n, wenn er das cincgcbeichtet hat, dann wird er auch in Bezug ans das andere nicht zurückhaltend mehr sein. Sagten Sie nicht, daß cs mit ihm zu Ende gehe?" „Ja. Und zwar nicht wegen des Hiebes, der ist so schlimm nicht; der ganze Kerl ist aber durch seine Lebensweise, durch den Trunk und sonst noch allerlei so ungesund, daß auch eine geringere Verletzung hingcreicht hätte, ihm den Rest zu geben." „Dann müssen wir ans der Stelle zu ihm! Er muß nnS an geben, was ans dem Schatze des Generals geworden ist! Ans diesem kolossalen Vermögen! „Ja," sagte der Detektive ruhig, indem er sein Notizbuch hervor zog. „Aber nun sagen Sie mir, Herr Justizrath, als ein Mann des Rechts und des Gesetzes, wäre cs nicht richtiger gewesen, wenn Sie sich gleich von vornherein an die richtige Schmiede gewendet hätten?" „Wie meinen Sie das?" "Sehr einfach. Sic haben hier im Hause bereits vorher einen großen Diebstahl gehabt, und wir haben bis aus diese Minute, wo Sie nicht länger schweigen konnten, kein Sterbenswörtchen davon gewußt." Der Justizrath machte eine unwillige Gcberde. „Jawohl, Herr Justizrath, ich wiederhole: wo Sie nicht länger schweigen konnten! Denn Sie haben mir die Mittheilung eigentlich ganz unwillkürlich gemacht. Wann hat dieser andere Raub statt- gesunden?" „Damals, als die schreckliche Geschichte hier Passirte. Sie wissen ja wohl." „Ob ich's weiß. Ich Hab viel darüber nachgcdacht, obgleich ich nichts damit zu thun hatte. Damals verschwand also auch Geld, viel Geld?" Der alte Herr nickte. »Ich kann Ihnen auch anvcrtranen," sagte er, „daß Herr von Roland vorläufig eine Veröffentlichung der Sackse nicht wnuichlc." »Sv. Nun, wollen sehen. — Für heute habe ich leine Zeit wehr; aber Sie gestatten mir wohl, daß ich mvrgen die Lokal besichtigung vornehmen kann." same Regierung sei, welche die bestehenden staatlichen Einrichtungen, die friedliche Arbeit und die Bürger schütze. Frankreich sei nicht geeignet, sich einem einzigen Manne zu Füßen zu legen, dem Rausche würde sehr schnell eine tiefe Reue folgen. Die Republik habe zum Glück die volle Kraft, alle gegen sie gerichteten Angriffe abzuwehren, auch her Präsident werde es an Eifer und Energie nicht fehlen lassen, Recht und Verfassung zu sichern. Während Herr Carnot so schön sprach, gab es in Paris wieder den üblichen Boulangerskandal. Drei Tage war es ja auch ruhig gewesen in den Straßen der Seinestadt und das war zu lange schon. Um seine Anhänger fester an sich zu ketten und vor Allem, um ordentlich von sich reden zu machen, wird Bonlanger von jetzt ab jeden Freitag Abend im Cafa Riche zu Paris ein Abendessen geben, bei dem auch rechtschaffen getrunken werden soll. Letzten Freitag war nun der erste derartige Zauber. Die geladenen Abgeordneten hatten sich zwar zum großen Theil nicht eingefunden, aber um so größere Menschenhaufen waren zusaimnengcströmt. Als Boulanger erschien, riefen seine Haufen auf der Straße: »Oh, Oh, Oh!", die Aittiboulangisten zischten. Die Polizei hatte, vom Polizeipräfecten in Person von der Bürgermeisterei aus geleitet, Befehl, Jeden, der ans der Straße einen Ruf ausstoße, festzunehmen, einerlei ob „L bas Boulanger!" oder „viva Boulanger!" gerufen werde. Als der General erschien, war der Wagenverkchr durch die Menschenmasse be reits völlig gehemmt, und trotz des Verbotes wurde gebrüllt, daß die Häuser bebte». Bei dem Essen brachte Naquet das Hoch auf Bou langer ans, welches Letzterer nach seiner Manier mit Protesten gegen die Beschuldigungen seiner Feinde erwiderte, daß er »ach der Diktatur strebe; er sei blos für die Aufhebung der Präsidentschaft und bereit, für einen solchen Antrag zu stimmen, wenn derselbe in der Kammer gestellt werde. Der Unschuldige! Ec will blos Carnot beseitigen und den Präsidentenstuhl Umstürzen, das soll kein Streben nach der Selbstherrschaft sein? Den Abend über wnrde mächtig gekneipt. Als Boulanger um Mitternacht mit seinen Genossen heimfnhr, lief ihm der ganzeMcnschenhaufe nach. DieSinen schrieen: „Hoch »,itihm!"dicAndern: „Nieder mit ihm!" Boulanger kam aber mit seinem Wagen glücklich ans dem Gedränge heraus. Etwas später verließ der Boulangisten- häuptling und Präsident der Patriotenligä, Paul Däroulsde, mit den Abgeordneten Lusini, Laguerre und La Herissv und Anderen das Kaffeehaus zu Fuß, und da sie die Nase gar zu tief ins Glas gesteckt und ihrer Begeisterung keine Zügel mehr anlcgen konnten, so rie Döroulüde „Bive Boulanger!" und seine Gefährten machten sich das Vergnügen, „Nieder mitFerry!" z» schreie». Die Polizei verstand indessen die Sache falsch, fiel über die Schreier her, die sich wehrten, es wurden ihnen die Röcke ziemlich arg zerfetzt und man führte sie zur Polizeistation in der Rue Richelieu, wo sie, nachdem sie sich über Personen, und Stand ansgewiesen, bald frei gelassen wurden. Im Ganzen waren etwa 40 Rufer im Streite zeitweise festgenoinmen Nachts um 1 Uhr herrschte wieder völlige Stille. Am Tage daran ^ aber ergrimmten die Boulangisten mächtig und Deroulede schrieb einen grimmigen Brief an den Ministerpräsidenten Floquet, worin er sich erstens über seine Verhaftung bitter beschwerte und zweitens behauptete, er könne „Vivc Boulanger!" rufen, so viel er wollte, kein Mensch habe ihm etwas dreinzureden. Die Geschichte sollte auch in der Volksvertretung zur Sprache gebracht werden, aber die Kammer schob sich die Sache vom Halse, gab Kesseps die Genehmigung zu einer neuen Anleihe auf sein zweifelhaftes Panamakanalunternehmen und vertagte sich dann bis Mitte Mai. Uebrigcns hat es auch in Nancy wiederholt große bonlangistische Demonstrationen gegeben. An 4000 Menschen rotteten sich unter Hochrufen auf Boulanger zusammen, sangen Bonlangistenliedcr und warfen allenthalben bei Andersgesinnten die Fenster ein. Der Unfug wurde schließlich so groß, daß Kavallerie ausgeboten werden mußte Biele Personen wurden ver» Verhaftungen vorgenompien. Der Beamte empfahl sich schnell und begab sich sogleich in das Krankenhaus, wo er eine lange Unterredung mit dem Einbrecher hatte; er inquirirte denselben mit einer so rücksichtslosen Ausdauer, daß der arme Schelm schließlich vor Erschöpfung kein Wort mehr Hervorbringen konnte. „Also eine sehr bedeutende Geldsumme?" murmelte der eifrige Mann auf dem Rückwege. „Na, die möchte ich schon entdecken. Der junge Erbe wird doch grvßmnthig sein und einem Menschen dann eine Anerkennung zukvmmen lassen." 22. Kapitel. Der Dctective. Während an Pauls Krankenlager eine A>t von Guerillakrieg um das Recht der Pflegschaft geführt wnrde, näherte er sich mit Hilfe seiner guten Constitution zuerst langsam und dann immer schneller der Besserung. Helene litt wie eine Märtyrerin, da sie täglich Zeugin davon sein mußte, wie Janka die Schwäche des jungen Mannes bcnutzlc, um ihn enger und enger in ihre Fesseln zn schlagen. Der Dctective war am nächsten Tage wiedergckommen und hatte das Gemach, sowie das Fenster genau inspicirt, sich auch eine» Plan des in Betracht kommenden Theiles des Hauses gezeichnet. Zn Pauls Vernehmung fand sich später eine Commission ein und i»i Laufe der Zeit wurden auch die beiden Einbrecher prompt ins Zuchthaus abgcführt. Der Dctective gab sich aber damit nicht zufrieden. Der unermüdliche Mann, der sich des Namens Hänfling rühmte, pflegte unablässig und bei den unerwartetsten Gelegenheiten den alten Justizrath mit seine» Besuchen heiinzusuchen, bis derselbe sich endlich jedesmal in die innerste» Gemächer flüchtete, wenn er den Beamten kommen sah. „Der alte Herr muß sich etwas in den Kopf gesetzt haben, sagte Herr Hänfling öfters kopsichüttclnd z» sich selber. „Vielleicht war's auch bei dem alten General nicht ganz richtig. War ein sonderbarer Kauz, muß entschieden einen Knacks gehabt haben. Das heißt, reich war er, schwer reich. Man siehts am ganzen Hause Der junge Mensch könnte eigentlich damit allein schon sehr zufrieden sein." Dann wendete der Beamte seine Aufmerksamkeit dem Doctvr Malthesius zn. Ten AnnähernngSgrnnd fand er in irgend einem fingirten Leisen. Boulanger selbst soll beabsichtigen, sich Mitte Mai nach dem, Nord- Departement zu begeben und seinen Wählern seinen Dank ausznsprechen. Inzwischen wurden die heillosen Verhältnisse selbst den Pariser Blättern zu viel. Der „Figaro" äußert sich so drastisch über daS heutige Frankreich und den Boulangismus, daß wir die Hauptstellen aus seinem Artikel nachstehend wiedergeben zu müssen glauben: „Win gehören einem Volk von Verrückten an, jeder Zweifel darüber ist aus geschlossen. DaS französische Volk hat prächtige Eigenschaften, An» bildungskraft, Geist, Großmuth, aber es ist vollständig verrückt. ES ist immer so gewesen, aber bisher hatte der gütige Gott ihm niemM ein Wesen unter die Hände gegeben, an dem diese Tollheit offen iu»d unwiderleglich kund werden sollte. Mirabeau und Danton waren gewaltige Revolutionäre, Napoleon I. ein riesenhaftes Genie, dessen Abglanz noch auf seinen Neffen strahlte, und Gambetta selbst war eine Persönlichkeit von wirklichem Werthe. Deshalb konnte man bis her glauben, daß, wenn das französische Volk sich begeisterte, das ür eine Idee oder für einen Mann geschehe. Jetzt zeigt uns aber dies bonlangistische Abenteuer, was eigentlich dran ist an diesem guten, liebenswürdigen und verrückten Volke. Jawohl, Frankreich ist toll! Die Konservativen, die, nachdem sie den Marschall Mac Mahon be kämpft haben, sich jetzt Boulanger nnterordnen, sind verrückt. Die Republikaner, die, um zur Einigkeit zu gelangen, ein Ministerium der äußersten Linken bilden, und die, um Boulanger wirksam zu bekam- ifcn, sein Auflösungs- und Revisionsprogramm selbst annehmen, sind- nicht weniger verrückt. Die Patrioten, die, nachdem sie Disziplin, Pflichtgefühl und Ehre gepredigt haben, jetzt einem rebellischen Sol daten folgen, der seine Vorgesetzten lästert, sie sind noch verrückter. Vor Allem aber jene guten Franzosen, die Marschall Leboeuf ver- luchen- weil er 1870 gesagt hat, die Armee sei bereit, und die Bou langer jetzt zujauchzen, sie sind in solchem Maße verrückt, daß die Geschichte staunend vor einem solchen Phänomen stehen wird." Wir haben den Ausführungen des Pariser Blattes nichts hinzuzufügen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 30. April. Deutsches Reich. Aus Schloß Charlottenburg kommt vom Sonntag eine sehr frohe Kunde: Der Kaiser war fieberfrei. Am^ Sonntag Vormittag wurde folgendes erfreuliche Bulletin publizirt:" „Se. Majestät der Kaiser war heute Morgen fieberfrei, nachdem schon gestern Abend das Fieber merklich gesunken war. Schlaf im Allgemeinen ziemlich befriedigend. Morcll, Mackenzie, Wegner, Krause, Hovell, Senator, Leyden." Mit dem Fieber ist das Hanpthiiiderniß für eine erfolgreiche Kräftigung des Kaisers gewichen, der letzte An fall kann nun thatsächlich als überwunden gelten. Das Fieber mag ja Abends in geringem Maße ab und zu wieder in Erscheinung treten, aber das wäre nicht weiter schlimm. Der Kaiser braucht vor Allem Hebung der körperlichen Kräfte und die dürfte ja nun wohl eintretcn. Wenn Berliner Blätter meinen, der Kaiser dürfte schon am 5. Mai etwa nach Wiesbaden übersicdeln, so ist diese Annahme freilich stark verfrüht. Vor 14 Tagen ist, im günstigsten Falle, nicht an ein Verlassen von Charlottenburg zn denken, und dann wird wohl zunächst Schloß Friedrichskron bei Potsdam zum Aufenthalt gewählt werden. — Ueber den Verlauf der letzten Tage geben wir noch folgende Mittheilungen: Am Freitag hatte der Kaiser ziemlich ange strengt gearbeitet, auch mit dem Fürsten Bismarck lange konfcrirt, aber trotzdem war die Nacht zum Sonnabend recht befriedigend. Husten und Auswnrf hatten merklich nachgelassen, und infolge dessen braucht die Kanüle nur noch stündlich gereinigt zu werde». Diese Röhre ist übrigens viermal leichter, als die frühere silberne. Am Sonnabend befand sich der Kaiser, seinen eigenen Worten nach, ziem lich wohl, blieb aber auf de» dringenden Wunsch der Acrzte vor- „Unser Physikns hat mich ausgclacht, als ich ihm damit kam," sagte er zu dem Arzte, „aber ich muß doch besser wissen, wo mir's fehlt." „Sehr richtig," antwortete I>r. Matthesius sehr ernsthaft. „Ich sehe schon. Wollen Sie bald wieder gesund haben." „Einer wie der andere; Nichtswisser und Großthuer," sagte der Dctective, als er, die Straße hinabschreitcnd, mit kritischem Blicke das Nccept betrachtete. „Ich werde mir das Zeug aber doch in -der Apotheke machen lassen, damit ich wicderkommen kann." „Es ist ein merkwürdig Ding um die Natur," brummte seiner seits auch der Doktor Matthesius vor sich hin, nachdem ihn der Mann verlasse» hatte. „Der Mensch hält sich für krank und dabei fehlt ihm nicht das geringste. Sein Beruf stellt allerdings hohe Anforderungen an seinen Körper und seine Lebensweise. Da mag er sich vielleicht irgend welche üble Folgen einbildcn." Der Doktor war also vernünftiger, als der Deteklive dachte. Bei den spätere», häufig wiederholten Besuchen sammelte Letzterer sehr wertbvolle Informationen, unter anderm lernte er auch des Arztes Ansicht in Bezug ans den Tod des alten tschcrkessischen Lcib- dieners tcnncn. Ungefähr um dieselbe Zeit mochte es sein, daß der alte Justiz rath die Hand Helenens von Rnthart sanft und liebevoll zwischen seine beiden nahm und derselben i» väterlich zärtlicher Weise zu redete. „Nein, nein, mein liebes Kind, Sic dürfen uns nicht verlasse». Sehen Sie, ich bin ein Greis, dessen Leben nicht lange mehr währen kann, und wenn Sic nun gingen, würde alles Licht ans meinen wenigen, noch übrigen Tagen verschwinden. Bleiben Sie hier, Helene. Ich weiß alles. Ich bin nicht blind. Darum sageich: blelbcu Sic hier und warten Sie." Helene schüttelte stumm und weinend den Kopf. „Sic dürfe» nicht gehen. Wenn Sic ihn lieben, mein Kind, dann ist cs Ihre Pflicht, noch zn verziehen. ES handelt sich um seine Rettung, um nichts weniger; und ich weiß, daß Helene sich, um Paul zu retten, selbst opfern würde." Herr Hänfling harte endlich genug erfahren. ES Wae Abeytzs § als er wieder einmal ans der schiuiedeerferueu. am Votfchaftrrweg Nr. 4.
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