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Sächsischer Landes-Anzeiger : 08.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188806083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880608
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-08
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 08.06.1888
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WWU.IUAMM,, flWSMWWW Kntonpi^r. 8mrt 4 seubahnstatio, ^suttr—liok ek. eLage.rei«« Pf.,Fichte«. ider, Nadel. enMarktfleckä k und a«ge» aufenthatt. Neaatdi. erzeichnetem. iVsrner, der Vorzug te ist die i-Lchstl h die «er. hgeber fiir «erlag vo« »andlang. Nr. 131. — 8. Jahrgang. -SihsWer SnttL«, 8. Nmt liM- !>Nli geb. NelltraeL Lommer- sohlen. »-?krni. 7. Juni s. e. l»»8. Ba hne» ewev'e ber> und für den muck, wwie ige Trogen ni'ercr guten -und Groß c nochmals Tank. Familien Hcrrmann. e Theilnahme Slumenschmuck tin'eres guten itzers vier, 1 unseren Herz- Tank ebenso ein, sowie den Aufwartung, ensalls allen :k Linien. > Fiedler, en interlasicne». l. Juni 1888. » »nick Ver- saliulckixen onto ^littng lUKKL unä nnsorexnte estsr rwä >xtr,cu ckerttieuren ko Ixt Lrei- , ^aostmit- 6er Halle »ns. llckurt a. U., 1888. len Litern ttassts > teinert, terlssKiieii. heater. i letzten Male: enkönig. in 4 Acten, r Ausstattung: . Vs»sL lct. v. Strauß. >eitung" -«de« Wochentag Abend <mlt Datum «olgenden Tage») zur Versendung Hangende „Sächsische LanveS-Anzetger^ mit täglich einem besonderen Unter- galtungsblatt« und mit dem Extrabeiblatt Wae» Bilderbuch kostet bei den Aurgabe- iellen monatlich 70 Psa., bei denPost-Anst. iS Pf. (1888er ZtgS.-PreiSliste Nr. ö035.) Kür Abonnenten erschelntje einmal iniJahr: Somlner-Eisenbahnfahrplanhefl für Sachsen. Kinter-Eisenbahnfahrnlanheft für Sachsen. Zllustr. Kalender de» Sächsischen Sandboten. ZllnsttirlesJahreSbuchdesLandeS-AnzeigerS. >1 »»»ripndnt«»«« ..Sii»s.e«»ech«r,ki,n»'» Raum einer schmalen LorpuSzell» 1» Mg. Bevorzugt» Stelle (Ispalt.Petitzeile^SO H. BeiMederhglung großer Ann Bei Bestellungen vvnAuSwäi Ltckg: Almllkr^ Wiek. Buchdrnjkcrct, Lkiemnttz. Theaterstraße 8 (Fernsprcchstelle Nr. 186). ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ZHlegr>-Adr-: Lander-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einen: besonderen Ünterhältungsblatt? 'i"Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler ^ Z Säch^sche ÄexÄtö ^eitung 4 Sächsisches Allerlei — b. Jlluftrirtes Unterhaltungsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüri^ngen. Amtliche Bekanntmachungen. In dem Konkursverfahren über das Vermögen: 1. Carl August Schüpp el'S, Inhabers der Firma C A. Schüppel in Neukirchen, 2. des Kaufmanns Emil Löwenthal, Inhabers der Firma Emil Löwenthal in Chemnitz, 3. des Strumpf factors Johann Eduard Müller in Berbisdorf, 4. des Bürstenfabrikanten Johann August Volles in Chemnitz, 5. des ColonialwaarenhantlerS Robert Fllrchtegott Schmidt in Chemnitz, 6. des Strumpf- und Handschnhsabrikanten Hemnch Christian Friedrich Radtke, Inhabers der Firma C. F. Radtke in Chemnitz, 7. des Tricotstofsfabrikanten Carl Ferdinand Richter in Siegmar Md Leonhard Oswald Löschner's, Inhabers der Firma Oswald Löschner m Chemnitz, ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen Termin auf den 16. Juni 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Königl. Amts gerichte Hierselbst anberaumt. Chemnitz, den b. Juni 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 6. Juni. Konstantinopel. Eine russische Note inBctreff derZahlnng der Kriegsentschädigungs-Rückstände hat im Palais große Be stürzung hervorgerufen, obwohl dieselbe nicht direct im Aufträge der russischen Negierung abgefaßt worden ist, sondern mehr von Herrn v. Nelidow persönlich ausgeht. Die Note protestirt gegen die Ver pfändung weiterer Staats-Einkünfte, ohne daß die einschließlich der Zinsen auf annähernd 900,000 Pfund geschätzten Rückstände an Rußland gezahlt werden; sie verlangt ergänzende Garantien für künftige Jahreszahlungen und droht mit der Veröffentlichung des vollen Textes, sowie Ergreifung ernster Maßregeln, falls die Note diesmal wieder wirkungslos bleibe. Im Palais befürchtet man, Rußland beabsichtige, Eczerum als Pfand zu besetzen. Um jeden Grund zur Klage zu entfernen, wurde sogar das Jrade, welches die Pforte zu Anleihe-Verhandlungen mit den Bondholder ermächtigte, schleunigst zurückgezogen. London. Boulanger wird als Gast des conservativen Abge- ordneten Howard Vincent im Juli nach London komme». — Aus Sansibar wird gemeldet, daß der italienische Consul seine Flagge eingezogen und den Verkehr mit dem Sultan abgebrochen hat. wird ein italienisches Kriegsschiff erwartet. Potsdam, 7. Juni Mittags. Der Kaiser hatte keine gute Nacht, da der Schlaf durch Husten oft unter brochen wurde. Der hohe Patient dlied infolgedessen auf Anrathen der Aerzte bis 11 Uhr im Bett. Um 1L Uhr begannen Audienzen. Politische Nmtdschau. Chemnitz, den 7. Juni. Deutsches Reich. Aus Schloß Fricdrichskron. Am Mittwoch wurde folgendes Bulletin publizirt: Se. Majestät der Kaiser hat sich zwar nach der Uebersiedlung von Charlottenburg nach Schloß Friedrichskron einige Tage angegriffen gefühlt, befindet sich aber zur Zeit ziemlich wohl. Der Kräftczustand ist befriedigend. Mackenfie. Wegner. Krause. Leyden, von Bardeleben. Senator. — Der Kaiser verließ am Mittwoch Vormittag nach einer guten Nacht um 91/2 Uhr das Bett und begab sich bald darauf nach dem Park, wo er sich bis nach 12 Uhr aufhielt und zeitweise im Ponnywagcn um- hersuhr. Der Kaiser hörte dort die Vorträge des Geh. Rath von Wilmowski und Fürst Radolin. Bei dem Diner war nur noch die kleine Prinzessin Feodora von Meiningen, der besondere Liebling des Kaisers, anwesend, die während der Abwesenheit ihrer Eltern in Erd- mannsdvrf in Friedrichskron wohnt. Das Gesammtbefinden des Kaisers ist befriedigend; zwar ist die Eiterung wieder etwas stärker, doch nicht so, daß dem hohen Patienten daraus Unbehagen erwächst. Nachdem der Kaiser am Mittwoch Nachmittag längere Zeit geschlafen, hielt er sich wieder im Park auf, wo noch verschiedene Regierungs- Angelegenheiten erledigt wurden. Am Abend unternahm die kaiser liche Familie eine Ausfahrt. Bis zur Ausgabe des nächsten Bulle tin- dürfte eine längere Zeit vergehen. Mabel Meredith's Liebe. Novelle von Mrs. Leith Adams. Autorisirte Uebersetzung von M. D. Nachdruck Verbote». An einem schönen, heiteren Frühlingstage, einem der ersten, welchen uns diese Jahreszeit gebracht hatte, vollendete ich, Mabel Meredith mein neunundzwanzigstes Lebensjahr. Man hat zu allen Zeiten und gewiß mit Recht den Frühling als die herrlichste Zeit des ganzen Jahres bezeichnet, eine Herz und Sinn erfreuende, mit frohen, schönen Hoffnungen erfüllende Zeit. Sind wir aber wohl im Stande, mit solchen Gedanken und Empfind ungen auf das erwachende Leben, die neuerstehende Schönheit der Natur zu blicken, wenn wir uns sagen müssen, daß unsere Jugend, der Frühling, welcher jedem Menschenleben nur einmal erblüht, da hinschwindet, und wir» wie dies wenigstens mit mir der Fall ist, an der äußersten Grenze der Jugend, dieses Lebensfrühlings, stehen? Solche und ähnliche Gedanken beschäftigten mich, als ich lang sam die Allee nach Abbeylands hinwandelte. Zu beiden Seiten der Allee läuft eine niedrige Mauer entlang, und aus jeder zwischen den Steinen entstandenen Fuge, aus jeder Vertiefung, die sich nach und nach gebildet, keimten und sproßten zarte Blättchen und winzige Pflänzchen hervor, um sich nach und nach zu entfalten und zu entwickeln, um die grauen Steine der Mauern mit frischem Grün zu schmücken und zu bekleiden, sei es als Gräser oder bunt- blühende Schlingpflanzen und Farrenkräuter, die ihre leichtgefiederten Blätter dann anmuthig im Sommersonnenschein wiegten. Auf den Feldern zu beiden Seiten der Mauern und der Allee keimte und sproßte es ebenfalls, und auch die Bäume hatten zu knospen be gonnen. Sie schimmerten bereits röthlich und grün, und die Zeit konnte nicht mehr fern sein, wo aus den Knospen Blätter Hervor brechen und die kahlen Aeste und Zweige mit frischem Frühlings- grün bekleiden würden. Die genannte Allee führte von Whitegates, wo Tante Janet ,und ich in stiller Zufriedenheit lebten, theilweise nach Abbeylands, dem Herrenhause, das der Stolz unseres Dorscs war, und das wir von Unserem Garten aus sehen konnten. Nach allen Richtungen hin trat zdas mit kleinen Thürmchen versehene Dach des stattlichen Gebäudes lau» den es umgebenden Tannen- und Buchenholzungen hervor. Mir, als irinem aus Indien gekommenen, fremdländischen, mutterlosen Wesen, ge- Mhrtr e- da- größte BerWgen, allein die lange, einsame Allee bis an — Wie die „Post" mittheilt, hat Kaiser Friedrich sein Befremden über das anfängliche Verbot der Aufführung des Trümpelmann'schen Lutherfestspieles in Berlin zu erkennen gegeben. — Nach in Elbing eingetroffener Meldung kommt die Kaiserin Victoria nächsten Sonnabend mit der Ostbahn dorthin. Im Kasino findet Empfang statt. Der Aufenthalt soll zwei Stunden dauern. — Das Denkmal für König Ludwig Ü. vom Bayern soll zum 13. Juni d. I. fertig gestellt sein. Dasselbe wird aus einem ein fachen Granitsockel mit gewundener Steinsäule bestehen und bei Schloß Berg zur Aufstellung kommen, auf welcher der König zum letzten Male mit dem Geheimrath von Gudden geweilt hat. — In Sachen der neuen Doppelkronen schreibt jetzt die „Post": Die bereits verausgabten Stücke werden allerdings nicht wieder ein gezogen, eine weitere Prägung ist aber sistirt und die Anfertigung einer neuen Matrize angeordnet. Die Kronen haben allerdings Prägefchler und zwar am Rande. An der Stelle, wo das Wort „Uns" in dem Rande steht, sind die Stücke etwas geringer an Stärke und das genannte Wort steht auch nicht in der Mitte des Randes, vielmehr schräg in demselben. — Wie ans Petersburg berichtet wird, hat der dortige Senat die Vernrtheilung des Redacteurs Feodorow von der panslawistischen „Nvwoje Wremja" wegen Beleidigung des deutschen Militärbevoll- mächtigten von Villaume zu 6 Wochen Arrest bestätigt. Damit ist die Angelegenheit, die s. Z. so sehr viel Staub aufgewirbelt, wohl erledigt. — Die Publikation des preußischen Legislaturperiodengesetzes durch den „Staats-Anz." ist immer noch nicht erfolgt; eine definitive Regelung der ganzen Angelegenheit hat also noch nicht stattgefunden, doch ist an eine Verschärfung nicht zu denken. Etwlls Neues liegt überhaupt nicht vor. Die „Kreuz-Ztg." protestirt gegen die Behaupt ung, das Unterbleiben der Veröffentlichung gehe nur den Minister von Puttkamer an; sie schreibt: „Noch nie ist die Verantwortung für eine politische Maßregel eine vom gesammten Staatsministerium so gleichmäßig getheilte gewesen, als es bei der ministeriellen Zustimm ung zum Gesetz betr. die Verlängerung der Legislaturperioden der Fall ist." In den Bureaux des Reichstages soll in den letzten Tagen eifrig gearbeitet worden sein, um aus den Akten der Wahlprüfungen dem Minister von Puttkamer Material für seine an den Kaiser zu richtende Eingabe zu liefern. Gerüchtweise heißt es, am Dienstag sei in Friedrichskron zwischen Kaiser Friedrich und dem Fürsten Bismarck vereinbart, weder das Legislaturperiodengesetz noch der kaiserliche Wahlerlaß solle für jetzt veröffentlicht werden, überhaupt zunächst Alles beim Alten bleibe». Späterhin würden dann für Herrn von Puttkamer Bennigsen oder Miquel in das Ministerium eintreten. Wie weil bas zutreffend ist, lassen wir dahingestellt. — Auch die „Köln. Ztg." welche ans der letzten M-nssterkrisis pariout wieder eine Kanzlerkrisis machen wollte, wiegelt jetzt ab. Sie läßt sich von ihrem Berliner Correspondcnten telegraphiren: „Im Allgemeinen glaube ich versichern zu können, daß tiefgehende Meinungsverschiedenheiten zwischen Thron und Regierung nicht vor handen und daß in unterrichteten Kreisen an eine Kabinets- oder Kanzlcrkrisis nicht geglaubt wird." Weiter schreibt das Blatt: „Was den früheren Chef der Admiralität, General der Infanterie von Stosch, angeht, der als Nachfolger des Grafen Stolbcrg ins Auge gefaßt sein sollte, so höre ich, daß dieser augenblicklich leidend ist und eine verantwortliche Stelle, welche seine Kräfte in höherem Maße in Anspruch nehmen würde, überhaupt nicht aunchmen würde." — Die schon lange schwebende Thronfolgefrage im Fürstenthum Lippe dürfte in diesem Jahre noch nicht geregelt werden. Bei der stattgehabten Eröffnung der Landtagsscssion in Detmold sprach der Kabinetsminister von Richthofen nur die Hoffnung aus, daß noch in der laufende» Legislaturperiode ein Thronfolgcgesetz zu Stande kommen würde; daß die Hoffnung aber in Erfüllung gehen wird, ist angesichts der vorhandenen, theils staatsrechtlichen, theils persönlichen Schwierigkeiten noch sehr fraglich, namentlich so lange seitens der Regierung bezw. des Fürsten noch keine Acußerung über die Richtung, das hohe Gitterthor, das den Garten abschloß, hinunterznlaufcn, mich dicht an die eisernen Stangen zu drängen, meine dünnen Arme auszustreckcn und in die Hände zu klatschen, um die Kaninchen auf- zuschcuchen, welche ruhig und nichtsahnend in dem hohen Grase saßen und sprangen, dann aber mit gespitzten Ohren und ihren großen erschreckten Augen aufblickten und im nächsten Augenblicke verschwun den waren. Fast fürchte ich, nein, ich bin vielmehr der Ueberzeugung, daß Tante Janet sich erst mit den Jahren an meine Anwesenheit in Whitegates gewöhnt hat, denn für die steife, förmliche Schottländerin, die in ihrer Haushaltung wie in allem, was sie that, eine methodische Ordnung beobachtete und aufrecht erhielt, deren Lebensweise nur wenig Wechsel gekannt, und deren Tage in stets gleichmäßiger Weise und Ruhe dahinflossen, mußte unfehlbar das plötzliche Erscheinen eines Kindes, welches noch dazu in Indien gelebt hatte und dort erzogen worden war, eine große Störung, ja, eine Umwälzung aller langjährigen Gewohnheiten sein. Sicherlich versetzte sie es anfänglich jedesmal in Angst und Schrecken, wenn sie mich die breite, niedrige Treppe Hinunterstürzen äh und hörte, welche von dem geräumigen, mit weißen Steinen »legten Hausflure in ihr prächtiges, altmodisches Wohnzimmer 'ührte, das an der einen Seite in einer Rundung ausgebaut war. Ebenso seltsam mochte ihr meine Erscheinung sein, wenn ich auf den weichen Kissen der Sitze kauerte, die ringsum unter den Fenstern dieses Zimmers angebracht waren, mein schwarzes Kätzchen im Arme, während unter meinem dichten, dunkeln Haare hervor zwei große braune Kinderangen ihr neugierig und forschend cntgcgenblickten. Dieses Haar war übrigens die Ursache vieler vergeblicher Arbeit und Mühe, denn es wollte sich Tante Janets Ordnungssinn und Händen nicht fügen; hatte sie endlich nach ihrer Meinung es sicher in einem Seidennetze geborgen und freute sie sich über ihr ge lungenes Werk, dann konnte sie nach einer halben Stunde mich wiederum mit aufgelösten Flechten sehe», denn über dem Vergnügen, mit meinem Kätzchen den etwas abschlüssigen Rasen hinabzurennen, hatte ich Haar und Netz und die erhaltenen Vorsichtsmahnungen längst vergessen. An der zu unserem Hause führenden großen weißen Pforte stand ein hoher dunkler Tannenbaum, und hier verlebte ich manche, für meine Begriffe und Wünsche schöne Stunde. Ich saß dann einsam und allein unter seinem Schatten und Schutze, lauschte in welcher eine Lösung der Frage versucht werden soll, vorliegt. Wahrscheinlich wird man sich, wie der „Magdeb. Ztg." gemeldet wird, mit einem Provisorium begnügen müssen, damit nach dem Tode des Fürsten eine Regentschaft eingesetzt und von dieser die Ver waltung geleitet werden kann, bis über die Erbansprüche, welche von verschiedenen Seiten geltend gemacht werden dürften, endgiltig ent- chieden sein wird. ' — Vom 1. Juli 1888 an dürfen bekanntlich, vorbehaltlich der Gestattung von Ausnahmen für einzelne Grenzbezirke, fremde Scheide münzen in Zahlung weder gegeben noch genommen werden. — In Sachen der geplanten Zollrepressalien gegen Rußland wird berichtet, daß eine Anfrage in dieser Richtung allerdings nach Wien gegangen war von Berlin, die Sache aber später wieder fallen gelassen wurde. — Infolge der schärferen Paßmaßnahmen an der französischen Grenze ist auch die politische Polizei wesentlich verstärkt worden im Reichslande. Ein bekannter Berliner Criminalcommissar ist mit der Oberleitung beauftragt. ., Oesterreich-Ungarn. Aus Pest wird berichtet, Kaiser Franz Joseph^von Oesterreich werde in der Eröffnungsrede der Delegationen Hoffnungen auf die Erhaltung des Friedens aussprechen. Frankreich. Der französische Finanzminister hat den Sena toren des Bogesen-Departements versprochen, in der Kammer einen Gesetzentwurf einzubringen, wonach die Pässe nach dem Reichslande gebührenfrei ausgefertigt werden sollen. — Bei Bclfort wurde ein französischer General, welcher in Civil mit seinem Adjutanten die Grenze beritt, von Douaniers als deutscher Spion verhaftet. . Erst auf dem nächsten Posten konnte sich der General frei machen. — Der Graf von Paris empfing am Mittwoch in Brüssel eine größere Zahl orleanistischer Senatoren. — Die Pariser sind in diesem Jahre ziemlich zufrieden, seit 1878 hat keine so große Zahl von Fremden ihre Stadt besucht, wie in diesem Frühling. Dieser Andrang ist um so auffallender, als im nächsten Jahre die Weltausstellung stattfinden soll und bisher die Jahre vor den Weltausstellungen sich immer noch durch eine Verminderung des Verkehrs ausgezeichnet haben. Eine genaue, auf statistischer Untersuchung beruhende Ziffer der täglich in Paris ankommenden und von Paris abreisenden Fremden läßt sich nicht gewinnen, weil dieselben bekanntlich vorläufig keiner polizeilichen Kontrolle unterworfen sind, nicht angemeldet und abgemeldet werden müssen. Auch die Zeitungen pubtiziren nicht die ihnen von den Hotels zugeschickten Fremdenlisten. Es giebt in Paris nicht weniger als 2400 Hotels und 900 „maisons msubiees", und alle sind gut gefüllt. Man kann wohl annehmen, daß in ihnen täglich hundert tausend Fremde Verkehren. England. Die dringenden französischen Vorstellungen gegen die von der britischen Regierung geplante Erhöhung des Zolles auf Flaschenweine und die von Paris aus sanft angedrohlen Zoll- rcpressalien scheinen in London doch gewirkt zu haben. Finanz- minister Goschen kündigte im Untcrhause an, daß er betreffs des Weinzolles beabsichtige, ein neues Gesetz einzubringen, welches den eben erst erhöhten Zoll wieder herabsetzt. — Die Kupbehörden haben cs eilig, die wenigen noch unabhängigen Territorien in der Nähe der Kapkolonie zu annektiren, damit ihnen die Deutschen nicht zuvor komme». Jetzt ist das Gebiet eines Häuptlings Lobcngula unter britischen Schutz gestellt. Ruhland. Der Besuch des russischen Kaiserpaares im Kau kasus scheint fest beschlossene Sache zu sein. Aus Baku, der Petro leumstadt, wird über Odessa gemeldet, dem Gemeinderath sei der be vorstehende Besuch des Kaisers, der Kaiserin und des Großfürsten- Thronfolgers offiziell angezeigt worden. — Zur russischen Trans- kaspibahn wird aus Petersburg geschrieben: Wie versichert wird, soll die Bahn weiter fortgeführt werden, und zwar zunächst an die chinesische Grenze durch das russische Turkestan und Fergana. Die Weiterführung derselben an ihrem anderen Endpunkte bis nach Krasnodowsk (am Ostufer des Kaspischen Meeres) ist ebenfalls nur eine Frage der Zeit. — In Russisch-Polen vollziehen die dort auf- auf das einförmige, mir besonders zusagende Rauschen und die leisen Bewegungen seiner Zweige, und erzählte mir und meinem Kätzchen lange Geschichten von dem braunen Eichhörnchen, das vvn einem erhöhten Sitze zwischen den Acsten meines Lieblingsbaumes ärchtlos und zutraulich aus uns herabblickte und sicherlich nicht ahnte, der immer neue Gegenstand meiner Erzählungen zu sein. Ein einfaches schottländisches Mädchen, Nannie mit Namen, hatte meine gnte, mir so liebe Ayah ersetzt, um die meine Thränen reichlich flvffen, als sie von mir Abschied nahm und in ihr Vater land, ihre indische Heimath zurückkehrte. Es ist gewiß ein sprechen der Beweis, wie sehr der Geist eines Kindes nach äußeren Eindrücken und Anschauungen seine Begriffe bildet, denn als eines Sonntags Nachmittags Tante Janet mich i» der heiligen Schrift unterwies und mir von den lieben Engeln im Himmel erzählte, fragte ich sie — ich war xin mutterloses Kind gewesen und nie belehrt noch unter richtet worden — ob diese Engel schwarz seien. Die zärtlichste Sorge und Liebe, welche ich je erfahre», war mir von meiner treuen Ayah geworden, in deren schwarzes Gesicht ich so oft beim Erwachen aus dem Schlafe geblickt. Tante Janet's Staunen und Schrecken bei dieser Frage ist eine meiner lebhaftesten Kindheitserinnerungen, Nannie aber sagte mit aufgehobenen Händen und Augen: „Es ist ja wahrhaft erschrecklich, das arme Lämmchen von den Engeln des Herrn reden zu hören, als seien sie alle Teufel l" Allein ,' ich ließ mich durch ihre Ausführungen nicht beirren, blickte ernst von der einen zur andern und hielt doch den Gedanken in mir fest, daß unter allen weißen Engeln im Himmel ein schwarzer, und dieser mir lieb und theuer sei. Tante Janet sah mich über ihre Brille hinweg traurig an, schüttelte das Haupt und wußte sicherlich nicht, was ein mal aus ihrer kleinen Nichte und Hausgcnossin aus Indien werden solle. Meine Anwesenheit in Whitegates zu erklären, muß ich erzählen, daß meine Mutter, Miß Frasers einzige Schwester, einen Offizier im indischen Dienste geheirathet hatte und bei meiner Geburt gestorben war. Durch ihren Verlust aus'S Tiefste getroffen, konnte mein Vater ich nicht entschließen, sich von mir zu trennen, sondern vertraute mich einer Ayah an, die mich mit der grüßten Sorge hütete und pflegte, sodaß die Kränklichkeit und Schwäche, welche mir nach der Geburt geblieben war, schwand, und ich zu einem gesunden Kinde, zwar mit zarter, bleicher Gesichtsfarbe und zarter, elfenartiger Ge stalt heranwuchs.
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