Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188806287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880628
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-28
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.06.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
>HWWMWM^WWVMMWW»PWMMWM«WMWW> ü> >I»l WWWWWWWWWWWWP Mchflsthkr , «ES lFklch «iü»Ä V«so>d»r«i Ui>t«v< ä»blotte-«Ä> «it dem LittabtiblD Me- Pslderänch kvst^ beide;, Uusgabe- «utkneekh«! lseviuchllkshr M. RjÄrr deS^ijUscheilLaiidböteii. «striktes ÄhnSbuch desLaiider.iliizeiSkrr. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Uupavteiifche tägliche Zeitung für Sachsen nn- Thüringen. Donnerstag, 28. Juni 1888. «azeiqenoreiS der „SSchs. SuSeS-ttazeigerS": Raum einer schmalen CorpuSzeil« ISPlA. Bevorzugte Stelle (Ispalt. Petitzeile) SO Pf. BeiWiederholung großer AnnoiiceiiRabatt. Be! Bestellungen von Auswärts wolle mal» JnsertiouSbetrag (in Briefmarke») beifügen iie SSilben TorpuSschrist bilden ca. IZeile) Annoncenaunahme mir bis Vormittag. Pkcki: UMn Me, Buchdrucker«, Llieinnitz. rheaterstraße 5 (Fernfprechstelle Nr. ISS). Lelegr-Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft - 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — 6. Jllnsirirtes Unterbaltnngsblatt — 6. SonntagSblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen.. 3m BenoffenschaftSregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amts- lenchtz wurde heute aus Folium 59 der Verein zu Rath und That in ichemnitz als „juristische Person" eingetragen. Chemnitz, am 23. Juni 1868. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichteil. Vom 26. Juni. Pest. Bei dem gestrigen Hofdiner machte der Delegirte Demel die Bemerkung, ob nicht vielleicht der Thronwechsel in Deutschland de« Eintritt ruhigerer Zeiten verzögern lönnte. Der Kaiser antwortete, er sei überzeugt, daß die Sicherheit des Friedens dadurch nur ge winnen werde; es liege im allgemeinen Interesse, wenn endlich eine Beruhigung eintrete. Der weiteren Bemerkung Demel's über die Krankheit des Kaisers Friedrich und die jüngsten Meldungen von t>en Erklärungen Mackenzie's, daß politische Motive für die Haltung der Aerzto maßgebend gawesen seien, begegnete der Kaiser mit dem Ausrufe: Es wäre schrecklich, wenn dies richtig wäre! Rom. Die Blätter geben den Wortlaut der deutschen Thron rede wieder, sind aber zunächst in ihren Commentaren zurückhaltend, jedoch wird der friedliche Grundton anerkannt. — Mancini erklärt in der „Tribuna", des französischen Depntirten Laur Darlegungen in der Pariser Presse seien nicht exact, sowohl hinsichtlich der Fakta, wie derForm. Der Senator Rossi beklagte es in der gestrigen Sitz ung des Senats, daß man vo» dem Boiilangistcn Laur zu viel Notiz i» Nom genommen habe. Berlin, 27. Juni. Der preußische Landtag ist heute Mittag durch de» Kaiser und König Wilhelm II. im Weißen Saale des Königl. Schlosses i» feierlichster Weise eröffnet worden. Ans der Thronrede ist hcrvorzuhebe»: Der Kaiser heißt die Volksvertretung in trüber Zeit willkommen. Nur wenige Monate habe das Sceptcr in des dahiiigeschicdcnen Vaters Hand geruht, doch lange genug, um zu erkennen, welchen Herrscher das Vaterland in ihm verlöre». Kaiser Wilhelm gelobt, die Verfassung des Königreichs unverbrüchlich zu halten und in Uebcreinstimmung mit den Gesetzen regieren zu wollen. Er werde niivcrbrlichlich »ach de» Grundsätzen seiner Vorgänger regiere» auf dem Gebiet der Negierung Preußens sowohl wie in der Politik des Reiches. Er wolle auch die Rechte der Volksvertretung achte» und schütze» und gleich gewissenhaft die verfassungsmäßigen Rechte der Krone wahren, schützen und ansüben. Das Vertrauen deS Volkes soll nicht beunruhigt werden durch Bestrebungen nach Erweiterung der Kronrechte. Den religiösen Bekenntnissen soll freie Ausübung ihres Glaubens gewährleistet sein. Der Kaiser werde sich bemühen, den kirchlichen Frieden zu erhalten. Die Reform der inneren Verwaltung soll wcitergeführt werden. Die Finanzlage des Staates sei befriedigend. Dieselbe gestatte, mit Er lcichterung der Steuern vorzugehcn. Auch solle» dringliche Bedürf nisse der Gemeinden, welche bisher nicht befriedigt werden konnten, Berücksichtigung finden. Den durch Ueberschwemmuiig hcimgesnchten Gebiete» werde besondere Fürsorge zu thcil und Vorkehrungen zur Abwehr solcher Ereignisse getroffen werden. Allen, welche zur Linderung der Roth beitragen, spricht der Kaiser seinen Dank ans. Er habe das Vertraue», daß es auch in Zukunft gelingen werde, in gemeinschaftlicher, von gegenseitigem Vertrauen getragener Arbeit die Wohlfahrt des Landes weiter zu fördern. Am Schluffe ver sichert der Kaiser: er trete in die ihm gestellte Aufgabe mit der Zuversicht des Pflichtgefühls heran und halte sich dabei an das Wort Friedrichs des Großen: In Preuße» ist der König des Staates erster Diener. Kopenhagen, 27. Juni, 10 Uhr 10 Min. Vormittags. Eine hier ausgebrvchene Feuersbrunst zerstörte ganze Siadtthcilc. Zahl reiche Menschen sollen verunglückt, 10,000 obdachlos sein. Leidenschaftliche Herzen. Roman von Karl Zastrow. Fortsetzung. Nachdruck Verbote». „Das heißt," versetzte er mit bitterem Lachen, „ich svll dies Alles mit Ihnen theilen. Ich soll der Frau Werner-Zriny als Gatte folgen, womöglich nach ihren Harfenklängcn tanzen ». s. w.? Das meinen Sie! Svll ich nicht auch mit den Notcnblatte eincassiren gehen?" „Edmund! Seien Sie nicht bitter!* mahnte sie in sanftem Tone, „ich muß dies verlangen! Ich kann nicht anders. Und es ist bei näherer Betrachtung wirklich nicht halb so schlimm, als es von fern den Anschein hat. Sie spielen die Violine meisterhaft. Welch ein Künstlerpaar würden wir abgeben! Sehen Sie, ich sehne mich auch darnach, selbständig zu sein, möchte mich gern der Gewalt des alten, rauhen Braudey entziehen, der mich beinahe noch rauher und rück st ckM^ec behandelt, als seine Tochter. Ist es doch schon eine Qual für miJ, diesem kokette», hochmüthigen und kaltsinnigen Mädchen zusammen -u leben. Auch finde ich wohl ohne die Beiden mein Forlkonnne», aber von einem Impresario, der mich schulmeistert und mein Talent auf seine Manier ausbeutet, möchte ich ans keinen Fall abhängig sei"' und ohne jeden Schutz allein meinen Weg gehen, das hat viel Unangenehmes und große Schwierigkeiten, denn ich bin nur ein Wilb> Wie dankbar würde ich daher Demjenigen sein, der mir die Hand reichte, um mich zu unterstütze» in meinem Strebe», i» meiner Kunst, die mir so sehr am Herzen liegt, der mich erlöste aus diesem Snoipfe, in dem ich über kurz oder lang versinken muß." Wn>nnd schwieg und seine Blicke hafteten finster auf dem Erdboden- M, Edmund?" fragte sie nach einer langen Pause und hob lächelnd ihr«» Blick zu ihm empor. Hei». Anna!" enlgegnete er tief aufseufzend, „das kann ich MM. "HeS Andere verlangen Sie von mir, nur das nicht!" Licht wahr, Edmund?" fragte sie lächelnd, „das Opfer ist zu -roß ? A> solches Opfer kann keine Liebe bringen, und wäre sie rein u«d >sAßl«2 und erhaben, wie die Liebe eines Engels, der aus de» him„»W- Sphären herniederstiege, um aus dein Erdenstaube ein armes Mkchenherz zu sich empor zu ziehen. Nie kan» die Liebe eines ME sich so weit vergesse«, seinen Stolz, seine Bornrtheile Deutscher Reichstag. (2. Sitzung vom 26. Juni.) 1 Uhr. Der Reichskanzler Fürst Bismarck tritt bei Beginn der Sitzung in das Haus ein und nimmt am Bundesrathstische Platz. Präsident von Wedell-Piesdorf theilt mit, daß in einer Reihe ausländischer Parlamente der Theilnahme an dem Tode Sr. Maj. des Kaisers Friedrich Ausdruck gegeben sei, und spricht denselben Namens des Hauses den Dank für diese wohlthuenden Kundgebungen aus. Hierauf giebt der Präsident bekannt, daß er, dem Aufträge des Reichstages entsprechend, nachstehende Adresse an Se. Majestät den Kaiser zur Beantwortung der Thronrede entworfen habe: Allerdurchlauchtigster, Großinächtigster Kaiser und König! Allergnädigstcr Kaiser, König und Herr! In bitterem Schmerze trauert mit Eurer Kaiserlichen und König lichen Majestät der deutsche Reichslag um den Heimgang Seiner Majestät des Kaisers Friedrich. Aas deutsche Volk lebte der Zuversicht, daß in Seiner Hand das Werk, welches Seine Majestät der unvergeßliche Kaiser Wilhelm Äegründet hat, sicher bewahrt, daß unter Seiner weisen Leitung Deutschlands Wohl in friedlicher Arbeit zu herrlicher Entwickelung geführt werde» würde. Gott hat es anders beschlossen. Nach einer Regierung von wenigen Monaten mußten wir unser» geliebten Kaiserlichen Herrn ins Grab sinken sehen. Die schönen Hoffnungen, welche auf Ihn gestellt waren, sind dahin, aber Sein Andenken wird in den Herzen des deutschen Volkes fvrtlebc», das leuchtende Vorbild, welches Er durch hingebcnde Pflichttreue in schwerer Zeit, durch Hcldcnninth im Handeln und im Dulden gegeben hat, wird nimmer mehr vergessen werden und noch auf kommende Geschlechter eine mächtige Wirkung üben. Mit hoher Freude und innigem Dank haben wir ans Eurer Majestät Munde vernommen, daß Allerhöchstdicselben entschlossen sind, die Wege zu wandeln, auf welchen Seine in Gott ruhende Majestät, der Kaiser Wilhelm, das Vertrauen Seiner Bundesgenossen, die Liebe des deutschen Volkes und die wohlwollenvc Anerkennung des Aus landes gewonnen hat. Eure Majestät wollen die Neichsvcrfassnng unverbrüchlich wahren, die Gesetzgebung zum Wöhle Deutschlands, insbesondere zum Schutze der Schwachen und Bedrängten, ansbauc», Recht und Gesetz schirmen und aufrecht erhalten. Der Reichstag ist bereit, Eure Majestät in der Ausführung dieses Willens mit aller Kraft zu unterstütze», er hofft, daß der All mächtige zu seiner Arbeit das Gelingen geben werde. Eure Majestät sind entschlossen, gestützt ans bewährte Bündnisse und Beziehungen, de» Frieden aufrecht zu erhalten, so lange der Krieg nicht eine uns anfgedrungene Nothwendigkeit ist. Um den Frieden zu sichern und, wenn ec dennoch gestört werden sollte, ihn mit Ehren zu erkämpfen, wollen Eure Majestät die Schlngfertigkcit unseres Heeres erhalten und pflege». Der dentsche Reichstag zollt dieser erhabenen Kundgebung Eurer Majestät seinen vollen Beifall. Wir werden kein Opfer scheuen, welches zur Sicherung unseres Vaterlandes nöthig ist, wie wir einmüthig bewilligt haben, was unser hochseligcr Kaiser Wilhelm von uns forderte, um den Friede» Deutschlands zu bewahren. Wir hegen aber das Vertrauen, daß der Friede des mit seinem Kaiser und den verbündete» Negierungen fest geeinten deutschen Volkes von Niemand gestört werden wird. Möge es Eurer Kaiserlichen und Königliche» Hoheit beschicde» sei», unserem Vatcrlande eine lange Zeit ungetrübten Glückes zu bringe»! Möge Gott Eurer Majestät und dem Kaiserlichen Hanse seinen gnädige» Schutz verleihen, möge Er n»scr deutsches Vaterland segnen und behüten! In tiefster Ehrfurcht verharrt Eurer Kaiser!. Königl. Majestät Allcruntcrthünigstcr Der Deutsche Reichstag. zu opfern. Ja, der Stolz, der Hochmuth? Darin liegt es. Das Leben des Mannes wird einmal durch die Liebe nicht ansgcfüllt!" „Und ist denn dies bei Ihnen der Fall?" unterbrach er sie scharf und heftig. „Sind Sic denn so selbstlos und opferfreudig, wie Sie es durchaus von mir verlangen? Wären Sie wohl geneigt, irgend etwas Ihrer Liebe zum Opfer zu bringen, — vorausgesetzt, daß Sie überhaupt lieben könnten — wie dies doch des Weibes schönste Eigenschaft sein svll? Würde wohl Ihr Leben durch die Liebe vollständig ansgcfüllt werden? Sagen Sie nicht selbst, Ihre Kunst ginge Ihnen über Alles?" „Gewiß!" gab sie langsam zurück, „doch ist es bei mir der Genius der Kunst, dem ich mich zu eigen gebe, während es bei Ihnen der Krämergeist, der Thaler ist, den Sie höher schätzen, als das Gebot Ihres Herzens!" „Genug des Streites!" rief er umnnthig. „Diese Worte sagen mir mehr, als alles Andere, daß wir in keiner Weise zu einander Passe», daß unsere Wege gänzlich auseinander gehen. Warum also gewaltsam aneinander schmiede», was sich in Ewigkeit nicht ver schmelzen würde? Dieser Krämergeist, wie Sie ihn nennen, ist doch »un einmal ein gnt.s Theil von jcner Kraft, welche das Wohl ergehen der Menschheit fördert. Fortschritt, Humanität und Bildung stehen im Dienste des Geldes, des Handels. Ec allein wäre im Stande, alle Völker der Erde zur innigsten Gemeinschaft zu verbinden, die großartige Idee eines ewigen Friedens zu verwirklichen, und jeder Mensch, der als ei» Glied jener großen Kette wirkt, hat ein Recht, stolz zu sei». So sehr auch ich die Kunst liebe und so hoch ich insbesondere die Musik verehre, treibe ich sie doch nur zn meiner Erholung, und preise meinen Schöpfer, daß ich sie nicht zum Brod- crwerbe zu treiben brauche; denn die Kunst soll-nur das Lebe» ver schönern. Den nvthwendige» Dingen des Lebens muß sie nachstehe». Das ist meine Ansicht!" Anna war nach einem Blick auf die Uhr schweigend aufgcstanden und an den Spiegel getreten. Hier fügte sie rasch ihr reiches Haar zu jenen einfachen Scheiteln, die ihr ein beinahe unschönes Ansehen gaben, und warf dann ein großes Umschlagetnch über, das ihre schlanke Gestalt vollständig einhüllte. Kaum war sie damit zn Stande gekommen, als die Ncbenthür hastig aufgerissen wurde. Die blonde Violinistin rauschte in voller Toilette in das Zimmer und wandte sich, ohne die geringste Rücksicht ans den Gast zu nehmen, mit der Frage an die Harfnerin: Das Hans nimmt von dem Adreßentwurfe stehend Kenntniß und genehmigt denselben sofort einstimmig. (Lauter Beifall auf allen Seiten des Hauses.) Das Präsidium wird beauftragt, diese Adresse Sr. Majestät dem Kaiser zu überreichen. Staatssecretär von Bötticher verliest darauf, während die Mitglieder des Hauses sich erheben, die Aller höchste Botschaft, durch welche der Reichstag geschlossen wird. Präsident von Wedcll--Piesdorf: Lassen Sie uns dem festen Vertrauen in Deutschlands Zukunft, welches uns erfüllt, Ausdruck geben, indem wir rufen: Se. Majestät, der Kaiser und König Wilhelm II., er lebe hoch! Unter dreimaligem begeisterten Hochruf trennt sich das ^>aus. Nach dev Reichstags Eröffnung. Chemnitz, de» 27. Juni. Wie die vorliegenden Telegramme aus allen europäischen Haupt städten beweisen, hat die erste Thronrede Kaiser Wilhelms II. allent halben einen Eindruck gemacht, mit welchem Deutschland im Ganzen zufrieden sein kann. Dem Schriftstück ist eine historische Bedeutung gesichert! Es fehlt freilich auch nicht an Stimmen, welche aus den Zeilen der Rede einen verborgenen Sinn herauslesen wollen, aber diese Stimmen sind vereinzelte und könne» nicht ins Gewicht fallen. Im Allgemeinen hat ganz Europa aus den mit kraftvoller Stimme vvrgetragencn Worte» des jungen Kaisers herausgehört, daß er ernst lich den Frieden will, daß seine Gedanken sich nicht auf Kriegsruhm und neue Eroberungen richte». Deutschland bedarf keines vermehrte» Kricgsruhmcs und erst recht keiner neuen Eroberungen. Kaiser Wil helm II. hat nur wiederholt, was sein großer Ahn, der Schöpfer des Reiches, in jenem Schreiben anssprach, durch welches er die Uebernahme der Kaiserwürde anzeigte: „Deutschland, stark durch die Einheit seiner Fürsten und Völker, hat seine Stellung im Nathe der Nationen wicdergewonnen, und das dentsche Volk hat weder das Be dürfnis;, noch die Neigung, über seine Grenze» hinaus etwas Anderes, als den ans gegenseitiger Achtung der Selbständigkeit und gemein samer Förderung der Volkswohlfahrt begründeten Verkehr der Völker zu erstreben." Deutschland hat während langer Jahre Frieden ge habt, aber schon seit einer Reihe von Jahren fehlte uns, wie ganz Europa, das feste Vertrauen auf den gesicherten Fortbestand des Friedens. Immer wieder zogen Wolken am politischen Horizont auf und lähmten den geschäftliche» Unternehmungsgeist, hinderten jenen Aufschwung des Weltverkehrs, welcher so sehr nothwendig für viele Industrie«; ist. Wir hoffen, infolge der Ankündigung in der Thron rede über die auswärtige Lage wird auch das allgemeine Vertrauen znrückkehre», und wir werden wiedergewinnen, was uns so lange schon fehlte, ein flottes und frisches Gcschäftslcbcn, welches den materiellen Wohlstand der Nation hebt, die Unzufriedeiiheit ver mindert, die geistige Schaffensthätigkeit der Nativ» aber vermehrt zum Besten des ganzen Vaterlandes. Die Thronrede läßt Frankreich ganz unbeachtet. Eine Erwähn ung war auch nach den Kaiserworten, daß wir mit allen Staaten in Frieden n»d Freundschaft leben wolle», nicht von Nöthen. Aber die Thronrede erwähnt die wesentlich gebesserten Beziehungen des deutschen Reiches zu Rußland, und damit wird Frankreichs Jsolirt- heit klar gestellt. Man darf nun allerdings nicht glauben, daß die deutsch-feindliche, panslavistischc Partei in Rußland von der Erde fortgewischt ist; diese hat bestanden und wird auch ferner bestehen, aber wir wissen, daß ein festes Gegengewicht gegen diese Partei vor handen ist, und dieses Gegengewicht ist der Zar Alexander III. Ter schöne Plan von einer russisch-französischen Allianz ist wie eine Seifenblase zergangen, und für absehbare Zeit brauchen wir nicht zu besorgen, daß ec Gestalt annimmt. So klug ist man aber auch in Paris mit der Zeit geworden, daß man keinen Krieg unternimmt, welcher nur geringe Aussicht anf Erfolg von vornherein bietet. Wir können sicher annehmcn, daß Frankreich allein einen Krieg mit uns „Bist Du fertig, Anna?" „Ich komme sogleich!" gab die Gefragte zurück. Werner sah ein, daß er nnnmehr vollkommen überflüssig war. Wäre er weniger mit seinen Gedanken beschäftigt gewesen, dann hätte er wahrnehmcn müssen, wie Anna ihn durch den Spiegel verstohlen aber aufmerksam betrachtete. Während Anna's Gefährtin das Zimmer verließ, erhob er sich langsam, aber in seiner ganzen Haltung gab " h das Gepräge eines festen Entschlusses zu erkennen. „So leben Sie denn recht wohl, Fräulein Zrinh!" sagte er, sich gewaltsam zun; Lächeln zwingend, „und möge Ihnen die Göttin des Glückes so hold, wie die Muse der Tonkniist sein!" Sie hatte sich ihm wieder voll zugeivandt. „Das heißt also, wir werden uns nie Wiedersehen?" fragte sie mit einem Blick, der sein Blut von Nene»; in Wallung brachte. Dennoch erwiderte ec in so festem Tone, als es ihm möglich war: „Nie!" „Dan» leben auch Cie wohl, Herr Werner!" sagte sie ruhig und mit innigem Ausdruck. „Ich wünsche nicht erst, daß Sie glück lich werden mögen, weil ich weiß, Sie werden cs sein, ohne meinen Wunsch. Lebcn Sie wohl, und bewahren Sie mir ein freundliches Andenken." 2. Mit dem festen Entschlüsse, nie wieder hierher znrttckzukchrcii, verließ Werner das Hans; aber erst auf der Straße athmcte er frei anf und bemühte sich, seiner gedrückten Stiminnng Herr zn werden. „Nein!" rief er so laut, daß einige Vorübergehende stehen blieben und ihn; kopfschüttelnd nnchschanlcn, „um den Preis meiner Ehre will ich sie nicht! Könnte ich mich wohl selbst achte», wenn ich einem vagabvndircnden Mädchen zn Liebe alle Fäden zerrisse, die mich mit einer achlnngSwcrlhcn Gesellschaft verknüpfen, alle Verhält nisse zerstörte, die mich zu einem tüchtige», nützlichen Mitglieds der Handclswclt machen? Und doch," tönte es ihm, „sie ist so sinn- berückend, .... gar zn verführerisch, .... aber als Bcttelmusikant durch die Welt ziehen? nimmermehr!" Unter solchen widerstreitenden Empfindungen erreichte er seine Wohnung und da der Abend inzwischen hcreiiigekommen war, zündete er ein Licht an, steckte eine Cigarre in Brand, warf sich auf das Sopha, nahm eine Zeitung zur Hand und versuchte zu lesen; aber was ihn sonst mit de»; lebhaftesten Interesse erfüllt hatte, ließ ihn heule kalt und gleichgültig. Nur als beim raschen Umwenden deS -'-W Der heutigen Nummer des Sächsischen Landes Anzeigers liegt bei das Beiblatt „Sächsische Gerichtözettung".
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite