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Sächsischer Landes-Anzeiger : 31.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807313
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880731
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880731
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-31
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 31.07.1888
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Abgeordneten Richter zum Zweck der Forderung und Unterstützung der steifinnigen Parteibestrebungen zurfreien Beifügung gestellt werden." — Das Befinden der geisteskranken ehemaligen socialdemokratischen Abgeordneten Hasenclever hat sich so verschlechtert, daß sein baldiges Ableben zu erwarten ist. — Der in Pari» eingetroffene Reichstagsabgeordnete Antoine- Metz läßt öffentlich erklären, er denke nicht daran, sein Mandat niederznlegen. Er Wolle so lange deutscher Unterthan bleiben, bis »Elsaß-Lothringen wieder französisch sei". — Von der schlesisch-russischen Grenze wird der »Fr. Ztg." geschrieben: Die Zusammenkunft der beiden Monarchen macht sich auch in den Grenzvcrhältnissen fühlbar. Bekannte Personen bedürfen, was früher niemals vorgekommen ist, beim Ucbcrschreiten der Grenze keines Passes. Die russischen Grenzbeamten sind jetzt von einer wortreichen Höflichkeit, die in dem auffälligsten Gegensatz zu der früheren Grobheit und Wortkargheit steht. Schlesische Geschäftsleute, welche die Grenze passiren, wissen diese plötzliche Veränderung im Benehmen der russischen Beamten nicht genug zu rühmen. Hoffentlich hält's an. Oesterrcich-Ungarn. Die „Pol. Corr." berichtet aus Peters burg, die russische Reise des deulschcn Kaisers habe blos das Terrain für die Beseitigung des kritischen Charakters der gegenwärtigen Lage vorbereitet; positive Beschlüsse bezüglich der Lösung der schwebenden Fragen dürften nicht vor der Begegnung Kaiser Wilhelms mit dem Kaiser Franz Josef gefaßt werden, da cs sich für's Erste darum handelt, ein Einverständniß zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland zu ermöglichen. Diese Wirkung der Entrcvne von Petcrhof werde aber auch nur ein Thcil der Gesammtwirkuugen sein, die sich aus den weiteren Reisen Kaiser Wilhelms ergeben werden. Italien. Mittheilungcn aus Rom zufolge ist der Streit Italiens mit dem Sultan von Zanzibar bcigclegt. Der Sultan hat dem italienische» Consul die weiteste Genugthnuug für die s. Z. unter unehrcrbietigcu Ausdrücken erfolgte Ablehnung des Schreibens König Humberts zngesichert. — Die italienische Regierung hat amtlich mit- theilen lassen, sie habe von dein Gebiete von Massauah endgiltig Besitz genommen. Schweiz. Der Bundesrath hat den in Zürich lebenden deutschen Ingenieur und Schriftsteller von Hartung ausgewiescn, weil derselbe durch seine politischen Umtriebe die Schweiz bedenklich zu compro- mittiren drohte. Frankreich. Boulangcr ist zum ersten Male seit seiner Ver wundung wieder ausgefahrcn. Die Veranstaltungen waren in echter Reklamemanier getroffen. Um zwei Uhr bestieg Boulangcr vor seinem Hause seinen bekannten Landauer mit Kokarde» am Pferdegeschirr und bcblümten Lakaien. Ein Zug von etwa fünfzehn anderen Wagen mit Gefolge schloß sich an. Einige hundert ver sammelte Boulangisten riefen Hoch! Das Gefolge in den Wagen stimmte in den Ruf ein und begann Bonlangcr-Licdcr zu singen. Unter solchem Gesang und Geschrei der Insassen fuhr der Wage» durch's Boulogner Gehölz und über die große» Boulevards nach Hause zurück. — Der Streik der Pariser Erdarbeiter hat am Sonn abend mehrfache Unruhen hcrvorgcrufen. Gegen 1000 Arbeiter zogen unter dem Gesänge der Marseillaise und boulangistischer Lieder nach den Vorstädten und versuchten durch Drohungen die noch thätigen Arbeiter zu zwinge», sich ihnen anzuschlicßcn. Die Polizei schritt energisch ein, es wurde auch Militär rcquirirt, um die nichtstrcikcnden Arbeiter zu schützen. In Aubervillier erfolgten etwa 50 Verhaftungen. In einer Versammlung ans der Arbeiterbörse nahmen die Streikenden, die zur Mehrzahl aus Italienern und Belgiern bestehen, einen An trag an, in welchem die Regierung aufgefordert wird, die verhafteten Demonstranten sofort in Freiheit zu setzen. Unter großem Lärm trennte man sich. In der Vorstadt La Villette kam cs zwischen der Polizei und den Streikenden ebenfalls zu einem Zusammenstoß. Die von den Arbeitern bedrängten Polizisten waren gcnöthigt, von der Waffe Gebrauch zu machen, wobei auf beiden Seiten mehrere Personen verwundet wurden. — Die Anarchisten haben die Leitung des Streiks in die Hand genommen, die Sache wird als ernst angesehen und die Behörden haben deshalb die schärfsten Verordnungen erhalten. Gegen 70 Personen sind in Hast. Die Rcgicrnngsdcpcschen schwäche» die Vorgänge beträchtlich ab, die Kämpfe zwischen den Arbeitern und Polizisten waren sehr umfangreich, auch sind massenhafte Verwundungen vorgekommen. Dänemark. In Kopenhagen ist der Besuch des Kaisers und der Kaiserin von Rußland für Anfang September angemeldet. Der Aufenthalt ist ans acht Tage berechnet. — Der französische Aviso »La Monette", welcher anfänglich an der Begrüßung Kaiser Wilhelms theilzunehmen gedachte, hat den Hafen von Kopenhagen verlasse» und ist nordwärts in Sec gegangen. — Ans Kopenhagen wird zur be vorstehenden Ankunst Kaiser Wilhelms der „Post" berichtet: Das Publikum macht hier einen etwas kühlen Eindruck, wobei wohl auch der andauernde Regen Mitwirken mag, der kein Leben ans de» Straßen aufkommen läßt. Aus demselben Grunde sind auch die Empfangsvorbe reitungen noch sehr im Rückstände. Die Blätter äußern sich sympathisch. Rußland. Der Gemeinderath in Petersburg wird demnächst eine besondere Sitzung abhalten, in welcher der Bürgermeister dem freudigen Gefühl der Bevölkerung der Hauptstadt über den Besuch deS Kaisers Wilhelm am russischen Hofe Ausdruck geben wird. Orient. Die im bulgarischen Ministerium vorhanden gewesenen Schwierigkeiten, sowie der Zwist zwischen dem Fürsten Ferdinand und Stambulow sind vorläufig beseitigt. — Als in der Kathedrale zu Sofia a, tä'lich des Kiew-Jubiläums das Hochamt statifand, ver ließen die Mitglieder der russischen Kolonie und viele Bulgaren, als der Name des Fürsten Ferdinand in das Gebet eingeflvchten wurde, das Gotteshaus. Afrika. In Kairo ist ein Bote aus Khartum eingetroffen. Derselbe bestätigt die früheren Berichte über den Druck, welchen der Mahdi ausübt, und die zunehmende Erbitterung der Bevölkerung gegen ihn und seine Anhänger. In Darfnr hatte sich ein Ange höriger des alten Herrschergeschlechtes zum Sultan ausrufen lassen, er wurde aber vom Mahdi besiegt und mit allen Verwandten ge- tödtet. In Folge dessen wurde in Kordofa», ohne daß sich dort irgend eine aufständische Bewegung gezeigt hätte, unter den hervor ragenden Männern ein großes Blutbad angcrichtct und Jeder nicder- gcmetzelt, der dem Tyrannen irgendwie hätte gefährlich werden können. Nur die Furcht hält die Bevölkerung ab, das drückende Joch abzu schütteln. Nicht 5000, nicht tausend, sondern nur eines dreihundert Mann starken wohlbewasfuetcn Heeres bedürfe es an der Grenze, nm mit 10,000 Mann in Khartum anzukommen und der ganzen Herrlichkeit des Mahdi ein Ende zu machen. Zwischen Wadi-Halfa und Berber befinden sich gar keine ordentlich bewaffneten Truppen, sondern nur Bauden und Gesindel, welche die Christen ebenso wie die Araber bedrücken. Der einzige Punkt auf der ganzen Strecke bis Khartum, an welchem vielleicht Widerstand geleistet werden kann, ist Berber, welches mit Kanonen vcrtheidigt ist. Hätten die An greifer aber nur den geringsten Sieg zu verzeichnen und würden sic ernstlich nach Khartum Vordringen, so würde auch die Besatzung von Berber zu dem Entsatzhecr übergehen. Asien. Nach einem Londoner Telegramm aus Teheran haben sich die in der persischen Provinz Ostrabad wohnenden Turkmenen empört und bedrohen die Stadt Ostrabad. Die der Stadt benach barten Dörfer sind geplündert und viele Menschen ermordet worden. Die Einwohner der cingcschlosscncn Stadt haben sich an den Schah mit der Bitte um Hilfe gewandt,'da die anwesenden Truppen zu schwach für die Macht der Aufständischen sind. Sächsisches. — Aus Italien kommt die Meldung, daß der italienische Kronprinz in den nächsten Tagen zum Besuche Sachsens in unser Land komme» wird. — Beim Herannahen der militärischen Herbstübungen empfiehlt es sich, Postsendungen für die an den Hebungen theilnchmenden Truppen zur Vermeidung von Verzögerung nicht nach den in kurzen Zwischenräumen wechselnden Marschqnartieren, sondern stets nur nach dem ständigen Garnisonsvrte zu richten. Für die richtige Leitung dieser Sendungen wird demnächst postscitig besondere Sorge ge tragen. Ferner ist cs dringend nvthwcndig, in den Briefaufschriften den Familiennamen fnntcr Umstünde» auch Vornamen oder Ordnungs- »nmmer), den Dienstgrad und den Truppcntheil — Regiment, Bataillon, Compagnie, Schwadron, Batterie, Colonne rc. — genau anzugcben. — Dresden, 30. Juli. Gestern hat die diesjährige „Vogel wiese" hier begonnen. — Ans Anlaß der hiesigen Vogelwiese werden nächsten Sonntag, den 5. August, von der sächsischen Staalsbahnver- waltung Sonderzüge von Chemnitz, Hainichen, Frankenberg und von Leipzig-Wurzen nach Dresden zur Einlegung kommen. Diese Züge treffen Vormittags zeitig hier ein und gehen Abends zurück und werden zu denselben Billets mit ein- und mehrtägiger Giltigkeit zu den bekannten ermäßigten Fahrpreisen ansgcgeben. — Der Plan, in Dresden einen steinernen Circus zu erbauen, ist, wie schon erwähnt, als anfgcgcbcn zu betrachten. Bekanntlich hatte Herr Dir. Herzog das sogenannte Prinz Max-Palais auf der Ostra-Allee mit seinem geräumigen Parke, sowie ein angrenzendes Grundstück käuflich erworben, um dort einen allen Anforderungen der Zeit entsprechenden Ban zu errichten, schließlich hat aber die königl. Polizei-Dircction dem Projcct insofern Schwierigkeiten bereitet, als die Benutzung des Circus zu Kunstrcitervorstellnngen — in Rücksicht auf den durch diese dem Besuche des königl. Hvftheatcrs entstehenden Abbruch — nur alle zwei Jahre gestattet werden sollte, und hieran scheitert die Ausführung des ganzen Unternehmens. Wie verlautet, hat Herr Direktor Herzog den zu besagtem Zweck erworbenen Grundbesitz be reits weiter verkauft. — In der Niedcrlausitz sind durch daselbst eingefallene Wanderheuschrecken ansehnliche Verheerungen angcrichtct worden, indem große Strecken Land kahl abgcfressen worden sind. In den Schwärmen sind mehrere Arten von Heuschrecken erkannt worden, Von welchen die Zugheuschrecke (^oriäinm wigrutorium Ic.), welche bereit- in der Bibel als Arbeth als gefürchtetes Insekt beschrieben wird, am zahlreichsten vertreten ist. Mehrere an Herrn Museum- di.reetor Schaufuß in Meißen behufs wissenschaftlicher Untersuchung gesandte Exemplare hatten nicht nur den mitgegebenen Futtervorrath, sondern theilwcise einander selbst aufgefressen. Dies aus de, Tartarci stammende gefräßige Thier wird hoffentlich nicht weiter Vordringen. — Leipzig, 29. Juli. Gestern Nachmitttag 5 Uhr nahm das dazu berufene engere Professorenkollegium die Neuwahl deS Rektors unserer Hochschule für daS von Michaelis 1688 bis eben dahin 1889 reichende neue Studienjahr der Universität Leipzig vor. An der Reihe war diesmal die medizinische Fakultät, welche den neuen Rektor zu stelle» hat. Gewählt ward zum Rektor Magnificus der ordentliche Professor der experimentellen Hygiene vr. inock. Franz Hofmann, Direktor des hiesigen hygienischen Instituts. Prof. Hosmann gehört zu den Zierden unserer Hochschule. Prorektor wird für das neue Studienjahr der bisherige Rektor Geh. Hofrath Prof. Dr. Ribbcck. — Auch im Laufe des Jahres 1887 haben zahlreiche, dem Verwaltwigsbezirke der königlichen Kreishanptmannschaft Leipzig ange- hörige Bczirksverbände, Stadt-, Kirchen- und Landgemeinden dem Fonds für entlassene Blinde reichliche Mittel zuflicßen lassen, mit deren Hilfe es im vergangenen Jahre möglich gewesen ist, au 371 Blinde des Königreichs Sachsen die ansehnliche Summe von 43,960 Marktheils iu baarem Gelbe, theils in Arbcitsmaterial, Hand« wcrkszengcn, Kleidungsstücken und Medikamenten zu verabfolgen und diese so ans dem Wege ernster Thätigkeit zu erhalte». Die Direktion der königlichen Blindenanstalt fügt aber dem Verzeichniß der Spenden (welches im Verordnungsblatt der hiesigen obersten Regierungsbehörde enthalten ist) die sehr gerechlfcrtigte und beachtenswcrthe Bitte bei, angesichts der großen Anzahl der unglücklichen vaterländischen Blinden auch ferner derselben gedenken zu wollen. Die im hiesigen Regierungs bezirk Angegangenen Spenden beziffern sich auf 1863 Mark. — Der in Leipzig durch die selbstverschuldete Explosion einer Granate schwer verunglückte Soldat ist der von dort gebürtige und in Pirna bei der 11. Batterie gestandene Unteroffizier Max Stroh dach. Derselbe ist 23 Jahre alt, sollte im kommenden Herbst auS seiner aktiven Dienstzeit ansscheiden und wollte dann seinem Berufe als Steinmetz wieder nachgehen. Jedenfalls hat Strohdach während der Schießübungen sich einen sogenannten Blindgänger anzncignen gewußt, deren bloßes Berühren schon strengstens verboten ist und welche durch einen Feuerwerker unschädlich gemacht werden müssen. Wie gefährlich solche Blindgänger noch sind, davon liefert dieser Un glücksfall ein warnendes Beispiel. Durch die geringste Bewegung kann sich eine derartige Granate entzünden, und wie leicht konnte das Unglück noch größer werden, wenn z. B. die Entzündung im besetzten Eisenbahnwagen vor sich ging. — Plauen, 28. Juli. Seit einiger Zeit weilen wieder russische Spekulanten im Voigtlandc, um Stickmaschinen — billig einzukaufen und nach Rußland zu schaffen. Viel Geschäfte haben dieselben diesmal nicht gemacht, da alle Maschinen beschäftigt find, in Planen dürfte die Zahl der gekauften Maschinen 10 kaum über steigen. Guten Stickmaschinenmontcnren haben die Herren Russen hohe Bezahlung versprochen, um sie zu bewege», das Ingangsetzen der Maschinen in Rußland zu übernehmen. — In Falkenstein klagt man in,Strickercikrciscn über Mangel an Arbeitskräften, da die englischen Gardinenwebercien viele Arbeitskräfte der Stickerei ent zogen haben. — Planen. Die vom hiesigen Hausbesitzerverein ent worfene Eingabe an den Stadtgemeindcrath, in welcher sich derselbe gegen die Einverleibung Haselbrunns in Plauen ausspricht, hat nahezu 4000 Unterschriften erhalten. — In Geyer verschließt mau jetzt Haus und Hof mit aller Vorsicht, und Frauen und Kinder gehen des Abends mit Furcht zu Bett, befürchtend, daß der vor einigen Tagen aus der Bczirksarbcits- anstalt Frohnau entwichene Handarbeiter Drcchsel nächtlicherweile erscheinen und einen unwillkommenen Besuch abstatten werde. Trotz mehrfacher Verfolgungen ist cs noch nicht gelungen, des gefürchteten Menschen habhaft zu werden und so die aufgeregten Gemüther zu besänftigen. —o—s. Stützengrün. An der Schönheider Straße schlug am letzten Sonnabend der Blitz in ein Hans ein und zündete da selbst. Glücklicherweise ist das Feuer von den Bewohnern desselben noch rechtzeitig gelöscht worden. — In Zwickau wurde die 16^ Jahre alte Tochter des Bergarbeiters Schreiber, welche seit dem 22. d. die elterliche Wohn ung verlassen hatte und schwermüthig gewesen sein soll, todt aus der Mulde gezogen. — Werdau. Der 49 Jahre alte Gutsbesitzer Heinrich Lippold aus Gospersgrün ist am 26. Juli Vormittags ans Thanhvfer Ritter gutsflur erhängt aufgefunden worden. Ein unheilbares körperliches Leiden scheint ihn in den Tod getrieben zu haben. — Crimmitschau, 26. Juli. Ein in einer hiesigen Tuch fabrik beschäftigter Arbeiter versuchte heute in der Mittagsstunde eine ün Ausbau begriffene und ihrer Vollendung nahe Esse, dem Besitzer genannter Tuchfabrik gehörig, von innen zu ersteigen. Der junge Mann hatte bereits die Hälfte der Höhe zurnckgelegt, als er Plötzlich bemerkte, daß von unten herauf dichter Rauch zu ihm empordrang. Sofort machte er sich, laut um Hilfe rufend, auf den Rückweg; doch würde er sicherlich, da die Rufe nur in nächster Nähe hörbar waren, der Ersticknngsgcfahr nicht entgangen sein, wenn nicht zwei andere Arbeiter, welche Kcnntniß von seinem Vorhaben hatten nnd denen das Dampfen des Schornsteins anffiel, schleunigst hcrbcigesprnngen wären und das hell lodernde Feuer, das von unbekannter Hand, wie vcrmuthet wird, ans Schabernack angelegt worden, gelöscht hätten. — Crimmitschau, 28. Juli. In Gauern bei Ronneburg sind in der vergangenen Nacht drei Bauerngüter niederge brannt. Das Feuer entstand nm '/zlUhr im Gute des Oekonomen Bräunlich und ergriff die Anwesen der Gutsbesitzer Lippold und Pcnzold; bis heute früh 6 Uhr waren alle drei Güter vollständig eingcäschert. Das Vieh konnte bis auf ein paar Schweine in Sicher heit gebracht werden. — Glaucha». Am 28. Juli ist die 9 Jahre alte Tochter des Fencrmanns Schuster hier in den Mühlgraben gefallen und ertrunken. — Meerane, 28. Juli. Bei den in dem Grundstück „zur Sonne" hier jetzt vorgcnommencn Renovationsarbeiten ist auch ein Fund aus der Vorzeit Meeranes gemacht worden. Man hat näm lich beim Wegnehmen des im Partcrrezimmer daselbst befindlichen Büffctschrankcs zwischen demselben und der Wand ein Steuerquittungs- buch aus den Jahren 1776—1788 auf de» Namen Johann Gott fried Hüller, jedenfalls des damaligen Besitzers der „Sonne", ge sunden, vergilbt, verstaubt, vermodert und auf der einen Seite den Einband halb ans Holz bestehend zeigend. Schrift und Tinte hat sich noch ganz gut erhalten; das Buch ist in alter guter Orthographie geschrieben, welche auch im Sprachgebrauch dem jetzigen „Meeranisch" sehr ähnelt. — Die in Frankenberg bestehenden vier Ortskrankenkassen habe» in ihrer am verflossenen Mittwoch abgehaltenen gemeinsamen Generalversammlung einen Beschluß gefaßt, der für weitere Kreise von Interesse ist. Bürgermeister vr. Käubler hegt schon seit längerer Zeit den Wunsch, die dortigen vier Ortskrankenkaffen zu einer einzigen großen Ortskrankenkasse zu verschmelzen und dadurch die Kosten und Zeiten zu plaudern. Was er sich anfangs kaum als möglich vorzu stellen gewagt hatte, wurde ihm allmcihsich zur Gewißheit. Ihre Neigung zu ihm war unverändert geblieben, und ganz wie früher legte sie ihm dies in ihrer Unschuld und Offenheit, ohne im Geringsten die Weiblichkeit zu beleidigen, so klar an den Tag, daß er an der Wahrheit nicht mehr zweifeln konnte. Ein Sturm der widerstrcitendsten Empfindungen ließ sein Herz ungestüm pochen, als er sich endlich spät am Abend auf den Nach hauseweg begab. Aber sein Entschluß stand fest. Er mußte ein ferneres Zusammentreffen mit Emmy zu vermeiden suchen. Seine Ruhe, sowie die des Mädchens erforderten es. „Ja!" flüsterte er mit zur Erde gesenkten Blicken vor sich hin, »wozu kann es führen, wenn wir beide uns den Pfeil noch tiefer ins Herz drücken? An eine Vereinigung ist nicht zu denke». Ein vermögensloser Abenteurer wie ich, ohne Aussicht und ohne hervor ragende Stellung, hat kein Anrecht auf die Hand eines schönen, jugendlichen und reichen Mädchens. Alle Verhältnisse müssen sich dagegen auslehnen." „Möglicherweise" — dachte er weiter —, „hält man mich noch >für reich, weiß vielleicht nicht einmal, daß ich mein ganzes Bcsitz- thum durch einen dummen Streich — denn so, glaube ich, kann ich mein Verfahren nennen — verloren habe? Hält man vielleicht mein Musizircn in der Schänke zum „straffen Segel" für Capricc, für einen momentanen Hang zur Ungebundcnheit? So freundlich und gütig, wie man gegen einen reichen, jungen Mann zu sein pflegt, ist man ja gegen mich. Mit welchem Antlitz sollte ich da wohl vor den alten Wendling hintretcn und ihn nm die Hand seiner einzigen Tochter bitten? Was würde er wohl erwidern, wenn ich ihm sagte: Herr Wendling I ich habe das ernste Bestreben, Ihr Fräulein Tochter glücklich zu machen. „Ich habe zwar ein nicht unbedeutendes Mittel zu diesem Zwecke, mein Vermögen nämlich, durch eine leichtsinnige, mindestens thörichte Verbindung eingcbüßt, aber So? würde er mich unter brechen, aha! und jetzt wollen Sie sich durch die Mitgift meiner Tochter wieder vorwärts bringen? Danke schön für einen solchen Schwiegersohn! Lernen Sie erst Welt- und Mcnschcnkenntniß, junger Mann, ohne welche Eigenschaften ich mir einen tüchtigen Kaufmann nicht denken kann, und dann fragen Sie einmal wieder an. Nein!" rief er laut und beschleunigte im Eifer seine Schritte, „nie und nimmer! entweder sie so arm, als ich, oder ich so reich, als sie!" 14. Als er am folgenden Morgen sich in das Contor begab, hatte er bereits einen Plan für seine ferneren Schritte gebildet. Er wollte bei dem Prinzipal einen längeren Urlaub nachsuchc» nnd sich dann auf Reisen begeben. Länger als vier Wochen konnte Emmy ihren Besuch im Hause des Oheims nicht ausdchnen. Wenn er zurück kam, war möglicherweise Alles entschieden. Schnellen Schrittes trat er in dieser Absicht in das Arbeits zimmer des Principals, aber dasselbe erwies sich als voll ständig leer. - - - - Grosser, welcher bis tief in die Nacht hinein den gesellige» Freuden der Hansfcier sich überlassen haben mochte, schlief jeden falls noch. Umsomehr überraschte cs ihn, als Plötzlich die in das Wohnzimmer führende Thür aufgcrisscn wurde und Ottilie, schmuck und frisch in reizender Morgentoilette, mit einem blendend Weißen Mullhäubchen bekleidet, cintrat. „Ah, guten Morgen!" begrüßte sie ihn in heiterem Tone, „freut mich, daß ich Sie hier treffe. Ich habe mit Ihnen zu sprechen." „Ich stehe zu ihrem Befehl, Fräulein Ottilie." „Sie müssen mit meiner Cousine in's Reine kommen!" sagte sie kurz und bestimmt und sah ihn mit blitzenden Angen an. „Ich wußte es längst, daß sie der Emmy mit der ganzen Stärke Ihres Herzens und Gemüthcs zugethan sind. Und ich gebe Ihnen den Rath, sprechen Sie sich noch heute aus. Daß Sie einen Korb nicht erhalten werden, dafür bürge ich." »Aber — mein Fräulein!" rief Werner verwirrt. »Kein Aber!" unterbrach sie ihn rasch und heftig. „Sie haben lange genug geduckst. Ich will, daß die Verbindung zu Stande komme. Ich habe cs mir einmal in den Kopf gesetzt, weil ich keinen Mann weiß, der besser für meine kleine Emmy paßt, als Sie. Ver lobe» Sie sich noch heute mit dem holden Mädchen, dem wir ja Alle von Herzen gut sind, und lassen Sie niir den Triumph, den Ruhm, zu sagen, ich hätte die glücklichste aller Ehen gestiftet." „Mein Fräulein!" sagte er, nm so ruhiger, je mehr sie in Eifer gericth, „haben Sic die Güte, mich anzuhören. Daß Sie es gut mit mir und Emmy Wendling meinen, darüber waltet in meinem Innern kein Zweifel ob. Aber erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, daß Sie genau in der Weise handeln, wie Sie sich die Sache von Ihrem jugendlichen Gesichtspunkte auS vorstellen." Fortsetzung folgt.
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