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Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188808280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880828
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-28
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.08.1888
- Autor
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Nr. 200. — 8. Jahrgang. Ln jede» Wochentag Abend (mit Datum des kotaenden Tages) zur Vcriendung gcleaigenve „Lächüichc LandeS-Anzcigcr" mit caalich einem besondere» Unter- haUnuosblaUe und mit dem ExtrabciblaU Ülillijics Pildci'tnnü kästet bei de» Ausgabe- stelle» monatlich 70 Pia., bei de»Post-Anst. 77> P>. (>888er Zigs.-Preislistc Nr. ->035.) SAchsifcher FürAbonucttten rr!cbei»t jeei»»ial iniJabr: Souit>lei.ikise»lm>,itm!>N'I»t,>trfi tiir Liichün. Mi»tei'.Eiiciiü»!msiiI»Mitücik für Sachsen. Illustr. .llnleitder teS Lachsische» Sandüotcn. IlliinnrlcSIi»irktb»ckdervm>rkr-Anzcigcrs. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Nnparteiiscke täglicke Zeitung für Täcksen nnd Tkiiringen. Dienstag, 28. Ailliust 1888. ?ln,e,ffeniim^ !>r-r.. Sätüs. ?»!,!>5S.?s'i,k^er-"! Raum einer »'cki'.nalen Corvuszeile ln Pfa. Bevoruigie stelle (!svalt.Vetil.;eile)-)OPf. BeiWicdcrbolung^roüerAtt'lottcettNnbatt. Bei BestelliiiiiU'tt non ")lns>vtNt- ivolle man Inierlionöbeira^ (in Briefminken^ beisiinen ijeSSiibcll Cernnöschnft bitden cn. 1 vjE) Ännoncennnnalmie nnr bi- Vormittag. Ptckll'. Altliliilitt Witiit. Bnchdrnckcrei. Ctiemniiz. Tbeaternrahe -> (Fernivrechstelle Nr. 138), Trlegr -Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich tiueul bcsundcrcn 4. Sacksifckes Nlkerlci — Ilutcrh.iltmit'Mntt: i. Kleine Botsckaft - 2. Sä'cksiscker Crzahler — 3. Sacksifcke (Yerickts-Zeitnng Nlnstrirtes Unterkaltnttgsblatt — 6. Sonntngsblatt^- Erttti-Blil ilttt. ^nftlftes Bilderbuch. 5. I SMW, Amtsgerichtliche Bekanntmachnugen. In dem Konkursverfahren über das Vermögen I. des Kaufmanns Erdmann Bruno Nnttlvss, Inhabers der Firma Bruno Nnitlosf in Clicmnitz 2. des Uhrmachers Hermann Carl Simon Schreck daselbst, 3. des Klempncr- meislers Ernst Jnlins Hamkc daselbst, 4. des Strumpssabrikanten Carl Eduard Wilisch daselbst, b. des Kaufmanns Emil Loementhal, Inhabers der Finmr- Emil Lo.iventhal da'clbst »nd 6. der Strnnipfwaarenhandclsgeschäfls- Jnhaberi» Amalie Marie veriv. Peter in Klaffenbach ist zur Prüfung der nachträglich anqenieldeten Fordcrnngc» Termin ans de» 4. September >88-> Nachmictans 4 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst anberanmt. Chemnitz, den 24. Ang. 1881. K. Amlsgerichl. Telegraphisch? N achrichten. Vom 26. August. Wien. Nach der Znscnn»ienstcll>ing der Saatenmarkt-Kommissiv» crgiebt die diesjährige Weizeticrnte in Oesterreich 110, in Ungarn 107. i» Preußen 01, itl Sachsen 1t4, in Franken-Schwaben 87, in Ober- uiid Niedcrbaycrn 102, in der Pfalz 75, in Baden 85, in Württem berg bei Winterweizcn 75, bei Sommerweizen 94, in Italien 75, itl der Schweiz 75, in Frankreich 80, in England 78, in Polen 85, in Bessarabien 125, in Clicrsvnnes 120, in Miktelriißlani) 90, in bei Moldau 130, in der Wallachci 110 bis 170, in Egypten 110 pEt einer Miliel-Ernte. London. Die „Snnday Times" bringt folgendes Telegramm ans Newhvrk: Die demokrattsche Partei jnbilirt über die jüngste Botschaft des Präsidenten, weil er damit alle Wahlstimmcn der Ir länder gewonnen habe. Seine Wiederwahl gilt als gesichert. Berlin, 27. August, Mittags. Kaiser Wilhelm traf heute früh 7 Uhr 25 Minuten von Potsdam hier ein nnd reiste »in 8 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Conricrzuge nach Dresden weiter. In seiner Begleitung befanden sich Geneccilndjutant Wiltich, Flügel- adjntant Brvsigke nnd Rittmeister Graf Pückler. — Der König von Griechenland ist heute früh hier cingctrosfen. Hamburg, 27. August. Ein in vergangener Nacht um 11 Uhr auf der Steinwcrder-Jusel ansgebrochencr Brand zerstörte 7 große alte Holzschuppen, welche mit Baumwolle, Reis, Zucker, Salz, Salpeter nnd anderen kaufmännischen Gütern reich gefüllt waren. 6 Personen sind hierbei um's Leben gekommen, mehrere schwer ver letzt Der Schaden beträgt mehrere Millionen Mark. Politische Rmrdschait. Chemnitz, den 27. August. Deutsches Reich. König Christian von Dänemark hat nur eine» Tag zum Besuche unseres Kaisers in Berlin geweilt: Am Freitag Abend war er, vom Kaiser nnd der Bevölkerung herzlich be grüßt, in der Reichshanptsladt eingetroffen nnd Sonnabend Abend erfolgte nach nicht minder frcnndlicher Verabschiedung die Rückreise nach Wiesbaden. Der König hat sich sehr wohl in Berlin gefühlt, nicht die geringste Störung, ist vorgckomme», »nd als Zeichen der engen persönlichen Freundschaft zwischen beide» Monarchen ist cs gewiß nn.nsehcn, daß Kaiser Wilhelm dem König Christian das in Mühlhan cn (Touring?») und Langensalza liegende thüringische Ulancn-Negimcnt Nr. 0 verliehen hat. Der frühere Chef des Regi mentes war der verstorbene Landgraf Friedrich Wilhelm von Hessen. — Seine große Reise »ach Süden wird der Kaiser wahrscheinlich am 30. September antrelen. Die Reise geht zuerst »ach Stuttgart, dann nach München, Wien, Rom und Neapel. Zum 22. Oktober, dem Geburtstage seiner Gemahlin, gedenkt der Kaiser wieder in Berlin zu sein. — Die „Münchener Neuesten Nachrichten" schreiben: Nach einer Zeitungsnotiz soll im Befinden des Königs Otto eine wesentliche Verschlimmerung cingctrctcn fei». Ans diesem Anlässe seien auch Viktorine. Von Karl Neumann-Strpla. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Als sie jetzt ans dem Zimmer kam, die Stiege hinab und aus dem Hanse eilte, sah ihr der Wirth lächelnd nach Er gratulirte sich selbst zu seinen pikanten Geschichtchcn, die doch offenbar den beste» Erfolg gehabt. Die Dame, wieder heiter gestimmt, mochte wieder unter Menschen gehen nnd schlug Liebeskummer oder dergleichen sicher in den Wind. Nach dem Häufe, wo Cagliostro änzntrcsfen war, fragte sie sich bald zurecht. Vor dem Portal desselben hielten Sänften, Pvrtcchaiscn und Karossen, nnd Lahme, Blinde, allerlei Kranke, auch Leute, die sich vom Teufel besessen glaubte», wie sie der Wirth geschildert, harrten ans Flur und Treppe auf den großen Moment, wo sie der Herr und Meister erhören und retten würde. Immer mehr drängten die Bethörten herbei, Vornehm und Gering, Reich nnd Arm. Jeder erhielt eine Nummer, ohne Ansehen der Person; erst wenn die betreffende Nniumcr aufgcrufcn wurde, durfte der Glückliche dem Lakaien in das Knbinct des Grasen folge». Aber Viktorine wurde ein jeder Augenblick zur Ewigkeit. Vor der Thürc eines Betrügers zu cintichambrire», fehlte cs ihr an Geduld nnd Lust. An dem Lakaien vorüber bahnte sie sich den Weg und be trat das Kabiuet, als eben der Wundermann ein gläubiges und ge rupftes Opfer entlassen hatte. Da stand zwischen Todtcnköpfcn, Fläschchen, Waffen und allerlei Nichtigkeiten der Held. Von einem rothen Vorhang, der den Rani» in zwei Thcile thcilte, hob seine Gestalt sich wirksam ab. Ein kleiner, starker Mann mit schwarzem Haar und breiten Lippen, die Augen braun, glühend, immer rollend, nnd mit einem Fuße, um den ihn das zierlichste Dämchen hätte beneiden können. Er trug einen Knicrvck von apfelgrüuem Sauimet, jeder Knopf daran ein Diamant, und au seinen Händen, auf seinen Schuhen und in seine» Manschette» blitzten Perlen von wunderbarer Pracht. Wie hat es dieser Mann verstanden, sich Gold zu machen? Auf kürzerem Wege als Mancher seinesgleichen; er lockte es den Leuten einfach aus den Taschen. Daß cs beständig Narren gab, die auf seine Weisheit schworen, lehrte der Erfolg, dessen er sich überall zu rühmen halte. Je Gencraladjntaut Frhr. von Frchschlag und Hofralh von Klug nach Fürstenried gefahren. Wie wir nun erfahren, ist diese ganze Notiz ihrem Inhalt „ach unbegründet. Das Befinden des Königs Otto ist wever besser noch schlechter als seit Monaten, und der Frhr. von Freyschlag fn'.ir, als ihn der betreffende Reporter sah, nicht nach Fürstcuricd, sondern »ach Sendling. — Der König von Portugal ist in Nürnberg cingctrosfen. — Kaiser Franz Joseph von Oesterreich ist über München in Bad Kreuth bei seiner Gemahlin angckommcn. — Der Fürst von Bismarck stand bisher in der preußischen Armee als General der Kavallerie nicht nur a 1a, suitw des 7. Kürassier-Regimentes, dessen Uniform er für gewöhnlich trügt, sonder» er wurde auch als Chef des 1. Magdcbnrgischcn Landwehr-Regi mentes Nr. 26, bei welchem er früher gestanden hatte, geführt. Durch die Ncncintheilnng der Landwehrlrnppcn im Frühjahr d. I. ist dieses Regiment in Fortsall gekommen, ohne daß bisher über daS Bcrhällniß des Fürsten zu den an die Stelle der beiden Bataillone dieses Regiments getretenen Landwehr-Bataillonsbczirkcn Stendal nnd Burg etwas nngcordnct war. Durch Kabinetsvrdrc ist unnmchr ausgesprochen, daß dies Verhältnis) als gelöst anznsehe» ist, und daß Fürst Bismarck in Zukunft bei der Landwehr L la 8uids des 2. Garde-Landwehr-Regimentes zu sichren sei. — Der Kanzler wird wahrscheinlich schon in dieser Woche den Besuch des österreichischen Ministers Grafen Kalnoky in Friedrichsruhe empfangen. — Gcncralfeldmarschall Graf Blnmenthal hat dem König Karl von Württemberg in Friedrichshafe» seine Aufwartung als Arinec- inspektor gemacht. Heute und morgen erfolgen Besichtigungen in der Um gebung von Stuttgart. — Die Besichtigung bei Ulm war von einem ebenso schweren, als seltenen Unfall begleitet. Bei der Attacke des Grenadier-Regiments stürzte ein Leutnant vorwärts zu Boden, der blanke Degen in der Rechten kam dabei rückwärts zn stehen; ein Soldat hinter ihm strauchelte nun über die Füße des Daliegenden »nd fiel mit voller Wucht in den Degen, der dem Unglücklichen durch die Lunge und zum Rücken wieder hcrausdrang. Der Schwerver- wnndcte, der i» diesem Herbst nach Zjähriger Dienstzeit entlassen wäre, starb im Lazarett). — Mackenzie's Erwiderung ans die Berliner Brochüre: „Die Krank heit Kai'cr Friedrichs III." erscheint Mitte September bei Ad. Spaar- inann in Obcrhausen (Rheinland) als einz ge autorisirte deutsche Ausgabe zum Ladenpreis von 1,50 M. Die Schrift führt den Titel: „Friedrich.der Edle nnd seine Aerzte." Der erste Thcil der Brochüre enthält Mackenzie's Darlegung und Rechtfertigung seines Verhaltens, gicbt einen geschichtlichen Bericht über seinen täglichen Verkehr mit dem Kaiser und bietet eine Charakieiskizze. "MßKdentz soll dieser Thcil der Schrift getreu handschriftlich „achgebildcte Mit theilnngcn der Aufzeichnungen des Kaisers von sensationeller Art enthalten. Der zweite Theil ist der Polemik gewidmet; er richtet sich gegen die persönlichen Angriffe nnd erörtert die Behauptungen der dcnt chcn Aerzte in den cinzclncn Details. Der dritte Tyeil weist statistisch die äußerst ungünstig cn Resultate von Kehlkopf- Operationen und die damit verbundenen Gc-ahrcn »ach. Die englische und dent'che Ausgabe erscheinen gleichzeitig. — Der einflußreiche chinesische Vizekönig Li Hnng Tschang hat Auftrag znm Bau verschiedener Kriegsschiffe in Deutschland gegeben. — Eine neue deutsche Kolonialcrwcrbnng. Reuters Bureau meldet ans Akra: Die Deutschen haben Addalar, nordöstlich von Salagha (in der Nähe der Sklavcnküste Westafrikas), unweit vom dahvmeschen Gebiet gelegen, besetzt. Die besitzcrgreifende Streitmacht bestand ans schwarzen Soldaten, Krnboys und Arbeitern unter dem Befehl von drei weißen Offizieren. Die deutsche Flagge wurde auf- gehißr und ein Fort gebaut. Der Ort ward Bismarckburg getauft. — Die „Nordd. Allg, Ztg." hat zu allgemeiner Ucbcrraschnng ansgcführt, das deutsche Reich habe nicht das Geringste dagegen cin- znwenden, wenn Bvnlangcr sich der Herrschaft in Frankreich bemächtige, vorausgesetzt, daß er sein bei den Wahlen abgegebenes Versprechen, Ruhe und Ordnung zu schaffen, erfülle. Man kann nur annchmc», frecher er der Menge nnr entgegen trat, je gläubiger sah sic zu ihm ans. In jjcdem Orte, den er beglückte, fand sich eine Gruppe, die seinen Unsinn für baare Münze nahm: daß er der Kreuzigung Christi beigcwohnt und den Kaiser Nero gar wohl gekannt, den Geist Karls des Großen oder Pipins des Kleinen, des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg oder Ravaillacs, des Mörders Heinrichs von Frankreich, je nach Belieben rufen könnte, diverse andere Geister natürlich nicht zn vergessen. Jede Krankheit gab er zu ergründen nnd zn heilen vor, über den Teufel hätte er völlige Gewalt, und ans Kräutern »nd Ingredienzien, die er vor einigen hundert Jahren ans dem Morgcnlandc hcimgcbracht, wüßte er die stärksten Gifte zu brauen, welche er zuweilen zu scincn Kuren nölhig hätte. Auf Geld lief natürlich sein ganzes Programm hinaus, und je mehr des Geldes die Thoren ihm brachte», je größer war auch der Aufwand, in dem er nebst seiner Gräfin sich ausnehmend gefiel. Nie bezahlte Schulden wurden ohne Zweifel gemacht, und wenn die Gelegenheit günstig war, borgte sich unser Held, wie cs Herrn la Fourcadc geschehen, eine größere Summe, mit der er dann schleunigst verschwand. In einer anderen Stadt wncdc das blühende Geschäft fortgesetzt, und obgleich der Gras nur wenige Tage in Straßburg weilte, war das Drängen zn ihm bereits so stark, daß ihm hier eine glänzende Einnahme in Aussicht stand. „Was wollen Sic?" herrschte er das Mädchen an. „Erhielten Sie eine Nummer? rief man dieselbe auf?" „Wir sind allein?" fragte Viktorinc, ohne nur einen Moment die Ruhe zn verliere». „Ich verlangte zu wissen, mit welchem Rechte Sie unange meldet mein Kabinet —" „Mein Herr," rief sie aus, hastig und schneidend, „ich bin die Tochter des Herrn la Fourcadc, von dem Sic Geld entnahmen und wenige Stunden später die Stadt verließen, ohne ihm je,die Summe wiedcrzngeben!" Einen Schritt trat der Graf nun doch zurück, und auf einen Augenblick büßte er die Sicherheit ein. Er wandte sich dein rolhe» Vorhänge zu, um zu überlege», hatte aber bald sciuc ganze Fassung wieder nnd sah jetzt dem Mädchen lächelnd in's Gesicht. „Ei» Mißverständnis), Mademoiselle, welches ich dennoch preise, da ich ihm die Ehre Ihrer Bekanntschaft verdanke." daß diese Ausführungen beißenden Hohn bedeute», denn am 11. Januar 1887 sagte Fürst Bismarck im Deutschen Reichstage wörtlich: „Wenn Napoleon III. den Feldzug 1870 gegen uns, einen großen und schweren Krieg, der ihm den Thron kostete, in keiner Weise durch das Ausland gcnöthigt, unternahm, lediglich Weil er glaubte, daß das seine Regierung im Jnlande befestigen würde, warum sollte dann nicht z. B. der General Boulangcr, wenn er an's Ruder käme, das selbe versuche»? Ich würde ihm gar nicht einmal ein Vccbrechcn daraus machen, ich würde ihn gar nicht einmal beschuldigen, daß er dabei persönlichen Instinkten folge; ich würde immer annehmcn, waS ich von jedem französischen Offizier voranssctze, daß er glaubte, auf diesem Wege seinem Vaterlande besser zn dienen, als wenn er cs unterließe. Napoleon hal das gemacht, warum sollte cs sein Nach folger nicht machen, wenn wir uns eine Militärdiktatur in Frankreich als möglich denken? lind sie ist so oft dagcwcscn, warum sollte es nicht sein?" — In der Südsce wird bei der konsularischen Vertretung Deutschlands in Kurzem eine durchgreifende Veränderung cintreten. An Stelle des nach Brasilien versetzten I)r. Becker ist lOr. Knappe, welcher zuletzt als Reichs-Commissar für die Marjchall- Inseln sungirte, zum Cvusul für das Samoa-Gebiet ernannt worden. Zn seinem Viceconsul ist der Assessor Schmidt ans dem Auswärtigen Amt ernannt worden. Znm Reichs-Commissar für die Marschall» Jnselli ist der Assessor Bicrmann nnsersehen, welcher den Viceconsul Sonnenschein in Apia ablöjen wird. — Nenter's Bureau in London hatte die Nachricht verbreitet, die Beamten der deutschen vstasrikanijchen Gesellschaft hätten bei ttebcrnahme der Verwaltung in den zansibaritischcn Küstenstädtcn die Flagge des Sultans beschimpft, worüber die Eingeborenen sehr unge halten seien. An der ganzen Geschichte ist kein Wort wahr. Die Flagge des Sultans ist im Gegentheil neben der deutschen Flagge gehißt worden. — Bon allen deutsche» Schutzgebieten zeigt gegenwärtig Damara« land die größte Bewegung, da die Änfsnchnng der Goldlagcr daselbst mehrere größere Expeditionen dahin geführt hat, die im Ganzen mehr als dreißig Europäer nach Deutsch-Südwestasrika gebracht hat. Von den Goldsuchern ist der Ingenieur De. Fleck, der Abgesandte des Herrn von Lilienthal, am weitesten nach dem Innern vorgedrnngen, hat noch verschiedene goldhaltige Nisse ansgefnnden und eine Anzahl von Pcoben erzhaltigen Gesteines cingcsandt. Eine in Aachen ange- stellte Analyse ergab als Durchschnitlsgchalt ans 100 Kilogramm Erz 68 Gramm Gold; doch wurde der Untersuchung die Bemerkung hin- zngefügt, daß jedenfalls eine größere Eczprobe untersucht werden wüßte, um den richtigen Werth des Erzes zu bemessen. Ocstcrrcirh Attgnrik. Ter italienische Ministerpräsident Erispi hat seine Heimkehr nach Rom sehr beeilt; der Grund davon ist aber keineswegs in einer Verschärfung der Beziehungen zu Frankreich zu suche», er liegt nur in der bevorstehenden Reise König Humbcrts nach der Nomagna nnd in dem erwarteten Besuch der spanischen Regent!». Bei seiner Familie in Karlsbad, wo ec am Freitag aus Fricdrichsrnhe angekommen war, blieb Crispi nur einen Tag und reiste am Sonnabend mit seinen Begleiter» nach Egcr, wo ihn be reits der österreichische Minister des Auswärtigen, Graf Kalnoky, erwartete. Beide Minister reichten einander wiederholt die Hände nnd begrüßten einander ans das Freundlichste. Sie begaben sich daun, vom Publikum lebhaft begrüßt, zu Fuß in das nahe Hotel Wctzcl, wo mit Ausnahme der kurzen Mittagspause mehrere Stunden hindurch ununterbrochen kouferirt wurde. Herr Crispi reiste dann über München mit der Brcnncrbahn nach Italien, Graf Kalnoky nach Wien zurück. Italien. Crispi's Journal „Niforma" sagt, die Begegnung in Eger habe scstgcstellt, daß die Regierungen von Oesterreich-Ungar» nnd Italien in ihrer Auffassung der verschiedene» Fragen, welche Europa beschäftigen, übercinstimmc». Aus den Begegnungen in Fried- richsrnhc und in Egcr werde nichts hervorgchen, worüber Europa sich beklagen könnte. „Eine Ehre, mein Herr, die ich in diesem Grade nicht zu schätzen wüßte." Er biß sich ans die Lippe und schwieg. Einer Antwort in dieser Art wäre sonst der strengste Verweis und Entlassung gefolgt. Aber in dieser Situation hielt es der Graf doch gerathen, jedes Aufsehen zu vermeiden, das Benehmen der Dame zu übersehen, ihre Worte zu überhören. „Sie kamen vermut stich, um von jener Pomade zu erbitten, welche das Haar beständig in üppigster Fülle erhält?" So fragte er wieder lächelnd nach einer Weile. „Wenn ich nämlich Ihr präch tiges, glänzendes Haar betrachte —" Mit einer Gcberde des Unwillens unterbrach sie ihn. „Sparen Sic diese Rede» für Menlchen aus, die Gefallen an ihnen findcut — Ich bin gekommen, um Gist zn fordern I" „O ol" erstaunte er. „Gift?! — Und der Zweck Ihres Wunsches?" Ihre Augen blitzten ihn an. „Ich hörte, daß der Graf Cagliostro behauptet, zn gewissen Zeiten auch allwissend zu sein." Darauf blieb er ihr die Antwort schuldig. „Zur Sache!" rief er barsch. „Wohlan, ich fordere Gift! Mir dasselbe verweigern, hieße mich zu einem Verfahren zwingen, das Ihnen gebieten würde, den Ncise- wagcn zu besteigen." „Pah," rief er verächtlich ans, „ich wäre doch beg icrig zn höre», worauf Ihre Macht beruht!" „Ans keinem Mißverständnis), mein Herr, wie Sie eben sich anszudrücken beliebten. Die Tochter des Herrn la Fourcadc würde allen Leuten vor Ihrer Thürc erzählen, was es mit jenem Gcldc für eine Bewandtnis) hat. Und glauben Sie mir, cs würde leicht Keiner an meinen Worten zweifeln, Keiner wie Sic von einem Mißverständnis; rede». Daß aber meine Erzählung nicht von Nutzen, sondern von größtem Nachthcil für Sie wäre, daß die Schaar der Anhänger sich bedenklich lichlcn, vcrmnlhlich gänzlich schwinden würde, nnd daß dann Ihnen nichts weiter bliebe, als die Stadt aus Mangel an Gläubigen i» Ihrem Wagen zn verlassen: das, Herr Gras, wäre einfach die Folge meines Verfahrens, welches Ihnen noch näher zu erläutern Sic mir ersparen werden." Fortsetzung folgt. Der heutigen Nummer des Sächfischen Laudes-Anzeigers liegt bei das Beiblatt „Kleine Botschaft".
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