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Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188810171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881017
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-17
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.10.1888
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' ^ ^ §k"! 7)j 'VV "» l-. ,^VMU'.UV Nr. 243. — 8. Jahrgang. Der jede» Wochentag Abend (mit Datum des folgenden Tage-) zur Versendung ^langende „Sächsffche LandeS-Anzetger" mir täglich einem Extra-Beiblatt: 1. Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler S. Sächsische Gerichtszeitnng 4. Sächsisches Allerlei 5. Jllustrirtes Unterhaltungsblatt s. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Pfq., bei den Post-Anstalten 75 Mg. (Post-Zeitungs-Preisliste Nr. 5035.) Sächsischer 4 Nuparteiifche tägliche Zeitung für' Sachsen und Thüringen. Verlags.Expedition: Alexander Wiede, BrrchSrnckerei, Chemnitz, Theaterstratze Nr. 5. Fernsprcch-Anschluß Nr. 13li. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Clicmnik Mittwoch, 17. Oktober 1888. Bon de» Hauptblättern des „Sächsischen LandeZ-AnzeigcrS" erschcE (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billigere Sonder-Ansgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger sür monatlich nur 50 Pfg. mit Zutragen; außerhalb Chemnitz inonall. 57 Pf. m. Ztr. (Zeitungs-Preisliste 8. Nachtr. Nr. 1350».) FürAbonnentcnc Eom»ier-l Winter-E Illustr. Aalender des Snchsischeii Landbotea. Jlliistrirtcs Jahresbuch deSünndes-Aiizcigers. AuzeigenpreiS: Raum einer schmalen Corhuszeile 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Petitzcile) 3« Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeige» Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Ansmärts wolle man den Einrückungsbetrag (in Briefmarke») beifügen sie 8 Silben Corpnsschrist bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können unr bis Vormittag angenommen werden, oa Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern. — Tie Anzeigen finden ohne Prcisaufschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauvtblüttcr des „Sächsische» Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) Neueste Nachrichten. Nom, 15. October. Der Papst sandte zwei außeroldentliche Boten an den Kardinal von Neapel mit der Weisung, dein Kaiser Wilhelm in Neapel einen achtungsvollen Empfang zu bereiten. Nom, 16. October. (Drahtnachricht unseres Anzeigers.) Heute früh 7 Uhr 50 Minuten verkündeten Artillerie-Salven die Abfahrt Kaiser Wilhelms und König Hnmberts vom Qnirinal »ach dem Bahn hofe. Das Wetter war prachtvoll. Auf dem Wege nach dem Bahn hofe wurden die Monarchen durch nicht endcnwollende Zurufe begrüßt. Die in bestimmte» Zwischenräumen anfgcstellten Musik- cvrps spielten die preußische Nationalhymne. Auf dem Bahnhefe waren die Spitzen der Civil- und Militärbehörden versammelt. Der Extrazug, welcher den Kaiser und den König »ach Neapel brachte, setzte sich 8 Uhr 12 Minuten in Bewegung. London, 16. Oktober. Der „Daily News" wird aus Simla gemeldet, zuverlässigen Nachrichten ans Herat zufolge sei Jihek Kqan nach Karki (Borchara) geflüchtet. Die Truppen des Emirs hätten Mazar besetzt, wo die Ueberbleibsel der Armee Jjhek-Khans die Waffen streckten. Die Rebellion sei somit beendet und die Autorität )es Emirs in ganz Afghanistan und Turkesta» wieder hergcstellt. Politische Rundschau. Chemnitz» den 16. October. Deutsches Reich. Ans Nom's Kaisertagen. Als der Kaiser am Sonntag die Kapelle in der deutschen Botschaft betrat, reichte er dem Geistlichen, Ino. Rönnecke, die Hand und nahm mit dem Prinzen Heinrich und deni Botschafter Grafen Solms vor dem Altar Platz. Der Predigt lag der Text: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln", zu Grunde. Von der Botschaft begab sich der Kaiser nach dem Pantheon, in welchem Victor Emannel begraben liegt. Dort angekommen nahm der Kaiser den für das Grab des Königs bestimmten Lorbecrkranz selbst vom Wagen und trug ihn in die Kirche. Bei der Niederlegung des Kranzes waren die Veteranen behilflich, welche am Grabe die Todtenwache halten. Der Kranz de Kaisers war mit goldenen Früchten und breitem Bande i» den deutschen Farben geziert. Die hohen Besucher und ihr Gefolge schrieben sich in das in der Kirche ausliegende Fremdenbuch ein. Im Laufe des Nachmittags entlud sich ein heftiges Gewitter mit starkem Regenguß über der Stadt. Nachdem der Regen nachgelassen, besuchten die beiden Monarchen noch die Villa Borghese und »ahmen dann die Meldungen der in Rom anwesenden Generale entgegen. Dem Abendfest auf dem Kapitol vom Sonnabend Abend wohnt: auch der Neichstagsabgeordnete Graf Douglas bei. Der Kaiser be grüßte den Grafen sehr freundlich. Am Montag herrschte wieder recht schlechtes Wetter. Die sür den Vormittag geplante Fahrt nach Tivoli wurde deshalb aufgegeben, wie schon am Abend zuvor die geplante große Beleuchtung des Forums hatte abgesagt werden müssen. Der Kaiser nahm deshalb mehrere Sehenswürdigkeiten in Augenschein, machte Besuche und erlheilte Audienzen. Ministerpräsident Crispi hatte eine lange Unterredung mit dem Grafen Herbert Bismarck. Das große Abendfest, welches für Montag Abend ans der Piazza dcl Popolo geplant war, mußte wegen des Regens ausfallcn. Die Ungunst des Wetters greift also leider sehr störend in das Festpro gramm ein. — König Humbert wird wahrscheinlich zur nächstjährigen Frühjahrsparade nach Berlin kommen. — Ueber die Unterredung Kaiser Wilhelms mit dem Papste wird noch mitgetheilt, daß der Kaiser in derselben unverhüllt aus gesprochen habe, er könne in der römischen Frage nichts thn». Die Unterredung nahm infolge der wiederholten Klagen des Papstes über die italienische Regierung und der Bemerkung, daß Frankreich Klein den Fordernngen auf Nom wohlwollend gcgenüberstehe, einen etwas unbehaglichen Charakter an, als gerade Prinz Heinrich ein- Maren von Westerland. Novelle von Neinhold Ort mann. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Ich kann Dich nicht belügen, Maren, denn Du müßtest cs ja doch erfahren I Aber Du sollst darum nicht verzagen, denn Du bist meine Braut, und ich will nicht von Dir lasse», wie cs auch kommen magl" Sie hatte sich nun doch aus seiner stürmischen Umarmung los- gemacht, und scheinbar gefaßt, doch mit zuckenden Lippe», sagte sie: „Du mußt mir Alles erzählen, Boy. — Hast Du mit Deinem Vater gesprochen? Was antwortete er Dir? Und was meintest Du damit, als Du sagtest: Es würde sich bald mancherlei verändern in Kapitän Erichsen's Hause?" „Komm' mit auf die Düne!" bat er. „Hier ist mir so eng und ich muß die weite See vor mir haben, wenn ich mir das Herz frei rede» soll." Sie folgte ihm willig, und gleich darauf standen sie, von den Strahlen der in wundersamem Glanze zum Meere hinabsinkenden Sonne voll getroffen, auf der Spitze des mit hartem Strandhafer bewachsenen Sandhügels. Zu ihren Füßen breitete sich, soweit das Auge reichte, die erhabene, scheinbar unendliche See, deren leicht be wegte Oberfläche in der herrlichen Beleuchtung des heiteren Sommer abends in hundert wechselnden Farbentöncn schimmerte und erglänzte. In wunderbarem, durchsichtigem Smaragdgrün hoben sich nahe am Strande die Wogen aus der Tiefe empor, um dann, indem sie sich rauschend übcrschlugen, in Millionen von glitzernden Perlen zu zer fließen. Wie ein breiter Streifen funkelnden, flüssigen Goldes lag der Schein des niedersteigenden Tagcsgestirns auf der unabsehbaren Fläche, und der leichte Windhauch, der aus Westen über das weite Meer dahinstrich, war köstlicher und erquickender, als der süßeste Blumenduft. So oft auch die beiden jungen Menschenkinder ein ähnliches Schauspiel gesehen haben mochten, und so voll in diesem schmerzlichen Augenblick ihre Herzen waren von bitterem Weh, so vermochten sie sich dem bestrickenden Zauber nicht ganz zu entziehen, den der An blick des majestätischen Meeres nun einmal aus das menschliche Ge- müth zu üben Pflegt. Schweigend schauten sie für eine kurze Spanne Zeit in die wogende Unendlichkeit hinaus, dann ließen sie sich auf trat. Der päpstliche Majordomus bat den Prinzen, warten zu wollen, bis die Unterredung der beiden „Souveräne" beendet sei, aber Graf Herbert Bismarck sagte kurz: .Naintonanb on jnmais!" (jetzt oder niemals!) und öffnete selbst die Thnre des päpstlichen Gemaches. Ob die Sache sich so verhält, muß dahingestellt bleiben, merkwürdig ist es freilich, daß der Kaiser dem im Vatikan so .bitter gehaßte» Crispi gleich darauf persönlich den Schwarzen Adlerordcn überreichte. — I» Hamburg ist nunmehr cnntlich der Besuch des Kaisers zur Besichtigung und feierliche» Einweihung der neuen Zotlanschlnß- baulen angemeldet. Der Monarch wird aber nur am 29. October in der alten Hansastadt verweilen. — Die „Nordd. Mg. Ztg." bringt einen langen Artikel über die persönlichen Ansichten Kaiser Wilhelms I. und des deutschen Kronprinzen, in welchem miumwnndcn zugcstanden wird, daß zwischen Beiden eine bedeutende Meinungsverschiedenheit in der inneren, wie in der auswärtigen Politik bestand. Das habe sich besonders 1863 gezeigt, wo der damalige Kronprinz sich in Danzig offen gegen die innere Politik des Ministerpräsidenten von Bismarck erklärte. In der auswärtigen Politik neigte der Kaiser ebenso zu Rußland, wie sein Sohn zu England. Besonders 1870 hätten sich Elemente ge funden und den Kronprinzen nnidrängt, welche von der wahren Sachlage gar keine Ahnung gehabt hätten. Hätte der Kronprinz länger regiert, würde er auch manche seiner früheren Anschauungen ganz von selbst geändert haben. „Wir resumiren unsere Auffassung Vahin, daß cs eine unehrliche Argumentation ist, wenn Organe aus der Thatsache, daß im Jahre 1870,71, und auch vorher und nach her, die politischen Ueberzcngnngen Kaiser Wilhelms I. und die des damaligen Kronprinzen nicht übereinstimmtcn, und daß infolge dieses Dissensus ein regelmäßiger und eingehender Meinnngsau-tausch zwischen beiden Herren und ihren Nathgebcrn unterblieb, irgend welche Politische Conseqnenzen ziehen wollten. Die Thatsache der Nichtübereinstimmung und des Mangels an eingehendem Meinnngs anstausch über innere und auswärtige Fragen zwischen Kaiser Wil helm und seinem Herrn Sohne ist eine geschichtlich zweifellose. Daß dieselbe ihren Ausdruck in den politischen Geschäften der Zeit ge funden hat, ist natürlich und entspricht der Bedeutung, welche die Persönlichkeit eines Mitgliedes eines königlichen Hauses und insbe sondere die des Thronerben im monarchischen Staate hat." — Die am Montag früh in Berlin zur Ausgabe gelangte Ent- gegnungsschrift Mackenzie's „Friedrich der Edle und seine Aerzte" ist noch im Laufe desselben Vormittags polizeilich beschlagnahmt worden. Die Mittler'jche Sortimentsbuchhandlung, welch: den Ver trieb für Berlin übernommen, hatte bereits alle Bestellungen zur Ausfertigung hergcrichtet, auch 2000 Exemplare schon abgcsandt, als die Beschlagnahme erfolgte. In Leipzig sind 40 000 Exemplare koufiscirt worden. Wie verlautet, hat das Gericht i» Mühlheim die Beschlagnahme wegen Majcstätsbeleidignng ausgesprochen, und auf Grund dieses gerichtlichen Beschlusses hat der erste Staatsanwalt in Duisburg die Beschlagnahme ausführcn lasse». Die Publikation der genauen Gründe wird erfolgen. — Es wird von Neuem mitgetheilt, der preußische Justiz minister Vv. von Friedberg wolle sofort nach Erledigung der Geffckcn- Angelegenheit zurücktrctcn. Als sein Nachfolger wird schon der Staatssekretär im Reichs-Jnstizam! Or. von Schelling genannt. — Ueber das Gefecht, welches der Kreuzer „Möwe" bei Tanga in Ostafrika mit den Arabern hatte, liegen jetzt ausführliche Nach richten vor: Der Commandant der „Möwe" forderte vom zanziba- ritischen Statthalter in Tanga die Auslieferung der Araber, welche auf ein deutsches Boot geschossen hatten, und sandte 36 Mann unter Kapitänleutnant Ferbcr an's Land. Unter dem Schutze der Bord kanonen wurde die Landung trotz des heftige» Gewchrfeners er zwungen, wobei der Matrose Eismann eine Verwundung am linken Arm erhielt. Die Deutschen hielten zunächst am Ufer, als aber auf dem Hügel, welcher des Statthalters Haus trägt, eine mit Blei und eine kleine Erhebung des Bodens nieder, und Boy gab Antwort aus die Fragen, welche Maren vorhin a» ihn gerichtet hatte. „Ja, ich habe mit meinem Vater gesprochen," sagte er, „wie ich Dir's bei unserem letzten Beisammensein cingelobt. Ich war ja darauf gefaßt, daß er schelten und poltern würde, aber so, wie es wirklich kam, so hatte ich's doch nicht erwartet. Er ließ mich ruhig reden und sah mich nur immer so eigeiithümlich an, und als ich dann nichts mehr vorznbringen wußte, da —" „Nun, warum sprichst Du nicht weiter, Boy? Was that der Capitän Erichsen da?" „Da lachte er aus vollem Halse und meinte, es sei der beste Spaß, der ihm je i» seinem Leben vorgekommcn, und ich sei doch ein größerer Stockfisch, als er mir's zngetrant — und was der spöttischen Redensarten mehr waren. Es war kein ernsthaftes Wort aus ihm herauszubringen, und ich suhlte gleich heraus, daß das viel viel schlimmer sei, als wenn er gepoltert und gewettert hätte. Schließ lich aber, als ich in die Hitze kam und darauf bestand, eine klare und bündige Antwort zu haben, da schaute er mich mit seinem durch bohrenden Blick an und sagte: „Eine bündige Antwort? — Nun, da ist sie! Du bist ein Narr, und ich will nie mehr ein Wort von diesen Dummheiten hören. Verstehst Du mich — nie mehr!" Damit drehte er sich herum und wollte fortgchen. Ich aber hielt ihn am Arme fest und redete zu ihm, wie es mir meine Auf regung cingab und meine Liebe zu Dir, Maren. Und als er nur immer mit lächelnder Miene wiederholte: Du bist ein Narr! — da stieg mir das Blut in die Stirn und ich sagte: „Wenn Du mir Deine Einwilligung nicht giebst, Vater, Maren Petersen zu meinem Weibe zu machen, weil sie ein armes Mädchen ist, von dessen Hcimath und Herkunft Keiner was weiß, — so will ich auch nicht länger in Deinem Hause bleiben. Ich bin alt genug, um mir selber meinen Herd zu bauen, und irgendwo in der Welt wird sich schon eine Arbeit für mich finden, die mich in den Stand setzt, Maren heinizuführen, auch ohne Deinen Willen." Da wurde er für einen Augenblick vor Zorn ganz roth im Ge sicht, und ich dachte nicht anders, als daß er auf mich losf,ihren würde. Aber das ging schnell vorüber und dann sagte er ganz ruhig: „Du willst also fortgehen und Dich draußen in der Welt ver suchen ? — Nun, da wird nichts im Wege sein. Ich halte Dich nicht." Und so sind wir von einander geschieden Steinen geladene Kanone auf unsere Seeleute gerichtet wurde, gab Kapitänleulnant Ferber den Befehl zum Sturm. Ohne Verlust wurde der 100 Meter hohe Hügel genommen, worauf die Feinde die Flucht' ergriffen. Bei dem darauf folgenden Durchsuchen der Häuser, aus welchen Schüsse fielen, wurde der Matrose Franz durch einen Schuß in die linke Schulter verletzt, während von den Wider stand leistenden Eingeborenen zehn getödtet wurden. Der Statthalter konnte nicht gefunden werden, die Snltansflagge vor seinem Hause blieb unberührt. Die Abtheilnng kehrte dann in ihr Schiff zurück, welches die Verwundeten, die jetzt schon außer Gefahr sind, nach Zanzibar brachte. — Ans Ostafrika liegen inzwischen neue schlechte Nachrichten vor! Nach einer vei der Deutsch - Ostafrikanischen Gesellschaft ringe- laufcncn Depesche ist die deutsche Station Madimola am Kingcini von Aufständischen niedergebrannt worden. Die Beamten der Gesell schaft von de» oberen Kinganistationen (Madimola und Mnngela) haben sich nach Dar-cs-Salaam zurückziehen müssen. Madimola ist eine der ältesten Stationen der deutschen ostafrikanischen Gesellschaft, etwa 6 deutsche Meilen von der Küste entfernt, westlich von Baga- mvyo. Die Station hatte besonders gute Baulichkeiten, und die Gesellschaft erwartete demnächst einen größeren Posten Tabak von dort. Der Schaden dürfte 50,000 Mark betragen. — Ans Zanzibar wird ferner gemeldet, daß drei Matrosen der „Möwe", welche an Land gegangen waren, von den Bewohnern von Woö ermordet sind. Die Landschaft Wos ist ein Theil vonMegscha am unteren Kingani, nicht weit von der Küste entfernt. Die Bewohner stehen im Rufe des Kannibalismus.' Oesterreich-Ungarn. König Milan von Serbien empfing in Wien am Sonntag Vormittag den Minister des Auswärtigen Grafen Kalnoky in anderthalbstündiger Privat-Audienz. Mittags fuhr er beim Auswärtigen Amte vor, woselbst er für Graf Kalnoky seine Karte zurückließ. Nachmittags empfing er die Besuche des Kron prinzen und mehrerer Erzherzöge und wohnte mit dem Prinzen von Wales einem Diner beim Kaiser Franz Joseph in der Hofburg bei. Am Donnerstag reist der König nach Belgrad zurück; wie es scheint, will er den Scheidnngsproceß, welcher in letzter Zeit stark stockte, nun ernstlich betreiben. . Italien. Wie ans Nom berichtet wird, hat der Papst am Sonnabend Nachmittag den Grafen Herbert Bismarck in langer Privataudienz empfangen. — Kaiser Wilhelm hat auch dem italienischen Botschafter Grafen de Launay in Berlin den Schwarzen Adlerorden verliehen; der Bürgermeister von Rom, Marchese Guiccioli, erhielt den Rothen Adlerorden 2. Klasse mit dem Stern. Frankreich. Die Kammern sind am Montag wieder in Paris zusc,iiiinengelrele» und vo» den Präsidenten eröffnet worden. Für die nächsten Tage wird ein neuer Bonlangerskandal erwartet. Mit der Stellung des Cabincts sieht cs übel ans, wenn auch Bonlanger noch nicht in der Lage ist, Floquet zu stürzen. Aber das Gesetz des Letzteren über die Revision der Verfassung findet heftige Gegnerschaft und kann leicht zum Zusammenbruch des Cabinets führen. Den ge mäßigten Republikanern geht die Vorlage zu weit, den Bonlangisten und Monarchisten »ichl weit genug. Eine Mehrheit für die Gesetzes vorlage in ihrer gegenwärtigen Gestalt ist in keine», Fall vorhanden. Bei der Vorlage des Revisionsentwnrfcs in ver erste» Sitzung der Kammer erklärte Floquet, er halte cs für nölhig, durch diese Vorlage den berechtigten Wünschen des Landes zu genügen; die Republik werde außerhalb der Discnssion bleiben, denn diese sei allein der Form des allgemeinen Stimmrechts entsprechend, während bei der Monarchie von einem allgemeinen Stimmrecht keine Rede sein könne. Man müsse der Republik Waffen verleihen gegen alle royalistischen und dictatorischcn Bestrebungen. Nachdem Floquet die Vertrauens frage gestellt, wurde seinem Antrag gemäß die Vorlage mit 307 gegen 181 Stimmen an die bereits bestehende Commission verwiesen. Für das Cabinet waren die Republikaner säst geschlossen eingetreten. Maren hatte seiner erregten Darstellung zugehört, ohne ihn ein einziges Mal durch eine Frage oder auch nur durch einen Seufzer zu unterbrechen. Jetzt, da er geendet, sagte sie — mit trauriger Stimme zwar, aber doch mit de», Ausdruck eines klaren und festen Entschlusses: „Das darf nicht sein, Boy! Wenn Dein Vater uns seinen Segen nicht geben will, so können wir einander eben nicht angehören. Niemals aber darfst Du um meinetwillen in Zorn und Groll aus seinem Hanse gehen!" „Und das kannst Du mir sagen, Maren!" rief der junge Mann heftig aus. „Das ist der Trost und Beistand, den ich mir bei Dir holen wollte für meinen schweren Vorsatz? — Wahrhaftig, wenn Du so sprechen magst, hast Du mich niemals lieb gehabt, und Alles, was Du mir gesagt und angelobt hast, ist nichts als Unwahrheit gewesen." Sie hatte sich vorhin während seiner Erzählung vorgenommen, tapfer und standhaft zu bleiben, aber zu all' ihrem Leid auch noch solche Vorwürfe ans seinem Munde zu vernehme», ging doch über ihre Kraft. Die Thräncn, welche sie so lange mit dem Aufgebote ihrer ganzen Selbstbeherrschung zurückgehalten, brachen jetzt nur um so heißer hervor, und keines Wortes mächtig warf sic sich an seine Brust. Boy hatte Mühe, sie mit frenndlichcm Zuspruch zu beruhigen, und als es ihm endlich gelungen war, als sie mit ihren schönen, von Thräncn verschleierten Augen voll innigster Hingebung und Zärtlichkeit zu ihm aufblicktc, da war zwischen ihnen nicht mehr die Rede von einem Verzicht ans ihre Liebe, die — wie sie Beide in dieser Stunde mit zwingender Allgewalt fühlten — ihr Glück ausmachte und ihr ganzes Leven. Traurig und gefaßt, wie von einem unabänderlichen Leid, sprachen sie von ihrer nächsten Zukunft. Boy Erichsen kannte seinen cisenköpfigen Vater viel zu gut, als daß er sich irgend welche Hoffnung gemacht hätte auf eine Aendcrung seines Sinnes. War doch der alte Capitän Erichsen auf der ganzen Insel wohlbekannt und »amcnttich in seinem Wohnort Keitum von Jedermann in einer Weise respectirt, die schon sehr nahe verwandt war mit der Furcht. Er hatte beinahe vier Jahrzehnte lang im Dienst eines reichen Hamburger Rheders gestanden und er hielt sich nicht wenig darauf zugute, daß dem Schiff, welches er geführt hatte, niemals ein Un gemach widerfahren war. Fortsetzung folgt.
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