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Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189201108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920110
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-10
- Monat1892-01
- Jahr1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.01.1892
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Nr. 7.,— 12. Jahrgang. Die an jedem Wochentag Abend (mit dem Datnm des folgenden Tagest zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes-Anzeiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt r Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler 8 Sächsische Gerichtszeitnng 4. Sächsisches Sillerlei 8. Jllnstr. Nnterhaltnngsblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lnftiges Bilderbuch kostet bei de > Ausgabestellen monatlich 70 Pfg., bei de» Post-Anstalten 75 Pfg. Sächsischer Sonntag. 10. Jaimar 1892. ME Der SSchs. LandeS-Anzelger ist für da» Jahr 1892 eingetragen in der deutsche« Post-ZeitungS-PreiSliste unter Nr- 6580, in der österreichischen unter Nr- 2651. Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: Jllnstr. WeihiilichtSbuch (JahreSbuch). Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptblitttrr der „SSchs. Landes-AnzeigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-Ansgabe als: „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Pfg. frei ins Haus; außerhalb Chemnitz monatlich 80 Pfg. mit Zntragen. Postzeitnngspreisliste für 1892: Nr. 1342. Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Ehemnitz, Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr- 136. Telegr.-Adr.: Landes-Anzeigcr, Chemnitz- Anzeigenpreis: Raum der 6gespaltene» Corpuszeile (ca- 10 Silben — Unter „Kleine Anzeigen" die 8gespaltenc Petitzeilc (ca. 8 Silben Die Anzeige» finden ohne PreiSansschlag gleichzeitig Verbreitung Eine neue Lrientfrage. Chemnitz, den 9. Januar. Der Vicekünig oder Khedive, wie sein officieller Titel laute», Tawfik von Aegypten, ist am Donnerstag Abend in Kairo an den Folge» der Jnstnenza gestorben. Mehemcd Tawfik wurde 1852 als der Sohn des heule noch lebenden Khedive JSmail geboren, Als der letztere verschwenderische und despotische Fürst am 26. Juni 1879 durch eine Militärverschworung gezwungen wurde, auf de» Thron zu verzichten, wnrde sein ältester Sohn Tawfik Nachfolger. Er hatte eine schwere Position, besonders als unter Arabi Pascha ei» Militär- ansstaud lnSbrach, der die Einmischung der Engländer veranlaßte, welche sich unter allen Umständen den für die freie Passage nach Indien wichtigen Snezkanal sichern wollten und die Beschießung der von den ägyptischen Truppen besetzte» Stadt Alexandrien durch die britische Panzerflotte herbeiführle. Der englische General Lord Wolse- ley schlug Arabi Pascha und seine Truppen ohne große Mühe und entscheidend in der Schlacht von Tcl-al-Kebir, worans die Haupt- stadt Kairo ohne Schwertstreich fiel. Seitdem sind die Engländer die eigentlichen Herren von Aegypten, unter deren Verwaltung sich ja der Wohlstand des Landes erheblich gehoben hat, während der Khedive nur den reinen Strohmann spielte. Versuche, sich gegen die englische Vormundschaft aufznlchnen, hat er nie gemacht. Tewfik be saß eine gute europäische Bildung und eine für einen Orientalen un gemein große Hcrzcnsgüte. Energie »nd slaatsmännische Gaben gingen ihm gänzlich ab. Daß er sich als Europäer fühlte, ging auch daraus hervor, daß er sich keinen Harem hielt. Seit 1873 lebte er mit der hochgebildeten Prinzessin Eminah Hannm in glücklichster Ehe, aus welcher zwei Söhne und zwei Mädchen hervorgingen. Thronfolger ist der vom Sultan noch zu bestätigende Prinz Abbas, geboren 1874. Dis Dinge liegen nun in Aegypten, vom staatsrechtlichen Stand punkte aus betrachtet, gar nicht so einfach. Bis zum Beginn dieses Jatrhnnderls war Aegypten bekanntlich eine türkische Provinz, die ein Pascha verwaltete. Dem Pascha Mehenied Ali, einem ebenso schlauen, wie energischen Manne, gelang es nun, sich znm Herrscher des Lande- aufzuschwingen, der zwar dem Sultan einen jährliche» Tribut zahlte, formell auch vom Sultan in seiner Herrschaft bestätigt wnrde, in Wahrheit aber ganz unabhängig war. Mehemed Ali, so wie seine Nachfolger Abbas und Ismail, unter dem Letzteren wnrde der Snezkanal gebaut und in großartigster Weise' 'eingeweiht, haben für das Land ja manches getha», aber die Bevölkerung ist auch dnrch harten Steuerdruck und härtere Frohnarbeiten in unerhörter Weise ausgesvgem Das hat sich erst geändert, als die englische Verwaltung Platz griff. Heute liege» die Dinge nun so: Der nominelle Sonverai» von Aegypten ist der Sultan und dieser hat auch den nenen Khedive zu ernenne», rcsp. zu bestätigen. Der Klftdive sollte also eigentlicher Herr von Aegypten sei», ist es aber ebensowenig wie der Sultan, denn in Wahrheit führe», wie bereits hervorgehobe», die Engländer das Regiment. Der Sultan mag dis Engländer am Nil schon längst nicht mehr gerne sehen, und dasselbe gilt von den Russen und Fronzose». Wenn nun auch wohl mit de», Sultan eine Verständigung ganz unschwer zu erreichen wäre, so läßt sich doch mit ziemlicher Bestimmt heit vvranssehe», baß Russen und Franzosen in Konstantinvpel alle Hebel in Bewegung setzen werden, >»» den Engländern Steine in den Weg zn werfen. Da- ist schon dadurch sehr gut möglich, daß der Sultan die Bestätigung des neuen Khedive in die Länge zieht, oder aber ^dieselbe von einer Räumung Aegyptens dnrch die Engländer binnen einer bestimmten Frist abhängig macht. Für die Diplomaten, welche gern inlrigniren-und Noten schreiben, mag also der Weizen blühe», aber da die Engländer es ebenso gut, wie die Russen ver stehen, Millioncn-Trinkgelder in die richtigen Hände zu drücken, und über weit größeren Geldvorrath verfügen, als die Moskowiter, so ist wohl anzniiehme», daß sie in Stambul am Ende durchsetzen werden, was sie wünschen. Keinesfalls hat man nölhig, anznnehmen, daß cS in Aegypten selbst zu irgend welchen Ruhestörungen kommt. Die englische Verwaltung steht dort so fest, daß sie durch den plötzlichen Tod des Strohmann-Herrschers in keiner Weise erschüttert werden kan». Diese ägyptische Angelegenheit wird aber doch eine folgenschwere Bedeutung habe», und zivar auf dem Gebiete der gesammten euro päischen Politik. ES ist bekannt, daß in London noch eine politische Strömung besteht, deren Verfechter, zu welchen auch der alte Glad- stvne zählt, zivar nicht gerade Hand in Hand mit Frankreich gehen wollen, die sich aber doch aus Leibeskräfte» gegen einen festen An schluß an de» große» mitteleuropäischen Fricdensbnnd sträuben. Sic meinen in merkwürdiger Verkennung der Thatsachen, England könne mit allen europäischen Staaten gut Freund sein, und dann würde» auch die britischen Interessen von Niemandem beeinträchtigt werden. Diese Gesühlspvlitiker sehen nicht, oder wollen, richtiger gesagt, nicht sehen, daß Rußland und Frankreich nur den günstigen Augenblick abwartc», um vom britische» Weltreich an irgend einer Stelle etwas abznzwacke», Vor einigen Monaten wurde schon einmal im Orient in Sachen der Dardanellenfcage der Versuch gemacht, England einen Stoß zu versetzen, und es ist nur beim Versuch geblieben, weil die Verhältnisse damals doch nicht so ganz günstig lagen. Heute, beim Tode des Khedivcn Tewfik von Aegypten, liegen die Dinge ganz anders, und England würde trotz all seines Geldes eine ganz ent schiedene diplomatische Niederlage erleiden, wenn es die Staaten des Dreibundes, Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Italien gegen sich hätte. Nur die stillschweigende Zustimmung dieser drei Mächte kann England befähigen, in Konstant!,,opel dem russischen und französischen Einfluß die Stirn z» bieten, und wen» man da- in London nicht allerseits einsieht, ist den gute» Leute» dort überhaupt nicht zu helfen. Es wird keine viernndzwanzig Stunde» mehr dauern und die Londoner Zeitungen werden mit Hochdruck die Unterstützung der „be rechtigten englische» Forderungen" aus Aegypten betonen. DaS ist nun freilich leeres Phrasengedresche, den» ganz genau genommen haben die Söhne John BullS am Nil überhaupt nicht- zu suchen. Sie sind indessen einmal dort, und sie mögen auch dort bleiben, weil ihre Anwesenheit viel weniger gefährlich für den Friede» ist, als die der Russen oder Franzosen. Aber in London muß man sich auch darüber klar werden, daß man in der ägyptischen Frage rein gar nichts zu fordern und zu verlangen, um so mehr aber zu bitten hat. Die Engländer haben einen gewaltig harten Schädel und recht viel will da nicht hinein, aber diesmal müsse» sie die Erkenntniß in sich auf nehme», daß der Dreibund ganz gemüthlich znsehen kann, wo Alt- England bleibt gegenüber de» russischen und französische» Anfeindungen, wenn es nicht fest Hand in Hand mit dem Dreibund gehe» will. Und cS ist auch zu erwarten, daß sich Angesichts der neueste» Orient frage der Anschluß Großbritanniens an den Dreibund langsam »nd unmerklich, aber sicher vollziehen wird. Wir sind soweit gekommen, daß ei» einzelner Staat nicht mehr von de» andere» nur fordern kan», ohne etwas geben zu wollen. Wer nicht dafür der Freund seiner Freunde sein will, mag sehen, wie er durchkommt. Politische Rundschau. Chemnitz, den 9. Jannar 1892. Deutsches Reich. Vom Kaiferhofe. Wie der Vereidigung der Rekruten des Berliner Gardecorps, gedenkt der Kaiser auch der der Marinerekruten in Kiel beizuwohnen. Der feierliche Act wird am 20. Jannar ab- gehaltcn werde». Vorher, am 13. Jannar, findet ein Jagdansflng »ach Buckeburg statt. — Am Donnerstag, Vem Todestage der Kaiserin Attgnsta, der Gemahlin Kaiser Wilhelms I., desnchten das Kaiserpaar, sowie alle Prinzen und Prinzessinen des prenßifchen Königshauses, das Mausoleum in Charlottenbnrg und legte» Kränze ans dem Sarge der hohen Entschlafenen nieder. Die goldene Hochzeit des Herzogs von Sachsen- Coburg-Gotha, welche am 3. Mai d. I. stattfindct, wird, wenn die bis jetzt verbreiteten Nachrichten sich bestätigen, zn einer seltene» Fürstcnbegegnung Anlaß gebe». Aus Deutschland werden außer dem Kaiserpaar und der Kaiserin Friedrich die thüringische» Fürsten, sowie die Großherzoge von Bade» und Hesse», von außerdentschen Fürste» die Königin von England, der König von Belgien, die Her zoge und Herzoginnen von Edinburg und Connaught und Andere erwartet. Der neue Erzbischof von Posen-Gnesen, vr. von Stab- ewski, wird am.12. Januar zur Leistung des HuldigungSeides vom Kaiser im Berliner Schlosse in besonderer Audienz empfangen werden. Bnndesrath. In der letzten Sitzung des BundesratheS wurde ei» neu eingcgangcner Gesetzentwnrf für Elsaß-Lothringen über die Rechtsverhältnisse der Lehrer den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Hierauf wnrde der Bericht der zuständigen Ausschüsse über de» Ent wurf eines Gesetzes, betreffend die Bekämpfung der Trunksucht, ent- gegengenommen nnd in die Spezialberalhung des Gesetzentwurfes cingetrcte», welche indesseil in dieser Sitzung noch nicht znm Abschluß gelangte. Die nachgesuchle Befreiung von der VersichernngSpflicht gemäß des Invalidität-» und Altcrsversichernngsgesetzes wnrde erthcilt. rücksichllich der bei der Verwaltung der westprenßischen nnd der neuen wcstprcnßische» Landschaft, sowie bei dem Warthebrnch-Deichverband mit PcnsivnSberechlignng angestellte» Beamten. Eine Centralstelle dev deutschen, österreich-nn garischen, belgische» und niederländischen Bahnen soll, wie bereits mitgethcilt, in Berlin errichtet werden. Dieselbe ist von den deutschen Eisenbahnen angeregt worden nnd soll nur einen pri vaten Charakter tragen. Die in'S Leben zu rufende Organisation steht, wie von zuständiger Seile versichert wird, mit den Eisenbahn- tarisbcstiittniungen des dentsch-östcrrcichischen Handelsvertrages in gar keinem Zusammenhang. Sie soll nur zn einer erleichterten Erledigung der Betriebsreglemcnls »nd Einheitlichkeit der Normen innerhalb des Verbandes führen. Die Conferenz zur Anbahnung der Verhandlungen war znm gestrigen Tage »ach dem Eisciibahndirectivnsgcbäude Berlin einbcrufe» und die Tagesordnung veröffentlicht worden. Dieselbe ist indes anfgeschoben und wird in nächster Zeit nicht abgehalten werden. Die DiszipUnar-Nntersttchnng gegen den Gesandten r. D. nnd freiconservativcn Abgeordnete» Grafen Limburg Stirnm. Eines,» „Hamb. Korr." enthaltene Berliner Meldung besagt, daß die von 6c» verschiedenen Blättern gebrachte Nachricht, gegen den Grafen Limbnrg-Stir»,» sei wegen eines mit seiner Unterschtist, in der Kreuz- zcitung veröffentlichten Artikels gegen die neuen Handelsverträge die Disziplinar-Untersuchung cingeleitet worden, richtig sei. Falsch dagegen sei die Behauptung, daß die in dem Artikel enthaltene Kritik der Handelsverträge zu dieser Maßnahme Veranlasst»,g gegeben habe. Das Verfahre» sei vornehmlich ans die Stelle» begründet, welche die auswärtige Politik der Negierung angriffe». Als Laudtagsabgeordnctcr hälteGrafLl»ib»kgseincrehrlichenUeberze»g»»gA»sdruckgebcndürfe»,wie er gewollt habe, und die Handelsverträge, sowie andere Maßnahme» der Negierung hätte derselbe öffentlich besprechen können, wie er eS als zutreffend erachtete. Dagegen slche cs ihm, als einem Beamten des Ministeriums des Auswärtige» nicht zn, die auswärtige Politik der Regierung, speciell diejenige seines directe» Vorgesetzten mit der Behauptung öffentlich anzugreifen, daß dieser Politik eine Schwächung Deutschlands »nd eine Vcrmiudcrmig seines Ansehens »ach Innen und Außen zur Last falle. Solches Vergehen zn dulde», heiße die Disziplin lockern und untergraben, deren Gesetze für die hochgestellten Beamten genau cbnso maßgebend seien, wie für jede» Anderen." Die Lebensmittelpreise nach ver amtlichen Statistik. Der Roggen kostete 1891 fast noch einmal so viel, wie 1887, das Noggenniehl hat seit dieser Zeit seinen Preis ebenfalls nahezu »m das Doppelte erhöht. Im Vergleich z» 1890 ist der Roggenpreis noch um 57 Mk., der Noggenmehlpreis »m 80 Mk. pro 1000 Kilo gestiegen. Der Wei'zcnpreiS ist nicht so erheblich in die Höh« gegangen. Die Kartoffeln sind seit 1885 um über 43 Mk. gestiegen Oesterreich Ungarn. Die österreichische Presse widmete dem verstorbenen Khedive von Aegypten ehrenvolle Nachrufe und befürchtet au» dem plötzlichen Todesfall keinerlei diplomatische Schwierigkeiten. Die Thronfolge de» Prinzen Abbas, welcher i» sechs Monaten die Mündigkeit erreiche, sei geregelt und könne keinen berechtigten Schwierigkeiten begegne». Man muß abwartc», ob nicht Russen und Franzosen intriguireu werde». — Der rumänische Unterrichtsminister Jottest» hat Wiener Redakteuren mitgelheilt, daß der Kronprinz Ferdinand sich mit einer englischen Prinzessin, einer Tochter des Herzog- von Edin burg, verloben werde. Der Minister versicherte zugleich, daß die Politik der Bukarest« Regierung eine durchaus friedliche und ge. mäßigte sei. — Der Kohlenarbeiterstreik in Steiermark dauert in erweitertem Maßstabe fort. — DaS österreichische Abgeordnetenhaus hat seine Verhandlnngen wieder aufg«' nomme». Der neue Handelsvertrag mit Deutschland wird nun gleich zur Berathnng kommen. — Das Befinden der schwerkranken Königin Maria von Hannover läßt »och immer sehr viel zu wünschen übrig. i'MZ Italien. König Karl von Rumänien, welcher in Pallanza bei seiner kranke» Gemahlin, der Königin Elisabeth eingctrvffe» ist, wird dort - drei Woche» bleiben. — Der Papst ertheilte am Freitag eine größere Anzahl Audienzen. Der greise Herr befindet sich vollkommen wohl. — In Rom verursachen die streikende» Droschkenkutscher Krawalle. — I» PaVia und andere» lombardischen Stadt.» haben socialistischc Bombcnatteiitate stattgefnnde». England. In England hat der Tod des Khedive von Aegypten leb hafte Bewegung hcrvvrgerufen. Wenn auch die meiste» Zeitungen betonen, daß der Schutz der englischen Interessen am Nil gelingen werde, so sehlt es doch auch nicht an besorgten Stimmen, welch« französische und russische Jntriguen erwarten. — Die britische Mittel« »lecrslotte geht »ach Alexandrien. England wird allerdings die Unter stützung des Dreibundes sich sichern müssen, und cs ist ganz gut, daß man in London einmal merkt, daß England doch nicht Alles allein kan». — Unter der Londoner Garnison und den dortigen Post beamten grassiert die Influenza i» sehr heftiger Weise. — Schnee stürme rufen große Verkehrsstockungen hervor. Frankreich. W Die Pariser Journale versprechen sich wenig Günstige- von dem Thronwechsel in Kairo. Sie glauben, daß England die Gelegen heit benützen werde, um nicht bloß seine Position am Nil noch fester zu begründe», sondern auch um den Sultan mehr, als bisher, für sich zu gewinnen. I» Paris zeigt sich übrigens ziemlich lebhaftp Bewegung, den Thronwechsel in Kairo zn», Hiiiausdräugen der Eng länder ans dem Nillande zu benützen. Den Versuch wird man schon mache». Aber gelingen wird er schwerlich. Die französische Negierung «Hart eine Zeitinigsmeldniig, wonach sie eine militärische Expedition nach der an der marokkanischeli Grenze gelegenen OoseTnat vorbercile, für unbegründet. — AUcsf Tanger in Marokko kommen allerlei Sensationsmeldungen mit Bezug anf den im Lande herrschenden Aufstand. Näheres darüber ist aber noch nicht bekannt. — Verschiedentlich tvird gewn»scht, der König von Belgien möge die Vermittlerrolle in dem Streit zwischen Frankreich nnd Bulgarien übernehmen. — Die Theilnng des 6. französischen Armeekorps in zwei Corps soll »unmehr statt- finden. — Die Gräfin d'Ett, die Tochter des verstorbenen Ex kaisers Dom Pedro, erklärt die Meldungen, »ach welchen sie auf ihre Thrvnfolgcrrechte in Brasilien verzichtet haben sollte, für erfunden. Rußland. Ein nihilistisches Hlngblatt ist erschienen nnd auch viel verbreilet, bevor cs die.Polizei beschlagnahmte, worin mit größter Ausführlichkeit erzählt wird, daß die bekannte Eiscnbahnkatastrvphe von Borki wirklich durch ei» Dynamit-Attentat verursacht ist. — In Odessa ist eine Falschmünzerdande, die Hnndcrtrnbclschei'ne täuschend »achahmle, aufgehoben. — Ein Petersburger Herr, welcher die Nolhstandsbezirke besucht, erzählt grauliche Geschichten von den dort wirkenden Vertretern der russischen Rolhen-Krcnz-Gesellschaft. Die Kerls stehlen wie die Nabe»; Millionen Unterstützungsgclder sind unterschlagen. Echt russisch! Orient. Znm Vorgestern erfolgten Ableben des Khedive» von Aegypten wird des Näheren aüs Kairo berichtet, daß der Khedive gcnöthigt war, seih dem letzten Dccembcr das Bett zu hüten. Die Acrzte hielten die Erkrankung für einen leichten Influenza Anfall »nd legten der Sache weiter keine Bedeutung bei. Bis Mittwoch Abend stand auch Alles befriedigend. Am Donnerstag aber wnrde eine doppelseitige Lungeucntzii»dn»g constatirt; der Kranke war fast den ganze» Tag bewußtlos. Am Abend um 7 Vs Uhr trat der Tod ein, ohne daß der Patient nochmals zur Besinnung gekommen wäre. Der ägyptische Thronfolger Abbas, der in etwa 6 Monate» mündig wird, ludirt zur Zeit in Wien. Der junge Prinz brach in Thränen au-, als er die Meldung vom Tode seines Vaters empfing; Kaiser Franz Josef ertheilte dem Prinzen, der am Freitag über Triest nach Kairo abreiste, eine besondere Audienz. Abbas depeschi'rtc an den ägyptische» Ministerpräsidenten, er sei von seines Vaters Tod auf das Tiefst« erschüttert und werde sofort in die Heiinath zurückkehre». I» Aeyptcu st die Ruhe bisher nicht gestört. Die Beisetzung der Leiche soll in der Moschee der Citadclle zu Kairo erfolgen. Die Vormundschaft über den minderjährigen Thronfolger wird dis zu dessen Mündigkeit der Ministerpräsident übernehme». In Wahrheit regiert natürlich die britische Verwaltung gerade so, wie bisher. Die ägyptische Negierung erläßt eine Proclayiation, worin sie den Tod des Khedive uiilthcilt und die Throübesteigung seine- ältesten Sohnes meldet. In Kon- tantinopcl hat man sich noch nicht amtlich mit der Frag« beschäftigt. Der in Konstantinopel lebende Exkhedive JSmail, der Vater de« ver storbenen Towfik, bleibt dort. — Ans Teheran kommt die osfieielle Meldung» daß der Schah im Hinblick auf die Volk». Unruhen da» in Persien «ingeführteTabakSmonopol wieder aufgehoben hat. — Den Engländern find von den Eingeborene» i» ihren westasrikanischeu Besitzungen am Gambiaflusse lebhafte Schwierigkeiten bereitet worden. Eine größer« Expedition war erforderlich, um die kbermüthigeu Häuptlinge zur Ruhr zu bringen.
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