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Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.03.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189203053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920305
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-05
- Monat1892-03
- Jahr1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.03.1892
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Nr. 54 12. JMgaKg. «Lchstschee Die an jedem Wochentag Abend (mit dem Datum de» folgenden Tagest zur 8er- sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer SandeS-Atrzeiger": mit täglich einen» Extra-Beiblatt 1- Kleine Botschaft s. Sächsische?. Erzähler s. Sächsische Gerichtszeit,»ng 4. Sächsisches Allerlei k. Jllnstr. Uttterhaltnngövlatt K. Sonntagsblätt ?. Lustiges Bilderbuch kostet bei de» Ausgabestellen monatlich 70 Pfg,, bei den Post-Anstalten 7b Psg- ^ Berbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hanptblätter des „Sachs. Landes-AnzeigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-AuSgabe ak-r „C h e m nitz ep Genevnl - Anzeigev " für Chciunitz monatlich 40 Psg. frei ins Haus; außerhalb Chemnitz monatlich öO Psg. mit Z,,tragen. PostzeitnngSpreiSliste für 1892: Nr. 1342. Souuabend, 5. März 1892. Der SSchs. LandeS-Anzekger ist für da» Jahr 1893 eingetragen in der deutsch«« Post-ZeitungS-PreiSliste unter Nr- bbM, in der österreichische» unter Rr- 2gS1. - ' Für Abonnenten erscheint je einmal Im Jahr: Jllnstr. WeihnachtSbnch (JahreSbnch). BerlagS-Anstalt: Alexander Wieda Ehemititz, Thealerstratze Nr. S. ' Fenisprech-Änschluß Nr-ISS. Telegr -Adr.: Laudes-Anzeiger, Chemnitz. Anzeigenpreis: Raum der Sgespcillencn CorpnSzeile (ca- 10 Silbe» fassend) sür in Sachse» wohnende Inserenten 1b Pfg., für außerhalb Sachsen - Unter „Kleine Anzeigen" die «gespaltene Pctitzeilc (ca. 8 Silbe» fassend) 10 Psg. — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werde», da Die Anzeigen finden ohne PreiSausschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ansgabe der Hanptblätter Politische Wochenschau. .. Chemnitz, de» 4. März. Deutsches Reich. Die jii«gste Rede VeS Kaisers scheint den Anlaß zu einer Reihe von Majestätsbeleidiglnigsprocessc» gegen Zeitungen geben zu sollen. Wegen Kritiken der Rede sind angeklagt die Frankfurter und die Kölnische Zeitung, die bezügliche Nummer der Erstere» ist be schlagnahmt, und ebenso eine Nummer der Londoner „Times", i» welcher die Rede besprochen wurde. Der bekauute freicouservative Abgeordnete Professor Haus Delbrück schreibt anläßlich der letzten Kaiserrede i» den von ihm heranSgegebenen preußischen Jahrbüchern: „Man glaube nicht, daß die leidciischastliche Stimmung, die durch die Rede erregt worden ist, vornbergehe» werde. Die Red« selbst mag wieder vergesse» werden, aber das Stück überlieferter Gesinnung, das dadurch von Neuem hinweggeschwemmt worden ist, ist dauernd verloren. Zwar hat man Unrecht, wenn mau, wie das jetzt vielfach geschieht, von einem rapide» Niedergang der „monarchische»" Gesinnung in Deutschland spricht. Die monarchische Gesinnung steht durchaus fest und nnerschüttert. Nicht der monarchische, der patriarchalische Ton in der Rede ist cs, der den erbitterlen Widerspruch hervorrnft. Wcr etwa Seiner Majestät über die Wirkung der Siede anders berichtet, der muß von der öffent lichen Meinung als ei» Lügner und Verrätst« a» seinem königlichen Herrn gcbrandmarkt werden. I» dieser Oppositionsstimmung sind Conservative, Liberale, Ultromantcme, möge» sie eS nnn i» ihrer Presse aus momentan tactische» Gründen etwas mehr oder weniger zeigen, schlechthin einig." Herrenabend in, Berliner Schlöffe. Der Kaiser hatte am Mittwoch Abend Einladungen zn einem Herren-Abend ergehen lassen. Geladen waren von Abgeordnete» die Herren Graf Arnim- Mnskau, Graf Douglas, Graf Dönhoff, Frhr. von Stumm, von Erfsa und vr. Hammacher, ferner der Staatssccretär Frhr. von Marschall und Geh. Nctth Kays« und der frühere Officier der Schntztriippe von Eltz. Herr von Eltz, der schon ans dem vorletzten Hosballe vom Kaiser besonders ausgezeichnet war, wurde von diesem vor Allem in die Unterhaltung gezogen, die sich hauptsächlich um coloniale Frage» bewegte. Der Monarch zeigte seinen Gäste» auch die prachtvollen Geschenke, die er vom Sultan bei Gelegenheit des Kaiser-Bkfnchs in Constantinopel erhalten hatte. s ' Prinz Heinrich wird diesen Sommer das Commando eines neuen Panzerfahrzeuges erhalte», das für den Küstenschutz und beson ders sür die Bertheidignng deS Nordostsceccmals bestimmt ist. Der Reichsanzeiger veröffentlicht da» Gesetz, bctr. die Vereinsthalcr österreichischen Gepräges. Der Bttnvesrath hielt am Donnerstag eine Sitzung ab. In derselben wurde das neue Weingesetz den zuständigen Ausschüssen über wiese», sowie verschiedene kleine Borlage» erledigt. Das prentzische Staatslninisterinm sollte sich, wie Ber liner Zeitungen meldeten, in diesen Tagen mit der Frage der Ar beitslosigkeit beschäftigt haben. Es hat sich aber nicht darum, sondern um eine Abänderung des UnterstützniigswohnsitzgesetzeS gehandelt. Der Senioren-Convent des Reichstages trat am Donners tag zusammen und berieth die Frage der Beschlußfähigkeit des Hauses, kam aber zu keinem Beschluß darüber und einigte sich dahin, daß die Fractionsvorstände die einzelnen Mitglieder energisch zum Pünktlichen Erscheine» auffvrdern sollen. Major von Witzmann ist, wie die „Post" inittheilt, nicht abgeneigt, seinen ursprünglich für de» Victoria-See bestimmte» Dampfer »ach dem Ta»ga«yika-See zu bringen, weil dort tieferes Fahrwasser sei» soll. Die Bolksschulcommisfion in Berlin hat Donnerstag ihre Arbeite» wieder ausgenommen. Das Schicksal der Vorlage ist ja bereits entschiede», so daß alles Weitere nur noch formellen Werth hat. Sklbstmord eines früheren foeialdemokratischen Abge- ordneten. Der ehemalige socialdcmokratische Neichslcigsabgeordnete Otto Reimer, Mitarbeiter an dem Hamburger socialdemokratischkn „Echo", hat sich in der Alster ertränkt. Dttmme Scherze. Vielen Gewerbetreibenden in Charlotten- bnrg bei Berlin sind gedruckte Zettel mit de» Worten: „Die Ballon mütze» komme» am Montag" zugegangen. Die Polizei legt der Sache leine Bedeutung lei. Ein nener Streik in Sicht. Die Schuhuiachergesellen in Altona haben beschlossen, zum Frühjahr einen allgemeine» Ausstand zu beginnen — wenn etwas daraus wird. Zn einer neuen Bersannnlnng der Arbeitslosen ist i» einer sociald-mokrntischcn Versammlung des vierte» Berliner Wahl kreises aufgefordert worden, Nach dem „Vorwärts" soll dem Wunsche der Einberufung einer ArbcilSlvsenversammlnng nach Möglichkeit ent sprochen werden. Tie „Freis." bemerkt hierzu: „Wenn sich alsdann, wie mit Sicherheit zu erwarte» ist, die Demonslralionen im geschlos senen Versammlungslokal wiederum ans die Straße fortsctzen, so wird Jedermann wiederum die Socialdemokratie für Alles, was darauf folgt, mit Recht verantwortlich mache». Angeblich sollen größere Demonstrationen für de» 18. März geplant sein. A» de» letzte» Abende» sind verschiedene Personen, welche rothe Fahnen bei sich trugen, verhaftet worden. In» rheinisch-westfälische» Kohlenrevier dauern, wie der «Frkf. Ztg." von dort geschrieben wird, die Arbeiterentlassungc» in großem Maßstabe fort. Die Behörden widmen den zahlreichen Arbeits losen, die auch zum Theil unbedacht ihre Heimalh verlassen haben, bereits ihre große Aufmcrksamkcit. , Italien. ' Der Pfarrer an der Marienkirche i» Pavia wurde am Mittwoch Abend vom Stnhlvermiether der Kirche durch einen Dolch stich lebensgefährlich verwundet. Der Vcrmiether hatte sich geweigert, einen Theil seiner Einnahme» an die Kirchenkassc abzngeben und war deshalb entlassen worden. Um sich zu rächen, beschloß er de» Mord anschlag auf den Pfarrer. Frankreich. Das Ministerium Lonbet verlas am Donnerstag vor den beide» Kammern sein Ncgieruiigsprogramni, welcher ziemlich kühl ausgenommen wurde. Es wird sich daran in den nächsten Tagen eine längere Debatte knüpfe». Der frühere Minister Constans, der in das neue Cabinet nicht ausgenommen ist, hat in seinen Blätter» schon einen heftigen Kamps gegen die Regierung begonnen. — Ein grober Dynamitdiebstahl ist wieder in Lille vorgekomme». Nach dem Dieb sticht man noch. — Französische Militäewirthschaft. Der Pariser „Matin" will wissen, für die Armeeveriraltnng seien vor 11 Monaten 600,000 Paar Schuhe geliefert worden, deren Sohle» halb aus Papier bestanden haben und welche sich daher als unbrauchbar erwiesen hätten. Die Bemühungen des Kriegsministers de Frehcinet, die schlechte» Vorräthe durch bessere zu ersetzen, seien an der Wider spenstigkeit seiner Beamte» gescheitert. Grotzbritanien. Uevcr den bevorstehenden grosten Bcrgarbeiterans- stand in England wird aus London telegraphirt: Bisher haben 415,000 Bergleute die Kündigung unterzeichnet. Die Lohnvcrluste durch den Ansstand werden auf 3 Millionen Mark taxirt. Die Bestellungen ans Kohle» haben sich in den letzten Tagen derart gehäuft» daß die Lager bereits sännntllch geräumt sind und die Händler deutsche »nd belgische Kohlen ans Lieferung verkaufe». Die plötzlich wieder eiu- getrctcne Kälte steigert »och das an »nd für sich schon'große Massen elend. Die Kohlenprcise sind um weitere 4 Schilling gestiegen. Richland. Nene Atlesttatsmeldnttgen ans Petersburg. Auf dem Umwege über Wien wollen die Daily-News ei» Telegramm erhalte» haben, wonach erneute Gerüchte über ein versuchtes Attentat auf den Zaren im Umlaufe wären. Der Mordanschlag hätte während des Leichenbegängnisses des Großfürsten Constanti», auf dem Wege zur Peter Pauls - Cathedrale, ausgcsührt werden sollen. Die Verhaftung von mehreren Officicre» und Studenten stände damit im Zusammen hänge. Zwei der compromittirte» Ossiciere, die plötzlich starben, hätte» Selbstmord begangen. I»» den russischen Ostseeprovinze«» wollen die Processe gegen die lutherischen Prediger kein Ende nehmen. Augenblicklich stehen wieder fünf oder sechs zur Verhandlung. Die Strafen scheinen dabei immer strenger ansznsallen. Letzthin »vnrdr Pastor Hilde in Aahof ans „höhere Anordnung" (also doch wohl ohne ordnungs- mäßiges Gerichtsverfahren) ..ans dein Bereiche der Ostseeprovinzen verbannt. Von den etwa HO lutherischen Geistliche» Livlands stehen über 70 unter Anklage, Der Kernpunkt dieser Processe ist. gewöhnlich di- streitige Frage, ob griechisch-orthodox gelanfle Kinder, die in der toleranten Zeit Alexander II. lutherisch confirmirt worden, als Orthodoxe oder als Lutheraner anznschen sind. Orient. Schöne Wiethfchaft. Das serbische Ministerium, welcher sich mit seiner Eigenpartci überivorfe» hat, ist von her Letzteren zum Rücktritt genöthigt worden. Tie Verhältnisse sind so verworren, daß sich a»ch ein neues Ministerium kaum längere Zeit wird halten könne»; recht uurnhige allgemeine Neuwahlen stehe» deshalb in naher Aus sicht. — Die Entlassung des griechischen Ministeriums Delhannis, welches durch seine schlechte Verwaltung die Staats- fiuanzcu erheblich geschädigt hatte, hat die Anhänger des gestürzte» Cabinels veranlaßt, Straßen Demonstrationen gegen den König Georg zn versuchen. In Folge der getroffenen umfangreichen militärischen Maßregeln hat es aber bei diesen Versuchen sein Bewenden gehabt. Das neue Ministerini» will die strengste Sparsamkeit walte» lasse», die aber auch ganz außerordentlich nöthig ist» wenn es Griechenland nicht so ergehe» soll, wie Argentinien und Portugal. Amerika. Eisenbahttttttfall. Unweit Milwaukee (Nordamerika) entgleiste ein vollbesetzter Albcitcrzng. Die meisten der Waggons wurden zer trümmert. 16 Personen wurden gctödtet, 30 verletzt. — "Im Franen-Znchthanse in Jndianopolis brach eine Feucrsbrunst ans. Die Insassen konnten »nr mit knapper Noth gerettet werde». 50 der Jnhaftirte» benutzten die Verwirrung, um zu entfliehe». — De»» von» Schneestnrm überraschte» und jetzt glücklich znrück- gekehrtcn iicufniidläiidischeii Fischern sind Arme oder Beine erfröre». 40 Todte wurden anfgcfiludeii. Afrika. Reue Verordnung. Der kaiserliche Gouverneur von Deutsch» Ostafrika hat »iiter dem 13. Januar eine Verordnung erlassen, wo nach sämmtliche innerhalb des deutsche» Schutzgebietes angesessenen christlichen Missionsgesellschaften ohne Unterschied der Nationalität für die von ihnen eiiigcsührtc» Gegenstände Befreiung vom Einfuhr zoll und von der Verbrauchssteuer bis zni» Betrage von 1200 Mk. jährlich genieße». — Die dnrch Major von Wihmann ange- »vorbenett, am 19. Dccember v. I. in Dar-es-Salaam eingelrvffcnc» 300 Sndanesenrekruten sind ansgebildet und nach der am I. und 2. vor. Monats stattgchabten Besichtigung auf die Compagnien vertheilt worden. Deutscher Reichstag. 186. Sitzung vom 3. März. IVe Uhr. Am BniideSrathstische: von Bötticher, vr. Bosse, von Stephan. DaS HanS tritt sofort in die Tagesordnung ein. Die in einer Petition beantragte Genehmig»»» zur strafrechtlichen Ver folgung des Abg. Frhr. von Munch (Demokrat) wegen Beleidigung wird nach dem Anträge der GeschäftSordiniiigscoinmissio» nicht ertheilt. ES folgt die erste Beralhnng deS Gesetzentwurfs über den AclagcrnngSznstand in Elsaß-Lothringen. Abg. vr. Petri (»otlib.): Der vorliegende Entwurf ist für die elsaß- lothringische Bevölkerung gekommen wie ei» Blitz,ans heiterem Himmel.'Im Ausland« »inß ma» daran- ans anormale Zustände im deutschen Reichslande schließe», wozu aber in Wahrheit auch nicht der geringste Anlaß vorhanden ist. Die Bevölkerung von Elsaß-Lothringen wünscht in Wahrheit nicht» sehn licher, als die Erhaltung de» europäischen Friedens und eine gedeihliche Entwickelung ihrer Verhältnisse. Woz» soll aber dann die» Gesetz? Dasselbe V.-z schasst keineswegs» wie hier behauptet worden, für Elsaß-Lothringen denselben Zustand, wie er in Preußen bereits besteht; eS ist Inder That ein Ausnahme gesetz. Als solches Gesetz leidet eS zudem »och an zahlreichen Unklarheiten. Ich halte dies Gesetz sür unnöthig. Halte» Sie cs aber für nöthig, dann er lassen Sic sogleich ein allgemeines NeichSgcsetz, nicht aber ein Ausnahmegesetz für Elsaß-Lo,bringe». StaatSsccrclär ve. Bosse: Der Herr Vorredner hak der Vorlage eitle Bedeutung zngesprochen, welche dieselbe gar nicht besitzt. Nicht anormale, Zustände Elsaß-Lothringens haben zn der Ausarbeitung deS Entwnrfc» geführt, sondern nur die cxponlrte Lage der Reichslandes. Die Vorlage schasst auch keinen Ansuahmeznstand, sonder» nur ei» Provisorium. Ans den Commissionsberathnngeii wird übrigens »och hervorgehen, daß e» sich «in keine verschärften Maßregeln gegen die Bevölkerung handelt, sondern nur UM Schutzmaßrcgel». Abg. von Voll mar ssoc.): Der Entwnrs ist bezeichnend sür die ganze europäische Lage. Mit der Amiection von Elsaß-Lothringen sollte Deutschland gesichert werden, thatiächlich ist aber die heutige unsichere Lage dadurch ge schaffen. Auch die Elsaß-Lothringer mit den neuen Verhältnissen zu ver söhne», ist nicht gelungen, n»d nun kommt die Ncichsregiernng «och Mit diesen« Entwurf, welcher ermöglicht, den ganzen bestehende» RechtSzustand ansznhcbc», und zwar nicht bloß während eines Krieges, sondern schon btl drohendem Kriege. Wie oft hat aber nicht schon der Krieg gedroht! Exponirt sind auch die preußischen Ostprollinzcn. Ma» müßte also eigentlich sür riese ei» gleiches Gesetz erlassen. Das Gesetz soll kein Ausnahmegesetz sei»! Soll denn etwa ganz Tentichland unter solche Bestimmungen gebracht werden? Die Vorlage ist entschieden ein poetischer Fehler, welcher nach innen, wie nach außen schädlich wirke» muß. Betrachten Sie doch die Elsaß-Lothringer nicht als Eroberte, sondern gebe» Sie ihnen dasselbe Maß von staatsbürger liche» Rechten, wie den übrigen Deutsche». Abg. vr. Hartman» (cons.): Ein Reichsgesctz über diesen Gegenstand, wie eS der Abg. Petri gewünscht, würde doch mir unter große» Schwierig keiten zu Stande gebracht werten können, da hier zahlreiche VersassiingS- bedcnke» zu überwinden sind. DaS vorliegende Gesetz ist kein Ausnahme gesetz, sondern im Wesentlichen von nirlttärische» Rücksichten di'clirt- ES schafft auch sür Elsaß-Lothringen nichts Nene», es schafft »nr klare nah durch sichtige Gesetzesbestimmungen an Stelle de» jetzigen schwerfälligen VersahrenS. Las Nähere werden wir ja in einer Commiision von vierzehn Mitgliedern erörtern könne». Für das deutsche Volk ist die Zurückgewinnung des alte» deutschen Lande» Elsaß-Lothringen mehr als eine mi'lltärische Rücksichtnahme, nämlich ei» patriotisches Bedürsniß gewesen. Ter Abg. vo» Volkmar hat- angenommen, daß wir ohne die Wiedergewinnung Elsaß-Lothringens mit Frankreich Frieden haben würden. DaS beweist, daß er den srauzösischen Charakter gar nicht kennt. Die Franzosen riefe» ja schon vor 1870 „Revanche sür Sadowa", obgleich doch Sadowa ihnen nicht das Geringste angiug. Denlschland wird Elsaß-Lothringen nie ansgebcn, weder für Geld, noch, so hoffen wir, unter Waffcnzwang. Abg. vr. von Bar (freis.) spricht sich entschieden gegen di« Vorlage anS, weil sie »nnöthig sei n»d nur Mißstimmung erregen werde. Werde der Entwurf aber an eine Commission verwiesen so müsse dieselbe ans. einund- zwanzig Mitgliedern bestehen da-dw z» erörternden Fragen nicht nur lech» > »ischer, sondern iinch allgemein politischer Natur seien. Abg. Vr. Orter er (Ctr.): I» die erfreuliche Entwicklung Nisse Elsaß Lothringens darf nicht mit rauher Hand cingegriffen werden, und cs besteht allerdings die Befürchtung, daß dies Gesetz beunruhigend n»d auf regend wirke» wird. Es ist nicht zutreffend, daß dasselbe die bereits be stehende» Zustände schärfer präcisirt, sonder» cs bringt wirkliche, nicht eut- psehlcuswerlhe Verschärfungen. Wir werden also eine recht genaue Prüfung eintretcn lasse» müsse». « Abg. v. Dziembowski (Pol?): Meine politische» Freunde wünschen auch eine Sicherung der Neichsgrenzen, aber noch lange keine AnSnahmege- setzc, nachdem wir die Wirkung vo» solche» an uns selbst erfahren haben- In der vorliegenden Form ist für uns der Gesetzentwurf nicht annehmbar. Abg. vr. Petri (natlib): Wen» für Lies G jctz »> bt eine ganz dringende Nothweudigkeit besteht, so bitte ich dasselbe abzulehnc», um so mehr, als bisher eine wirkliche Begründung nicht hat erbracht werde.« könne». Das Gesetz stell! nicht altes Siecht genauer fest, sonder» bringt thatsächlich ganz nc„eö Recht. Störe» sie doch den rnhigen Entwicklungsgang vo» Elsaß-Loihringe» nicht, innner neue Gesetze rege» die Bevölkerung doch n ir ans. Abg. von Vollmar (soc.) verwahrt sich dem Abg.Hartman» gegenüber dagegen, daß er von einer Rückgabe Elsaß-Lothringens gesprochen habe. Wenn die Elsaß-Lothringer wieder gewonnene Landslcirte sind, müssen sie doch auch als solche behandelt wecden. Abg. Hartman» (cons.) constatirt vor dem Reichstage nnd vor dem Lande, daß Herr von Vollmar im Gegensatz z» seinem Parteigenossin Lieb- kiiechteiner Zurückgabe Elsaß-Lothringens an Frankreich nicht ziistinnne» werde. Abg. Singer (soc.) bestreitet, daß der Abg. Liebknecht die Rückgabe Elsaß-Lothringens a» Frankreich gefordert hat. Für die Socialdemokratie besteht überhaupt keine elsaß lothringische Frage. Abg. Hartman» (cons.) »nmut von dieser Elitär,mg »ii't Befriedigung Kenntnis;, legt aber dar, daß »ach dem stenographischen Bericht Liebknecht früher andere Nufsaffniige» vertreten hat. Hierauf wird der Gesetzentwurf an eine Commission von 21 Mitgliedern verwiese». Dann wird die Beralhnng des Tclegraphengesetzes fortgesetzt. 8 7 a. wird aus Antrag deS Abg. Bödnker (Ctr.) in folgender Fassung angenommen: „Electrische Anlage» sind, sobald Störungen der einen Leitung durch dis andere zn befürchten sind, ans Koste» desjenigen TheilS, welcher dnrch eine spätere Anlage oder dnrch eine später cintretcnde Acndernng einer bestehende» Anlage diese Gefahr veranlaßt, so anznlegcn, daß sie sich nicht störend beeinflussen." Abg- Büdickcr (Ctr.) enipsiehlt die Aufnahme einer ferneren Bestimmung» wonach entstehende Streitigkeiten vor die ordentlichen Gerichte gehöre», das gerichtliche Verfahren z» beschleunigen ist und der Rechtsstreit als Ferien sache gelte» soll. BmideSrathsconnnissar Geh. Rath Grawinkel ist damit einverstanden. Abgg. Singer (soc.) und Schräder (freis.) besnrworien Ausnahme eines Zusatzes, wonach die phhsikalifch.technifche NeichSanstalt zur Erstattung von Gutachten ans Erfordern der entscheidenden Behörden verpflichtet sein soll- Geh. Rath Da»ib ach meint, ma» solle eS doch dem Erniessc» des Richters überlassen, die Sachverständigen ansznwählen. Abg. v>-. Hammacher (natlib.) weist daraus hi», daß bei den hier in Frage kommenden Streitigkeiten das technische Moment im Vordergrund steh« und die Streitigkeiten daher weniger ans gerichtlichem, als vielmehr ans ver- waltiingSrechtlichent Wege entschieden werde» sollten. Staatssccretär vo» Stephan weist einen Vorwurf des Abg. Schräder zurück, daß die ReichSregierung zu wenig Entgegenkommen zeige. ES sei nicht abznsehen, wie sie noch weiter cntgegenkonnne» solle, nachdem sie der Aufnahme einer Anzahl unbegncmer Vorschriften in de» Entwurf schon zugcstinnnt habe. Ter Antrag Büdickcr wird angenommen, die übrigen Anträge werden abgclchnt. Ter Rest der Vortage wird »nter Ablehnung eines Antrages von Bar, wonach die neue» Vorschriften ans Bayer» »nd Württemberg nicht aus gedehnt werden sollen, angenommen. Daun wird die Sitzung vertagt. Nächste Sitzung: Freitag 1 Uhr. (Colonialctat.) Vom Landtage. Am 3. März lag der 1. K a m m e r der Gesetzentwurf über die PensionS- Verhältnisse der ständige» Lehrer an den Volkss chule» und an den höh,re» Schiilanstalle» zur Schlnßbcrathnng vor. Der Gesetzentwurf stellt sich als das Ergebniß einer ans dein vorige» Landtag- von den Ständen an die Regierung gerichtete» Antrages dar und verfolgt im Allgemeinen, die durch de» ständischen Antrag bczeichucle Richtung der Gleichstellung der Lehrer mit de» SlaatSdienern i» Bezug ans PcnsionSverhältnisse. Die 1. Deputation der Kammer hatte sich in ihrem Votum allenthalben den Beschlüssen der 2.
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