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Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.05.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189205139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920513
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-13
- Monat1892-05
- Jahr1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.05.1892
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Nr. 11V — 12. Jaliraaiia. Die an jedem Wochentag Abend (mit dem Dal»,» dcS folgenden Tagest zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer LandrS-Anzeiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt 1. Kleine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler 3 Sächsische Gerichtozeitnng 4. Sächsisches Allerlei b. Jllnstr. Unlerhaltungöbl/rtt 6. SonntagSblatt 7. Lustiges Bilderbuch lostet bei Ausgabestellen uionattich 70 Pfg., bei Post-Anstalten monatlich 75 Psg. Sächsischer Wites-AllikMl Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hiniptblätter der „SSchs. Landes-AnjeigerS" erscheincu (ohne vcjsc» Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Souder-Ausgabe alsr Chemnitzer Gen eval-An zeige v für Cl>eiun!tz monatlich 40 Psg. frei i»S HanS; außerhalb Chemnitz monatlich SO Psg. mit Zntragen. " Freitaft. 13. Mai >892. Der..Sächsische LandeS-Anzelger* ist in der deutschen Post-ZeitnngS-PreiSlisi» unter Nr- 5580 eingetrageu. (Oesterrcichiich. Zcitnugskatalog Nr. 2651.) Der ..Chcinnitzer Geiieral-Aiizeiger" ist in der deutsche» Post-ZeitungS-PreiSliste »ttlcr Nr. 1342 eingetragen. lOestcrrcichijch. ZeitungSlatalog Nr. 502.) BerlagS-Anstalt: Alexander Wiede Ehemttitz, Theaterstraße Nr. 5. Ferusprech-Anschluß Nr. 136. Tclegr.-Adr.: Laudcr-Auzcigcr, Chemnitz. Anzeigenpreis: Ogeipallenc CorpnSzeil» (ca. 9 Silben fassend) oder dcren Nanm 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle (ögespalteuc Petitzeile ca. 11 Silben fassend) oder deren Raum 30 Pfg. Bei wiederholter Aufnahme entsprechend billiger.— Anzeige» können unr bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern.—Die Anzeigen finden ohne P reis au sich lag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger . Das Ende der russischen Ausfuhrverbote. Chemnitz, den 12. Mai 1892. An» Petersburg kommt die vsficiellc Knude, daß Ende dieser Woche das im porigen Jahre ctlassene Verbot der Haser-Ansfnhr, Mitte d. M. alten Stils das Verbat der Weizenansfuhr »nd etwas später auch dnS Verbot der Noggenansfiihr i» Wegsall komme» wird. Damit sind die früheren normalen Verhältnisse in der AuSjnhr land- lvirthschasilicher Produkte ans dem Zarenreiche wieder hergestellt. Die Nachricht versetzt uns nochmals in jene bitterböse Zeit zu Aus gang des Sommers >8!)1, als sich immer deutlicher Hera»sstellte. daß der Ertrag an Brolkorn in Folge der ungünstigen Witlernngsverhalt- »isse i»> Tciitschcn Reiche nur ei» mäßiger sei» würde. Der Ge- treidcpreis hatte bereits einen sehr beträchtliche» Stand erklömme», wie er ihn seil Jahren nicht inncgchabt, nnd es fehlte nicht an Kundgebungen bang r Sorge für de» Verlauf des Winters. Noch wurde aber zuverlässig ans die Roggeiisendiiiigen ans Rußland ge rechnet, n»d wenn auch einzelne Mittheilnngen von einer gleichzeitige» schweren Mißernte im östlichen Nachba lande kamen, so wnrde doch meist aiigcilomme», diese Hiobspostc» bezöge» sich mir ans einzelne kleinere Gebiete des weiten Zareurciche». Aber nur zu bald stellte sich die volle Wahrheit heraus: Rußland war von einer fast totale» Mißernte in einem große» Theil des Reiches heimgesncht, Hunger und Noth klopften gebiclcrisch n» die Häuser der Bewohner. Die russische Negierung erließ daraufhin ein Ausfuhrverbot für Roggen, welches inch einer gewissen Frist in Kraft trete» sollte, und diesem erste» Verbot folgte» schließlich solche für alle nnd jede landwirth- schasllichen Produkte. Die Kvrnpreise stiegen bis zu einer schwindcln- de» Höhe, »nd das in den russischen Grcnzbezirken angehänfte Ge- lrcidc wurde z» doppelten und dreifachen Preise» verkauft Nach Ablnits der Frist Irat alsdann die scharfe Grenzsperre ei», welche nitiimchr eist wieder falle» soll. Beim Erlaß der Ausfuhrverbote ging die Mittheilung um, die Maßnahme, welche nicht allzulange nach der bekannten Verbrüderung vv» Kronstadt eintrat, solle auch einen Schlag gegen das Deutsche Reich bedeuten, das in Folge des ErnteausfallcS i>» vorigen Jahre mehr als sonst ans fremdes Brvtloru angewiesen war. Zur Ehre des russische» Kaisers muß aber hervorgehoben werden, daß ihm ein solches Vorgehen durchaus fern gelegen hat; vielleicht habe» sich einige be sondere Deutschfcinde in den maßgebenden Kreise» Petersburg» mit diesem geheime» Gedanken getragen, doch muß betont werde», daß dem Wunsche und Plane, Denlschlaud durch die Entziehung russische» Roggens schwer z» schädige», noch lange nicht die Erfüllung gefolgt ist. Daß daS Ausfuhrverbot, „eben anderen Umständen, zur Ver thcnernng des Brolkorns im Dentschen Reiche im letzte» Winter bei- getragen hat, ist ganz zweisellvs, aber ebenso zweifellos ist auch, daß der Schaden, welche» Rußland selbst durch das Ausfuhrverbot erlitt, der größte war. Das Anssuhrverbot wäre in seine» Folgen als ge lungen zu bezeichnen gewesen, wenn der Staat oder Private de» russische» Gelrei'dcprvdnzeulen ihr Korn zum Marktpreise abgenommen hätten nnd somit der Hungersnoth wirklich gesteuert worden wäre. Aber keins vv» Beiden ist eingetrcten. Die russischen Kvriiprvdnzcntc» haben de» üblichen Marktpreis i» den meisten Fälle» nicht erhallen, sie sind also durch das Ausfuhrverbot am vvrthcilhafte» Absatz ihrer Produkte verhindert, viel Kor» ist durch die Nachlässigkeit der Bahn- bchölden ans dem Transport verfault, und die Hungernde» haben schließlich von Allem am wenigsten erhalte». Der russische Finanz- ntiiiister war soriwährend auf einer peiiilichcn Suche »ach Geld, »nd dabei schloß die Regierung durch das Anssuhrverbot die einzige Pforte z», durch welche sremdeS Geld für russische Prvdiikle »ach Rußland hineinkomme» ko»»Ie. Nicht ein paar Dutzend Millionen sind es, welche Rußland direct nnd indirect im Jahre der Verbrüderung mit den Franzosen verlöre» hat, sonder» Hnnderte von Millionen. Noch ei» zweites Jahr, wie das letzte, und ans dem halb bankerotte» Ruß land wird ein ganz bankerottes. ES kann nicht geleugnet werden, daß bei uns in Deutschland dem letzte» Winter mit sehr große» und auch ziemlich begründeten Besorgnisse» cnlgegcngesehen wurde. Es fehlte ja nicht a» Brot- korn, die Wcizciiernte i» de» Vereinigte» Staaten von Nordamerika war ja eine ganz cvlost'ale gewesen, und auch einige kleinere Staate» hatten eine gute Ernte zu verzeichnen gehabt, aber wenn auch nicht über Kornmangel zu klage» war, so war doch um so mehr übcr den Korupreis zu klage», lieber die verschiedene» Gründe diese- Preises, nächst dem »l»l einmal thalsächlich vielfach constatirtc» Ernlcausfall, bestand bekaniilermaße» ein sehr lebhafter Streit. Ma» schob der Börse sehr viel Schuld a» dem übermäßig hohen Preise zu, »nd es ist ja eine bekannte Sache, daß es in solche» Zeile» der Verlegenheit nie a» Personen fehlt, welche ihre Pfeifen zu >ch„eide„ verstehen. Wieviel Dieses lind Jenes zu der Prcissteigerei bcigelragcn Hai, wird sich »ie ermitteln lasse», und der nachträgliche Streit hierüber ist deshalb eine müßige Arbeit. Die Thcnernng des letzte», i»> Ganzen glücklicherweise ziemlich milde» Winters ist ein uiibcstreitbarcs Fartni», sic legte zahlreichen Familien erhebliche Einschräiikungctl ans. Tie Wirkungen träte» i» deutlichster Weise i»> völlige» Stillstände des geschäftliche» Lebens »nd Treibens,.im Niedergänge von Handel und 'Wandel aus. Es war wohl seit dem letzten großen Ktiegc für das deutsche Vaterland diejenige Zeilperiode, in welcher der Druck äußerer Verhältnisse ans alle Kreise der Bevölkerung ohne Ausnahme sich bemerlbar machte. So schlimm diese Periode war, mit dem, was Rußland betroffen, ist sie immer noch nicht zn vergleiche», sie war auch nicht so arg, wie vielfach bci Eintritt des Winters befürch tet war. Gewiß, wir haben eine knappe Zeit dnrchgemacht, aber doch noch keine directe Nothstandszeit. Es ist erfreulich, beim Beginn besscrcr Zeitverhällnisse verzeichnen zn könne», daß im Deutsche» Reiche doch i,n Allgemeine» eine gesunde Erkenntnis; der Zwaiigslage obwaltete, nnd äußere Unruhe» auf ein Minimum beschränkt bliebe». ^ Zu Allem hat un» diese Theuerungs-Periode noch eine gute Lehre gegeben. Gegen Mißernten vermag ja Niemand etwa-, doch dies« kommen nur vrrhältnißmäßig selten vor. Wohl aber werden »vir gut ihn», j„ Zukunft icicht mehr zu sehr auf »gnteFreunde und getreue Nachbarn" z» verlasse». Rußland hat mit seinem letzten Anssuhrverbot eine recht derbe Leclion erhalten, aber unter dem Einfluß kec Pauslawtste» und Moskoiviter ist gegen Deiiljchland dort Alle- möglich. Immer mehr »nd mehr solle» wir darauf hinzu- arbciten suhc», unsere Landwirlbschast i» de» Stand zu setze», das Vaterland thunlichst allein »nt Brolkorn versehe» zu könne». Politische Rundschau. Chemnitz, den 12. Mai. Deutsches Reich. Die Ansprache dcS Kaisers an den Gefreiten Lück, der ans Posten eine» Mann tüdtcte und einen anderen schwer ver wundete. wirbelt wieder einmal bedeutende» Stand ans. Zunächst finde» sich über den Vorgang selbst verschiedene Lesarten. So be richtet die „Verl. Ztg.": Am Sonnabend Abend traf plötzlich bei dem Trnppentheile des Lück (3. Gardc-Negimcnl) eine Depesche des Inhalts ein, daß sich der Ge reite Lück sofort nach der Kaserne des Kaiser Franz-Garde Grenadier-Regtmenls zn begeben habe, um sich dort bei dem obersten Kriegsherrn persönlich zn melden. Der Kaiser empfing den Soldaten im Officier-Casino, erkannte an, daß Lück nur im Sinne der maßgebenden Befehle gehandelt habe, nnd überreichte ihm schließlich selbst sein Bildnis;, welches die eigenhändige Unter schrift des Kaisers trug. Die kaiserliche Huld sollte damit aber noch nicht erschöpft sei». Als am Montag Morgen um 8 Uhr die drei Bataillone des 3. Garde-Regiments dem Kaiser auf dem Tempel Hofer Felde vorgeführt niirdc», ließ der Monarch »ach beendigtem Exerciercn- die drei Bataillone ein offenes Karree bilde», ritt in die Mitte desselben und rief mit lauter Stimme: „Gefreiter Lück!" Als der Gerufene vorgctreten war, reichte der oberste Kriegsherr Lück die Hand »nd sagte: „Ich gebe Ihnen vor dem ganzen Negimcnle für Ihre treue Pflichterfüllung hiermit die Hand; es ist eine Ehre für das Regiment, wen» so brave Soldaten ihm angehöreu!" Der Kaiser ermahnte dann noch die Truppen, bei ernsten Vorfällen sich stets ihrer Pflicht bewußt zn bleiben. Alts Friedrichsrnhe. Die „Hamb. Nachr." bezeichnen die Meldung, daß Fürst Bismarck gegen einen Geschäftsmann in Ottensen Strafantrag wegen Beleidigung gestellt habe» als eine willkürliche Erfindung. Fürst Bismarck habe, seitdem er nicht mehr durch seine amtliche Stellung dazu genölhigt sei, keinen Strafantrag wegen Beleidigung mehr gestellt. Demnächst wird der Fürst über Schön Hause», seinem Slammgut, nach Kissiiigei, reisen. SonntagSrnhe. Wann die Bestimmniigen über die Sonntagsruhe in der Industrie und im Handwerk in Kraft treten werden, läßt sich bisher noch nicht Voraussage». Es giebt eine ganze An zahl von Gewerben, in denen die verschiedensten Arbeilen nicht unter brachen oder anfgcschoben werden könne». Für diese ist der tz 105ä der GcwcrbcordliniigSnovelle geschaffen. ES kommt uni, jedoch darauf au, die Arbeiten, welche die angegebene Natur habe», im Einzelnen scstznstcllc», >»» zu übersehen, welche Ausnahmen seitens des B»»des- ralhs gemacht werde» müssen. Zur Prüfung dieser Angelegenheit liegt in den Eingaben der verschiedensten industrielle» nnd gewerblichen Vereinigungen, die bisher a» den BnndcSrath gelangt sind, um fassendes Material vor. Da hierbei jedoch gerade technische Erwäg ungen eine große Rolle spiele» werden »nd diese sich in, mündlichen Gedankenaustansch besser als im schriftlichen Vordringen lasse», so Halle man schon vor einiger Zeit die Berufung einer Conferenz von Vertretern der für den Z 105ck in Betracht kvmmenden GewerbSzweige in Aussicht genommen. Die Vorbereitungen hierfür sind im Gange. Erst wenn die Arbeiten »ach dieser Richtung zn cinci» Abschluß ge diehen sein werden, wird man übersehen könne», zn welchen, Zeit punkte die Festsetzung des Inkrafttretens der Sonntagsrnhevorschriflen für Industrie und Handwerk in's Auge gefaßt werden kann. — Die Bestimmungen über die Soniitagsruhe im Handelsgewerbe treten am 1. Jnli i» Kraft. Eisenbahnwesen. Dem Vernehme» »ach sind in dem nenen, gegenwärtig '.de» B»»desrcithsa»sschi>ssen vorliegenden Bahnpolizei- rcglement für die Eisenbahnen Dentschlands bezüglich der Bestimm ungen, welche sich ans das Berhältniß des Publikums zn den Bahnen beziehe», zahlreiche Aeiidcrungen nicht eingetrele». Bon allgemeinem Jnlercssc dürfte darum unr die sein, daß mit Rücksicht ans eine ge richtliche Entscheidung in Zukunft auch das Entsteige» in einen „och in Bewegung befindliche» Zug, sowie das Anssteigen ans einem bereits in Bewegung gesetzte» Zug unter Strafe gestellt werden sollen. Der FinanzAnSschusi ver Abgeordnetenkammer in München bcriclh in der gestrigen Abciidsitznug de» Etat der Matri- knlarniulage». Hierbei behauptete Abg. Ortercr bestimmt zn wissen, daß die Wcndinig in der preußischen Volksschiilgesetzfrage ans einen Bericht des preußische» Gesandten i» München, Graf Enlenbnrg, ziirnckzusithren sei. Er wisse cs von hochstehender Seite ans Berlni und könne dem Minister evcnlncll weillre Miltheiluiige» machen. Dir Dinge nehmen übrigens trotzdem eine gute Wendung. Der Minister des Aeußeren, von Crailsheim, erklärte, von solchen Berichten wisse er nichts, cs sei auch nicht seine Ausgabe, solche Berichte zn coulrolirru. Abg. Schanß »irintc, Ortercr tönne nur durch Jndiecrelion oder durch eine strafbare Haudl»»g von de», Milgcthcillen Kenntnis; erlangt habc». Für die Wallfahrt der Katholiken Dentschlands zur BvnifacinSgrnst im Dome z» Fnlva ist seitens des hierzu bestellte» Festausschusses folgendes Programm ausgestellt worden: Äi» Vorabend (6. Juni, Pfingstmontag): Empfang der Wallfahrer »nd dann geselliges Zusammensein im Saale dcS Gasthauses „zur Harmonie". Am Dienstag, den 7. Juni, Vormittags: Feierliche Processi»» ans der Stadlpfarrkirchc i» de» Dom, woselbst nm halb 10 Ukr von dem Sladlpsarrer Huhn ans München ein Hochamt mit Festpredigt gehalten wird. Nachmittags »in 3 Uhr findet eine Festversammlung in der städtischen Turnhalle statt, zn welcher Eintrittsgeld erhoben wird. Zur Erössnuiig derselben wird Oberbürgermeister Rang di, Wallfahrer im Namen ter Stadt begrüben worauf dann Rede» ! mehrerer Centrumsabgeordneier folgen werde». Abends folgt wieder 1 gesellige Unterhaltung in der ,.Harmonie". Jüdische Tropfe» in» blanen Bl«te. Das „Berl. Tgbl." brachte kürzlich einen Artikel „Jüdische Tropfen im blauen Blute", in dem cs n. A. die kühne Behauptung ansstcllte, daß es kaum noch Adelssamilie» gelen dürste, i» deren Adern nicht jndiicheS Blut flösse. Dabei behauptete es ». A., daß auch der berühmte Chemiker Licbig vv» jüdische» Eltern geboren sei. Der königl. daher. Hvfraih ITv G. Frhr. v. Liebig macht aber diese Legende rasch znliichte, indem er, wie die „Leipz. Ztg." mittheill, erklärt, daß weder Licbig'S Eltern »och Großeller» jüdische» Ursprungs seien, der Großvater stamme nach Familieiiauszcichiiuugeil ans dem Bancriistande des hessische» Oden waldes. DaS „Berl. Tngebl." bemerkt die „Leipziger Zeitung", wird sich also nach anderen „Berühmtheiten" nmschcn müssen. Di« Bahnstrecken i» de» rnssisch-prensristhcn Grenz» districte» werden jetzt von höheren Eisenbahn- »nd Mitilärbeamtens täglich befahren und revidirt, besonders die Brucken, Durchgänge rc. geprüft. Diese Maßnahmen hängen mit der Zareurcise zusammen. 60,000 Soldaten werde» die Bahnstrecken besetze». Oestevrei<l)-Ui»tMt». Graf Herbert BtSmarck ist mit seiner Braut »»d der Mutter derselben gestern in Wien eiiigclrosfe». — Die Leichenfeier . für den verstorbenen Handelsminister Barotz gestaltet sich, wie ans Pest berichtet wird, z» einer nationalen Tranerfeier. die nur mit Dcaks Ableben zn vergleichen ist. Ans allen Theilcn des Landes treffen Deputationen ei». DaS Ministerium, die beide» Häuser dcS - Parlaments, die Staatsbehörde» erscheine» sämmtlich. Die Feier wird der Fürstprimas celcbriren. — Da der Fittanzminister Wckerle mit der Wahrungsangclegenheit beschäftigt ist, wird er nicht i» der Lage sein, dar erledigte Ha»delSi»inisterinm lange zu vertrete». ES ist daher die Neubesetzung dcS Postens in nächste Aussicht genommen. Graf Joseph Ziehst, Obergespan in Preßbnrg, der früh r auch schon Vcrkehrsminister gewesen, wird als Candidat für die Stelle genannt. Die Anhänger Tiszas verlange» Stcvhan Tisza zum Nachfolger. Italien. Z««r Ministerkrisis. Die „Trcbliiia" dementirt, daß Blanc znm Minister des Auswärtigen ernannt würde. Dem „Messagers" zufolge wäre Brin dazu anScrsehe». Nach der „Ag, Stesaui" jedoch find bis jetzt alle Meldungen über die Besetzung der einzelne» Ministerposten verfrüht. — Die französische Regierung hat dem . Cabi'nette in Rom die Mittheiliing ziigehen lassen, die fauch a» andere Cabinctte gerichtet worden, daß das Zeiitralcviiiilee der Anarchisten ig , Frankreich ZiveigeomiteeS in Italien und andere» Staaten besitze »nl^ die llebertvachniig derselben empföhle». Frankreich. Der Credit für die Entschädigung der Opfer dev Diinamitattentate beträgt ADV,01)1) FrcS., nämlich 232,000 Frcs. für das Attentat in der Rne de Ctichst, wovon 160,00 > FrcS. für das Grundstück n»d 22,000 FrcS. für die Miclher; serner 50,0^0 FrcZ. für da- Attentat ans dem Boulevard St. Gcrmai» nnd 20,000 Frcs. für das Nestancaut Very; außerdem wird ein specielles Gesetz für die Wiltwe und die Kindcr Vcrh's sorgen. —- Erzbischof Richard ist nach Paris zurückge'ehrl nnd macht ent gegen der Behauptung, daß sei» Verhalte» vom Papste getadelt worden sei, lein H hl aus der Befriedigung, mit welcher ihn seine wiederholten Audienzen beim Papste erfüllte», der den Kampf de» Episkopats gegen die französische Negierung, wenn diese in ihrer gegen Letztere» gerichteten Haltung verharre, vollkommen billige. — Dev „Libcrtö" zufolge sott die Polizei im Besihe gcivichtigev Anhaltspunkte in Betreff der Urheber des 'Attentates gegen daö Restaurant Verh sein; die Name» der Verdächtigen solle» große Uebcrraschungen hcrvvrgernfcil haben. — Infolge neuer- licher Drohbriefe solle» nmfasscnde Maßnahmen z»»> Schutze der Börse getroffen sei». — Nach einer Meldung anS Portonovo gilt dort ein Angriff der Dahomeer anf Grosj-Popo als unmittelbar bevorstehend. Die dortigen Kanslciile sollen bereits die Waarc» ans ihren Niederlassungen entfernt haben. Grosrbpttmmietr. Die Bergleute von Wales lehnte» mit 27,«Ott gegen ttttvtt Stimmen den Vorschlag ab, in jeder zweilen Woche einen Feiertag einznsührc». Die Wiederaufnahme der Arbeit in den Bcrgdistricten von Birmingham wird am Montag erwartet. Eine Verständigung mit den Direeiionen ist bevorstehend. Die beiderseitigen Delcgirten trete» am Freitag znsainme». Rusjlaud. Der Sladthanptmann von Petersburg, General leutnant Grosser ist gestern Nachmittag gestorben. — Die für dieses Jahr angekündigten grosien russischen Manöber im Petersburg-Moskauer Militärbezirke fallen iveg; dafür sollen große Truppenübungen im Warschauer Militärbezirk abgchalte» werden. — Ans Warschau wird serner gemeldet, vaß in sä iimllichen Fabrikstädtcn des Königreichs Polen i» den nächste» Tagen ei» Ge- »ecalsireik lefürchtet wird. Die Behörde trifft nmfassende Vorsicht-» maßregeln und sendet Mililärvcrstärliingen ab. Orient. Im Zusammenhänge mit dem Bombenfnnd in Rust» schul sind 17 Personen i» Rumänien verhaftet worden. Ans den Theilen der Vorgefundene» Briefe, die bis jetzt übersetzt worden sind, erhellt, daß der Anschlag hanplsächlich, wen» nicht gänzlich, gegen den Sultan gerichtet war. Die Mitschuld bulgarischer Officiere scheint zweifelhaft; cs wird geglaubt, der Gcnie-Osficier Dentchew, welcher die Bomben prüfte, habe Bezahlung für seine Dienste al» Sachverständiger erhalte», ohne de» Zweck der Verschwörung zu kenne». Di« von der bulgarischen Negierung in der Ausforschung der Verschwörer eiilfalteie Thatlraft sowie die vorgenominenen wichtigen Verhaftungen versetzen sie in eine starke Lage, ihrer Forderung betreffend die Ausweisung der bulgarische» Flüchtlinge an der Türkei Nachdruck zn geben. Dir Sultan soll bereit» beschlossen haben, diese Forderung zu bewillige«. — An» Konstemttnopel -.L
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