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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.05.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189205140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920514
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-14
- Monat1892-05
- Jahr1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.05.1892
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Srilag k M SW ist« >cn Llmdes-Äii !M ;ec § Ct >emi litzer Gelierst il-Alis keil ,-r) Sonnabend, 14. Mai 1892. j — Verlag: Alexander Wiede in Chemnitz. — I Nr. 111. - 12. Jahrgang- - , , Amtliche Anzeigen. lieber das Vermöge» dcS Braumeisters Emil VSear Liehe i» Alten« Hai« wird heute, am 11. Mai 1UV2, Mittag» 12 Nyr das Conciirr- verfahre» crössuet. ... Ter Rechtsanwalt Beutler in Chemnitz wird zu», Coucursverwalter CoucurSiordermige» siud viS zum 11. Juni 1»V2 bei de,» Ge wird^zur Bcschlußsassuiig über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestell»»» eines Glä»bigeransschusseS »ud eintreleude» Falles über die iu 8 t20 der Cvncnrtordining bczeichnelcu Gegenstände aus de», »1. Mai 1UV2, Vormittags 11>/z Nhr »ud zur Prusuug der angcmeldeteu Forderungen anf de» 8 Juli 1UVS, BormittagS 11 Nhr Vor dem Unterzeichneten Gericht« Termin anbcraumi. Alle» Personen, welch« eine zur Cone»rS>nassc gehörige Sache iu Besitz haben oder zur Coucursmassc etwas schuldig sind, wird ansgegeben, nichts au de» Gemcinichnlducr zu vcrabsolgeu oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie ans der Sache abgcsouderie Befriedig»»» iu Aiiiprnch nehmen, dem ConcurSverwallcr biS zum 3 V. Mai 1302 Än cige zu machen. Königliches Amtsgericht Ehemnih, Abth. Ik. Bölune. Bekannt gemacht durch Act. Pötzsch, G.-Z. Louuabettd, de» 14. Mai 1«V2, von 1l Uhr Vorm, ab sollen in Ehemuih — Sammelplatz: Restauratio» zur Pleiheubnrg, Lim« -acherstr. Nr. 2 hier — salzende Gegenstände, als: 75 St. eiserne Form- ikasten, 1 gr. Schmelzofen, 1 Formmaschine, t gr. und 1 kl. Handwagen, i Waage mit Ge»v., 1 Pult mit Regal rc. gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung gelangen. Böhme, Gerichtsvollzieher bei dem König!. Amtsgericht Chemnitz. Sonnabend, den 14. Mai 1»«2, Nachmittags 3 Uhr gelangt jin Grundstücke Nr. 10 der hiesigen Branhansstratze eine daselbst nntcr- gkbrrchte Partie Hunte uud weihe Marmorplatten gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung. Selbmann, Gerichtsvollzieher bei dem Königl- Amtsgericht Chemnitz- Ein Urtheil Witzmann's über das egyptische Militär. Major Herma»» v. Wißnian» veröffentlicht im „Militär-Wochen blatt" einen auS Luxor im März 1892 datirten Aufsatz über „Die nilitärische Lage in Oberegyten", aus dem wir Folgendes entnehmen: Da mir vor drei Jahre» der Anstrag wnrde, de» Grund zu legen zu der ersten denischen Cvlvnialtruppe, so war cs mir von be sonderem Interesse, mich mit den militärischen Maßnahmen der Eng länder in ihren Cvlonie» bekannt zu mache», und ich ergriff »lit Freuden die Gelegenheit einer durch meinen Gesundheitszustand be dingten Nilrcise, um die von englischen Officiere» ansgebildeten Truppen der egyplischcn Armee kennen zu lernen. Von besonderer Wichtigkeit war es mir, die Negcrtrnppc Egyptens zu sehe», weil der größte Thcil der deutsche» Schntztuippe in Ost-Afrika ans Leute» der selbe» Sndanstämme besteht, wie die egyptischen schwarzen Bataillone. Dian hält i» Egypten die Sudanesen .von den EgYPtcr» getrennt, verwendet sie nur als Infanteristen >>nd betrachtet sie als den Kern diH Armee, als den zuverlässigsten Thcil derselben im Kriege. Der rgyplische Fellach ist in mancher Beziehung dem Neger wohl .überlege»; er ist muskulöser, intelligenter, ein besserer Schütze, aber „jene.» weit unterlegen in soldatisch-moralischer Beziehung. Der Egypter W ein besserer Friedeiissoldat, der Sudanese hat inehr soldatischen Jnstiiict, ist geborener Feldsvldat. Ter Sudanese dient in der Armee, so lauge er fclddienstfähig ist, der Fellach dagegen sechs Jahre. Die egyptische Armee hat als tactische Einheit nur das Bataillon, die Escadro» und die Batterie. Sie ist zur Zeit, da über eine geplante Verstärkung noch verhandelt wird, 10,000 bis 12,000 Mann stark. Die egyptischen Bataillone habe» vier Compagnien zn 150 Mann, die Sndanescnbataillone sechs Compagnien zu 100 Mann, die Schwadron zählt 70 bis 80 Pferde. Fast die Hälfle der Armee steht i» Unteregypten, in Kairo, Alexandrien, Suez und in Sualim am Rothen Meere; die andere Halste a» der Hochstraße von Egypten znm Sudan» am Nil. Snalim ist der Ausgangspunkt der besten und kürzesten Herresstraße nach der Hauptstadt des ganzen Sudan — früher Chartum, jetzt Omdurman. Es wird für den Fall einer zukünftigen Offensive gegen den MahdismnS voraussichtlich die Basis der Operationen werde». Die Nilarmec bildet, seit bei Toski 1868 der letzte Versuch der Derwische, nach Unteregypten vorzndringen, vereitelt wnrde, Egyptens Schntzmauer gegen den MahdismnS. Die Bercitschastsstcllnng di.ser Armee, als deren Reserve» die in Unteregyplen stehenden Truppen zu betrachten sind, ist zunächst durch die Beschaffenheit der einzigen Herresstraße, des Nil, bedingt. Weite Umgehungen seitwärts des Nil sind durch Wassermangel in der Wüste ausgeschlossen. Bis znm dritten Cataract schweife» die Vorposten des Mahdi, der, obgleich seit zwei Jahren kein Schuß gewechselt ist, von Egypten immer noch als feindlicher Rebell betrachtet wird, und der seinerseits im Interesse ,einer Machtstellung nicht Friede» schließen kann. Bei Assna» liegt sie Grenze der Verwaltung der egyptischen Landesregierung und beginnt die Militärprovinz, die den Thcil des Nilthals umfaßt, der von der egyptischen Operationsarince besetzt ist und in jeder Be ziehung dem Sirdar, dem Höchstcvminandirenden der egyptischen Arme«, dem englischen General Sir Grensell Pascha untersteht. Es ist beachtenSwerlh, wie lange englische Colonialerfahrnng ein Land, in dem noch nicht absolute Sicherheit herrscht, unter militärischer Bcrwalinng und in einer Art Belagerungszustand beläßt. Betrete» wir die Militärproviuz bei Assuan, unterhalb des ersten CntaracteS, so treffen wir zuerst anf die Reserven der Grcnztruppen, die bis zu», zweiten Cataractkvorgcschoben sind. Bis Assuan kann von Unteregypten Alles mittels Dampsbvots gebracht werde». Eine kurze Eisenbahn »mgcht am rechten User de» Cataract und vermittelt den Verkehr nach dem Thcil des Flusses, der bis zur Grenze führt. Assuan, von zwei Bataillonen besetzt, die Bahnlinie »nd der Ver- schissungsplatz gegenüber der Insel Philae, oberhalb de« CataractcS, ist durch eine Anzahl kleiner Forts, die den Rand des Nilthalcs krönen, gesichert. Zwei Flußkanoncnboote, mit je einem Geschütz und zwei Enfield-Maschinengeschützen armirt, sichern den Verkehr zwischen beide» Cataracten, der von 10 Dampfbootcn unterhalten wird. Zwischen Assna» und Wadi-Halfa in der Mitte am rechten Ufer liegt das befestigte, von einem Bataillon besetzte Korosko, als lieber« uachlungsstation für die i» zwei Tagreiscn von Assuan bis Wadi- Halsa gehende» Boote und am Ausgangspunkt der großen Karawanen« straße »ach Berber uud Chartum, die den großen Bogen des Nil uach Weste», der voll von Cataraccn ist, abschneidet. Wadi-Halfa, unterhalb des zweiten Calaractes» ist die Hauplposition der Grenz- bewachniig. Die Besatzung besteht au- 4 Bataillonen, 2 EScadronS, 1 Maulthierballerie und 1 Kamcelcorps. Der Ort ist befestigt und durch vorgeschobene kleine Fort- an beiden Ufern gesichert. Eine am rechte» Ufer den fast 20 englische Meilen langen Cataract umgehende Eisenbahn, die ebenfalls durch Neine Forts gesichert ist, führt nach de», oberhalb der Fälle vorgeschobenen Posten Sarras, der befestigt und von 1 Bataillon, l Escadro» »nd einem Kameclcorps von 20 Kamcele» besetzt ist. LetzlercS hat den AuskläruugSdienst nach Süden z» versehen. Die Befestigungen möge» de» Anforderungen gegen einen Feind wie die wilden Derwische genügen, gegen einen mit guter Artillerie versehene» Feind sind sie ausnahmslos unhaltbar. Bei einer aus Mcnschcnmaterial verschiedener Nassen bestehenden Armee ist die wichtigste Frage die, ob die Truppe vollständig ver läßlich, d. h. ganz in der Hand ihrer Officiere ist. Es ist die- be sonders in Egypten eine brennende Frage, den» es ist noch nicht lange her, daß die Massenineuterei unler Arabi Pascha nn» ein Bei- spiel der schroffsten Art vom Gegcntheil gegeben Hit. Obgleich das englische Officiercorps auf den Landesherr» »nd dessen Regierung manche Rücksicht zu nehmen hat, obgleich man eben deshalb eine Anzahl egyptischer Officiere selbst als BalaillonSevmmandenre gelassen hat, so ist cs doch den englische» Officiere» durchaus gelungen, das volle Verlrauen der Leute zu gewinnen. Ein anderer erwähnenswerther Pnnkl ist die Erziehung der Mannschaften zum Sclbstbewnßtsein» zur Erkenntnis; der Standerehre des Soldaten, zn einem gewissen Stolz anf ihre» Stand. Wenn man weiß, waS früher der willkürlich auf- gcgriffene Soldat in Egypten war, wie viele Selbstverstümmelungen »nd Desertionen den Abscheu vor dem Diene» in der Armee bewiese», wenn man den von Schmutz strotzenden Fellachen iu seinen Dörfern, die einem Düngerhaufen gleiche», gesehen yat, wenn man de» knechtischen, kriechende», von allen Seiten geschundenen Fellachen kennt, so muß man staune» vor dem jetzigen selbstbewußten Auftreten des reinlich und sorgfältig gekleideten Soldaten. Leider hält dieser Zu stand beim Mann nur so lange an, bis er in sein schmutziges Dorf zurückgekehrl ist, ein Zeichen ist cs aber, daß ans dem arme», kriechenden schmutzige» Fellache» bei richtiger Erziehung etwas zn mache» ist. Der Conimaudant von Wadi-Halsa, Oberstleutnant Kremster, empfing mich srenndlichst und bat mich, ihm mitzntheilen, waS ich zu sehen wünsche. ES wurde» infolgedessen schon am ersten Tage die Kasernen von zwei Sndanesenbataillvuen besichtigt. Sämmtliche Truppe» lagen innerhalb der in drei Verthcidignngsabschnitle cinge- theilten Festung in einstöckigen, aus Nilziegeln angefertigte» lustigen Baracken. Da die Sudanesen meist vcrheiralhet sind, so wird ab wechselnd immer der vierte Theil der Truppe in das in der Nähe liegende Dors der Sndaneseniveibcr für 24 Stunden beurlaubt, während des Tages niüssen jedoch die Benrlanbten znm Dienste in der Truppe eintretcn. Es ist dem Kenner afrikanischer Nassen und Stämme von Jnteceffe, die typische» StammeSunterschiede der aus dem ganze» weiten Sudan und der afrikanische» Ostküste bis hinab »ach Sansibar Ziisammengewürfelten, vom hellbraune» Abyssinier bis zn>» ticsschwarzc» Diuka oder Borinnieger zu stndiren. Am zweiten Tage unserer Anwesenheit wurde ci» Ausflug nach Sarra», den am meisten vorgeschobenen Posten, »nteriioniiuei'. Die Eisenbahn fährt an dem ci» selten wildes Bild bietende» zweiten Calarart vorüber und endigt unter einer schroff ans dem Wüstensand eniporragenden Felsenwand, die von der Citadelle Sarras gekrönt ist. Sarras ist mit zwei Kanonen und zwei Maschinengeschützen armirt und liegt hart am Nil. Welch ein herrliches Klima, das einer Truppe ermöglicht, jahraus, jahrein im Z>Kläger zn wohnen, ohne durch die Witterung zu leiden! Ter Commandcmt von Sarras ließ, um mir die Besetzung des Postens zn zeigen, alarmire». Tie Truppe war schnell zur Stelle uud findig. Es bot ein schönes kriegerisches Bild, von der Höhe der vorerwähnten Felswand herab die zwischen de» kleinen Bliimeiigärtchcii und Zellen hin »nd her rennenden Leute zu beobachte». Schnell sonderte sich der Wirrwar, und schnell wurden die Hornsignale aufgcsaßt. Das Kamcelcorps wnrde in'S Bortcncai» gesandt, wie um den Grund des Alarms anfzullären. Dies Corps ist mit Dromedaren, d. h. i»> Gegensatz zu Last- kamcelen leichter gezüchtete» Kamcele», beritten gemacht. Es ist »nr znm Anfklärnngsdienste beritten, ficht jedoch zn Fuß; es bildet ein Mittelding zwischen Cavallerie und mountc-cl liitniitr)', wie sie die Engländer mit vielem Erfolge i» Hinterindic» verwandt haben. Da für weite, tagclange Patronillcnrilte das Pscrd dem Kämest i» der Wüste bei Weitem nachsteht, hat man ausgesucht gute Leute mit Jnfantcricbewäsiniuig ans schnelle» Dromedaren snr zweckentsprechender befunden. Zum Gefecht sitze» die Leute ab, drei Man» fechte», ein Man» führt die Kamcele und hat diese in der Nähe de. fechtenden Leute gedeckt anfznstclle». Tie Hanptschwierigkeit in der Dressur der Dromedare liegt in dem schnellen Nicdeclege» der Thierc znm Absitze», mehr noch aber im ruhigen Anssitzenlasse». Attacken mit Kameelcn sind wegen der Störrigkeit »nd auch mangelnden Schnelligkeit der Thiere für kurze Strecken ansgcschlossen. Aus der Rückfahrt »ach Wadi Halfa setzte uns abermals die Wildheit der nackten schwarzen Felscnwildniß des zweiten Cataractes i» Erstaune». Die grellen Sonnenstrahlen des unbedeckten Himmels, in schroffem Wechsel mit der durch die schnelle Ausstrahlung der ringsum liegenden Sandwüslc entstehenden Nachtkältc, haben die »lächligen Dioritkegel in Stücke gesprengt, der vom Wüstenwind gefegte Harle Sand hat sie abgeschlisfen, die Sonne sic geschwärzt, und so erstanden, wie von Titancnhand ciufgeihurmt, bizarre Kegel mächtigen Gerölls und scharf ansgezackte, kühn cmporrngende Wände grün schwarzen Hornblcudcschiefers, ein die iveite, öde Wüste schroff unter brechendes, fesselndes Bild. Jn's Herz getroffen. Erzählung v. F. Arneseldt. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. Ehe Gabriele fragen konnte, was sie damit sagen wolle, Hallen sie einen vor dem Portale hallenden Wagen erreicht. Mathilde öffnete den Schlag, schob die Freundin hinein und diese fühlte sich plötzlich von ein paar kräftigen Arme» unischlnnge». „Wilhelm!" ries sie, „Dn hier?" „Habe ich meine Sache nicht gut gemacht?" trinniphirte Mathilde, welche hittler Gabriele eingestiege» war und den Schlag zngewvrfc» hatte. „Ich wußte, wo Herr Wintcrseld, der erst mit dem Nachtzng reisen will, sich aufhielt, da bin ich zn ihm gegangen und habe ihn herbeigeholt; die Freude ist mir allerdings etwas vereitelt, da Dein Vater nicht »litgetommen ist." „Er wird wahrscheinlich morgen erst entlassen," sagte Winterfeld, „so telegraphire ich an meine Eltern, daß ich einen Tag später komme, um —" „Nein!" unterbrach ihn Gabriele heftig, beinahe schreiend, „nein, Du mußt fort, o, mein Gott, mein Gott, Mathilde, warum hast Du mir das gelhan? Warum muß ich den Kelch bis zur Neige leeren?" „Ich begreife das nicht," sagte Mathilde verletzt, denn sie hatte geglaubt, für ihren klugen Streich großes Lob zu verdienen; Winter feld dagegen versetzte beschwichtigend: „Dn glaubst es dem Mahnen jenes Unglücklichen schuldig zu sein, jetzt nicht an Liebesglück zu denken; ich verstehe Deine Zartheit, denn ich weiß Alle» —" „Nein, Du weißt nicht Alles," unterbrach ihn Gabriele, ich" habe Schrecklicher erfahre»; Labarre'S Tod macht meine» Vater nicht, frei; er halte schon vorher bekannt, war e» war, das ihn an Schwarz« köpf fesselte; ich bi» die Tochter eincS Mörders! Wir dürfen uns niemals Wiedersehen!" . -- W „Gabriele!" klang es entsetzt gleichzeitig von Winlerfeld'S nud von Mathilden- Lippe». " „Wohin führt Ihr mich?" fragte sie plötzlich, als sie am Nöllen des Wagens merkte, daß dieser die innere Stadt verlassen hatte »nd i» die asphaltirten Straßen der Bvrstadt einbog. „Wohin sonst als nach der Ulmenstraße?" entgegnete Mathilde verwundert. „Jetzt nicht," bat Gabriele, „laßt n»s eine halbe Stnnde durch die stillen Promenade» fahre», damit ich Euch Alles mitlheile» kann."' Winterfell» gab dem Kutscher die nvthi'ge Anweisung» der Wagen, bog in eine Allee ei» und rollte »»hörbar weiter. Gabriele begann ihre Erzählung, aber sie nannte de» Namen des von ihrem Vater Getödtcte» nicht; mochte Wilhelm ihn später au- de» Gerichtsver handlungen erfahren; es war ihr unmöglich, z» sage», daß e» der' Seinige sei; sie empfand e- auch als eine Erleichterung, daß eS dnnkel war und sie nicht in die Gesichter ihrer Zuhörer zu blicket» brauchte; sie hätte darauf freilich nichts weiter gelesen, als di« innigste Theilnahine. „Das ist aber ganz abscheulich!" ries Mathilde, „wie kan» man Deine» Vater für eine That bestrafen, die er freiwillig eingesteht und die doch auch schon so lauge her ist?" - ^ Wintcrseld mußte unwillkürlich über die Logik de» jungen ; Mädchens lächeln. „Ein Mord verjährt erst nach dreißig Jahre»," sagte er. , ^ „Und jene dnnlle That istfünsundzwanzig Jahre her," seufzte Gabriele. . H >» „Hätte der unselige Schwarzkopf nicht noch fünf Jahre in: Amerika bleibe» können!" schalt Mathilde init drollige»» Eifer, „da» lväre besser für Euch, für ihn und auch für den arme!, Laba.re ge-, wese»! Was kann man Deinem Vater den» noch thun?" ! .- „Er ivird zu einer längeren Freiheitsstrafe verurtheilt werde», welche die Gnade des Laudesherrn abkürzen »nd in ci» milderes Gefängniß verwandeln kann," erklärte Wintcrseld. „Auch der Untersuchungsrichter hat mich damit getröstet, daß die Strafe eine verhältnißmäßig gelinde sein werde", stimmte Gabriele bei, „das ändert aber in der Sache Nichts. Es »inß geschehen, wie ich es heute Morgen sagte, nie, nie kann ich Deine Gattin werden." c> „Gabriele!" rief Mathilde vorwurfsvoll. „Was kannst D» dafür?" ^ ' „Glaube nicht, daß ich wich schäme, meines Vaters Tochter zn sein!" versetzte das junge Mädchen, den schöne» Kops erhebend, „ich bin stolz ans ihn, ich w« ß, daß er der edelste, großherzigste Mensch von der Welt ist, für Andere ist er aber der Ve.brccher." „Und wen» auch Andere Deiner Auffassung fähig wäre», wenn es mir gelänge, meine Eltern die Sache ans diesem Gesichtspunkte l ansehe» zu lassen, würdest Dn Dich auch dann noch weigern, mir anzngehvrcn?" fragte Wilhelm und ergriff ihre Hand. Sie entzog: sie ihr» nicht, sonder» nmsaßte die seinige mit warmem Drncke:- „Anch dann", antwortete sie traurig, abcr bestimmt, „mein LrbA, gehört meliicui Vater. So lange er gefangen ist, muß ich in seiner Nähe weilen, erlangt er seine Freiheit wieder, so muß ich ihn be gleiten in die Einsamkeit, ivo er sich verberge» wird. Er hat Niemand ans der Welt als mich." „Und ich, Gabriele?" - D „Dn bist jung, Dir sicht di« Welt offen, Dn wirst niich vergessen!" „Nie, nie!" , - „So denke meiner still, wie man der Todten denkt," flehte sie, „vicllcicht nach Jahre», wenn die Herzen nicht nichr so heiß schlage»», wenn nnscre Liebe sich abgcllärt hat zur reine», wu>»schlosen Freund schaft, sehe» wir uns doch »och wieder." Ihre Stimme brach von heftigen. Schluchze» erstickt. Winter' seid schloß sie in sciiic Arme, sie ruhte noch einmal an seinem treuen Herze» »ud die Thrciucn des starken Mannes vermischte» sich mit den ihrigen. Er kannte Gabriele und wußte, daß keine Ucberredung sie von dem Wege abwendig mache»» !o»»»te, den sie für den ihr Von der Pflicht vvrgczeichncten hielt. Ji» eigene» Herzen empfand er» was sie litt und sah ein, daß cS »nr eine nutzlose Granjamkcit sc», die Qual des Abschieds zn verlängern. „Nach Hanse", bat Gabriele. Bald lenkte der Wagen in die Ulmenstraße ei» und hielt vor den» Hause des Doclor Richter. Winterfeld hob die beiden jnngc» Damen heraus. Noch ein Händedruck und die Hansthür hatte sich hinter Beiden geschlossen. „Verloren! Verlöre»!" stöhnte der junge Man», dann aber trat er init dem Fuße fest anf den gcfrvrcncn Boden. „Verloren hat man »nr das, was man selbst anfgicbl! Ich lasse sie nicht; ich will kämpfe»» »ud sie mir erringen!" Er warf sich in den Wagen uud fuhr »ach dem Bahnhof. Eine Stunde später trug ih» der Schnellzug seiner Heimath z». 15. Ein Todlgeglanb ter. Die Mittagszeit des 24. Decembcr war bereits überschritten, nnr noch weulge Stunde» und das Christkind zog i» Hütten »nd Paläste ein, machte die Glücklichen glücklicher und goß auch in die Herze» der Arme», der Mühselige» und Beladene» eine» Strähl jener seligen Kinderfrcnde, welche die herrlichste Begleiterin der Weihnacht ist. Es war bitter kalt und nicht nur die Erwartung n»d Ge schäftigkeit verursachte das hastige Lausen und Drängen i» de»» Straßen, sonder» auch der Wunsch, so schnell wie möglich i»'S warme Zimmer zn kommen. I» de» volkreichen Stadttheile» ballte»» sich die Menschen ost zu so dichten Knäueln zusammen, daß die Wage» nnr schrittweise vorwärts komme» konnten, trotzdem cs de» Nvsse- lenkern, wie den Insasse» der Fnhrwcrke ebenso sehr darum zn thn» War, schnell an Ort »nd Stelle zn gelange». Von, Ostbc>h»l:of her kan» eine Droschke, i» welcher zwei tief i» die Pelze gewiclclle Herren saßen, die es besonders eilig zu haben schiene», wenigstens blickte der jüngere von beiden iniiner wjeder an» dem Wagenfenster, und beklagte sich über de» Schnecken» gang des Gefährtes, was de» brave» Kutscher zn der gemurmelten Bemerkung Anlaß gab: „Möchte wohl wisse», waruni'S so pressirt, nach dem Cciminalgericht kommt man immer noch zeitig genug." Die Herren wa rn jedenfalls anderer Meinung, denn sie ließen sich, nachdem sie dem Eisenbahnzugc entstiegen, ohne sich erst Zeit zu nehmen, sich durch eine» Imbiß zn stärken, unverzüglich »ach dem Criminatgebäude fahren und verlangten, als sie dasselbe trotz aller Hindernisse endlich erreicht hatten, sofort in einer sehr dringlich«, : ....
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