Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188508155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-15
- Monat1885-08
- Jahr1885
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1885
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Redaktion und Lrpeditioo JvdanneSqoffe 8. SPttchlinnden der Redaktion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmstiags 5—6 Udr. PIK du NtiN»»d> ki»t»i-»kler vi-nmcum, »»cht «ch du >ir»»cn-, »>«l Annahme »er skr »>r näckftf«l>en»« Nummer bestimmten Inserate au Wo<tir»»>„r» bis 8 Uhr Nachm»tta>«, au La»»- uns Aeftlagen srktz bl«Utzr. 2n de» /iiiaien für 3ns.-^nnah»e: Ltto Kicmm. Universität-straße L. L»»>» Lösche, Kaiharinenstr. 23, p. nur »>S '/,» llhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auslage LS.IOV. Zbounrmrnlsvrri» vienell. 4'/, KL wcl. vnaaenoha 5 Mt., durch di« Gift bezogen 6 Mk. Jede einzelne?rum»« 80 Pt- Velegeremplar 10 Pt aebüdren für Extrabeilane» ti» Tageblatt-Format gesnltzt) «»ne Lostbesörderung M Mk. «Ik Poftdesörderung 48 Ri. Inserate Sgrspaitene Petitzetlr 20 Pt. »rtßere Schritten laut »ui. PreiSverzeuhntß. Tadellanicher u. Ziffernsatz auch HSHrrm Tarif. Reklame» «arr dem RedactioaSftrich bte4aesvalt. geile SO Pt., vor den gamiliennachrichte» die -gespaltene geile 40 Ps. Jnlrrate stad stei« a» die Gypebitinn z» ieude». — Rabat« wrrd nicht -ege»«,. Zahlung penannniernnäo »der dura, Hoft- nachnahmr. «n* 227, Sonnabend den 15. August 1885. 78. t Zm gtsiilligen VeachtW. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 1«. Augnst, Vormittags nur bis 2« Uhr geöffnet. Lxpeültlon äes I-elp/lKer l'axedlatteZ. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Laut Angabe de» am 17. November 1887 geborenen Bäcker gesellen Paul Emil PeterS ist dessen angeblich in Lindenau ausgestelltes Arbeitsbuch >n hiesiger Stadt abhanden gekommen. Etwaige Wahrnehmungen über den Berbleib gedachten Buche- bitten wir hier anzeigen, bez. dasselbe im Ausfindung-- falle anher Obstmarkl Nr. 3, 2. Elage, abiiesern zu wollen! Leipzig, den 10. August 1885. Der Rath der Gtadt Leipzig. I)r. Tröuvlin. Reichel. V «m gestrigen Tage ist Herr Vicebürgermeister a. D. vr. zur. Martin Eduard Stephani, Ehrenbürger der Stadt Leipzig, Comthur rc., nach längerer Krankheit verschieden. Der Verewigte hat, nachdem Er 18 Jahre lang Mitglied de» Stadtverordneten-Eollegium- gewesen war, mehr als V Jahre lang mit an der Spitze der städtischen Verwaltung gestanden und durch die Schärfe und Festigkeit Seines UrthcilS, durch seltene Thatkrast und Sein alle Gebiete der Verwaltung beherrschendes Wissen auf die Entwickelung der Stadt in wichtiger Zeit maßgebenden Einfluß geübt, zugleich aber durch die Lauterkeit und Selbstlosigkeit Seine» Wesen- Sich die allgemeinste Hochachtung erworben. Mögen Seine Verdienste um unsere Stadt, welcher Er lange Jahre hindurch im Reich»tage mrd im Landtage ein würdiger Vertreter gewesen ist, Ihm in den Herzen Seiner Mitbürger ein treue- und dankbare- Andenken sichern. Leipzig, am 14. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Trvndlia. Hcntschel. Bekanntmachung. Laut Angabe des am 7. April 1869 zu Poersten bei WrißenselS geborenen EigarrenarbeiterS Edmund Otto Merker ist dessen angeblich in Möckern ausgestelltes Arbeits buch in hiesiger Stadt verloren gegangen. Wir bitten dasselbe im AusstndungSfalle anher, Obst markl 3. II. Elage, abliefern zu wollen. Leipzig, den 8. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvndlin. Reichel. Bekanntmachung. Die von un» zur Submission ausgeschriebene Anlieferung gußeiserner Baumgitter ist vergeben und werden daher die unberücksichtigt gebliebenen Submittenten ihrer Offerten hier mit entlassen. Leipzig, den 10. August 1885. Drr Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlio. Krumbiegel. Bönigl. Vaugemerkenschule zu Leipzig. Der Unterricht im kommenden Wintersemester beginnt am 5. O tober früh 8 Uhr. Anmeldungen Neueintretender sind mündlich oder schriftlich an den Unterzeichneten zu richten. Anmeldungen früherer Schüler sind, sofern dieselben nicht schrift- lich geschehe», Freitag, den 2. Oktober, von 9—11 Uhr tm Schul- local zu bewirken. Die Prüfung der Neuriutretradeu findet Dooaer-tag, den 1. Ociober, früh 8 Udr, Prüfungen für höhere Turf«, wie Nachprüfungen finden Freitag, den 2. Oclober, früh 8 Uhr statt. Zur Ausnahme ist erforderlich: 1) Das erfüllte 16. Lebensjahr. 2) Eine mindestens aus zwei Halbjahre au-gcdehnte praktische Beschäftigung im Baugewerbe. 3) Eine Borbildung, wie sic als da» Ziel der Volksschule fest, gesetzt ist. Dies ist durch Zeugnisse nachzuweisen und außerdem ein Zeugnlß über gute» Verhallen, wie ein Impfschein beizubringen. Bei höherer Borbtldung können Dispensationen von den beiden ersten Bedingungen eintretea. Tie Dtreeti««. W. Hey. Leibnizstraße 6. Bekanntmachung. Bei der hiesigen Ober.Postdirection lagern die nackbezeichaeten unbestellbaren Postsendungen: Lli»»eI»reN»I»r1«ir«. Au« Leipzig: an L. Baumgarreu, Adr. R. Fiering in Berlin, Amalien straße 10, v. 7. 2. 85, an A. Schuddert, bei Logt in Leipzig, Hohe Straße 7, v. 7./2. 8ö. an Louis Keck in San Franci»co. v. 2/12.84. an Frl. Johanna Hahn. Adr. Frau verw. Hahn in BreSlau, Markt 11, v. 10./2. 85. an Gräfin Julie Serdonyi in Buda-Pest, Rmg 4l v. 24 /3. 8b, an Registrator Ertel (der Sitten-Polizei) in Berlin v. 15/4 8b. an Frl. Anna BunSki in Hamburg. Schwingerstr. 13. v. 14./4, 8S, an Greis in Leipzig, v. 13./5. 8b; au« Merane (Lachs.) an Wieck in Chemnitz. Lelsingstr. 4, v. L0./2. 8b; au« Chemnitz: an Docior Fritz Merkel in Merane, v. 10./4. 8b. an Friedrich Fricke in Hamburg, v. 20/5. 8ö. an Kr. F. Merkel in Merane, v. 30^4. 85 mit »>»!»« Aus Leipzig: a» Frl. Lieschen Rouulger in Leipzig, Hauptpost, lagernd, v. 18.i1. 8b, an Frau Pauliiie Röder in Dre-den-A. Kaulbachstr. 6. II., v. 14 /2.85, an Frau Amalie Schmitt in Ellerbeö bei Kiel, v. 13./3. 85. an Karl Jahn in Chemnitz, v. 1S./4. 85 au? Ailiiabcrg (iirzaeb ): an M R. S. 32 postlagernd Buchbolz v. 8.,2. 85; auS Liuibach (Lachsen): an A. G. 50 postlagernd Zwicka», v. 4/2. 85. Au« Leipzig an Kaufmann Alwin Seiffert in Borna, v. I0./1. 85 über 5 00, an Okw Hesielbarlh, Adr. Max Döring in Hamburg St. Pauli. Hamburgcrstr. 57, v. I9./1. 85 über >4 10.05, an Sternberg in DreSIau, v 25,/ll. 84 über 45.00; aus Reitzenhain: an Frist «r Anolliiiger in Schwabach, v 17./12. 84 über 15.40 au« Jeßnitz lAtthalt): an L L. Krüger in Leipzig, v. 23./1. 85 über .>4 125, iür eine Nachnahmesendung. Au« Leipzig: an H. Salm 4 in Zwickau (Sachsen) postlagernd, v. I7./1.85, an Julius Marder bei Vrauverwaltrr Araichen in Altrndurg v. 18.,3. 85. Die unbekannten Absender bezw. Cigenlbümer der vorbtjeickmeien Gegenstände werde» hiermit auigesorderl, ihre Ansprüche an die selben binnen 4 Wochen, vom Tage des Lricheinens dieser Bekannt machung an gerechnet, bei einer Postanstalt des Oder-Poftdirection« bezirk« Leipzig geltend zu machen. Haben sich innerhalb der vor gedachten Frist zur Rückforderung Berechtigte nicht gemeldet. I werden die Geldbeträge der Poituiiterstützungseasie überwiesen und der »um Bcrkans geeignete Inhalt der Sendungen wird zum Besten dieser Tasse öffentlich versteigert werden. 13. August 1885. Irr Kaiserliche Lder-Poftdireetor. In Verireiung: C a l a m e. Leipzig, Den Herren Stadtverordneten beehre ich mich hierdurch anzuzeigrn, daß zufolge einer heute eingegangenen Miltheilung de« Rathe« die Trauerseierlickkeit für Herrn Bicebilrger« mejster a. D. Vr. Stephani Sonnabend, den 15. August a., Nachmittags 5 Uhr >n ver Capelle de« neuen JohanniSfrieb- hofcS stattsinven wird. Leipzig, den 14. August 1885. Daö Bureau der Stadtverprd«etru. I. A. Nüster, Archivar. Bekanntmachung. von dem Unterzeichneten Armenamle sollen im Stadthause allhier (Eingang Mühlgaffe Nr. 7) Mittwoch, de» LS. August ». Vorurittag» von 8 Ühr an ei«e Partie getrageue Kletduug-stüste, Möbel, Hau». undKüchengeräthe, Betten und dergleichen mehr meist bietend versteigert werden. Leipzig, den 13. August 1885. DaS Armenamt. Winter. Junghähnel. Auction. LannneStag, »en SO Augnst vormittag« IS Uhr sollen im Hofe des alten JohanniSbospital«, HoSpitalstraße Nr. 1, zwri Pferde he» städtischen MarstaUr» an den Meistbietenden, gegen sofortige Bezahlung, öffentlich versteigert werden. Sonstige Bedingungen werden vor der Auktion bekannt gegeben. Leipzig, den 12. August 1885 Dr» Rath« Vrt«noniie-Jnsprrti»n. Nichtamtlicher Thetl. Iür Parteilage. IX. (Schluß.) * Da der problematische Werth eine» Ministerverant» wortlickkeilSgesetze« mehr und mehr erkannt wird, wendet sich da« öffentliche Interesse um so lebhafter der anderen parlamentarischen Waffe zu, dem sogenannten Steuerbewilligungsrecht, v. h. der Einrichtung, daß die Einnahmen des Staat«, inSbesonvere die Steuern, von der Regierung nicht kraft einer ihr ein für allemal zu- gcstandencn Vollmacht, sondern nur auf Grund einer jeweils nur für eine Bukgetperiode erfolgenden Bewilligung der Volksvertretung erhoben werden dürfen. ES ist klar, daß eie letztere durch diese- SteuerbewilligungS- recbt. sofern man dasselbe ai- ein innerlich unbeschränkle- aussaßt, der Regierung gegenüber eine sehr große Macht erlangt, unvergleichlich größer alS durch da- bloße Au-- gabcbewilligunstSrecht. denn eme nicht bewilligte Ausgabe kann ohne Schwierigkeit für die Negierung von dieser that- sächlicb gemacht werken, wenn fic nur im Besitz der er forderliche» Mittel ist, während ihr gerade diese durch eine von der Bevölkerung befolgte Sleuerverweigerung entzogen werden. Da» Recht der Volksvertretung, frei nach ihrem souveränen Ermessen bie Zahlung ver Steuern aller ober irgend eine» unentbehrlichen Thcil» derselben zu hemmen, obgleich die Unentbehrlichkeit scststeht und anerkannt ist, hat aber einzig al- PressionSmittel gegen die Regierung, nament lich um einen Mlnisierwcchsel nn Sinne de» parlamen tarischen System- zu erzwingen, einen Sinn. Die wirk liche Einstellung der Steuerzahlung ist rechtlich und thatsäcklich unmöglich; rechtlich, weil ohne Steuer einnahmen die zur ihrer Erfüllung aus dieselben angewiesenen rechtlichen Derdinklichkeiten ke» Staat» nicht erfüllt werden können, thatsächlich, weil ohne dieselben der Staat überhaupt nicht existire» kann. ES wäre offenbar widersinnig, der Volk-Vertretung die Absicht unlerzuschieven ober da» Recht beizulegrn. durch ihre Beschlüsse den Staat auszubeben. Der Beschluß, die Steuern zu verweigern, obgleich ihre Unentbehr lichkeit außer Frage steht, kann daher keinen anderen Sinn baden al- den, es solllen irgend welcheForderungen de- Par lament- erfüllt, namentlich ein der Mehrheit desselben ge nehme- Ministerium eingesetzt werde». Indem die Lolk-ver- trelung die al- unentbehrlich anerkannten Steuern verweigert, droht sie, um ihre Forderungen turckzusetzen, mit der Aus- lösung der Staatsordnung in der Hoffnung, die Krone werde, um diese Gefahr zu vermeiden, dieselben lieber zugestehrn. Macht man aber mit dem Recht der Krone, die Minister frei nach ibrer Ueberzeugung zu wählen, Ernst und nimmt man an. sie beharre auf ihrem Recht, so führt die Steuerver- wrigerung zu einem unmöglichen Zustank, auS welchem e» einen rechtlichen AuSweg nickt giebt. Da- absolute Steuer- verweigerungSrecht ist um nicht» besser al- da» mittelalter liche FebbereLt der Stände gegen den Lande-berrn, in seiner Anwendung liegt die Erklärung, die Mittel der Rechtsordnung seien erschöpft und die Herrschaft der Thatsache» beginne. Für da» reine constitutionellc System ist ein« wesentlich andere Auffassung de- Buvgetrecht- begründet. Auch bei diesem System empfiehlt eS sich, da« ganze Budget, Ein nahmen und Ausgabe», von der periodischen Genehmigung der Volksvertretung abhängig zu machen, nicht um eine» konstitutionellen PrincipS willen oder um ein Pression-mittel gegen die Regierung zu schaffen, sondern au- dem rein sach lichen Grund, weil da« Budget nach seinen beiden Seilen, den Ausgaben und den Einnahmen, ein untrennbare- Ganze» ist, welche» zweckmäßiger Weise nicht zur einen Hälfte, in Betreff der Ginnahmen, durch dauernde Gesetze, zur andern in Betreff der Au«gaben je nur für eine Bukgetperiode durch den Gtaat-hau-halt-etat sestgestellt werden kann. Die Volk«- Vertretung Vars aber da- ihr zustehende Recht in seinen beiden Beziehungen nicht wie ein Privatrecht nach freiem Belieben oder zu andern außerhalb der Sache gelegenen Zwecken verwenven, sondern sie ist, da jede öffentliche Gewalt eben so sehr Pflicht wie Recht ist, verpflichtet, die als „othwenvig anerkannten Ausgaben und die entsprechenden Einnahmen zu bewilligen, und diese Pflicht ist nicht nur eine moralische, sondern eine rechtliche in dem Sinn, daß ein Zuwiderhandeln gegen die selbe al» eine Verletzung der Rechi-orvnung zu betrachten ist. Bei d'e'.-r Auffassung de- Buvgetrecht- kommt die praktisch größere Beveulung dem Reckt, die Ausgaben zu bewillige», zu. Ein großer Thcil derselben beruht allerdings unmittelbar auf gesetzlichen Vorschriften und darf schon des halb, wie auch in Ver parlamentarischen Praxis unbedingt anerkannt ist. nicht verweigert werden, und ein anderer Theil ist thatsächlich so unwidersprcchlich nothwendig, daß die Ab lehnung unmöglich ist. Die Volksvertretung hat aber doch immer da» höchst wertkvolle Recht, alle diese Ausgaben aus das unent behrliche Minimum zu reduciren und überdies in jedem Budget sehr zahlreich vorkommendcn Anforderungen, deren Gewährung nur zweckmäßig oder wüuschen-werth wäre, nach freiem Er messen zu bewilligen oder zu verweigern, und sie besitzt darin ein vollkommen au-reick'-nveS Mittel, nickt nur im Interesse der Slcuerzabl r ans richtige Sparsamkeit hinzuwirken, sondern auch einen zwar indirekten, a er keineswegs unerheblichen Ein fluß aus die Regier» >g auSzuübcn. Äm Reich ist daS Budgetrecht > ach d wn Gcsichtspuncten geordnet und hat sich bewährt. Der Reichelag hat das Recht der AuSgabcbewilli ung mit dem Vorbehalt, daß bei Feststellung des Militair- luSgabe-Etats die gesetzlich bestehende Organisation des ReichSheereS zu Grunde gelegt werden muß. Behagen oder Mißbehagen über den Gang unserer poli tischen Entwickelung hängt wesentlich davon ab, ob man sich entschließt, einfach auf alle Versuche zur Einführung oder Nachahmung des parlamentarischen RegierungS- systemS zu verzichten oder nicht. Die Zabl Derjenigen, welche an die Möglichkeit seiner sofortige» Verwirklichung glauben, ist wobl äußerst gering, nicht unbeträchtlich aber die Zahl Derjenigen, welche sich nicht entschließen können, eS al- letzte« Endziel aufzugebcn, und weiche einstweilen im Sinne desselben urtheiien und nach dem Maßstab desselben messen. Was die Zukunft bringen wird, kann Niemand wissen; zur Zeit, daS heißt für den ganzen Zeitraum, welcher bei dem politischen Handeln über- baupt in» Auge gefaßt werden kann, ist da- parlamentarische RegierungSsyflem, wie wir überzeugend nachgewiesen zu haben glauben, im deutschen Reich unmöglich, von allem Anderen abgesehen, auch wegen der thatsächiichen Beschaffenheit unserer Boik-vertretung und unserer politischen Parteien. Wir sind aus die Pflege und Fortbildung de- rein constitutionellen System- angewiesen, welche- in der anerkannten und kräftig geübten Theiinahme der Volksvertretung an der Gesetzgebung und der Finanzverwaltung volle Gewähr giebt für die Voik-thümlichkeit der RechtScntwickeiung und die Scho nung der finanziellen Kräfte des Staate» und seiner Angehörigen; eS giebt die Sicherheit, daß in unserem Siaat nach Recht und Gesetz verfahren werden muß unter der recht lichen Verantwortlichkeit vec Regierung und unter dem mit ausgedehnten Schutz unabhängiger Gerichte, und eS eröffnet durch die politische Verantwortlichkeit Ver Regierung bie Möglichkeit, deren Gesammkhaltung so zu beeiiiflussc», daß sie der von einer bleibenden Mehrheit der Volksvertretung verthcidigten politischen Richtung aus die Dauer Berück sichtigung nickt versagen kann. Diese- System ist freilich noch weit entfernt von der Vollendung seine« inneren Au« baue», welcher erst au» der Arbeit und den Ueber- lieferungen vieler Generationen hervorgehen wird. Wir sind aber doch seit drr Gründung de« Reichs ent schieden und mit Erfolg in seinen Bahnen gewandelt, und wenn man nach seinem Maßstab mißt, wird ein großer Tkcil de» vorhandenen Mißbehagen» und der Klagen, für die Zu kunft sei nicht» vorbereitet, al- unbegründet erscheinen DaS ist unter allen Umständen unvermeidlich, daß wir euie un geheure Lücke empfinden werden, wenn wir einmal die Kraft ke- Reichskanzler» entbebren müssen. Er hat un« aber doch für immer aus den richtigen Weg gewiesen, und er hat. in dem er den Reich-tag zum Pfleger und Vertreter veS natio nalen Gedanken» machte, demselben ein politisches Macht mittel ersten Ranges in die Hand gegeben, daS für unsere Zeit von weit größerer und jedenfalls für unser Volk glück llcherer Wirksamkeit ist als die heule nicht mehr anwendbare mittelalterliche Subsidienbewilligung. Leipzig, 15. August 1885. * Die Heimkehr de-Kaiser« giebt der „Norddeutsche» Allgemeinen Zeitung" zu folgender Befrachtung Anlaß: „Unser Kaiser ist nach dem Gebrauche der C»r in EmS und Gastrin wieder zu un- zurückaekehrt und hat zunächst seine Residenz aus dem Liebling-schloffe an der Havel genommen. Do» Au»- ehen de- greisen Monarchen hat den Herzen, welche ihm mit Liebe unv Verehrung entgeaenschlagen, bie beglückende Gewiß heit gegeben, daß, wie i» früheren Jahren, so auch die-mal der Besuch der beiden Bäder von dem besten Erfolge für die Gesundheil Sr. Majestät begleitet war und zu deren Be- estiguna in ersrruliwster Weise mitgewirkt hat. Die Berichte auS Gastein. welche die Rüstigkeit und Frische unsere- kaiser lichen Herrn sckilderlen, finden eben ihre volle Bestätigung in dem persönlichen Anblick desselben, welcher un- jetzt wieder gegönnt ist. Auch diesmal ist der Liebe und Verehrung, welche den heimkehrende» Kaiser begrüßt, wiederum die freudige unv loize Genugthuung zu Theil geworden, daß sie nicht aus d»e Em pfindung des preußischen und de« deutschen Volke» beschränkt ist. Kaiser Wilbelm besitzt den Zauber, sich allerorten VieHerzrn zu ver binden, wo immer er erscheint, imponirend durch die Erhabenheit einer Stellung und den unverqänglicheu Ruhm seiner Thaten, aber ebenso unwiderstehlich fesselnd durch die freundliche Milde einer erhabenen Persönlichkeit. Und wenn, wie in früheren Jahren, Gastein der Schauplatz der freundschaftlichen Be gegnung unsere» Kaiser« mit dem erhabenen österreichischen /Zerrscherpaare war und diese Begegnung auch jetzt da» Gepräge einer Innigkeit trug, welche dem Herzen eben so wohl thut, al- sie der Politik drr beiden großen Nachbar- reiche zu Gute kommen muß: so können wir auch die-mal mit Genugthuung constatiren, daß der Werth etue», auch unter kritischen Umständen erprobten, Freundschast-buude» ebenso in Deutschland wie in Oesterreich-Ungaru gesündigt wird, wie da« auch die Stimmen der Presse in den beiden Reichen vertrauend und hoffnung-voll einmüthia bekund«. So kehrte also unser Kaiser in erfreulichster Frisch« dar Gesundheit, welche die erfolgreiche Badecur neu befestigt hat, in unsere Mitte zurück. Möge der gütige Himmel e» geh«, daß der Welt da- kostbare ruhmreiche Leben unsere- greis« Monarchen in ungetrübter Frische bewahrt werde, und daß Preußen und Deutschland de» weisen und mild« Regiment» de« Kaiser» Wilhelm sich noch lange erfreuen I' * In Wilhelm«havrn soll am S. September der Stapellauf und die Taufe de- Ersätze« für di« Lorvette „Victoria" durch den Kronprinzen mit besonderer Feierlichkeit und im Angesicht de- großen Uebung-geschwader- vollzogen werden. Bei der starken Inanspruchnahme der deutschen Kreuzerflotte für den politisch« Dienst ist die Ver mehrung der Kreuzerfregatten um ein geräumige» und fchuelle« Schiff sehr willkommen, lieber den Bau und die Einrichtung re» Ersatzschiffe» für die „Victoria" wird der „Vossischen Zeitung" geschrieben: Die Lrsatzcorvette für ..Victoria" ist schon im November 1W4 aus den Stapel gelegt; sie ist nach dem vergrößerten »»d ver besserten „Bi»marck"-Mod<ll construirt und steht t» ihren »rdßen- Verhältnissen zwischen der „Leipzig", »nd der „Btsmarck' -LInsse; ie Hai ein Deplacement von 3380 Tonnen» nährend erste« ei» olcheS von 3925, letztere eia Deplacement von L85S Ton« hat. Zum Bau de« Schiffe« ist au«schüeßl>ch Stahl verwendet, dach erhält cs eine vollständige Außenbeplankung mit Kuvserhaut. während die neuen Kreuzer der „Taroia"-Llasse mit Ziakbescklag versehe» sind, ist man jetzt wieder dazu gelangt, dle Kupferung für besser zn halten. Besonder« in tropischen Bewässern wird die Zinkhaut schnell angegriffen und auch durch den besten Anstrich nicht vor einem schnellen Bewachsen geschützt. Kupfer hat viel mehr Widerstand«, kcast, aber e« würde in Folge galvanischer Action aus den Stahl de? Schiffe- zerstörend wirken, wenn nicht jede Berührung zwischen beiden Metallen durch eine sehr sorgfältige doppelte Loizbekiei- düng vermieden würde. Die Armirnng de« neaea Schisse« besteht au- 18 15>Ltm.-Krupp.Beschützen, e< wird ober auch mit Torprd»- schießapparalen und mit Revolverkanonea versehen. Das Schiff er hält zwei selbstständige Dampfmaschinen, die eine Welle, «sp. Schranbe i» Bewegung setzen: e« kann aber in gewöhnlicher Fahrt »nr Kohlen- ersparmß die vordere Maschine au«gekoppeit werden. Beide Maschi nen indiciren 3000 Pierdekräste and sollen dem Schiffe eine Geschwindigkeit von 16 Knoten geben. Der Dampf wird in 8 Chltn- derkesseln mit 5 Atmosphären Hochdruck entwickelt. Auch dir Maschine ist in den Werkställen der kaiserl. Werst in Wilhelhmthoven hrrgestellt, nur die aus Fiußeisen gegossene Schraubenwelle von Krupp in Essen geliefert. Um dem Schisse die Fähigkeit z« verleihen, ohne Benutzung der Dampfkraft nur unter Segel zu kreuzen and längere Reisen zurack leien zu können, erhält e« eine Vollschlff-Takelung. Die Untermasteu sind au« Eisen hergestellt; drr Vordersteven ist au-schiießend und mit einem Gaijon versehen. Um die volle Tegelsüdrung zu erhöhen, ist der Schornstein zum Niederlaffea und die Hirschschraube (von Bronze) zum Lichien eingerichtet. Der Ersatz für die „Victoria" ist ein Versuchsbau, aber, wie e« scheint, ein gelungener. E« ist jetzt allerdings vielfach mehr Slimmung für „geschützle Kreuze^' von großer Ge schwindigkeit, die aber nicht ohne vier di- fünf Millionen berzustellen sind. Der Bau eine- solchen „geschützten Kreuzer»" als Ersatz für die Kreuzersregatte „Elisabeth" ist ja auch von der Admiralität beschlossen. In der Regel aber werden die nickt gepanzerten Kreuzer für die Erfüllung der Aufgaben de» diplomatiscken und bandelSpoliliscken Dienstes genügen. Sir sind sehr wohl geeignet, die deutsche Flagge bei Ausübung der Polizei aus den Meeren zu bekheiligen, dieselbe an den Ge stade» fremder Weitlheile. zuw Sckutz deutscher Interessen, zur Hebung deutsche» NationalgesÜbiS zu zeige» und nöthigen- sallS deren Edre mit der Waffe zu vertreten. Deshalb werden Schiffe wie die neue „Victoria" immer zu verwende« sein. * Ueber den Termin der preußischen Landtagö- wablen sind schon allerlei Angaben gemacht worden, die jedoch um deswillen der Begründung entbehren, weil aa maßgebender Stelle darüber noch gar kenie Berothungen slattgesunden haben. Bevor da» Staat-ministerium wieder in Berlin versammelt sein wird, und das wird vor Mitte nächsten Monat- kaum der Fall sein, wird ein Beschluß darüber überhaupt kaum gesagt werden können. Da aber die Wahlen in den drei nächsten Monaten erfolgen müssen, so hat man im Ministerium de» Innern bereit» damit be gonnen. alle formalen Schritte zur Vorbereitung der Wahlen zu treffen. Die Regierungen sind ausgesordert worden, an- zugeben, wie viel Formulare »e. sie bedürfen, vor Ende Oktober wird der Wahlact schwerlich zu erwarten sei». * Am 19 September d. I. soll in der Nähe von Lud- wig-durg die Parade de« 13 (königlich Württem berg iscben Armeecorp- vor dem Kaiser und in Bei sein de« König« Karl ftattfinden. Aus dem während der Psingstseiertage in Raven-bura stattgebabten Bundestag der Kriegerverrine. an welchem Prinz Hermann zu Sachsen- Weimar theilnahm. wurde eine Vetyeiligung der Krieger- vereine an dieser Kaiserparod« dejchlossen und die «t^recvrn- I een Schrille sind inzwischen de» der milltairischen Behörde I ersolgt. Da- Generalkommando bat nunmehr eine Aus- I stellung der Kriegerverrine auf de» Pnradepiatz genehmigt
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