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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188509044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-09
- Tag1885-09-04
- Monat1885-09
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1885
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ledutis« und Lr-r-iti«» Johoniiesgaffe 8. Hprechkuntka her Uetartt«»: BormiNag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. - W, m, »L»lcr vi--u»cr^«, »»M Ich U»««tz»e »er f»r »te nSchM«l,en»r N«»«er »eftlmmten In fern le an W»<e»1««rn »iS L U»r Nachmittags, a» G*««-»«» Krfttagen IrLtz »t«Uhr. 2» he« Filialen fSr Ins.-Ännahme: Ott« Nlemm, UntversitLtsstraße 1. Lauts Lischt, Katharin«str. 23» p. ,», »iS '/.» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik. Localgcschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. Auflage I»,LV0. .^bonnementsPreis Viertels. 4'/, Mir. incl. Bringeriohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 PH Bclegeremplnr 10 Pf. Gebübren für Extrabeilaaen <in Tageblatt-Format gesalzt! ahtte PoftbesSrderung39 Mk. mit Poftbesördrrung 48 Mk. Inserate ögespaltene Prtitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uni. Preisverzeichniß. Todellanicher u. Zifferniatz nach höyerm Taris. Nerlamen umer dem RedacttonSstrich dielgeivalt. Zeile 50 Ps„ vor den Familiennachrichtc» die Kgespaltene Zeile 40 Pi. Jnierale sind stcl« an die EppeSitio« za ienbeu. — Rabatt wird nicht gegeve». Zahlung praeouwerLnno oder durch Post- nachnadme. 247. Freitag den 4. September 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vrkanntinachlmg. Di« OeMerbekammrr zu Leipzig hat beschloss«, zur theikweiien Deckung ihres VerwaltungSaufwande« für da« laufend« Jahr aus t«h« Uhart des sitr da« Einkommen tu Spalte ck de« Einkommen- fteuer-LalafterS lEinlommeu auS Handel und Gewerbe) entfallenden DtmmrbetrayS erueu Zuschlag von zwei Pfennigen erheb« za laste». Dieser Zuschlag, welcher mit dem auf de» 30. September d. I. k«ll«d« Hebetermia der staatlichen Einkommensteuer erhoben werden soll, ist von den zur Sewerbrkammer wahlberechtigten Bewerb- treibeud« de« Kammerbezirkes (Stadt Leipzig, Zwenkau. Taucha, Markranstädt »nd die zur Königlichen Amtshauptmaoaschast Leipzig aehSreuden La»d-emeiade»), drre» bezügliches Et»kommeu 600 tderfteigi, za e»trichte». Leipzig, den 4. September 1885. Die »ewerbekammer. D. «. Oehler. Bors. Herzog. Srcr. ver-eigerung. Msutag »ud LtenSkag. den 7. und 8. September 1885, da» Vormittags '/,10—'/,1 Uhr uad Nachmittag« vo» 2—6 Uhr, soll« im Auction-saale de« hiesige» AmtSgerichtSgebäudeS vecschic- d«e Kürschnvrwaaren, alS: 708 Stück Schaffelle, 378 St. Bisamselle, 57 St. Katzenfelle, SS St. Rerzselle, 38 St. Iltisfelle, 2? St. Opossumselle. 5 St. Kauiusell«, 4 St. Haasenselle, 2 St. Schuppenselle, 31 St. Iltis schwarten, 20 St. gerupfte Bisam, 12 St. Viiamblätter, 10 St. Fuch«wamme, 2 St. Satzeasuttrr mit Besatz, 36 St. Herreu- und Fraueapelze, 10 St. Frauenpelzüberzüge, 51 St. verichied. Pclz- »agen, 4« St. verschied. Müsse, 32 St. verschied. Stola«, 1 Korb mit Pelzwaaren, 3 St. Teppich«, 1 Partie Handschuhe und Muffe, 1151 St. Sommer- und Wintermützen, 619 St. Filz- und Stroh- hüte, 1? St. Lhliaderhüt« and 2 Rollen Schweißleder, ged»«» sofortige Baarzahlung a» den Meistbietenden öffentlich ver steigert werdea. Lta specielle« Verzeichnis der zu versteigernd« Gegenstände hängt »m Flur de« hiesigen Ämt-genchtS a»S. Penia, den 29. August 1885. Der «krichtSvollzteter des «Sntgl. Amtsgerichts daseldst. Haugk. ^ ZwlmgsokrsngerLng. La« im Grundbuch« aus den Namen Minna Meta verehel. Grorgi geb. Schieferdecker eingetragene Grundstück, herrschaftliche Villa, Folium 75 de« Grundbuch« sür Haulwitz, aus 54,000 geschützt, soll im hiesigen Amtsgericht, Zimmer Nr. 6» zwangsweise versteigert werde» und ist der 26. September 1885, Vormittag« 10 Uhr, als BerftelgernngStermm anbernumt worden. Borna, d« 31. August 1885. Da» Königliche «nttSgericht. Llemeu. (In 3.) Beglaubigt. Der GerichtSschreiber. I. B.: Weigand. Nichtamtlicher Theil. Die Larolinenfrage. Daß sich aus der Slreilsrage über die Carolineninseln «ine dauernde Entfremdung zwischen Deutschland und Spanien oder gar ein Krieg entwickeln könnte, ist obne Weiteres zu verneinen, aber die Sache hat eine andere, für Spanien selbst höchst gefährliche Seite, und daS ist daS Hervortreten der dem Königthum feindlichen Elemente, welche die allgemeine Aufregung sür ihre Zwecke auSzubeuten suchen. Spanien ist ein Land, welches nur durch eine äußerst vorsichtige und maßvolle Regierung vor revolutionairen Leidenschaften be wahrt werden kann. Die bestehenden Zustände sind noch Verhältnißmäßig neu und haben noch nicht feste Wurzel im Bolle gefaßt. Der König ist von dem besten Willen beseelt, aber er hat mit den größten Schwierigkeiten »u kämpfen. Seine Rathgcber sind nicht zuverlässig und schwanken zwischen Conservali-mu- und Radikalismus, zwischen Monarchie und Republik hin und her. Eine charak teristische Erscheinung zur Beurtheilung der spanischen Zu stände war das Ministerium Posada Herrera, besten KriegS- minister den seltsamen Gedanken halte, dem Parlament den Willen der Armee unter Ucbergehung der Person des Königs auszwingen zu wolle». Die kurz aufeinanderfolgenden Mili- tairausstände zeigten, daß die Erinnerung an die Pronuncia- mienloS der Vergangenheit den Spaniern noch immer im Blute sitzt; der abenteuerliche Zug, welcher den Spaniern eigen ist. macht sich bei jeder Gelegenheit geltend, sei cS bei Slicrgescchten oder bei Borqängen, welche daS Nationalgesühl erregen. Heute jauchzt die Menge dem Könige zu, weil er die Beleidigungen des Pariser Volkes mit Würbe zurückge wiesen hat. morgen ist es ebenso geneigt, die mächtigen Freunde des König- zu beleidigen, wenn sie Recht« Spaniens zu verletzen scheinen, mag diese Verletzung auch nur in ihrem Wabne bestehen. Deshalb war eS ein schwerer Fehler deS Ministeriums Ca- novaS, daß eS die auskeimende Erbitterung deS spanischen Volkes wegen Verkündung der deutschen Schutzherrschast über die Earolineninsel» nicht im Keim zu ersticken suchte, daß e- sich von der Bewegung treiben ließ, statt ihr Halt zu gebieten. Als die spanische Regierung des begangenen FeblerS inne wurde, war cs bereits zu spat zur Umkehr, die Wogen der VolkSleidcnschast hatten bereits eine so bedenkliche Höhe erreicht, daß sic die Regierung, welche ihnen Widerstand zu leisten versuchte, in Gefahr brachten, von ihnen hinwegg-- schwemmt zu werten. ES fehlte dem Ministerium CanovaS an der Urlbeüskraft, zu erkennen, daß die Carolinensrage zur Frage über die SkaatSform werden mußte, wenn sie nicht im Sinne der Voiksnielnung kühn und energisch gelöst wurde. Der militairische Club in Madrid, unter Führung de- Generals Salamanca und der Erminister MartoS und Becerra. von denen der eine das Großkreuz deS Rothen AdlerordenS an den deutschen Kronprinzen mit einem un geziemenden Schreiben znrücksandre, die beiden andere» das Volk von Madrid bei der deutschfeindlichen Kundgebung vom 23. August von den Fenstern deS Ciudhauses au« begrüßten, die Ossicicre von Valencia, welche sich dem Vaterland zur Verfügung stellten, die Armee, welche eine Sammlung zum Ankauf einer Fregatte eröffnet«, die Studenten von Sevilla, welche sich erboten, al» Freiwillige gegen Deutschland zu dienen, sie Alle gaben den Weg an. auf welchem ihnen die Regierung folgen mußte, wenn sie hoffte, am Ruder zu bleib« Da« war aber die Meinung von CanovaS von Anfang an nicht gewesm, er glaubte die Bewegung nach Belieben leiten zu können, nickt ihr folgen zu müssen, und darin bestand eben der große politische Febier. daß er die Bedeutung der Bewegung nicht rechtzeitig erkannt hatte und sic de-haib im Keim zu ersticken entschloss« war. Tie Auflösung de» wili- tairischen Club» in Madrid, die Bestrafung eines OssicierS, welcher sich an der Kundgebung vom 23. August brtbeiligte, die Erklärung der ministeriellen Organe, daß die patriotischen Auswallungen inopportun seien und an Nebertreibung leiden, kommen zu spät, um noch ihre Wirkung üben zu können, das spanische Volk befindet sich in einem Rausch, dessen Folgen unberechenbar sind und welcher die Monarchie AisonS' XU. in ernste Gefahr bringt. Was wolle» jetzt alle Beschwich tigungsversuche besagen gegenüber von Kundgebungen wie diejenigen vom 27. August in Barcelona! 100,000 Menschen versammelten sich vor dem RegierungsgebSiive und macht« bereit- Anstalt, Feuer an die verschlossene Thür z» legen, um die spanislbe Fahne aufzuziellen, nachdem sie sich gewaltsam Eingang verschafft hatten. Ter Gouverneur hat durch sein thatkrästigeS Einschreiten allein die Gefahr be schwor«. Ohne die Aufbietung der Truppen, welche den Platz vor dem Regierungsgebäude säuberten, herrschte heute die republikanisch-socialistische Partei in Barcelona, und welches Beispiel dieser „Erfolg" gegeben hätte, läßt sich ermessen, wen» man an die Zeit vo» 1868 bis 1874 zurückvenkt, in welcher die Anarchie in Spanien die schlimmsten Blüthen trieb, wie i» Murcia und Carthagrna, wo sich Regierung« nach dem Muster der Pariser Eommune aufgethan hatlem Spanien ist da- Land der Verschwörungen, und deshalb sind« sich dort im entscheidenden Augenblick stet- die ent sprechenden Persönlichkeiten. Man nennt den ehemalig« eng lisch« Gesandten in Madrid, Morier, welcher die Rolle des Hetzers in der Carolinensrage in Spani« gespielt habe. Mag dem sein, wie ihm wolle, die Thatsache einer gefährlichen Aufregung in Spanien ist vorhanden, und diese genügt, um daS Bestehende dort in Frage zu stellen. Die Armee hat sich al- regierungs treu in Barcelona bewährt, aber nur deshalb, weil der Gouverneur ip< entscheidenden Augenblicke da» Rechte that; wie aber, wenn eine Persönlichkeit wie der General V. Salamanca in Barcelona den Oberbefehl in Händen gehabt hätte? Wie daS OsficiercorpS in Valencia gesonnen ist, hat der Schritt gezeigt, welchen dasselbe aus eigenem Antriebe ohne Beseht von oben her that, uin sich in politische Angelegenheiten zu wischen. Wie sich der Generalcapitain von Andalusien Angesichts des Anträge- der Student« von Sevilla verhalten hat, sich als Freiwillige in die Armee ein reiben zu lasten, um gegen Deutschland zu kämpfen, ist hier nickt bekannt, aber eS wäre nicht zu verwundern, wenn er nach dem Beispiele deS Generals v. Salamanca die Studenten weg« ihre- patriotischen EiserS belobt hätte. Aus den vorstehenden Anveutungcn ist zu ersehen, daß die spanische Regierung in unverantwortlicher Weise mit dem Feuer gespielt hat. und daß eS nicht das Verdienst der Minister ist, wenn AisonS XII. dennoch König von Spani« bleibt. ES ist die Nachricht verbreitet worden, daß der König an den deutschen Kronprinzen geschrieben und ihn ersucht habe, seinen Einfluß mit dem seinigen zur Beruhigung der auf geregten Gemntber aufzuwendcn. Mag diese Nachricht aus Wahrheit beruhen oder nicht, sie ist jedenfalls bezeichnend sür die Sachlage. Daß eS der innigste Wunsch dcö Königs AisonS ist, die Streitfrage wegen der Carolineninscln im Einverständniß mit Deutschland auS der Welt zu schaffen, kann keinen Augenblick bezweifelt werden, eS bandelt sich sür den König von Spanien nur um Auffindung des recht« WegeS, um aus der Schwierigkeit hin- auszukommeil, in welche ihn die Thorhcit seiner Mi nister gestürzt hat. WaS fehlte kurz nach dem Re gierungsantritt des Königs, und Cuba, die Perle der An tillen, wäre jür Spanien in Folge der im Mutterlande herrschenden Verwirrung sür immer verloren gegangen! Martinez CampoS, der bewährte General, sorgte dafür, baß die- nickt geschah, und heute vermißt sich eine unpvpulairc Negierung zu ihrer Rettung die Frage auszuwerse», ob eine Inselgruppe von sechs Qilakratmeilen Areal zu Spanien zu rechnen sei oder nicht. Wenn man der Thalsache näher aus den Leib rückt, so begreift man die Thorheit der Person«, welche daraus eine europäische Frage machen konnten, so wenig, wie den Wahnwitz Derer, weiche aus der Wahl dcS Prinzen von Hvheuzollcrn zum spanischen König eine» Krieg zwischc» Deutschland und Frankreich entzünden konnten. * Leipzig, 4. September 1885. * Zur Angelegenheit der ZeitungScrörterung« über die Carolinen reginrirt die „Kölnische Zeitung" auS Berlin vom I. September folgendes Trlegramm: „Die ruhige Haltung, welche die gesammle deutsche Presse dem gar nicht zu bezeichnenden Tone der spanischen Zeitungen gegen über bewahrt hat. zeigt deutlich, daß die öffentliche Meinung in Deutschland, in> Bewußtsein, daß wir nur unser Recht behaupt« wollen, und in begründetem Vertraue» aus die bewährte Mäßigung der deutschen Politik mit den Spaniern an Helligkeit nicht wetteifern will. Man wird hier ruhig abmarten, daß Spanien in der bei den civilisirten Nationen üblichen Weise seine Ansprüche gelt.nd mache. Schwipsen ist nicht beweisen, da« fällt nur auf die Spanier selbst zurück. Die „Kölnische Zeitung" schrieb gestern: „DaS eine Gute wird da? ganze Lrgebniß immerhin baden, daß sich bei diesem geringfügigen Anlaß einmal die wahre Gesinnung der öffentlichen Meinung Spaniens nackt und klar unseren Blicken offenbart hat. Wir wissen jetzt, westen wir un« von dort in kritischen Zeiten zu versehen haben." Eigentlich Hütte e« dieser Lehre nicht bedurft; wen» wir nachtragend märe», so hätten wir sie in der Vergangenheit geiunoen, in der Haltung Spanien« während des Krieges 1870. Dieser Krieg ent- stand ja doch dadurch, daß Napoleon III. sich in die inneren An gelegenheiten Spanien« ciiimischic und dem Lande die freie Königs- wähl nicht gestatten wollte. Dem gegenüber wäre e« sicherlich vor Allem Spanien? Aufgabe gewesen, seine Unabhängigkeit gegen die Fremden z» vcrtheidigen, »nd jedenfalls hätte Deutschland damals erwarten können, wer» e« für sein Entgegenkommen gegen spanische Wünsche von Frankreich angegriffen würde, dann an Spanien e'nen Bundesgenoste» zu haben. Davon war jedoch nicht die Rede. Deutichland holte den ursprünglich spanisch« Krieg allein durch- > zusühre». Trotzdem ist Spanien »nicrerieit« mehr Entgegenkommen I bewiesen worden al« seiten« irgend einer anderen Macht. Zuerst unter I allen Mächten kam die deutsche Regierung Spani« durch Anerkennung I des Königthum« zu Hilfe und machte durch ihren Vorgang die Her- ftellung geordneter Verhältnisse in Spanien möglich. Die that die« ohne lebe« eigene Interesse, denn die spanische Republik, welche Spanien zu Grunde richtete, war sür da« An«land harmlo« und ge- fällig gewesen. Heute hat eS aber den Anschein, al« wolle da« spanische Volk unsere freundlich« Haltung seinem Könige gegenüber, anstatt uns dafür Dank zu wissen, gegen unS au-bruten und sür die Fehler de« Ministerium« verantwortlich machen, unter denen jetzt der König zu leiden hat. In anderen Worten: Deutschland soll, indem eö dem Ministerium Elduayen Zugeständnisse macht, diesem aus unsere Kosten — die Popularität wiedergeben, an der eS durch seine Ungeschicklchkeit in letzter Zeit Einbuße erlitten hat. Das ist in der Tbat zu viel verlangt: wenn man an die Stimmung de- spanischen Volke« während de« Besuches unsere« Kronprinzen zurück- denkt und damit die heutige vergleicht, so verfällt man aus den Schluß, daß aus eine so erregbare Nation wie die spanische in der Politik mit Sicherheit nicht zu rechnen ist." * Für die Schießpulverbesörderung unter mili- tairischer Begleitung besteben in den verschieden« BundeS- kaaten besondere Strafbestimmungen, soweit eine Gesähr- )»ng solcher Beförderungen in Betracht kommt. Die preu- zische Regierung will beim BundeSrath an der Hand eines früberen Beschlusses deS letzteren gleichmäßige polizeiliche Strasvorschnst« sür daS Reich beantrag«. Darnach soll den Begleitern militairiscker PnlvertranSporle obliegen, ihrer seits alle Gefahren von dem Transporte fern zu kalten; sie sollen alle begegnend« Personen, Wagen, Schiffe, Reiter oder Fußgänger zu langsamem Vorbeigehen, zum Ausweichen, zum Unterlast« von Tabakrauchen, zum AuSlöschen von Feuer rc. anssordern und die Besugniß Hab«, dieser Aufforderung nölhigenfallS durch Zwangsmittel Folge zu verschaffen. * Von der Generalversammluna der Katholiken Deutschland- wird Weiler au» Münster, 1. September, gemeldet: Unter dem Borsitz de- Freiherrn v. Schorlemer versammelte sich heute früh der AuSickmß für sociale Fragen. Der Reichstags- abgeordnete vr. Hitze empfahl dem Ausschüsse di« Annahme sol- gender Resolutionen: 1) Die 32. Generalversammlung erklärt e« sür eine Pflicht der christlichen Obrigkeit, den abhängigen Arbeitern das Recht aus Sonn tagsruhe und SonntagShciligung, welche« durch ein göttliches Gebot geheiligt ist, durch Gesetz zu sichern. 2) Die 32. Generalversammlung fordert die Arbeiter und Arbeit geber auf, für den christlichen Sonntag mit aller Kraft einzutreten, Mit der lieber.','»gung, daß die Erfüllung der religiöse» Pflicht, die Pflege de« Fam.siri leben«, die Erholung iür Körper »nd Geist an> Sonnrag auch die Eilwickelung der nationalen Jiidustrie aus die Tauer nur fördern kann. 3) Die 32. Generalversammlung glebt gleichzeitig der Forderung Ausdruck, daß »eben der Fürsorge sür den kranken und invaliden Arbeiter auch der gesunde Arbeiter gegen eine übermäßige, die Gesundheit und da« Familienleben schädigende Arbeitszeit durch Gesetz geschützt werde, daß vor Allem durch Beschränkung, beziehungs- weise Verbot der Kinderarbeit und der Beschäftigung verheiratheter Frauen in der Fabrik der drohenden Auflösung des Familienlebens gesteuert werde. Diese Resolution« wurden einstimmig angenommen. Der Abg. Metz »er beantragt eine Resolution in Bezug aus die Gewerbe- sreiheit (Forderung de« Befähigung«»»-!,weise« sür die Hand- werter und wirkungsvolle Vorrechte sür die Innungen). Die Abgeordneten Meüner und Pleß beiürwortcn aus daS Lebhafteste die Annahme der Resolution im Interesse deS leidenden Hand werk«, insbesondere auch Heranziehung der Nichtinnungsmeister zur Entlastung der Innungen. Auch der Abgeordnete Wmdthorst spricht sich für die Resolution au«, obschon er mit den Mo tiven der Vorredner nicht durchweg einverstaiiden sei. Ter Hand werker sucht vielfach die Hilfe, wo sie nicht zu finde» ist, der Staat wird schwerlich da« alle« leisten können, wa« man von ihm verlangt. Es wird erst besser werden, wenn der Handwerkerstand wieder auf die christliche Grundlage gestellt wird. Andernfalls be kommen wir einen allmächtigen Staat, eine allmächtige Polizei. Wir dürfen dem Staate auch in gewerblichen Ding« nicht zu viel ein räum«, denn dann werden die Katholiken, welche sich überhaupt in der Minderheit befinden, immer zu kurz komme». Der Nach- weis der Befähigung darf nicht lediglich in die Hände der Polizei gelegt werden. Herr vo» Schorlemer schließt sich den Bedenken Windthorst's an und richiet seinerseits eben- fall« die Bitte an die Handwerker, recht vorsichtig zu sein. Die bureaukratlichc Bevormundung werde einen Ruin de« Handwerker standes eher fördern, als aushalteu. Aber die Resolution selbst enthalte ja diese Bedenken nicht und sei daher zu cmpsehlen. Die selbe wurde schließlich angenommen. Auch Resolutionen gegen die Trunkiucht und die überhandiichmende Vergnügungssucht wurden angenommen. In der heutigen 2. geschlossenen Versammlung wurde über den Bericht de« MissionsauSichusses verhandelt. Es kamen nur innere Berhältnisse der katholisch« Mstsionrthätigkeit zur Sprache. * Im Wahlkreise WeißenselS-NciUmbitrq-Zeitz wollen die Nationalliberalcn qcmcinsain mit dcil Frei- conscrvativc» bei den Lan vtagSwahien Vorgehen. Ein dahin lautender Beschluß wurde am Sonnabend in einer Versammlung des .Natwnctttibcrale» WablvereinS zu Zeitz" gefaßt. Die »Zeitzer Zeitung" bemerkt dazL. «Wenn wir auch, wie wir schon wievcrbolt anSgesübrt Hab«, einen solch« Beschluß im Interesse dcS Liberalismus bedauern müssen, so können wir nicht umhin zu constatir«, daß an dieser Nieder lage deS Liberalismus die deutschfrcisinnigc Partei unseres Kreises allein selbst Schuld ist. wie auch von verschiedenen Rednern in dieser Sonnabend-Versammlung bcrvorgebobcn und mit Beweisen belegt wurde. Hätten die Deutschsrci- sinnigm nicht nach berühmt« Mustern in Berlin die National- liberal« auf alle denkbare Weise vecbetzt und verketzert, so wäre sicherlich ein solcher Beschluß vermieden worden, der auch zu einem guten Theil seinen Grund mit in persönlichen Verhältnissen hat." * Man schreibt uns auS München, 2. September: In der Beilage zu Nr. 243 der „Frankfurter Zeitung" befindet sich von Neuem ein Artikel, welcher sich mit König Ludwig H. von Bayern beschäftigt. Man wirst dem erlauchten Monarch« Zweierlei vor: daß er mit der hohen Tivilliste nicht auskomme, und daß er sein Volk, insbesondere die Bewohnerschaft von München, meide. WaS die erste Anklage betrifft, so ist dieselbe durchaus unbe- gründet. König Ludwig besitzt allerdings eine hohe Neigung sür Wissenschaft, vorzüglich inr Kunst. Dein Augenmerk ist in dieser Hinsicht nur auf ideale Ziele gerichtet. Die AuSsübrung vo» künst lerisch großartig angelegten Prachtbauten und dergleichen erheischt jährlich namhafte Lumincn. Finanzielle Gefahre» dürften indessen darüber nicht entstehen und sind alle Bedenken nach dieser Seile hin nicht gerechtfertigt. Sein königlicher Großvater Ludwig l. bat einst bei Weitem mebr circbit-ktoniiche Denkmäler errichten und aussüli:« lassen, die dem Lande Millionen von Gulden gekostet haben, lieber seine „Berickiw nduiig' sind seiner Zeit wobl auch Stimmen laut ge worden, aber sie verstummte», da man sehr bald einsah. daß die Schöpfungen Ludwig'« l. dem Lande zun, Segen gereichte». Was nun die idealen Liebhaberei« Ludwig'« ll. betrifft, so steht zunächst fest, daß den Steuerzahlern al« solchen keine Last erwachsen und daß ein finan»ieller Ruin deS Vermögen- Sr. Majestät aus alle Fälle au-geschloffen bleibt. Die zweite Anklage bezieht sich auf de» allerdings beklagen«, werthen Umstand, daß der König seine Perion dem Volke entzieht. Wohl sind die Wünsche gerechlferiigt, er möge sich diesem mehr zeigen, so. wie eS weiland von seinem Vater uad Großvater geschehe» ist. Namentlich wünschen die Münchener, ihn mehr al« bisher in ihrer Mitte zu sehen und zu haben. Wir wollen hier aus die Frage nach dem Grunde, au» welchem der König Land und Leute meidet und lieber in seinen Bergen in Abgeschiedenheit verweilt, nicht näher ein- geh«. Jener in Bayreuth ruhende große Künstler und, was nicht vergessen werden dars, der Widerwille gegen Icsnitenwirthschast haben den König die Einsamkeit aussuchen lassen. Tie „Franksurter Zeitung" verlangt entschieden, die Minister sollen den, König das Bedenkliche seiner seitherigen Lebens- und Handlungsweise vorjühren, denn er entfremde sich dem Volke, welche- zu dem Glauben gelange, es werde eigentlich nicht von einem König regiert und inan könne sich dem gemäß unter einer republikanischen StaatSsorm ebenso fühle» wie unter den jetzigen Verhältnissen, wo der König sich so gut wie um gar nicht« kümmere. Dem sei entgegnet, daß da« monarchisch« Princip im bayerischen Volke viel zu tief wurzelt, als daß republt- kanijche Ideen aujkommen könnt«. Und von einer mangelnden Liebe de« Volke« zu Ludwig II. ist erst recht keine Rede. Gegen die Grund losigkeit diele? Vorwurf« hat die Allgemeinheit und Herzlichkeit, womit erst kürzlich wieder der Geburt«, und Namenstag de« er lauchten Monarchen im ganzen Lande gefeiert worden, lautes Zcugriiß abgelegt. Der König erkennt recht wohl die rechte Zeit, in welcher er dir StaatSzügel selbst in die Hände nehm« muß. DaS beweisen seine Reisen »ach dem Bruderkriege von 1866. wo er die nördlichen und westlichen Kreise de- Lande« besuchte; da« beweist sein Vorgehen im Jahre 1670, al« er unter dem Jubel der deutich denkenden Bevölkerung München- und zum Aerger der „Patrioteupartei" mit dem jetzigen deutschen Kronprinz« die Straßen der Hauptstadt durchfuhr; da« beweist sein Vorgehen und sein An trag aus Gründung eines neuen Reichs mit dem König Wilhelm al- Kaiscr an der Spitze; daS beweisen endlich die Lehren, die er vor wenig Jahren den Ultramontanen, di» dal liberale Ministerium sort- haben wollten, gründlich und nachhaltig ertheilt«. Findet er die Zeit wieder einmal gekommen, so wjrd er von Renern die Zügel der Regierung mit starker Hand straff halt« und eine gründliche Lectioa dort ertheilen, wo sie zu ertheilen ist. Die „Frankfurter Zeitung' fürchtet, Bayern werde noch unter die preoßische „Fuchtel" komm«; der Einfluß der Preußm nehme zu. Wo« d« letzteren betrifft, so können die Einrichtungen, welche man von Preußen herübergeuommm hat, nur al« Willkomm« be grüßt weiden. Da«j«ige Preußische, welche« nicht zusagt, nimmt man einfach nicht an. UeberdteS schützen un« die Rcservatrecht«, schützt un« die deutsch« Lersassang, hat unS der Kaiser vor Preußen zu schützen. Ultramontane und Demokrat« freilich fürchten mit einem gewissen Recht die preußisch« „Fuchtel". Wir hier in München, in Bayern, haben keine Ursache, dies« Popanz zu sürchten. Wir sind und bleiben deutsch, kerndeutsch und lieb« Kaiser und Reich. Wir sind aber auch und bleiben bayerisch, kernbayerisch nnd tragen König und Vaterland im Herz«. Beide« läßt sich recht gut ver einigen. Man lass« uns nur in Friede», an dessen Besteh« Ultra- montani«mu« und Bolkrpartet, Rom und Frankfurt gar zu gern iimhernürgel». * Die „Karlsruher Zeitung" lheilt amtlich mit, daß die Vermählung de» ErbgroßHerzog« von Baden mit der Prinzessin Hilda von Nassau am Sonntag den 20. September aus dem Schlosse Hohenburg dei Leng gries in Oberbayern stattfinden wird. Die bürgerliche Ehe schließung wird der durch eine vor Kurzem ergangene landes herrliche Verordnung an Stelle deS Bürgermeister- von Karlsruhe zum SlandeSbeamten de« großherzoalichen Hause- ernannte Staat-minister Turban, die darauf folgend« kirchliche Trauung der evangelische Pfarrer Köhler von Wies baden vornehm«. Nach längeren Verhandlungen zwischen den beiderseitigen Bevollmächtigten, welche in Heidelberg ge pflogen wurden, hat der Entwurf de» EhevcrtragS die Ge nehmigung der Betheiligten gesunden und harrt nur noch der Ausfertigung und demnächst der Unterzeichnung seiten« der Verlobten und ihrer erlaucht« Eltern. Am 2. Sep tember Abend« wollten der Großherzog und die Großherzogin von Schloß Mainau in Karlsruhe eintresfen. Einige Tage später erwartet man die Ankunst deS Kronprinzen unv der Kron prinzessin von Schweden und Norwegen, welche nach Be endigung der Kaisermanövcr die höchsten Herrschaften zur VcrmähluiigSseier nach Hohenburg begleiten unv sodann dem Einzuge der Neuvermählten dahier beiwohnen werden. * 2» ist leider eine traurige Wahrheit, daß die welfisch- particnlaristische Partei, welche die großartigen Erfolge dcS deutsche» Volkes seit 1870 mit grimmiger Feindschaft zu bekämpfen und zu verringern sucht, vorzugsweise unter dem feudalen Adel Mecklenburgs neue Anhänger zu gewinnen trachtet und auch eine Anzahl, weniger durch ihre Intelligenz, als durch vornehme Geburt oder großen Rcichtbum bekannte »ikcklcnburgischc Edelieule zu eifrigen Agitatoren sür ihre Pläne angeworbc» hat. Wie verderblich solch Treiben aber sür daS Wobt und Webe einzelner wrlsischer Parteigänger wirken kann, zeigt da- jetzt bestätigte Urlheil de» Kriegsgerichts gegen den jungen Grasen Groote-Dever, Sohn des Grasen Groolc-Varckentun in Mecklenburg, der im vorige» Herbst de» vergeblichen Versuch machte, alS Gesandter deS Herzogs von Cumberland i» Berlin empsaiigen zu werde». Lhuc wollt eigentlich recht zu wissen, was er damit tllat und wie schwer ersieh dadurch gegen die mit oollem Recht klleriien Gesetze der »lilitai- rischen Discipiin versündigte, ließ sich der Gras Grvole ver leiten. während er al« Reservelieutcnant im Dienst bei dem 17. Dragoner-Regiment zu Ludwigs! »st war. jene bekannte lächerlich« Adresse, in welcher 3 t »:cckle»llurgi'chc Edelieule n»d orthodorc Personen, ohne im mindesten um ihre Ansicht oder gar ihren Rath gcsragt zu sein, össenliich gegen die woblbcgriindete Ausschließung de« Herzogs vo» Cumderiand von der Thronfolge in Braunschweig zu prolestircn wagten, mitziiiiiiterzeicbncn. Dmch das vom Kaiser bestätigte Urtbeil de« Kriegsgerichts ward jetzt der Rcscrvcliculeiianl Gras Groote (wie schon telegraphisch gemeldet) wegen diese- Be nehmens zu einer Festungsstrase von l Jahr l Monat und dcmiiächstigcr Entlastung aus dem Militair bestraft — eine zwar strenge, aber verdiente Strafe. Da Gras Groote sich kürzlich mit einer Tochter deö reichen Kauf manns Mutzenbechcr in Hamburg verheirathete, so trifft ihn diese Strafe doppelt hart. * AnS Mecklenburg-Strelitz. 30. August, wird ge schrieben: „Man rüstet sich hier aus die Feier deS 25 j ä hrigen RegierungSjubiläumS deS GroßbcrzoaS Friedrich Wilhelm, welcher am 6. September >860 seinem Vater, den, Großberzoa Georg, succedirte. Am 6. September, dem Todestage deS Letzteren, wird nur eine aotte-dienstliche Feier staltNiide». Am 7. September wird der Großherzog die Glück wünsche der Behörden »nv Deputationen «tgegennebmei« und sür die Hofgesellschaft »nd die erschienenen Fremden eine Fest lichkeit veranstalten. Die Einwohner der Residenzstadt bereiten
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