Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188509055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850905
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-09
- Tag1885-09-05
- Monat1885-09
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1885
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erste Beilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^2 218. Sonnabend den 5. September 1885. 79. Jal)MNA Aremsler und die europäische Orientfrage. * Die Monarchen-Zusammenkunft in Kremsier beginnt immer mehr dir Aufmerksamkeit der politisch-diplomatische» Welk zu erregen, eine Erscheinung, welche naturgemäß ihren Ausdruck auch m der europäischen Presse wiedersindct. Ucber den Gegenstand der in Kleinster gepflogene» Ver handlungen wurden bekanntlich schon während der Dauer derselben oder mindesten- unmittelbar nach ihrem Schlüsse mancherlei Dermuthungen und Gerüchte in Umlaus tzesetzt. Der AuSgangSpuncl dieser letzteren war in der Regel », ge wissen Äiener Blättern zu suchen, für die allerdings die Monarchenbegegnung in Kremster von ganz besonderem und direct naheliegendem Interesse war. Man kann indeß keines wegs behaupten, daß alle jene Dermuthungen und Ge rüchte für ernst, und unterrichtete Politiker den Stempel der Glaubwürdigkeit trugen. Da wurde »inter Anderem in österreichischen Blättern sehr entschieden versichert, die rnssisch- österreichischen Conserenzen in Kremster hätten sich auch aus die Lösung der nech immer schwebenden bosnisch - herzcgo- ivinifchen Frage beschäftigt, ja eS fehlte sogar nicht an der etwa- kühnen Behauptung, die endgillige Annexion Bosniens und der Herzegowina seitens Oesterreichs werde eine „un mittelbare Folge" der Kremsterer Znfammenkuiist sei». DaS sollte jedenfalls so viel heißen: Rußland hätte in Krenisier feine Zustimmung zu jener Annexion crlheill. Wer aber nur einigermaßen die starken nationalen Strömungen in Osteuropa und die damit im innigsten Zusammenhänge stehende russische Politik kennt, der wird jene Zustimmung kaum sür möglich halten können. Die europäische Orientfrage, die ja noch lange nicht voll ständig gelöst ist. beruht sich nämlich in erster Linie aus die national-staatliche Zukunft Serbiens und Bulgariens. So wohl Serben, als Bulgare» betrachten daS gegenwärtige Königreich Serbien und das Fürstenthum Bulgarien nur alS politisch-staatliche Provisorien, die im Lause der Zeit aus der thatsächlich vorhandenen historisch - nationalen Grundlage er weitert und zum Abschluss gebracht werden müßten. Besonders verwickelt und schwierig zu lösen scheint die serbische Frage, waS sowohl hinsichtlich seiner inneren Zustände, als äußeren Beziehungen gilt. Da ist vor Allem zu bemerken, daß daS gegenwärtige Königreich Serbien nur einen geringen Theil deS alten serbischenReicheS umsaßt, wie cS vor dem Ein salle der Türke» in Osteuropa bestanden hat. Ganz entschieden zählen besonders Bosnien und die Herzegowina in geschichtlicher und nationaler Beziehung zu Serbien, wie denn überhaupt in jenen LanteSlheilen daS Nationalgesühl der Bevölkerung und ihre Wünsche bezüglich ihrer Bereinigung mit Serbien sehr lebhaft geäußert werden. Dennoch hat aber die euro päische Diplomatie nach dem jüngsten russisch-türkischen Kriege, der bekanntlich aus dem serbisch-türkischen hervorgegangen, Anstand genommen, Bosnien und die Herzegowina mit Serbien zu vereinigen. Oesterreich, und ganz besonders die magya rischen Politiker, wußten eS im Äerlmer Congresse durchzn- seyen, daß Bosnien und die Herzegowina von Oesterreich „occupirt" wurden,«» fragwürdiges Provisorium, daS bekannt lich nock b>» heute besteht. Die Gründe dieser „Occupatio»" liegen offen aus der Hand. Oesterreich und besonder? Unaarn wollten um jeden Preis da- Entstehen eines großserbcsche» Staates an ihren süd-östlichen Grenzen verhindern; e* ist die» ganz dieselbe Politik, die seiner Zeit auch gegen die nationale und staatliche Einigung Italien» sich sträubte, bi» endlich, wie vorauSzusehe» war, die Ereignisse über dieses Sträuben zur Tagesordnung schritten. Es muß hier nochmals betont werden, daß c- ganz besonders der in Oesterreich leider zu großer Macht und zu großem Einfluß ge langte MagvariSmus ist, der von der nationalen Befreiung und Entwlcrelung der oslenropäischen Völker, der Serben, Bulgaren und Rumänen, durchaus nichts wissen wollte; ja, ginge eS nach dem Wunsche der Magyaren, so würde in Belgrad, Sofia und Bukarest noch heute der türkische Halb» mono herrschen. Diesen Wnnlch kann man unschwer zwischen den Zeilen der ungarische» Blätter lesen, wodurch eS auch leicht verständlich wird, weshalb die magyarischen Großmachts- Politiker mit Rußland stets auf gespanntem Fuße stehen. Auch die inneren und dynastischen Verhältnisse Serbien» scheinen noch lange nicht endgiltig geordnet zu sein. Tie bis herige innere Politik deS Königs Milan stößt bekanntlich im Lande ans eine starke Opposition, wie dies der Aufstand im Timokgebielc vor drei Jahren bewiesen hat. UcbcrdieS giebl eS zwei thatsächlich zu Recht bestehende und von den euro päischen Mächten aiierkannte serbische Dynastien: die Familie Obrenowitsch in Belgrad und die Familie Njegusch in Eetinje. Zwischen diesen beiten serbischen Dynastien sind die Beziehungen die denkbar unfreundlichsten. Die Sympalhien deS serbischen Volke», ganz besonders in Bosnien und der Herzegowina, neigen entschiede» der Dynastie Njegusch, be ziehungsweise dem Fürsten Nikolaus von Montenegro zu, der wieder seinerseits am russischen Hose persans grstissim» ist. Noch verwickelter werden die serbisch-dynastischen Verhält nisse durch die Thatsache. daß es gegen die in Belgrad herrschende Dynastie Obrenowitsch einen Kronprätendenten giebt. ES ist dies der Fürst Peter Karagevrgewitsch, Sohn deS unlängst in TenieSvar verstorbenen Fürste» Michael Kara- georgewitsch, der sich unstreitig um die Befreiung Serbien- von den Türken und ui» die nationale Gesetzgebung und Ver waltung i»> Lande große Verdienste erworben hat. Bezeich nend sür die zwischen den Dynastien Njegusch und Obreno witsch bestehende Gegnerschaft scheint noch, daß der Kron prätendent Fürst Peter Karageorgcwilsch, eine Tochter de» Fürsten Nikolaus von Montenegro zur Gemahlin hat und mit ihr zumeist am Hose zu Cclinje wohnt. Aus diesen hier nur kurz skizzirten inneren und äußeren Verhältnisse» Serbien» dürste also immerhin zu entnehmen sein, daß sich von dort, je nach der politischen Lage Europa», noch mancherlei Ereignisse und Ueberrasckungc» erwarten lassen. Minder verwickelt liegen die Dinge in Bulgarien und Rumänien. Tie Bulgaren haben ihr Augenmerk nur aus Ostruinelien zu richten, während da» nichtslawische Rumänien in staatlicher Beziehung so gut wie abgeschlossen scheint, wenn auch manche nationalen Heißsporn» in Bukarest ab und zu ihre Ansprüche über die siebenbürgische und süd ungarische Grenze nach den dort befindlichen Rumänen streifen lassen. Was nun wieder die Monarchen - Zusammenkunft in Krenisier belrifst, so scheint es ziemlich zweifellos, daß sich die selbe u. A. aus gewisse orientalische Fragen und Angelegenheiten bezog, über die ja vor Allem ein Meinungsaustausch zwischen Rußland und Oesterreich erwünscht zu sein scheint. Derselbe dürste aber jedenfalls mehr über die verschiedenen europäischen Oricntsrage» als über die egyplische Angelegenheit allein stattgcfunde» haben. Flottenmanöver bei Wilhelmshaven. m. — Wilhelmshaven, 8. September. Ter heute Nachmittag ersvlgte Angriff des feindlichen Geschwaders bildete das großartigste Ereign ss der qesaminten Manöver, welche sich in diesen Tagen auf der Jade abspielten. Ter Feind lag bis uni 5 Ul'.r Nachmittags ans seiner Position vor Anker, welche er, nachdem er H ut- Morgen zurlickgeschlcige» war, eiiigenoinmea hatte, als voni Flaggschiff „Stein" das Signal Anker aus" gegeben würde. l!s vergingen kaum 5 Minuten, a!S der Befehl auSgesührt war, »nd langsam setzte sich daS Geschwader, seinen Lar» nach See zu nehmend, in Bewegung. Gleichzeitig ertönte vom Fort Heppen», aus welchem sich der Chef der Admiralität mit seinem Stabe besaiid, das Alarmsignal. DaS feindliche Geichwader führte mehrere Gesechtsevoluttonen aus und formirte sich alsdann in Kiellinie in folgender Reihenfolge: Flaggschiff „Stein", Korvette „Sophie", Lorvette „Olga", Panzerschiff „Bauern". Panzersttiff „Hansa", Aviso „Pseil", Corvette „Nhmphe", Panzersahrzeug „Brummer" und Dampfer „Rival". Das Flaggschiff begleiteten die drei dem Feinde noch übrig gebliebenen Torpedoboote. Die Dcseusive bestand wieder aus den Schiffen „Friedrich Karl" (Panzerschiff), „Moltke", 4 Panzerkanonenbootea und den beiden Avisos „Blitz" und „Pommcrania", sowie endlich den sümmilichen FortS. Torpedo boote hatte das Defrnsivgcschwadcr diesmal nicht zur Beifügung. Dasselbe lag unter Dampf und gefechtsbereit aus der Rliede vor Anker. Es ist schwer, ein Manöver, welches doch in allen Theile», so weit wie möglich, einer wirklichen Schlacht entsprechen soll, zu beschreiben. Während die Austiierksamkcit aus die Evolu tionen eines einzelnen Schiffes gerichtet ist, welches »ns besonders fesselt, vollziehe» sich !m selben Augenblicke eine Reihe von wichtigen und interessanten Vorgängen, die uns entgehen oder nur zum Theil sich dem aufmerksamen Beobachter entziehen, so daß ein Alles ent- haltender Schlackitenbericht schwer zu liefern ist. — Langsam dampite das feindliche Geschwader aus und nahm dann eine «was östliche Richtung ein, um so weit als möglich von den Fort- sreizukomnien. Dce drei letzte» Schisse hatte» schon mit dem äußersten Fort Nöstersiel einige Schüsse gewechselt, als das Flaggschiff in Schuß linie LcS Forts Hrpoens kam und auch das Feuer eröffne», weiches von der nördlichen Flanke des Forts und vom „Friedrich Karl" c» tompo erwidert wurde. Nach und nach kamen auch die folgenden feindlichen Schiffe in Schußlinie und nahmen das Feuer aus. Es war bereits 6 Uhr geworden, und der Ebbestrom hatte eingesetzt, so daß die Schiffe deS DesensivgeschwaderS herumschwaiten und dem Feinde die Breitseite» zeigten. Diese günstige Gelegenheit ließen sich t e Schiffe „Friedrich Karl" und „Moltke" auch nicht entgehen, indem sie beide eine Breitseite abgabc», die mit dem Ccntralseuer der Daunssetder Batterie säst zusainmenficl. Dieser kräftige An- Ichiianzcr, sowie das starke Feuer aus allen Geschützen der Defensive hätte ii» Ernstfälle den Feind arg zugerichtet und zur Umkehr gezwungen; um aber das Gesechi nicht zu unlerbrechen, rückte das seindliche Ge- schwader weiter vor »nd führte e>» elegantes Manöver auS, indem die ganze Linie wendete und jedes Schiff dem Desensivgcschwader seine Bikitseite sandle. Es entstand insolge dessen ei»e riesige Kanonade, wie sie kaum wüthender und furchtbarer gedacht werde» kann. Der Pulverdamps wurde zu Gunsten der Tesensivc von einer frischen Nordostbrise fortgcsührt, während er dem Feinde das Ziel ver dunkelte. Unter dem Schutze des dichten schweren Rauches wagte» auch die drei feindlichen Torpedoboote einen Angriff aus de» „Friedrich Karl". Wie der Blitz schossen sie hinter dem Flaggschiff hervor, wurden aber sofort entdeckt, und ein förmlicher Hagel von R volvergeichoffen vom „Blitz" und den übrigen Schiffen siel auf sie nieder, trotz der überaus hastige» und unsicheren Be wegung. so daß die Boote in Wirklichkeit in einem Augen- blick wie ein Sieb durchlöchert und ihre Mannschaften vernichtet gewesen wären. Besonders hartnäckig war der Kamps zwsschcn den Panzerschiffen „Bayern" und „Friedrich Karl", die beide sehr gefährliche, wenn auch nicht ebenbürtige Gegner waren. Der Gcschützkampj dauerte nnansgesctzl eine volle Stunde und wurde auf beiden Seite» mit voller Wucht geführt. Der Feind befand sich in einer höchst verzweifelten Lage, indem er von drei Seiten Feuer bekam, während ihm selbst nur Gelegenheit zu Lreitseitenseuer gegeben war beim tede-inaligen Wenden der ein- »einen Schiffe im Verfolg der Kiellinie des vorausgehenden. Das leindliche Geschwader oder vielleicht richtiger gesagt, die Ueberbleibscl desselben zöge» sich daraus langsam znrück und dampften in derselben Reihenfolge, wie sie gekommen waren, wieder seewärts, immer noch vom diesseitigen Feuer verfolgt und dasselbe nach Möglich keit erwidernd. Gegen 7 Uhr Abends wurde vom Fort Heppen» da- Signal „Halt" gegeben. Die Geschütze schwiegen und der dichte Pulverdamps verzog sich bald, so daß die beiderseitigen Stellungen wieder deutlich zu erkennen waren. Thatsächlich war das Desensiv- geschwader während des Gefechtes derartig in Pulverdamps eingehüllt, daß man vom Land au» buchstäblich nicht» von ihm entdecken konnte, nur der Geschützdonner und das Ausblitzen der Salven vcrrieth seine Position. Der Feind ging wieder bei der Geniusbank vor Anker und würde im Emstsalle beinüht gewesen sein, seine Schäden auszubessern und dos, was ihm geblieben, wieder gescchtS- klar zu machen. Zu dieser Annahme ist man durchaus berechtigt; denn die schweren Geschütze der Forts mußten eine förmliche Ver wüstung auf den feindlichen Schiffen hervvrgerusen haben. Wie schon erwähnt, würde der Feind in Wirklichkeit überhaupt nie so weit vorgedrungen sein und sich wohl gehütet haben, sich einem so furchtbaren Gcschützseuer auszusetzen. Kurz, e» tan» aus den ganzen Vorgängen mit Sicherheit geschlossen werden, daß eine Fvrcirung der Einfahrt zu den Uumöglichkeitco gehört, und daß Wilhelmshaven mit all seinen großartigen Marineanlagen auf alle Fülle gesichert ist. Hau-Haltplan in der vorgelegten Fassung mit überwiegender Majorität genehmigt. Bei der Beschlußfassung über Erhöhung der Beiträge für dle- enigen Genosscnschasirinilglieder. welche die aus sie gefallenen Wahlen »hne gesetzlichen Grund ablehnen, wird festgesetzt, daß eS bei den ge- ttzlichen Bestimmungen hierüber bewenden soll. Betreffend das Organ, in welchem die Bekanntmachungen de» enosseiischaslsvorstandes und der Srctionsvorstände zu veröffent lichen sind, wurde» Beschlüsse gefaßt, die von denen anderer Ge nossenschaft-Versammlungen jedenfalls erheblich abweichen. Die der Abstimmung vorangehende Debatte war eine sehr lcbhastr. Man verhehlte sich nicht, daß durch die obligatorische Einführung eine» Organ- im Preise von 4 pro Jahr der eben sestgestellte Haus- haltplan um 8000 ^l höher belaste» wird. Wenn man sich dennoch zu dieser Maßregel, und zwar mit verhältnißmäßiq sehr großer Majorität enischloß, so waren wohl hauptsächlich Gründe organisatorischer Natur hinsichtlich des ganzen Gewerbe- maßgebend. Die angenommenen Beichlüsse lauten: I) Das „Organ für Schoriisteinsegerwesen" ist jedem einzelnen Genoffenichaster zugänglich z» machen, indem der Vorstand der Berussgenossenichast mit dem Vorstand des Ceiitral-Junungs Verbandes zu vereinbaren ucht, daß das „Organ" allmonatlich zweimal (zu Aniang und Mille jeden MonatSs ansgeqebc» wird und zwar im Preise bi« höchstens zu einer Mark vierieliährlich; 2) dagegen sind der Geiiosseusctiasts- Vorstand bezw. die Seciionsvorstände zu ermächtigen, ». sür jedes Mitglied der Genoss.nichaft ein Exemplar des „Organs" zu abonnireii »nd dem Betreffenden direct per Post euizusenden; b. dieAbonne- mentSbeiträge zu Lasten der Genoss nscbast zu nehmen und am Schluffe des Rechnungsjahres durch Umlage »ach Betrieben zu erheben; a. als Zeiipuuct des Eintritts der Vereinbarungen den t. Oclober zu beftiminen und die »öihigen Vorbereitungen zu treffen; ck den Gesanimtabonnemeiilsbetrag unter Wegsall des JasertioasbetrageS im Etat in Ansatz zu bringen und s. außer >m Organ" nur die gesetzlich vorgeschriebenen Publikationen im „Rcichs- anzeiger" zu veröffentlichen. Hieran reihten sich längere Debatten über verschiedene Anträge aus Aenderung deS Statuts, welche von der XVI. Sectio» (Württemberg) gestellt und von deren Tcbgirtcn vertreten wurden. Obwohl man den vorgebrachten Motiven durchgehend- beilrat, wurde von einer Aenderung der betreffenden Paragraphen dennoch Abstand genommen, weil das Statut, welches erst seit acht Wochen ei» definitives ist, doch erst erprobt werde» muß, und sodann weil einige der beantrogien Aendcrungen in die Competenz des Geiiosien- choitsvorstandes gehören. Hingegen wurde der Antrag Fasler- Berlin, den Geiioisenschallsvorstond zu eimlicimgen, eine Aenderung des 8 2, Abs. ll deS Unsallversicheruiigsgcietzcs dahingebend zu be antragen, daß auch denjenigen Gcw.'lbireib.nden, welche keine Arbeiter beschäftigen und ihre Arbeüen selbst aussühren, die Ver« icherung gegen Unfall in der Genosjenschast ihre» Berufs gestattet werde, angenommen. Nachdem noch in den Herren Kühlblock-Lichtenberg, Piolclti- Gttgiu und Streich-Ottensen eine RechiiuiigSprüsnngsconimission er- wählt, wurde aus Vorschlag des Herrn RaHn-Berli» eine Dank- Adresse an den Vorsitzenden der Genossenichast, Herrn W. Fa st er, deichlossen, woraus mit den üblichen Schlußworten die Genossen- schastsversamiiiluiig, unter Ausbringung eines dreisachen Hochs aus den deutschen Kaiser, sür beendet erklärt wurde. An die dreitätigen Aerathungen, betreffend die Wttttven Pension lasse, den VcibaudSinnungsiag und die Berufsgeiiossenschast, schloß ich ein geinrinsaincS Festmahl im Kaiieriaale der C.'Uiralkalle. Fast alle Tdeilnehmer der Berathungen, aus Nord und Süd des deutschen Reiches, sowie auch eine kleine Anzahl Damen nahmen an dem Mahle Theil. Küche und Keller de- Wirthes der Ceutralhalle, Herr» Cnrius, boten in gewohnter Weise Vorzügliches, und die röhliche Stimmung, welche bei allen Theiliiehinec herrschte, wnrde noch erhöht durch verschiedene Tafel- und Festlieder, von denen da eine (Humoristische JnnungStag-Nachklänge) gar nicht oft genug gespielt und gesungen werden konnte. Toaste wurden ausgebracht vom Hoslchviustcinsegermeister Unger - Braunschweig aus den deutschen Kaiser, sodann auf König Albert und die künigl. Familie, erner vom Obermeister Granpner-Leipzig auf den Obermeister Faster-Bkilin, von diesem wieder aus die erschienenen Ehrengäste (die Herren Ochler und Pseisser, Vorsitzende der Gewerbc- lanimcr, und Gewcrbekaminerferretair Herzog), von Herr» Roß berg-Berlin aus die Behörden der Stadt Leipzig rc. Die Thäligkeil au der Tafel soll erst mit Morgengrauen ihr Ende gesunden haben Lerufsgenossenschast -er Schornsteinfeger. * Leipzig, 3. September. Im Anschluß an den Verbands, innunqstog sand vorgestern, gleichsalls im Weißen Saale der „Central. Halle", die Genossenschaslsversammluug der Vcrus-genossenichaft der Schornsteinfeger deS deutschen Reiches statt. Dieselbe wurde uin 9'/, Uhr durch den provisorischen Vorsitzenden, Herr» W. Fasler Berlin, mit einigen Mittbeilnngen über den gegenwärtigen Stand der Genossenschaft eröffnet. Wir entnehmen diesen Mttthcttuugcn, daß aus dem am II. und 12. August 1884 in Stettin abgehaltcnen Ver. bandstage der Beschluß gefaßt wurde, in Ausführung de» Unfall versicherungsgesetzeS eine eigene Schornsteinscgerberlissgenosseiischaft zur Versicherung der Gesellen und Lehrlinge gegen Unfall sür gaiij Deutschland zn begründen. Der von 668 Berussgenossea unter schriebe»« Antrag wurde am 26. August eingercicht und nach mehr, fachen Lonserenzen mit dem Präsidenten und Rathen des Reichs vcrsichecung-amtes auch genehmigt. Sodann wurde zur Ausarbeitung der Statute» geschritten, dieselben In der Generalversammlung vom S. Januar 1885 bcrathen und nach Genehmigung seilen-des Reichs. vcrsicherungsamieS von der Genosseiischastsversammlung am 26 Mai definitiv angenommen. Die Bcrussgenossenschast der Schornsteinfeger zersällt in 16 Seciioneo mit dem Sitze in Danzig, Berlin, Stettin, Polen, Breslau, Altona, Halle a/S-, Bielefeld, Hannover, Wiesbaden, Düsseldorf, Freiberg t. B, München. Wurzburg, Leipzig und Stutt. gar». Säiiimtliche Sectioneu zerfallen in 126 Bezirke, welche durch 267 Delegirte vertrete» werden; die Zahl oer Vertrauensmänner beträgt 131 (hinsichtlich der Bezirke und Vertrauensmänner fehlen die Angaben der Lection Bielefeld). Die Zahl der Betriebe ist au 2700 vom VersicheruagSamte angegeben, jedoch scheinen die Aus stelluiig«, mangelhaft zu sein, denn für Lippe-Detmold z. B. ist nur ein Betrieb verzeichnet, auch tu Bade» und Elsaß-Lothringen aiebt »S noch zahlreiche, nicht gemeldete Betriebe. Die Zahl der zur Ver- sicheruiigspssicht Gemeldeten beträgt 4388. So ist denn die Organi fation der Berns-genossenschaft als fertig zu bezeichnen, und es bedar nur nach der Genehmigung der Genossenschasl-versammlung, um diese Organisation »u einer endqilligen zu macht». Es wird hieraus zur Feststellung der Präsenzliste geschritten und ergiebt sich das Resultat, daß 84 Delegirte mit 196 Stimmen an wesend sind. Bei der nunmehr vorgenommeaen Wahl de» definitiven GeuolleuschastSvorftandes werden die Herren Fasler II., Joseph, Menzel, Burkhard (sämmllich Berlin), Hauer- Wurzbur» , Schneidinger - München , Baumeister - Stuttgart, Ander- ll-Dre-den, Specht-Freiburg, Else-Witte,iberg, Schulz. Hamburg und KonS-Hagen als Vorstandsmitglieder, die Herren Lieber», Schulze, Roßberg, Faster I. (sämmllich Berlin Kaihela-Schweinsur», Wagner-München, Berkänimer-Eßlingen, Süf Dresden. Ebberke-Labr, Kuhlblock-L'chlenberg, Kellner-Hamburg und Lrandt-Bieleield als deren Stellvertreter gewählt. Es sei hierbei gleich erwähnt, daß bei der Lonstituirong des Vorstände» Herr W. Fasler zum Vorsitzenden und Herr Menzel zu dessen Stell. Vertreter erwählt worden ist. sodann auch dea in Berlin wohnenden Mitgliedern die Bcsuqniß übertragen wurde, olle zur Einrichtung des Bureaus der Gcnossenschaft nvthwendigen Bestimmungen end- giltiq zu treffen. Ter Haus halt plan der Genoisenschast ist sür daS Jahr 1886 aus 10.915 uud dementsprechend sür das letzte Vierteljahr 1885 auf 2728 .sc festgestellt worden. Darunter befindet sich auch das Gehalt des Geschäftsführers, welches mit 3000 ^l p. «r. angenommen ist. Ü ber Le» Haurbaltplan erhebt sich — und zwar besonders hinsichtlich deS Gebaltes de- Geschäftsführer-, welche» zu hoch be- smiden wird — eme längere Debatte. Schließlich wird jedoch der wenn dieselben Unwahrheiten predigten und respektable Firmen mit Schmutz bewürsen? Es fei e,n Unding, aazunehmen, daß ein Principal gern über Zeit arbeiten lasse, ohne daß er dem Arbeiter nicht einen Mehr- Verdienst sür Ueberzeitarbeit gönne, beides sei berechtigt, es lasse sich aber ohne großen Nachlheil sür eine Seite so etwas nicht plötzlich und in schroffer Form durchsübren; die Angelegenheit erheische eme ruhige, recht verständige Behandlung und bedürfe Zeit, dann werde eS auch zu etwas Ordentlichem kommen. Hieraus erstattet eines der sür den BerbandStag in Dresden delcgirt gewesenen Vorstandsmitglieder Bericht, sich günstig über den VeroandStag äußernd. Ferner verlieft der Vorsitzende ein Einladungsschreiben der Firma Ehr. Mansfeld (Maschinenlabrik) an die neue Buchbiiider-Ju». ng, worin er dieselbe zum Besuche seines Etablissements einladek. Die Beisammlung beschließt, der Emladmig Folge zu geben und aie Yabrik Montag, den 7. September, Nachmittag» 2 Uhr in empor« zn besichtigen. Sodann einigt mau sich wegen Abhaltung eines Herlstver- gnügeiis mit Damen und Gästen; einem Comitö wird da- Weitere übertrage». Herr Knorr kommt zum Schluß nochmals aus die Lohnbewegung zurück und sagt, daß der Lohn-Eomuiüsion seitens des Vorsi.iittas eine Antwort hätte zu Theil werden müssen. Der Vorsitzende er klärt, daß an die neue Innung kein Schreiben gelangt sei, man in Folge dessen auch keines habe beantworte» können. Hieraus c>folgt Schluß der Veisammlung. Uerre Luchbilldcr-Ilillllllg. * Leipzig. 4. September. Gestern dielt die neue Buchbinder Innung im Restaurant Kühn ihre ordentliche Monats-Versammlung ab Als Erledigung des ersten Punktes der Tagesordnung fanden Neuanaemeldrtte einstimmige Ausnahme. Au- den geschäftlichen M>ttheilungen ist zu entnehmen, daß die Vorstände der ollen und der neuen Innung in der Frage der Lohnbewegung eine gemeinsame Versammlung abgehalte» haben, in welcher man sich ini Princip verständigte, z. Z. aber irgend etwas zu unternehmen sür nnnöthig erachtete, selbst von der Ein berusung einer Versammlung mit Einschluß derjenigen College«, welche einer der beiden Torporationen uicht angchörcn, wurde sür jetzt abgesehen. Hieraus bemerkt Herr Schambach, daß ein Theil des Rescrates über die letzte Innung? Versammlung in einer Versammlung der Gehilsen etwas andecs ausgelegt worden sei, als er ausgesührt habe; wie auch bei dieser Gelegenheit über die Lohnverbällniffe in seinem Geschäfte die unwahrsten Behauptungen ausgestreut worden seien, welche nicht» Anderes als die vorsätzliche Schädigung seiner Firma bezwecken könnten. Bus das besagte Neieial zurück kommend, habe er gesagt: Die Forderung „eines Procentzuschlages sür Ueberzeitarbeit" seitens der Arbeiter sei sür dieics Jahr ganz zerechtsertigt und zwar deshalb, weil, wie den Arbeitern wohl bekannt sei, die weitaus meisten Abschlüsse mit de» Auftrag geberu bis zur Ostermesse reichten und sich daran Nicht? ändern taffe, deshalb jede Mebrzahlung an den Arbeiter sür den Principal boarer Bermögensverlust sei, den er bei den Coiicurrenz Ver hältnissen, wie sie hier bestehen, nicht erleiden könne. Nur darin lvinie ein Principal den Arbeitern möglichst entgegen kommen, daß man der Ueberzeitarbeit steuere, dos könne man aber jetzt nur durch Ver stärkung des Arbeit-Personals erreiche». Dies habe aber auch seine Schattenseite, den» einmal lange die Arbeit den bestehende» Ver hältnissen entsprechend nicht immer zu, weshalb die Arbeitszeit oft verkürzt werden müsse und zum Andern nehmen viele Arbeiter den Verdienst für Ueberzeitarbeit gern mit. Dies habe er seinen Arbeitern auch erklärt gehabt; die Antwort von einem Tbeile sei gewesen, „wenn wir auch keinen Grund zur Klage haben, so haben wir doch einmal unterschrieben und bleiben dabei, während der gröbere Theil die Situation begriffe» und sich an die ihnen abgenonimene Unter, schrist nicht gehalten habe. Ein Beweis aber, daß ein Zugeständniß seitens der Principale nicht gemacht werden könne, liege darin, daß keiner derselben bewilligt habe, selbst die Beftsiiuirten nicht Im Weiteren bemerkt Herr Schambach, aus das Lebhafteste be dauern zu müssen, daß man sich in der Arbeiterverjammluiig über die Lohnverhältnisse in seinem Geschäfte zu den frivolsten Entstellungen habe hinreißen lassen, die er nicht ungeahndet lassen könne. Nicht allein, daß er seine Arbeiter human behandele und ibnen in jeder Weise Erleichterung durch praktische Einrichtungen z» Theil werden lasse, sondern er zahle sie auch aut. Er gebe Stundenlöhne bis zur Höhe von 50 und der größere Theil seiner Arbeiter habe zu 62 ständiger Arbeitszeit gerechnet pro Woche im Durchschnitt 25 lim Lonse desIahrcSIverdient, wie er zuständigen Ortesbeweisen werde, die besten ober durchschnittlich 30 ^l Da bei ihm säst gar kein Arbeiter Wechsel im Lause de- Jahres vorgekommcn sei, so erhelle von selbst, daß er seine Arbeiter gut zahlen müsse, sonst würden sie nicht aushallen wie thatsächlich auch nicht eia einziger Klage führe. Aber nicht allein, daß dieselbe« einen guten Verdienst hätten, er gebäre auch jedeusall- zu den wenigen Prmcipalen, welche bei Eintritt der stillen Zeit keine Arbeiter entlasse», sondern dieselben sortbeschäsligen sowie überhaupt seil Jabren bemüht sei, die Ueberzeitarbeit »nd verkürzte Arbeitszeit abzuschaffen. Da- ganze Auftreten in jener Arbeiterversammlung gegen seine Firma habe den Beweis geliefert, was von den Leitern dieser Agi- tation zu halten sei; so lange die Arbeiter nicht aus einer gründe» Basis und mit reellen Mittel» agitlrten, so lange sei an eine Aende rung kaum zu denken, denn um so größer werde der Widerstand seilen» der Principale sei». Es könne unter solchen Umständen auch gar nicht Wandcr nehmen, «venu die ganze Angelegenheit schnell im Sande Verliese, denn wo solle das Vertrauen der Mitglieder zu den Agitatoren Herkommen, Schreberverein der Westvorstadt. Nt Leipzig, 3. September. Wie alle Jahre, so bereitete» auch dieses Jahr die Garteuinhaber des westvorstädtischen Schreker» latzes den Bereiuskmdern ein Sedansest, welches sich durch die zahlreiche Theilnabme der Erwachsenen zu einem fröhlichen Volkssest gestaltete. Um 2 Uhr Nachmittags versammelten sich die Kinder — an Zahl wohl gegen 600 — in dem Locale des L ipziger Turnverein» und niarschirten dann durch die Schrcberstraße vor der Schwimm anstalt vorüber nach dem Festplatz Hier hielt die sestl-ch mit Kränzen, Fahnen und Bändern geschmückte Schaar einen Anima ich und stellte sich dann an dem Podium aus, wo Herr Landgerich!»- dirertor ltt. Hagen das Wort ergriff und eine dem Tage an gemessene, von warmem Patriotismus getragene Rede hielt. Er erinnerte daran, dan der Zug der Erwachsene», der unterwegs sei, eben so wie vieler KinLerzug dem A identen an den vor 15 Jibre» sein denischeii Heere geschenkten Sieg gelte uav schilderte mit leb allen Fari'c» den Eindruck, den die erste Siegeskunde gevracht habe Eben so s tzte er auseinander, wie der Sieg zugleich eine Ausrichtung g,w, i „ sei und die Einbeit deS deutschen Volkes und die Gründung des Kaiserreichs gebracht habe. Was der allverelirte Kaiser damal» geboffi, gewollt habe — Mehrer des Reichs an Gaben und Gütern des Friedens aus dem Gebiete nationaler Wohlfahrt. Freiheit und Gesittung zn sein — es sei erfüllt worden. Es sei .bin in Ver bindung mit den deutschen Fürsten, mit dem verstorbenen König Johann und dem jetzigen König Albert gelungen, dem deutschen Vaierlande Freiheit, Einheit und Stöcke zu »«leihen, und es ge bühre beute vor Allem Gott Preis und Dank, der sein Volk mit Segnungen de» Friedens gekrönt habe, der eS weiter schützen möge und vor dessen Angesicht da- Belöbniß abzulegen sei. daß Jeder das Seine thun werde, um die erlangten Güter zu erhalten. Auch die Kinder — an weiche sich der Redner schließlich wanste — sollten romme und fleißige K.nder skia und bleiben, damit sie einst al» nutzüche Mitglieder der menschlichen Gesellschaft dem Vaterland« Ehre machten. An sein Schlußwort: Gott segne Deutschland! schloß der Redner ei» Hoch aus Kaiser Wilhelm und König Albert» in da- die Anwesenden jubelnd cinstimmten. Nun zogen die Kinder an ihre Bruppenpsähle, wo sie nach einer längeren Pause ich dem sroheu Spiele Hingaben. Zu den üblichen Spielen» welche die Kinder belustigten, gehörten: Sternichießen, Kletterstange. Kamps um den Thurm, Rundlaus, Ringwersen, Tauziehen, Wctl- renneu, Topsschlagen, Mann werfen (fttt die Knaben) uud Stern- chießen, Ballkorb. Eierlragen (sür die Mädchen). Auch an rrhei- terndcn Bewegung»- und Singspielen sehlte eS nicht, und da» Häschen, die blinde Kuh, der Sandmann, Jacob wo bist du rc. be währten ihren alten Reiz. Nach dielen Spielen trat wieder elne Panse eiu, »ach weicher die Kinder sich aus» Neue ausstellten und ihre Laternen erhielten. Es begann nun ein prächtiger Lampionzug, der um den Pl tz herum ging und vor dem Podium hielt, wo noch ein kurzes Abschiidswort an die Kinder geruhtet wurde. Den Schluß de- schönen Festes bildete ein großes Feuerwerk, welches nicht nur den stürmischen Jubel der kleinen Weit erregte, sondern auch dea Erwachsene» so gut gefiel, daß man au» jedcin Munde nur Lob und Anerkennung hörte. Die Leuchtkugeln, Feuerräder, Goldregen. Korn blumen re. (vurch blaue Kugel» angedentet) gelange» vorzüglich. Da- ganze Fest, um welches sich namentlich die einzelne» Conimss- sions - Mitglieder, die Herren Falk, Dictze, Stock, Richter, Dobrowsky, sowie die Leiter der Knaben- und Mädchengruppea hochverdient machten, verlies in der glücklichsten Weste und Hai gewiß nur die angenehmsten Erinnerungen bei Alt und Jung zurückgelasscn. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt^ Die Wildüändleriu Wiltwe A. zu Potsdam ist vom Landgericht auS ff. 259 Str.-G-B. wegen Hehlerei verurtheilt. Der That- bestand war folgender: Aistangs des Jahres 1884 war der Gefreite M. vom Garde-Jäger-Baiaillon zum Forstschutze in dem bei Pots dam belegeneu Wildpark commandirt und spccicll dem Wildmeister unterstellt. Er war nicht berechtigt, daselbst Wild zu schießen, Hai aber trotzdem und unter Verletzung der Schonzeit am l3. Februar 1884 ein weibliches Stück Damwild im Wildpark durch Schießen erlegt, dasselbe zunächst dort in einem Stubbenloche unter Laub und Moos versteckt und dann an die Angeklagte Wittwe A. verlaust, welche eS durch ihren Hausdiener, B. abliolen ließ. Der Gefreite M. ist dieserhalb in einem andere» Bcrsahren wegen Diebstahls bestraft, und auch in dem jetzt angefochtenen Urtheil wird die Handlung des M. als Diebstahl erachtet mit Rücksicht darauf, daß der Wildpark rings von einem hohen Gatter umgeben ist, welches das Austritten des Wittes verhindert, und ferner angenommen, daß die Aneignung des Wildes schon durch das Verscharre« des selben erfolgt war. Nachdem M. schon Ansongs Februar 1884 vrei mittelst strafbarer Handlung erlangte Fasanenhähne an die Angeklagte A. verknust hatte, bei welchem Punkte diese wegen mangelnde» Nach- weises de- DoluS sreigelprochen ist, kam M. am l3. Februar 1884, wiederum wie in dem früheren Falle, einem Förster ähnlich ge kleidet. zu der Angeklagten A. und bol dieser ein Stück Damwild (das vorgedachte, an diesem Tage erlegte) zum Kanse an. Die Au- geklagte A. erkundigte sich danach, wo das Wild liege, und M. iagr« ihr nun, daß er ein zum Forstschutze im Wildpark abcommandirter Garde-Jäger sei und daß da» Stück Damwild am ersten Hause vo» Reu Geltow jenseits des Wildzauns liege, wo er als Kennzeichen zwei Stück Papier tüngcl.gt habe; der Hausknecht werde ihn dort finden »nd solle dort das Wild in Empfang nehmen. Die Angeklagte A. beauslragte demgemäß ihren Hausdiener B. mit der Abholung de- Wildes. B. ging zur bestimmten Zeit, Abends 6 Uhr, an d e be zeichnet« Stelle, tras dort jedoch den M. nicht an und kam unver richteter Sache nach Hause zurück. Hier erschien sehr bald darauf M. und forderte den B. aus, sofort mit ihm zu konimen und da» Wild zu holen. Bette begaben sich bi» an das erste Haus vo» Neu-Geltow, stiegen über den Zaun deS Wildparks in letztere» ei» und zogen das Stück Damwild aus dem Stubbenloche, in wc chcm eS unter Laub und Moos verscharrt lag. hervor. Dasselbe wurde sofort in einen von B. milgebrachten Sack gesteckt, von Beide» >» diesem durch oder über den hohen Wildzaun aus dem Wildpark ge zogen und vo» B in die Stadt »nd zur Angeklagten A. g-trage», ohne daß dieser das Wild bei der Eindringung durch das Tbor zue Vecstemruiig ongem ldet halte, angeblich nur, um die Steuer z» sparen, aber sicherlich auch, weil er wußte, daß die giößestc Heiin» jichkcit bei diesem Transporte geboten sei. Tags daraus ist M. HUk Angeklagte» Wittwe A. gekommen, um den Kauiprei« zn holen, sie zahlte ihm 28 .^k aus und gab davon sogleich 3 .sl an den Haus diener B für de» Transport. D'e Angeklagte bat wegen der Anwendung des 8. 259 Tlr.-G.-B, gegen sie R vibon eingelegt, welche jedoch das R.-G , II. Strassenat, am 10. Februar d. I. verworfen hat unter folgender Aussührungr Es wurde näcrdings nicht genüge», wenn das Gericht nur ange nommen Halle, es habe die Angeklagte A^ gewußt oder den Um ständen nach aiinebmc» .:>ii'i n. daß das Stück Damwild Nicht auf
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder