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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188509170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-09
- Tag1885-09-17
- Monat1885-09
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1885
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Ers<h*t«t täglich früh SV. Uhr. iktictin aut Lr»etitro» Joha»oe«gasie 8. LPrechÜuuLkll -er Nr-aclioiu Bornnnag- 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—k Udr. >W t» N»a»«d, «ui,ei»i>«ler «I»nu>cr>»t» ««chi UO »» >«r»-«ru>» ,»»l va»m»i»ck. W»»«h»r »er für »te uichftf«l»r»»r N»««er »estt««ten Auseraie a» t>«cheuta,r» »iS L lltzr Nachmittag«. »»G««»-unv -rftlageu früh »t»' ,SUhr. >» ten /Maten für 3ns.-iXnnaii«e: Htt» Klemm, UllioersilttSstrah« L. Lots Lösche, Kalhartnruftr. 23, p. nur »>S '/,3 Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. 2SV. Donnerstag den 17. September 1885. Auflage LS,1VV. ^vonnrmeatspreis vienelf. 4V, Mk. inet. vringenohn 5 Mk. durch die Pest bezogen 6 Mk. Jede einzelne Stummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebübrcn für Exrrabeilaae» (in Tageblatt» Umm gesalzt) ahne Posioesörberung 30 Mk. mit Postvejvrderuiig 48 Mk. Inserate ügespalienc Petitzeile 20 Pf. Grösere Schrillen laul uni. Preiooerzeichniß. Tabellarische: u. Zisscrnsay nach HSYerm Tarif. Reklamen »Mer dem Redaktion-strich die4gespalt Zeile 50 Pf., vor den Familiennachrichtea die Vgejpallcne Zeile 40 P,. Injerale sind ncis an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnlenuiuernnäo oder dura, Post uacvnahme. Amtlicher Theil. Vekinmlmachilis. Da» 8. Stück deö diesjährigen Gesetz- und BerordnuagS- blatti» für da» Königreich Sachsen ist bei uns eingegangen und wird bi« z»» 4. Oktober dieses Jahres auf dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auSbäugen. Dafletbe enthalt: Nr. 33. Verordnung, die Abtretung von Grundeigentbum zur Erbauung einer schmalspurige,, Sekundär» Eisenbahn von Station Wilischlhal der Chemnitz- Alinabergcr StaatSeisenbabn nach Ebrensriebcrs- dorf mit Zweigbahn von Herold nach Thum auf Staat-kosien betreffend; vom 24. August 1885. Nr. 34. Bekanntmachung, die Vornahme einer Er- gänzungSwahl für die I. Kammer der Stände» Versammlung betreffend; vom 25. August 1885. Nr. 3b. Bekanntmachung, eine Anleihe der Stadtgrmrinde Sebuitz betreffend; vom 28. August 1885. Nr. 3«. Bekanntmachung, den zwischen dem Königreiche Sachsen, dem Großberzogthum Sachsen, dem Herzogthum Sachsen-Meiningen und dem Herzog« lhum Sachsen-Altenburg vereinbarten Staat»« vertrag wegen anderweiter Regelung der auS dem Uebergange der vormaligen Sächsisch- Thüringischen Ost-Westbahn aus den Sächsischen Staat sich ergebenden staattrechtlichen ver» hättnisi, betreffend; v»m 8. August 1885. Leipzig, den 15 September 1885. Der Rath her Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Krumbiegel. Vrkallntmluhllu-. Ans Grunv von tz. 4, Abs. 1 de» Regulativ» vom 15. November 1867 haben wir Obrigkeit-wegen an die Betheiliglen bei 30 .«t Strafe Verfügung ertasten, daß der zwischen den Grundstücken Nr. 12 und 19 am Tvsener Weg m letztere» einmündendc Privatweg an dieser Einmündung eingefriedigt und gleich allen ander» städtischen Grundstücken während der Narbt »erschlossen gehalten werde. Wir bringen die- zur Nachachtung zur allgemeinen Kcnntoiß mit den, Bemerken, dag Diejenigen, welche unserer obigen Verfügung entgegen die bezeichnet» Einfriedigung ganz oder theilweise zerstören oder beseitigen, oder den nächtlichen Ver schluß aufhcben mit Geld bl» zu 150 oder mit ent sprechender Haft bestraft werden. Leipzig, den 9. September 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Gcorgi. Wilifch, Ast. Teld-Verpachtung. Die der Stavtgemeinde gebörige, an der Westseite de» Bayerische» Bahnhofs gelegene Feldt-arzelle Nr. 2496 veS Flurbuchs für Leipzig von 34.55 Ar --- 188 Ouadratrulben Flächcngrbalt soll zum Feldbau auf die 6 Jahre 1886 btS >»it 1881 Moutaa, den KI. dieses MouatS lvor«tttagS LI Uhr aus dem Natbbause, 1. Etage, Zimmer Nr. iS, an den Meistbietenden anderweit verpaehtet werden. Die Verpachtung-- und BersieigeruugSbevingungen sowie rin Situat,o»»plai, liegen in unserer Oekonomie-Inspection im allen JohanniSboSpilale, Johanni-Platz Nr. 8, schon vor dem Termin« zur Eiusichtnabme au«. Leipzig, den 5. September 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Stöß. Die bei dem hiesigen Lcihhause in den Monaten Sep tember, Oktober, November und December 1884 verfehle» oder erneuerten Pfänder, die weder zur Versallzeit noch bis jetzt eingclöst worden sind, auch nicht bi» zum 30. September n. e. eingelöst werden, sollen den 2. No vember d. I. «ad folgende Lage im Parterre-Locale de» Leihbause» öffentlich versteigert werden. E« können daher die in den genannten Monaten ver setzten Pfänder nach dem 30. September d. I. und spätestens am 3. Oktober a. v. nur unter Milciilrichluiig der AuctionSkosteii von 4 Pfennige» von jeder Mark deS Darlehn» eingelüst oder nach Befinden erneuert werden; vom 5. Oclober d. I. an. a» weichein Tage der AuclionSkatalog ge schloffen wird, kan» lediglich die Einlösung derselben unter Mttcnlrichliing der Auclionokeste» von 4 Pfennigen von jeder Mark der ganzen Forderung de« Leihhauses statlfinden, und zwar nur b>S zu,» 28. Oktober d. I-, von welchem Tage ab AliclionSpiäiiber »»iwidcrruflich weder etugelüst »och prolongirt werden könne». ES hat also vom 30. October l>. I. an Niemand mehr da» Recht, die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und können dieselben daber vo» den Eig-nthümern nur aus dem gewöhnlichen Wege deS Erstehen- wieder erlangt werden. Dagegen nimmt vaS Geschält de« EinlösenS und Versetzen» anderer Pfänder während der Anclion in den gewöhnlichen Localen seinen ungestörten Fortgang. Leipzig, de» 15. September 1885. DeS Raths Deputation für Lethhau» und Sparkasse. Erstatteter Anzeige zufolge ist da- iiir den Kellner Ott« N»b«ld au» Sirahberg »nierm 29 Juli 1882 vo» der Orisbehörd« zu ktrahberg au-aesrellte Dienstbuch verloren gegangen. Dasselbe ist nu Ausstaduiigtfalle an u»- abzuaeben. Leipzig, den 14. September 1885. TaS Polizei-Amt der Stadt Leihst». Bretichneider. S. Bekanntmachung Di« mit einem Jahresgehalt von 825 .« dotirte Stellung eine» Expediente, für unser Sladibauamt ist vom 1. Oktober d. I. ab z» besetze». — Bewerber, welch« mit dem Lopiren von Zeichnungen „d mit Verrichtung ähnlicher technischer Arbeiten vertraut stob, »holten den Vorzug Llttraue t. Lach»., 12. September 1885. Der Etadtratd. vr. Bdyme, Bürgermeister. Bekanntmachung. Au» Anlaß der zur Zeit in einer gewerblichen Branche stattgefundenen Arbeitseinstellung ist e» >n den letzten Tagen mehrfach vorgekoininen, daß sich vor den betreffenden Etabliste. ment» auf Sffentlicker Strafte Personen aufgestellt haben, um die fortarbeiteuden Arbeiter zur Theil- nahme am Strike zu überreden. Im Interesse der Verkehrssicherheit kann b,eS unter keinen Umständen geduldet werden und haben daher Diejenige», welche fortan derartig« Haiidlungen begehen oder den Weisungen der zur Aufrecht erbaltung der Ordnung ausgestellten SicherheitSbeomlen nickt sofort Folge leisten, ihre Bestrafung gemäß tz. 366de« N St.-G -B- mit Geld biö zu 68 Mart oder Haft biö zu 14 Tagen zu gewärtige», vorbehaltlich einer etwa verwirkten härteren Bestrafung auS tz. 1l6 deö R.-St.-G.-BS. oder tz. 153 der Gewerbeordnung. Leipzig, am 18. September 1885 DaS Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Htwölbtorrmikshün^ In dem UuiveriitätSgniutzttucke zur „Stadt Dresden" allbier, Johannesplay Nr. 1/2. ioll ein Partcrregcwölbe mit Schreibstube, Kam,„er und Niederlage vom l April 1886, nach Befinden auch schon vom 1. Oktober dis. J-. an, aus fünf Jahre meistbietend und mit Vorbehalt der Au-wahl unter den Licitantcn anderweit veriniethet werde». Restectantea werde» erjucht, sich hierzu Souuabeud, den 19. September 0. A., vormittag» 11 Uhr, im Uaiverfltit-.Reniamte, woselbst auch die Licitatiourbedinguagen zur Einsicht au-liegen, einzufinden und ihre G.bote abzugrbcn. Leipzig, am 10. September 1865. UuiversitätS-Rcutamt. Gras. Nichtamtlicher Theil. Aus dem Sudan. Bon Suakii» trifft die Nachricht ein, daß es dort am l2. Sepiember zwischen Kuilvschail-niaunschaiten der Auf ständische» und euicr Abtheilung bengalischer Cavallerie zum Gesechl gekommen ist, welches mit der Flucht der Auistäiidffche» endete. E»,verden also vermutblich bald wettere Nachrichten über Kämpfe bei Suakiin einkresicu. General Wolselcy sprach sich bei seiner Rückkehr »ach England dabin aus, daß ein Hcrbstseldzug nach Ehartum noihig sein wurde, um das >vei- lere Vorbringen der Aufstäiibischeii nach Egyplen zu verhindern. Es scheint aber nicht, daß die englische Regierung die Rath- schläge Wolseley'S befolge» will, den» eö ist bisher nicht« ge schehen. um den Herbstfeldzug vorzubcreilcn, der jetzt seinen Anfang nehmen wird. OSman Dignia, welcher bisher alle Unternehmungen an der Küste des Rothen Meere« zu leiten pflegte, ist schon wiederholt tobt gesagt worden, aber stet« strafte er diese Gerüchte durch sein Wikdererscheinen Lügen, und es gewinnt de» Anschein, daß er auch in diesen, Herbst wieder die Aufständischen gegen die Engländer führe» wird. Es wird von Streitiakeiten berichtet, welche unter de» Anhängern der Sache de» ÄKabdi auSgrbrochen wären, von der E» inordnung seine- Nachfolger« Abdullah, von Äämpsen ver Belagerer von Aasiala untereinander, ja sogar von dem Ver suche der Besatzung SennaarS, Ehartum wieder zu gewinnen. Wie viel von diesen Meldungen aus Thalsache», wa« aus Erfindung beruht, ist schwer Zu ermitteln; sicher dagegen ist, daß sich Dongola in den Hä"den der Aufständischen befindet unv baß Suakiiu von ihnen bedroht wird. Wie die Dinge im südliche» Sudan stehen, würde erst ein neuer Feldzug der Engländer feststellen können; vorläufig besteht zwischen Egypten und Ehartum keine regelmäßige Verbindung, und bas allein reicht tun, »m die Verhältnisse im südlichen Sudan als sehr ungünstig für die Interessen Egyptens zu erweise». Während die Parteigänger Osman Digina'S, gleichviel unter wessen Oberbefehl, sich zum Kampfc gegen die Eng länder rüsten, ist Sir Drumond Wolfs nock nicht über die Anfänge seiner Verhandlungen mit bei» Sultan hinauSge- kommen. Wir wissen, daß er die Aufgabe hat, die Äe- dingungen mit den, Sultan zu vereinbaren, unter welche» dieser seine Soldaten zur Unterdrückung des Aufstande« marschiren lassen will. Der Sultan verlangt als Grundlage weiterer Unterhandlungen die Anerkennung seiner Eigenschaft ai« Oberherr EgYPlenS. Diese wird ihm zwar von der jkönigiil von England privatim und theoretisch, aber nicht öffentlich und lhaisächlich zugestandcn. Die englische Regierung ist cS zufrieden, wenn der Sultan unter alle Maßregeln, welche sie in Egyplen getroffen hat, sein Siegel setzt, aber der Sultan will sich mit einer solchen Marionet:enrolle nicht begnügen »nv fordert die Eioräumung wirklicher Rechte. Wenn cs England mit ver Sendung Drummond Wolff's Ernst ist, dann muß seine Regierung daS Verlangen des SultanS a>S berechtigt anerkennen und danach handeln. Gegenwärtig sind die Verbandlungen so weil gediehen, daß der Sultan den Großvezier in besonderem Aufträge nach Egyplen senden will. DaS ist von seiner Seite schon ein beachtenSwerihes Zu- aeständniß. denn eigentlich wäre er in der Lage gewesen, die Entfernung der englischen Besatzung Egyplen» als Vor bedingung aller Vereinbarungen über Egypten zu fordern. Nur die Rücksicht aus die Unmöglichkeit, das Recht der Türkei aus Egypten im Widerspruch mit England mit den Waffen in der Hand zur Geltung zu bringen, konnte den Sultan bestimmen, den Bogen nicht allzu straff an zuziehen. Anderseits können aber auch die Engländer sich nicht auf den Standpunkt der Eroberer stellen, weil sie dann die Rolle der uneigennützigen Befreier Egypten- ausgeben müßten und eS als Friedensstörer unv Räuber mit Europa zu lhun bekämen. Die englische Regierung, sowohl die abgedankle unter Gladstone, als auch die gegenwärtige unter Salisbury haben die egyptischen Verhältnisse stel» schwierig und verwickelt genannt, aber diese Verwickelung ist in der Hauptsache daS Werk derer, welche Alexandrien boin bardirten und Kairo besetzten, ohne den Wille» und die Kraft, diese Eroberung Europa gegenüber zu behaupten und das Gewonnene durch eigene Anstrengung gegen äußere Feinde zu vertheidigen. Wa» hinderte England, dieUnterdrückungdeSAus- stande» unter Arabi Pascha dem Sultan zu überlasten? Da» Eingreifen i» diese Verhältnisse obne Auftrag weder von Seiten de» rechtmäßigen Oberherrn de« Lande« noch Europa- war eine Verletzung de» Völkerrecht» schlimmster Art. und wenn der Sullan die Macht besessen hätte, so würde er England dafür den Krieg erklärt haben, und wer weiß, ob er nicht bei so thatkrästigem Vorgehen mächtige Bundesgenoffen gefunden hätte. Die ein zige Rechtfertigung, welche die Engländer für Uhr gewaii- tiiäkrge«, sriedenbrechendes Borgeben anführen können, ist die Ohnmacht der Türkei und im Zusammenhang damit die Unlust Europa», den europäischen Frieden durch die egyptische Ver wickelung stören zu lasten. Es war der größte Fehler, den Frankreich seit dem deutsch« französische», Kriege begangen bat. daß es England in Egypten ireie Hand ließ. Frankreich mußte da» Bombardement von Alexandrien Verbindern und dem Admiral Scymour entgegen- trelen, als er in, Juli 1882 den Suezcanal schloß. Die Schwäche Frankreich« unler dem Ministerium Freyciuet iiud die polnisch ganz unzurechnungsfähige Haltung des Mini sterium« Gladstoiic haben die Verwirrung i» Egypten erzeugt und die Ausdehnung der Macht de» Mahdi unv seiner Nach folger geschaffen. Man sollte meinen, daß England nach den Erfahrungen der letzten drei Jahre nun endlich znr Einsicht gelangt sei» müßle über da», waS in Egypten geschehen muß, um die Schlußfolgerungen de» 11. Juli 1842 zu ziehen, aber auch heule noch hat die Politik der Unsicherheit und deö Schwankens die Oberhand über die ersten Forderungen der Klugbeik. Woran liegt da«? An dem richtigen Versiändniß der Sachlage seilen» der gegenwärtigen Negierung fehlt eS sicherlich nichl, sie würde, wem, sie aus eigene Verantwortung selbst ständig hanteln könnte, unzweiselbast di« richtigen Maßregeln ergreifen, aber sie hat aus ein Parlament Rücksicht zu nehmen, dessen Führer der erste Minister VeS vorigen Ministerium« ist. Ob die Mehrheit diese« Parlaments die Politik de« Ministerium- Salisbury in ihrer Gesammtheit annehnicu und billigen wird. daS ist die große Frage, an welcher alle „Entschließungen voll Mark und Nackdruck" vorläufig scheitern. „Denn au» Gemeinem ist der Mensch gemacht, und die Gewohnheit nennt er seine Amme", diese« Scbiller'sche Wort ist auf die englischen Berbältmsse mehr al« irgend ein andere» anwendbar. Tie englischen Baumwollenbarone lümmcrn sich den Teufel um Egyplen und den Sudan, wenn sie nur ihre Reute auf der bisherigen Höhe erhalten oder sie womöglich steigern können. Deshalb ist e« für eine thalkräslige Regierung, welche die Stellung England« dem Auslaute gegenüber zu wahren entschlossen ist, so außel,'rde»ttich schwer, den Slandpunct der materiellen Interessen zu verlassen und sich aus eine höhere Warte emporz,»schwingen, von welcher auS die Gesammtlage »nd die Zukunft deS englisaen Weltreiches in Betracht gezogen ivird. Einem englischen Liberalen klar zu machen, daß eS »öthig ist. Egyplen gegen die Angriffe aufständischer Be wohner des Sudan- durch eine energische ttrastanstrengung für lauge Zeit sicher zu stellen, oder daß es bester ist. Mil lionen für die Befestigung der Pässe deS Paropamisos auS- zugeden, al« binnen zehn Jahren einen Kamps aus Leben und Tod um die Herrschaft i» Indien mit Rußland zu bestehen, daS ist ein vergebliche« Bemühen. Der englische Kaufmann nutzt die augenblickliche Gunst der Verhältnisse für seine Zwecke auS, waS später geschieht, da- ist ihin gleickgillig. An dieser beschränkten Anschauung der Verhältnisse wird das englische Weltreich früher oder später zu Grunde gehen, dem, die Weltherrschaft kann nur derjenige auSübcn, der da« Ganze im Auge hat. * Leipzig, 17. September 1885. * lieber die in Berlin eingetrcffene spanische Note melden die ofsiciösen „Berliner Politischen Nachrichten" vom Dienstag: „Die gestern hicrsclbst eingetroffene Note der spanischen Regierung verfolgt, den, Vernehmen »ach, in Bezug aus die zwischen Berlin und Madrid schwebenden Fragen genau denjenigen Weg, den wir kürzlich al- im Einklänge mit den üblichen diplomatischen Gepflogenheiten befindlich anzu- deuten in der Lage waren. Dementsprechend zerfällt die dem Herrn Grasen v. Benomar zugegangene Kundgebung deS Madrider EabinckS i» zwei getrennte Theile: einen, welcher die Entschuldigung Spanien» wegen der der deutschen Ge sandtschaft in Madrid zugefügten Unbill und die dafür zu gewahrende Genuglhuung behandelt, und den zweiten, welcher (ich über die spanischen Rechtsansprüche auf die Inselgruppe der Earolinen sehr eingehend verbreitet. Wie wir hören, wäre seiten- deS spanischen Gesandten einstweilen nur der erste Theil der Note im Auswärtigen Amte zur Verlesung gebracht worden, indeß vom zweiten Theil vorerst eine authen tische Uebersevung angefertigt wird. In Verhandlungen über diesen zweiten, die materielle Seite der deutsch-spanischen Beütz-Coiilroverse behandelnden Theil dürste, um mehrfach Gesagte« zu wiederholen, erst nach Erledigung der formellen Frage eingetreten werden." * Man schreibt un« au« Berlin: .Am 10. October tritt die zweite ordentliche Generalsynode der Landeskirche Preußen- zusammen, deren Sitzungen sich bi» Anfang November erstrecken dürsten. Nach der Kirchcn- versassung, die wir dem Ministerium Falk verdanken, muß die Generalsynode mindestens einmal alle sechs Jahre zusammentretcn. Die erste hat bekanntlich im Herbst 1879 getagt, und lag seitdem kein Anlaß zu einer besonderen Einberufung vor. Die Wahlperiode der vorigen General synode ist nunmehr abgrlaufen gewesen. WaS die Zusammen setzung der Generalsynode betrifft, so zählt sic 198 Mit glieder, von denen 150 durch die Provinzialsynoden gewählt. 30 durch den König ernannt werden, wozu noch die 12 Generalsuperintendenten und 6 Vertreter der evangelisch, tbeologischen Facultäten kommen. Die Berathungsgegen« stände sind auch diesmal von besonderer Wichtigkeit. Außer den Entwürfen, welche von Seiten de» Kirchen- regiiilent« auSgehcn, den sogenannten Proponenda, wird auch auS dem Kreise der Synodalen eine Reihe von Initiativanträgen erwartet. Ter Antrag, daß bei Besetzung der theologischen Proseffurcn der Vorstand der Generalsynode gehört werbe, wird jedenfalls wiederkehren. Außerdem ist bcrvorzuheben die Neuregulirung de- Diensteinkommen» der Geistlichen und die Regelung de» kirchlichen Relictenwesen», sowie die Neuordnung de» TiSciplinarproceffeS gegen Geistliche. I» der Gencralsynode werden sich, daS läßt sich jetzt schon übersehen, die Parteien in derselben Stärke wie im Jahre 1879 gegenüberstehen. Die Positiven haben meist allein schon die Mehrheit, und dir Mittelpariei ist höchsten« im Stande, einen Platz im Vorstand zu erringen. Die hier sehr ge- mäßigt« Linke bleibt völlig epiflußloS. Auf die Wahl de» Vorstände» ist man im Uevriaen viermal sehr gespannt. — Tie Rücksicht aus die die-mal rusammentretende General synode scheint maßgebend gewesen zu sein für die so späte Anberaumung de» Termin- der preußischen Land tag-Wahlen. Erst am 5 November sollen die Wahl männer und am 12. die Abgeordneten gewählt werden. Danach kann auch als feststehend angenommen werben, daß dieselbe Eollision, welche wir in der vorige» Saison wegen deS gleichzeitigen Tagen« deS Reichstage» unv der Einzel- landtaae, zumal de« preußischen, zu beklagen Hallen, unS auch diesmal nicht erspart bleibe» wird. TerNeickSlag wird auch diesmal Milte November, der Landtag erst Milte Januar zusammentretcn. Da- Nebcneinaiidertagcn wurde kaS vorige Mal als unleidlich bezeichnet, und die schwere Belästigung wurde von Len nicht preußische» Reichstags- Mitgliedern nicht minder schwer cmpsimden, wie von den preußischen College». Es müssen dock wohl sehr schwerwiegende, wenn nickl unüberwindliche Schwierigkeiten vorliege», welche die Regierung abbalten, den so vielfach und dringend geäußerten und in den Parlamenten selbst so lebhaft betonten Wünschen nach einer Aenderung in der Reihenfolge Rechnung zu tragen. WaS die Arbeiten de- Reichstag» betrifft, so darf man alS feststehend anseben, daß dieselben in erster Linie wiederum socialpclitischer Natur sein werden. Die Unfall versicherung wirv weiler ausgedehnt, an die Altersversorgung herangetrcten, die Postsparcasscnvorlage in veränderter Gestalt wiederum eingebrackl werden. Die Elat-arbeiten für den Reichstag sind übrigen« zum größten Theil bereits fertig gestellt, und auch in den preußischen Ministerien ist hierin nur »och wenig zu erledigen. Für Preußen wird der Schwerpunkt der Session auch diesmal i» einer Steuerresormvorlagc liegen. Daß daneben auch einzelne technische Entwürfe, besonder« im Jiistizressort, im Reiche und in Preußen wieder ein gehen werden, haben wir bereit« erwähnt. Hervorgeboben wird ». A. eine Revision der preußischen VormundschasiSordnung. Wenigstens sind seiten- de« Justizniinister» den Behörden eine Reihe von Fragen in dieser Hinsicht zur Beantwortung vorgelegt worden." * Unter den patriotischen Verdiensten, welche sich die deutschen Ultramontanen erworben, ist nicht daS ge ringste die offene Unterstützung de- Polenthumk. Seit Iabrcn ist man gewöhnt. Ultramontane im preußi- ickeu Abgeordnetenhause, in der Presse und wo immer sich sonst Gelegenheit bietet, skr alle Forderungen des Polen- tbum», nicht nur die kirchlichen, sondern auch die rein natio nalen, cintreten zu sehen. Sine gewisse Scheu, die sie früher trugen, ist mit jedem Jahre mehr überwunden worden. Recht bezeichnend ist e» in dieser Beziehung, wie sich in der gegen wärtigen Wahlbewegung die deutsche« Ultramontanen zu den Polen stellen. Wer zehn oder fünfzehn Jahre zurückdenkt, der wird sich erinnern, daß damal» bei Wahlen in denjenigen Kreisen Posen» oder Westpreußen», wo di« Polen Au»« sichlen hatten, mit ihren Eandidaten durckzudringen, sämmt- licke Deutsche einschließlich der Katholiken zusammenstanven und lediglich der nationale Gegensatz den AuSschlag gab. Und wie siebt e» heute au»? In Westpreußen haben die deutschen Ultramontanen mit den Polen ein förmliche« Wahl- bündniß geschlossen, wonach in allen Wahlkreisen die deutschen Katholiken für die polnischen Eandidaten stimmen sollen, außer im Wahlkreise Marienburg-Stuhm, wo die Polen für die Canvi- dalcn des Ccntrum» zu stimme» haben. In letzterem Wahlkreise dringen weder Centrum nock Polen durch, er ist also für das in Rede stehende Compromiß ganz gleickgillig. Es bleibt die Tbatsache bestebcn, daß in sämmtlichcn westpreußischen Wahl kreisen die deutschen Katholiken, soweit sie der ultramontanen Parole folgen, für die Polen einjutreten sich verpflichten. Und ganz ebenso wird selbstverständlich in der Provinz Posen vorgegangen. E» ist ja auch in den letzten Jahren bei den Wahlen schon so Verfahren worden, so ohne Scheu und Sckam aber wurde unsere- Wissen« die einfache und bedingungslose Unterstützung des PolcnthumS seiten« einer „deulfchen" Partei noch niemals verkündigt. * Die .Kreuz zeitung" sucht in einem spaltenlangen Leitartikel die Berechtigung der konservativen Agita tion in der Provinz Hannover nachzuweisen, obwohl dieselbe thatsäcblicb nie eine andere Frucht gehabt hat, alS deni Welsenthum Wasser aus seine Mühlen zu liefern. Für ein Blatt, da« soeben noch mit Leidenschaft für die Thron- folgerechte de- Herzogs von Cumberland eingetrctcn ist, wird diese Frucht allerdings wenig Abschreckende? haben, über die Aufgaben nationaler Politik in Hannover mit ihm zu streiten, kann man sich aber wohl ersparen. * Man schreibt un« auS Brüssel vom 15. September: .Laut Verordnung de» KriegSministerS PontuS vom 12. d. Ml», ist der Verkauf von Branntwein vom 1. Januar 1888 ab in sämmtliche» Kasernen deS belgischen Heeres unter sagt und nur noch die Verabreichung vo» Bier jeder Art gestattet. Diese Maßregel ist von hoher Wichtigkeit für die Gesundheit und Moralität der Armee. In un;äh!ige>'. Fallen waren tüchtige junge Lcule durch daS Kaserneiilebcn zum Trunk verführt worden unv die Regierung hatte sich bisbcr durch Gestattung deS SchnavSverkaiisS zum Mitschuldigen diese» ZustandeS geinacht. — Wie der Negierung nahestehende Blätter melden, beabsichtigt dieselbe in der näcbsieii Session einen Gesetzentwurf einznbringen. nach welchem SlaatS- gebäude von jeder Art kommunaler Steuer» befreit werden. DaS ist wieder ein vorzügliches Mittel zum Sparen, mit der Nebeinder, den verhaßten liberalen Verwaltungen der großen Städte einS zu versetzen. In Brüssel wurde sich der Steuerausfall nach Hunterttausenden vo» Francs be ziffern, da der Staat» welcher keine ExpropriationSgebübrcn zahlt, zur Erbauung von Kasernen u. f. w. ganze Straßen bat ablragen lassen. — Gelegentlich de- dieser Tage in Mecheln abgehaltenen vlämischen Parteitages machte der ultramontane Abgeordnete EoremanS. zugleich ein Hauptwortführer der vlämischen Bewegung, die mit Beifall aufgenommene Mittheilung, daß in der nächsten Session von ihm eine Reihe Anträge auf größere Berücksichtigung deS Vlämischen im Staatsdienst eingebracht »erden würden. Unter Andern« solle daraus hingewirkt werden, daß künftig nur diejenige» Avantageure und Unterossicierc zur Beförde rung zum Lieutenant zuznlasseu sind, welche eine ge»i>gc»de Kenntniß de« Vlämischen aufweiscn. Bei der starke» Ver setzung der beiden Kammern mit Wallonen und gemäßigten vläme» Hai dieser Antrag wenig Aussicht aus Annahme." * Zur Lage in Spanien wird der „Kölnischen Zeitung" au» Madrid, 15. September, gemcldct: AllmLlig sängt e» an, über die Acziehungcn der einzelnen Parteien rücksichtlich eine» MiaisterwechselS klarer zu werden. Wie ich
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