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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188509297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-09
- Tag1885-09-29
- Monat1885-09
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1885
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Fünfte Geilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. L7L. Dienstag den 29. September 1885. 78. Jahrgang. Der Socialistruprocrß tu Chemnitz. , Lhemiitz, 28. September. Mit drm heottgeu Lage getaugte -er Proceß gegen die Thciinehmer de» im Jahre 1883 zn Kopen hagen abgehalteneu sociaidemotratischen Parteicongreffe« vor der ersten Hiraskammer ves htesigea Landgerichts zur Verhandlung, lieber die hohe Bedeutung diese« ProceffeS haben wir uns derritl an »»derer Stelle »»«gesprochen; allein tro» dieser Bedeutung ist der Zudrang de« Publicum« heute, am ersten Verhandlungstage, nur ein mittelmäßiger, wozu wohl hauptsächlich die beschränkte AuS- gäbe von Einlaßkarten beigetragen hat. Der Gerichtshof wird gebildet von dem Herrn Landgericht«. Präsidenten Brückner al« Vorsitzenden, de» Herren Landgericht«, rächen Lippert. vr. Kläppel, vr. Leschorner und Hoss- mann al« Beisitzer», sowie Herrn Eericht-assessor Wi ebner al« Hils-richter. Die Anklage vertritt Herr Oberstaatsanwalt Schwabe, die Bertheidigung sühren die Rechtsanwälte Herr Munckel-Berlta und Herr Freytag I.-Leipzig. Wir gehen nunmehr zur Anklage über. Dieselbe ist erhoben gegen 1) Georg Joseph Carl Heinrich von vollmar, Schrift steller, Reich«tag«adgeordneter und sächsischer Landtag-abgeordneter (Mittweida), ZS Jahre alt, Dissident; 2) Ferdinand August Bebel, Reichstag«, und sächsischer Landtag-abgeordneter, Drechslermeister in Plauen bei Dresden, 44 Jahre alt. evangelisch-lutherisch; 3) Johann Heinrich Wilhelm Dietz. Reich«,ag«abgeordneter, Buch- druckereibesitzer in Stuttgart, 41 Jahre alt, evangelisch; 4) Ignatz Auer, ReichStagSabgrordneter, Mäbelhändler in Schwerin. 38 Jahre alt, katholisch; ü) Earl Franz Tugen Frohme, Schriftsteller und Reichstag-abgeordneter (Vockenheim), 3ö Jahre alt, Dissident; 6) Carl Theodor Johann Ulrich» Buch, drucket in Offenbach, 32 Jahre alt, freireligiös; 7) Philipp Heinrich Müller. Bildhauer und Gastwirth in Darmstadk, 3ü Jahre alt, freireligiös; 8) Stephan Heinzel, Schneidermeister io Kiel, 43 Jahre alt. Dissident, und S) Franz Georg Loui« Viereck, Schriftsteller und Reichstagtabgeordneter, in München, 33 Jahre alt. Dissident. Bon diesen neun Angeklagten sind die Herren von Boilmar und Biereck krankheitshalber nicht erschienen; e» ist gegen Bride deshalb die Berhandlung ans «inen späteren Termin aulgesetzt worden. Eämmtliche Angeklagte sind beschuldigt: „an einer Verbindung Theil genommen zu habeo, deren Dasein, Verfassung oder Zweck vor der Staat-regierung geheim gehalteu werden soll und zu deren Zwecken oder Beschäftigungen gehärt, Maßregel» der Verwaltung oder die Vollziehung von Gesetzen durch »»gesetzliche Mittel zu ver- hindern oder zu entkräften." (vergehe» au« 8- 128 und 129 de« Strasgesetzbuche«.) Al« Beweismittel führt die Staatsanwaltschaft in der sehr volu» mmösen Anklageschrift (dieselbe umfaßt 103 Seiten) die Protokolle der Parteicongresse in Wyden und Kopenhagen, eine große Anzahl von Artikeln au« dem in Zürich erscheinenden „Socialdemokrat" und endlich mehrere vou socialbemokratischeu Abgeordneten im deutschen Reichstage gehaltene Reden au. Nach Rcgistrtrung aller dieser Beweismittel beginnt die eigentliche Anklage wie folgt: „Bei fortgesetzter Beobachtung der socialdemokratischen Bewegung muß sich die Ueberzeugung ausdrängen, daß gegenwärtig io Deutsch, land eiue socialdemokratische Verbindung besteht, welche sich als eine strafbare im Sinne der 83 128 und 129 des Straf - Gesetzbücher darstellt. Schon die historische Entwickelung der Tocialdemokratie gtebt an die Hand, daß man eS nicht bloS mit einer politischen Partei, also mit einer Mehrzahl neben einander hingehende», iu ihrer Gesammtheit eine und dieselbe politische Richtung verfolgender Gesinnungsgenossen, sondern mit einer aus einen dauernden Bestand berechnet»», bestimmte einheitliche Zwecke uud Ziele verfolgenden, zu einer festgegliederteu Organisation zusammeogeschlossenen Partei- Verbindung zu thun hat. Nachdem zunächst im Jahre 1863 Lassalle de» „Allgemeine» deutscheu Arbeiter-Bereiu" gegründet hatte, dessen Sitz Leipzig, später Berlin war und nachdem einige Zeit nach der Gründung ein Theil der Mitglieder aus dem Bereue an-getreteu war uud uuier dem Namen „Social-demokratische« Arbeiter-Berein" einen besondere» Bereu gegründet hatte, welcher aus dem im Jahre 1869 zu Eisenach abgehalteneu Lougresse den Namen „Social- demokratische Arbeiterpartei" angenommen batte, erfolgte auf dem im Jahre 1875 zu Gotha abgehalteneu „LereinigungS-Longrcsse der Socialdemokraten Deutschland«" die Vereinigung der beiden oben gedachten großen socialdemokratischen Parteirichtungea und constituirtr sich an der Slelle jener beiden Hauproereine »in Verein unter dem Namen „Socialistische Arbeiterpartei Deutschlands", welcher lediglich eiue Fortsetzung der vorher bestandenen socialisti- schcn Vereine war. Dieser Verein war, wie die früheren Vereine, aus deiien er herausgewachjen war, fest organisirt, hatte »in bestimmtes Programm» eine bestimmte Geschäftsordnung» einen leitenden VereiaSvorstand, dem eiue „Control > Commission", ein „Ausschuß" uud verschiedene Beamte (Secretair, Cassirer re.) zur Seite standen; er hatte ferner ein bestimmtes Preß» organ. bestimmte Normen für Ausnahme von Mitgliedern, für Bereinsbeiträze u. s. w. Es fanden nachmals in den Jahren 1876 und 1877 weitcre allgemeine Partei-Congresse zu Golha sialt.7 welche, wie sich aus den bezüglichen Protokollen über lene Cvngresje erzielst, nichts Anderes waren, als Congresse des obengcdachlen Vereins. Nach dem Erscheinen deS Reichsgesetze« gegen die geineiugefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie vom 21. Ortober 1878 wurden zwar die einzelnen Mitgliedschaften des gedachten Vereins verboten und eS verschwand derselbe in Folge dessen von der äußere» Bilüstäche, allein daß die Organisation des BereinS thatsächlich nicht zerstört wurde, daß dieselbe vielmehr im Geheimen unter nur geringen, durch die veränderten Verhältnisse gebotenen Modifikationen sorlbestaad, geht aus mauuigsaltigcu, an die Aeußerlichkeu getretenen Umständen deutlich hervor." „Was nun die Verfass uug der bestehenden Parteiverbindung aulangt, so ist aus den angeführten Quellen zum Mindesten Folgende» zu entnehmeu. Aus den beiden Longressen zu Wyden und Kopenhagen wurde beschlossen, die Gesammtheit der socialistische» Reichstags abgeordneten al« Parteileitung anzuerkenneu. Diese Parteileitung scheint mit weitgehenden Machtvollkommenheiten ausgerüstet zu sein. Dieselbe leitet, wie au« vielen Stelle» des „Locialdemokrat" hervor- geht, die Agitation, organisirt die Partcibezirke, vorbereitet die Congresse und größeren Versammlungen, stellt die Vcrcinebeamten au, bewilligt oder versagt Unterftützuiigsgelder» übt die Partei- diScivli«, beschließt über Ausschluß und Ausstoßung einzelner Partei genossen u. f. w." Als Beweis hierfür wird z. B. au« dem Wydeuer Longreßprotokoll augesührt, „daß die socialdemokratischen Reichstags-Abgeordneten den Ausschluß Hasselm ann's aus der Partei ausgesprochen haben." Ferner heißt es in diesem Congreßprotokoll: „Es würde Wahnsinn gewesen sein, wenn die Reichskagsabgeordneten nach Erlaß des Locialistengesetzes die Parole zum Losschlage» gegeben hätten." Beantragt wurde: „In der Regel alle Jahre, späteiteus aber alle drei Jabre, einen Partei-Congreß zu veranstalten. Die Form der Einberufung stehe de» autorisirten Personen zu." Die Ver- treter der Partei im Reichstage wurden beaustragt: „im geeigneten Momente süns Personen zu bestimmen, welche alle aus die Wahlen bezüglichen Anordnungen zu tresse» babcn." Soda»» wurde aus Sch-oß Wyden folgender Beschluß gefaßt: „Es sind nur solche Ca» didaten aujzustellen. die unser Programm voll und ganz ancrkennen uud sich der Parteidisciplin uuterordueu, indem sie sich vervslichten, au ollen, durch Gesammtbeschluß der Parteivertretung hrrbeigesührten Actione» sich zu betheiligen." Innerhalb der Partei sind bestimmt abgegrenzte Parteibezirke gebildet, »inerholb deren für die einzelnen Ortschaften locale Ver einiguugen cxislircn. wie aus zahlreichen Stellen des „Social demokrot" zu criehen ist. So wird 1883 aus Sachsen berichtet: „Sonntag, de» 15. Juli, fand irgendwo in Sachsen — sagen wir im Grünen Grwölbe — die Laudesversammluug der sächsi scheu Socialdemokraten statt." Feruer wird >m September 1883 aus Schlesien berichtet: „Bor Kurzem hielten wir ernen gut besuchten Provmzialtag ab mit der Tageiordnung: „Juuere Orga- niiation rc." Man war aus dem Drooinziaftag allgemein der An sicht, daß die geheime Agitation mit Rücksicht aus die heutigen Verhältnisse wohl beibehalten werdrn müsse und e« eia Haupt- «rsorderu'ß sei. öfter derartige Zusammenkünfte zu veranstalten, da- mit die neugebtldetea Orgonisationeu dem großen Gauzea verbündet bleiben zum gemeinsamen Kampfe." Für die wichtigere» Paste» der Parleiverbindung scheine« auch besoldete Beamte zu exiftirea, wenigstens wird in einem von Bebel Unterzeichneten Artikel die Be- soldung der Beamten besprochen und gesagt, daß der Hamburger AussichtSrath die vorgeschlagenen Gehälter genehmigt habe. Für da- Bestehen einer wirft,ch socialdemokratischen Parteiver- binduug spricht iusbesouderr Dasjeuige, wa« iu den auqedeuteten Quellen über da« Bestehen von ParteisondS und über die Erhebung von Beiträgen und Steuern von deu Parteimitgliedern zu ersehen ist. Die Parteiverbiuduug besitzt: ». eiueu Fond« zur Unterstützung der Opfer de« Eocialistengesetze«, d. etneu Agitatioa«soad«, o. «inen Flugschriftensond«, ä. »inen allgemeinen Mahlsand«, o. «inen Archiv- sond«, k. einen Antheilfond«. Abgesehen von diesen besitzt die Partei iwa« weiter aus eine wirkliche Verbindung schließen läßt): ». eine selbstständige Druckerei, d. ein bestimmte- osficielleS Partei-Organ (den „Social-Demokrat"), e. ei» Partei-Archiv Hinsichtlich de« Parteiorgans führt die Anklageschrift au«: „Nachdem von deu früheren social-demokratilchen Parteiblättern der in Berlin erschienene „Neue Social-Demokrat" am 1. Lctober1876 eingegaugea, der in Leipzig erschienene „Vorwärts" aber unterm 26. October f1878 aus Grund de« Socialisten-GesetzcS verboten worden war, tauchte am 28. September 1879 als neue« Partei organ der „Social-Demokrat", „Internationales Organ der Social- demokratie deutscher Zunge", als Wochenblatt, herauSgegebeu in Zürich, aus. Dasselbe wurde uuter dem 18. Oktober 1879 auf Grund des Socialisten-Gesetze« io Deutschland verboten. Aus dem Lougresse zu Wyden wurde der „Social-Demokrat" zum einzigen ofsicielleu Parteiorgan etcklärt und gleichzeitig ein erfreu- licher Aufschwung de« Blatte« constatirt. Die Nr. 8 des „Social- Demokrat" vom 18. Februar 1882 bringt eine von Auer, Bebel, Blos, Dietz, Frohme, Geiser, Grilleuberger, Hasenclever, Kaqier, Kräcker, Liebknecht, Stolle und von Vollmar, unterzeichnet« Erklärung!, in welcher eS unter Anderm heißt: „Um ein- für allemal falschen Auffassungen des Verhältnisse- der deutschen Social demokratie zu dem in Zürich erscheinenden „Socialdemokrat" zu be gegnen, erklären wir: der „Socialdemokrat" ist da- officielle Organ der deutschen Socialdemokratie und hat den Zweck und die Aufgabe, die Parteigenossen in Bezug aus die Parteibewegung auf dem Lausen- den zu halten und die Grundsätze der Partei, wie sie in unserem Programm niedergelegt sind, zu verfechten. Das Blatt soll serner eia getreuer Spiegel der Stimmungea uud Anschauungen sein, die unter dem Druck deS Ausnahmegesetzes innerhalb der Partei zu Tage treten und demgemäß ist die Redaktion verpflichtet, alle» derartigen Anschauungen und Stimmungen Raum zu geben, vorausgesetzt, daß dieselben den Principieu und Interessen der Partei nicht wider sprechen." Auf dem Kopeuhagcner Cougress« wurde constatirt, daß die Verbreitung des ..Socialdemokrat" die erfreulichsten Fortschritte mache und daß derselbe heute fast überall gelejcu werde, wo die Partei Anhänger besitze. Aus einer Reihe vou Umständen ist Wetter zu entnehmeu, daß da« Dasein, die Verfassung und der Zweck der jetzigen Verbindung vor der Staat-regierung geheim gehalten werden soll. Da» Parteiorgan predigt daher fast io jeder Nummer Vorsicht uud Verschwiegenheit. So heißt es in „Stieber's Verdruß", einer im Verlag« de« „Socialdemokrat" erschienenen Druckschrift: „E- müssen Alle, welche ihren Briefwechsel nicht gern vo» schmutzigen Polizeinasen durchschnüffelt haben wollen, in erster Linie aber die aus- Heftigste verfolgten Socialdemokraten, für welche jede Bries- absassung zu Haussuchungen, Ermerbsbciiachlhciligungen, sowie vor Allein zur Schädigung der Partei sübre» kann, darauf bedacht sein, ihren Briesverkehr durch künstliche Mittel vor den Klauen der amtlichen Brieshabichte zu sichern. Deshalb ist eS erforderlich, nie. mal« an verdächtige Adressen zu senden, sondern sich stet- discreter unverdächtiger Adressen, sogenannter Vermitllungs- oder Deckadressen zu bedienen, serner so wenig als möglich Namen zu nennen und dieselben nur durch AnsangSbuchstabeu. Zeichen oder sonst- wie zu bezeichnen, Bersäugliches nicht direct oder offen zu schreibe», sondern derlei unter einer unvcrsäiiglicheu, am besten ge- schäftlichen AuSdrucksweise zu verstecken, vor Allem aber verdächtige Briese niemals an der Polizei zugänglichen Orten auszubcwahreu. Alle- die- ist in der Ha»p:sachc aber nur durch die Anwendung der Geheim- oder Chiffreschrift zu erreichen." Au diese Sätze knüpft sich eine Belehrung über diese Schrift. DeS Weiteren kommt die Anklageschrift auf die Verbreitung de« „Socialdemokrat" zu reden, in welcher ein ungesetzliche- Mittel erblickt wird, um die Vollziehung deS Socialisteugesetzes und resp. die aus Grund de« letzteren verfügten Maßregeln der Ver- waltungSbehärden zu vereitelu. Aus dem Kopeuhagcner Congreß ist hinsichtlich der Verbreitung constatirt, daß der Aboniientenstand in Deutschland damals viermal so groß, al- er zur Zeit des Wydener CongresseS gewesen. ES ist bereit« hervorgehoben worden — heißt e« in der Anklage schrift weiter — daß eine der HauptlebenSäußerungeu der socialdemokratischen Parteiverbindunq in de» großen Parteicou ressen zu suchen und zu finden ist, welche programmgemäß vou ^eit zu Zeit abgehalten werden und bis in die neueste Zeit abgehalten worden sind. Die letzte derartige Versammlung der socialdemokra- tischen Parteiverbiuduug war der in de» Tagen vom 29. März bi st. April 1883 stattgehabte Congreß in Kopenhagen. In einem Ausruf, der hinsichtlich dieses CongresseS unterm 25. December 1882 seiten- der Redaktion und Expedition dc« „Socialdemokrat" a» die Parteigenossen" erlassen wurde, werden diese ersucht, ohne Zögern der Angelegenheit näher zu treten und darüber zu berathcn, wer als Bertraue»«mann dazu entsendet werden solle und wie die »öthigen Mittel aufzubringen sind. Dann heißt es weiter: „Ta das bekannte infame Gesetz uns nöthigt, die Berathung im AuSlaude stattfinden zu lassen, wollt Ihr hiernach deu nöthigen Auswand bemessen. Ein Zcitopser vo» mindestens 8 Tagen iacl. Reise müßt Ihr für Eure Bcrtrauen«leute in Rechnung stellen. Die größeren Orte sind verpflichtet, das Opfer zu bringen und selbst- ständig einen Vertrauensmann zu schicken. Die kleineren Orte und ärmeren Bezirke mögen zu gemeinsamer Berathung und Wahl zusammentrelcn. Da aber überall das Spitzelthum seine langen Ohren hinhält, so rathen wir Euch Vorsicht uud strenge Geheim- Haltung der Namen Eurer Vertrauensleute an. Die Namen der Letzteren wollt Ihr nur i» der bekannten Weise und unter den bekannten Adressen, sofort nach getroffener Wohl, spätestens aber bis Ende Februar anzcigen, woraus dann weitere Mittheilung erfolgt. Für letzteren Zweck ist genaue und sichere Adresse abzugebe». Ter gewählte Vertrauensmann muß eine vo» mindesten« zwei uns Be kaunten unterschriebene Vollmacht als Ausweis vorzeigen können." Der „Socialdeinokrat" enthält in späteren Nummern eiue Tages ordnung für den Congreß und auch eine Resolution an die all gemeine Partciberathuug, welche i» der vou mehr als 40 Delegirten des 15., 16., 17.. 19. und 21. sächsischen Wahlkreise- besuchten Lonserenz beschlossen worden ist. Der Congreß fand, wie bekannt, in de» Tage» vom 29. März bis 2. April in Kopenhagen statt. Derselbe war, wie auS dem Congreßprotokoll hervorgeht, von 60 Delegirteu besucht, die sich in den Hotels in der Mehrzahl unter fremden Namen eingetragen hatten. Seiten- einer erwählte» MandatSprüsungscommission wurden übrigens die Mandate der einzelnen Delegirten geprüft und allem halben für richtig befunden. „Aus all den aufgesü rten Umständen ist zu constatiren. daß a» dem Kopenhagener Congreß nur solche Partei-Angehörige Theil ge nommen habeo, welche mit den Verhältnissen der socialdeinvkralijchc» Parteiverbindung auf das Genaueste bekannt waren und vou denen zu erwarten war. daß sie den ihnen ertheilten Vollmachten gemäß auf dem Congresse eine den Parte,verbindungszwecke» ciuiprechende, die Verb »dungszwcckc fördernde Tbätiglcit entwickeln würden. Ja der Theilnahme an dem Congreß ist sonach zweifellos eine die Con- jolidirung, Aurbreilung. Entwickelung und Kräftigung der social- demvkratijchen Parieiverbinduag bewußt fördernde Thäligkeit der Delegirten d-S Cougreffes zu erblicken, eine Thätigkeit, welche den Begriff der Mitgliedicbaft an der Parteiverbiuduug im Sinne der 88- 128 uud 129 des Stras-Gcjetzbuches vollständig erschöpft. Es steht nun fest, daß die Angeklagten sämmtlich als Delegiere, Bebel als Vorsitzender an dem Congresse »heilgenommen Hobe». Die- selben sind bei der Rückkehr von dem Congresse theilS in Kiel, theils in Neumünster behördlich angehalten worden und haben in der Hauptsache ihre Theilnahme am Congresse. resp. „»ödesten- in Kopenhagen zur Zeit des CongresseS geweien zu sein, nach Ausweis der angezogene» Acten rückhaltlos zugestanden. Daß abgesehen hiervon alle die genannten hervorragende Führer und die Haupt stützen der socialdemokratischen Parle, sind, ist notorische Thaiiach« und bedarf keines weiteren Beweise-. Hiernach erscheint es nach dem oben Angeführten beanzetgt, gegen die Genannten die 88-128 uud 129 de- Strafgesetzbuches in Anwendung zu bringen und wird beautragt, da der Wohnort des Hauptangeklaglea zur Zeit im Land« gerichtsbezirk Chemnitz liegt, das Verjähre» vor dem Laudgerüht za Lhemaitz zu eröffnen." Nachdem die oben bezeichnten sieben Angeklagten und deren Bertheidiger erschienen, wird kurz nach 9 Uhr in die Verhand lung eingetreten. Zunächst werben die Persoaaliea der Angeklagten sestgeftellt. au« denen sich ergiebt, daß sie sämmtlich, jedoch lediglich wegen politischer Vergehen, mehr oder minder vorbestraft sind. Sodann wird der EröffnungSbeschluß verlesen, der eine Wiederholung der bereit« von uns gegebenen Anklage bildet. Auf die Frage de« Vorsitzenden, ob einer der Angeklagten vom Recht der Au-Iageverweigerung Gebrauch machen will, erklärt Herr Bebel, daß sie sämmtlich zur veaatwortttng der vargelegtra Fragen bereit sind. Der Vorsitzende geht vor der speriellen Vernehmung der An geklagten zur Erläuterung der Entwickelung der socialdemokratischen Partei seit dem in Gotha im Jahre 1875 abgehalteneu Einigung«, congresse über. Nachdem der Vorsitzende auf den Erlaß de« Socia- liftciigesetzc-, sowie auf die in der Anklage behauptete neue Orga nisation der socialdemokratischen Partei hingcwiesen, werden die Angktlagien gefragt, ob eine solch« Organisation bestehe. Diese Frage wird leiten« der Aagrklagten verneint. Dem enlqcgea läßt der Vorsitzende einen Artikel au« Nr. 38 deS „Socialdemokral" vom 19. September 1880 verlesen, in dem gesagt wird, daß eiue neue veränderte Organisation ge- chaffen sei, welche eine wirksamere Verwendung aller Kräfte ermöglicht. Angekl. Bebel: Die Artikel, welche über Organiiationssragen ftn „Socialdemokrat" erschienen, widersprechen sich meist, denn e« wurde eine jede Meinung hierüber seiten- der Redaktion ausgenom men. Eine Organisation im alten Sinne existirt nicht, sondern Alles beruht aui mehr persönlicher Fühlung untereinander. Sodann wird eia Artikel aus Nr. 31 des „Socialdeinokrat" vom 28. Juli 1881 verlesen. Derselbe ist überschrieben „Belagerung-, zustände iu Leipzig", und es wird iu diesem Artikel von einem Organisation«plan gesprochen. Angekl. Bebel erläutert nochmal» den jetzigen Stand der Partei, läge, stellt jede Organisation tn Abrede und bemerkt speciell zudem in Frage stehenden Artikel, daß derselbe, mit lammt dem angegebenen Organisation«»»!»», von einem aus Berlin auSgewiesenen Menschen herrühre, der sich später als »xeut provocateur entpuppt habe. ES soll nun zur Verlesung einer aus die Organisation bezüg- liche» Reichstagsrede de« Abg. v. Vollmar geschritten werden. Herr Recht»anwalt Freytag hält «ine solche Verlesung jedoch bedenklich, da eine im Reichstag gehaltene Rede nicht als Belastungsmaterial verwendet werde» könne, weil dieselbe straflos sei; Herr Rechtsanwalt Munckel widerspricht formell der Verlesung der Rede einer Person, welche zur Vernehmung zu erlange» ist. ES wird zur Besprechung über den vom 20. bi- 23. August 1880 aus Schloß Wyden abgehalteneu Parteicongreß übergeaangen Als betdeiligt an demselben melden sich die Angeklagten Bebel, Auer, Frohme und Ulrich. Der Vorsitzende fragt zunächst die Angeklagten, ob der Congreß ein geheimer sein sollte. ES wird das bestritten. Dem entgegen verliest der Vorsitzende eine Einladungskarte, in welcher nur von einer „Generalveriammlung der Kranken-, Wan- der- und Alteruntcrstützungscasse der deutsche» Schweiz" die Rede ist, was jedenfalls so allsgesaßt ist, daß die Abhaltung dc» Lon- grcsse» verheimlicht werden sollte. Auch sind Karten aus falschen Namen, wie z. B. Max Piccolomimi, ausgestellt worden. Der Angekl. Bebel erklärt da« ganze Arrangement als ei» gegen die Bauern der umliegenden Ortschaften gerichtete-, welche anfänglich sehr erregt darüber waren, daß Socialdemokraten in ihrer Gegend sich versammeln wollten. Diese feindliche Erregung habe sich jedoch später t» Sympathie verwandelt. Die Karte mit dein Namen „Piccolomini" erklärt er für einen Scherz, was der Vorsitzende nicht so ohne Weitere« als richtig annimmt, da der Karle gleich ein ganze» WirthschastSprogrami» beigedruckt sei. Die Angekl. Frohme, Auer und Ulrich bestreiten, vor ihrer Ankunft aus Schloß Wyden vou dem Zweck der Zusammenkunft Kenniniß gehabt zu haben. Angekl. Bebel bestätigt diese«. Der Voisitzende verliest den Beschluß de« Elberselder Land gerichts, betreffend die Einstellung de« Verfahrens gegen Hillmaun und Genossen wegen Betheiligung an den Wydener Verhandlungen. Au» dem Beschluß geht hervor, daß die Einstellung wegen Abwesenheit Hillmana'S und mangelnden Beweise» gegen die Mitaiig. klagten crsolgte. Angeklagter Bebel hält diesen Beschluß des Elberselder Landl gerichtS für wichtig, weil dem Gerichte in Elberfeld alle» Material bis Ende 1880 bereit» vorlag und dennoch zur Erhebung der An klage nicht verschritteo wurde. ES werden nunmehr wiederum verschiedene Stellen au« Artikeln de« „Socialdeinokrat" verlese», welche enveise» sollen, daß eine seste Organisation besteht. Die Angeklagten bestreiten da«. Die prägnantesten Stellen dieser Artikel sind bereits von u»S in der Anklage wicdergegeben, so daß eine Wiederholung hier über flüssig ist. Es solgt eine Stelle au» dem Wydener Congreßprotokoll, ln welcher von Taktik und Beschwerden über die Parteileiler die Rede ist. Angeklagter Bebel bestreitet nicht, daß eine Parteileitung in den Reichstagsabgeordneten vorhanden ist, was mit einer Organisation der Partei jedoch nichts zu thun hat. Der Vorsitzende erwähnt, daß die Redaktion und Expedition des „Svcialdemvkrat" in ihrer Einladung zum Congreß für die Ab gesandten Legjtiniationen verlangt habe. Angeklagter Bebel glaubt, daß die Redaction rc. hierzu berechtigt ist, weil in der Schweiz eine sactische Organisalion besteht. Legitimationen seien deshalb auch nothweudig gewesen uud von den bekannteren Parteigenosse» unbedenklich ausgestellt worden, weil z. B. die Berliner Polizeibehörde den Busgewiesenea «ine Bescheinigung ihrer Ausweisung nicht mehr geben wollte, um sie der Unterstützung zu berauben. Mit der Legitimation sollte da« ersetzt werden. Sodann wird aus den vom 29. März bis 2. April 1883 in K ope n Hagen abgehaltenen Partetcongreß eingegongen. Sämintliche Angeklagte geben zu, aus diesem Congreß gegenwärtig gewesen zu sein. Der Vorsitzende constatirt, daß die Eongreßprotokolle seit dem EinigungScoiigressc immer dünner geworden sind, jedenfalls weil man steis vorsichtiger in der Absassung derselben geworden ist. An geklagter Bebel erklärt hierzu, daß man alle mehr persönlichen Dinge auS den Protokollen eniiernt babe, weil kein Interesse tu wei teren Bolk-kreisen dafür vorhanden ist. Auch aus dem Kopenhagener Protokoll werden wieder aus die Organisation bezügliche Stelle» verlesen, die der Angeklagte Bebel in der schon erwähnten Weise „»Siegt. Angeklagter Frohme ver wahrt sich dagegen, daß aus d iu Congreß gefallene Aeußerungcn etwa für olle Angeklagten verbindlich sein könnte». Mil Verlesung dieser Stellen ist die Beweisausnahme hinsichtlich der neuen Ocganilalion der Partei bis aus die Verlesung der Vollmar'- scheu Red« beendet. Herr Oberstaatsanwalt Schwabe hält die Verlesung dieser Rede, aus deren Inhalt er übrigens kein Gewicht legt, aus principiellen Gründe» für zulässig, während die Bcrthei- diger ihre entgegengesktzie, oben bereuS wicbergegebeue Meinung in dieser Sache aufrecht erhalle». Der Gerichtshof zieh, sich zur Beschlußfassung zurück und verkündet nach längerer Berathung den Beschluß dahin, daß aus die Eiuwändk der Herren Verllicidiger nicht eingegangen werden könne, da es sich nicht um de» ojsiciellen Bericht über eine Reichstagsrede, wildern nur um die >,» „Socialdeinokrat" reseratweisc crsolgte Wiedergabe handle. Die Rede Vollmar'« wird hieraus verlesen Die Angeklagten machen keinerlei Bemerkung. Nunmehr wird zum zweiten Puuct der Anklage, betreffend Ver sasjung und Vertretung der Partei noch Erlaß des Socialisteugesetzes, übergegangen. Auch hierzu erfolgt die Ver lejung längerer Schriftstücke aus dem „Socialdeinokrat" und den beiden letzten Congreßproiokollen, auS denen der Anklage gcmäz hervorgchen soll, daß jowohl eine vollständige Verfassung innerhalb der Parteileitung, als auch eine Berirciung der Parier selbst existire. Hingewieien wird aus den crsolgtcii Ausschluß Hassclmann'S die Sammlung vou Geldern für Wahlagitationen und sodann a» eine Erklärung im „Socialdemokral", die besagt, daß seiten- der Partcilei tung den ehemaligen ReichStagS-Abgeordneten Fritz ich und Bahlteich kein Geld für ihre Reffe nach Amerika gewährt worden sei. Nach Ansicht de» Vorsitzende» beweisen diese in die Oeffentlichkeit gelangte» Aeußeruugeu, daß eine seste Verfassung der Partei bestehen müsse. Aiigeil. Bebel verbreitet sich de» Längeren über diese Puncte Die Parteileitung bestehe eben aus de» Reichstag-abgeorduetcn welche in freiem Meinungsaustausch, di« Angelegenheiten der Partei regeln. Die ReichswgSwahlea und die Sammlung von Geldern hierfür beruhen aus gesetzlichem Boden. Was die Reise Fritzsch und Bahileich'S nach Amerika betrifft, so ist dieselbe vielfach als Fahnenflucht betracht« worden. ES ist nun das Gerücht verbreitet gewesen, daß den Genannten für ihre Reise Parteinnttel gewährt worden seien, welchem Gerüchte in der im „Locialdemokrat" ver öffentlichten Erklärung lediglich eatgegengetretca werve. Angekl. Auer beleucht« besonders die Gründe, die »um Au«, schloß Hasselmanu'S südrte». Dresclbea sind daraus zurückzuiühreo, daß Hasielmaaa in einer nn Reichstage gehaltenen Rebe sich mit den Nihilisten eia» erklärt habe. WeÜ die Fraction sich hiermit nicht einverstanden erklären konnte, ist der Ausschluß erfolgt, welcher der Fraction entschieden sreistehea maß, da sonst, wen» da« nicht der Fall, die Fraction für jede, selbst ehrlose Handlung eines Mitgliedes veranlwortlich wäre. Tie Berliner Geuosscn erklär!«» sich übrigens mit drm Ausschluß nicht «»»»standen und deshalb r iurde die Meinung de« Wydener CongreffeS aagerusen, der den l seschluß der Abgeordneten gutdieß. Die Aeußerung Liebknecht'», daß e« eia Wahnsinn wäre, jetzt die Parole zum Lossckilagea zu geben, wird den Angeklagten seitens de» Vorsitzenden als Beweis dafür vorgehalten, daß die Parteimitglieder in Deutichland empfangenen Beiehlen der Parteileirer gemäß handeln. Bon den Angeklagte» Bebel und Auer wird diese Aeußerung Liebknecht'« als eine ganz private hingcstellt, die lediglich als eine Anlwort aus die irrige Aussassung französischer Socialisten bezüglich deutichec larteiverhältniffe zu betrachten sei. Hieraus werden die Angeklagten über die Barteidirctplia vernommen, welche die Anklage als eine solche bliistelkt, daß daran« das Vorhandensein einer geheimen Verbindung bervorgehe. jTS kommt der Ausichluß Hasselmanu'S nochmals zur Sprache, ebenso der Ausschluß deS ehemalige» Reichsragoabgeordneten Ritliug- auseu. Letzterer wird vo» Bebel damit motivirt, daß Ritting- hausen sich geweigert habe, verschiedene Ausrufe und Er klärungen, welche die socialbeinokraliiche Fraction de« Reichstages in ihrer Gesammtheit gegeben, mit zu unterzeichnen. Rittinghausen bat sich gewissermaßen hiermit selbst ausierl alb der Fraciion gestellt. Den Solinger Parteigenossen ist dieses mitgetheilt worden, zugleich mit dem Ersuchen, de» Genannten nicht wieder nl« Reichstagsabgeord neten aufzustellen, was denn auch geschehen ist. Mit der noch erfolgenden Verlesung verschiedener Schriftstücke, welche erweise» sollen, daß die Parteileitung in der That sich al« Ausfluß einer festen Organisation betrachtet »ad demgemäß handelt, wird die Vormittagssitzung geschloffen und die Fortsetzung der Ver- ammlung aus 2 Uhr NachinittagS angesetzt. Literatur. Die Jlluftrirlk Zeitung (Verlag von I I. Weber in Leipzig) pflegt Ereignisse von Bedeutung aus dein Gebiete der Kunst zu feiern und ihnen ganze Nummern zu widmen, wie da- beim Tode Richard Wagner'S und Makarl'S. wie bei der vierte» Säcular- eier von Luther's Geburtstag und bei vielen anderen Gelegenheiten geschehen ist. Die letzte Nummer der „Illustrieren Zeitung" war dem 70 ste» Geburtstag von Andreas Achenbach, dem Malerfürften in Düsseldorf geweibt, und diese Universal-Ieitnug glauble den Ruhm des große» Maler» nicht besser verherrlichen za können, al« durch künstlerische Wiedergabe seiner besten Bilder r» Holzschnittsorm. Landschaste» und Seestücke bedürfen in der Regel der Farbe, um zur vollen Geltung zu gelange», ober bei Malern von der Bedeutung Achenbach'- vermag auch der Holzschnitt elfte Vorstellung von dem Werthe des Originalbildes zu gebe». Bilder wie das de» „bei Sturm einsahrenden Dampfers", de« „Morgens in Ostende" und der „Landschaft nach dem Gewitter" wirken nicht in erster Linie durch die Farbe, sondern zunächst baust die Gedanken uud Empfindungen, welche sie veranschaulichen. Tue auigercgte Natur bietet dem Künstler ein unerschöpfliches Feld der Thäligkeit, aber kaum ein anderer hat eS verstanden, io die »eheyn- nisse der in ihrer Vollkraft waltenden Natur eruzudriftgen, Me Achenbach. Der Düsseldorfer Künstler wirst seine Schöpfung« nicht aus den Mark», es besteht nur eine verhältnißmüßtg >n»r Kunstgemeinde, welche sich die Juwelen aut seinem Atelier zu eh macht, deshalb müssen wir der „Jllustrirten Zeitung," we> seine besten Bilder der Gesammtheit zugänglich gemacht hat» uaserea besonderen Donk zollen. ^ ** Philipp Reclam'« Ün1»,rs«I-6t»lt«t-er. Btt GaptemL» 2040 Nummern erschienen. 2031—2035. Titus Ltvtu«. »- »rische Geschichte. 1. Bd.: Buch 1—VHI. Uebersetzt von Professor Konrad Heusinger. Neu herausgegeben von vr. Otto GüthUftg. eleg. Lnbd. 1.50 — 2036. Gtrardt», Emilte de. Schuld einer Frau. Sittenbild in drei Auszügen. Für dl« deutsh Bühne bearbeitet von Julia» Olden. — 2037. 2086. Aboat, Edmund. Der Man» mit dom abgebrochenen Ohre. Deutsch vao . Mcerbolz. — 2039. Wijkander, O-Iar, Barth» Mal«, -chauspiel in vier Auszügen. Deutsch boarbeitot von Wilh. Lcurgr. Einzige vom Verfasser autorisirtc deutsche Bühneabearbeiluua. — 2040. Melesville und Duveyrier. Die schöne Müllerta. Lustspiel in einem Auszug. Frei bearbeitet von Carl Fr. Mttwaa». (Eingesandt.) Lchule und Strnagraktzt«. Bevor der verehrte Leser sich in di« nachstehende Roftltk aas da« „berichtigende" Eingesandt »ioeS Herrn Lanaoat bezüglich a»s«»i« Artikels Hl (7. Beilage vom R). S^itember) „Schvle Stenographie" verliest, bitten wir »ha, sich qachraak« de» Inhalt des „Eingesandt" (vom vorigen SonaabeN) zu oii tiren. Nun «ur Lache: Wir bemerken im Voraus, daß in Nachstehendem jedes ?^rt streng sachlich und genau erwogen fern wird» da wir tm I»- teresse der stenographischen Sache aur «kae eoste «d einzige Replik an dieser Stelle geben wollen. Sonst sind wir unter dem Gesichtspunkt der Teadenze», welche die wissenschaftliche Section de» Leipziger Stolze'sche» Stenographelt- Verein» verfolgt, welcher vorzustehen wir z. Z. die Ehre Hydra, auch gern bereit, aus jeden sachlichen Meinungsaustausch etazugehen. Zu der un» gewidmeten Berichtigung nur Folgende«: 1) Daß die Rollrr'sche Stenographie mit der Aread-'sch» nicht identisch »st, brauchte als überflüssig gar nicht «Nt- ftatirt zu werden. 2) Wenn Herr Tannert glaubt, wir wissen Roller nicht vo» ArendS zu unterscheiden, so sind wirrer» bereit, ihm den Unterschied beider Systeme in einem Vortrag za entwtckela, dessen Zeitdauer er gefälligst selbst bestimmen kannte. 3) Herr Tannert meint buchstäblich: Roller stehe nicht ent fernt in irgend welchen Veziehungen zu dem „rationellen" ArendS. — — Hier wurden wir an uns selbst irre und wollten schon allen Ernste» aushören, an der ganzen Replik weiter zu schreiben. Herr Roller sagt nämlich selbst pnzs. Xlll seines Leitfaden» 13. Aust, von 1865: „Weit eher (als da» Arends'sehe)dürste das vorliegende System die Bezeichnung „rationell" verdienen, da es aus gleicher Grundlage erbaut, in seinen Bestimmungen wenig stens conscquent durchgesührl ist" (was von ArendS eben nicht gilt). Da nun aber Herr Tannert nichts desto weniger jegliche Berwanbt- schast Roller'- mit Arends in Abrede stellt, so nahmen wir, um unser Gewissen zu beruhigen, da« sehr interessante, durch da« Gabelsbergersche Institut zu Dresden herausgegebene Buch „Das System Arends jür Kenner des Gabelsbergersche» System- von vr. Räysch" zur Hand: ein bezüglich des Stofflichen sehr fleißiges Werk, welches wir selbst vor Kurzem im Auftrag des Vorsitzenden des Allgemeinen Verbandes Stolze'icher Slenographenverrine eener sachliche» Knick zu unterziehen gehabt hatten, und legten es ausgeschlagen neben Rvllcr's Leitfaden: Herr Tannert sagt wörtlich: „das Rollrr'sche System bat ganz andere Regeln und Zeichen." kiou» verrons: — Merkwürdig! Was bat Herr Tannert nur eigentlich gemeint? Gleich Tal. 1 Zeile 2 deS Roller'schen Leitfadens zeigt unS nicht weniger al» 9, saqe neu» Conionantenzcichen, die auch Rätsch's Buch über den alte» Arends aussührt, und zwar mit derselben Bedeutung. Mehrere Zeichen serner weisen nur geringfügige Verschiedenheit aus. Hierzu loinmt, was Herr Tannert glücklicherweise selbst einräumt, daß die Bezeichnung sämmtlicher deutschen Locale unverändert durch Roller adop- tirt ist und obenein noch eine, Tos. IIl des Leitfadens »»'zufindenve, Anzahl Endungen, welche wir Herrn Tannert selbst überlassen, sich herauszusuchen. — Wir wollen den Leser nichl ermüden und sühren daher den Beweis sür die Wahrheit unierer Anssührungen, daß Roller und Arends verwandt seien, nur bi» hierher. Herr Tannert sag» serner: Roller zähle z. Z. schon 15000 An hänger i Der Herr zähl! darnach, Laß bi» jetzt 15 Auflagen des Leitfadens ä 1000 Exemplare verkauft worden sind (was übritzens in Buchliändlerkreijei, bezweifelt wird) »uv lomit nach Adam Riei- auch 15000 Roller,aner vorbauden sind! Wie schön und einfach! Was nieint Herr Tannert wohl, wie froh das Gabelsbergersche Institut in Dresden wäre, wen» es so viel Anbanger besäße, al» bis jetzt bereits in Summa Gabelsbergersche Lehrbücher abgesetzi sind'? Wir müssen eS uns verjagen, hier der „Berichtigung" »och mehr Argu mente entgegenzusetzcn, bemerken aber ausdrücklich, daß wir sür Alles, was wir in den wenigen Zeilen, die der herzlich schweriälligen, und daher herzlich leicht erlernbaren Rollerichen Schreibeschrist vo, »ns gewidmet wurden, „bebauvtct" haben, den Beweis der Thai sächlichkeit in gleicher Weise sühren können, wie wir wohl die Ver- wandtichaft Roller's m»t Arends nachgewiesen zu haben glauben. Uns bürgt die wissenschaftliche Sewffirnhaftigkeit für die Nichtigkeit unierer Au'führunaen. Hans Moser. «cr-i>!>rerl!-.ter iitet-cteu. 7- Ntic >„ »':>:>>». tzür de» »uiiU-uaqei» Td-U pr«i>iiei 1>r. ue« ar Paul Ui eeipii^
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