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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188409042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-04
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1884
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Grfchstat täglich stütz SV,Uhr. »<»«ir«Hr»r»Utn J»ham«e«gaffe SS. HPkech-i»»e« ter Uetsm«: vormittag» 10—IS Uhr. Nachmittag» S—S Uhr. N>a»i>< «t-mictt»«» »«Hi ö» Urdoaw» MH» eewindlir, Uchmtr.TaMÄ A»Wch»e Ser für Sie «üchstselgerS« R»«»«r Sefttmmte« Jaserate a» Sache«t«,e. St» 9 Uhr Nachmtttaa«, «« Ta«»- ««S Festtage« früh St» ',,9 »tzr. 2» üeu Fittalen für Zns.-Ännahme: Ott» Ute««. UaSersität»ftraße 21, ra«t» Lösche, Katharineustraße IS» V. ««r St» '/ur »»r. Anzeiger. Auflage 18,«V«. Danneuentsprei» oiertelj. 4V, MI». incl. Bringerloh» S ML. durch die Post b«»ogea 6 ML Jede eiugrlue Nummer SO Ps. Belegrremplar 10 Vs. Gebühre» für Extrabeilage« (in Tageblatt-Format gefalzt) »h«e Pvstbesörderung W Mk «tt Poftbesördernug 48 ML Inserate Sgespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut uuserrm Preis verzeichn iß. Tabellarischer o. Ziffern!»- »ach Höhen» Tarif. Uerlamen unter dem Uedacti»n»strich die Spaltzeile SO Pf. Jusrrate stad stets an die Ertzeditian zu seuden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuuwerauäc» oder durch Post» »achuahme. ^?248. Domrer-tag den 4. September 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. VrtllmÜMchmU. Die E»tsch<dtg««a für di- i» ver Zeit vom 20. St« «rit 28. August d. I. auhier in drr t»«err» Stadl ein- auartirt gnveseun» Lravpr» »»« Kitatgl. GLchf. ». z»fck«teri-.N-al»»»t »r. L07 kaaa in dm nächsten Tage» bei «ms-ram Ouartieramtt. Etadthan», zweite «tag«, Zimmer Nr. 107, erhoben werden. Der den OuarlierzeUel vorweifrnd« gilt zur Empfang- «ahme berechtigt. Leipzig, am 29. August 1884. Drr Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi. k reti>»t»ichmig. Die Eatschckdtaaaa für die in der Zeit vom 20. bi« mit 28. August d. I. allhier au der Berltarr, Blüchtrr», Eatrttzschrr, Grrder- und Vkordstrade einquartirt aewesenen Lrappr» voae Köntgl. Sckchs. Lv. Ja. faaterie-Neglraent Vkr. L3L kann in den nächstm Tagen bei unserem Ouartier-Amte» Stadthaus, zweite Etage, Zimmer Nr. 107, erhoben werden. Der den Ouartierzettel Lorweiseude gilt zur Empfang nahme berechtigt. Leipzig, a» 2». August 1884. Drr Math »er Stadt Lrtpztg. vr. Georgi. L. Srlmmtnachmi-. Di« Stetruartzarbette» an dem Neubau der >. Bür» chrrschale solle« vergeben werden. Die Anfchlagöformular« >md Bedingungen sind bei Herrn Hosbaumetstir Brückwald. Nürnberger Straße 44, zu erhalten. Dir Gehot» sind ver siegelt und mit de» Aufschrift «Gteiametzarbeitr» A. BLrgrrschpl^ b«» L. Septemoer d. I Nachmittag« Uhr auf dem Bauamt«, Rathhau«, ll. Etage, Zimmer r. L, abzugebeu. Leipzig, den 2l. August 1884. Dir Baadrputatio» dr« Maths. Vetamilmchmr. Auf Antrag der Erben de« verstorbenen Stadtloch« Larl Loaiö Leopold LtnSemann in Letpjtg soll da» denselb«» gehörige, hier in dem Gtwandgäichen unter Nr. S gelegen« Hausgrundstück F«L S1 des Grund» und Hypothekeubuche« für di« Stadt Leipzig, welche« am SO. Rai d. I. auf ,8,499 ^l gcwürdert worden ist, freiwillig versteigert werbe». Hierzu ist Ser rr. GrptemSer s. I. LI Uhr Brrnttttr«« al« Bietunastrrmin. der au hiefigrr Lmtsgerichwllelle. Peterösteiuweg Nr. SS, Bureau Nr. 88 Part., abgehaltr» wrroen soll, anberaum« worden, «aö uuter Bezugnahme auf de» am Gerichtöbrrte a«»- hüugende, Auschlaa hiermtt bekannt gemocht wird. Leipzig, am 2. September 1884. «ü«M»t»M A»t»«er1«t 7^ 4 Schenkel. Holr-Lurlim. »»» b«, auf dem OtzrenSerser SMS« de« Zwenkauer Forst, rrviert aufbereitetr» Hölzrru solle» Dannersta«, Sen LL. Setzte«-« Diese» Jahre«, «b zwar: vermttt«,« 9 »Sr t« »r»«1tz, ASthriln«, »L SS harte Langhaofen, V.1L Uhr t» »a«t«s«. AStheU««« 99 «»S 9» LS harte Longhaaftn, >4 8m richrue vrenukuüppel, IS - » Neste» ^ SS o harte« Abraumrrtst, Mitta,« »e« 12 Uhr a» t» Ferst, ASIHril»«, 99 IS eschene Klötzer, 10—22 am stark, k» . » ^ 6 ahornene «. eiche« drrgl., 12—22 am stark,' 4 8m harte Vrenuknüppel, IS - harte« Abraumreistg mristbieteud g«»» lofortige Bezahlung „d uuter den vorher bekauul zu niacheaden Bedingnngen an Ort »ud Stell« versteigert werde». »S«i,ltche« Ferstreatemt vurze» ««S R-ntattche Aetzter- »erwalt««» Zweska«, de» 1. September 1884. Bachmaa». Lomler. Vekauntmachusg. Zufolge Verfügung vom SO. August 1884 find a» bemfelbe» Tage folgende Eintragungen erfolgt: I) ln unserem Gefellschaftöregißer» woselbst unter Vir. SS die Handelsgesellschaft in Firma: Htrschlaff »«S L«l««tt» mit dem Sitze zu LanSa« und riuer Zweigniederlassung z» vrrv«» eingetrageu steh«: Spalte 4: Die GeseMchast ist aufgelöst »ud tß Sa«-audelögeschäft mit der Zweiguiederlaffung tu Berit» mW »st dem Firmenrechte aus de» Kausmaua Larl Salomo» zu Berlin übergegangea. Die Firma ist »och Nr. SOS de» Firmenregister» übertrage» «uh t« Gesellschaft», regifter gelöscht: >) t« uuserrm Firmenregister uuter Nr. S02 die Firmat Hirschk«ff.«nS Salomo« zu La«Sa« »it einer Zweigniederlassung zu Berlin, mW ol» brr» g»h«ber der Kaufmann Larl Solomon zu Berlin. Luuba», de» SO. August 1884. K-«t«ltche» Nmt«,«richt. SirSbricf. Gege» de» »ntr« beschrieb««. Kauft««»» F«rSt«««S Bü«^« au» Emmerich, zuletzt in Leipzig wohn Haft, welcher sich »erborg«« hül». ist die U»teriuch»»g«baft wegen verdacht« de« Diebstahl» »«rhüugt. E» wird rrsnch», denselde» »> mrhaftr, mid tu do« Gericht«, gesöngaih zu Emmerich »bzuliesrr». Emmerich, den 7. August 1884. WWtttKbschss N»tO>trrbGt» BeschrriSuug: Alter: >4 Jahrr. Gr«ße: etwa 1.70 m Statur: schl-uk. Haore: dunkel»««,, «ekrtuselt. Bark: brmmrr Boibart. Aogendranru: brauu. >»«e»: bnnkel. Nase: gew»h«llch. Mund: g»»»hullch. Ktnor arw«h»lich. Gesicht: schmal. Gesicht»- furiie. bleich. Sprache: brmsch. vrsonbrr» Kennzeichen: der recht« Arm ) gelöhmr. Vscaste VSr-ermki-erßklle in Zerbst. Di« Bürgermeifterstelle tu hiefi,er Stadt wird «egen Pensio- «iruua he» letziaeu Inhaber» mit dem 1. Oktober d. I. vacant und soll möglichst bald neu besetzt «erde». Mit dem Amte sind ei« pensionöbrrechtigte» jährliche» Einkommen vo» 4SOO und ea. 600 Nebenrinnahmrn verbunden. Bewerber, welch« de« Nachweis drr Befähigung für da» Richter- amt oder für den höhere, Berwaltnngödienst »» führen haben, wrrdr» ersucht, sich unter Einreichung ihrer Zen-nisse bi« . . ^ 29. September ». bei dem Unterzeichneten zu melden. Zerbst, de» SO. August 1884. Sitzeastock, Stadtverordneten-Vorsteher. Nichtamtlicher Thetl. Lugen Nichter's Programmrede. Eugen Richter hat vor einigen Tagen im zweiten Berliner Wahlkreise eine Rede gehalten, in welcher er die Parole für die bevorstehenden ReichötagSwahlcn auSgegcben hat. Sie lautet: Opposition gegen die Regierung, weil ihre Politik 300 bi» 400 Millionen neuer Steuern verlangt. Ferner Wahl deutsch-freisinniger Abgeordneten, damit die Herstellung zweier Regierungsmehrheiten, einer konservativ-klerikalen und einer consrrvativ-nationalliberalen verhindert werde. Man muß gestehen, daß die Wahltaktik de« Herrn Richter an Klarheit nicht« zu wünschen übrig läßt. Da» Reccpt für die Volksvertretung, di» Auslage neuer Steuern zu versagen und der grundsätzlichen Lahmlegung der Regierung die Wege frei zu halten, wird sich stet- de« Beifalls der großen Menge er freuen, welche die Arbeit de» Denken» Anderen überläßt. Wer e« aber nicht liebt, sich durch wohlfeile Phrasen adspeisrn zu lassen, wer der Beantwortung der Frage nicht au«, weicht, wohin denn die stete Verneinung aller von der Regierung in Vorschlag gebrachten Maßregeln führen muß. der wird zu dem Nrthril gelangt», dag «in traurigere», wrrthlosere« Programm nickt leicht erdacht werden toüstte. al« da»trnige, welche« Herr Richter vor de» Berliner Wählern entwickelt hat. Wir wollen einmal annehmen, daß Herr Richter mit der von ihm genannten Steuersümm« da» Richtig« getroffen hätte, wo liegt da» Aequivalent. welche» er den Struerrohlem für die Ablehnung ver Regierung-Politik bietet? Er verlangt Widerstand gegen die socialpolitischen Pläne de» Reichskanzler« und gleiche« Recht für Alle. Also womöglich Abschaffung des UnfallvcrsicheriingSgcsctzcS und Aufhebung de- SocialistengesetzcS in der nächsten Legislaturperiode. Dann würde nach der Auffassung der „Freisinnigen" die goldene Zeit der Selbsthilfe und der schrankenlosen AuSbcntuiig des BeremS- und Versammln,,,gStkchteS, sowie der Preßfreiheit für socia- listische Zwecke wieder anbrccbcn, daS heißt, cS würde der Zu stand sich aus- Neue entwickeln, welcher im Jahre 1878 im deutschen Reiche bestand. Damit wäre e» aber noch keines wegs genug, denn die socialistische Bewegung hat seit diesen sechs Jahren reißende Forlschritte gemacbt. Zu der Socialdemokratie im eigentlichen Sinne ist der Anarchismus hinzugetreten, welcher da« schrittweise systematische Vorgehen der Socialisten alten Schlage« verwirft und die Zerstörung alle» Bestehenden durch Dynamit und rücksichtslose Anwen dung jeder Gewalt für da- einzig probate Mittel zur Auf richtung de« socialistischcn Staate- empfiehlt. Unter der Herrschaft solcher Zustände würde» allerdings keine neuen Steuern erhoben, ab:r eS hörte auch jeder Erwerb überhaupt anf. Da- Militair wäre ein überfiüs>,ger Luxus, denn wenn e» sich gegen die Socialisten auflehnte, so würde rS einfach todt geschlagen und wenn e« sich mit ihnen vereinigt, so kann eS seiner Bestimmung doch nicht mehr dienen. Wozu über haupt Militair? Di« Verbrüderung aller Völker macht jeden ferneren Krieg unmöglich; jeder Bürger de» socialistischen Staate« hat ja die Mittel, um gleich den systematischen Aus beutern der Gesellschaft in Sau» und Brau» leben zu können, Vaterland und Nationen giebt e» nicht mehr und waS der gleichen socialistische Zukunftsbilder mehr sind. Herr Richter sagt ferner: Die Regierung ist bemüht, vor die Frage neuer Steuern zur Vermeidung de- Deficite« eine« Vorhang zu ziehen und deshalb setzt sie an die Stelle der Hauptfrage die Frage: »Wie denken Sie über Afrika?' Man sollte wirktich angesichts solcher Redeübungen glauben, daß di« Regierung Steuern nur zn ihrein vortheil und in ihrem eigenen Interesse erhebe. Damit sie dann di« Taschen der Steuerzahler um so ungestörter erleichtern könne, nehme sie zu Kunststücke« ihre Zuflucht «nd mache den Wählern ein Gaukelspiel vor» damit sie uur ihren Zweck erreiche. Diese Art, össentliche Interessen zu behandeln, können wir nur al» leichtfertig und verderblich bezeichnen. Die Colonialfrag« ist für die Zukunft de« deutschen Reiche» von so hervorragender Wichtigkeit, daß die Erweckung der Vorstellung, die Regierung bediene sich dieser Frage nur, um über zu hohe Steuern hinwegruhelsen, nickt sckars genug vcrurthcilt werden kann. Glücklicherweise betrachtet die große Mehrzahl der den kenden Wähler diese Angelegenheit aus einem ganz anderen Gesichtspunkte wie Herr Richter und seine Herde, sie wissen, daß die «it Riesenschritten heranschroiteud« Uebervvlkerung über kurz oder lang die Abaabe der überschießenden Kraft auf cultursähiae und eulturvedürftige Gebiete der Adriaen Drlttheile gebieterisch erheischt. Vr« wisse» ferner» daß Deutschland heute die Macht besitzt, um dies» Kräfte nicht zur Unterstützung anderer R»ti«»en herzu- geben, souvern sie «m Dienste de« Mntterlaud»« z« verwenden. Da» ist der Kern der Eolouialsrage, der erst «ach ein« Reih« vo» Jahre» zu Tag« treten wird, vorläufig handett e» sich Varn», die Pfadfinder für die Entwickelung deutscher Kraft und deutschen Geiste» in »berfeeischen Länder» gegen die ihnen drohenden Gefahren sicher zu stellen. Da» ist d« sehr h«»d- greipich« »nd praktische Seit« de» angehliche» Gaukelspiet«: ^vi« denke» Sie über Afrika?' Wir «Achten de« gegenüber die Frag« anfwerfenr denk« Sie über Herrn Richter?" Bor einer Reihe Jahre« hat einmal Fürst Bismarck von den Journalisten aefagt. e« seien meist Leute, welche ihren Berus verfehlt habe». Da« war z» jener Zeit offenbar richtig und »st e« z»» Theil »och heute. E» ist eine alte Erfahrung, daß Leut«, die aus de» von ihnen ursprünglich erwählten Lebenswege Hi»d«r»isse finden «nd, statt dies« durch Ausdauer und hartMKigi« Widerstand gegen di« Aubilden de» Schicksal» und die Un annehmlichkeiten der gegebenen Verhältnisse zn Überminden, trotzig die selbstgewählkr Bahn verlassen und sich ihr Geschick abseil« vom gebahnten Weg« zu gestalten suchen, die» durch Opposition gege» ihr« ehemaligen Vorgesetzte» aiistreben. Fürst BiSmarck hatte wohl, al- er jenen Aus spruch that, auch Herrn Richter im Sinne, wenigsten» wäre er dazu wohl berechtigt gewesen, denn Herr Richter gehört zu den Journalisten, welche ihren LrbenSberuf verfehlt haben und welche auf vem Wege der Opposition gegen dir Regierung» der sie einst ihre Dienst« gewidmet Hanen, ihr Glück zu machen suchen. Bei uns in Deutschland liege« dl« Verhältnisse ater ander» al» in England und Frankreich, unser ganze» politische» Leben ist viel zu sehr mit der monarchischen Grundlage und Entwickelung, welche sich auf dieser ausqebaut hat. verwackscn, al» daß rin geschickt operireu- dcr Parteiführer AliSsicbk hätte, die Macht an sich zu reißen. Herr Richter ist lange Zeit Parteiführer gewesen, aber sein« Kraft hat sich in ob»»lächtigen Opposition-bestrebungen er- schöpft und da« Ziel, welche« rr sich beim Beginn seiner parlamentarischen Laufbahn setzte, einst selbst einen Ministerstuhl einzunebme», ist unerreicht geblieben. Vergeb liche Anstrengungen pflegen gleich dem Verlust beim Spiel die Laune nicht zu verbessern, und in dieser Lage befindet sich Herr Richter. Er steht heute nach langjährigen Bemühungen noch auf demselben Flecke, wie an dem Tage» als sei» Name zuerst al» der eine- Parteiführer« genannt wurde. Niemand wird bestreiten, daß Herr Richter ei» sehr talentvoller und kenntnißreicher Mann ist, welcher seine bedeutenden Anlagen und werthvollrn Erfahrungen am erfolgreichsten im Dienst« der Staatsregierung verwerthet hätte. Aber für da», wa» Herrn Richter versagt blieb, dürfen die Wähler, welche stet- da» Gesammtwohl de» Staate» im Ange behalten müssen, nicht büßen und te-halb müssen und werden sie sich früher oder später von einem Einfluß loSmachrn, welcher wohl per sönlichen und Partei-Interessen günstig sein mag. aber niemals dazu beitragen kann, drr Wohlfahrt de» deutschen Reiche» al» Stütze und Förderung-mittel zu dienen. Wir haben im Gegensatz zur deutschsreisinnigrn Partei al» Wahlparole ge wählt: Lumm» 1er «»In, reiöndllcno. Die Wohlfahrt de- Staate» ist vnser höchste» Gesetz. * Leipzig, 4. Septester 1884. * Da« Sedansest ist überall im deutsche« Reiche in der erhebendsten Weise gefeiert worden. E» liegt un» darüber eine groß« Menge telegraphischer und brieflicher Meldungen vor, die wir indessen mit Rücksicht auf den Raum de» Blatte» nur zum Theil wiedergeben können. * Die schärfere Praxis der schweizerischen Polizei behörden gegenüber den dortigen Anarchisten hat auch in Burgdors im Eanton Bern zu Entdeckungen geführt. Die Polizei hat im genannten Ort zwei fremd« Individuen ver haftet und ihre Wohnungen durchsucht, wobei sich mehrere anarchistische Schriften vorgefunden haben sollen. E» sind ein Mechaniker und ein Färber, beide au» Böhmen gebürtig; denselben wurden mehrere Exemplare de» berüchtigten PlacatrS der Exccutivn von Ncwvork (.Zum GedLchtniß an den tapferen Mörver Hermann Stellmacher'), sowie einig« Exemplare der Most'schen .Freiheit' abgenommeu. Gege« die Beiden ist eine Untersuchung eingelettet. * Die Reise de» serbischen König-Paare» nach Wien ist durch einen Eisenbahnunfall unterbrochen worden. Inzwischen sind die Majestäten aber in Wien eingetrofsen. Da» Wolff'sche Bureau meldet darüber: * Pest, 2. September. Der KSnt» und die Königin von Serbien sind mit dem Kronprinzen gestern Abend 10'/, Uhr hier cingetroffen. Der Zug hatte in Folge eine« bei Semlin erlittenen Achsenbruch» eine längere Verspätung. ' Pest, 2. September. Der König vo» Serbien ist mit seiner Familie erst heute früh nach Wien weiter gereist, da eine frühere Abreise von hier durch die Meldung gehindert wurde, daß bei Kelensoeld ein Persouenzug entgleist sei. Ja Folge der Berückte, daß gegen den König von Serbien eia Attentat geplant sei, waren hier von der Polizei die umsaffendstrn Sicherheit-Maßregeln getroffen. * Pest, 2. September, Nackmittag«. Die in »ergangener Nacht bei der Eisenbahnstation Kelensoeld stattqehablc Zugent gleisung war mit einem angeblich gegen den König von Serbien geplanten Attentate in Verbindung gebracht worbe». Die „Ungarische Post" ist dem gegenüber von kompetenter Sette zu der Erklärung ermächtigt, daß e« sich nach dem Ergebnisse der am Orte der Ent- gleisung vorgenommenea amtlichen Untersuchung um einen einfachen Lisenbahnunsall handle, der durch die Erweiteruug de» Schienen- gleise» und durch die morsch« Beschaffenheit der Schwellen herbei- grsübrt sei. * Wie«, 2. September, Abend». Der K»«ig »ad die Kinigt», sowie der Kronprtuz v«n Serbien find heute Nachmittag hier eingetroffen. * lieber den Ort der Dreikaiserzusammenkunft wird un» au« Warschau vom 2. September gemeldet: Im Gegensätze zu anderen Nachrichten, welche, in freien Tom binotionen, bald den Zusammenkonstsort der Monarchen willkürlich wählen, bald wieder da» Project einer Begegnung überhaupt neniren, ist Ihr Lorrespondent nicht nur in der Lage, seine zuerst gebrachte Mittheilung über die Zusammenkunft der Kaiser vollständig aufrecht zu erhalten, sondern kan» di» Meldung durch einige weitere Detail« ergänzen. Die vegeguung findet in dem fürstlich Varvattntli'lchen Schlosse nächst Lowitsch statt, vestim- men» für die Saht diese» Zusammenkunsteorte» war eiuestheil» die nicht allzu grnße Entfernung von der Österreichische« Grenze, anderntheit« Sicherheit-grüude für die Persvu de« Zaren. Lowttsch selbst ist «ach halbstündiger Bahnsahrt von Skiernewlcz« z« erreichen. Da» Schlvß, der Stackwsitz der Lowitsch. welche« durch Heirath de« Kürsteu Baryatiuski mit einer Gräfin Lowitsch tu dessen Besitz kam» b^ findet fich in mnnittrlbarer Nähe de» Lowitscher Bahnhöfe», liegt, sonst isolirt von andrren Häusern, in einem großen Park, welcher wieder in eine weitgedehate Eben« »»«läuft. Anf diese Weise kann rin« Ueberwachnng de« Schlosse« leicht dnrchgrführt werden. Da« „bemerkte Nahe» einer Person, sei r» vom Bahnhose an», oder von anderer Sette, ist aenchep, eine UnmSg- lichkrtt. Ueber bi« Sicherheit»»«rkehrnngen, welche »ährend der Neise de» gare» in Rußland »nd Polen, sowie während seine« verweilen« s, Warscha, getroffen werden, wurde schon «ehr al« nöthig ge- schrieben. Sie unterscheiden sich in Nicht« von den Maßregeln, welche »nch sonst zum Schutz« de« Kaiser« verlägt «erden. Hin- gegen ist meine« Wissen« noch nicht« «der dir Bewachung Skierne- wicze'« und Lowitsch« während dr» dortigen kur^n Aufenthalt» tu dir Öffentlichkeit gedrungen. Bo» Skiernewicze wird rin dichte» Mikttairspaller die Bahnstrecke bewachen. Der Lowitscher Bahnhof wird ln weitem Umkreise vou einrm mehrreihige» Milltaircordon umzogen sein. Zur Zeit der Anweseuheit de» russischen Kaiser» in Lowitsch, respektive im Schlöffe, wird ournahmrlo» für Niemand, außer für dir wenige» hohe» Persöulichkeitea, welche zur Suite gehSrea, der Zutritt mSglich sei». Selbst jene Personen, welche ln dl« große Suite de» garen rangier», aber nicht zur direkten Begleitung besohlen sind, werden im Lowitscher Bahnhöfe bleiben müssen. wie e» heißt, wird Skieruewicz« die letzt« Bahnstation sein, nach welcher während der Stunden drr Fürstenbegegimng in der Route Warschau-Skiernewicze-Lowitsch Fahrkarten werden auSgegeben werden. Die Eiscnbahnroute Petersburg - Warschau wird zur Zeit der Reise dcS Lzarcn in ausreichendem Maße überwacht werden und mit Rücksicht auf bereits vorliegende Details will ich mir die Wiedergabe vo» Einzelheiten der Sicherheitsmaßnahmen schenken und nur daS Gerücht erwähnen, daß diesmal mehrere dem Hoszuge gleich zusammru- gestellte Traiu» von Petersburg abgelassen werden dürsten. Ob die AiiSsührungcn unseres Herrn Correspondenten zu» treffen, sind wir nicht in der Lage sestzustellen. Wir ver zeichnen diese Meldung einfach als ein Gerücht und reihe» dasselbe den verschiedenen anderen an, welche über die Begeg nung der Monarchen in der Presse umgehen. * Wegen des Deficit- in der von der Türkei an Ruß land zu zahlenden Kriegsentschädigung ist eine Ver einbarung getroffen worden. Danach giebt die Pforte ihre Zustimmung dazu, daß außer dem Zehnten von den Pro vinzen» der zur Deckung der Ratenzahlungen der Kriegs entschädigung bestimmt ist, auch die anderen Einkünfte jener Provinzen insoweit in Anspruch genommen werden sollen, um die gegenwärtigen Rückstände, sowie irgend welche fernere Deficit« zu begleichen. Diese Zahlungen solle» den Vorrang vor den Bedürfnissen der Verwaltung haben. * Man schreibt uns au» Brüssel, 1. September: „Die große liberale Manifestation hat gestern programm mäßig von Nachmittag» V,2 Uhr ab in musterhafter Ruhe und Ordnung, leider aber bei ziemlich regnerischem Wetter stattgesunden. Der gewaltige Zug brauchte, um die Haupt straßen der Stadt zu durchschreiten, gegen S Stunden, und man rechnet, daß rund SO,000 Personen daran Theil ge nommen haben, während die Zahl der bei Uebergabe der Adresse an den »och in Ostende weilenden König vor dem Palais Anwesenden auf mehr als 100,000 geschäht wird. Au» allen Theilen de» Lande», selbst au« den entferntesten Gemeinden de» belgischen Luxemburg, waren Vereine und Deputationen, ihre Fahnen und Musikeorp» an der Spitze, herbei« aenlt, um gegen da» am Sonnabend votirte Schulgesetz»« Prote sts«»,. Die Stadt Antwerpen hatte mit einer ganzen Reih« von Ertrazügen allein gegenSOOOPersonen entsanddund da» al« klerikal bekannte Arrontzissement Mecheln (Malme») über 1200. In allen Straßen, die der Zug durchschritt, wurde derselbe «it Enthusiasmus empfangen; es war, al» ob da« verhaßte Gesetz mit einem Schlage die gesammte Bevölkerung der Hauptstadt dem Liberali»mn- wiedergewonnen habe. — Man ist nun hier in allen Kreisen auf da» Höchste gespannt, ob der König die Sanction de» Gesetze- versagen wird und wie die Communal- Wahlen vom 28. Oktober ansfallen werden, die für die Ge schichte de« Lande» diesmal von ganz besonderer Bedeutung sind. Nach dieser imposantm liberalen Kundgebung dürft« die für künftigen Sonntag geplante klerikale Gegeumanlsestatioa sich einigermaßen kläglich auSnehmen." * Die jüngste Rede, welche Herr Gladstone s« Edia« bürg gehalten hat, wird nicht ermangeln, in Deutschland ebenso lebhaftes wie freudige» Staunen hervorzurufen. Bisher hatten wir immer gemeint, die colonialen Bestrebungen der Deutschen würden von unseren Detter» jenseit« de« Canal» mit scheelen Augen angesehen, und in der That, wa» di«»- betrrff» auS ossiciellen und nichtosficiellen englischen Kreisen verlautete, klang deutschen Ohren nicht» weniger al« Ber« trauen erweckend. Durch die Rede de« Herrn Glad stone indessen werden wir eines Besseren belehrt. Diejenigen deutschen Zeitungen, welche ihren Lesern erzählten, daß Eng länder und Schotten von der colonialen Action Deutschland« nicht» wissen wollten, haben sich eine» gröblichen JrrthumS, wenn nicht gar einer absichtlichen Täuschung, schuldig gemacht. Ganz im Gegcntheile, in England »nd Schottland herrscht eitet Freude und Frohlocken ob der Entfaltung der deutschen Flagge in Lüderitzland und Kamerun. Und Herr Gladstone persönlich regelt sein Verhalten gegenüber der deutschen Colonialpolitik nach dem schönen Grundsätze: ,Waö du nicht willst, daS man dir thu, da« füg auch keinem andern zu". Die Edinburger Rede deS englischen Premier» bezeichnet einen Umschwung seiner Politik, der hoffentlich auf da» Londoner Colonialamt zurückwirken und so dazu beitragen wird, die momentan bei un» herrschende Verstimmung gegen England allmälig wieder zu verwischen. * Der Rochesort'sche .Jntransigeant' hat die alten Briefe de» Kaiser« Napoleon III. und der Königin von Holland gefunden und sucht dermalen wieder die Welt mit dem Gespenst einer Bedrohung Holland« durch Deutschland zu ängstigen. E» war das die Parole, die von dem französischen Kcnserreich in der Zeit von l86ü—70 auSgegeben wurde, wo französische Minister plötzlich den Zuyderfee entdeckt hatten und drr Versuchung nicht widerstehen konnten, diese« geographische Novum in politischen Reden zu verwertben. Die Anregung zu dieser Erweiterung der ministeriellen Geographie entstammte, wie man sagt, der Privat-Correspondenz der dem neuen Norddeutschen Bunde abgeneigten und dem Kaiser Napoleon vollständig ergebenen damaligen Königin der Niederlande. Wir erwähnen diesen Umstand nur wegen der Curiosität, die darin liegt, daß der »Jntranfiaeant' de» Herrn Rochesort schließlich sich die Politik Napoleon'« IH. und de» Herrn Ronher aneignet. Hinter diesen Winkelzügen der Partei Rochesort steckt im Grund« doch nur da« a(te Geschrei der Weißen Blousen von 1870 ^4 Lerlla", und di« Fraktion de- „Jntransigeant" »nc^ sehr beruntergekommen sein, wenn sie zu der ultima ratio aller Parteipolitiker greift, Krieg mit dem AnSlande behufs Verwirklichung ihrer Pläne im Inland« zu erstreben. * Au« Pari» gehen der »Politischen Correspondenz" einig« dem Tagcbuche eine» soeben au» China zurückgekehrten sranlöslschen Reisenden entnommene Daten über da« himmlische Reich zu. Sie lassen Csina, von dem man im Allgemeinen mangelhafte und falsche Vorstellungen hat, m einem neuen Lichte erscheinen. „Lhina", so schreibt der erwähnte Gewähr«»»»»», „ist nicht In dem Grade centralisirter Staat mit einem absoluten Souvrrat», wir man gemeinhin onnimmt. Die katholischen Missionairr waren e«, welche die Behauptung, Lhina sei ei» crntralistischer und obsoln- tisttich regierter Staat, verbreitete», und die Botschaften und Rei senden, welche die Küste besuchten, adoptirtrn diese Anschauung, ohne sie zu prüfen. Sie ist jedoch keineswe gs zutreffend. Da» Fomillen- ivstcm ist in Lhina ein primitive» geblieben. Die väterlich« Macht ist eine sehr ausgedehnte, die Stellung der Frau eine nntergeordnrte. Da» Gesellschaftssystem ist dagegen bereits vor 4000 Jahren »iemlich vor« qeichnüen gewesen. E» hat sich unter dem Einflüsse der Lehren de» LonsuciuZ in originaler Weise eiilwickelt. Wenn man um 1200 Jahre znräckgeht, so erscheint Ckina nl« eine egaliläre Demokratie, welche von Beamten, die an» allen Volksschichten hervorgingru» verwalte«
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