Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188510045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-10
- Tag1885-10-04
- Monat1885-10
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1885
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Erscheint tL-lich früh 6'/. Uhr. Ke»«rtt«» »nt Lrpe-iti«« Ioh«,»e«q»fie S. HprechUtlstleu her tledarttsa: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. M »» «,»««»« «»»»icr«, »««, »» >«,ah«e »er für »t, nichstt«!^,»« «»»»er tzeftt«»«r» z«ler»r, «r> »«chenragrn »i« S Uhr Rach«ttt«^, an G,«N' mi» A«*t«,r« frstz »t« '/,» Uh«. 3« -ei» Fitialen für 3»s.-^,»»h»e: ktta Klemm, Univerfitttsftrahe 1. Laut« Lsschr, Katharineaftr. 23, p. » r »i« '/,» ll,r. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. Me-'Rnflag« IV,2S0. IZHonnrmentsprris viertelt. 4", Mit. inet. Bringenohn S Mt., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Stummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pi. Gebühren jür Extrabeilagen lin Tageblatt-Formal geialzt) ahne Postbeiördernng 39 Atk. mit Postbesörderung «8 Mk. Inserate Kgeipaltene Petitzeile 20 Pt. Größere Lchriiien laut uni. Prcisoerzrichniß. Tabcllarijche: u. Zifferniatz nach höherm Tarn. Urelamen unter dem Redactionsstrlch die4geivalt. Zeile 50 Ps., vor denFamiliennachrichieu die sgeipaltene Zeile 40 Ps. Juieraie sind »cls an die Zvppeöitioil ja jenoen. — Rabatt wird nicht gegeoen. Zahlung xraeoulueramio oder dura, P.'sl- aaaiiiohme. 277. Tonnlag dm 4. October 1885. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Seffentllche Ähusg kes SttttVer-tt«ete«- Mittwoch, «n» V.lVetoter 188», »«ch schaftliche» Sitzung »,» Stadtrottz« «nd »«» Stodtverordnetra, tm S««le der I. S»r«»rsch>le. Tagr«orv aung: I. Bericht de« Ha«, und Finanz- bez. versastunqßa»«- schusse« Nb«, Abgabe von Ta« au« den städtisch»« Gasanstalten zu gewerblichen Zwecke«. II. Bericht über dir RathSvorlaczen. betr.: ». Rvhren- legung und Beleuchtung der Kantstraße; d. Ga«rohr» lraung und Beleuchtung«anlagrn iu der Ferdinand Ntzvde- und Mozarlstraße; o. Beleuchtung des nach dem Wäckterhause sichren de» schmale« Gange« im Johannisthal« M. Bericht de« Vau« und Oekonomieaulschuffe« Ubrrr ». Erbauung zweier Pulvrrhäuser in der Lindenaurr Gottqe und dir Eingabe der Fa. Gustav Unger Nach folger wegen Errichtung eine« Pulvermagazins; d. Fest stellung der Breit« und Eintheilung drr «Straße 0 de« südliche« Vebauung«plan«S; o. Feststellung der Breite der Promeaadenstraße entlang dem vr. Enqel'schen Grundstücke an der Ecke dieser und der Elsterstraß«. IV. Bericht de« Stiftung--Au«schusie« über: ». Herstellung einer Telephonleitung im Krankenhause unv einer solchen zwischen Krankenhau». Rathbau« und Polizei- amt; d. dir Rechnungen der Mende'schen Stiftung für arme Blinde auf die Jahre 1880—1883; o. ver schieden« Sliftung-rechnungen; ä. Spekialdndget r „JohannirhoSpital" Ausgaben po>. 37, 58 und 59 de« HanShattplaue« pro 1885. V. Bericht de« Stiftung«-, Ockonomie- und Bau-Nu«- fchufle« über: Specialbudget „Joha»n!«do«pltat", An hang' dea alten und neuen Iohannissriebhof betr. Ausgaben pew. lk „Nmbau de« PfSrtuerhtiusch««" de« Han»haltp1«ne« aus da« Jahr 1885. VI. Bericht dt« Stiftung«- unv Banausschnsie« über Erhöhung^ der Au«gaben Pos 89 und «2 im Special- budgct „Städtische« Krankenhaus zu St. Jakob" de« 1885er HauShaltplanr«. VH. Bericht de« OckonomieauSsckusse« über Einstellung einer Mehrausgabe unv eine« Mehrerlvse« auf Conto 28 „Steinbruch bei GraSdorf" de- diesjährigen Haushalt plane«. Vekainilmachitng, die ffaatltche Einko«mcuste«er ö«tr. In Gemäßheit de» Finanzgesetze- vom 28. März vorigen Jahre« in Verbindung mit tz. 5 der zum Einkommensteuer gesetze vom 2. Juli 1878 gehörigen Ausführungsverordnung dom 11. October desselben Jahre» ist der zweite Termin der diesjährigen staatlichen Eintommrnstcuer am SV. September I. «tt drr Hälfte de» -lormalstrurrsatzr» fällig. Die hierorts Steuerpflichtigen werven deshalb ausgesorvert. ihre Steuerbeträgr ungesäumt unv spätesten« btaae» drrt Woche«, von dem Termine abgerechnet, an unsere Stadt- Steuer-Einnahme, Stadthaus, Obstmarkl Nr. 8. parterre link», bei Vermeidung drr nach Ablauf dieser Frist gegen di« Säumigen eintreteoden gesetzlichen Maßnahme« abzu- sühren. Leipzig, den 28. September 1885. Der Rath drr Stadt Leipzig. vr. Georgi.Koch, Vekamitmachllng, di« Beiträge zur Handel»- uud Ge»rrbe?ammrr betreffend. Mit dem am S0. September d. I. fälligen zweiten Termin« der staatlichen Einkommensteuer is «usoige ergangener Verordnung dcS Königlichen Finanzmini steriums vom'10. April d. I behufs Deckung de« Aufwandes der hiesigen Handels- und Gewerbrkammer von den bethriligte» Handelt- und Gewerbetreibenden ein Beitrag fiir die Handelskammer nach Hllhe »»» Bier Pfennigen und sikr die Setverbrkammer nach HSHe vo» Zwei Pfennigen auf jede Mark desjenigen Sleuersahe», welcher nach der im Einkommensteuergesetze enthaltenen Scala aus da» in Spalt» ck dc» Einkommensteuer-Kataster« eingestellte Einkommen der Beitragspflichtigen entfällt, zu erheben. Diese Bekanntmachung gilt al» legale Benachrichtigung drr Beitragepflichtigen. Den tetheiligten Steuerpflichtigen wird bei Abführung der Einkommensteuer an der Einnahme-Stelle Eröffnung über den entfallenden Betrag gemacht werden. Der Betrag ist binnen drei Woche», von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Eteuerelnnahme bei Vermeidung der sonst eintretcnden gesetzlichen Maßnahme« abzusührrn. Leipzig, den 28. September 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. koch. velmrnitniachung, die Bezahiaag der Lmmobtitar-Braadeaffra- beitrage betr. Für den zweiten diesjährigen, aus dea I. October fallenden Hebetermin ist bri der Gebäudeversicherung«- «btheilung und bei der freiwilligen Versicherung fe St» Pfraatg von der BeckragSembnt zu erheben. E« werden deshalb alle hiesigen Hau«besitze« resp. deren Stellvertreter ausgesorvert. ihre Beiträge spätesten« biaurn G Tagen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt- Steuer-Einnahme bei Vermeidung der sonst «intretende» Zivangsmaßregeln abzusührrn. sechzig, de» 28. September 1885. De» Rath de» Stadt Leipzig. Vr. Geergi. Km» Wir machen hiervurch öffentlich bekannt, 1) baß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 1884 und Ostern 1885 au« einer der hiesige« Volks schulen entlassen worden, oder von einer höheren Schule abgrganaen sind, ohne im letzteren Falle da« 15. Lebens jahr vollendet und die Elaste erreicht zu haben. welche diesem Alter nach dem Plane der Schule entspricht, zu dem Besuche der Aortdildnagsschal« für Knabe« verpflichtet sind; 2) daß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirk der I. Fortbildungsschule wobnhast sind, bei Herrn Direktor Puschmann. dasern sie sich aber im Bezirk der II. Fort- bildungsschule aufhalten, bri Herrn Direktor vr. Ttoerl zu erfolgen hat; 8) da- auch diejeaige» Kaade« aaza«»Id-a ffnd, »«ich« an» irgend eine« Grunde »an de« Besuche der städtische» Fortdtidnngsschnle »ntbnade» z« fein glaube«; 4) daß hier einzirhende Knaben, welche Ostern 1888, 1884 und 1885 au« einer auswärtigen Volksschule entlasten worden sind, ebensall« zum Besuch der Fortbildungs schule verpflichtet und sofort, spätesten« aber binnen drei Tage» nach de» Stazuge, bei dem Direktor der ForldttdungSschule ihre« Bezirk» anzumeldea sind: 5) daß Eltern, Lebrberren. Lirnstberrschaften und Arbeit geber bei Vermeidung einer Geldstrafe bi« zu 30 die sm Falle der Nichterlegung in Hast umzuwandeln ist, die schulpfftchttgen Knaben zu dieser An«el- dnng auznhalte» oder letztere selbst »orzu- «ehnoen haben. Leipzig, am 1. October 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Lchnert Vkkanlitmachung. Di« Trottoirleguna an dem Neubau der ll. Bürgerschule und die hierzu uvthrgen Pflasterarbriten sind vergeben. Es werden deshalb »t« unberücksichtigte» Herr«» Submittent,» ihrer Offerte» entbunden. Leipzig, am 24. September 1885. Drr Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Gringmnlh,Assessor erledigt hat sich unser« Bekanntmachung vom 2l. September d. I., den Tischler Karl Wilhelm Riehl betr., durch Vesten Ausweisung. Leipzig, am SO. September 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Ludwig-Wolf. Schilde. ?erusprrchulig-Verbindung mit anderen Stödten. Für eine Fernsprech-Verbindu»!, mit Berlin stad bi« setzt gegen 60 Anmeldungen einaegongen. Nach Vorlegung derselben hat die Kaiserliche Ober-Post-Directlon un< mitgelheilt. daß demnächst ent sprechender Bericht an da« Reich« - Postamt werde erstatte» werven Zugleich bot dieselbe un« um eine rieußerunq darüber ersucht, ob für eine Fernsprechverbindung mit ghemnttz, fall« in dieselbe dle Städie Mrrra«,. Glauchau. Crimmitschau, Werda« und Zmtckan sowie nach Befinden Plaueu eingeschlofien würden, auf eine ergiebige Benutzung seiten» der Handeltreibenden und In dustriellen »u rechnen wäre. Die Gebühr für di« einmalige Be. Nutzung würde voraussichllich zunächst 1 ^l betragen. Die geehrte» Firmen, welche an einer solchen Verbindung Interest« haben, werden daher ersucht, baldmöglichst und längste»« »l« zu« I». «s«. Mt». eine schriftlich« Meldung an unser Bureau, Reumarkt SS, I., ge langen zu lasten. Leipzig, den 8. October 1885. Die Handelskammer. ' Vr. Wach-muth, Lori, vr. Gensrl, G. VMimlaichllil-. Bei de« hlrfigen Gemeindeamie soll sosart ein geübter vall- streckNNGSdeamter, der eine Lautioo von 2000 Mark ,a stellen hat, mit einem IahreSgehalt von 1500 Mark anaestellt werden. Gesuche mtt Zeugnissen und Lebenslauf find vi« zum 1». Örtader 188» einlarriche». Lahli«, am S. Octaber 1885. her Gemelnde-Aath. Singer. Nichtamtlicher Theil Die Lonferen) in Lonstantinopel. Die Berathunqcn der Botschafter in Konstantinopel baben nunmehr ihren Anfang grnommen, sobald der deutsche Bot schafter v. Ratowitz eingetroffen war. Die Eonscrenz hat sich die schwierige Ausgabe gestellt» den Frieden auf der Balkan- Halbinsel und die Vereinigung von Bulgarien mit Oflrumelien aufrecht zu erhalten. Der Wunsch ist löblich, aber sein« AuS- sühruag unmöglich. Serbien verlangt zur Herstellung de» geftvrten Gleichgewicht« eine Gebietserweiterung und Griechen laad steht bereit, in Macedonirn einzumarschiren, fall« Europa di« bulgarisch« Union anerkennt. Kreta rnblich verlangt die Vereinigung mit Griechenland, fall« der Berliner Vertrag durch die bulgarische Uition durchlöchert wird. Da« ist die Lage beim Zusammentritt der Eonsrrenz. ES fragt sich, ob die guten Rathschläge der Machte an die Serben »nb Griechen binreichen werden, ihrem Thatendrange Zügel anzulrgen. oder ob e« nicht da« einfachste Mittel wäre. Vir Vereinigung Bulgarien« und Ostrumelien» rückgängig zu machen. Ein Machtgebot de« Kaiser« Alexander an dea Fürsten von Bulgarien würde dazu wahrscheinlich auSreichen, denn Fürst Alexander hat sich bereit erklärt, abzudaaken, wenn Kaiser Alexander r« befiehlt. Diese« Gebot ist nicht ergangen, Fürst Alexander steht noch brüte an der Spitze de« geeinten Bul garien« u»d bereitet sich auf die Abwehr eine« etwaigen Angriff« dar Türken vor. Diese Lbatsach« allein genügt, um die Unaufrichtigkeit der Haltung Rußland« darzuthua. Kaiser Alexander hat zwar di« Deputation au« Philippapel nicht empfangen, aber der Minister von Gier« hat ihr die nvthigen Rathschläge und Verhaltungsmaßregeln gegeben; gleichzeitig erfolgt eine Ableugnung de« Gerüchte« a»S St. Petersburg, daß Fürst Alexander durch den Prinzen Waldemar von Däne mark ersetzt werden solle. Da« war vermulhlich der Mann, welchen dir ..Moskauer Zeitung" in petto balle, um ihn a» di« Stell« de« „Abenteurer«" Alexander zu setzen. Au« diesen Anzeichen läßt sich entnehmen, daß zwischen Pbilippopel und St. Peter«durg resp. Kopenhagen-FredenSborg gegenwärtig der Friede wieder hergrstelll ist unv volles Einvcrstänvmß herrscht Uber die Nothwenvigkeit, die bulgarische Union auf recht zu erhalten. Tie „Turquie", da« Organ der türkischen Regierung, ist e» zufrieden, wenn die schwebende Frage loca- lisirt wird unv wenn ein Vergleich zu Stande kommt, durch welchen die Rechte der Türkei welche ihr nach dem Berliner Frieden »»steben, gewahrt wrrdrn. Wie dieser Vergleich be schaffen sein soll, ist schwer zu ergründen, r« kann sich nur darum handeln, die Thatsacke der Union von Bulgarien und Ostrumelien anzuerkennen oder sic rückgängig zu machen, ein Dritte« giebt« nicht, denn die Ausrechteryaltung der besondere» Verwaltung Ostrumelien« und die Uebertragung de« General gouvernement» an den Fürsten von Bulgarien wäre» ei» PossensHel. durch welche« der Zweck der Vereinigung, nämlich die Lrlparnng der Kosten, welche die doppelte Verwaltung verursacht, nicht erreicht würde. In Konstantinopel saßt man die Laar ganz in dem Sinne auf, wie sie sich dem unbefangenen Beobachter, welcher keine Hmtrrgrdankrn hat, darstellt. Man wünscht dort, daß die Türken in Ostrumelien einmarschiren unv Gavril Cbrestowicz wieder in sein Amt al« Generalgouverneur einsetzcn. Daß dadurch eine Gefahr für den europäischen Frieden entsteben könnte, ist doch gar nicht abzusehen, eine solche Gefahr lönntc nur dann eintrctrn, wenn sich Leute sänden, welche die Ofl- rumelier und Bulgaren gegen die Türken unterstütze«. Die Mär von der Störung de« europäischen Frieden« durch die ihr gute« Recht vertheidigenden Türken fußte aus der Voraus setzung. daß die Rüsten zürn Schutze der Bulgaren herbeieilen Würden, sobald in Ostrumelien der erste Kanonenschuß fiel. Da« is« t.-i der jetzige» Sachlage nicht möglich, denn der Katje, vp« Rußland hat »«« eigenmächtig« Austreten de« Fürsten Alexander «ffnttlich grmißbilligt »nd hat dem Fürsten Eantapureno. sowie den übrigen russischen Ossicirren m bul garischen Diensten jede Mitwirkung an dem E>nigung«wrrke untersagt. Da« ist etwa«, und aus Grund dessen hätten die Türken ruhig in Pbilippopel einmarschiren und den Malus guo wiederherstcllen können. Aber nun kam rin anderer Um stand hinzu, welcher die Türkei daran verhinderte, und da« war die Gutheißung ihrer Zurückhaltung durch andere Ver treter europäischer Mächte, an deren Spitze wohl Oesterreich- Ungarn steht, denn die Westmächle und Deutschland haben kein so dringende« Interesse an der Ausrechterhaltung der bulgarischen Union wie Oesterreich, welche« al« Verwalter von Bosnien, Herzegowina und Novibazar zu den Notherben der Türkei gehört. Tie Türkei hat sich dem von Rußland und Oesterreich aus sie geübten moralischen Druck gefügt und sieht jetzt der weiteren Entwickelung der Dinge aus der Balkanhalbinsel Gewehr bei Fuß entgegen. Da« Wort von der Localisirung der schwebenden Frage ist von der ..Turquie" ausgesprochen worden, gewiß ein Wort» welche« Rußland und Oesterreich sehr genehm sein wird, weil e« indirecl die Zustimmung zu der Vereinigung Ostrumelieu« mit Bulgarien enthält. Aber mit dieser Localisirung sind Serbien unv Griechenland nicht einverstanden, beide Staaten haben vielmehr mit großer Ent schiedenheit da« Verlangen kundgethan, für die «Störung de« Gleichgewicht» auf der Balkanhalbinscl entschädigt zu werden. Bestimmte Forderungen sind bisher nur von den Kretensern gestellt, welche die Bereinigung mit Griechenland verlangen, aber in Serbien ist der Drang nach Vergrößerung fast noch größer, nur geht er vorläufig noch in« Unbegrenzte, die Grenzen will sich Serbien nur durch die Wucht ke« ihm entgegengestellten Widerstande« vorschreiben lasten, ohne diesen würde Serbien alle» Land nehmen, wa« e« bekommen kann. Einen wohllhuenden Gegensatz zu der Begehrlichkeit Serbien« und Griechenlands bildet die kluge und besonnene Haltung Rumänien«. Wenn ein Balkanstaat Ursache hat, eine Veränderung seiner Lage zu wünschen, so ist eS Rumä nien, welche« durch den Berliner Frieden im Widerspruch mit den Opfern, die e» für Rußland gebracht hat, verloren hat statt zu gewinnen, denn wa« die Dodrudscha an Flächen inhalt dem Lande hinzugefügt hat, da« wog Bcstarabien durch Bodenbeschafscnheit unv Bevölkerung doppelt auf. Aber Rumäniens König will die Kraft seine« Lande« nicht planlo« verpuffen lediglich in Erwartung einer günstigen Gelegenheit, um sich zu bereichern, er will sich zunächst darüber Klarheit verschaffen, wa« an maßgebender Stelle, also in Wien unv Berlin beschlosten worden oder in Aussicht genommen ist Deshalb hat er seinen Minister Bratiano nach beiden Central puncten gesandt und dem Vernehmen nach soll er von FriedrichSruh auch nock nach Kopenhagen gehen, um die Meinung der russischen Negierung zu erforschen. Rumänien ist der unmittelbare Nachbar Rußlands, also der Willkür dieser Macht zuerst preisgegebcn. Es wäre lächerlich, wenn Rumänien eine antirussische Politik verfolgen wollte, denn die Türkei gewährt ihm keinen Rückhalt, die einzige Rettung für Runiänien bietet Europa. Wenn ein Balkanstaat ein Interesse an der Ausrctfithallung de« stntiw <i»a aus der Halbinsel hat, so ist cS Rumänien, denn wenn Rußland nach Konstantinopel inarschirt, dann bat Runiänien bine Existenz berelbtigung mehr, dann verschlingt der Nimmersatte nordische Koloß Alle«, waS ihm aus dem Wege zum Ziele hinderlich ist. Bei dieser Sachlage ist e« klar, daß Deutschland seine Bemühungen daraus richten muß. die zu weitgehenden Wünsche Rußland« und Oesterreich« zu zügeln und eine Form zu finden, welche die aufgeregten Leidrnschaslrn aus der Balkanhalbinsel beruhigt. Da» böse Beispiel, welche« in Philippopel gegeben worden ist, übt naturgemäß in Belgrad und Athen seine Wirkung und daß man in Cettinje auch nur auf den Augen- blick wartet, um Gebietserweiterungen zu erreichen, da« zeigt ein Blick aus die Vergangenheit diese« Naubstaate«. Freilich ist e« unmöglich, der absterbenden Türkei neue« Leben einzu- flößen, aber man soll sie wenigsten« gegen Gewaltihalen schützen. Rußland hat au« seinen Absichten auf Konstantinopel uiemal« ein Hehl gemacht, deshalb tritt man ihm nicht zu nabe, wenn man seine Aufmerksamkeit aus die Tbatsache lenkt, daß d«r Weg nach Konstantinopel über Pbilippopel führt. Rußland wartet nur aus den Augenblick, um diesen Weg zu benutzen, aber da« Frleden«bedürfaiß Europa« er heischt, daß ihm dieser Weg verlegt wird. * Leipzig, 4. Oktober 1885. * Unter Tbeilnahme de« Oberbürgermeister« von Berlin und einer Reihe von ReichSlagSabgeordnetem. Fabrikanten, Kausleulen unv BanquierS ist, wie schon telegraphisch erwäbut. ein Comitü in der Bildung begriffen, welck-e« die Ansamm lung eine« Fond« bezweckt, der zur Unterstützung der Hinterbliebenen der „Augusta" bestimmt ist. ES ist vorgeschlagen, diesen Fonds zugleich dahin zu verallgemeinern, daß er auch in solchen Fällen auSbelsenv einlrete» kann, wo EinzclunglückSsälle statlfinden. Bei dem angestrengten Dienst, welchen unsere Marine augenblicklich im "AuSlande zu ver ehr» hat. werden diese Fälle sich mehr und mehr häufen und cs erscheint billig, daß diejenigen BevölkerungSctasten, welcher diese Tbätigkeil der Marine besonders zu Statten koinmt, auch ihrerseil« da stützend einlrete, wo der Staat aeniigcnde Hilfe zu leisten verhindert ist. Borläufig werten die Beiträge von der Deutschen Bank in Berlin eutgcgengcnoinmen * Man schreibt unS auS Wilhelmshaven, den 2. October r „Obwohl man sich in Mari ne kreisen, sowie auch im ganzen Reiche seit ca. 2 Monaten mit dem Ge danken vertrant gemacht hatte, daß die Kreuzer-Corvette .Augusta" ikr Grab in den Wellen gesunden babe, so bat dock die vom Ches der Admiralität »unmchr kesimiiv erfolgte Erklärung über den Vertust des Schisse» überall eine sehr niedergeschlagene Stimmung hervorgerufen. Besonder« ist Wilhelmshaven selbst an diesem so traurigen Ereignisse betheiligt, da es gewissermaßen die Heimath de« unglücklichen Schiffe« war. Ein Jeder hat hier die „Augusta" Jahre lang vor Augen gehabt, sie stet« aus ihren Reisen mit regstem Interesse verfolgt und sie in Folge ihrer ereignißreichen und interessanten Vergangenheit förmlich lieb gewonnen. Mit welchem Jubel begrüßte man die Nachricht, daß die .Augusta" l87l an der Küste Frankreich» 2 französische RegierungS- dampser gekapert hatte, wie freute man sich über da« ener gische Einschreiten der Besatzung unter Capitain zur See von Vatoi« anläßlich der Plünderung eines deutschen Kauffahrteischiffes durch Krunrger an der westasrikanischen Küste, und wie stolz war man über die vielen Privat berichte, welche über die Siege der Besatzung im Aus land« beim Wettrudcrn über Boote fremder Nationen berichteten. Al« eine Beteranin unserer Marine ist «ine große Anzahl von Osficieren und Teckosficieren an Bord de« Schiffe« commandirt gewesen und daher sozusagen in der Erinnerung mit demselven verwachsen. Die „Augusta" erfuhr in den Jahren 1879/81 aus der hiesigen kaiserlichen Werft eine Grundreparatur und konnte infolge testen at« ein immer hin noch tüchtige« und brauchbares Sckiss bezeichnet werden, welches noch länge Zeit seinen Platz hätte auSsüllen können. Bei der letzten Ausrüstung sielen alS eigene Belastung sechs 12 cm Geschütze und 4 Reoolverkanonen fort und es traten an deren Stelle Provianlvorrätbe und Materialien für die aus der australischen Station befindlichen Schisse. Die Gesammtbelastung stellte sich sonach um 19 Tonnen geringer heraus al« zulässig, desgleichen wurde auch der Schwerpunkt zu Gunsten des Schisse« resp. seiner Stabilität verlegt. ES ist daher die au« Unkenntmß von vielen Zeitungen ausgestellte Bermutlmng oder Vebauptung, da« Schiss sei zu schwer belastet oder zu kopsschwer gewesen, völlig auS der Lust gegriffen. Aeltcre Seeleute, welche wiederholt Reisen mit dem Sckisse gemacht haben und durch ihren Jahre langen Aufenthalt an Bord desselben, genau mit seinen Eigenschaften bekannt sind, bezeichnen da« Fahrzeug allerdings alS etwa« rang, d. h. leicht zum Stampfen und Rollen geneigt, waS bei seiner äußerst scharfen und schlanken Bauart sehr natürlich ist. Nichts desto weniger hat die „Augusta" während ihrer Nahezu 20jährigen Dienttzeit manchen schweren Sturm glücklich überstanden und ihr Kiel die Oceane in allen Richtungen durchfurcht. Nicht menschliches Verschulden, son dern höhere Gewalt hat den Untergang de« Schiffes berbei- geführt. Jenen braven 223 Seeleuten, die im Dienste des Vaterlande«, im Kampfe mit den Elementen ibren Tod ge sunden baben, ein ehrenvolles, treue« Andenken zu bewahren, ist die Pflicht eines jeden deutschen Herzen». — Die „Augusta" ist auS der Liste der Kriegssahrzeuge unserer Marine vom 1. October an gestrichen." * Ter Reichskanzler gedenkt, wie die „Schlesische Zeitung" hört, bis etwa Ende November in FriedrichS- rub zu bleiben. Um diese Zeit dürste die neue Reichstags session den Fürsten veranlasie». nach Berlin zurückzukehren. In den nächsten Wochen werde» verschiedene Minister zur Be sprechung der Angelegenheiten ibrcr RcstortS zu dem Reichs kanzler nach FriedrichSruh sich begebe». * Der deutsche Colonialverein versendet ei» Circularschreiben, welches sich eingebend über de» Stand der Unternehmungen am Niger-Benuö verbreitet. Wir ent nehmen dem Nnndschrciben Folgendes: „Bekanntlich ist die „Afrikanische Gesellschaft in Deutschland" die eigentliche Uittcrnelnncrln der von Flegel geleiteten Expedition und hat da« Reich für die Kosten der letzteren erhebliche Unter stützungen in dein Anerkenntnifi gewährt, daß die Eesori'chung »nd Erschließung AsrikaS nicht allein wisjenschastlichen Zwecken, sonder» auch wirthschastliche» Interessen des Vaterlandes diene. Aus diesem Geiste heraus entstaub der von uns freudig begrüßte Gedanke, im unmittelbaren Anschluß an die Reise Flegel'« und durch denselben kausmännische Geschäfte vorzubereitcn und die Gnindlagcn für die letzteren zu schasse». Die Berireler der Afrikanischen Gefllschast stellten sich aus diesen Standpunkt. Sie waren der Ansicht, daß die von England über den untere» Laus de« Riqer und Benutz bis ungesähr bei Jbi erkiärte Schutzhcrrichait den kausmännisckien Plänen Flegel'S nicht den Weg verlege. — Nachdem zur Bestätigung dieser von beiden Gesellschaften gctheilten Ansicht die Generalacte der Berliner Conserenz Artikel 26—33 angezogen und des Weiteren erörtert ist, daß deutsche» HandelSuntkinebmungen selbst in dem englischen Theile de« Niger- und Benutz Gebietes Schwierigkeiten nichtentgegenqestelllwerden können, beißt esweiter: „Die au« mehreren kleinen Gesellschaften (auch sranzüiischen UrsvrungS) z»iai»me»- gewackiiene und einstweilen ans dein Niger den Handel au»ichiießlich beherrschende englilche Xationnl ^srieao Companx versucht, jede Toncurrenz im Keim zu ersticken »nd hat dieselbe versucht, sich durch Ankauf in den piivatrechtlichen Besitz de» gelammten, für die Errichtung von HandclSstationen geeignete» UtergebieleS am unteren Niger zu ietzen, Sit setzt diese Bemühungen jetzt noch mit Eifer sort." Glücklicherweise bat tndeß Ed Rob, Flegel in weiser Fürsorge den sür die Verwirklichung seiner Pläne unumgänglich noihwendigen Grund und Bode« an geeigneten Userstellen de« untere» Niger bereit- privat- rechtlich erworben, so daß deulsche HandelSunternelimungen, welch- insbesondere aus die Ausbeulung der Gebiete de« oberen Benutz und de« südlich hiervon gelegenen Hochlande- von Adamaua gerichtet sein sollen, der hierzu auch am unteren Niger noihwendigen Stützvuncte (al- Elapel-, Depot- und Landung«- Plötze) bereit« jetzt nicht mehr entbehren würde». Dle Eingeborenen,
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