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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188510201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seiten doppelt vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-10
- Tag1885-10-20
- Monat1885-10
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1885
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kr-arlioil und Lrvrdition Ioban»e«gaffr 8. SPrrchllniidru der Nedartion. Lorminaq« 10—18 Uhr. NuwmittagS ö—6 Uhr. ti» «U4,»»< »i»jN»»«i«r M»auicrl»t» »»ch »>« »i«»clu» »ickr »kiduirli». Aunah«r der f«r dir nä»ft1«>ue»de Nummrr deittmmte» Inserate a» Wochrntogr» bi» L Udr Nawmitto,«. ii» E»»u- und Festtage« früh bi« 'i.S Utzr. 2n den Filialen für Ins.-Annahme: Otto ttlrmm, UniversilälSstraße 1. Laut» Loiche, Kalharineuslr. 23, p. nur di» '/.» Utzr. ttmigtr.Lagclitait Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. ^ LS3. Dienstag dm 20. October 1885. Auflage IN,OVU. .^donnemenisoreis vierrelj. 4'/, Mk. mcl. Bringmodn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Stummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pi. Gebüdren nir Extrabeilaaeu (in Tageblatt-Formal gejalzt) atzue Postbeiörberong 39 Mk. «lt Postbcü rdcruug 48 Mk. Inserate ügeipallene Petitzeile 20 Ps. »rißere Schrillen laul uni. Prei-verzrichniß. Tabellanicher u. Zifferniatz nach hüherm Tarij. lierlamrn auter dem Redactionsstrich die4gesvalt. Zeile 50 Ps., vor den Familiennachrichkeu die ügeipallene Zeile 40 Ps. Inserate siub stets an die Erpcdltion zu ieuden. — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlung praeunmi-raiuio oder durcy Post, uachnaimie. 78. ZalMang^ Amtlicher Theil. Grrmd-Mslisen betr. Für die Zwecke der bevorstehenden Volkszählung, sowie der in jedem Iabre stattfindcndcn Zählung der leerstehenden Wohnungen und GewerbSräume werden von unseremStatistischen Amte GrundstückSlisten auSgegeben und wieder einge- sanunell. Wir fordern die Grundstücksbesitzer und deren Stcllver- lreter aus, diese Listen sorgfältig nach dem Stande vom LU. October d. I. gemäß der aus den Listen befindlichen Anleitung auszufüllen und vom 21. October an zur Wieder- adholung bereit zu halten. Leipzig, den 13. October 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. lin. Ür. vr. Tröndli Haste. Vekannlmachlmg. Die unterm 12. August er. erlassene Bekanntmachung, die Anstellung von Krankenconlroleurcn betreffend, hat sich durch Besetzung dieser Stellen erledigt. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber wollen die etwa eingereichke» Onginalzeugmste bei dem KrankenversicherungS- amte, Weststraße 30, abholen. Leipzig, den 15. October 1885. Kra«krnversicheruaa»a«t der Gtadt Leipzig. Winter. Der Derbaad der OrtSkrankeaeaffen. Albert Brockhaus. provis. Vorsitzender. U. Generalversammlung »er LrtSkrankrncoffe XIH (Varblere. Friseure und Voder) zu Leipzig und Umgegend «tttwoch, de« 28. Oktober 1885, Abend« 8 Uhr, Hempel'S Restaurant, Poststraße. Tagesordnung: 1) Berathuna über Abänderung de< llastenstatute» vom 12. November 1884. und zwar der tzß. 1 bi« mit 4, 6 bi« mit 18, SO bl« mit 85, ,7. 28. 30 bl» mit 82. 38 bi« mit 39. 41. 48 bi« mit 48, 52. 54 und 55, 60 bi« mit 63 und 66. 2) Neuwahl eine« Vorstandsmitgliedes. Theilnehmer an der Versammlung sind die Herren Vertreter der Mitglieder und der Arbeitgeber. Leipzig, den 1ö. October 1885. Der Vorsitzende: Fr. Lange. Logisvermiethung. In dem Universitäts-Grundstücke Hainstraße Nr. 11 hier ist di« dritte Etage, bestehend au« Borsaal, 7 Zimmern, 6 Hammer» und Hämmerchen, 1 Alkoven, Küche und 8 Holjbrhältiiissen nebst Bodenkammer und Setter, vom I. April 1886 an. satvie im Seitengebäude desselben Grundstücks links, 8. Etage ein Logis, 6 Stube». 8 Sommern. Süche, Speise kammer, Seiler und vodruraum enthaltend, vom 1. Januar 1886 an anderweit zu vermiethen. Reflcclanten wollen sich bei dem Unterzeichneten Reatamte melden Leipzig, am IS. Oktober 1885. Universität« - Rentamt. Gebhardt. Virb-ahls-VekannlMachnng. Gestohlen wurden alldier erstatteter Anzeige zufolge: 1) eine vernagelte Holzkiste, darin ein braunes Rip«Netd mit Plissosalbel und braunem SammetauSputz und eine schwarze Saschniirtaille, von einem Wagen aus der Fahrt vom Neumarkte nach dem Ranstädter Steinwege, am 10. ds«. Mt».; 2) ein ZiSdriger Pupprnsttzwagrn mit Verdeck und Schooß- leder, blaßgrün lackirt und theilweise bronzirt, von einem BerkausS. stände ans dem AugustiiSplatze, am 10. dsS. MtS., Nachmittag«; 3) 5 Paar braune Unterhosen von einem Berkaussstande au dem AugustuSplatzc in der Promenade, am 11. dsS. Mt«.. Abend«, 4) ein braunlcderneS Portemonnaie mit weißem Blättchen von Sprudelstein mit derAusschrist „KönigSwart". enthaltend 4vMark in 2 Dopvelkronen, aus einer Zelle des Dianabade« am 11. ds-.MtS. Nachmittags; 5) ein scbwarzledcrneS Geldtäschchen mit weißem Schloß, ent haltend 15 Mark in einem 10-Frankstück, einzelnen Mark- und LO-Pennigstücken und Nickelmünze, 2 goldene Tamenringe mit j> einem blauen Steine, einen Aranat-Ohrrtng und eine Blechmarke mit dem Namen „Kunze", au» einer Wohnung in Nr. 8 der Winter gartenstraße, am 13. dsS. Mts. Nachmittags; 6) ein Saisermantkl (für 8jährigen Knaben), von dickem, braunem Stoff, ungesültcrt, mit 2 Reihen Hornknöpsen und hinten mit Riegel, von einem Verkaufsstande aus dem AugnstnSplatze am 14. ds«. MtS. Nachmittag«; 7) zwei bronzirte Piantno-Leuchterarme, an« dem Schiffe eine« Möbelwagens in Nr. 34 der Tauchaer Straße, am 9. dss.MtS. 8) ein fast neue» Herrrn-Jaquet von dunkelblau- und grau coerirtem Stoffe mit schwarzem Alla-fntter, einer Reihe schwarzer Sieinnußknöpse und einem Henkel mit dem Namen „Bruno Lenimnitz, Gera", auS einer Wohnung i» Nr. 10 der JohanneSgassc, am 15. ds«. MtS. Vormittag-; v) ein schwarzlederne« Geldtäschchen mit ca. 37 Mark in einer Krone, Thalern, Zwei- und Einmarkstücken und kleinerem Geld«, sowie einem neuen Talmtring mit geblichen, Steine, ver- mulhlich mittelst TaschendiebstahlS aus dem Roßplatze, am 17. dsS. MtS.; 10) zwei Mrtall-Tbürgrlfie, Pferdekövfe darstellend, von der HauSthür de« Grundstücks Nr. 21 der Blücherstraße, am 17. ds«. MtS Abend«; 11) eine goldene kurze Panzrrkette mit Carabinerhaken, aus einer Wohnung in Nr. 36 der Riltcrstraße, vom 13. bi« 18. dir. Mt«.; 12) ein Wintcrnberiichcr von braunem geriesten Stoff mit dnnkelblaucni Sammetkraqen, schwarzem Futter, 2 Reihen über- sponnener Knöpfe und BillcttSschchen. auS dem Tanzsaale in Nr. 32 der Aeitzer Straße, am 18. ds«. MtS. Ewa,ge Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lriminal Sdtdeilung znr Anzeige ,u bringen. Leipzig, am 18. October 1885. TaS Polizei-Amt »er Trakt Leipzig Bretschnelder. K. Ziichtamtlicher Theil. Ver Wiederbeginn der parlamentarischen Arbeit. Ueberall in Deutschland rüstet man sich zur Wiederau nähme der parlamentarischen Thätigkeit. 81« Einleitung dazu dienen die Wahlen in Sachsen, Baden und Preußen, von den«» die badischen besonder- ein für die liberale Sache sehr günstige« i srgebniß geliefert haben, während die Anhänger derselben in allen 5'heilen bcS Königreichs Preußen große Rührigkeit entfalten und mit den freudigsten Erwartungen in die Wahlbewegung eingegriffen haben. Dasselbe läßt sich kaum von einer andere» s Zartei behaupten, besonders zeigen die Deutschsreisinniarn ungewöhnliche Verdrossenheit, mit welcher der geringe Erfolg VeS neuen Richler'schen Organ«, der „Freisinnigen Zeitung", in Zusammenhang zu stehen scheint. Ader auch im Ecntrum cheint die Kampflust in der Abnahme begriffen zu sein. Man vermißt in dieser Partei da» Stichwort auS Rom und fühlt ich der Vermittlerrolle gegenüber, welche der Papst in der keulsch-spanischen Frage übernommen hat, in einer unbehag« lichen Stimmung, weil man nicht recht weiß, ob man das Ereigniß in einem der Partei günstigen oder un» günstigen Sinne deuten soll. Das große Wort von der Weltherrschaft de« Papstes, welches der unermüd» liche Führer des CentrumS jüngst in Münster ge» prochen bat, erfährt dadurch eine Bestätigung in ganz anderem Sinne, als Winvlhorst sein Schlagwort gemeint hat. Er wollte die Ucbermachl der katholischen Kirche über die evangelische damit ausdrückcn, und nun zeigt da« Einvernehmen zwischen dem protestantischen Deutschland und dem Oberbaupt der katbolischen Kirche, daß wir dem fried lichen Nebeneinanderwirke» beider Kirchen weil näher stad, als die Herren vom Centrum für möglich gehalten hätten. In politischer Beziehung hat die Partei überhaupt seit Jahresfrist bedeutende Einbuße erlitten, denn die Ausschließung de« Herzog« von Eumberlanb von der Thronfolge i» Braun» chweig ist zugleich eine schwere Niederlage für da« Eentrum, welche« die Sache deS Herzog« zu der scmigcn gemacht hatte. Der Anspruch, in die Reihe der deutschen Fürsten einzutrrten. ohne aus den Thron von Hannover Verzicht zu leiste^ «it der Behauptung, daß ein solche« Verhältniß sehr wvkl mit der RcichSverfassuna vereinbar sei, enthielt eine so stark» Zu« mutbung an alle Angehörigen deS deutschen Reiche«, daß auch die Katholiken darunter an der Unvereinbarkeit beider Au- prüche keinen Zweifel hegen können. Damit läßt sich als» aus die Wähler de« CentrumS kein Eindruck mach««, im Gegentheil ist dadurch den feindlichen Parteien ein« voirkfgr»« Waste geliefert. , DaS Nationalbewußtfein deS deutschen Volke« ist durch die politischen Ereignisse, welche seit der Unterbrechung der parlamentarischen Thätigkeit eingetreten sind, noch um ein BeveutendeS geboben worden. Ueberall, wohin wir unsere Blicke richten, sehen wir den Einfluß Deutschland- thätig und bestimmend. Daß die ostrumelische Verwickelung bisher in friedlichen Bahnen geblieben ist. bat Europa in erster Linie der festen und kluge» Politik DeulschlandS zu verdanken, nur dadurch konnten die Wünsche der kleinen Balkanstaaten und vielleicht auch großer Staaten in Schranken gehalten werden. Der spanische Streitfall trug gleichfalls die Keime der gefährlichsten Veränderungen in Europa in sich, und obne die von dem Bewußtsein ver Ueberlegcnheit getragene Be sonnenheit Deutschlands konnte auS dem in Madrid erzeugten Funken leicht ein großer Brand entstehen, der die größere Hälfte Europas zu ergreifen angelegt war. Auch in dieser rage hat die vorzügliche Leitung unserer auswärtigen Politik Mittel und Wege gefunden, die vorhandene Ausregung zu beruhigen und Alles zum Besten zu kehren. Auch in Olt- afrika zogen sich dunkle Wolken am Horizont zusammen, der Sultan von Zanzibar glaubte der Macht Deutschlands eigensinnigen Widerstand in der Hoffnung aus die Hilfe Eng- landS entgegensetzen zu können, aber das Erscheinen eine« deutschen Geschwader« auf der Rhede von Zanzibar verschaffte ihm Klarheit über feine Ohnmacht und veranlaßte ihn zur Nachgiebigkeit. Heute hat die Deutsch-Ostafrikanische Gesell schaft alle die Zwecke erreicht, welche sie vorläufig an der Osiküste Afrika- anstrebte- nicht nur daS Land, dessen sie für Entfaltung ihrer Tbätigkeit bedarf, ist in ihren Händen, sondern auch der wichtige Hafen Dar-eS-Salam. Die Gegner der Colonialpolitik des Reichskanzler« entbehren also jeglicher Handhabe, um die Berechtigung ihrer Einwände gegen die Erwerbung von Colonien darzulhun. Schon als der Streit in der Presse über die Beschaffenheit deS Klima« in Central- asrika geführt wurde, war die Neigung auf deutschsreistnniger und ultramontaner Seite erkennbar, die für die Schädlichkeit diese« Klima« zeugenden Stimmen im Parteiinteresse zu der- werlhen; als nun aber gar der Karolincnstreit austauchte, da war im Sckoße der deulschsreisinnigen Partei nicht der letzte Zweifel mehr übrig, daß diese Angelegenheit zum Triumphe der Deutschsreisinnigen au-scklagen würbe. Alle diese schönen Hoffnungen sind jetzt zu Master geworden, und Deutschland« Colonialpolitik hat nur Erfolge auszuwcisen, von der Berliner Conferenz angefangen bi« zur Karolinenfrage. Die auswärtigen Erfolge Deutschlands wirken natur gemäß stärkend aus diejenigen Parteien zurück, welche an diesen Erfolgen niemals gezweiselt haben im Gegensatz zu den Parteien, welche dem Reichskanzler Steine in den Weg wälzten, um ihn an der vollen Entfaltung seiner Welt» bewegenden Thätigkeit zu hindern. Wir versagen eS u»S, ein Bild der deutschen Colonialpolitik zu entrollen, wie es sich unter französischer Leitung gestaltet hätte, obwohl die Versuchung dazu nahe genug liegt. Aber eS fehlt auch nicht an derjenigen Tbätigkeit bei uns, welche zur Verbesserung der innere» Berbältniste notbwendig ist. Die Untersuchung über die SonntagSrube, Uber die Herstellung neuer Wasserstraßen, über die Verbesserung der Rechtspflege auS Anlaß der beim Proceß Graes gemachten Erfahrungen zeigen, daß die Regierungen deS Reiche- und deS größten deutschen Bundesstaate- unablässig bemüht sind, den An> sprüchen, welche an sie gestellt werden müssen, gerecht zu werden Bon Unzufriedenheit über Willkür und Druck ist nicht« zu verspüren, im Gegentheil wird bereit- die Frage erwogen, wie die Härten de« Socialistengesetze« gemildert werden können. Die Andeutungen, welche der Professor Gneist darüber in einer Wahlrede gemacht hat, dürfen als ein Zeichen betrachtet werden» daß man in Regierungskreisen der Frage bereit« näher getreten ist, obwohl wir unS damit unbedingt nickt einverstanden erklären können. TaS erste Zeichen, daß eine derartige Absicht vorhanden ist. war die Rede de«A»gS- bnrger Bürgermeister« v. Fischer in der letzten Reich«tag« srssion. AlS Termin für den Zusammentritt de» Reichstag« ist bereit« der 20. November bestimmt, bi» dahin muffen die Vorarbeiten erledigt fein. AlS Hauptaufgaben erscheinen die weitere Ausbildung der socialpolitischen Gesetzgebung, inS» besondere de- Unfallversicherungsgesetzes, die Abänderungen der Iustizgefetzgebung, Wiedereinführung der Berufung in Strafsache», Verminderung der GerichtSkostcn, Gesetz über die Sonntagsruhe u. s. w. Diese Ausgaben treten, abgesehen von der Lage der auswärtigen Verhältnisse, an den Reichs tag heran, aber eS ist vorauszusehen, daß ibm auch Mil- tbeilungen über diese zugehen werden. Die Bahn ist durch die Ausgabe von Weißbüchern während der letzten Sein»» de- Reichstag« gebrochen. ES hat sich seitdem ein so bedeu tende- Material zu weiteren Weißbüchern angebäuft, daß der Veröffentlichung derselben mit Spannung entgegengesehen werden darf. Die bevorsiebende Session des Reichstags und des preußischen Landtags versprechen sehr wichtig und erfolgreich zu werden, um so mehr, als die Opposition die Nutzlosigkeit ihre« Widerstandes gegen die RegierungSpolilik je länger je mehr einsehen lernt. * " Leipzig, 20. October 1885. * Zur Lage wird der .Politischen Correspondenz", wie sie schreibt „in bemerkenSwerlher Weise" auS Berlin, 15. October gemeldet: Die Bemühungen der Mächte, den AuSbruch von Feindseligkeiten auf der B a l ka n h al b i ns e l zu Verbindern, werden in Athen sowohl als in Belgrad fortgesetzt und man will hier an maßqeben- der Stelle die Hoffnung aus einen Erfolg derselben nicht fahren lasten. Es ist beiden Staaten bedeutet worden, daß sie die volle Veraniwortung allem zu tragen haben werden, wenn sie gegen den Willen Europas sich ln Abenteuer stürze», welche die Zerstörung de- Berliner Vertrages bezwecken oder zur Folge haben könnten. Mit diesen diplomatischen Bemühungen parallel lausen Bei Handlungen der Mächte über eine praktische Lösung der ostrumelischen Frage, welche aus der einen Seite den Wünsche» der ostrumelischen Bevölkerung »ine gewisse Berücksichtigung zu Theil werden, andererseits aber den Berliner Vertrag nttact ließe und so jeden Borwand zur Er hebung von Lompensations-Aiisprüchen zerstören würde. Rußland hat bisher am lebhajtesten eine Wiederherstellung deS statu» guo »uto besürwortet und die anderen Machte haben sich in Ansehung der großen Opser, weich« Rußland sür die Balkanstaaten gebracht ha», Hirsen seinen Wünschen willsähig gezeigt. Mit der puren Herstellung dt« »tatu, guo nur« würde aber die Frage nicht entsprechend gelüst -»in, da die Tendenz der vollen Wiederherstellung des srnheren Zustandes aus den Widerstand der Bulgaren stoßen würde, der dann seinerseits wieder Conslicte mit dcrlürkei zurFolge hätte, die sich dann die andere» Balkanstaaten zu Nutze machen würden. Di« Erwägungen bezüglich otr besten Art einer friedlichen Lösung neige» dahm, den Berliner Vertrag formell aufrecht zu erhalten. Sein Wortlaut schließt aber nicht au«, daß der Fürst von Bulgarien vorläufig sür fünf Jahre zum Gouverneur von Ostrumelien ernannt werde» kann. Der Sultan soll diesem Vorschläge gegenüber sich entgegenkommend verhalten. Deutschland hat an dieser oder jener Art der Lösung keinerlei unmittelbare- Interesse; cs sucht nur möglichen Eonlraften vorzubengen und besürwortet die Wege, welche die friedliche Ent wickelung zu verbürgen scheine». In der ostrumelischen Frage kann eine Einigung der drei Kaiscrmächte iu diesen« Augenblicke als ge schert angesehen werde». Abermals werden vo» allen Seilen die Dienste des Fürsten Bismarck als ehrlichen Maklers in Anspruch genommen, der seinerseits keine Veranlassung hat, sich denselben zu entziehen. * Nach einer der „Politischen Correspondenz" aus Berlin zugchenden Meldung bestreitet die letzte deutsche an Spanien gerichtete Note von Neuem die spanische Souvcrainetät über die Karolinen-Inseln, geht aus die Frage der Besitzergreifung der Insel ?)ap wegen Mangels authentischer Aufklärungen über die dortigen Vorgänge nickt näher ein und stellt, in der Voraussicht, daß Spanien sich zu den Anschauungen DeulschlandS über die bisherige Herren, loligkeit der Inselgruppe nicht bekehren dürfte, dem spanischen Cabinet anheim, nunmehr die Vermittelung deS Papstes in Anspruch zu nehmen. * Die Absicht der preußischen Regierung, unter Mit Wirkung der Provinzen Gewerbe kam me rn, welche eine organisirte Gesammtvertrelung der im Erwerbsleben thätigen Bevölkerung bestimmter LandeSlheile darstelle». i»S Leben zu rufen, ist noch nicht vollständig verwirklicht. Eine Mindcrbeit der Provinzen, bczw. der diesen glcichstchcnden communalcn Körperschaften hat sich den ihr in dieser Hinsicht gemachten Vorschlägen gegenüber ablehnend verhalten; insbesondere trisjt bieö für die Provinzen Rheinland, Posen und Schleswig- Holstein zu. Für einige andere Provinzen, Schlesien und Sachse», steht die Beschtußsaffnng noch aus, doch ist, nachdem die Provjnzialausschlisse sich zustimmeuv entschieden haben, die Annahme der Regierung-Vorschläge zu erboste». In den jenigen LandeStheiten, bezüglich deren ablehnende Beschlüsse der Provinztallandrage vorlicgen. werden Gewerbe, Land- wirthschast und Handel zwar einer entsprechendeil Vertretung nicht ganz entbehren, wohl aber sich mit einer geringwerthigcre» Organisation begnügen müssen. ES wird nämlich nichts übrig bleiben, al- für diese LandeSlheile an Stelle der ge schlossenen und festen Organisation der Gcwerbekammern die losere Einrichtung gewerblicher Consercuzen am Sitze ver höheren Verwaltungsbehörde treten zu tasten. Diese Con serenzen stehen zu den Gewerbckammcrn etwa in dem Ver- hältniß, wie die technischen Conserenze» bei den Eisenbahn- directionen zu den an ihrer Stelle cingeführlen BezirkSeiscii bahnräthen. Abgesehen von Ver besseren Organisation und der demzufolge größeren Autorität ver Gnverbckammer» trifft diejenigen Provinzen, welche gegen die Einrichtung vo» solchen sich au-gesprocken haben, noch der Nachlheil, daß ihre Vertretungen deS ihnen andernfalls aus die Zusammensetzung der gewerblichen Vertretung eingeräumlen entscheidenden Ei»- flusseS verlustig geben. Man wird daßer die Hoffnung hegen dürfen, baß die vereinigten Interessen der crwerbSmäßig thätigen Berufe, wie daS Interesse dcc Provinzialorgane, au daS wichtige Institut der Bcrathung der Staatsbehörden in wirtbschastlichcn Fragen einznwirken, dazu führen werde, auch die biSbcr ablehnenden Provinzen in ver Folge zur Zustimmung zu bewegen. * In diesen Tagen weilte der Prinz Ferdinand von Hohen zolle rn, zweiter Sohn deS Fürsten Leopold, in Berlin und in Potsdam, um für seinen am >. November erfolgenden Eintritt in daS 1. Gardereaiment z. F., bei dem er bereit» ü I» »uit« geführt wirb. Vorbereitungen zu treffen. Der Prinz ist dazu auSersehen. seinem Oheim, dem Könige Karl von Rumänien, dereinst a»s den rumänischen Thron z» folgen. Prinz Ferdinand hat sich im Lause diese« IabreS wicder einige Monate am rumänische» Hose ausgrhalten, um daselbst die Verhältnisse und namentlich auch die rumänische Sprache näher kennen zu lernen. Zunächst gedenkt er vor seinem Eintritte in daS 1. Garveregiment noch kurze Zeit in Sigmaringen zu verweilen. * Der designirte Polizeipräsident von Berlin, Bernhard Ludwig Eduard v. Richtbosen, bisher Laurrath de« KreffeS Stolpe in Pommern, dürste zunächst die Stelle kommissarisch verwalten. Derselbe ist am 8. Juni 1836 geboren, befindet ich also im LOsien Jahre. In der weil verzweigten Ricbt- hosen'schen Familie ist der Lanbralh von Richtbosen auS dem jüngeren Hauptstamme und zwar dem GäberS- borser Zweig (evangelisch) entsprosten. Der Herr von Richtbosen hat noch drei Brüder, die sämmllich in der Armee dienen; Bernhard von Richthosen's Vater ist bereits vor 22 Jahren, nämlich am 12. Juli 1863 ge- torben; derselbe war Ehrenritter deS Iobanniker-Ordens und inil Amalie von Schmettan auS dem Hause Echilkwitz in Schlesien vermäblt. Herr von Richlhosen ist »och unver beiratbet; den Kreis Stolpe verwaltet er seit Anfang der iebenziger Jahre und soll er sich den Rus eines energischen Beamten erworben haben. Eine große Arbeitskraft und AideitSlust wird ibm nachgerühml. Bernhard von Richlhosen st vo» boher kräftiger Gestalt mit blonder Physiognomie. Augenblicklich weilt der neue Cbes der Berliner Polizei in Baden-Baden, um sich dem Kaiser vorzustellcn. Herr von Richtbosen als Landrath deS Kreises Stolpe ist alS solcher Nachbar deS Fürsten Btömarck gewesen, der im Stolper Kreise bekanntlich begütert ist. * Man schreibt un« au« Buden, 17. October: „Am 14. hat in Hannover unter dem Vorsitz de« Oberlehrers Ehrten- holtz eine nationalliberale Wählerversammlunq statlgcsunden, welche folgende« Telegramm an den badischen Parlamentarier, LangerichlSpräsidenten Kiefer in Konstanz (derselbe ist auch jetzt wiederum in Karlsruhe zum LandtagSabgeordneten proclamirt), sandte: „Achthundert zur Vorbereitung der preußischen Landtagswahlen versammelte NationalUberale Hannover- senden freudigen Glückwunsch zum glänzenden Wahlsieg der badischen Parteifreunde und bestärken sich dadurch in der zuversichtlichen Hoffnung deS gleichen Erfolges." — Hierauf erfolgte nachstehende Antwort an Herrn Ehrlenholtz m Hannover: „Konstanz, 15. October. Mil herzlicher Freud« empsangen die liberalen Badener den Gruß hannoverscher Freunde. Möge auch Ihr tapferer Kampf für Reich und bürgerliche Freiheit von siegreichem Erfolge begleitet sein. Kleser." — Der Badische Frauenverein hatte der Kaiserin zu ihrem letzten Geburtstage eine BcglückwünschungS- Avresse gesandt und erhielt daraus von der hohen Frau nach« tehendeS Telegramm: „Ich fühle mich tiei bewegt durch den Ausdruck der anhänglichen Gesinnung, dir mir au« den Kreisen "e« Badischen Fraurnverein« dargrbracht wird, denn sie ent- pricht nicht nur der Fürsorge meiner geliebten Tochter, »nvern auch dem hohen Ansehen, da« sich die Musteronftalten de« badischen Lande« in ganz Deutschland erworben haben und dem stet« mein« voll« Theilnahme gewidmet bleibt. Kaiserin Königin.- « * « * Ueber die Audienz de« Bischof» Sogar» bei dem Kaiser Franz Joseph wird gemeldet, daß Se. Majestät dem Bischose eine überau» gnädige Ausnahme bereitet hat. Se. Majestät geruhte sich auch theilnahmSvoll nach Pater Bonomi zu erkundigen, woraus der Bischof rmt der Bemerkung, daß Pater Bonomi anwesend sei. sich von Sr. Majestät die Erlaubniß erbat und erhielt, letzteren vorstellen zu dürfen. Bischof Sogaro verläßt Wien nach der huldvollen Ausnahme, die ihm durch den Kaiser zu Theil geworden, mit neu belebten Hoffnungen und mlt dem Entschlüsse. Alles aufzubielcn, daß daS schwierige Werk der Befreiung der noch gefangenen Priester, Brüder und Schwestern gelinge. — Wie weiter mitgelheilt wird, eröffnen die letzten Berichte an Bischof Sogaro gegründete Aus sicht. daß die Befreiung der in Omdurmän befindlichen Gefangenen deS Nachfolgers deS Mahdi, Khalisa Abd' Ulla hi, sich wird bewerkstelligen lassen, da derselbe Neigung an den Tag legt, sie sowohl als Statin Bey und Lupton Bey gegen ein erhebliches LoSkaufgcld in Freiheit zu setzen. Dagegen lauten die Berichte in Betreff der Chancen zur Rettung der Gefangenen in Et Obeid, wo ein anderer fanatischer Chef gebietet, bisher ziemlich hoffnungslos. * Wie auS Rom gemeldet wird, hat der Minister de» Aeußern, Gras Robilant, am Sonnabend an die italieni schen Vertreter im AuSlande ein Circular und ein zweites an die ChesS der fremde» Missionen in Rom versendet, in welchem er dieselben von seinem Amtsantritte verständigt. — Wie deS Weiteren auS der italienischen Hauptstadt gemeldet wird, trifft der nenernamitc ObcrcomMandant der italienischen Truppen in Massauah demnächst in Rom ein, um mit dem Grasen Robilant zu conserire», und wird ani 25. d. M. aus seinen Posten abgehe». — Die italienische EScadre ist vor der Insel Mad da lena eingctroffen, woselbst sie die großen Manöver abbalten wird. * Vo» „beachtenswerlher Seite" schreibt man der „Poli tischen Correspondenz" an» St. Petersburg, 13. October: Die Folqen der Revolution IN Ptjilippopel lind des unüber legte» Anschlusses deS Fürste» Alexander an dieselbe treten mit jedem Tage klarer hervor. Wachgernien durch di-> in Philip- popel gegebene Beispiel macht sich fieberhafte Beg lirlichkeit überall aus der Baika»ha!bi»sel bemerkbar. Es ist ei» Aet der Nemesis, daß sie sich zum Tbeil hirect gegen die Urheber des LlaalsstreicheS in Philippopel zu wende» droht. T-inichen nicht alleAn,eiche», io stehen wir am Vorabende eines serbisch > bulaariiche» Bruder kriege S. unternommen meinem Augenblicke, wo nllc Kräfte Bulgariens durch das lolltübne Abenteuer vom 18. September in anderer Richtung sestqebaniit sind. Dao ruffilche Eabinet ist gewiß weit einsernt, über die Bedrangniß und rasch hereinbreebende Srrase des bulgarischen Volkes trotz aller von diesem grüble» llndankl arkeit kleinliche Schadenfreude zu einpfiude», allein es hat sei» Gutes, daß den kleinen Leuten und Ge-stcr» aus dcr Backanbalbinsel in bmogreis- licher Weise vor Augen geführt wird, wohin sie lammen, wenn sie sich dem wohlerwogenen Einflüsse der (siioßmächtc z» entziehen und i» die Entschließungen der letzteren durch Arie reoolutiona-rer Selbst- Hilfe einzugreisen verftichen. ES ist »aimttliich gut, daß die Begeben heiten diese Moral so rasch zur Geltung bringen. Dies-S iffesühl schließt aber keineswegs aus. daß Rußland die Ovser an Gut und Blut, die eS sür die Befreiung Bulgariens gebracht hat, in keinem Augenblicke vergessen wird. Bei allem Wohlwollen sür daS bulgarische Volk und sür das Ziel, welches dasselbe in einem Augenblicke dcr Verirrung n» Wege der Sclbfthilse erreiche» zu können glaubte, inußle sich das russische Cabinet aus den Standpiiint der Niinullirinig des revoluiionairen Neu- gebildes in Philippopel hanplstlchlich an-s zwei Gnftidcn stellen: Zur Ausrechlhaltiing des Principe-, daß »ur die Großmächte das Recht »nd die Macht baden, die Probleme im Oriente zu lSieii und zur Fern- baltung jener Aspirationen, die da- in Philippopel Geichcdene zum Borwaode und zum Ausaangspu« et« nehmend, unberechenbare Lom- plieationen herauszubeschwören drohten. Bon diesen zwei Geslchts- puiicien auS bat sich das St. Petersburger Eabinet obne Schwanken und Zaudern aus den Standpunkt dcr Erl allung des Berliner 'Vertrage- ge stellt und darf eS sich zum Erfolge anrechiien, daß es diesem Staudvuncte bei den übrigen Cabineten mehr oder weniger allgemeine Geltung verschafft hat. Ter Zustand, welchen die Mächte in Philippopel i. » 11
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