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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188510217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851021
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851021
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-10
- Tag1885-10-21
- Monat1885-10
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.10.1885
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SS32 »»NN. Schänkwirt-, In Drei»««. Fra» Hann» Marie Schtmack geb. Gelle t» Vielten b. Dr. Herrn Bering'« in Luuawttz Töchterchea Martha. Herr Ernst Böhme, Musiker in Dresden. Herr Emil Müller, vorm. Postftcret. in Dresdeu. Frau Amalie Auguste Götz geh. Reudert io Lhemnitz. Frl. Lug. Luise Rorgenfteru tu Chemnitz. Fra» Caroline Bilz in Chemnitz. Herrn Theodor Hilarius' in Lbemnitz Tochrer Maridchrn. Frau Ernestine Crtel aeb. Hansel in Chemnitz. Herrn Robert Schufseahauer'S in Chemnitz Tochter Jenny. Herr Christoph Thiele» LandgerichtSbiener in Chemnitz. Frau Johanne Christiane Balkans ged. Brückner in Gablenz. Herr Christian Heinrich Gottlob Külzig in Chemnitz. Frau Christiane Marie Heydel geb. Gebhardt in Zwickau. Herr Heinrich Gerber, Restaa- rateur in Zwickau. Herr» Otto Günther'« in Zwickau Sohn Willy. Herrn Theodor Böhme'« in Gera Sohn Alfred. Frau Jda Arendt geb. Bauer Bera. Herrn Bernhard Singer'- in Reichenbach 8ohn Ernst Herr« Franz Otto Trommer'« Reichenbach Sohn Robert. Herr Johann August Krüger. Brau- «etster tu Frankenberg. Frau Laguste Bogel aeb. Grüse in Lltenburg. Herrn Pastor Zahl'« in Breitenhain Sohn Ernst. Herrn Juliu« Fritzsche'« in Naumburg a. S. beide Kinder Emma nud Juliu«. Herrn Senator Ave»'« t, Ware» jttngstgedorenel Kind. Herr» Schuldirektor vr. Bräutigam'« in Slollberg Sohn Willi. Herr.i Bürsteniabr. Emil Reichet'» in Freiberg Tochier Elisabeth. Herr Friedrich Wilh. Biochwitz in Wurzen. SoMvll MM M Ilnnntn« ft« Itwrnpr-. Irtock - Idt» ° ^ Fl rwtneft« m Itwueftv-irütt. FürHerren " ran8-'/,1 u,4-Ü Ilbr. Damen», l-4 Ubrtäqlicv » Wannen- u. panSbaver zu >ed«r Tageszeit. ^ «tvstN Damen: DienSt.. Donner««.». Sonaab. v.9- ° ',.11U.Mvuic'g.M,ttw..Freit.v.',,2.'/^UHr. d Pftuw-P»ck, ftednimmduonin 000 Lameu: Dien«;..Donnerst . Loauao. ft,»- i« »vck 17eU«ub,ii 00 . ft.ll. Monlaq. Mirnvow. Freitag '..2-ü. d Ishaima-Vai! IS vlücherftraße 18. Massage Sryftallklare». weiches Wasser. Curdätzer n. -rztl. Vorschrift tznrch ärztlich geprüften tüchtig au» der Saline Werl i. W. q, Allein-Berkauf für Leipzig. ° en Masseur. „ ch Ntk'NLllIL^IKlI Voitttrayr 15. Tiglgeöftne; vo» Morgens dl« Abend«. Sonntag- se /»U»»Ut31lIü1ktIU, bi« Mittags. Wannencurbaoer genau »ow ärztlicher Lerorbnun» T Eroberer« «a eine vaste verwandelt. Tie Franzose» haben mit einer Barbarei verheert, die in der Geschichte der »eueren Zeit ohne Beispiel ist. Weiter berichtet die Zeitung: Der Empsang der Fürsten bei ihrem Einzug in Leipzig war ein herzerhebender Augeublick. Sänimtliche Einwohner rillen ihnen entgegen, viele ft» sich im Uebermah der Freude aus ihre Kniee, tausend und ausend Stimmen riesen ihnen aus vollen Herzen ihren Will- , entgegen. Tausende streckten die Arme ihnen weit entgegen segneien, Freudenthrüaeo in den Augen, die Siegreiche» sür Beireinng. Leipzig hat die Ehre, auf seinen Gefilden die Speise««?». l.a II. Donnerstag: Gelbe Erbsen m. Pökellchweiuefl. D.B. Müuder.Jackowitz Nachtrag zum politische« Tagesbericht. * Aus Baden wird un« vom lS. Oktober geschrieben; Die badische Kammer hat bisher nur «inen konservativen Abgeordneten gehabt, nämlich den Vertreter von Durlach- Bruchsal, den Abgeordneten Kirchenbauer. Und auch dieser eine Sitz wird den Conservativen jetzt auch von den Nationalliberalen streitig gemacht und wahrscheinlich an die selben verloren gehen. Tie nationalliberale Partei hat dem genannten konservativen Abgeordneten den Ministerialrath Wielaudt entgegengestellt, einen in dem Kreise au« seiner früheren Amtslhätigkcit als Oberamtmann bekannten und sehr beliebten Mann. Jedenfalls wird dieser über den kon servativen Candidaten siegen. * Die neue französisch« Depntirtenkammer wird nach zuverlässigen Berechnungen au» etwa 384 Oppor tunisten und Radikalen, sowie aus 200 Monarchisten bestehen. Wie sehr auch die Organe der Linken darüber triumphiren mögen, daß ihnen in der weit überwiegenden Mehrzahl der Stichwahlen der Sieg zugesallen ist, birgt doch die starke Minderheit, al» welche die miteinander zum Sturze der Re publik verbündeten Royalisten und Bonapartisten in der neuen Deputirtenkammer erscheinen werden, eine ernsthafte Gefahr für die bestehenden Einrichtungen. Daß mehr als der dritte Theil sämmllicher Abgeordneten die Monarchie in Frankreich wiederherstellen will und in jedem Augenblicke bereit ist, gewissermaßen aus dem Hinterhalte hervorzubrechen.H muß als unzweifelhaft gelten, Andererseits werden sich die Radikalen nicht damit be gnügen, in Gemeinschaft mit den Opportunisten zunächst oen Sturm der Monarchisten abgeschlagen zu haben: viel mehr werden sie sicherlich ohne Verzug ihren vollen Anlheil an der Beute beanspruchen und allem Anscheine nach auch erhallen. So wird zunächst da» Beamtenpersonal eine Um gestaltung im radikalen Sinne erfahren, während Clümenceau und Genosten zugleich in der Deputirtenkammer die in ihren Wahlproarammen angekündigten Reformen durchzusühren ver suchen. Von den Mitgliedern de» EabinetS Briston-Freycinet sind der Handel-minister Pierre Legrand und der Ackerbau- minister Hervü-Mango» bereit- im ersten Wahlganqe am 4. Oktober unterlegen. Dagegen sind der Minister de» Innern Goblet und der Finanzminister Sadi Carnot bei den Stich wahlen gewählt worden. In Anbetracht, daß überdies Briston sogar zweimal gewählt ist — der Minister de» Auswärtigen, Freycinet und der Krieg-minister Campenon gehören dem Senate an — darf da» Cabinet, allenfalls mit Ausscheidung der Mitglieder, die bei den Wahlen unterlagen, vor die neue Kammer treten, zu deren hauptsächlichen Obliegenheiten in diesem Jahre noch di» Wahl de» Präsidenten der Republik gehört, da die Machtbefugnisse desselben An, fang» de» nächsten Jahre» ablausm. Mit Rücksicht aus die Zusammensetzung de» Senat» und auf die Partei- Verhältnisse der neuen Deputirtenkammer — die Wahl de» Präsidenten wird von den beiden zum Congreß vereinigten parlamentarischen Körperschaften vollzogen — darf jetzt be reit» die Wiederernennung Äule« Grevy'» al» sehr wahr scheinlich bezeichnet werden. Die Jahresfeier des IS. Oktobers im Vereinshaufe. Der „Bereia «or Feler de« IS. Oktober»", der tm Jahre 1614 zur Erinnerung an die glückliche Errettung der Stadt au» BernichtungSgefahr gegründet wurde, hielt letzten Montag sein IahreSfest im großen Saale de»BereinShauseS sür innere Mission ab. Die zahlreiche Versammlung ließ erkennen, daß jene Schreckens- tage, aus deren Blutsaat die Macht und Größe unsere» deotschen Vaterlandes auskeimte, noch nicht vergessen sind und da« wichtigste Ereigniß in der tausendjährigen Geschichte Leipzigs bilden. Die Fesifeier wurde durch den Gesang de- Liede»: „Nun lob, mein Seel, den Herrn, was in mir ist, den Namen sein" eingeleitet, worauf Herr Direktor Pastor Ziaßer, welcher die Festrede über nommen hatte, den Rednerstuhl betrat. Der Herr Redner batte seinem Vortrage Hosea Cap. 6 VerS 4 zu Grunde gelegt: „Kommt, wir wollen wieder zum Herrn, denn er hat uns zerrissen nnd er wird uns auch heilen, er hat un» geschlagen, er wird uns auch verbinden." — Die Festrede war von zündender Wirkung. Eie lautete: Nicht un», Herr, nicht un», sondern Deinem Namen gleb Ehrel Gloria Gott in der -Sy! — Da-, verrhrte Freunde, muß der Grundton der Feier am IS. Oktober sein. Denn wenn irgend eine Zeit uns die großen Thatea Gottes, der in der Geschichte seines Volles lebendig waltet, vor Augen sührt» so sind eS die Tage, an denen vor 70 Jahren die völkcrbeere unser deutsches Vaterland durchzogen und der Völkernnterdrücker in seinem Herzen dachte: „Ich will in den Himmel steigen nnd meinen Stuhl über die Sterne Gottes erhöben, ich will über die Wolken fahren und gleich sein dem Allerhöchsten!" Es sind die Tage, an denen et» ganzes Volk, dar unter Druck und Schmach sich müde geseufzt, in heiliger Begeisterung ausslaiid. »iit Freuden sich frei machte von dem Liebsten, wa» man bat, und unter Anrusunq des Herrn der Heerschaarc» das Laad mit seinem Blule »ränkic. Da flohen die Feinde, denn vor dem Herrn c bcbie die Erde, vor dem großen Gott, der Gewalt übt mit seinem Arm und zerstreut, die dofsäriig sind in ihres Herzens Sinn, und stößt die Gcwalligen vom Stuhle. Es zeigte sich damals in der Geschichte eine» ganzen Volke-, war sich im Leben des einzelnen Christen immer wiederholt, was tu der Gcichichte des Voiles Israel vorbildlich gegeben ist: Die Züch tigungen Gottes führen zum Herzen Gottes, wahrhaft Großes muß sich unter dem Druck und Weh des Erdenlebens emporringen, hohe, echte Begeisterung, die sich selbst vergessen kann, wenn io einer Nation das Leben in seinen höchsten Gütern will zur Neige gehen, wir» unter dem Kreuz geboren, unter dem Kreuz, an dem die selbstlose Liebe sich verblutet zur Rettung der Elenden. Ja, in der völlige» Taliiiigade, im Tode erst reist wahre Vollendung. ES ist so, wie in jenen großen Tagen ein frommer drutscher Held, der unter Gebet zur Schlacht ging und sein Leben opferte in ienern großen Kamp'e, gelungen: „Nicht leichten Kampfes sieg« der Glaube, solch' Gut will schwer errungen sein. Freiwillig tränkt un» keine Traube, die Kelter nur erpreß« den Wein and will ein Engel himmelwärlS — erst bricht im Tod ein Menschenherz I" Da» ist des großen Gottes großes Thun zu allen Zetten und sonderlich auch in der Zeit, die ihren Höhepunkt gesunden in der herrlichen Siege». Macht bei Leipzig, deren 72. Feier wir heute begehen. Lasten Sie mich bet dieser Feierjvon einem Gotterwort ausgehea, und zwar von dem Prophetenwor«, da» ich an die Spitze meiner Rede gestellt. Unsere Feier bekommt dadurch die rechte RMung, unser christliches VolkSbewußtiein die rechte Stärkung, wenn ich heute in diese christlich patriotische Versammlung hinein mit den Propheten einen göttlichen Appell bringe: ZumHerrol—die rechte Losung bei aaserer vetoberseirr. Boa dem Herrn worden wir geschlagen t« den Zetten der Erniedrigung. Kommt, «kr wolle» wieder znm Herr» k rast der Prophet seinem Volke zn. Israel halt» all,mal einem falschen Fortschritt gehuldigt. wenn seine Führer solche Mahnung an e» brachten. Zum Herr» muß e- zurück, denn der Herr ist sein Galt, der seine Ehre keinem Anderen geben will. Der Herr hat die» Volk zum Eigenthum er wählt. Hai e« au» Egyplenlaud geführt, daß vor ihm da- Meer floh und Pharao und seine Reiter io den Meereiwellen umkameu. Er hat ihm sein Gesetz gegeben, daß Seine Bürger Luft hätten an Seinem Willen und würden wie die Bäume gepflauzet an den Wasserbächen. Er hat ihm das gelobte Land gegeben, darin eS. als im Mittelpunkt der geschichtlichen Völker, den heiligen Samen reisen lasten sollte, in dem aller Völker Heil beschlossen liegt. Er hat durch daS Köuigthum die Herrlichkeit Israels auSgebreitet über den Erd kreis. DaS Aller Hot Er getban, damit e- zum Herrn sich halte in ausschließlichem Dienst, damit eS Ihm angehöre in miouslö-licher, völliger Liebe. Aber Israel hatte den fremden Göttern gehuldigt, die Art und Sitte der Heiden liebgewonuen. ES hatte der Herr Ursach' zu schellen, die im Laude wobuen, und zu sagen: eö ist keine Treue, keine Liebe, kein Wort Gottes im Lande, sondern GoiteS- lästern, Lüge, Haß, Betrug und Uusittlichkeit hat überhand ge nommen. Es brach unaushallsam das Strafgericht herein — die Seiten der Erniedrigung, da sie geschlagen und zerrissen na den asten» Babel- saßen nud weineten. Ja, wehe dem Bolle, da» nicht in den Wegen seine» Gotte» bleibt. TcS hat auch unser deulscheS Volk ersahren in jener Zeit der Sckimach und tiefsten Dunkels. Wie hat der Herr e» in Gnade auSgesiattet mit reichen Gaben! Er hat c- berufen, da» Ehristenthum in seiner Tiefe und Innerlichkeit allen Völkern mitzutdeilen, weil in ihm wie io keinem anderen Volke die Tiefe eines reichen treuen GemütbölebenS offenbar geworden. Von diesem Ouellpunct inner lichen Leben» aus Hai der Herr in den Tage» der Resormation einen Reichthum «vaugelischen Glaubens und Liebe ausgehcn lassen in alle Lande. Ja, Deutschlands höchster und herrlichster Berus zu allen Zeiten war, ein Träger de- Evangeliums zu sein, eia Volk, in dem die Herrlichkeit des Evangeliums in reichster Entfaltung wohne und daS zum Lichipunct der Völker sich darstellea sollte. Doch wie es in der ResormaiivnSzeii diesen Berus nur zum Theil erfaßte, so ist der evangelisch gewordene Theil unserem hohen Berus wieder untreu geworden — „das Ehristenthum in seinem innersten Wesen als Herzensglauben zu ersajsea und diesen Glauben in reicher Liebet, thätigkeit auSznwirken", den lebendigen Zusammenhang de» Reit- giösen and Sittlichen im Ehristenthum sestzuhalten. Die alte Recht- gläubiakei«, die so reiche Scdötze der Erbauung in Lied, Gebet nnd Betrachtung hervorgebracht, schwand mehr und mehr, von England und Frankreich kamen die Einflüsse de» dort schon herrschenden Un- glauben». Wie Israel hatte unser Volk sich io die Bormundichast eine» fremden BotkeS begeben, eines treulosen, eitlen, gottcsvergesseneu Volke-, daS mit falschem Freibeitsbilde eS blendele. Dem leichlsertigen, oberflachtichen, äußerlich gleißenden Volke der Franzosen ist man voll Berwuiidernng nachgetreten. Eine verlogene Presse brachte da» Gist der falschen Ausklärung herüber. Die Pietät von Gotte», und Menschenordnung, die Treue gegen den irdischen und himmlischen Herrn wurde wankend. Feige knechtische Seelen beugten sich vor dem Geist der AuslSjung oder beteten an die Macht des fremden Cüiar. Seinen Lhristenberus und seinen nationalen hatte da« deutsche Volk vergessen und darum mußte c» von Dem, der im Himmel wohnet, ersahren, wa» unier Prophet sagt: Er hat uns zerrisse». Er Hai uns geschlagen! ES wurde eine gewaltige Gottesgeißel geschwungen wie eia greuliches Thier aus den« Abgrund stieg der Gewaltige, der wie Nebucadnezar unser Volk zertreten und peinigen sollte. Haben eS un- nicht unsere Väter erzählt, wie die Schmach und Schande bet ihnen wohnte, wie ihr Erbe den Fremden zu Theil geworden und ihr Hau- den Ausländern, daß der Wcherus ertönte: Wir sind Waisen und haben keinen Vater, unsere Mütter sind nun Wittwen! Herzzerreißend ist der Klagelaut der Geängsteten und unter tauiend Bildern will ich nur Eins — da- SchmerzenSbild von Hamburg Vorhalten, wie ein französischer General nach Verbrennung der Vorstädte 26.000 Greise, Frauen u„d Kinder bei strenger December- kälte erbarmungslos au» der Stadt treiben ließ. Wer zählt die Tausende, die aus den Zügen de» Tyrannen in Spanien, Oesterreich und Rußland sich mußten hinlchlachten lasten! Welch ein Abschieds- weh zerriß damals unser Volk! Der Herr halte eS geschlagen, der Herr hatte er zerrissen und znm Herrn mußte eS wieder zurück, sonst wäre e» ganz z» Grunde gegangen. Boa dem Herrn wurden wir erhöhet am Tage de» herrlichen Siege». Kommt, vir wollen wieder zum Herr»! Diese» Bekenntniß konnte man damals in der Seele der Besten und Edelsten im deutschen Volke lesen. DaS Bewußtsein der Schuld wurde wieder lebendig und in 1000 Bußstimmen ward es laut: wir müssen zurück zum Gott unserer Väter, zurück znm alten Bibckglauben, zur alten deutschen Treue gegen Fürst und Vaterland. Die Zeichen ColteS in den blutigen Niederlagen von 1806, die unerhörten Leiden bis 1812 brachten das Volk zur Besinnung. Allen voran ging in tiefster Beugung eine Dulderin aus dem Thron in die Stille zu Zion und weinte. Ihr Auge haftete an dem 126. Psalm mit jenen wunder baren Sicgestöuca mitten im Thränenlande. Dieser Heldin im Kreuz, der Mutter unseres Kaiser-, ist das Herz gebrochen vor dem Triumph, aber die Bubstimmen blieben nicht unerhört, und wie die Buße bei jedem Einzelnen der Anfang eines neuen Lebens ist, so auch bei der Wiedergeburt eine» ganzen Volke». Jenen gewaltigen Herren» die dem Zwingherrn die Thore Rußlands öffnen sollten ries Er ein Halt zu und dem Eroberer, als er aus der ungeheuren Brandstätte Moskau« mit finsterem Blicke stand: bi« hierher sollst Du kommen und nicht weiter I Der Herr schlug unsere Feinde nicht mit dem Schwerte kluger Fetdberrn, sondern mit den TodeSstürmen riaeS entsetzlichen Winters. Die Hunderttausende, die aus den Schaeeseldcra Rußland» bleichten, hatte der gewaltige Arm Gotte» ersaßt. AlS unser Volk solche Werke Gotte» sah, da flammte e» ans In heiliger Begeisterung. Vom Hauche Gotte» angewcht, besann e» sich wieder aus seinen Berus» „Christenthum und BolkSthum au» den Quellen ihre» Leben» zu nähren". In der damaligen Erhebung de»s deutschen Lvlkr» wurde offenbar, daß man wieder an die Wunder des unmittelbar unser Geschick lenkende» lebendigen Gotte» glaubte. Und diesen wunderbaren Führer zog unser Volk nach und schlug den rechten Ton an mit dem Sänger der Freiheitskriege Wer ist ein Mann, wer beten kann und Gott dem Herrn vertraut DaS Volk stand ans, der Sturm brach lo», mit Gott sür König and Vaterland. Und olle die Sänger und Helden, die damals der Be- geisterung Worte verliehen, können es nicht ohne Ausblick zu Gott. Sieh herab vom Himmel droben, Herr, den der Engel Zungen loben, sei gnädig Deinem deutschen Land! Und gnädig ist Er ihm gewesen in jener großen ernsten Völkerschlacht, die heute vor 72 Jahre» die Entscheidung brachte und heute noch ruft zum Herrn, znm Herrn, der un- geschlagen und allein heilen konnte. ES sragt in jenem Lctobertage der Säuger E. M. Arndt „Wo kommst du der in dem rothea Kleid und färbst da» Gros au dem grünen Plan? Ich komme her au« dem Männerftreit. ich komme roth von der Ehrenbahu: wir baden die blatige Schlacht geschlagen, drob müssen die Mütter und Bräute Nagen; da ward ich so roth! Sag' an, Gesell, und verkünde mir, wie heiß« da« Land, wo ihr schlugt di« Schlacht? Bei Leipzig trauert da» Mord- revier, da» manche» Auge voll Thronen macht. Da flogen die Kugeln wie Winterflocken. nnd Tausenden mußte der Athen, stocken bei Leipzig der Stadt." Dem Freiherrn von Stein schreibt 7 Tage noch der Schlacht ein in unsere Stadt gesandter Arzt: Ja Leipzig saad ich ungefähr 20,000 verwundete und kranke Krieger von allen Nationen. Die zügelloseste Phantasie ist nicht im Stand«, sich ein Bild de» Jam mer« in so grellen Farben au»zumaten, al» ich r» hier in der Wirklichkeit vor «ir saud. Da« Panorama würde selbst der kräftigste Mensch nicht anznschauen vermöge». Daher gebe ich Ihnen nur einzelne Züge diese» schauderhaften Gemälde», von oelchem ich Augen» K»ge war. — 6 Tage nach der Schlacht bericht«» bi« prenßisch« Feld- zeitung: Di« blühende» Umgebung«, Leipzig» fiud von der Arme« de« eine, Nähe bereitete. Wie ist da» wunderbar ersüllt worden in Aufblühen unterer Stadt! Wo ist eine Stadt in deutschen den, die ihren Namen mit so leuchtenden Buchstaben in die Ge- hie der Völker eingetragen! Al» ela Bürger dieser Stadt wende mich, der ich schon als Knabe ln den GcschichlSstundeu bei dem neu Leipzig innerlich brannte und bei meinem ersten .ich vor 18 Jahren vor allem Andern ans da» Schlachtfeld , — heute mit einem großen Anliegen au da» reich ge- ete Leipzig und an alle deutsche Brüder nnd Schwestern. Ehre, aus seinen Gefilden dir deutsche Freiheit erkämpft haben, hat unserm Leipzig eine Ehrenschuld aus» Gewisse» gelegt, die noch nicht ganz nnd voll abgetragen ist. Wohl ha« der Verein zur Feier de« 19. Oktober in deuiichem Sinn «ad deutscher Treue nicht onfgebört, an die Dankesichnld »u erinnern und mit Denksteinen die wichtigste Stätte de» Schlachtfeldes zu bezeichnen. Aber Ein« fehl» und darf doch nicht fehlen an der Stätte, wo dir zanze deutsche Nation die Wurzeln der Kraft ihrer neuesten G«- chMe zu suchen hat, an der Stätte, wo der deutsch« Geist, iu nu- erdörter LeidenSties« erstarkt, so siegreich wurde, wie nt« zuvor und aus diesem Siege den Muth nnd die Begeisterung für da» Werk christlicher und nationaler Eraeuerang schöpfte. Lin» fehlt noch — da« ist rin erhabene« National-Denkmal an der denk- würdigsten Stätte deutscher Kraft and deutschen Muthe» und diese Ausgabe ist unserer Zeit Vorbehalten, ln der erst die Frücht« jenes gewaltigen Ringen» in den Freiheitskriegen ganz und voll zur Reise gekommen stad. Da» geeinigte Deutschland unter einem siegreichen Kaiser, da» vor Kurzem erst am Rhein- ström den Helden, die im Lande de» Erbfeinde» die alte Kaiserherrlichkeit erneuert, eia Denkmal gesetzt, da» ganze Deutsch land soll seine» Kinder» hier in Leipzig durch eia große« Denkmal iu Erz bezeuge». wa» Gott einem Volk« geben kann, wenn et in wabrer Beugung zum Herrn, zu dem Allmächtigen und Barmherzigen sich hinkchrt. Ja, unsere Zeit bat diese Ehren schuld aus» Herz zu nehmen. Die Zeit nach den Freiheitlkrieaeu hat DaS nicht gebracht, wa» jene glühenden BaterlaadSsäuger gesungen. DaS Herz blutet einem, wenn man einem Max von Scheukea- >ors iiachzusühlen versteht, sein Hoffnungsbild anschaut, seinen ersten Frühlingsgrub nach der Schlacht bei Leipzig hört, wenn er begeistert ruft: Wie mir deine Freuden winken, nach der Knechtschaft, nach drin Streit! Alles ist in Grün gekleidet, Alle» strahlt in jungem Licht, Anger, wo man Leerden weide«. Hügel, wo mau Trauben bricht. Buierland, in tausend Jahren kam dir solch ein Frühling kaum, wa» die alten Väter waren, heißet nimmermehr eia Traum!" Ach, ein Traum ist eS geblieben noch über bO lauge Jahre, eia Traum, mit dem die Treuesten und Besten unsere» Volke» au» jenen Tagen sich schlafen legten. Ter Besten Einen Hab« ich al» Jüngling ioch persönlich schauen dürfen — den ehrwürdigen Ernst Moritz Arndt, da» Ideal eine» deutsche» Manne», da» „verkörperte gute alle deutsche Gewissen", wie wo» ihn treffend nannte. Bei meinem SonntagSbesuche in Bona sah ich ihn stet» im Gotte-Hanse und mir legte sich immer die wehmulhSvolle Fragt auf die Lippen: warum hat dieser Mann da» Ziel seiner Jugend- Hoffnungen nicht erreicht? Jahrzehnte lang verkannt und geächtet, mußte er Denen weichen, die den großen deurschnationalen Gedanken, die vollkräftige Liebe zum deutschen Volk und Vaterland nicht fassen konnten. Nun er ist ohne die Erfüllung seiner Jugendideale heim- gegaiigen, wo aber ein« ideale Jugend in deutschen Landen sich rüstet für ein Vaterland nicht mit einseitiger Pflege der materiellen Interessen» sondern mit Pflege der höchsten Güter der Menschheit, da stimmt sie bei ihren Festen jenen Hochgesang an, den Arndt nach der Schlacht bei Leipzig gesungen von de» Vaterlandes Majestät und Freiheit, von alter deutscher Lreae und deutschem Glauben. Von solcher Errungenschaft soll da- nationale Denkmal aus Leipzig- Felde zeugen. Die ausblühend« Jugend aller deutschen Stämme oll uns Helsen vor den Mauern Leipzig», der echt deutschen Stadt, — nicht einen Thurm zu baue», um un» armeo Menschenkindern einen Namen zu machen, sondern ein National- Denkmal» daS aus der großen Geschichte jener Lage heran» sür alle Zeiten uns die Losung giebt: Zum Herrn! Kommt, wir wollen wieder zum Herrn, so wird un» alle« Andere, auch nationale Größe, Macht, Wohlstand, reiche GeifteScultnr, Wissenschaft und Kumt von selbst zusallen. Nnd so möge der Rus des dritten unserer FreiheitSsänger, Theodor Körner'», den letziea zündenden funken in die Bewegung unserer Herzen bringen und dt« Ehren chuld aus- Herz und Gewissen de» deutschen Volke» legen, der Ros Doch stehst Du dann, mein Volk, bekränzt vom Glück in Deiner Vorzeit heiligem SiegeSglanz. vergiß die treuen Tobten nicht und chmück' auch unsre Urne mit demEichcukranzl DaS walte Sott. Zuletzt berichtete der Vorsitzende de» Verein», Herr Archidiakonu» Or. Suppe, über die Bereiu-denkmälrr. ES sind deren sech«: 1) da» Denkmal ans dem Kolmbrrge bei Lieberlwolkwitz, 2) da- Denkmal aus dem Moaarchrnhügel, 3) das Denkmal auf dem Wachberge bei Göhren, 4) da» Denkmal bei Wachau, 5) der Napoleonstein bei Thonberg, 6) daS Denkmal bei Möckern. Redner verspricht, seiner Zeit au» den in einer Hand befindlichen Lrreinkacteu eingehende Mittheilnngen über diese Denkmäler, die der Bereia gegründet Hai und deren Instand Haltung ihm obliegt, zu machen. Einen besonderen Dank widmet er dem NorstandSmitgliede Herrn Kausmann Carl Liane mann, der seit einer langen Reibe von Jahren über die Bereinsbenkmäler die Aussicht führt und dafür Sorge trägt, daß sie in gutem Stande bleiben. Eine muthwillige Beschädigung batte da? Denkmal bei Möckern ersahren; die Spuren derselben sind Dank der Fürsorge de- Herrn Linuemann» der hierbei vom Gutsherrn von Möckern, Herrn Baron FuchS-Nordhosf, unterstützt worden ist. wieder beseitigt. Besondere Wächter haben nur zwei Denk- mäler, da» auf dem Monarchenbügel und der Napoleonstein Der Wächter de» ersteren ist der Mititairtuvalid Herr Nowakowitz in oncrkennenSwerlher Weise nimmt sich derselbe seiner Pflicht an. auch ist sein Sammeleifer zu rühmen, in welchem er bereit- eine Meng« von Erinnerungszeichen aller Art au- der Völkerschlacht zuiaminengebracht hat, deren Besichtigung die Mühe lohnt. — Sämmiliche Denkmäler befinde» sich gegenwärtig in gutem Stand«. Stoch giebt der Redner Antwort aus zwei Fragen, die an den Vorstand gerichtet worden sind. Die erste Frage, von einzelnen BereinSmitgliedern gestellt, lautet: Ist e» nicht möglich, daß die Feier de» 19. Oktober, für welche der Verein gegründet ist, wie iu rüherer Weise veranstaltet werden kann? Die Beantwortung dieser Frage veranlaßt den Redner zu einem kurzen Rückblick aus die Geschichte de« Verein». Derselbe hat seine Wurzeln in -er Feier de» 19. Oktober 1814. Der Friede von Pari» war geschloffen» die Stadt hatte sich von den Schreck,nstagen de» Oktober 1813 und skinen Folgen »in wenig erholt, mit besonderen Erwartungen sah man der Wiederkehr de« 19. Oktober entgegen. Der Gouverneur de» Lande», Fürst Repnia, hatte eine kirchliche Feier de» Tage- augeorduet, an gesehene Bürger der Stad« aber ein festliche» Mittagsmahl im Saale der groben Funkenburg in« Auge gefaßt. Zahlreiche Einladungen er gingen, E» wurden geladen die katsrrl. russischen Behörden, an der Spitze Fürst Repnin, die Behörden der Stadt, die königlichen Be- amten und die Geistlichkeit, angesehene Mitglieder jede» Stande» und insbesondere auch die Obermeister oller Handwerke lammt ihre» Frauen ; 4M Personen hatten sich zum Festmahl eingesunden; weil kein Rangunierschied gelten sollte, so wurden die Tischplätze verloost. Ein Tischgebet wurde gesprochen, mehrere zu dem Feste eigens ge- dichtete Lieder wurden während de» Midie« gesungen; begreiflicher Weite fehlte e» auch an Taselsprücheu nicht. Fürst Repnin sprach zuerst und zwar in sronzSsiicheu Worten, die Hokrath Mahlmauu, der Dichter, sofort veroeuiichte. Selbstverständlich wurde auch de» von seinem Laad« feruweilenden Regenten gedacht. Der russisch« Stadtkommandant Prendel ließ zu diesen Triakiprüchea kanoairea. Eine schwungvolle, später gedruckte Aasorache hielt Hosrath Mahl- manu. „Ueber di« ganze Versammlung verbreitete sich die »in« mütdigste und anständigste Heiterkeit. Die aberstaudenen Leiden verschwanden in der Erinnerung; da» Gefühl de» gemein schaftlichen Zusammenhang«, durch Noth »ad Gefahren mächtig angeregt, und dir Hoffnung, mit welcher man gemeinschaftlich einer froheren Zeit entgegensah, war allein zurückgeblieben. Traulich lust wandelten die Versammelten noch Ansdebuog der Lasel in dem Garte», und der Entschluß, diese» Fest alljährlich zn begehen, war gefaßt und durch dies« Feier befestigt wordeu." Am Abend folgte ein Ball: sür die Armen wurden 771 Thlr. 8 Gr. gesammelt. Jndeß binderte die tm Jahr« 181b erfolgte Lhttlong Sachsen» eine Wiederholung de» ErmnerunaSseKe» in der geplanten Weise. Der Schmerz über da« «rüde Geschick, von dem Sachsen betroffen worden war, verdunkelt« dr» Blick sür di« weltgeschichtlich« Bedeutung der Octvberiag« von 1813 and stellte sich einer affeollichen nnd Volks- ihümliche» Feier de« 19. Oktober enGege». Mo, deschränki« sich ans ein« Frier soznsagen im Freundeskreise; sie 'and im Hanl« de» Bankier« Wilhelm Srtzsferth statt. Der Schmerz über dal m- trübte Log» Sachsen» ha» lnnge Zeit gebrauch», um uachzulaffe» und zurückjutreien. Al» in, Jahre 1846 der Verein dazu verschritt. se^t erster Denkmal auszurichlen, glaubte der Vorsitzende bei der ksnigl. KrelSdireetion ansragen zu muffen, ob durch Errichtung eine» Denk- mal», da« an die Völkerschlacht erinneru solle, nicht vielleicht da» sächsische Nationalgefühl werde verletzt werde». Au» seinem stille» Dasein trat der Bereia im Jahre 1848 her»»«. E« war da» Jahr seiner Neubelebung. Der Verein gab sich neue Satzungen, in welchen ß. 1 den Zweck de« Bereia« dahin angiebl: „Der Verein hat de» Zweck, sich alljährlich am 19. Ottober zu versammeln, um bei ernst-heiterer Stimmung Leipzig« Er- rettnng au» großer Gefahr in den ewig denkwürdigen Tage, rer Bälkerschlacht würdig z» feiern und die Erinnerungen und Ueberlieserungeu, welche jetzt noch in dem Munde von Augen- zeugen zu erholten sind, zu sammeln, sestzustellen and sesizu- Hallen, um den fernsten Geschlechtern di« geschichtlichen Mo- mente zu bewahren." Diesem vorgedachien Berein»zwecke ist deua auch trenlich »ach. «gangen wvrden, zumal dem letztgedochte» Zwecke. Sn-eriutrndeut ). Großman», der langjährige Vorsitzende de» Verein», hat ge- ammelt, wa« sich von Erinnerungen und Ueberliesernnge» sammeln ließ, er veranlaß»« intbesoaderr die Landgeistlich«» seiner Ephor,k, auszuzeichneu, wa» sie in den Kirchenbücher» fänden und wa« von den noch lebenden Zeugen der Oktobertage 1813 al« besonder» bemerkea»wrrth zu erfahre» sei. Professor vr. Naumoa», sein Nachfolger nn Vorsitz, war »tcht weniger eifrig im Sammeln von Drnckwürdigkeite» an» der Bälkerschlacht und er wußte die Lereinämiiglieder am Lage der Feftseier immer mit einem »eue» Funde zu überraschen. So hat sich viel Denk- würdige« »»gesammelt; d«r Drucksache» oud haudschristltchr» Aus. zetchnunge» befinden sich in der Hand de» Vorsitzende», ein höchst werthvollr« Material, au» dem sich wie au» einem tiefe» Vrnuueu u interessanten Mittheiluugra lauge wird schöpft» lasten; den übrige» Kestd de« Verein« verwahrt der Verein für dir Geschichte Leipzig«. Aber der Brrri» hat von dem Jahre 1843 an noch eine» anderen Zweck verfolg«, nümlich die denkwürdigsten Pnnctr der Völkerschlacht durch Denkmäler zu bezeichnen. Der Buchhändler Ambrosi,» Barth war e», der aus diesen glücklichen Gedanken kam; zweisel- la«, daß dieser »rnr Beretn-zweck dem Vereine viele -erzen ge- wonneu Hai. Aber auch dem Zweck de» Verein«, „sich alljährlich am 19. Okiober zu versammeln, m» bei ernst-httterrr Stimmung Leipzig Errettung an» großer Gefahr in den ewla denkwürdigen Tage» der Bälkerichlacht würdig z» feiern", ist treulich »achgegangr» Word«,. Aber e« ist freilich nicht zu ftngne», daß da« Jahressest de» Verein» immer spärlicher« Veiheiligung gefunden hat. Der jünger« Bruder, de, der Verein im Jahre 1870 mit dem 2. September bekommen hat, hat ihm Abbruch getha». Die Jngead hat eben da» Vorrecht; de» älteren nnd altgewordeoe» Bruder« ist immer mehr vergessen worden. Ja, man hat ihm die Znmuthuug gestellt, er solle sein Dasein ganz ausgebeu. Aber er will leben bleiben und hat dazu eine etwa« andere Existenzform gewählt. Die gegeawärttge Feier de» 19 Oktober ist freilich eine andere geworden. Sie ist einfacher geworden; soll» «in Schade sein? Ja, wenn sie allmälig au Voll«, ihümlichkeit gewänne, wa» sie an Glanz verloren bat, so wäre da« Verlorene gern zu wissen. Und da» wird ao»«ftrebeu und vielleicht dadurch iu Znkaaft noch mehr zu erreiche» stto, wen» der eigen!, licheu Feier «och eine gesellige Feier folgte, an der All« Autheil nähmen, die der ersteren beigewohnt habe»; rasch wären einige Tische in den Saal gebracht; «er will, genießt ein einfache» Abend- brod» trinkt ein Gla» Bier» dabei werden kurz« Borträge über Elnzelbegebntffe der Bälkerschlacht gehalten, dazwischen patrio- tische Lieder gesungen. Der jüngere Brnder käunte e» seinem ältere» Bruder wohl gönnen, daß er in dieser Form sei» Dasein weiter führte. Ist« recht, wenn man sagt: „Laßt ear« Feier sallra, seien dafür de» 8. September nm so festlicher mit?" Ich läge »ein, e» ist nicht recht, e» wäre undankbar. Hat nicht der älter« Bruder dem jünger»» vorgearbeitrt? Sollen di« Helden, bk 1813 Gm und Blut für Deutschland hingegebeu haben, e» nicht Werth sein, daß man ihrer in besonderer Feier am 19. Oktober gedenkt? Der Redner wendet sich hieraus zur Beantwortung der zweiten Losrage. Im Lause de» Sommer» hat er folgenden Brief erhalten: „An den Vorstand de» Verein» „zur Frier de« 19. Oktober". Leipzig. Leipzig, 13. Juli 188b. Am 20. Oktober 1863, dem Lag »ach der Grnndstrialegnaa de» anläßlich de« bOjährigen Jubiläum» der Leipziger Bälkerschlacht projecttrten Denkmal», tagten in Leipzig die Vertreter von etwa 200 deutschen Städten und e« wurden 22 Städte gewählt, welch« dir Durch- und AuSsilhruug der Idee weiter »erfoigeu sollten. Bi» heute, beinahe 22 Jahre nach jenem denkwürdige» Lage, liegt der alte Quaderstein noch unberührt an derselben Stelle. Sicherlich wird der acehrte Verein die Sache nicht ruhe» lassen, sondern mit allen Mitteln danach trachten, da» Denkmal seiner Vollendung zuzusührrn. Et» schöner Obelttk, eine Pyramide oder ein Ao«sicht»th»rm sind keine kostspieligen Bauten! Wer waren dft 22 Städte? — Zu geueigtrr Erwägung empfiehlt diese Zeile» Sin Leipziger Bürger im Namen Vieler." „ES hat", sährt der Redner fort, „die znr Verlesung gebrachte Bitte au» dem Munde unsere» verehrten Herrn Festredner« bereit» eine beredte Empfehlung gefunden, so kann ich mich kurz faste». Zweifel- lo» mahnt die Bitte an eine bi» heute noch uneingeläste Ehrenschuld DeMlchland». Die Denkmäler nasere» Verein» fiud bescheidene Erinnerungszeichen. Noch sehlt rin Denkmal» da» dem Dank Deutschland« an seine Retter au» tieser Schmach und Knechtschaft Ausdruck giebt. Der Verein zur Feier de« 19. Oktober wird gern der an ihn ergangenen Anfsorderung folgen, die riuletteudtu Schritte zu thun, damit der patriotische Gedanke vom 20. Ottober 1863 wieder ausgenommen und der Verwirklichung entgegeugeführt werde. In 3 Jahren erfüllen sich 7b Jahre seit der Leipziger Bälkerschlacht. Lasten Sie un» diese 3 Jahre benutzen. Weil man aber da» Eise» schmieden soll» so lange e« warm ist» der geehrte Festredner ober un- mit flammenden Worten da» Herz warm gemacht hat, so lasten Sie un» heute »och anS Werk gehen." Beide Redner fanden lebhaften Beifall. E« forderte »n» der Redner einige der anwesendra Herren «ms. zu einer Besprechung zurückzubleiben. Der Aussorderuog folgten die Herren Buchhändler Rost und Kaufmann Weickert. Such ei» erster Beittag zu diesem Denkmal wurde dem Vorstände eingehäudigt, er kam von dem mitanwesendeu Militairinvaliden Herrn Nowakowitz. Herr Hauptmann Suppe auS Diedenhofeu, der, z» vorübergehendem Aufenthalt in Leipzig anwesend, der Feier gleichfall» beigewohut hatte, meldete seine« Eintritt iu den Lern» au. Die wahrhaft herzerhebende Feier wurde mit dem Gesaugt eine» patriotischen Liede» beschlossen. Sie wird in Aller Herze», die der selben beiwohnten, nachwirken und zweifellos dazu beigetragcn haben, daß die Errichtung eine« NatioualdenkmalS aus dem Schlachiielde der denkwürdigen Ortoberlage zur Wirklichkeit wird. „ v. M. Gericht de» erweiterte» lverLehrS-AuSschuffe» berHa»del»« kawemer z« Leipzig über die Frage der V«ürp»> »er Leipziger Öfter- und »tch»elt««effe. vom 16. Ottober 188b. Die Frage einer Abkürzung der hiesigen Resten hat dft Handel», kammer früher wiederholt beschäftig;. Zuletzt wnrde im Jahre 1879 bei Gelegenheit der Verhandlung über ein Gesuch am Verlegung de» Beginne» der NeujabrSmesse von einem Mitglied« der Antrag ge- stellt, sich sür Abkürzung der beiden -anpimessea aus je 3 Wochen zn erklären; dem Gutachten de» damit betrauten Ausschüsse« eat- svrechead, wurde jedoch dieser Aattag «m 19. September desselb«, Jahres gegen 1 Stimme abgelehat. Unter dem 23. Mai d. I. stellte der inituaterzeichaete Schnoor den Antrag, die Kammer wolle beschließen, den erweiterten BerkehrS-Ausschuß mit einer anderweit» Prüsnng der Kroge zn betrauen, ob nicht eine Abkürzung der beide» Haupimestr» anaezrtgt erscheine; er ließ jedoch die Sache fall», da ia dem AuMchnsft die Meinung vorherrscht«, daß die HaadelSkammee nicht gut IM. oh«e äußere» Anlaß diese Frag« »am Gegrustaad einer Veralbung zu mocken. Neuerdings ha» an» die Handel», und Gewerbrkommrr za Zittao aas Aaregnug von Interessenten der Textil - Industrie di, Frage wieder erörtert und nicht nur die übrigr» Handel«, nnd Gewerbe- kammer» de« Lande« um Unterstützung der aus Abkürzung der Leipziger Oster- nnd MichaeliSmestr gerichtete« Bestrebungen ersuch», sondern anch btt dem königlichen Ministerium de» Innern da» Gesuch ei»»«rttchi, e» m»ge der Stadttath zn Leipzig — welchrr eine Lhn- liche Stellung wie dft HondelSkammer dazu eingenommen hatte — zu anderweiter Erwägnng dieser Frage veranlaßt werden. Dal königliche Miaisterim» wünscht kaut der vorliegenden Berordanag vom L. August d. I. vor »ttirrer Entschließung in der Angelegenheit di« Erfahrungen, Anfichten und Wünsch« an» den RtzrPr» Bezirke» de» Lande« kennen », lernen nnd Hai ««besondere mich von nuferer Kammer gntachtllche» Bericht erfordert. Mit Vorbereitung ttne« solche» gutachtlichen Berichte« beonfttagt, hat der »nterzttchnett Ausschuß dft Frag« lediglich vom Stoudpnnci der Juttrrsse, de« Bezirk« an» «»nun »» soll» geglaubt. Da
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