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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.11.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188511039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-11
- Tag1885-11-03
- Monat1885-11
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.11.1885
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6099 L«, L»»p»»sst de, ..TLVnen Talathee", de« „Boccaccio" »nd der „Donna Iuanita" bat auch in seiner neuen Operette «mige glückliche Inspirationen: namentlich im zweiten Act« da« Biumenvuctt, da« Lied der Tessa und den schwunghaften Gthlußwalzer. Freilich unerschöpslich ist der Quell nicht, au» dem die Operettenmusil ihre Motive nimmt: an Reminiscenzen kann e« da nicht seblen, und auch in der „Afrikareise" wird man bald an „Boccaccio", bald an „Donna Iuanila" erinnert; bei sich selbst Anleihen zu machen, ist inocß erlaubt; doch auch an „Euryantbe" finden sich hier und dort Anklänge. Bon unseren Operettencoinponisicu ist Supp« derjenige, welcher der komischen Oper am nächsten kämmt, wie in „Boccaccio"; seine Musik ist schwieriger alS die von Strauß und Ofsenbach. Herr Capellmeiner Sänger dirigirte gestern mit Eiser. und Orchester und Chöre tdaten ihre Schuldigkeit. Die neuen Dekorationen und Coslüme gaben dem Ganzen eia stimmungsvolle« Cvlorit. Die egyplischen Landschaften der Nil. die Wüste mit ihren Spiegelungen: da» war Alles im Stande, unsere Phantasie nach Afrika zu versetzen. Herr Drcoration-maler Heimann und Herr Maschinenmeister Strohbach haben Tüchtige« geleistet. Die Costnine waren correct und zum Theit glänzend: die Harnische der Maroniten» juugsrauen besonder« funkelten am Nil und in der Wüste in verschiedenster Beleuchtung. DerFansani-Paschade«Herrn Carell. ein orientalisirter Speculant, war eine überau« bewegliche Figur; er führte be sonder« die raublustigen Beduinen im letzten Act mit einer sprunghaften Bravour an. Herr Grunomann, der, seit dem er sich im Gesang vervollkommnet, zu den Hauptstützen de» Operettenrepertoire« gehört, spielte und sang den Afrika- reisenden Miradillo mit dem Chic, den die Operettenkomik verlangt. Luch Kitgemann reprLsentirte die Titania Fansaui in stattlicher und glänzender Weise; im Dialog be merkte man indeß hin und wieder etwa« Fremdländische« und im Gesang, der durch die anmuthende Stimme sympathisch berührte, besonder« im ersten Acte, die fatale Neigung, zu hoch zu singen, die vielleicht mit der Aufregung einer Premiüre zusammenhängt. Pikant war die Tessa de« Frl. Lanz, na mentlich bei dem Bortrage de« schalkhaften Liede«, in welchem sie dem Pascha einen Korb erlheilt. Die Buccametta der Emma Zoche war eine Glanzleistung: in dem Terzett, in welchem die moralische Unterdrückung der Frauen gegeißelt Wird, trug sie jedensall« den Preis davon. Herr Ander al« Antarsid batte eine im Ganzen ernstgemeinte Liebbaber» roll» durchzuführen: sein Gesang hatte in den ticseren Tönen keine anmuthende Klangsärbung; in der Höhe klang er hell nnd krästia. Der koptische Gislhändler de« Herrn Dederich, der sächsische Haulknecht de« Herrn Zoche, der Hotelier Perikle« de« Herrn Rudolphi waren ergötzliche Cbaraktcr- typen. Die Sebil wurde von Tini Pusch angemessen bar gestellt : e« ist die« im Grunde eine ernste Episode. Die klei» neren Rollen, dir von den Chordamen gespielten Edelknaben. Eseltreiber und Amazonen, die recht artig und zum Theil stattlich au«sahen, waren von dem Regisseur Herrn Carell stet« an den rechten Ort gestellt; die Gruppiruogen meist malerisch, die Znsceuirung lebendig. Rudolf voa Gotisch»!!. Schubert tu überwöftigeuder Wirkung rrprodoetrt» uud „Im Rheiu, im heillgen Strome" von Kob. Franz sein empsunde» wiedergab. Auch dir Herr», Fischer, Engel. -Schmidt und Schumann, welche dl« Llavierbegleituug übernommen Halle», «erdieuleu durch treffliche« Spiel den ihnen gezollten Beifall. —«. * Leipzig, 1. November. Zum Veste» der Wittwen-Vnter stütznug-casse für Buchbinoer und verwaudte Geschäft« zweige hatte gestern im großen Saale der Centralhalle der Barytonist Herr Felix Hossmaua, uutrr Mitwirkung mehrerer anderer künstlerischer Kräfte eiu Toneert veranstaltet, dessen Pro granim sich al« «in kräftiger Magnet bewiesen, und dem großen Saal eine zahlreiche Zuhörerschaft zugeführt batte. Nachdem Herr Caesar Hochstätter aus dem Pianosorte Variationen über eia eigene« Thema von Iada«lohn (op. 40) mit sauberer Technik, treff licher Nuancirueg und edlem Schwung vorgetragen, sprach Herr Aldi» Mitte Ibach, Hesse, dichterische Gaben aus dem Gebiete des Prolog« uns schon oft erfreut haben, eine neue Prolog - Dichtung, in der zwei Familienbilder mit lebensvollen Farbe» und ergreisender Naturwahrheit gezeichnet wurden. Der Dichter trug sein schlichtes, aber schöne« und grmüthvolle» Werk selbst in zu Herzen sprechender Weise vor. E» folgte dann eia Zithervortrog, bei dem Fräulein Theres« DSU« bekundete, daß sie sich aus dem Instrument der Berge »ine anerkennenswerthe Routine erworben bat, und auch etwe« Seele den Saiten zu geben weiß. Die vaßtöne bedurften freilich noch etwa» mehr Kraft, und die Compositionen trugen in Folge diese« Mangel« «inen zu weichen Tharalter. Da« Loncertstück voa Carl Umlauf „Erinnerung an Eins" gefiel so» daß sich die Zithervirtuosia za einer Zugabe entschließen mußte. Sie spielte „In die Ferne . irren wir nicht von Minna Brinkmann, ein schwärmerische» Lied, da» sie noch getragner hätte aussübren können, e« war zu viel Staccato. Ausgezeichnet gelangen die „Glocken und Harfenphantasie»" von Burgstallcr. Der Barytonist Herr Felix Hoslmann brillirte wieder bei einer Reihe von Liedern durch seine kräftige, wohllautende, sympathische Stimme, deren Umsang ein ganz beträchtlicher ist. Sowohl in den Liedern „Bitte" und „Der schwere Abend" von Hochstätter. wie in der herrlichen Ballade „Kaiser Otto'« Weihnachtsfeier im Dome zu Quedlinburg" von Löwe zeigte er, daß er lebensvoll zu charakterisiren versteht, und Gefühl in seinen Bortrag legt. Gerade nach der letzteren Richtung hat sich der trefflich geschulte Sänger wesentlich vervollkommnet. Die Sopra nistin Frau Milly Mehlig, Osernsängerin aus Dresden, gefiel de sonder- mit ihren Liedern „Der Kukuk" und „Der Wildfang" von Taubert, die sie stimmungsvoll tnterpretirte, wahrend das Recitativ uud Arle au« der Over „Martba": „Zum treuen Freunde geh" rc. viel zu hoch für sie lag, so daß di« höheren Töne dünn uud farb los, mit einem Wort unschön klangen. Ihr Sopran hat eine gute Mittellage, aus die muß sie bauen bei der Wahl ihrer Gesangsstücke. Der Cellist Herr Jahn trat mit einem „Andante religiös»" von Goltermnun (op.ö6)auf, bei dem die Begleitung aus einer Merhaut'schen Cottageorgel durchgeführt wurde. ES läßt sich nicht leugnen, daß die beiden Instrumente eine ganz vorzügliche Gesainmtwirkung geben, und wenu einzelne seine Nuancen LeS Cello noch durch den vollen, edlen Ton der ToNageorgel übertönt wurden, so lag daS wohl daran, daß der Spieler zu stark rcaistrirt hatte. Herr Jahn ist ein routiiürter Cellist, der seinem Instrument weiche, schöne Klänge zu entlocken weiß, und über eine vorzügliche Technik gebietet. Er zeigte dies auch bei dem Eimon'schen „Wiegenlied". Die Cottazeorqel wurde im Verlauf des ConcerteS auch im Verein mit dein Pianosorte vor- gesührt bei dem „Allegro" und „Menuett" aus dein Septett von pnmmel. Auch hier war die Wirkung eine vorirefftiche. Sicherlich gebührt Herrn Bruno Röthig (Cottageorgel), Frau Elise Römer (Pianosorte) und Herrn von Hagen (Piaiiolortebeglestung) für ihre Mitwirkung bei den einzelnen Tonstücken volle Anerkennung. Frau Milly Mehlig und der Arrangeur des Coneerte«, Herr Felix Hoffman», erfreuten übrigen« auch noch durch Rubinfteiusche Duette „Ter Engel" und „Wanderer« Nachtlied". Hermaua Pilz. Leipzig,2.November. Abenduaterhaltung deSLeipziger LehrervereinS. Freitag Abend veranstaltete der Leipziger Lehrer« vrrein im Krystallpalast eine musikaliiche Abenduaterbaltung, welch» sich eiae« sehr starken Besuche« ersceut« und ein unterbaltendr«, be sonder« M'I Solovorlrägen reich versehenes Programm bot. Der kleine Chor deS „Orpheus" unter der tüchtigen Leitung de« Herrn Jahn ersffnete den genußreichen Abend mü dem Mcndel«sohn'sch»u „Abschied vom Walde" und dem „Frübl!ngSmorgenlied"von Abt. Beide Lieder wurden sehr gut, mit großer Reinheit und sehr deutlicher Text- auSsprache gesungen, Vorzüge, welche auch bei den anderen Borlrägea de« Verein- zur Geltung käme» und ihm allgemeinen Beisall einbrachteu. Ul» Solosängerinnen traten aus Frau Kirchhofs und Fräulein LänklL vom hiesigen Lonservatorium, von denen erstere da« schwer- mutb-volle „Verstoßen, verschollen" von R, Schumann ganz vor züglich zu Gehör brachte, während letztere durch das innige „erste Lied" von Grammana und ein finnische-Volkslied die Zuhörer zu dem selben intensiven Applaus hinzoreißen wußte, der schon ihrer Vorgängen» gezollt wvrdea war. In Solopartien traten ferner ans die Herren kchwedler, Flötist vom GewondhauSorchcster, Krause and Schneider. Erster» trug eiu Largo von Händel und ei» Arioso ». Quentz vor. Beide Vorträge warev vollkommene Leistungen und zetgleu Herrn Sch wedlrr all eine» Künstler, der sein Instrument «tt ttrsem Ausdruck zu blasen, ibm mit Meisterschaft die zartesten TZae zu entlocken versteht. Daneben bol ihm eine Larnevolsvario- tio» voa Giardi volle Gelegenheit, auch sein virtuose« Talent glänzen «» lasse», uud io der Thal bewältigte er dir ichwierigste» Stelle» »er übrigen« in echter Carnevalsft-mmang comvoniriea Variationen »ft großer Leichtigkeit nnd erntete ebensall- reichen Beifall, der sich in mehreren Hervorrufen kandgab. Dieselbe Au-reichnnnq erfuhren auch die Herren Krause und Schneider. Lrsterer brnchie die schöne, dramatisch ltlirndiüe Ballade „Archibald Dougla«" voa Löwe meister- d-st Mm Borirag. wlhrend Letzterer »ft herrlicher, gut grschnltrr Bnßj^mme da« schmerzerftUlte Lieb de« „Deppelzftnger«" von Fr. Q Leipzig, 1. November. Unter unseren Miaarrgrsang- vereinen hat sich der Gesangverein „A-kaaia" «ater der tüchtige» Führung de« Herrn Richard Kramer schon mehrfach in ehrenvoller Weile hervorgcthaa. und sein gestrige« zehnte« Stistnngrsest bewies m schönem Maß. daß der Verein innerhalb eine« Leceaniuin« sich mit Eifer und Liede dem Dienste der Frau Mustca ergeben da«. Da! Concert, welches aus Anlaß der SlistuagSfeier im Tivoli statt- o.nd, brachle eine Lnzabl stimmungsvoller Lhorlieder, die von den Sängern frisch und nalürlich wiedergegebeu und mit reichem Applaus entgegcngenonimcii wurden. Man fühlte eS bei den BejangSvorrrägea heraus, daß der ChoruS von tüchtigem Streben beseelt ist, und wenn die Julonalioa hier und da auch noch etwa- reiner sein kounle, so war doch im Ganzen die Führung der Sängrrlruppe eine durchaus lobenSwerlhc. Unter den gewäkl:-n Compositionen wollen wir an dieser Slelle nur die Lieder „Mein Lieden" von Adam, „Der Siudenieu Nacht- gelang" von L. Fischer. „Aus der Jugendzeit" von H. Mohr, „Sommerlied" von Mendelssoin und den humoristischen, immer gern gehörten „Drau-Walzer" von Thomas Koschar, der den Schluß deS Coiicerles bildete, lobend Hervorbeben. Allen Stücken wurden die Säuger durch gute Judividnalisirung gerecht. Auch mehrere gelungene Quartette kamen zur Aufführung. Was die Solovorträge aalangt, so haben wir zunächst de» Barilomsteu Herr» Schmidt zu gedenken, der mehrere Lieder in ansorechender Weise zum Bor- rrag brachte, «nd namentlich mit der Ballade „Tom, der Reimer" das Publicum elekirisirte. Diese prächtige Tondichtung voa Löwe, dessen Balladen ja in allen Concertjälen willkommen sind, wußte er mit seinem krustigen, v- lllö iende» und HZdei doch weichen, syi». stathischen Bariton in lebensvoller Weise zur Geltung zu bringen. Auch die Lieber aus dem „Rattensänger von Hameln" von Negier „Weiß e» nicht, wo ich geboren", uud „Nun folget mir fröhlich, hr Kinderlein" sang er in durchaus anziehender Weise, so daß er ich wiederholt zn Zugaben entschließen muß!e. In Herrn Karman» vor ein Violinist für da? Concert gewonnen, der auf seinem Jn- irumcnt eine schätzenSwerthe, bedeutsame Routine bekundete, uud eia Bioliuconcert von Beriot, sowie da» Adagio „Räverie" von Vieux« temps mit sauberer Technik und Wohllaut zu Gehör brachte. Außer dem wie« ein Prolog ans die Bedeutung de« Festes hin, während da- schöne Geschtechl die wackere Sangerschaar durch sinnige Gaben der Liebe «rireute. Aus da« Concert folgte selbstverständlich der obligate „SitstuagSbaÜ". ll. k». Leipzig, 2. November. Der uuter Directioa de« Herrn August Riedel stehend« hiesige Gesangverein „Liederhain" hielt am gestrigen Abend im Saale des Holel de Pologne eine musikalische Abeaduaterhalruag ab. die zadlreicy besucht war, und eine Reihe ansprechender, gut gewühlter Vorträge doi. Ia den Cborliederu bewielen die Sänger eine energische, feste Hol- tuug, Schwankungen im Tact und Unreinheiten im Gesang ließen ich nirgend- entdecken, wohl aber eine ganz jchätzenswertde Gabe, durch sorgsame Nuancirung den einzelnen Coinposiliouen ihre charakteristische Färbung zu verleihen. Der Thor sang unter Anderm „Meine Muttersprache" von Engeisberg. „Nachtzauder" von Storch uud „Römischer Triuniphgejang" von Max Bruch. Bei der letzteren markigen Tondichiuug enlsalieten die Sänger Kraft und Begeisterung, so daß die schwungvollen Bruch'jchcn Rhythmen völlig zu ihrem Rechte kommen. Bei den D>alectiiedern, di« das Programm brachte, galt e« dagegen, den naiven BolkSton zu treffen, uud auch daS gelang in recht befrie digender Weise. Namentlich die Pseil'sche Tondichtung „Darf l'S Diand'l liab'n", errang sich stürmischen Beisall. Unter den Solo- krästeu sei zunächst Frl. Enimh Görlich erwähnt, die außer einer Sopraaarie aus dem „Freischütz" noch eine Reihe stimmungsvoller Lieder zum Bortrag brachte. Die Sängerin verfügt über eiueu umfangreichen, gut ausgeglichenen Sovran. drr sowohl in den höheren, wie tieferen Lagen einen sympathischen, schmelzvolleu Klang hat. Sie versieht auch mit warmem Gefühl zu singen und nur etwa- weniger dramalijche« Spiel würden wir beim Borirag von Liedern wünschen. ES war osl, alS ob die Augen der Medea aus unS herobblitzteu. Unter den Liedern sei namentlich „Ich Halle einst eia schöne« Vater- land" und „Büglcin, wclsin io schnell" von Lasten, sowie ,Zlse" voa Weyerhofs, und „Mallied" von Reinecke hervorgchoben. Die Sängerin fand reichen, wohlverdienten Beisall. Die Instrumenta! musik war durch einige Solovorträge für Violine vertreten, welche Herr Ligwardt ASpestrand in gelungener Weise absolvirte. Der Violinist zeigte bei seinem Spiel eine gewandte, sichere Bogeuführuug, Reinheit und Weichheit der Töne, so daß der Vortrag Len ihm ae- Ipendcten Applaus verdiente. Er trug unter Anderm «tue Fantasie über „Die weiße Dame" von Dancla vor. Die gesammten musikalischen Aufführungen hiitterließea demnach einen günstige» Eindruck. * Leipzig, 2. November. Die Coacertabeade im Bruu- schen Restaurant üben auch jetzt wieder ihre Anziehungskraft aus das Publicum aus. Ensembleleistungen uud Solovorlrüge vo» künstlerischen Kräften ersreucu das Auditorium, welche- den Musik- stücken edlerer Richtung die größte Aufmerksamkeit zuwendet. ES wird sich daher auch für die Folge empfehlen, mit besonderer Be rücksichtigung der gediegenen Musik die Programme zusoininenzu- stcllen und das Seichte möglichst sernzuhaltea. Bei Gelegenheit wird die Kritik über die einzelnen Leistungen ihr Urtheil abgcbeu. wolle» aff» aur ei» Referat über die Dresdner Insernesetzung de« Liegiried geben. —Nicht ohne Befürchtung sür da« Gelinge» der selben gingen wir nach Dresden, nachdem beianui geworden, daß drr eigentliche Lertceter der Kvtaaparkie. Herr Baistft Fischer, Dresden so plötzlich verlassen hatte, auch war der Länger de« Mime, Herr Sruis, unS noch unbekannt, und hat dieser doch gerade ia «icasried einen großen Anttxil an der Handlung. Bei dem reichen Pe-loaalbestande, über welchen da» Hotthealer verfügt, glückte e« jedoch Herrn Capellmcister Hosrath Schuch — der, wie wir hören, auch den meisten Antveil an der Infcenirnng haben soll — auch sür diese beiden Hauptrollen de- Drama« die geeignetsten Vertreter heranzubilden, sa daß dadurch das einhe.iliche Ensemble wenig ge schmälert wurde. — Eine über alle« Lob erhabene Leistung bor daS Orchester! Dieses musterhafte Zulaiuinenipicl. da» Nachgebea in d-r Begießung, die reiche Schaliirung in den Tultistelleu, die Feinheit in der Behandlung der eiiizrlneii Nuancen waren ganz herrlich, und sein Dingen« wurde für diese Darbietung auch gebüdrenv aus gezeichnet. Allerdings bat sich Herr Schuch in den Tempinahmea nicht immer an die Bayreulher Vorschriften gehalten, sondern ver schiedene Partien, wie z. B. die Lccnen zwischen Mime und Sieg fried im I. Act, zwischen Alberich und Mime im 2. Act, besonder« aber das Erdagesprüch mit Wotan mehr aeeelerunäo genommen, atS der Wagnerstyl eS ertaubt, dasür waren aber auch keine Striche und das Publicum verfolgte angeregter die Handlung. Ungemein hat unS der Siegfried des Herrn SudehuS desriedigt. Er sang und spielte ihn mit einer Frische und sicgeSsrohen Thatkrast, daß wir in dieser Leistung den besten Repräsentanten des Jung sieqsried, selbst Vogl nicht ausgenonimen. gesehen zu haben glauben. Das Organ de« Herrn Gudebus ist >a der Höhe »uSgiebiger wie in der Tiefe, daher gelangte» die heroischen Partien nicht so zur Geltung wie die lyrischen, in denen Herr GudehuS, namentlich in den Tchmiedeliedera und im Ducti mit Ärunhilde, Triumphe seierte. — Die schwierige Deklamation de« Mime beherrschte Herr KruiS soweit giil. nur ül'crnaht» er sich an einigen Stellen in Gesang und Spiel, während Mime'« Grnndzug doch immer eine gleichmäßige reservirte Verschmitztheit iein soll. — Aiderig (Lurch Herrn Ieuseu) und Fasncr (durch Herrn Dclcari) waren aiigemessea vertreten. Stylvoller hätte der Wotan de« Herrn Jost sein können, der viel zu viel hohlen Pathos und G'sliculation in die Nolle legte und dadurch da« hoheit- volle Wese» des Gottes abschwächte, auch blieb der Sänger in den tiefen Gesangilllle» und in der Tenausivrache viel schuldig. Entzückend janq Frau Schuch den „Waldvogel", und wahrhaft überrascht hat uns Frl. Malten mit der Brunhilde. die in ihrer großartigen Auffassung uns an Frau Reicher-Kindermann erinnerte. — Auch die Erda LeS Frl. v. Chavonne blieb den Intentionen de« Com ponisten nichts schuldig. Bei Wagner ist auch die icenische An stauung wohl zn berücksichtigen. Die Dekorationen der Schmiedehähle und de« Fasnervain» »n k. und II. Auszug waren Meisterstücke der Scenerie, die. letztere wurde allerdings zum Schluß durch einige zu grelle Lichtesfccie in der Wirkung deeinlrächtigt. Die landschaftliche Staffage war vortrefflich componirt; die Jnsceuirung zeigte in ollen Theile» die aus das Studium des Drama« verwendete Liebe uud Sorgsall. — Den Leipziger Ztunstsreunden ist der Besuch de« Sieg- sncd m Dresden oagelegeatlict-st zn empfthlcn. E. Schlömp. 7«. Leipzig, 2. November. Geistliche Musikaussühruug zu Gohlis. Schon zu wiederholten Malen haben wir den Leistungen de- rührigen und ftrebsameuKirchengesangvereinS zuGohlis Anerkennung zollen müssen, und dies verdiente auch dir gestrige geistliche Masikaussührung, welche am Sonntage in der Kirche unter gütiger Mitwirkung der Damen Ir. Marie Unger-Hanpt und Frl. Marg. Lemke, sowie mehrerer kunstgeübter Sänger nnd der Büchnerscheu Capelle geboten wurde. Sie trug einen sehr ernsten Charakter, verlief aber glücklich in all ihren Theilen. Der erste Theil brachte außer Präludium und Fuge von Bach und einem Andante sür Orgel von S. de Lange (worin Herr Schellenberg al» gewandler Beherrscher der Orgel brillirte) den Choral: „Ein feste Burg" von Bach, den l00. Psalm von Mendelssohn und ein Lied von Richter sür gemischten Chor. Abgesehen von kleinen Schwankungen kamen die Gesang« rein und mit bester Wirkung zur Wiedergabe und die dadurch hervorgerusene Stimmung erreichte ihren Höhepunct durch die Sologesänge de« Frl. Lemke, ihr Gebet: „Heilig, Heilig" von Händel, sowie die Cantate von Bach: „In deine Hände rc." und „Ave Maria" von Lberubini waren sehr würdige undzu Herzen gehende Inter pretationen der tiefgefühlten Lieder, die durch eine metallreiche und gut geschulte Stimme unterstützt wurden. Auch der Bolrag des Herrn Drescher: Kirchenarie aus Stradella sür Waldborn, reihte sich würdig mit ein, wenn man auch stellenweise die Anstrengung des Vortragenden etwa» merkte. Der Ton war indeß markig und ihm- pathiich. Den zweite» Theil de« ConcerteS füllte der 42. Psalm von Mendelssohn au», und derselbe war mit seinen Arien. Chören und Rccitativcn, in denen ein tieseS, religiöses Leben pulsirt, der Glanzpunkt. Natürlich gelang ein Satz vor dem andern. Hier und da sehlte wohl etwa« Glätte ober eS machte sich (wie im Schlußchor) eine gewiffe Hast bemerklich. Aber schließlich wurde Alle» Mit gute». Gelingen zur Geltung gebracht. Die Seele bei Wiedergabe diese« letzten Theile« war Frau Unger-Haupt, welche mit ihrer Stimme Gewalt die Soli mit ergreifenden Eindrücken anSstaitele und dem ganzen Bilde so zu sagen das Licht gab. Wir können nicht schließen, ohne allen Mittvirkcnden, namentlich der mühevollen Arbeit de« Dirigenten, für die gelungene, erbauliche und erhebende Aus führung zu danken. Die Theilaahme war eiae sehr zahlreiche. l. Schneeberg» 31. Oktober. Am hevtigen Reformatlonsfeste gelangte in der Hanpikirche der I. The» de« Oratorium« Paulu» von Mendelssohn.Bartholvy sür Soli, Chor und Orchester unter Leitung de« Herrn Oberlehrer Dost vom diesige» Seminar zue Aufführung. Gewöhnt, vom geuaunten Dirigenten »ur Gute« und dies in vorzüglicher Weise zn bören, batte sich die zahlreiche Zu- dö,erschüft auch diesmal nichl gelauscht. Die Sol, hatten die Herren Oberlehrer Kupfer (Baß) und Hüttenmeister Wüniche-Schlema (Tenor), sowie Frau Qbrrlelirer Dost lSopran) und Fräulein Nie meyer (Ali) übernommen. Die Leistungen waren in den Solopartien durchweg sehr gute, wie auch die des SnoreS, gestellt vom hiesigen Seminarchor und verstärkt durch Mitglieder de« Chorgeiangvereme«. durchaus als anerkennenswerte zu bezeichnen sind. Dasselbe gilt von dem Meiael'schen SladimusikcorpS. welches die Orchesterdegleitung durchsührte. Ter Gesammteindruck von diesem Coneerte war bei der zahlreichen Zuhörerschaft ein sehr günstiger, jo daß dem Dirigenten und den AuSsühreuden der Dank oller Kunstverständigen gebührt, namentlich wenn mau der Schwierigkeiten gedenkl, welche der Ans- sübruug dergleicdea größerer Musikwerke in Orten von der Grüße unserer Stadt eatgegeustebea. Zum Gelingen de« Ganzen trug wejenilich bei. daß diesmal nicht die Ausstellung de« Chore« und Orchesters aus dem Altarplatze, sondern aus dem Singchore neben der Orgel war, so daß die Lonwelleu ia den weiten Hallen unsere« schönen Gotteshauses gegeu früher zu viel gewaltigerer Wirkung kommen konnten. — Nasse». Sk. October. Zum Beste» de« Kirck)e»ba»e« in sürstenao an der böhmischen Grenze veranstaltete heute der -emiiiarchor ia hiesiger Sladlkirche unter der bewährte» Leitung deS Musikdirektors Rudolph eine geistliche Musik-Aus- sührung. Die Orgelpartie hatte Herr Po lenz, eia Schüler de» Hosorqanisten Merkel in Dresden, übernommen,welcherPriludium und Fuge in ^invU von Bach »nd ein Adagio voa Merkel in ge- lungeuster Weise zn Gehör brachte. In den Chorvorträgen waren j ältere und neuere Meister vertreten. Die Ausführung war in Folge deS günstigen Weiler» auch von auswärts sehr zahlreich besucht und dürfte dem obengedachten edlen Zwecke einen rcchl ansehnliche» Ueber- schuß zusühre». * BreSlau. lieber da« Auftreten der t» de» kunstverständigen Kreise» Leipzig« wohlbekannten jungen Dresdner Toncertsängerin Fräulein Helene Waiden schreibt die „BreSlaoer Zettung" u. A.: „Die junge Dame besitzt eine kräftige und volle Sopran- stimme von angenehmem Timbre, die Aussprache ist deutlich und correct, die Abwesenheit gesanglicher Unarten (Iremoliren, Ineinander- schleift» der Töne rc.) ist ein Zeichen guter nnd gediegener Schuft. Ebenso äußert sich da« „Schlesische Morgenblatt" sehr günstig. * Wie». Die Eröffnung der internationalen Conftrenz zur Ce. winnung eine- einheitlichen musikalischen Normalloncs ist vom österreichischen Unterricht-minister aus den 16. November festgesetzt worden. Die Betheiligung des Au-landeS au der Conftrenz ist eine sehr zahlreiche. Del Vecchio's Kunstausstellung. Die Siegftied Auffiihrllng in Dresden. ES war ein glücklicher Gedanke der Hostheater-Jnlendanz. den zweiten Tag der Nibelungeu-Trilogie aus da» RekormationSftst zu verlegen, denn wie Luther aus dem kirchliche», so wirft« Wagner aus dem künstlerischen Gebiete erhebend und veredelnd sür da« deulsche Volk und reinigle die deutsche Bühne von den fremden Einflüssen.— AlS Wagner den Siegfried schuf, hatte sich Deutschland noch nicht zn seiner jetzigen Größe erhoben. I» Siegfried, dem indalllich reichsten Theile au« der Trilogie, gipselt der deaisch-aattouale Heldeugeist. — Seit 1878, wo Siegfried in Leipzig und Wien, nach dem Vorgang in München, zuerst erschien, erfüllte eS uns mit Sehnsucht, da» herrliche Musilvrama wieder vorgeführt zu sehen. Die Dresdner Hosbühne hat sich lange Zeit gelassen mit drr Aufführung drr Wogner'schen Schöpfung, jetzt aber wo sie die selbe uns bietet, können wir über die Ausführung bi« aus Kleiaig- keite» nur unsere grüßte Anerkennung äußern. Fast durchweg sind Wagner'« Intentionen, unierftützt von den reichen Mitteln der Hof« bühne, aus« Pietätvollste befolgt. Der Erfolg de« dentigen Abend war entsprechend de» ausgewandten Mühen ei« großartiger, »ad eiue wahre Begeisterung beherrschte nicht nur die Darsteller, sondern auch da» Aaditorium, wrlche« da« schöne Theater bi« ans den letzten Platz gefüllt hatte. — Eln Eingehen aus da- Drama selbst krau ich mir wohl ersparen, da sein Inhalt ,a de» Leipzigeru bekannt ist and seine SchSnheftr» auch zur Genüge bei Gelegen- heit dortiger Aufführung betont »nd erklärt worbe» sind. Wir Von den Neuheiten dieser Woche möge zuerst erwähnt sein ein aus der Staffelet im erste» Saale ausgestelltes, von Marti» Läm mel in Ocl auSgesührles Brustbild, welche» die allbekannten Züge de« Leiters der Geschicke unserer Sladt mit photographischem Naturalismus bis aus da« seinste Hautsälichen wiedergiebt. Im zweiten Saale rechts bemerkt man wieder eines jener reizenden Sittenbildchea i» ranMieris'jcher Manier von Max ladt» „Etne Frage" betitelt. In einem cinsachen kellerartigen Innearoume mit hübscher Behandlung der gejchlosienen Beleuchtung sitzt an einem Tisch« ein zechender Krieger in der Tracht des 17. Jahrhundert« und hat offenbar der schmucken Kellnerin neben ihm eine HerzenSsrage vorqeleqt. Unter dem Todt'schen Bilde hängt eine von Anna LongerhanS auSgcsührte Copie einer allerliebsten Kindergruppe aus dem großen Knaus'ichea Bild ,Wie die Alten sungen, so zwitscherten die Jungen", mit einem eigens und zwar höchst geschickt dazu componirten landschaftlichen Hintergründe. Diese Arbeit sei besonders darum erwädnt, weil sie von einem liebevollen Eindringen in die KnauS'sche Malweise und einer festen sicheren Herrschaft über die Maltechnik Zeagniß ab- legt. Ein recht lebenSsrüch gedachte» and mit Geschick auSgcsührte» Sittenbild ist die ..Volksftstlcene" voa Helene Döring. Die Gestalten de« lebendigen Treiben« sind olle sehr gut individualisirte Volkstype». Daß die Malerin auch aus anderen Gebieten, zunächst »ns dem der Architektur- und Jnaenroummalerei zu Hause ist, beweist eia andere« ebensall« voa ihr nuSgeslellteS Bild mit einem „Motiv au« dem LudwigSbnrger Schlöffe bei Stuttgart". Recht aamutdig sind die „Zwei Kinder", welche Paula Kohl schütter im dritte« Saale Vorfahrt: ei» Mädchen, besten lichte Ge stalt sich plastisch von dem Hintergründe de« alten NußbaumschrankeS obhebt, uud neben demselben ein Kätzchen, das in dem großen Apfel ein willkommenes Spielzeug gesunden bat, der von dem Frucht körbchen seiner jungen Herrin heruntergesallea ist. Der Thüringer Casimir Geibel führt den Beschauer in eia Gehöft seiner Heimath. wo Groß und Klein damit beichäftig» ist, Weidenruthen zu schalen. Tie fröhliche Grupve dieser qenügiamen „Weidenjchäler" in dem binte» mit jonnigein Grün abgeschlossenen ländlichen Hofraum, daS Alle« ist zn einem rech« hübschen Bilde abgerundet. Daneben befindet sich ein Bild „Betende Kinder" vonF. v. Thierry. zwei Mädchen, von denen daS eiue in Trauerkleiduug vor einem Altäre kaieend da« Antlitz tu den gefalteten Händen vergräbt, wäbrend da- daneben siedende andere in einem Gcbetbiiche blättert. Der Ausdruck beider ist »ngesiichl und natürlich. lieber den beiden letzten Bilder» hängt eiu größeres Sittenbild. „Wir winden Dir den Iungsernkrnnz". von Heinrich Burckbardt, Manchem wobl schon mit dem „Kloster- olnioftn" desselben Maler« von der letzten Münchener AnSsteVung bekannt. Um eine Braut, eine zane Gestalt mit rotbblonten Locken, sind deren Freundinnen versammelt, um ihr bei der Brauttoilette behilflich zu sei». Scnneud sitzt sie da uud blickt aus ein klemeS Schwrsterlein am Fußhoden derab, wrlche« ihr eine Rose reicht Mama steht «aa soeten i» der holbgeiiffurtr, Thür «ft der leere» Kaffeekanne da« Zimmer verlosten. Gruppir»»« und «usdrnck der Figuren sind nicht Übel. Mit der Brle»chtu»g hätte sich etwa- mehr ansang,a lasten. . » , An der «and gegenüber bemerkt ma» ein große« ..Motiv au« Brunne» am Bierwaldstädter See" mit äußerst duftigem, da« licht« Blau de« Himmel- reflectirendrm Greipiegel von Alfred Scdoeck. Eiae hübsch« Roeocoscene ist die „Borlesung" voa O. de Fi» im dritte» Saale. Diese Figuren find wirklich lebendig, nicht bko» i» Rococotracht gesteckte Modelle. Boa dem verstorbenen Professor L. Triebes befindet sich in der Nähe eine „Gebirgslandschaft am Wege von Salzburg nach Berchtesgaden". Ao< dem warmlö nigeu saftigen Vordergründe geht der Blick über die fruchtbare grüne Ebene de« Mittelgründe» dis zu den wirksam in Lusnon gehüllte» Alpe» deS HiniergrundeS. Aus drr Staffelet de« dritten Saale« siebt ein herrliches LandschaitSbild mit Rothwildstaffage, ei» „Sommermorgen" von Artdur Thiele. Aus dem besonnten grünen Hange vor dem dunklen Waldrande lauscht aufmerksam »io „Thier*, an welche« sich zwei Junge schmiegen, witternd in die Ferne. Recht« im Mittelgründe erscheint ein Spießer. Zum Schlüsse sei noch erwähnt rin» recht poetisch gedacht« „Abendstimmung" mit Motiv au- Pole» von W. Leist ikow. schwer ist der Himmel mit Gewölk überzogen; nnr ein Urtiter Streift» am Westborizon« glüht noch abendlich aus. Am Fuß der großen abgestorbenen Elche im Bordergraud« treibt eine Scbäftr« ihre Heerde heimwärts. Adolf Wciske. Zoologischer Garten. * In Folge der großen Beliebtheit, deren sich die wirk lich in Hohem Grade sehenSwertben Produktionen voa Mr. Lockhart'« drei Wunder-Elephaaten im Kceff« unserer Einwohnerschaft zu erfreuen hatten, und namentlich mit Rücksicht aus die bei denselben siel« reich verirelcne Kinkerwett. bat sich der Genannte entschlossen, noch einig« Tage in unserer Stadt zu verweilen und nächsten Mittwoch, den 4. November. Nachmittag« '/,L Uhr eine Kindervor stellung adzuhalten, bei welcher Gelegenheit jeder Erwachsene, gegen Erlegung deS gewöhnlichen Elntritt«prcift» von 56 da« Recht hat. ein Kind frei «inzusühren. Jede« weitere Kind zahlt mir l0 Am Sonntag, den 8. November, Nachmittag«, wird, wie wir hier schon vorläufig bemerken wollen, die Abschied«. Vorstellung, und zwar zum Benesiz für Mr. Lockhart, staltsinden. Königliches Schwurgericht. IX. Lttzuu^ Leipzig, 2. November. Der Schnmrgerlchtshos bestand wiederum aus den Herren Präsident Landgerictiw-Direclor Puich, Landgerichts-Näihen Mclich und 0r. Wilke; die Anklage führte Herr Ltaatsanwalt Or. Nagel, die Verihcidiguog Herr Rechtlanwait Ör. Holhor» l. Die Geichworenenbank wurde au« folgenden Herre» gebildet: Hillig-Drachenau. N-iumann-Plagwitz, Moldes-Licilentz. Jiing.Leipziq. Wcder-Leipzig, Lchäbel-Lobslädt, Oberländer-Anligk, Nitziwe- Börlewitz, Remmler-Fuchsbaia, vo» Brrffeudors - Leipzig, Patzschke-Wurzea und BeulShauien-Leipzig. Der Schlosser Karl Kette ritzsch an« Plescha, welcher wegen Zuwiderhandlung gegen da- Gesetz, die Schonzeit drr jagdbare» Thier« betreffend, uud wegen Widerstand« gegen eine» Forsibcamlea sich heute aus der Anklagebank besau«, ist 42 Jahre alt und wegen eine« erlittene» Unfälle- Invalid, so daß er nicht« vrrdienea kau» uud lediglich aus seine Jnvalidenpensioa angewiesen ist; außer wegen Vogelstrllea- ist der Angeklagte bisher noch »icht bestraft worden. Am Nachmittage de- 3. Juli diese« Jahres bemerkte eine ft» Ratdswalde bei Leutzsch mit Holzleseu beschäftigt« Frau etne» Maun ta kauernder Stellung, welcher sein Augenmerk unverwandt ans da« Gebüsch verwendete. Nach ihrer Ansicht schien der Maun aus Vögel zu lauern; sie theiltc diese ihre Wahrnehmungen dem ihr alSbald begegaeuden verpflichteten Forstavffther Seidel mit, welcher eiligst den ihm bezeichnten Mann verfolgte, denselben auch auch einiger Zeit an der Leipziger Slraße bei Leutzsch emholte uud ih» oussorderie. behass Namensseststelluiig mit zum Bemeiudevoestand nach Leutzsch zu folgen. Der Betroffene leistete diesem Gebote keine olge, d. h. er ging zwar erst eia Stück Wege« mit, bi« er plötzlich -eideln mit der linken Hand am Halse und am Barte raufte, dabei auch einige varthaare hcrauSrauste. Aus de» Rus des Förster« ka» ein Waldarbeiter herbei, der dann rasch noch Leutzsch lies, um «tuen Schutzmann zu holen. Später ha« dann drr Arrestat sich »schmal« geweigert, milzugedcn, l»Z man ihn endlich nach Leutzfch bracht«. Ter Angeklagte bekannte sich als nichljchuldig. Er Hobe, so gab er an, zwar beabsichtigt, ein Rothkelchea zu seinem Zeitvertreib eiu- zusangen und allerdings zu diesem Bekmft ei» (aus der Gerichlstaftl auSIiegende») Bogelnetz und Leimruidea bei sich getragen, diese« Werkzeug aber noch nicht au-gelegt gehabt. Unterwegs habe er «in paar Angler getroffen, die ilm schon vor dem ForstgchUfto Seid«! gewarnt hätten; er habe de-holb sich eatserneu wollen, al« ia der Nähe auch schon der Förster aus ihn zugekommea sei; in der Augst lei er sortqelausen, schließlich ober ringeholt und angehalten wordea. Er habe Seidel qebelen, ilm mit Rücksicht aus seinen Zustaud uud da er doch keine Vögel gestellt habe, gehen zu lassen, allein umsonst; Seidel bade vielmehr daraus bestanden» daß er mit zum Gemeindevorstand folge; unterwrg« habe er seine Rothdurft verrichlen wollen, allein Seidel habe ihn daran gehindert, ihn schließlich auch aa seinem kranken Arme gesoßt und vor sich hergestcbca; lediglich deshalb Hab« er sich gewehrt» indrsftu Seidel nichl am Halse gewürgt und am Barte gerauft. Neblige»« habe er Seidel — den er bi- dahin nicht kannte — „Herr Förster" angeredrt» woraus dieser erwidert habe „ich bin kein Förster"; er habe darauf entgegn«, „nun, da haben Sir doch auch gar kein Reck!, mich zu arreurcak" Trotz alledem habe Seidel aus der Forrschaffung bestanden uud ih», wir scho» geschildert, beschimpft und mißhandelt. Der Forstgehilse Seidel, al» Zeuge vernomme», versichert« eidlich, daß er nur streng nach seiner Pflicht gehandelt nnd auch nur erst dann Gewalt gebraucht und um Hilft gerusen. al« Ketieritzsch ihn am Halse gepackt und gewürgt habe. Die Widersetzlichkeit de« Angeklagte» wurde übrigens auch von anderen Zeugen de« Vorfälle« bestätigt, während Keiteritzsch bei seiuea gegentherligr» Behauptungen verblieb. Nach geschloffener Beweisaufnahme beantragte die könlgl. Staats anwaltschaft, welche die Angaben de« Angeklagten hinsichtlich seine« Vorhabens beim Verweilen im Walde nach dea thatsächlichen Fest stellungen al« völlig unglaubhaft bezeichnet«, sowohl wegen der Ueberlrelung de« obenerwähnien Gesetze« vom Iadre 187S als auch wegen der nachfolgenden Widerstand-Handlungen die Bestrafung Ketieritzsch', der deute Alles daran gesetzt Kode, den Zeugen Seidel zu diScreditireo. Trotz de» unqualisicir» baren Benednicns drS Angeklagten zur Zeit der Thar wolle die Staatsanwaltschaft sich dennoch nicht gegen Annahme mildernder Umstände erklären. Die Berihcidigung dagegen bestritt da- Bor- üand.nsein der Voraussetzungen zur Anwendbarkeit drr cilwien Straibestimmungen, da noch gar keine Ueberiretnng de« 1876er Gesetze« vorliege, denn das bloße Vorhaben des Angeklagten, eventuell Vögel zu sangen, könne, da dasselbe über die Grenzen des Vor haben- nicht hinausgegangen» nimmermebr bestraft werde»; ober auch im klebrigen erachtet« die Leribeidiguug die Widerstand-. Handlungen als «icht vollständig erwiesen, da diese eigentlich nur aus dar Zengiiiß Seidel's selbst sich stützen; e« sei auch die Haupt» frage, ob Seidel in Ausübung seines Amte« sich besuudeo habe, »ich« klargestelli. Für den Fall aber, daß die Beschworenen der staatSanwaltschast- llchen Auffassung bestreik» sollten, bat auch die Verideidigung um Beladung der aus mildernde Umstände gestellten Zusatzsrage. Dem Wahrspruche der Geschworenen gemäß wurde Keiteritzsch für schuldig erachtet und vom Gerichtshöfe unter Annahme mildern der Umstände zu 1 Jahr Gesängniß und 2 Wochen Hast sowie zu 2 Jahren EhrenrechtS-verlust verurtheilt. X. Sitzung Der Schwurgericht-bös und die Geichworenenbank bestanden Sü den obengenannten Herren; die Anklage führte Herr Staot-anwalt Meißner, die Verlheidigung Herr Rechi-anwalt Ör Erdmann. Die gegen die Fabrikarbeiterin Sophie Marie Klengel au- Eilendurg wegen KindeStödlung erhobene Anklage wurde >a nichtöffentlicher Sitzung verhandelt und die Angeklagte dem Ber- diete drrSeschworc-len gemäß voa dieser Anklage sreigesprochen. Lörngliches Schöffergrücht. * Leipzig, 2. Nonembrr. Anläßlich der am ö. Iuui d. I. siottgehablen Beerdigung de- zu Plogwitz verstorbene» Tischler« Joachim Heinrich Böhme, welcher eia eifrige« Mitglied der social, demokratisch-» Pustet gewesen, batten die Parteigenossen desfttven aus dem Wege vom Tranerbause »ach dem Friedbofe Z» Klein- zschvcher nnd a»ch am offen«. Grab« verschiedene Kundgebunge, ver anlaß«, welche gegen di« Ber«rdnung vom 1«. Juli 1849, betr. da«
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